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Enterprise: The Dogs of War - Bd. 2: No Mercy, Teil 2

von Julian Wangler

Kapitel 3

U.S.S. Enterprise, NX–01

„Wir haben das Weytahn-System erreicht, Sir.“, meldete Travis.

Tuckers Hände ruhten auf den Armlehnen des Kommandostuhls. Wir sind so bereit, wie wir es nur sein können., dachte er und spürte, wie Adrenalin ihn durchfloss, das er dennoch unter Kontrolle halten konnte. Wie hatte es jemand einst so schön ausgedrückt? – Lerne dem Wind zu vertrauen. „Verlangsamen Sie auf Impulskraft.“

Kaum hatte die Enterprise gemeinsam mit den anderen Schiffen den Warptransit verlassen, meldete sich bereits Shrans gefasste und dennoch kampflustige Stimme auf dem flottenweiten Kanal: [Flotte, weiter vorstoßen. Es ist eine Ironie, finden Sie nicht? Vor wenigen Jahren noch haben wir uns auf Weytahn die Köpfe eingeschlagen, und jetzt erobern wir es mit vereinten Kräften zurück. Wartul und Thori – Sie haben Freigabe.]

„Das Spiel kann beginnen.“ Tucker sprach die Worte und wandte sich zu Gweriin. „Alarmstufe Rot. Gefechtsstationen besetzen.“

Als sich das Licht auf der Brücke der Enterprise zu einem düsteren Scharlachton senkte, wandte ihr Captain sich in stummen Worten an seine Schwester und bat sie darum, sie möge ihn und seine Crew beschützen.

- - -

Andorianischer Kreuzer Wartul

[Wartul und Thori – Sie haben Freigabe.]

Commander Rushek an Bord des Kumari-Kreuzers Wartul nahm Haltung auf seiner Brücke an, als er den Befehl erhielt, der die Operation offiziell einleitete. Mit kühlem Kopf erteilte er seinem Steuermann die Anweisung, einen neuen Kurs zu setzen und das weitere Manöver eng mit der Thori abzustimmen.

Mit glühenden Triebwerken scherten die beiden Einheiten aus dem Verband aus, der mit niedriger Geschwindigkeit dem letzten Ausläufer des Nebels bis nach Weytahn folgte, und bereits nach zwei Minuten durchstießen sie die neonfarbene Wolke am Rand des Systems.

Das war der Moment, in dem die romulanischen Sensoren Alarm schlagen mussten.

Von Vorfreude auf die bevorstehenden Auseinandersetzungen erfüllt, wartete Rushek auf die Benachrichtigung von Lieutenant Shetari an den Abtastastern. Jeden Augenblick musste sie melden, dass ein Teil der romulanischen Flotte abdrehte, um die andorianischen Eindringlinge abzufangen.

Die Sekunden verstrichen. Doch nichts dergleichen geschah.

Er wartete noch etwas länger, zählte Sekunden und Herzschläge – nichts.

Rushek merkte, wie er die Geduld verlor. „Was ist nun mit den Romulanern?“

„Keine Reaktion.“ Irritiert blickte Shetari von ihren Anzeigen auf. „Sie rühren sich nicht vom Fleck, Commander.“

Rushek ächzte empört. „Sind diese romulanischen Mistkäfer etwa zu feige?“ Das schloss er aus. „Vielleicht haben sie Probleme mit ihren Sensoren. Wir könnten noch zu nah an den Ausläufern des Nebels sein. Bringen Sie uns etwas näher heran.“

„Commander,“, erhob Shetari erneut die Stimme, „noch etwas ist eigenartig: Ich lokalisiere lediglich achtzehn anstatt zwanzig Schiffe. Zwei N’Kova-Kreuzer fehlen.“

Wo sind sie? Ein ungutes Gefühl entstand Rusheks Magengrube. Irgendetwas geht hier vor sich.

