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Der Sieg der anderen

von Racussa

Racussas Rückzug

An Bord der Trania II
„Schadensbericht!“, schrie Commander Racussa mit ihrer ofenrohrtiefen Stimme.

„Romulus I ist zerstört. Wir empfangen vier Rettungskapselsignale.“

„Vier?“, stöhnte Racussa auf. „Der Kriegsvogel hatte 5000 Romulaner als Besatzung.“

Eine Erschütterung ging durch das Schiff.

Der Waffenoffizier, ein Remaner, meldete: „Schilde an Backbord auf 80 %, fallend.“

Racussa blickte nur kurz zu dem neben ihr sitzenden Tal’Shiaroffizier, der hektisch auf seinem Datenbrett herumtippte, dann befahl sie: „Rettungskapseln bergen, vielleicht ist Admiral Makeba einer der Geretteten. Danach Wirbelmanöver My4 einleiten.“

Ein Techniker wandte sich zu ihr um. „Commander, ich muss Sie darauf hinweisen, dass ein Wirbelmanöver bei geschwächten Schilden zum Bruch der Quantensingularitätseindämmung führen könnte. Sie wissen, was das bedeutet.“

„Das weiß ich. Und wenn wir zu einem schwarzen Loch werden, dann reißen wir wenigstens zehn von diesen wendigen Jem’Hadarjägern mit uns. Wir haben keine Chance bei unserer geringen Wenderate gegen diese Raumkäfer.“

„Commander, sofort in meinen Raum!“ Der Tal’Shiaroffizier erhob sich mit dem Datenbrett in der Hand und ging zu rechten Seite. Racussa starrte ihn entgeistert an. „Wie bitte? Wir sind mitten in einer Schlacht! Ich habe doch jetzt keine Zeit für ein Teekränzchen.“

„In meinen Raum!“ schrie der Tal’Shiarmann schroff, bevor er sich am Geländer festhalten musste, weil die nächste Erschütterung durch das Schiff ging.

Racussa schlug mit der Faust auf die Lehne ihres Kommandosessels und stand auf. „Subcommander E’Mek, Sie haben die Brücke.“

Dann folgte sie wankend dem Tal’Shiaroffizier in dessen Raum, der völlig schwarz gehalten war. Nur hinter dem Schreibtisch prangte das Symbol des romulanischen Geheimdienstes. Sobald die Türe geschlossen war, fuhr er sie an: „Nur weil Sie eine romulanische Uniform tragen, heißt das noch lange nicht, dass ich Sie als Romulanerin behandeln müsste. Ich könnte Sie für die Befehlsverweigerung exekutieren lassen. Der Tal’Shiar befiehlt nie ein zweites Mal.“

Eine weitere Erschütterung ging durch das Schiff und aus einer Wandkonsole stoben Funken.

„Keine Sorge, die Exekution von uns beiden erfolgt in weniger als einer Stunde durch die Jem’Hadar, Breen oder Cardassianer.“

Eine weitere Erschütterung ging durch das Schiff.

„Ich brauche Ihre Gegenautorisierung für einen Befehl erster Klasse vom Erzschiffer direkt.“

Racussa hielt überrascht inne. „Das ist gegen die Vorschrift! Der Erzschiffer wendet sich über die Admiralität an kommandierende Offiziere, nicht über den Geheimdienst.“

Der Tal’Shiaroffizier hielt ihr wortlos das Datenbrett hin, auf dem in Grün das Logo des Erzschiffers blinkte. Racussa zögerte.

„Sie wissen, dass jetzt der ungünstigste Zeitpunkt für eine Überprüfung meiner Verlässlichkeit ist, oder.“

Der Mann knirschte mit den Zähnen. „Bei allen zwölf Göttern. Autorisieren Sie sofort die Übertragung!“

Racussa atmete tief durch und tippte dann den 32stelligen Autorisierungscode ein, siegelte mit ihrem Fingerabdruck und ließ das Datenbrett ihre rechte Iris scannen.“

Ein Hologramm entfaltete sich. Die Figur des Erzschiffers wirkte mehr als derangiert. „Abhören der Nachricht nur im sicheren Raum des Tal’Shiar gestattet.“

Der Agent aktivierte mehrere Tasten auf dem Datenbrett, dann begann das Hologramm mit der Übertragung: „An alle romulanischen Schiffe. Aufgrund neuer Erkenntnisse ist unser Pakt mit der Föderation und den Klingonen null und nichtig. Im Namen des Senats befehle ich den sofortigen Rückzug. Absolute Funkstille! Zu den Schiffen der Klingonen oder Föderation darf kein Kontakt aufgenommen werden. Alle romulanischen Schiffe kehren ohne Formation so schnell als möglich hinter die imperiale Grenze zurück und sammeln sich bei Außenposten Ceres 3, wo sie weitere Befehle erhalten.“

Eine weitere Erschütterung ging durch das Schiff.

„Das muss ein Gründer sein, der die Gestalt des Erzschiffers angenommen hat.“, sagte Racussa leise und griff sich an den Hals.

