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Ein selbstzerstörerisches Opfer

von Harald Latus

Kapitel 1

Captain van Dyke öffnete den Datenzugang zur U.S.S. DELGADO und suchte automatisch jenes Datum auf, welches eine so dramatische Dynamik genommen hatte. Roger sah den Logbucheintrag von Captain John H. Armstrong und erinnerte sich an diesen Tag zurück, der alles in allem doch so gut angefangen hatte.

Lieutenant van Dyke trat aus der Schalldusche und prüfte sein Spiegelbild. Sein Bart, den er seit annähernd zehn Jahren nicht mehr abgenommen hatte, war zwar auf korrekte fünf Millimeter gestutzt, wie es die Flottenregel verlangte. Dennoch wies er immer noch Lücken auf, an denen sich einfach keine Barthaare bilden wollten. Erneut schüttelte er den Kopf. Nein, eine Korrektur, die in der Krankenstation durch einfache Mittel zu erledigen war, wollte er nicht durchführen lassen. Entweder auf normalem Weg oder gar nicht. Er kam ins Quartier in dem Peter Frames noch in seinem Bett lag, eingemummelt in eine dünne Decke.
Peter war ein echter Womanizer, der es fast immer schaffte, das andere Geschlecht für sich zu begeistern. Er hatte einen südländischen Teint, schwarze kurze Haare mit einem leicht kantigen Gesichtsprofil. Er ließ sich auch gelegentlich einen drei Tage Bart stehen. Im Gegensatz zu Roger aber nicht wegen seiner Hautunreinheit, sondern weil es die Damen oft als anziehend betrachteten.
Sein Körper war wie der seines Quartiernachbars gut durchtrainiert und dies ließ er die Damenwelt auch immer wieder gerne wissen, zeigte sich beim Sport in einer Kleidung die den Damen seine Attribute eindrucksvoll deutlich machten.
Roger versetzte ihm einen leichten Schlag auf die Schulter „Hey, aufstehen Schlafmütze, was hast Du gestern Abend wieder gemacht, dass Du so abgestürzt bist?“
Peter drehte sich zu Roger um und öffnete mühevoll seine Augen. Sofort schloss er sie wieder, leise aufstöhnend, weil das grelle Licht der Deckenlampe ihn blendete.
„Was heißt hier abgestürzt, ich habe für heute Abend zwei Bräute klar gemacht. Cassandra aus der Stellarkarthografie und Stefanie, die im Labor mit Doktor Wilkens arbeitet. Ich kann Dir sagen das wird ein richtig heißer Abend, wenn wir heute in die Freischicht gehen, da freu ich mich jetzt schon drauf.“ Roger hatte inzwischen seine Uniform angezogen und sah Peter belustigt an.
„Na dann komm mal in die Puschen mein Freund, unser Dienst beginnt in fünf Minuten.“ Aufgeschreckt wie von einer Tarantel gestochen sprang der junge Mann aus seinen Bett und war mit wenigen Schritten in der Nasszelle verschwunden. Gerade noch rechtzeitig traten sie aus dem Turbolift auf die Brücke und setzten sich auf ihre Positionen. Roger war zum Dienst an der Conn eingeteilt, Peter saß neben ihm an der OPS.

Der Tag begann ruhig. Der Flug in die Veridona Ausdehnung verlief ohne Probleme. Sie erreichten den Sektor um die Mittagszeit. Es gab keine besonderen Vorkommnisse.
Captain John H. Armstrong war ein vorsichtiger Mann, der immer versuchte aufkommende Konflikte gütlich zu lösen, was allerdings nicht immer gelang. So hatte er sich auch auf diese Mission vorbereitet und ihm war klar, dass er möglicherweise mit Überraschungen rechnen musste.
„Bericht!“, wies er seinen ersten Offizier an, der auf seinem Display die aktuell eingehenden Statusmeldungen interpretierte.
„Wir sind noch ungefähr eine Stunde von dem Raum der Jaboja entfernt, in wenigen Minuten kämen wir in Reichweite des Norlekraums. Ich habe jedoch Anweisungen gegeben diesen großzügig zu umfliegen, um niemanden zu provozieren.“
Der Captain drehte sich zu seinem ersten Offizier um.
