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The Enemy Within

von Jem2398

Kapitel 2

Malcolm wusste weder wie oft der Mann zugeschlagen hatte, noch wie oft er ihm mit einem kleinen, metallischen Stift diese grausamen Stromschläge verpasst hatte. Er wusste nur, sein Körper ganz taub und gefühllos war und doch schmerzte.

Jedes Schweigen wurde bestraft. Sein Körper hatte sich unter dem Strom gekrümmt, aufgebäumt und gewunden, was nur dazu führte, dass die Fesseln noch tiefer ins Fleisch schnitten. Dennoch war er immer noch entschlossen kein Wort zu sagen.

Sein Kopf dröhnte und sein Gesicht fühlte sich angeschwollen an. Er bezweifelte aber nicht, dass er noch in der Lage war zu sprechen. Das waren die Hände eines Profis. Er traf ihn mit den Ohrfeigen so, dass es sich anfühlte, als ob er ihm einen Knochen gebrochen hatte, aber man würde nichts sehen.

Standen die Fragen nach Rang und Dienstnummer schon im Zusammenhang damit, worauf sie in Wirklichkeit hinauswollten? Warum wollten sie wissen für wen er arbeitete und was seine letzten Anweisungen gewesen waren? Er war im Urlaub und wie sehr er sich auch den Kopf zerbrach, gab es nichts, dass ihm für sie relevant erschien.

„Ich bin stolz darauf, dass wir dich zu einem so zähen, fähigen Mann gemacht haben.“, hörte er die Stimme seines Peinigers, der wieder etwas näher kam. In seinen Händen hielt er ein Band, dass er um seinen linken Oberarm band. Der Arm fing unterhalb des Bandes leicht zu Kribbeln an.

Der Mann holte aus seiner Hemdtasche eine Spritze. Er konnte diese Dinger nicht leiden. Von fast jedem Arzt, der ihn bisher behandelt hatte, hatte er mindestens eine Injektion bekommen, aber er bevorzugte definitiv Hyposprays. Bei seinem Training der Sektion hatte man sie auch öfter damit gepiekst und ihnen weh getan, um sie vorzubereiten, aber es ließ sich nicht mit der Realität vergleichen.

"Wahrheitsserum.", meinte sein Folterer genüsslich lächelnd.

Natürlich hatte Sektion 31 nur leichte Drogen verwendet und immer unter Aufsicht, aber immerhin hatte er gelernt, dass es einen starken Willen brauchte, um sich nichts einreden zu lassen. Auch unter Drogeneinfluss konnte er lügen und anderen etwas vorspielen. Er musste sich nur dessen bewusst sein und gegen jede Illusion ankämpfen. Malcolm versuchte sich unmerklich zu winden. Wenn ihm dieser Mann etwas suggestieren wollte, dann würde er ihm suggestieren, dass er davor Angst hatte und zu brechen war. Er hatte scheinbar Erfolg. Der Mann näherte sich ihm mit teuflischem Lächeln. "Ich denke, wir werden bald fertig sein." Er spürte deutlich wie die Nadel in seine Haut stach. Plötzlich, ab er nicht unerwartet, schwanden ihm seine Sinne.

 

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Captain Archer saß gutgelaunt in seinem Quartier. Er hatte gestern fast alles abgearbeitet und freute sich auf einen freien, entspannten Vormittag. Er spielte gerade mit seinem Wasserball, als sein Computer mit Piepsen um seine Aufmerksamkeit bat. Er fing den Ball und wandte sich direkt zu ihm hin.

„Ja, Hoshi?“, fragte er seine asiatische Offizierin freundlich.

„Ich habe hier Madeline Reed in der Leitung. Sie will Sie unbedingt sprechen.“, meldete sie.

„Lieutenant Reeds Schwester?“, fragte der Captain überrascht.

„Ähm… ja.“, bestätigte Hoshi nach kurzem Zögern. Die Betonung und der Tonfall des Captains hatten sie leicht irritiert.

„Stellen Sie sie durch.“, meinte Archer dann nur. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Ob etwas passiert war? Sein Bauchgefühl gefiel ihm gar nicht.

