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Die Ausdehnung

von Olli

Kapitel 1

Der Entschluss

T'Pol war auf dem Weg zu Captain Archers Quartier. Das Schiff hatte gerade erst den Angriff eines klingonischen Bird of Prey überstanden und war mit hohem Warp-Faktor auf dem Weg zum vulkanischen Raum. Der Captain hoffte, dass das die Klingonen von weiteren Angriffen abschrecken würde. Während die Vulkanierin durch die Korridore der ENTERPRISE ging, ließ sie noch einmal die Ereignisse der letzten Wochen Revue passieren.

Die ENTERPRISE war zur Erde zurückgerufen worden, nachdem eine unbekannte Sonde den Planeten angegriffen hatte. Von Florida bis Venezuela hatte es schwere Verwüstungen gegeben, die Opferzahlen stiegen und stiegen, bis sie schließlich bei sieben Millionen angekommen waren. Das Entsetzen an Bord des Schiffes war unbeschreiblich gewesen.

Zu allem Überfluss war auch noch ein klingonischer Bird of Prey im Sonnensystem aufgetaucht und hatte die ENTERPRISE angegriffen. Die Klingonen waren immer noch hinter Archer her, der ihnen schon zweimal entkommen war. Sie wollten den Captain für die angebliche Unterstützung von Aufrührern bestrafen, allerdings schienen die Klingonen nichts von dem Angriff auf die Erde gehört zu haben. Die Sternenflotte war seitdem in erhöhter Alarmbereitschaft und reagierte sofort. Drei Schiffe kamen der ENTERPRISE zu Hilfe und schlugen den klingonischen Raumer in die Flucht.

T'Pol hatte mit Verwunderung festgestellt, dass sich das Verhalten der meisten Besatzungsmitglieder sehr schnell änderte als die ENTERPRISE den Erdorbit erreichte. Die Crew starrte aus den Sichtluken auf die Schneise der Verwüstung, die sich als frische Narbe über den Erdball erstreckte und aus Trauer und Schock wurde kalte Wut. Die Vulkanierin war über diese Tatsache äußerst erstaunt.

Nach langen Wochen der Um- und Aufrüstung war die ENTERPRISE nun aber endlich wieder unterwegs. Dem Feind entgegen, wie die Menschen zu sagen pflegen. Aber wer war der Feind, fragte sich T'Pol. Kurz bevor die ENTERPRISE die Erde erreicht hatte, war das Schiff von den Suliban geentert worden. Die mysteriösen Wesen, die behaupteten im Dienste eines geheimnisvollen Unbekannten aus der Zukunft zu stehen, hatten Captain Archer direkt von der Brücke weg entführt. Wenige Stunden später war der Captain - zum erstaunen aller - von den Suliban lebend und in einem Stück zurückgebracht worden. Was der Captain zu berichten hatte, war aber noch unglaublicher, er habe mit dem Auftraggeber der Suliban durch die Zeit kommuniziert und dieser erklärte Archer, dass die Angreifer die Xindi seien. Die Xindi wollten die Menschheit vernichten, da die Menschen in 400 Jahren angeblich deren Heimatplaneten zerstören würden. Archer hatte sogar Koordinaten erhalten, wo die Xindi zu finden seien. Der Unbekannte aus der Zukunft erklärte, dass die Xindi an einer noch mächtigeren Waffe bauten, um die Erde endgültig zu zerstören. Dies müsse verhindert werden, da die Zeitlinie ansonsten >kontaminiert< würde.

Nach Archers Rückkehr und seinem Bericht, reagierte T’Pol zunächst skeptisch. Der vulkanische Wissenschaftsrat hatte schon vor Jahren festgestellt, dass Zeitreisen unmöglich sind, dennoch hatten sich leise Zweifel bei T'Pol eingeschlichen. Die ENTERPRISE war in den letzten zwei Jahren mehrmals auf die Suliban getroffen und es hatte einige äußerst merkwürdige Ereignisse gegeben. War es vielleicht doch möglich, fragte sich die Vulkanierin. Captain Archer schien davon überzeugt zu sein und wenn T'Pol etwas in den letzten Jahren gelernt hatte, dann dass sie dem Captain vertrauen konnte.