„Eine weise Entscheidung Mister Baker, hätte ich nicht besser treffen können.“, dabei grinste er seine Nummer eins an und konzentrierte sich dann wieder auf den Flug. Im Gedanken ging er noch einmal die wichtigen Dinge durch, die er mit den Jaboja in Kürze diskutieren wollte, als plötzlich eine Meldung von der Wissenschaftsstation kam.
„Captain, ein Schiff ist ein Lichtjahr voraus unter Warp gegangen. Es zählt laut Sensoren zu dem Norlekimperium.“
Eigentlich war es anmaßend einen einzelnen Planeten mit vier bewohnten Monden und einem begrenzten Raumsektor als Imperium zu bezeichnen, aber die Geschichte der Erde hatte gezeigt, dass diktatorische Führer dazu neigten ihre Gesellschaft über alles zu stellen.
„Commander, können wir einen Ausweichkurs fliegen?“, wollte der Captain wissen.
„Sir, ich denke, sie suchen den Konflikt mit uns, sonst wären sie nicht so direkt in unserer Flugbahn aufgetaucht. Wenn wir ausweichen, werden Sie uns sicher folgen, ich denke mir, die Mühe können wir uns sparen.“
Captain Armstrong rückte sich in seinem Stuhl zurecht. „Dann wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben. Alarmstufe gelb. Lieutenant van Dyke, Lieutenant Frames, sie werden abgelöst, halten Sie sich für einen Einsatz bereit.“
Innerhalb von zwei Minuten tauchte die Ablösung auf und Roger verließ gemeinsam mit Peter die Brücke. Sie wussten, wo sie nun gebraucht wurden.

Der Einsatzraum der Piloten war schmucklos eingerichtet. Zwanzig bequeme Sessel standen in vier Reihen fast wie in einem alten Kino einer freien Wand gegenüber. Lediglich in der linken vorderen Ecke der Wand stand ein Pult hinter dem Lieutenant Commander Washington Platz fand.
Die DELGADO verfügte über sechs Shuttles, die über eine Abwehrausrüstung verfügten. Sie hatten stärkere Schilde, zusätzliche Waffenphalanxen und Mikrotorpedowerfer. Es war kein reines Kampffluggerät, aber es reichte aus, um kleine Einzelgegner vom Schiff fernzuhalten.
Roger und Peter hatten sich umgezogen und waren die ersten, die in ihrem Druckanzug in den Raum kamen. Sie nahmen in der ersten Reihe Platz und warteten, bis die weiteren Kollegen anwesend waren. Insgesamt waren zwölf Piloten für den Einsatz vorgesehen. Sechs sollten in normalen, nur leicht aufgewerteten Shuttles das Schiff direkt sichern, die sechs Verteidigungsflieger sollten weiter nach vorne dringen, um potenzielle Angreifer abzuwehren.
Wie es bei der Sternenflotte üblich war ging es hauptsächlich darum einen Gegner am Angriff zu hindern, indem man seine Waffen, seine Navigation oder seinen Antrieb außer Kraft setzte. Eine Zerstörung war in der Regel nur bei akuter Gefahr erlaubt, wurde aber auch akzeptiert, wenn die Lage außer Kontrolle war.
Der Lieutenant Commander trat hinter das Rednerpult und rief an der Wand die Daten der Gegner auf.
„Ladies und Gentleman, das Schiff, welches sich uns in den Weg gestellt hat, kommt von den Norleks. Diese Rasse ist sehr von sich eingenommen und stiftet mit ihren Ansichten regelmäßig Unruhe. Wir alle hoffen, dass diese Zeit hier ein entspanntes Warten auf Ihr Schichtende wird. Aber sollte es nicht so sein, dann denken Sie bei Ihrem Einsatz an die Grundregeln der Föderation.
Ich informiere Sie nun über die Gegenpartei.