Es war sein letzter Gedanke, denn schon im nächsten Augenblick brach sein Schiff um ihn herum ohne die geringste Ankündigung auseinander…

- - -

U.S.S. Enterprise, NX–01

„Captain, es gibt ein Problem.“, sagte Bo’Teng, eine Hand am Feinberg-Empfänger. „General Shran meldet, der Kontakt zu den beiden Kumari-Einheiten sei schlagartig abgebrochen. Offenbar…wurden sie zerstört.“

Das fängt ja wunderbar an.

„Zerstört?“ Tucker kniff die Brauen zusammen. „Aber sie waren doch noch nicht einmal in Reichweite der feindlichen Flotte.“ Eine böse Vorahnung keimte in ihm, doch sein Verstand schaltete blitzschnell. „Travis, bringen Sie uns bis an die Grenze des Nebels. Lassen Sie nur die Schnauze ‘rausgucken, gerade genug für eine Weitwinkelabtastung.“

Der Arm des Nebels war an dieser Stelle nicht breit, lediglich ein paar zig Kilometer. Die Bugspitze mit den lateralen Sensoren pflügte zuletzt durch die Schwaden, und Chevallier begann einen Scan.

„Sir,“, kam es von Bo’Teng, „General Shran fragt, was wir vorhaben?“

„Sag‘ ich ihm gleich.“

„Überreste von Duraniumlegierungen… Das sind die Trümmer der beiden Kumari-Kreuzer.“, berichtete Chevallier inzwischen. „Starke Rückstände von Explosivstoffen an ihrer Außenhülle. Ansonsten keine Hinweise.“

„Lieutenant, aktivieren Sie die Quantenbarken in der Sensorphalanx. Nehmen Sie T‘Pols Phasenvarianzmodifikationen aus dem Sensorlogbuch. Zweites Missionsjahr.“

Chevallier führte seine Order aus. „Da, etwas im Gamma-Spektrum. Phasenvarianz null Komma null Sieben.“

„Legen Sie’s auf den Schirm.“

Das Projektionsfeld wurde auf den entsprechenden Modus umgeschaltet. Flackernd und wabernd wurden grünlich leuchtende, kugelförmige Objekte sichtbar, verteilt in alle erdenklichen Richtungen des Raums. Tucker wusste sofort, womit sie es zu tun hatten.

„Trikobaltsprengkörper.“

Tucker stieß sich aus dem Kommandostuhl und fluchte halblaut. „Sie haben damit gerechnet, dass wir kommen würden. Ich weiß zwar nicht, wie sie das in dem Tempo zustande gebracht haben, aber sie haben das halbe System vermint. Schnell, übermitteln Sie die Telemetrie an die anderen Schiffe.“

Kaum waren die Daten herausgegangen, meldete Shran sich. Das zerknirschte Gesicht des Blauhäuters erschien auf dem Schirm. „Wir sind Ihnen in die Falle gegangen.“

„Kann man so sagen. Aus dem Ablenkungsmanöver wird wohl nichts mehr. Es sind zwar nur achtzehn Schiffe, aber in einer direkten Auseinandersetzung wird es schwierig. Sollen wir den Einsatz abbrechen?“

„Nein. Das hier mögen erschwerte Bedingungen sein, aber wir werden das auch so schaffen. Wenn es ihnen gelingt, Verstärkung heranzuführen, könnten wir dieses System dauerhaft verlieren, und sie hätten einen Fuß in der Tür unseres Territoriums. Unser Triumph wird umso größer ausfallen.“

Er hört sich schon fast wie ein Klingone an.

„Na fein. Wir sind zu allen Schandtaten bereit.“ Als der Imperialgardist die Übertragung beendete, legte Tucker seinem Navigator eine Hand auf die Schulter. „Travis, meinen Sie, Sie kriegen uns durch dieses Feld geflogen?“

„Ich werd’s versuchen.“

„Ich war nie glücklicher, Sie wieder am Ruder zu haben.“

„Loben Sie den Tag besser nicht vor dem Abend, Sir.“



Eine Minute später beugte Tucker sich im Kommandosessel vor und sah zum Schirm. Die Flotte hatte den Nebel verlassen und hielt nun mit voller Kraft auf den immer größer werdenden Klasse-M-Planeten zu. Zuletzt beschleunigten die Enterprise und die Napuuri, und die grünen Salven der zahlenmäßig überlegenen Streitmacht des Feindes zischten ihnen entgegen.