„Ms. Reed, was kann ich für Sie tun?“, fragte der Captain die hübsche, junge Frau, die auf dem Bildschirm erschien.

„Captain Archer, vielen Dank, dass Sie mich sprechen. Sie müssen mir helfen. Malcolm ist verschwunden.“, rückte sie sofort mit der Sprache raus.

„Was heißt ‚verschwunden‘?“, fragte Archer irritiert nach.

„Ist er etwa doch noch auf der Enterprise?“, hakte die Frau jetzt ihrerseits verwirrt nach.

„Nein, er hat mir gestern gesagt, dass er sofort zur Erde reist. Er müsste etwas Wichtiges erledigen.“, verneinte der Captain.

„Er hat Ihnen nicht gesagt worum es geht.“, erkannte Madeline.

„Nein, hat und muss er ja nicht.“, antwortete Archer.

„Ja, das ist mir klar. - Wissen Sie - unsere Mutter liegt im Sterben. Deshalb habe ich ihn gebeten zu kommen.“, erzählte sie ihm.

„Das tut mir sehr Leid.“, meinte Archer ehrlich betroffen. Das machte das seltsame Verhalten Malcolms verständlicher, auch wenn er ihn nie als Menschen erlebt hatte, der besonders an seiner Familie hing.

„Auf jeden Fall ist er noch nicht bei mir angekommen. Ich dachte, dass er vielleicht bei unseren Eltern oder bei Freunden ist; keiner hat von ihm gehört. Und die Behörden unternehmen nichts. Bei Kleinkindern oder älteren Menschen suchen sie sofort, aber Macolm ist ein gesunder Erwachsener. Es könnte sein, dass er mich angelogen hat, dass er später kommt oder sich versteckt und nicht gefunden werden will.“, berichtete die Britin.

„Das klingt aber nicht nach Malcolm.“, erwiderte der Captain.

„Deshalb habe ich mich an Sie gewandt, Sir. Ich weiß, dass Malcolm viel von Ihnen hält. Bitte legen Sie bei den Behörden ein Wort für mich ein, damit sie mir helfen.“, bat sie ihn.

"Ich sehe was ich tun kann.", versprach Jonathan.

 

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Einige Zeit nach dem Gespräch mit Madeline erschien der Captain auf der Brücke und trat vor Hoshis Station.

„Hoshi, ich habe für Sie einen Spezialauftrag. Setzen Sie sich mit Trip und T'Pol in Kontakt. Machen Sie den beiden unmissverständlich klar, dass sie mich sobald wie möglich kontaktieren sollen. Ich verschaffe mir in der Zwischenzeit Zutritt zu Lieutenant Reeds Quartier.“, beauftragte er die fähige Frau hinter der Konsole diskret.

„Ist etwas passiert?“, wollte sie besorgt wissen.

„Lieutenant Reed ist verschwunden und die Behörden weigern sich seiner Schwester bei der Suche zu helfen. Ich frage mich, ob er in etwas Gefährliches reingeraten ist. Die Sternenflotte kann mir nicht wirklich helfen, da Malcolm zwar zur Sternenflotte gehört, aber zivil unterwegs war. Ich will nur sicher gehen, dass eine Person ihre Finger nicht im Spiel hat.“, fasste er zusammen.

 

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Er war sich nicht mehr sicher, ob er nicht schon verhört worden war. Seine Erinnerung an die Erlebnisse in dieser Gefangenschaft waren gerade nur verschwommen. Oder war das gar kein Wahrheitsserum gewesen?

Zwei Ohrfeigen holten Malcolm zurück und in diesem Moment war er um die Fesseln froh, denn er glaubte sonst vom Stuhl fallen zu müssen. Die Droge musste ziemlich hoch dosiert worden sein, denn er nahm alles verschwommen wahr und konnte nur schwer klare Gedanken fassen. Der Raum war in farblich wechselndes Licht getüncht, dass bestimmt dazu gedacht war ihn noch weiter einzulullen und in Sicherheit zu wiegen.

"Schau mal wen ich hier habe.", meinte der Mann und zog eine junge Frau herbei, die hinter ihm gestanden hatte.