Die Norleks haben kleine wendige Jäger mit einem Mann Besatzung. Sie sind nicht sehr schnell, haben einen mittleren Wendekreis aber aktivere Waffen. Um es präzise auszudrücken, es sind keine Kampfjäger und damit unseren aufgewerteten Shuttles nicht ganz ebenbürtig. Die aktive Gruppe fliegt mit jeweils einem Shuttle als Führer und einem Wingman zum Schutz. Ich warne alle hier. Keine Alleingänge, folgen Sie immer ihrem Führer und versuchen Sie so viele Gegner kampfunfähig zu machen wie möglich. Durch unsere Doppelbesetzung, Führer und Wingman, haben wir die bessere Defensivkraft, auch wenn die Norleks vielleicht agiler erscheinen. Unsere Verteidigung hat die größere Reichweite und eine sehr präzise Zielsuche. Nutzen sie diese Vorteile für sich aus.“
Auf dem Wandschirm drehte sich die dreidimensionale Abbildung eines Norlekschiffes, das mit seiner sehr globigen Gestalt keinen bedrohlichen Eindruck machte. Die neuralgischen Punkte für an den Norlekschiffen waren markiert. Jeder konnte genau sehen, worauf er zielen musste.
„Denken sie daran, dass wir keinen Angriffskrieg führen, sondern lediglich die Verteidigung unseres Schiffes sicherstellen wollen.
Informieren Sie sich auf Ihren PADDs und prägen sie sich die wichtigen Dinge ein. Wenn es losgeht, dann muss das sitzen wie aus dem Lehrbuch.“

„Commander, wie weit bis zum Schiff der Norleks?“, wollte der Captain wissen.
„Kommen in zehn Sekunden in Sichtweite.“, antwortete Ken Baker. „Lieutenant, öffnen Sie alle Grußfrequenzen und senden Sie die Grüße der Föderation auf allen Bändern. Erklären Sie, dass wir auf einer friedlichen Mission sind, aber vermeiden Sie irgendwelche Einzelheiten.“, wies der Captain den Kollegen an der OPS an, der sich sofort um die Kommunikation kümmerte.
„Alle Frequenzen offen, unsere Botschaft wurde gesendet und empfangen. Keine Antwort Captain.“, kam es von dem Lieutenant zurück, der den Platz von Peter Frames eingenommen hatte.
Eine weitere schlechte Botschaft kam von der Wissenschaftsstation.
„Captain, die Norleks schleusen kleine Schiffe aus, so wie es aussieht sind es wohl Angriffsjäger, die auf uns zuhalten.“
Im selben Moment fiel die DELGADO unter Warp, da sie den Sektor erreicht hatte. Auf dem Schirm war ein großes flaches Schiff zu sehen, welches durch die Seitenansicht und die dunkle matte metallische Oberfläche kaum vom Hintergrund zu unterscheiden war. Um so klarer waren auf den erstklassigen Sensoren der DELGADO die kleinen Schiffe der Norleks zu sehen, die zahlreich den Bauch ihres Schiffes verließen.
„Commander, unsere Alarmrotte soll starten, was bleibt uns sonst noch zu tun übrig. Taktik, bereiten Sie sich darauf vor mehrere Einzelziele zu verfolgen und unschädlich zu machen, wenn sie uns angreifen sollten.“

Lieutenant Commander Washington brauchte keinem seiner Piloten etwas zu sagen. Die Angaben, die der erste Offizier eben durch die Lautsprecher gegeben hatte, waren eindeutig. Alle beeilten sich zu den Fluggeräten zu gelangen. Roger und Peter waren die ersten die im Cockpit saßen und aus dem Hangar starteten.
Mit einem geschickten Loop nach oben und einer halben Schraube waren sie die ersten, die den Norleks entgegenstürmten. Sie hielten sich an der rechten Flanke und versuchten seitlich in die, in Formation fliegenden gegnerischen Schiffe, hineinzustoßen.
