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The Enemy Within

von Jem2398

Kapitel 1

Ungeduldig spähte Madeline aus dem Fenster. Wo blieb Malcolm bloß?

Er hatte gemeint, dass er am späten Morgen ankommen würde, aber mittlerweile neigte der Tag sich dem Abend zu. Er war längst überfällig und es war ungewöhnlich, dass er unpünktlich war und ihr nicht Bescheid gab.

Dafür hatte sie keine plausible Erklärung. Es war ihm genauso wichtig gewesen zu kommen, wie ihr. Er würde sie nicht versetzen.

Den Termin morgen, den sie für sich und ihren Bruder vereinbart hatte, musste sie wohl oder übel verschieben. Seine Freunde und ehemalige Kollegen, die sie kannte, hatte sie kontaktiert, aber sie wussten nicht, wo er steckte. Es gab nur eine andere Möglichkeit und die würde sie jetzt abklären.

 

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Ein tiefes Surren war das erste was er wahrnahm. In den nächsten Momenten wurde ihm klar, dass das nur in seinem Kopf war. Sein Mund war trocken. Er blinzelte leicht und versuchte sich zu räkeln, aber er konnte nicht.

Irritiert öffnete er die Augen um sich zu orientieren. Er befand sich in einem Raum dessen Wände weiß gehalten waren. Von der Decke erhellte grelles, kaltweißes Licht den Raum. Da er keine Tür sehen konnte, musste sich diese hinter ihm befinden. Der Boden war grau, und rau gehalten. Es sah für ihn nach Beton aus. In der Mitte des Raumes, vor ihm, stand ein massiver Tisch und auf ihm eine große, silberfarbene Box.

Er saß auf einem kalten, hölzernen Stuhl. Man hatte ihm alles, bis auf die blaue Sternenflotten-Unterwäsche, abgenommen und an den Stuhl gefesselt. Seine Handgelenke waren, mit den Handflächen nach oben gerichtet, an den Anfang der Armlehnen mit Seilen festgebunden. Die Fasern schnitten ins Fleisch und die Haut brannte und juckte fürchterlich. Durch seine Armbeugen führte auch so ein Seil, dass diese mit dem anderen Ende der Armlehnen verband und seine Bewegungsfreiheit enorm einschränkte. Seine Fußgelenke waren an die Stuhlbeine gebunden.

Innerlich bereitete er sich auf das Schlimmste vor. Er war Agent bei Sektion 31 gewesen und man hatte jeden von ihnen darauf vorbereitet gefangen genommen und gefoltert zu werden, inklusive Simulationen. Aber wie war er überhaupt hierhergekommen?

 

Auf jegliche Geräusche konzentriert, hörte er wie sich tatsächlich eine Tür hinter ihm beinahe lautlos öffnete und die Schritte einer Person näherkamen.

"Na, aufgewacht?“, fragte die Person und blieb vor ihm stehen.

Der Mann trug weiße Hose, weiße Schuhe, ein hellblaues Hemd und einen weißen Kittel. Er trug das dunkle Haar etwas länger, als es für Sternenflottenoffiziere üblich war, aber warum sollte er überhaupt zur Sternenflotte gehören?

Selbst wenn die helle Kleidung symbolisieren sollte, dass er vertrauenswürdig, offen und ehrlich war, fiel Malcolm für ihn keine positiv konnotierte Bezeichnung ein. Er antwortete ihm nicht.

 

Der Mann fuhr leicht über eine Handfessel, „Aus Tropengräsern. Ich weiß ja, dass du die magst.“

Natürlich – deshalb juckte es so bestialisch. Er war schließlich darauf allergisch.

„Ich kann dich verstehen. Ich wäre auch nicht besonders glücklich, wenn man mich entführen und fesseln würde und dann auch noch Informationen wollen würde. Vorher schulde ich dir natürlich auch noch ein gewisses Maß an Informationen. Du gehörst zu meiner Organisation, wir haben dich auf eine jahrelange Mission vorbereitet. Die hast du jetzt erfüllt. Da wir nicht wollten, dass du uns verraten kannst, haben wir alle Erinnerungen an uns gelöscht. Deshalb vertraust du uns nicht, aber wir werden die Informationen, die du für uns gesammelt hast, die wir brauchen, aus dir rausholen. Und wenn du nicht kooperierst, dann werden wir Gewalt anwenden müssen, so leid es uns auch tut.“

Sein Gesicht drückte aber nicht aus, dass es ihm leidtun würde. Er schien sich sogar eher auf diesen Teil zu freuen.