"Maddy?!", fragte Malcolm ungläubig. Unbedacht war ihm ein Wort über die Lippen gerutscht. Aber was machte sie hier? War das ein schlechter Scherz?! Er wünschte, er könnte sie genauer betrachten, um zu sehen ob man sie misshandelt hatte, aber es fiel ihm schon schwer genug den Kopf hoch zu halten.

"Malcolm, warum sind wir hier?", wollte sie verunsichert wissen.

"Ich weiß es nicht.", seufzte er. Sein Schädel dröhnte, er wollte schlafen. Langsam senkte er den Kopf, bis sein Kinn an seiner Brust lehnte. Er konnte sich nicht mal auf die Anwesenheit seiner Schwester konzentrieren.

Sie fing an ihm sanft durchs Haar zu fahren. Sie berührte vorsichtig seine Wangen. "Sag ihm was er wissen will und wir können gehen. Es tut mir weh dich so zu sehen.", bat sie ihn.

Er entzog ihr sein Gesicht, "Das kann ich nicht." Ganz klar hörte er in seinem Kopf das Echo der Fragen, die ihm schon vorhin gestellt worden waren. Solange er nicht genau wusste, warum er hier war, würde er nichts verraten.

Der Mann zerrte die Frau von ihm weg und zielte mit der Mündung eines Phasers auf sie.

"Willst du, dass ich deiner Schwester weh tue?", fragte er Malcolm boshaft.

Apathisch schüttelte er den Kopf, aber er wollte sein Schweigen nicht brechen; egal um welchen Preis. Es kam ihm alles so unecht vor. Was hatten sie ihm nur verabreicht?

"Du hast 5 Sekunden, dann verletze ich sie. Sie wird starke Schmerzen haben und je länger du wartest, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder vollständig gesund wird.", ergänzte der Mann.

Malcolm beließ es dabei den Kopf zu schütteln und versuchte nicht an seine Schwester zu denken. Wenn der Mann seine Schwester ermordete, hatte er kein Druckmittel mehr gegen ihn in der Hand.

"5 - 4 -3 - 2 -1", zählte der Mann langsam runter, dann drückte er herzlos ab. Die Frau heulte vor Schmerz auf, als sie zu Boden ging. In ihren Augen flackerten Überraschung und Panik.

"Das war...", begann sie zu zetern, aber der Mann fiel ihr mit schneidender Stimme ins Wort und zielte auf ihre Brust, "Malcolm, du tötest gerade deine Schwester.“

Er würde sie nicht töten. Ohne sie würde man ihn erst recht nicht zum Reden bringen. Er vertraute felsenfest darauf und versuchte ihr schmerzvolles Stöhnen zu überhören. Ob sie ihm je verzeihen würde, dass er sie opferte? Vor allem, da er noch nicht wusste wofür?

„5 - 4 - 3 - 2 -1", hörte er den Countdown wieder. Malcolm versuchte die Stimme von sich abprallen zu lassen, die in ihm so tiefen Schmerz auslöste.

"Malcolm, bitte!", flehte die Frau, dann traf sie die tödliche Energie des Phasers und sie sank leblos zu Boden.

„Schau dir das an!“, der Mann packte ihn am Schopf und zwang ihn auf die Leiche zu sehen, „Das war nicht notwendig. Du alleine hast deine Schwester umgebracht.“

Malcolm konnte es nicht fassen. Eine einzelne Träne die er nicht unterdrücken könnte, rann aus einem Auge. Der Mann hatte sie tatsächlich getötet. So viele Emotionen auf einmal stürzten über ihm ein, so dass er erst wild an den Fesseln zerrte und dann wieder apathisch, ruhig in sich zusammensank.

Endlich wurde er losgelassen. Er hörte wie sein Peiniger den Tisch aus dem Raum schob und sich ihm dann wieder näherte. Die Klinge eines Messers blitzte auf. Angstvoll hielt er die Luft an. Was würde jetzt mit ihm geschehen? Plötzlich lösten sich seine Fesseln, er erhielt einen Stoß in den Rücken und fand sich schwer atmend am Boden neben der Frauenleiche wieder.

