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5x13 - Apotheosis #3

von Julian Wangler

Kapitel 3

Erde, San Francisco

Im Arrestzellentrakt unter dem Sternenflotten–Hauptquartier erschien Hoshi Sato vor dem Panzerglas von Arik Soongs Zelle und schaltete die KOM–Einheit auf.

„Lieutenant Sato.“, sagte der Wissenschaftler und fasste sich mit gespielter Miene ans Herz. „Welch eine Überraschung. Ist die Heldin des Tages gekommen, um mir ihren brillanten Trick zu verraten? Ich bin zu neugierig, wie Sie diese Gizmos in Maretha und mir zum Tanzen gebracht haben.“

Sie genoss das Gefühl, den Mistkerl wieder hinter Schloss und Riegel gebracht zu haben. „Tut mir Leid. Insidergeheimnis.“

„Ach kommen Sie. Seien Sie keine Spielverderberin. Wir waren kurz davor, das Sol–System zu verlassen.“

Sie schwenkte die Hände. „Tja, wie heißt es so schön: Wie gewonnen…“

Soong grinste und pointierte sie mit dem Finger. „Auf jeden Fall hab’ ich Sie unterschätzt. So was passiert nicht häufig. Ich gratuliere Ihnen.“

„Ich fühle mich nicht geehrt, Soong.“

„Ich sehe schon: Hätten wir uns unter anderen Vorzeichen gefunden, wir hätten jede Menge Spaß gehabt.“ Er verschränkte die Arme und wurde wieder ernster. „Wenn ich Ihnen also nicht schmeicheln kann, weshalb haben Sie mich dann aufgesucht? Oh, es geht doch nicht etwa um Ihren Captain? Der Arme, ich hab’s mitgekriegt. Es brach mir fast das Herz. Ich weiß, er würde sich das nie eingestehen, aber ich glaube, er und ich sind uns am langen Ende ähnlicher als wir dachten. Wir sind einfach nichts für die Frauen. Wir sind Einzelgänger, einsame Wölfe in der Wildnis der Nacht.“

Hoshi hatte mitbekommen, wie Maretha Soong handfeste Vorwürfe machte, nachdem ihre Flucht misslungen war. Sie hatten sich bitterböse überworfen. Ihre Turtelei hatte ein rasches Ende genommen. „Nein, wie poetisch Sie doch sind. Sparen Sie sich das falsche Mitleid, Soong.“, erwiderte sie. „Das braucht wirklich niemand.“

„Nun, was kann ich für Sie tun?“

Sie hob einen Handcomputer auf Brusthöhe. „Ich habe ermutigende Fortschritte gemacht, aber ein Schritt fehlt noch. Es gibt da einen allerletzten romulanischen Algorithmus, an dem ich nicht vorbeikomme. Und Sie werden mir helfen, ihn zu knacken.“

Der grauhaarige Mann lächelte über ihren bestimmenden Tonfall. „Auch, wenn Ihre kleine Selbsthilfegruppe gescheitert sein mag: Pflegen Sie immer einen so brüsken Umgang mit Männern, um Ihre Ziele zu erreichen?“

Hoshi fokussierte ihn. „Seien Sie versichert: Das ist noch der Schongang. Wenn mich nicht alles täuscht, schwimmen da noch ein paar Parasiten in Ihren durchtriebenen Eingeweiden herum. Es wäre sicher nicht schwer, ihnen noch einmal zu befehlen –…“

Soong ächzte, gab sich geschlagen. Dann setzte er sich seine beste Grimasse auf. „Wer sagt es denn, heute ist Ihr Glückstag, Lieutenant. Bitte, kommen Sie gleich in meinen Salon. Sie können sich ausbreiten. Die Liebe ist verflogen, und meine Notizblätter voller genialer Einfälle wurden frisch vaporisiert. Herein, herein.“

Sie musste jetzt zügig Ergebnisse produzieren. Gregor Casey zählte auf sie, und die Zeit wurde immer knapper. Obendrein galt es, am Nachmittag einen wichtigen Termin einzuhalten. Sie hatte es dem Captain versprochen.

– – –

Erde, Bloomington

Tiefes Schweigen breitete sich auf dem Friedhof aus, nachdem der Pfarrer fertig gesprochen, mit gesenktem Blick den Sarg gesegnet und sich einige Schritte zurückgezogen hatte. Auf einen Wink des Chefs der Bestattungseinheit traten zwei Männer vor und senkten den Sarg an Seilen langsam ins Grab. Es gab ein dumpfes Geräusch, als er den Boden erreichte, und ein Teil der Anwesenden – vornehmlich die Zivilisten – gab ein ersticktes Schluchzen oder Seufzen von sich.