„Ich werde mit einfachen Fragen anfangen.“, meinte er und pappte Malcolm einen kleinen, runden Gegenstand an den Hals. Er ging um den Tisch herum, öffnete die Box und holte einen kleinen Monitor in der Form eines PADDs hervor.

Der Mann trat vor den Tisch und lehnte sich entspannt, Malcolm gegenüber, an den Tisch. „Ich bekomme hier alle deine Werte übermittelt. Sieht interessant aus.“, meinte er mit dem PADD wedelnd.

„Also: Wie heißt du?“

Malcolm schwieg. Natürlich fragten sie erst Sachen ab, die sie wussten. Jeder Körper gab leider verräterische Zeichen von sich, die keiner verbergen konnte. So konnten sie seinen Körper und seine Reaktionen kennenlernen. Deshalb würde er sich an den Rat halten nicht eine Frage zu beantworten. Mit einer Antwort kooperierte man schon und konnte etwas Preis geben, dass dieser Mann später ausnutzen konnte, um ihn zu brechen.

"Dein Geburtstag?“

Selbst scheinbar belanglose Dinge konnten eine Schwachstelle offenlegen. In seinem Kopf ratterte es. Worauf wollten sie hinaus? Was wollten Sie wirklich von ihm?

„Der Name deines Vaters?“

Er hoffte, dass sein Körper nicht lauter sprach als Worte.

„Der Name deiner Mutter?“, eine provokative Pause folgte.

 

Krampfhaft versuchte er entspannt und gleichgültig zu bleiben, aber das Lächeln seines Gegenübers beim Anblick des Monitors verriet ihm, dass er nicht so entspannt und kühl geblieben war, wie beabsichtigt.

Was war nur mit ihm los? Innerlich fluchte er; sonst war er nicht so leicht aus der Fassung zu bringen.

„Ja, da habe ich wohl einen wunden Punkt erwischt, was?", triumphierte der andere, "Ich weiß genau was los ist und die, die du deine Freunde nennst, haben ihr das angetan. Deshalb haben wir dich geholt! Wir haben dich vor ihnen gerettet.

Deine Schwester, Madeline, wartet auf dich. Deinem Vater sind ihre Gefühle doch egal. Sie ist ganz allein.", er machte eine rhetorische Pause, um Malcolms Gesicht zu studieren.

"Ich weiß, dass du auf dem Weg zu ihr warst. Sag uns einfach was wir wissen wollen und wir bringen dich sofort zu ihr.“

„Lassen Sie meine Familie da raus!", wollte Malcolm ihm an den Kopf werfen, biss sich aber auf die Zunge und unterdrückte eine vorschnelle Reaktion. Bestimmt hatte der Mann seinen inneren Kampf in seinen Augen sowieso gesehen. Woher wusste er so viel über ihn?

 

„Erinnerst du dich noch an Leslie Morris*?“

Fast unmerklich verengten sich Malcolms Pupillen.

"Überrascht?! Ich weiß alles über dich, weil du uns alles anvertraut hast. Wir haben über Jahre zusammengearbeitet. Du warst einer der Besten. Die Organisation ist unsere Familie und ich bin bereit dich für sie zu opfern, denn unser Ziel steht über jedem einzelnen von uns." Der Mann lehnte sich nach hinten über, um etwas aus der Box zu holen.

„Ich kann verstehen, dass du mir noch nicht vertraust, aber wir haben nicht viel Zeit. Für Kuschelpsychologie fehlen mir die Nerven, ich will lieber schnell ans Ziel kommen und Ergebnisse sehen. Ich würde sagen – es wird jetzt ein bisschen weh tun, aber vielleicht hilft das deinem Gedächtnis auf die Sprünge.“

 

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„Hallo Vater.“, begrüßte sie ihn, ihm die Hand reichend.

„Madeline. Komm doch herein.“, meinte er förmlich.

Maddy folgte ihrem Vater ins Wohnzimmer.