Er spürte etwas kaltes an seiner Kehle und vernahm dann das Zischen eines Hyposprays.

„Vielleicht bist du etwas gesprächiger, wenn du ausgenüchtert bist und dir klar wird was du getan hast.“, sagte die Stimme des einzigen männlichen Wesens, dass er seit Stunden gesehen hatte. Er hörte wie er ging und die Tür hinter sich schloss. Dann erlosch sämtliches Licht.

 

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Archer sah sich die dokumentierten Kommunikationsprotokolle an. Seine Augen funkelten verärgert. Ein ihm nicht Unbekannter hatte zwei bis dreimal täglich versucht seinen Waffenoffizier zu kontaktieren. Laut den Berichten hatte er aber nicht mit ihm gesprochen. Er war erleichtert, dass Malcolm sich an sein Versprechen hielt, aber andererseits beunruhigte es ihn, dass man so oft versucht hatte mit ihm Kontakt aufzunehmen.

Zumindest half ihm diese Liste sich mit seinem Widersacher selbst in Verbindung zu setzen. Energisch tippte er die dafür vorgesehenen Befehle in Malcolms Computer ein.

Nur wenige Momente später leuchtete der Bildschirm auf. Archer setzte sich etwas in den Schatten.

„Ich freue mich, dass Sie sich so bald umentschieden haben.“, ertönte die Stimme des Geheimagenten.

„Mr. Harris, es tut mir Leid Sie so zu enttäuschen.“, erwiderte Archer verärgert und sich nun zu Erkennen geben, „Und wagen Sie ja nicht mich weg zu drücken.

„Oh, guten Abend, Captain Archer. Was lässt Sie so sehr verzweifeln, dass Sie schon wieder meine Hilfe brauchen?“, fragte Harris überrascht, aber ironisch.

„Wozu wollen Sie Lieutenant Reed jetzt überreden?“, wollte der Captain wissen. Er hasste Harris‘ arrogante Art.

„Nichts besonderes. Wir beide wissen ja, dass er früher oder später zu mir zurück kommt. Je früher desto besser für alle Beteiligten. Und was brauchen Sie von mir?“, antwortete sein Gegenüber.

„Nichts besonderes. Ich wollte Ihnen nur nochmal klar machen, dass Sie meinen Waffenoffizier nie wieder belästigen sollen.“, entgegnete Archer demonstrativ abwiegelnd.

„Captain, Sie sind ein schlechter Lügner.“, meinte Harris kopfschüttelnd.

„Dann haben wir ja was gemeinsam.“, konterte Archer, „Und jetzt lassen Sie die Späße und verraten mir warum Sie Malcolm so oft versucht haben zu kontaktieren.“

„Sie werden doch nicht etwa paranoid? Ich bin mit Lieutenant Reed im Guten auseinander gegangen. Ich warte nur auf ihn.“, Harris klang wirklich überrascht.

„Sie haben tatsächlich keine Ahnung.“, stellte der Captain fest.

„Captain, lassen Sie mich mit ihm reden. Alles weitere wird such dann schon finden.“, schlug der Geheimagent vor.

„Er möchte zur Zeit mit niemandem sprechen. Wir gehen davon aus, dass er sich zurückgezogen hat, um in Ruhe nachzudenken.“, widersprach Archer ihm prüfen.

„Tatsächlich? Sagen Sie bloß es geht um seine Mutter? Aber wahrscheinlich haben Sie Recht. Er wird schon wieder hervorkommen, wenn er bereit ist.”, pflichtete der Agent ihm bei.

“Ja, bestimmt.“, pflichtete Archer bei. Der Agent war offensichtlich sehr gut informiert.

“Wie Sie mich erreichen, wissen Sie jetzt ja. Falls Malcolm mit mir sprechen möchte, kann er das gerne tun. Gute Nacht.“, lenkte Harris ein und beendete prompt die Kommunikation.