Noch bevor sie überhaupt in Waffenreichweite waren, ließen die Nolek Schiffe keinen Zweifel über ihre Absichten aufkommen. Auf breiter Front ließen sie ihre Waffen sprechen und sowohl Peter als auch Roger mussten Ausweichmanöver fliegen, um aus dem Zielerfassungsbereich zu entkommen. Kurz darauf hatten sie den Verband erreicht.
Peter, der den Rufnamen „Tiger“ hatte, meldete sich über Bordfunk, die interne Verbindung, bei seinem Wingman Roger, der sich „Eagle“ nannte.
„Hey Eagle, irre ich mich oder sieht das was da auf uns zukommt ganz anders aus als das, was uns der Präsident gesagt hat?“ Damit spielte er auf Lieutenant Commander Washington an, dessen Name sich mit dem ersten Präsidenten der vor langer Zeit existierenden vereinigten Staaten glich.
Roger hatte den Norlekjäger bereits von seinen Sensoren analysieren lassen und prüfte die taktische Auswertung. „Also das ist mit Sicherheit nicht nur die nächste Ausbaustufe von dem was wir gesehen haben. Vielleicht die Übernächste oder gar mehr. Höhere Schlagkraft, stärkere Schilde, deutlich wendiger als unsere Shuttles und mit einigen Extras ausgestattet, die wir schmerzlich vermissen.“
Auf Peters Schirm tauchte die Analyse des Norlekschiffes auf das mit seiner schlanken Form fast wie eine Zigarre aussah. Nur am hinteren Ende wurde es breiter, denn dort waren drei Triebwerke in einer dreiecksform angebracht. Er wusste, dass Roger diese Daten auch an alle anderen Kollegen gesendet hatte, hoffentlich kamen die ebenfalls damit klar.
„Es wird Zeit denen zu zeigen, dass es hier nicht weitergeht. Bleib an mir dran und halt mir das Heck frei!“
Damit zog Peter nach links direkt in die Reihen der Norleks und begann damit auszuteilen.
Schnell hatten auch seine restlichen Kollegen ins Geschehen eingegriffen und es entwickelte sich ein heftiger Tumult zwischen den beiden Hauptschiffen.
Ein weiterer Verband der Norleks kam nun in einem weiten Bogen auf die DELGADO zu und nahm das Schiff der Föderation unter Feuer. Die kraftvollen Schilde schluckten das erste Waffenfeuer, aber auch Torpedos und Sprenggeschosse versuchten die ein oder andere Stelle der Schilde mürbe zu machen.
Der Lieutenant an der Taktik hatte alle Hände voll zu tun und wurde inzwischen vom ersten Offizier unterstützt, denn die Anzahl der Einzelangreifer war mit zwei Händen einfach nicht mehr zu erledigen. Das Schiff war in dem Moment auf roten Alarm gegangen, als das erste Waffenfeuer der Norleks sichtbar wurde und die Crew tat ihr Bestes, um mögliche Schäden gering zu halten.

Peter hatte seine liebe Not, den kleinen wendigen Norlekjägern zu folgen. Die engen Kurven konnte er selbst mit seiner geschickten Steuerung nicht ausgleichen. Wiederholt musste ihm Roger van Dyke den Rücken freihalten, der neben seiner Aufgabe der Absicherung immer wieder neue Scans durchführte, wobei er mehr und mehr über die angreifenden Schiffe in Erfahrung brachte. Phaserschüsse schienen sie kaum zu beeindrucken, dafür schien ihr Waffenfeuer um so gefährlicher zu sein, wie einige Kollegen bereits feststellen mussten. So konnten drei der normalen Shuttles die Alarmrotte nicht mehr unterstützen und mussten sich in den schützenden Hangar der DELGADO zurückziehen. Zwar starteten kurz darauf andere Shuttles, aber es war abzusehen, dass auch diese kaum einen wichtigen Beitrag leisten konnten.
Die Funkverbindung zum Schiff verhieß nichts Gutes. Die Schilde waren bereits runter auf 25 Prozent und an einigen Stellen wurden sie bereits durchlässig. Die Wissenschaftsstation und der Chefingenieur kaschierten das durch Modulation und Überlagerungen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis der Gegner das herausbekommen würde.