Normalerweise war es Tradition, Angehörige der Sternenflotte für ihre letzte Reise in den Weltraum zu entlassen. Aber Erika Hernandez hatte darin nie etwas Schönes erkennen wollen. Sie hatte darauf bestanden, auf der Erde beigesetzt zu werden, in ihrer Heimatstadt. Denn trotz aller Verwegenheit, die der Weltraum mit seiner grenzenlosen Freiheit bot, wollte sie nicht ungeerdet dem langen Frieden begegnen. Sie hatte stets Wert darauf gelegt, zu den Wurzeln zurückzukehren; wahrscheinlich hatte sie daraus ihre Stärke bezogen. Man hatte ihrer Bitte entsprochen.

Jonathan Archer stand da, unfähig, einen Schritt zu tun, während die Untergebenen das Grab mit der großen Marmorplatte zudeckten, dicht an dicht zur Ruhestätte des Elternpaares Hernandez.

Wie konnte das nur geschehen…, ging es ihm durch den Kopf, und mit starrem Blick sagte er leise: „Ich werde mir nie verzeihen können, dass sie nicht mehr da ist.“

„Sie wissen, dass es nicht in Ihrer Macht lag, irgendetwas dagegen zu unternehmen.“ Es war T’Pols Stimme. Sie sind dicht neben Malcolm und Hoshi in seiner Nähe.

Er musste sich an das erinnern, was Erika ihm einst gesagt hatte. Die Welt dreht sich nicht um Dich, Captain. Und genauso wenig bist Du verantwortlich für das, was geschehen ist.

„Captain Hernandez wäre enorm stolz auf Sie.“

Es stimmte. Sie war mit einem seltsamen Frieden im Antlitz gestorben, für die Archer sie auch jetzt noch bewunderte. Nur Sekunden vorher hatte sie Worte ausgesprochen, die ihn für den Rest seines Lebens begleiten würden. Es ist nur ein geringer Preis für jemanden, der seinem Volk den Himmel geöffnet hat. Sie hatte nicht nur Dank und Bewunderung darin zum Ausdruck gebracht, sondern sie hatte auch gewollt, dass er darüber hinweg kam und weiter machte. Doch würde er wirklich jemals die Kraft finden, diesen Wunsch Realität werden zu lassen?

Allmählich zog sich die Trauergemeinde aus Sternenflotten–Offizieren und Familienangehörigen zurück und teilte sich dabei in Gruppen auf, die nicht wussten, wohin sie sich wenden sollten – niemand mochte wirklich gehen und Erika allein zurücklassen. Archer verabschiedete einige Personen aus dem nahe stehenden Angehörigenkreis seiner Gefährtin. Zu viert blieben sie zurück, und als alle sich entfernt hatten, wagte er es, an Erikas Grab zu treten, wo er niederkniete und die Hand auf den kalten Marmor legte.

Er wünschte, Trip wäre hier gewesen. Oder Phlox. Das hätte ihm geholfen.

Die Familie ist nicht mehr komplett…

„Bis bald.“, murmelte er und erhob sich wieder.

Als sie langsam fortschritten, schüttelte Archer den Kopf. Er rieb sich das Nasenbein. „Die siebte Beisetzung in vierundzwanzig Stunden.“

„Immerhin war es die Letzte, Sir.“, sagte Reed.

Die Letzte von Unseren. Er dachte an die vielen gefallenen Columbia–Crewmen. Es wäre nur fair gewesen, der Sendung jedes Einzelnen von ihnen beizuwohnen. Aber er fand nicht mehr die Kraft dazu. Er fühlte sich ausgelaugt.

War es ein Fehler gewesen, dass er darauf verzichtet hatte, eine Abschiedsrede vor der Trauerprozession zu halten? Vielleicht schon. Doch hatte er sich außerstande gesehen, sich eine Rede aus den Fingern zu saugen, wie lohnenswert das alles gewesen war. Und er hätte nicht den Mut gefunden, all den Niedergeschlagenen ins Gesicht zu blicken.

Er konnte ja nicht einmal sein eigenes Spielbild ertragen.