Das der Geheimagent ihm so schnell zugestimmt und das Gespräch beendet hatte stank zum Himmel. Harris war von Malcolms Verschwinden überrascht, aber er schien eine Idee zu haben, wo er stecken könnte. Er befürchtete, dass er Malcolm tatsächlich besser kannte, als er selbst, was aber auch dem Umstand geschuldet war, dass Harris wahrscheinlich intensiver an und mit Malcolm gearbeitet hatte und er für ihn nicht sehr nahbar war. Wer konnte ihm versichern, dass nicht bei der Sektion etwas vorgefallen war, dass sein Verhalten so verändert hatte? Zu dem diskreten, zurückhaltenden Offizier, der er war.

Archer musste seinen Waffenoffizier vor ihm finden. Harris wollte ihn beschwichtigen und würde bestimmt selbst sofort alle Hebel in Bewegung setzen, denn ihm lag sehr viel an dem jungen Mann. Aber wenn Malcolm nicht gefunden werden wollte, würde ihn so schnell keiner finden. Da er die Vorgehensweise von Sektion 31 kannte, würde er sich selbst vor Harris und seinen Bluthunden einige Zeit versteckt halten können. Wenn er mit ihnen rechnete…

Und er würde noch heute Nachmittag jemanden besuchen.

 

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Madeline öffnete die Tür ihres Hauses.

„Captain Archer?“, fragte sie überrascht, als sie denn Mann vor ihrer Haustür erkannte.

„Ja, ich bin hier mit Doktor Phlox, unserem Schiffsarzt. Dürfen wir reinkommen?“, meinte er lächelnd auf seinen Begleiter deutend.

„Kommen Sie doch rein.“, meinte sie erfreut und trat zur Seite.

Sie geleitete die Gäste in ihre Küche.

“Entschuldigen Sie die Unordnung, aber ich habe nicht mit so hohem Besuch gerechnet…”, versuchte sie das nicht vorhandene Chaos zu entschuldigen.

“Kein Problem. Wir haben uns ja nicht angekündigt.”, winkte Archer ab.

„Haben Sie die Behörden umstimmen können?“, wollte Sie erwartungsvoll wissen.

„Es ist wie Sie sagen. Man wird noch warten.“, musste er ihr mitteilen.

„Sie haben einen Arzt mitgebracht, Captain. Glauben Sie Malcolm ist etwas zugestoßen?“, fragte Madeline

„Ich kenne ihn so wie Sie: er hält sein Wort. Also entweder hält er sich aus unerklärlichen Gründen versteckt, dann hätte er aber zumindest abgesagt, oder er kann sich nicht melden.“, gestand der Captain.

„Das heißt also, dass er entweder verrückt oder verletzt ist.“, sprach Madeline aus.

„Das muss nicht sein.“, wich Phlox aus.

„Es würde mich nicht wundern, wenn er ein klein bisschen verrückt geworden wäre.“, widersprach Malcolms Schwester.

„Es tut mir sehr Leid, dass wir Sie jetzt mit solchen Fragen bedrängen müssen, wo Sie doch sicher Besseres zu tun haben. Darf ich fragen, wie es Ihrer Mutter geht?“, fragte Archer vorsichtig.

„Das ist kein Problem. Sobald ich weiß, dass es Malcolm gut geht, kann ich mich wieder darauf konzentrieren. Sie ist schwer krank und es scheint, dass ihr nur noch wenig Zeit bleibt.“, beschwichtigte sie ihn.

„Ich verstehe. Ihre Mutter steht ihm wohl sehr nahe?“, fragte Archer also weiter.

„Ja. Sie hat ihn immer wieder aufgefangen und geerdet. Er hat ihr mehr als allen anderen gezeigt, was er fühlt. Sie war schon länger krank, aber jetzt hat sie sich noch eine zusätzliche Infektion eingefangen. Der Arzt meinte, dass ihr nur noch ein paar Tage bleiben. Sie hätten sehen sollen, wie sie sich gefreut hat, als ich ihr gesagt habe, dass ich Malcolm kontaktiert habe und dass er kommt. Sie selbst hätte sich nicht getraut mich darum zu bitten.“, erzählte sie den beiden.

„Das tut mir furchtbar Leid. Soweit ich das mitbekommen habe, haben Sie Malcolm informiert. Wie sieht denn das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater aus?“, wollte Jonathan weiter wissen.