Auf der Erde hatte Archer mit seinem Bericht einen weitaus schwereren Stand. Botschafter Soval war von der Unmöglichkeit von Zeitreisen felsenfest überzeugt und auch das Oberkommando der Sternenflotte zweifelte. Aber dann hatte der Captain ein Beweisstück präsentiert, das man nicht wegdiskutieren konnte. In den Trümmern der abgestürzten Sonde fand er ein Bauteil, das in der Zukunft hergestellt worden war. Der unbekannte Auftraggeber der Suliban hatte ihm gesagt wonach er suchen musste. Damit konfrontiert hatte das Sternenflottenkommando entschieden, die ENTERPRISE zu den Koordinaten zu schicken, die Archer angeblich aus der Zukunft erhalten hatte.

Das nächste Problem war, dass diese Koordinaten in der Delphischen Ausdehnung lagen. Das sagte den Menschen nichts und so musste Botschafter Soval erklären, dass es sich dabei um ein Gebiet von etwa 2000 Lichtjahren Durchmesser handelte, dem schon einige vulkanische Schiffe zum Opfer gefallen waren. Die wenigen Schiffe, die aus der Ausdehnung zurückgegehrt waren, hatten Daten mitgebracht, die auf wilde und kriegerische Völker, Gebiete mit seltsamen Raumanomalien und sogar Gebiete hinwiesen, in denen die Gesetzte der Physik keine Gültigkeit zu haben schienen. Die Empfehlung des vulkanischen Oberkommandos an die Sternenflotte lautete daher, von dem Unternehmen abzusehen. Aber auch durch die abschreckenden Beispiele, die Botschafter Soval anführte, ließen sich die Menschen nicht umstimmen. Und so wurde die ENTERPRISE umgebaut, mit neuen Waffen ausgerüstet, eine Spezialeinheit des Militärs wurde an Bord verlegt und die wenigen Besatzungsmitglieder, die sich nicht zu diesem Unternehmen freiwillig gemeldet hatten, waren ersetzt worden. Nun war die ENTERPRISE im All, unterwegs zu Delphischen Ausdehnung. Vorher musste sie nur einen kleinen Umweg machen, sie musste nach Vulkan, um dort T'Pol abzusetzen. Das vulkanische Oberkommando hatte entschieden, dass man das einzige vulkanische Besatzungsmitglied der ENTERPRISE nicht mit auf dieses Selbstmordunternehmen schicken wolle und deshalb war eben dieses vulkanische Besatzungsmitglied nun auf dem Weg zum Quartier des Captains.

T'Pol stand vor der Tür und überlegte nochmals. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und entschied: Ja! Entschlossen betätigte sie den Summer.

„Ja bitte“, sagte Captain Archer.

„Laut Ensign Mayweather sind wir zwei Tage von Vulkan entfernt“, meldete die Vulkanierin, als sie in das Quartier des Captains trat.

„Nehmen Sie doch Platz.“ Der Captain schien in recht gelöster Stimmung zu sein.

Als sich T'Pol auf einem Sessel niederließ, sprach Archer weiter. „Überlegen Sie doch mal, in zwei Tagen werden Sie richtiges vulkanisches Essen zu sich nehmen.“

„Der Koch hat anständige Arbeit geleistet, beim annähern an die vulkanische Küche.“

„Sie hatten nie etwas dafür übrig, wie wir riechen, wenigstens das werden Sie nicht mehr ertragen müssen.“

„Ich habe mich daran gewöhnt“, gab T'Pol zu. Dass hatte sie tatsächlich, den Geruchsblocker benutzte sie schon seit drei Monaten nicht mehr.