„Der Chef, Kelby…und eine Menge anderer guter Leute. Was habe ich damit erreicht, sie zu rächen? Ich hätte wissen müssen, dass man Blut nicht mit Blut vergeltet. Und jetzt ist es zu spät. Viel zu spät.“

„Sir, Sie sagten es selbst: Das war der letzte Raubvogel. Sie haben die Romulaner einer unglaublich wertvollen Technologie beraubt.“

Erst jetzt fiel ihm auf, wie unermüdlich sich Malcolm seit Erikas Tod darum bemühte, seinen Selbstzweifeln etwas entgegenzuhalten. Ausgerechnet der wortkarge Waffenoffizier, den er in den vergangenen Jahren so vergebens zu Smalltalk und Gefühlsäußerungen hatte bewegen wollen, neigte sich ihm jetzt entgegen wie kaum ein anderer.

„Ich muss Lieutenant Reed beipflichten, Captain.“, sagte T’Pol, nachdem einige Sekunden verstrichen waren. „Die Koalition steht tief in Ihrer Schuld.“

Ein schwacher Trost.

Hoshi hakte sich unter seinem Arm ein, während sie weiter gingen. Eine Träne rann ihm aus dem Augenwinkel. „Trotzdem fühle ich mich, als hätte ich den besten Teil meiner Seele verkauft. Manchmal ist der Preis einfach zu hoch.“

– – –

Mars

Es hätte nicht so kommen dürfen. T’Pol wusste es, und tief unter ihrer Logiktünche keimte die Scham wie ein Virus, stach und brannte. Jonathan Archer hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden. Sie hatte sich geschworen, ihm nach seinem bitteren Verlust beizustehen, und doch bekam sie kaum ein Wort der Anteilnahme heraus.

Wie oft hatte er ihr zur Seite gestanden? In ihren dunkelsten Stunden war aus ihm ein belastbarer, aufrichtiger Freund erwachsen, der Anteil an ihren Leiden nahm, erduldend und voll hilfsbereiten Tatendrangs. Bei unzähligen Gelegenheiten hatte er sie bis zum Ärgsten geschützt; er hatte immer darum gekämpft, sie bei sich auf der Enterprise zu behalten.

Nicht, dass es nicht ohnehin schwer genug war, den niedergeschlagenen Captain nach seinem existenziellen Verlust wieder aufzubauen. T’Pol hatte sich dieser Aufgabe nicht einmal unbefangen annehmen können.

Denn innerlich war sie war bereits gebunden.

Sie vermochte es sich nicht mit Rationalität zu erklären. Sie hatte nur noch an das bevorstehende Treffen denken müssen, an nichts anderes. Wie eine Besessene kam sie sich vor, wie eine Verschwörerin und Egoistin, die bereitwillig eine der zentralen Personen ihres jüngeren Lebens im Angesicht der Verzweiflung zurückließ, einfach alles in Kauf nahm.

Hatte sie aufgehört, zu kämpfen?

Nein. Sie hatte noch gar nicht angefangen.

Es war ihre letzte Auseinandersetzung mit Trip gewesen, als sie endlich verstanden hatte: Viel zu lange kämpfe sie die Kämpfe der Anderen, nicht ihren eigenen. Sie hatte unter den Menschen Freunde gefunden, auch Bereicherung, sie hatte sich verändert, und neue Gewohnheiten waren entstanden. Vielleicht hatte sie diese neue Heimat gebraucht, weil sie stets anders gewesen war als andere Vulkanier.

Aber ihre alte Heimat hatte sie zurückgelassen. Sie hatte diese Heimat zeitweilig sogar verleugnet. Die Wasserscheide war der Tod ihrer Tochter und die darauf folgende Exklusion gewesen. T’Pol hatte sich bislang immer als Opfer gesehen. Sehen wollen. Doch was, wenn Vulkan endgültig aus ihrem Leben verschwunden war, weil sie es zugelassen hatte?

Trotz allem, Trip, bin ich immer noch eine Vulkanierin.

Die Vorstellung zerrte an ihren Nerven. Sie blickte an sich hinab und sah die Uniform der Sternenflotte. Sie hatte in die Zukunft geschaut und tatsächlich eine alte Frau erkannt, die an der Seite eines Terraners ihren Lebensabend fristete.

Und dann war sie darüber erschrocken. Sie hatte sich eingeredet, jemand anderes zu sein. Ihr altes Selbst überwunden zu haben, als wäre es eine schlimme Krankheit. Sie hatte versucht, die Wurzeln in ihr altes Dasein zu kappen.