„Unser Vater hat viel Wert auf Selbstbeherrschung und Disziplin gelegt. ‚Zeigt niemandem eure Schwäche.‘ Malcolm wollte ihn nie enttäuschen und hat so alles in sich reingefressen. Er wollte seinen Vater stolz machen. Aber es kam zum Bruch, als er sich entschieden hat nicht zur Navy zu gehen. Das war ‚Der große Streit‘.“, erzählte Madeline.

„Wegen seiner Aquaphobie?“, warf Archer fragend ein.

Madeline zog überrascht die Brauen hoch, „Das hat er ihnen erzählt?“

„Nur, dass alle Vorfahren in der Navy waren und er wegen dieser Angst nicht konnte.“, schwächte der Captain ab.

„Unsere Mutter hat mir vor einiger Zeit erzählt woher er diese Angst so plötzlich hatte. Einige Mitschüler haben vor einigen Jahren versucht ihn zu ertränken, als er einen anderen Mitschüler vor ihnen in Schutz genommen hat. Er ist damals fast gestorben, hätte ihn nicht eine Lehrerin in letzter Sekunde reanimiert.“, erzählte sie den Männern.

„Das wusste ich nicht.“, warf Archer betroffen ein; Phlox nickte bestätigend.

„Nicht mal unser Vater weiß davon. Unsere Mutter war für ihn da. Er hat sich bei ihr heimlich ausgeweint. Das schlimmste war die Verachtung unseres Vaters, als er von einem Admiral erfahren hat, dass Malcolm nicht an der praktischen Aufnahmeprüfung für die Navy teilgenommen hat.

Er hat sich sehr in die Sternenflotte reingehängt, er wollte so gut wie nur irgend möglich sein, damit unser Vater trotzdem auf ihn stolz ist. Ich denke er ist es, aber eher würde er sich die Zunge abbeißen, als das zuzugeben.“, berichtete sie weiter.

„Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihrem Vater welch eine Bereicherung sein Sohn für die Sternenflotte ist.“, bot Archer ihr lächelnd an.

„Warum hat er seinem Vater denn nichts von seiner Angst gesagt?“, brachte sich Phlox ins Gespräch ein.

„Eine Schwäche zugeben? Er konnte nicht zur Navy, aber genauso wenig das unserem Vater erzählen. Also hat er den dritten Weg genommen: die Sternenflotte. Möglichst weit weg vom Wasser und unangenehmen Fragen.“, erklärte Madeline.

„Das klingt wieder nach Malcolm.“, schmunzelte Archer.

„Haben Sie eine Idee, wo er hingehen könnte, wenn er in Depressionen verfallen würde oder sich irgendwo in Ruhe ausweinen wollen würde?“, hakte der Arzt nach.

„Dann wäre er hier. Er ist kurz nach seinem Streit mit unserem Vater ausgezogen. Vor Jahren sind unsere Eltern dann nach Malaysia umgezogen. Ich bin dann hiergeblieben. Immer wenn Malcolm Urlaub hatte oder Ruhe brauchte ist er hierher zurückgekehrt. Sein Zimmer ist immer noch wie damals eingerichtet. Er hat zwar mal ein Anwesen in Argentinien geerbt, aber soweit ich weiß, weiß er nicht einmal wie es aussieht. Sein eigenes Appartement hat er, nachdem er von seiner Versetzung auf die Enterprise erfahren hat, aufgegeben und seine wenigen Habseligkeiten wieder hierher gebracht.“, erzählte sie.

„Dürfen wir uns sein Zimmer ansehen? Vielleicht finden wir ja einen Hinweis, wo er sein könnte.“, bat Phlox.

„Na klar. Ich bringe Sie hoch.“, stimmte Madeline zu.