„Captain Seleks Schiffe fallen zurück und eröffnen Sperrfeuer.“, erklang Bo’Tengs Meldung. Nur eine Sekunde später fügte er hinzu: „Soeben erhalte ich die Bestätigung: Verteidigungsperimeter ist aufgebaut.“

„Wir halten weiter auf die Station zu, Travis. Ausweichmanöver nach eigenem Ermessen. Gweriin, wenn Sie einen Treffer landen können, will ich Sie nicht davon abhalten.“

Flankiert von den Partikelstrahlen der Vulkanier gelang es der Enterprise und der Napuuri, dem größten Teil des romulanischen Beschusses zu entgehen. Zu einem immer beträchtlicheren Problem entwickelte sich indes das konzentrische Feuer der Raumstation.

Gweriin vernichtete, mit Unterstützung des taktischen Offiziers von Shrans Schiff, zwei feindliche Fregatten. Die Enterprise schüttelte sich leicht, als sie von der struktiven Energie der Detonation gestreift wurde.

„Was soll das?“, hörte Tucker seine Sicherheitschefin von sich geben. „Wir haben diese Raptor bereits in Aktion erlebt. Sie können viel mehr Manöverpotenzial ausspielen. Stattdessen verbleiben sie jedoch im Orbit.“

Sie hat Recht.

„Vielleicht ist der Kampfeselan bei ihnen erloschen.“, genehmigte sich Chevallier halbernst. „Sie müssen wissen, dass sie das System früher oder später wieder verlieren werden.“

„Frühzeitiges Kapitulieren ist eines sicher nicht: typisch romulanisch. Weiterfeuern.“

Seleks D’Kyr-Kreuzer erwischten zwei weitere Angriffsschiffe. Der Wandschirm bot Lichtblitze dar, die die entsprechenden Zerstörer durchbohrten. Einer zerplatzte sofort, der zweite ging in Flammen auf, neigte sich zur Seite und kollidierte mit einem Schwesterschiff. Einen Sekundenbruchteil später explodierte es und riss das dritte Schiff mit ins Verderben.

Sie stießen in den inneren Verteidigungsring mit den schweren Kreuzern. In schwindelerregendem Tempo schraubte Travis die NX-01 der Station entgegen. Abwechselnd riss er das Schiff herauf und herunter, nach Backbord, dann wieder nach Steuerbord und entging so weiterhin dem Großteil der romulanischen Waffen.

Ein weiteres Angriffsschiff kam vor die Läufe der Phasenkanonen, und Gweriin nutzte unverzüglich die Gelegenheit, den Feindkontakt zu eliminieren.

„Wir sind in Transporterreichweite.“, meldete Chevallier zuletzt. „Fenster zum Beamen öffnet sich in drei Minuten.“

„Ich werde mich abseilen, Sir.“ Gweriin wollte Junior-Lieutenant Pryscop, ihren Stellvertreter, zur Ablösung heranwinken, doch Tucker hielt sie auf.

„Kurze Planänderung, Commander. Sie bleiben an Bord und übernehmen das Kommando.“ Ihre Antwort bestand in einem Stirnrunzeln. „Ich brauche ein paar fähige Hände an den Torpedos. Und jemanden, der uns wieder zurückbeamt, wenn wir dort drüben fertig sind.“

Gweriin war nicht begeistert. „Sir, bei allem Respekt: Ich bin für solche Einsätze ausgebildet worden.“

„Und ich brauch‘ endlich mal wieder etwas frische Luft. Ich würde sagen, es steht unentschieden.“ Er nickte ihr zu. „Gönnen Sie mir den Auslauf.“



Tucker materialisierte in Begleitung zweier Sicherheitsoffiziere – Kopper und Jones – in einem Zugangstunnel im untersten Teil der Orbitalfestung. Shran, seinerseits flankiert durch zwei Untergebene, erwartete ihn bereits.