Peter und Roger hatten es inzwischen geschafft insgesamt acht von 64 Schiffen der Norleks unschädlich zu machen, die anderen Staffeln hatten weniger Glück. Obwohl sie einige Treffer erzielten flogen die Norlekschiffe immer noch weiter. Es sah nicht gut aus für die Föderation. Allein mit diesem einen Team erfolgreichen ließen sich sicherlich nicht alle Angreifer ausschalten, das war auch Roger van Dyke bewusst. Aber er hatte eine Theorie, die helfen konnte. Über Bordfunk meldete er sich bei Peter.
„Hey Tiger, mir ist da eine Idee gekommen, die Norleks haben zwar die wendigeren Jäger, aber sie erkaufen sich ihren engen Wendekreis durch ihre Manöverdüsen.“ Peter antwortete nicht sofort, er hatte gerade die Möglichkeit einen weiteren Norlek auszuschalten und nutzte die Gelegenheit zum Schuss. Der Jäger wurde langsamer und seine Navigation fiel aus. Er war keine Gefahr mehr für das Föderationsschiff.
„Wenn das keine Wunderwaffe ist, dann wird sie den Ausgang dieses Desasters nur verschieben, aber nicht umkehren können.“, kam es durch die Funkverbindung.
„Im Gegensatz zu unseren druckluftbetriebenen Steuerdüsen verwenden sie Barongas, das sich feiner dosieren lässt. Es ist entflammbar!“, erklärte Roger.
„Witzbold, wenn das so wäre, dann würde hier bei dem ganzen Phaserfeuer schon alles lichterloh brennen, tut es aber nicht.“ Erneut zog er sein Shuttle in einer engen Kurve hinter einem Norlek her, konnte aber den Radius nicht so verringern wie dieser und driftete nach außen weg. Der Gegner entkam und Peter hatte Mühe seinem Shuttle wieder eine normale Fluglage zu geben.
„Nicht nur die Norleks haben besondere Extras an Bord, ich habe auch ein paar Überraschungen dabei. Eine davon ist eine Polaronkaskade, wenn ich die zünde, dann wird hier sicherlich alles hochgehen, nur, dann müssten wir vorher schnell verschwinden.“, erklärte Roger van Dyke seinen Plan.
Peter, der die Wirkung einer Polaronladung kannte brauchte nur eine Sekunde, „Eagle, das ist eine perfekte Idee. Lass uns das machen. Gib Schub, einmal mittendurch, das Ei fallen lassen und hinten wieder raus. Ich warte auf dich am anderen Ende.“
Doch Roger wiegelte ab, „Wenn das der Präsident sieht, dann kann ich wieder Plasmaleitungen schrubben. Wir müssen das schon gemeinsam machen.“ Doch Peter hielt dagegen. „Nein, zwei sind zu auffällig. Wenn Du allein fliegst und ein wenig unkontrolliert, sieht es aus wie Schwierigkeiten, dann achten Sie nicht so auf Dich. Ich kann mein Heck schon für einen Moment selbst sauber halten, also mach hin.“ Roger zog ein Stück nach vorne und sah nach rechts aus der Seitenscheibe. Er hielt seinen linken Daumen hoch, was Peter erwiderte.
„Halt deine Bude sauber, wir sehen uns auf der anderen Seite.“, damit beschleunigte Roger und lud den Polaron Sprengsatz in den Torpedowerfer. Er tippte gerade eine Zündsequenz von zehn Sekunden ein, als sich der Staffelführer meldete: „Eagle, Sie haben Ihre Position verlassen, kehren Sie sofort wieder zu Ihrem Führer zurück. Keine Alleingänge, schon vergessen?“
Roger war sich sicher, dass seine Idee funktionieren würde, aber eine Erklärung würde einfach zu lange dauern. In seinem Übermut erwiderte er dem Staffelführer: „Sir, ich muss nur mal kurz austreten und ich will nicht in den eigenen Vorgarten machen. Man wird ja wohl noch seine Notdurft verrichten dürfen.“
Das brachte ihm einen Lacher von allen anderen ein, nur Lieutenant Commander Washington fand das nicht lustig. Er wollte gerade ansetzen zu einer Zurechtweisung, als Roger in sein Mikrofon schrie: „Achtung an alle, auf dem schnellsten Weg raus hier, Polaronkaskade in zehn Sekunden ab jetzt!“, gleichzeitig drückte er den Auslöser für den Sprengsatz.