Vergebens. Sie war an ein Ende gelangt, ein Ende ihrer Illusionen. Und deshalb war sie Trip, so sehr es auch schmerzte, dankbar, dass er ihr so schonungslos die Wahrheit vor Augen geführt hatte. Er hatte ihr gezeigt, dass sie zusehends nicht das beste aus zwei Welten vereinte, sondern zwischen zwei Welten hing, in einer Schwebe, die bewirkte, dass sie sich für keinen dieser beiden Pole mehr entscheiden konnte.

Sie war eine Gefangene. Und ihr eigener Kampf würde darin bestehen, endlich auszubrechen. Unter den Menschen war sie wie in einem gläsernen Käfig, das spürte sie. Sie konnte ihr Leben in dieser Welt nicht guten Gewissens führen, wenn sie die andere Facette ihres Ichs weiter unterdrückte. Sie konnte erst dann komplett und frei sein, wenn sie wieder ganz war.

Große Veränderungen standen bevor. Doch sie würde auf Jonathan Archer zurückkommen. Das war sie ihm, ihrem treuen Freund, so sehr schuldig.

Jetzt hatte sie sich erst einmal abgeseilt. Die Enterprise lag noch schwer beschädigt im Dock, die Crew war verstreut; es war kein Schweres gewesen, sich unauffällig loszulösen. Der vereinbarte Treffpunkt war der Marktplatz der zentralen Mars–Kolonie Utopia.

Das Foyer war eine blitzende Konstruktion aus Trilurium und Glas – eine betont moderne Kammer, hell und geräumig, geschmückt mit sorgfältig angeordneten Bäumen, Büschen und Blumenstauden. Manche Pflanzen stammten von der Erde, andere von fremden Welten. T’Pol trat von der schattigen Promenade her ein. Zu beiden Seiten des Weges gab es schmuckvolle Läden und kleine Nischen, die bestimmte Spezialitäten, Getränke und andere Dinge anboten.

Sie bestieg über eine Wendeltreppe die erste Ebene der kolonialen Flaniermeile und wartete vor einem großen Fenster, das einen bestechenden Ausblick auf die rote Sandwüste bot. Ihr Blick wanderte weiter, folgte den langen, kurvenreichen Gräben des Valle Marineris, die sich bis hinter den Horizont erstreckten, wo die rauen Hochlande von Sinai Planum, Syria Planum und in weiter Ferne der machtvoll zum Himmel aufragende Gipfel des Olympus Mons lagen. Jener Berg bildete den höchsten Punkt auf dem Mars; er war dreimal so hoch wie der terranische Mount Everest.

Sie fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis der Einfallsreichtum der Menschen bewirkte, dass der Mars ein Antlitz bekam wie die Erde. Seit der Rote Planet erstmals im Jahr 2103 besiedelt worden war, hatte sich bereits erstaunlich viel getan. Fast achthunderttausend Männer, Frauen und Kinder lebten heute hier, und Prognosen zufolge würde sich diese Zahl schon in den nächsten zehn Jahren vervierfachen.

Nach allem, was T‘Pol gehört und gelesen hatte, waren viele Materialien, aus denen die Utopia-Kolonie bestand, aus auf dem Mars einheimischen Mineralien synthetisiert worden. Selbst die Luft zum Atmen und das Wasser zum Trinken wurden aus der planetaren Umgebung und den Abfallprodukten der Bewohner wiederaufbereitet. Ermöglicht wurde dies durch die riesigen, industriellen Atmosphärenverarbeiter, die am Grund eines angrenzenden Tals installiert worden waren. Voraussichtlich würde sich dort unten die erste Zone entwickeln, an der ein Atmen und Leben ohne Schutzanzug möglich sein würde; vorausgesetzt, das marsianische Terraformingprojekt schritt in der gegenwärtigen Geschwindigkeit noch wenigstens ein Jahrhundert voran.

Trotz all dieser beeindruckenden Entwicklungen, rief sie sich in Erinnerung, durfte man nicht vergessen, dass es vor allem ein Konzern war, der sich bei der Fruchtbarmachung des Mars – wie hätte Trip wohl gesagt? – ‚dumm und dusselig‘ verdiente. T’Pols Blick glitt in Richtung eines separat stehenden, postmodern anmutenden Canyontowers, der über verschiedene gläserne Tuben mit dem Hauptkörper der Utopia-Kolonie verbunden war. Auf dem Dach des Gebäudes prangte der Schriftzug: DYTALLIX RESOURCE EXTRACTION CORPORATION.