„Na, haben Sie sich dazu entschlossen, Ihrer Sicherheitschefin den Spaß zu verderben?“

„Ich war schon immer ein Egoist.“

„Das werden Sie auch gleich wieder sein müssen, wenn wir es in einem Stück zum Kommandozentrum des Außenpostens schaffen wollen.“, meinte der Andorianer und lud sein Gewehr durch. „Bestimmt haben die Romulaner unsere Transportersignale empfangen. Wir müssen annehmen, dass sie in allen Ecken und Winkeln nachsehen, um uns zu finden. Wir sollten also auf der Hut sein.“

Tucker sah sich um. Der Gang, der in die eine Richtung verlief, mutete beinahe spiegelbildlich zu dem an, der in seinem Rücken lag. Links und rechts war das Bild ebenfalls kein anderes. „Die Weggabelungen hier erinnern mich an ‘ne englische Kleinstadt. Ich nehm‘ an, Sie wissen, wo’s lang geht?“

„Wir werden eine Abzweigung nehmen. Folgen Sie mir.“



Die Raumstation roch nach Feuer und Tod. Diese Wahrnehmung verfestigte sich in Tucker, kaum hatten sie eine der Hauptebenen betreten. Der Gestank stammte von Dingen, die eigentlich nicht brennen sollten: Metall, synthetische Materialien, Fleisch.

In dem langen, in kalten Farben gehaltenen Flur, dem sie nun folgten, flackerte immer wieder das Licht. Kabel hingen von der Decke herab, schwankten hin und her und projizierten Schatten auf die Wände. Es galt, wachsam zu bleiben.

Unübersehbare Spuren von bewaffneten Auseinandersetzungen hafteten der Umgebung an. Allenthalben waren Einschusslöcher und durcheinandergewirbelte Ausrüstung zu besichtigen.

Und jede Menge Leichen. Ausschließlich erledigte Andorianer kreuzten ihren Weg, von dem Shran annahm, er würde sie an den Hauptrouten vorbei zum Kommandozentrum vorbeiführen.

Tucker indes bekam ein immer mieseres Gefühl.

„Wie viele Leute waren auf diesem Außenposten?“

„Drei Dutzend.“ Shrans Antwort fiel knapp und beiläufig aus. Er rechnete nicht mehr damit, dass noch jemand am Leben war. Romulaner machten keine Gefangenen.

An jeder Biegung, jeder Ecke hielten sie inne. Shran erteilte seinen Leuten Handzeichen, um über die Kante zu spähen. Erst nachdem sie sicher gegangen waren, dass die Luft rein war, setzten sie ihren Weg fort.

Tucker hob den kleinen Scheinwerfer in seiner Hand, ließ den Lichtkegel über zerlöcherte Schotts und auseinander geplatzte Konsolen gleiten.

Irgendwann fiel sein Blick über einen weiteren Toten, an dem sie nun entlangliefen. Doch dieser Imperialgardist war nicht gestorben wie seine Mitstreiter. Tatsächlich war sein Körper fast in zwei Teile zerschnitten worden, und zwar durch etwas sehr Scharfes.

Jones ächzte verstört neben Tucker. „Wer hat denn hier geschlachtet?“

Das ist kein Tod, sondern ‘ne Hinrichtung. Armer Kerl.

„Eines ist jedenfalls klar.“, murmelte nun Shran. Er wirkte alarmiert. „Das hier ist nicht das Werk eines Disruptors.“

Je weiter sie kamen, desto grauenvoller wurde das Blutbad. Gliedmaßen waren von den ausgebluteten Leibern der andorianischen Soldaten abgeschlagen worden und lagen wild verstreut im Gang herum. Der schwere, metallische Gestank der tiefblauen Körperflüssigkeit ließ Übelkeit in Tucker aufsteigen.

Sie erreichten einen großen, düsteren Frachtraum, in dem sich überall Container und Kisten stapelten. Ordnung sah anders aus. Auch hier drinnen setzte sich die Serie der aufgespießten und zerhackten Imperialgardisten fort.