Der Captain sah T'Pol an. „Auch an die Emotionen, mit denen wir Sie jeden Tag bombardieren?“

„Daran habe ich mich inzwischen auch gewöhnt… Irgendwie“, auch das entsprach der Wahrheit… Irgendwie.

Archer stand auf und trat an das Bücherregal. „Sie machen es einem nicht leicht, es muss doch Zuhause etwas geben worauf Sie sich freuen.“

T'Pol entschied, dass sie jetzt sagen sollte warum sie gekommen war. Sie stand auf und nahm vor ihrem Captain Haltung an. „Ich möchte nicht zurück nach Vulkan.“

„Bitte!“

„Ich möchte lieber, wenn Sie es mir erlauben, an Bord der ENTERPRISE bleiben.“

Der Captain wandte sich erstaunt um. „Es geht hier nicht darum, ob ich es Ihnen erlaube.“ Archer atmete tief durch. „Das Oberkommando würde nie einwilligen.“

T'Pol sah dem Captain geradewegs in die Augen und sagte dann den entscheidenden Satz. „Ich bin bereit, mein Offizierspatent niederzulegen.“

Archer war überrascht, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. „Wieso denn? Sie haben so hart gearbeitet!“

Die Vulkanierin machte zwei Schritte auf den Captain zu. „Sie werden die ENTERPRISE in eine sehr gefährliche Region führen, zu diesem Zeitpunkt kann ich Sie nicht verlassen.“

Der Captain fasste T'Pol an den Schultern und erwiderte ruhig „Wir kommen schon klar.“

„Sie brauchen einen Wissenschaftsoffizier, ob er nun ein Mitglied des Oberkommandos ist oder nicht.“

Archer trat an der Vulkanierin vorbei und ging zu seinem Schreibtisch hinüber. „Ich habe darüber nachgedacht wen ich befördern könnte.“

„Sie brauchen mich, Captain!“ Die Vulkanierin war von ihrem Ausbruch selbst überrascht. Erst jetzt war ihr klar geworden, wie intensiv die Bindung tatsächlich war, die sie zu diesen Menschen aufgebaut hatte.

Archer dachte nach, dann drehte er sich zu der Frau um und sah ihr für einen Moment direkt in die Augen. T'Pol hatte ihn gebeten, ja regelrecht angefleht, an Bord bleiben zu dürfen. Das überraschte ihn, schließlich traf er seine Entscheidung, er wandte sich ab und verließ sein Quartier.

T'Pol spürte Frustration. Sie hatte sich wirklich bemüht den Captain zu überzeugen. Nach einigen Sekunden folgte die Vulkanierin dem Menschen zur Brücke. Sie blieb im hinteren Teil der Kommandoebene, als Archer neben das Steuerpult trat, an dem Ensign Mayweather saß. „Uns von diesen Klingonen fern zu halten wird nicht so leicht werden, wie wir dachten.“

Bei diesen Worten horchte T'Pol auf.

Mayweather war verwirrt. „Sir?“

„Wir fliegen nicht nach Vulkan!“ Archer wandte sich um und warf T'Pol einen Blick zu, dann trat er vor den Kommandantensessel und erteilte einen Befehl. „Mr. Mayweather! Setzten Sie Kurs auf die Delphische Ausdehnung!“

„Aye, Sir!“ erwiderte Mayweather, während der Captain in seinem Sessel Platz nahm. Jedem auf der Brücke war klar, was das bedeutete. Ensign Sato an der Kom-Station warf der Vulkanierin ein scheues Lächeln zu und Lieutenant Reed an seiner taktischen Station einen bedeutungsvollen Blick.

T'Pol gelang es die Fassung zu wahren aber als sie die Brücke durchquerte, um zu ihrer Station zu gehen, konnte sie tief in ihrem Inneren ein Gefühl der Erleichterung nicht verleugnen.
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