„Vater, ist Malcolm hier?“, wollte sie gleich wissen und sah sich um, aber sie konnte weder Schuhe noch sonst etwas sehen, dass ihrem Vater nicht gehörte.

„Malcolm? Wieso sollte er?“, wollte Stuart Reed wissen.

„Ich habe ihn informiert und er wollte heute zu mir kommen, aber er hat sich nicht sehen lassen und sich auch nicht mehr gemeldet. Da dachte ich, dass er vielleicht gleich zu dir gegangen ist.“

„Madeline, dein Bruder hat sich bei mir nicht sehen lassen. Wir haben schon zwei Jahre nicht mehr miteinander gesprochen; er hatte es ja nicht nötig sich bei mir zu melden. Vielleicht hat die Sternenflotte ihn ja aufgehalten, denn sie ist ihm bekanntlich wichtiger…“, fing er an.

„Ach, hör auf!“, fiel Madeline ihm wütend ins Wort, „Ich kann das nicht mehr hören. Pünktlichkeit und Pflichtbewusstsein hast du ihm ja erfolgreich eingetrichtert. Er hätte mir Bescheid gegeben.“

„Anscheinend nicht. Warum hat er dir sonst nicht gesagt, wieso er noch nicht da ist?“, wollte ihr Vater von ihr wissen.

„Vielleicht ist ihm ja etwas passiert?“, meinte sie mit gemäßigterer Lautstärke.

„Madeline, er ist ein erwachsener Mann, der sehr wohl auf sich aufpassen kann. Wenn ihm etwas zugestoßen wäre, hätte man uns schon längst informiert. Das Wahrscheinlichste ist, dass er sich irgendwo verkrochen hat und uns doch nicht sehen will.“, schwächte er ihren Einwand ab.

„Um nichts in der Welt würde er die Gelegenheit verpassen sich von Mutter zu verabschieden! Du hättest ihn sehen müssen, als ich ihn kontaktiert habe.“, verteidigte sie ihn weiterhin, „Du weißt genau wie sehr er Mutter liebt, auch wenn er es wegen Dir nicht zeigen kann! Du hättest ihm nicht mal Bescheid gesagt, dass es ihr so schlecht geht!“

„Er hat sich nun mal für ein anderes Leben entschieden.“, winkte ihr Vater ab.

„Mutter hat ihn verstanden. Sie war für ihn da als er jemanden gebraucht hat.“, verteidigte Madeline ihren Bruder.

„Madeline Reed, hör jetzt mit dem Unsinn auf!“, forderte ihr Vater streng, „Ich verstehe voll und ganz, dass du gerade ziemlich aufgewühlt bist, aber versuche dich zu beherrschen und klar zu denken! Wenn er sie doch so liebt, wo ist er dann?“

„Ich weiß es nicht…“, gestand sie leise und blinzelte eine Träne weg.

„Komm her…“, meinte er nur und zog sie an sich in eine Umarmung.

Perplex ließ sie es geschehen und ließ sich von ihm einige Zeit halten, bevor sie sich aus seinen Armen löste.

„Was war das?“, fragte sie dann irritiert.

„Egal wie streng ich auch bin, ich will, dass du weißt, dass ich dich sehr liebe und nur dein Bestes will.“, sagte er beinahe zärtlich.

„Ich habe gehofft, dass es euch zusammenbringen würde, ihr euch aussprechen würdet und wir endlich wieder eine Familie wären.“, flüsterte seine Tochter.

„Ach, Maddy. Wenn er kommt, werde ich ihn nicht wegschicken, aber ich befürchte, dass ein Gespräch nicht reichen wird, geschweige denn, dass dein Bruder kommen wird.“, erwiderte er.

„Du bist doch stolz auf ihn. Warum sagst du es ihm nicht ein einziges Mal? Das würde euch guttun.“, schlug sie vorsichtig vor.

„Er hat alle Werte dieser Familie und mich verraten. Das einzige, worauf ich stolz bin, ist, dass er seinen Weg geht, nicht wie er ihn geht. Sonst nichts.“, winkte Stuart Reed ab.

 

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zu * : Laut dem Roman „Das höchste Maß an Hingabe“ war Leslie Morris ein Mitschüler von Malcolm, der für seine Aquaphobie mitverantwortlich ist.

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