„Ich würde allzu gern einen von diesen romulanischen Mistkäfern zu Gesicht bekommen.“, gurgelte Shran zornig. „Meinen Sie nicht, dass es langsam an der Zeit ist?“ Er streckte seine blauen Antennen so weit nach vorn wie möglich. Dies verlieh ihm eine besonders aggressive Erscheinung.

Besser nicht.

„Wer weiß,“, meinte der Enterprise-Captain, während er sich umsah, den Finger dicht am Abzug, „vielleicht ist heute ihr Glückstag.“

Etwas tat sich. Die Fühler der Andorianer vibrierten wie im Takt.

Sie spürten die ersten Eindringlinge, bevor sie sie sahen. Shran richtete sein Gewehr auf die Stelle, von der die Schwingungen, die von einer Veränderung der anwesenden Körper im Raum kündeten, an sein hochsensitives Wahrnehmungsorgan gedrungen waren.

Kurz darauf trat ein humanoides Wesen aus den Schatten. Es ging auf zwei Beinen und besaß zwei Arme, aber das war schon alles, was man an Gemeinsamkeiten mit den Andorianern, Vulkaniern oder Menschen konstatieren konnte. Denn der Rest der Erscheinung hatte nichts Vertrautes.

Es war eine verzerrt wirkende, graue Fratze. Der Schädel war hoch und kahl. Die glimmernd gelben Augen lagen tief in von leichten Stirnwülsten überdeckten Höhlen. Spitze Zähne blitzten aus dem geöffneten Mund hervor. Die Kreatur trug eindeutig einen als Uniform zu bezeichnenden Overall, der wie Öl glänzte. Und in seinen mit Krallen ausgestatteten Händen hielt sie etwas, das eindeutig ein Disruptorgewehr war.

„Das ist kein Romulaner.“, sagte einer von Shrans Offizieren, und er hatte Recht damit.

Bei der einen oder anderen Gelegenheit war die Sternenflotte mit den Remanern bereits zusammengetroffen. Wo immer sie auftauchten, hatten sie es nie eilig, so wie das Wesen, das sich ihnen jetzt preisgab. Sie erschienen stets zu Dutzenden oder sogar Hunderten, und der Einzelne besaß keinen Wert.

Sie schienen das Kanonenfutter der Romulaner zu sein, die sich selbst zu schade dafür waren, sich ins Getümmel des Nahkampfes zu stürzen. Remaner wurden offenbar vorzugsweise bei Bodenoffensiven und Belagerungen eingesetzt. Von daher konnte Tucker nicht behaupten, dass er überrascht war, ihnen an einem Ort wie diesem zu begegnen.

Im Hintergrund erschienen noch mehr von ihnen, und leise Schritte ertönten auch von der oberen Ebene der Frachthalle. Gestalten huschten dort vorüber. Immer mehr Remaner traten aus der Dunkelheit und bezogen Stellung.

Das Außenteam tat das seinerseits. Alle sechs Männer gingen in Position hinter ein paar nahe gelegenen Frachtbehältern – gerade genug Zeit, bevor das Zwielicht der massiven Einrichtung von grellen Lichtblitzen durchzuckt wurde. Sie fraßen sich in Boden und Wände, prallten von glatten Oberflächen ab und schmolzen Geräte ein.

Zuerst war es Tucker, Shran und dem Rest des Trupps nicht möglich, aus ihrer Deckung hervorzukommen und sich nach den Angreifern zu orientieren. Dann jedoch ergab sich eine Pause.

Shran ergriff die Gelegenheit als erstes und eröffnete mit gebleckten Zähnen das Feuer, streckte gleich zwei Remaner nieder. Den restlichen von ihnen schien der grelle andorianische Pulsbeschuss Schmerzen zu bereiten. Für eine Sekunde schnitten die Remaner Grimassen; einige hoben die Hände, um sich die Augen abzuschirmen, ehe sie weiterfeuerten.