Für manche Menschen ist selbst die Erschließung und Eroberung des Alls schlicht ein Geschäft., überlegte T’Pol. Gut, dass die Gruppe dieser Leute zwar sehr langsam, aber sicher abnimmt. Eines Tages mochte die Menschheit möglicherweise so weit sein, eine der letzten Geißeln endgültig hinter sich zu lassen: das kapitalistische Gesellschaftsmodell.

„Wir sind sehr erfreut, dass Du eingewilligt hast, Dich mit uns zu treffen.“

Sie drehte sich abrupt um und riss sich aus ihren ausschweifenden Gedankengängen. Vor ihr standen Tavin und Kov, mit Kapuzen über den Köpfen. Sie sahen erschöpft aus, so als hätten sie lange keinen Schlaf mehr gefunden.

„Ich sehe keinen Grund, abzulehnen.“, erwiderte sie. „Seid Ihr unbeschadet angekommen?“

„Das sind wir, wenngleich der Flug hierher anstrengender war als man denken mag.“ Tavin wirkte bedrückt. „T’Pau hat eine Festung aus dem Planeten gemacht. Während sich ihre Diplomaten darum bemühen, Ausreden zu finden, greift sie mit harter Hand durch. Es ist so schlimm wie nie zuvor. Sicher ist es nur noch eine Frage von Tagen, höchstens weniger Wochen.“

Schlagartig besaß sie Gewissheit, weshalb sie keinen Kontakt mehr zu den V’tosh ka’tur erhalten hatte.

„Ist das der Grund Eurer Reise?“, fragte sie. „Geht es um T’Pau?“

„Nein. Nein, T’Pol, zuallererst geht es um Dich.“ Tavin maß sie mit durchdringendem Blick. „Du ahnst, weshalb wir hergekommen sind, nicht wahr?“

Sie hatte es gespürt. Und sie war dankbar. Es war die Zeit der Entscheidungen.

Der Punkt ohne Wiederkehr kam näher.


Stunden später saß T’Pol wieder in Ihrem Quartier an Bord der Enterprise und schob einen Datenchip in den Slot ihres Tisch-Terminals. Das kleine, unscheinbare Speichermodul war ihr von Tavin und Kov mitgegeben worden. Sie hatten ihr gesagt, dass sie den Inhalt bei der anstehenden Entscheidung unbedingt berücksichtigen solle, was immer das bedeutete.

Nun zeigte ihr der Computer an, dass lediglich eine Aufzeichnung auf dem Chip vorlag. Eine Audionachricht. Ihre Finger huschten über die Tastatur, und kurz darauf ertönte schon eine wohl bekannte, ruhige und salbungsvolle Stimme. T’Pol erkannte sie auf Anhieb. Es war die Stimme von Yuris.

„So lange hast Du Dich einsam gefühlt, fern der Heimat.“, sagte Yuris gedämpft, aber entschlossen. „Du bist verstoßen worden und gedemütigt. Du hast unerträgliches Leid erdulden müssen. Aber Du sollst wissen, dass Du nicht allein bist, T‘Pol. Du warst es zu keiner Zeit. Es gibt andere, die nachvollziehen können, was Du erlebt hast, und die Deine Erfahrungen und Empfindungen teilen können. Andere, die Dir nahe stehen und die Dir ihre Hand anbieten – für alles, was noch vor uns liegt.“ Eine Pause entstand. „Ich glaube Folgendes: Du bist nicht nur eine Tochter Vulkans, T’Pol, sondern Du bist ein Symbol. Ein strahlendes Symbol für ein besseres Vulkan. Was Du erlitten hast, war unglaublich schwer. Aber siehst Du, wer Du durch Deinen Leidensweg geworden bist? Du bist emporgeläutert, auf eine Stufe des Lebens, wie es sich die meisten Vulkanier nicht einmal vorstellen können. Du hast eine Tür aufgestoßen – für unser Volk als ganzes. Und deshalb braucht Vulkan Dich, mehr denn je zuvor. Du musst unserer verirrten Welt helfen, den richtigen Weg inmitten des dunklen Alls zu finden. Hiermit bitte ich Dich ein letztes Mal: Komm nachhause, in den Schoße Vulkans und in die Arme derjenigen, die Deine Armee sein werden im Kampf um ein besseres, ein neues Vulkan, wie Surak es wirklich erträumt hat. Komm zurück nachhause. Finde Frieden, T’Pol…“
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