 

# # # # #

 

Er wusste nicht wie lange er auf dem kalten Boden gelegen hatte. Dadurch, dass es in dem Raum stockdunkel und bis auf sein schweres Atmen absolut still war, hatte er jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren. Es könnten erst wenige Minuten, aber auch schon Stunden vergangen sein. Ob die physischen Symptome schlimmer waren, als den Verstand zu verlieren, konnte er nicht einschätzen. Seine Gedanken wurden immer klarer und immer tiefer drang in ihn die Bewusstheit ein, dass Madeline getötet worden war. Seine kleine Schwester. Am liebsten wäre er schreiend hochgefahren und hätte festgestellt, dass alles nur ein Alptraum war. Nur war das hier echt und er würde nicht aufwachen.

Er verspürte starke Entzugserscheinungen, seine allergisch reagierenden Gelenke juckten furchtbar und sein Magen knurrte. Zu allem Übel schmerzten schon bei kleinsten Bewegungen seine Knie von den Stromschlägen und seine Finger waren taub.

Dahingegen war ihm klar, dass neben ihm die Leiche seiner Schwester lag. Die noch vorhandene Wärme der Leiche war spürbar. In der Stille des Raumes hörte er nur seine innere Stimme mantraartig wiederholen, dass er an ihrem Tod schuld war. Sie waren gemeinsam in einem Raum gewesen und er hatte es nicht verhindern können. Nein, er hatte es zugelassen. Wut erfasste ihn und seine Hände ballten sich mal zu Fäusten, dann krallte er sich wieder mit seinen kurzen Fingernägeln in den Boden. Für einen Moment ließ er auch die Trauer zu und ließ sich vom Weinen durchschütteln. Dann lag er rücklings da und wartete, dass sich sein Atem beruhigte.

Vorsichtig stützte er sich auf seinen zittrigen Armen ab und griff mit einer Hand um sich herum ins Schwarze, um herauszufinden wo sie lag. Endlich stieß er gegen ihre Schulter. Mühsam zog er sich an sie heran. Er schmiegte sich an den Körper und fuhr ihr mit einer Hand fahrig durchs Haar. „Es tut mir so Leid.“, raunte er der Toten dabei wiederholt monoton ins Ohr. Jetzt da der Preis schon ein Leben war, musste er weiter durchhalten. Es durfte nicht umsonst gewesen sein.

Ein hohes, immer lauter werdendes Fiepen verursachte einen stechenden Schmerz in seinem Kopf. Er stieß die Leiche abrupt von sich. War das nur Einbildung oder Taten sie ihm das mit Absicht an? Er konnte es nicht unterscheiden.

Ihm war eines klar: Er musste hier raus! Er brauchte etwas Licht und eine echte Stimme, die mit ihm redete. Vielleicht konnte er die Tür finden und durch den Spalt zumindest etwas Licht sehen.

Nur wo war die Tür? Er kämpfte sich auf die Knie, tastete den Boden vor sich ab und zog sich dann ächzend in irgendeine Richtung weiter, in der Hoffnung auf eine Wand zu treffen.

Er brauchte auch nicht lange dorthin. Er tastete die Wand nach einem Spalt ab, um herauszufinden wo sich die Tür befand. Die Wände waren rau und seine Finger noch zu wund. Das Fahren der Fingerkuppen über die unebenen Wände war schmerzhaft, aber er zog sich an ihr entlang. Er musste die Tür unbedingt finden! Die absolute Stille und die Dunkelheit raubten ihm jegliche Orientierung und er hatte Angst wahnsinnig zu werden. Er hatte schon von Opfern dieser Folter gehört. So wollte er nicht enden. Total gebrochen und willenlos.

Mittlerweile war es in dem Raum sehr warm geworden. Der Schweiß rann nur so über seinen Körper. Die Unterwäsche sog die Flüssigkeit auf. Sie hing wie eine Last, die ihn runterzog, an seinem geschwächten Körper. Sein Kopf dröhnte. Erschöpft ließ er sich auf den Bauch sinken und legte den Kopf auf die Arme. ‚Nur 5 Minuten‘, schwor er sich. Seine Glieder waren schwach und schwer. Die Luft stand und erleichterte ihm nicht unbedingt das Atmen. ‚Nur 5 Minuten‘

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Ich hoffe, dass euch die Geschichte bis hierhin gefällt.

Falls jemand Kritik, Verbesserungsvorschläge oder Wünsche hat, würde ich mich über Feedback sehr freuen. 

 

 

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