In den kommenden Minuten demonstrierten insbesondere Shran und seine Leute ihre überlegenden Fertigkeiten im Umgang mit der Waffe. Sie erledigten einen Gegner nach dem anderen, und als – mit ein wenig Unterstützung von Tucker und seinesgleichen – der letzte Remaner zu Boden ging, stieß der andorianische General einen Schrei der Befriedigung aus.

„Ihr Schweine! Und das war erst der Anfang!“

Tucker verließ seine hockende Position und wollte seinen Sicherheitsoffizieren – sie gehörten zu den Neuzugängen an Bord – ein Lob aussprechen, da erkannte er ungläubig, dass sie blutend am Boden lagen. Jedem der beiden Männer steckte ein gezackter Dolch im Hals, eine Art Wurfmesser.

Was zum…?

Bevor er bei klarem Verstand schien, schwirrte schon das nächste spitze Objekt heran, zischte durch die Luft. Panisch wich Tucker zur Seite, und dann erblickte er in mehreren Metern Höhe auf einem der Container eine komplett in Schwarz gehüllte Gestalt. Sie bewegte sich akrobatisch, sprang ab und flog in einem wilden Salto auf ihn zu.

„Shran!“

Er hob sein Phasergewehr gerade rechtzeitig, um das lange, dünne, am hinteren Ende grotesk gezackte Schwert abzuwehren, das ihm der neu erschienene Kontrahent in den Leib zu stoßen gedachte. Um ein Haar hätte er geendet wie einer der unzähligen Andorianer. Oder wie Kopper und Jones.

Metall prallte auf Metall. Funken flogen. Tucker verlor unter der Kraft seines Gegners das Gleichgewicht und wurde dann mindestens einen Meter zurückgeworfen. Hart schlug er am Boden auf, und die unsachte Landung pumpte ihm den Atem aus den Lungen.

Für eine Sekunde erhielt er einen besseren Blick auf den Angreifer: Er war von anderer Statur als die Remaner, schlanker, geschmeidiger, athletischer und…unheimlicher. Steckte hinter diesem Ganzkörperkostüm etwa ein Romulaner?

Der Unbekannte bewegte sich so schnell, dass man ihm mit den Augen kaum folgen konnte. Es hatte den Anschein, als setzte er sich über die Widerstände der bloßen Luft hinweg. So bewegte sich niemand ohne eine lebenslange, harte Ausbildung.

Mit ausholender Klinge huschte er heran…und erwischte Tuckers Gesicht. Das glänzende Eisen berührte es nur, während er verzweifelt bemüht war, auzuweichen.

Eigentlich hatte sie auf seinen Hals gezielt. Wenn er sich nicht in diesem Augenblick unverhofft umgedreht hätte, wäre seine Schlagader durchtrennt worden. Doch so rettete ihm seine unbeholfene Reaktion das Leben, während die glitzernde Klinge ihm das Antlitz rasierte, von der rechten Schläfe nach unten über die rechte Wange.

Die Wunde klaffte tief, das merkte er sofort. Blut strömte aus Tuckers rechter Gesichtshälfte, als er hektisch zurückwich. Er wurde durch sein eigenes Blut geblendet, gleichzeitig explodierten unvorstellbare Schmerzen in seinem Kopf.

Durch den Schleier aus Rot und Pein erkannte er: Die andorianischen Offiziere griffen nun an, sodass der Unbekannte nicht erneut ausholen konnte, um sein Werk zu vollenden. Einer von Shrans Männern wirbelte herum und wollte seine Waffe abfeuern, doch der Feind kam ihm zuvor und versenkte seine lange, gekrümmte Klinge mitten in der Brust des Soldaten, der daraufhin ächzend zu Boden ging. Nur Sekundenbruchteile später riss es dem zweiten Gardisten die Seite auf, als die säbelartige Waffe über ihn hinwegbrauste.

Der macht uns kalt…, dachte Tucker, und im nächsten Moment beobachtete er, wie Shran sein Urvaal, den großen Bruder des Ushaan, aus der Scheide an seinem Rücken zog…
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