Sofort zogen sich alle Föderationsschiffe aus den Kämpfen zurück und navigierten an den Außenbereich des Geschehens. Roger zog mitten in den Pulk der Norlekschiffe, die mit ihren Schiffen wendeten und dabei wieder auf die Steuerdüsen setzten. Das Föderationsshuttle beschleunigte und Van Dyke sah bereits Peter, der außenherum einen weiten Bogen geflogen war.
In diesem Moment hatte das Shuttle von Lieutenant van Dyke Schubverlust, weil ihn ein Phasertreffer von einem Norlekschiff am linken Impulstriebwerk traf. Er verfluchte seinen Verfolger und vor allem sich selbst, dass er zu unachtsam war und nicht auf sein Heck geachtet hatte. In diesem Moment zündete die Polaronkaskade und erzeugte einen Gewittersturm im All. Zahllose Blitze schossen aus der kleinen Kugel die Roger van Dyke im Kampfgetümmel abgesetzt hatte. Die enorme Stärke der Entladung entzündete die Barongase, welche daraufhin expandierten. Die meisten Norlekschiffe wurden durch die Wucht gegeneinander geworfen, verloren ihre Antriebsenergie und waren mit einem Schlag außer Gefecht. Für Roger waren es nur noch wenige hundert Meter bis zum Schiff von Peter Frames, dem sich anscheinend auch ein Verfolger auf den Fersen befand.
„Ich bin gleich in Reichweite, mach den irren Iwan. Ich bin gleich da.“, rief Roger ins Mikrofon, denn seine Waffen konnten den Angreifer noch nicht erfassen. Er hoffte, dass es Peter mit dem Ausweichmanöver schaffte seinen Verfolger abzuhängen.
Roger sah, wie der Norlek einen Torpedo abfeuerte und Peter flog nun schräg auf seinen Kollegen zu. Für einen kurzen Augenblick verlor van Dyke das Geschoss hinter Peters Shuttle aus den Augen.
Roger erkannte mit Schrecken, wie das Shuttle von Peter plötzlich verlangsamte. Scheinbar hatte der Torpedo oder was immer es war den Antrieb erwischt. Für drei Sekunden passierte nichts. Roger war inzwischen so nah, dass er Peter im Shuttle sitzend erkennen konnte. Plötzlich explodierte eine Sprengladung im Inneren des Shuttles, hüllte Peter in eine Wolke aus Feuer ein und sein Freund verschwand in den Flammen. Eine Zehntelsekunde später zerplatzte das Shuttle wie eine Seifenblase in einem lautlosen Feuerball.
Roger war geschockt. Instinktiv drückte er auf den Auslöser von allen Waffen, die er in seinem Shuttle hatte. Pulsphaser und zwei Mikrotorpedos trafen den Angreifer durch die zerberstenden Überreste von Peters Shuttle und besiegelten damit auch das Ende des Norleks.
In seinem Schockzustand flog Roger einfach weiter geradeaus und sein Staffelführer musste ihn dreimal rufen, bevor der Lieutenant wieder in die Wirklichkeit zurückkam. Er drehte bei und ließ den Autopiloten den Anflug übernehmen.
Wie in einem Film, der auf der Leinwand ablief, ohne in die Situation eingreifen zu können, sah Roger das Ausmaß der Zerstörung.
Die durch die Polaronkaskade entzündeten Gase verursachten letzten Endes so starke Detonationen und Schäden, dass die Norleks ihre Schiffe zurückziehen mussten. Nach wenigen Minuten war der ganze Spuk vorbei und einzig die Trümmer von Peters Shuttle expandierten in einer Wolke von Trümmern, die sich immer weiter vergrößerte.
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