„Nein, das Dominion könnte eine solche Verschlüsselung niemals in der Geschwindigkeit knacken. Sie müssen die sofortige Umkehr befehlen.“

Racussa zögerte. „Ich brauche eine Bestätigung durch Admiral Nennean von der Tranischen Flotte.“

„Absolute Funkstille! Wenn Sie den Befehl nicht geben, muss ich Sie Ihres Kommandos entheben und interimistisch die Leitung des Schiffs übernehmen.“

Racussa schaute auf den einen Kopf kleineren Tal’Shiaroffizier hinunter. „Das können Sie nicht während eines Gefechts.“

Der Offizier schloss die Augen. Er öffnete sie wieder und sagte: „Das weiß ich, Commander. Aber wenn Sie nicht sofort den Rückzug befehlen, werde ich die Selbstzerstörung des Schiffes aktivieren. Wir dürfen dem Befehl des Senats nicht widerstehen.“

„Und was ist mit den Klingonen und Föderationisten? Sie haben Ihre Formation auf unseren Beitrag abgestimmt. Wir können nicht einfach…“

Das Alarmsignal im Raum ging an. Racussa eilte zur Türe, doch der Subkommander des Tal’Shiar rief ihr nach.

„Fünf Minuten, sonst wissen Sie, was ich tun muss.“

Racussa eilte auf die Brücke und E’Mek verließ sofort den Kommandosessel, um der Remanerin Platz zu machen. „Warum Alarm?“

E’Mek bellte: „Die cardassianischen Schiffe! Sie haben plötzlich begonnen, auf Breen und Jem’Hadar zu schießen. Sie wechseln die Seite!“

Racussa schüttelte den Kopf.

„Übersicht über romulanische Flottenteile!“

Der Kommunikationsoffizier tippte nervös auf seinen Armaturen.

„Keine funktionstüchtigen Schiffe in der Senatsflotte, der Auribial- und der Besctalflotte. Noch fünf aktive Schiffe in der Calval-, der Hieronymianer- und der Luditanaflotte, vier Schiffe in der Molacalflotte, drei in der Quartinalflotte, je zwei in der Rartialflotte und Strabialflotte, nur noch ein Schiff in der Verulalflotte und der Vibidalflotte. Noch acht Schiffe in unserer Flotte.“

Racussa wusste nicht, was zu tun war, nur dass die fünf Minuten, die der Tal’Shiarmann ihr gegeben hatte, genauso zerflossen wie die Reste der romulanischen Streitmacht.

„Subcommander E’Mek, Wirbelmanöver abbrechen. Alle Torpedorohre im Dauerfeuer auf breitester Streuung abfeuern, Cardassianerschiffe aus der Zielkonfiguration ausnehmen. Subkommander Telramund, harte Wende um 180° vorbereiten und danach vollen Schub, Zielrichtung Raumstation Ceres 3. Subkommander T’Ortlinde, Aktivierung der Tarnvorrichtung, sobald die Wende vollzogen ist. Absolute Funkstille zu allen Schiffen!“

Die Brückenbesatzung drehte sich entgeistert zu Racussa um.

„Commander, das ist Hochverrat und Fahnenflucht!“, stammelte die Tarnoffizierin, doch Racussa war schon aufgesprungen und versetzte ihr einen harten Schlag vor die Brust, sodass sie zurück auf ihre Konsole stolperte.

„Sie haben meine Befehle gehört! Jedes weitere Widerwort wird mit sofortiger Disrumption bestraft. Torpedos, feuern!“

Der Bildschirm vor dem Schiff zeigte die Korrosions-, Plasma-, Quanten, Polaron- und Myontorpedos in weitem Winkel aus dem Schiff ausströmen. Racussa und die übrigen mussten sich festhalten, als das harte Wendemanöver die Trägheitsdämpfer überforderte.

„Alle Plasmaminen auswerfen, sobald die Wende vollzogen ist. Vielleicht schützen sie uns, bis wir aus der Reichweite sind. Getarnt haben wir keine Schilde.“

E’Mek tippte wild Kommandos in die Waffenkonsole. „Commander, die Minenrampen werden einem gleichzeitigen Ausstoß möglicherweise nicht standhalten. Die Klappen könnten brechen.“

„Das ist jetzt nicht unser Problem. Wir müssen aus diesem Getümmel heraus. Bildschirm wechseln!“

Der Hauptbildschirm zeigte nun die Heckansicht des D’Deridex-Sicherheitsschiffs und die wie bunte Weihnachtskugeln ausgeworfenen Plasmaminen, die sich binnen Sekunden von Grau auf Grün blinkend aktivierten. Die ersten Jem’Hadarjäger nahmen die Verfolgung auf, doch giftgrünes Plasmafeuer schmolz sie im All.

„Commander, auch andere romulanische Schiffe setzen Wendemanöver.“

‚Dann war es keine Falle und ich sterbe nicht als feige Rückzieherin. Aber ich verstehe den Befehl nicht.‘

„Wie lange bis zur Aktivierung der Tarnvorrichtung?“

T’Ortlinde las ihre Konsole ab. „Die Wendung ist in fünfzig Sekunden abgeschlossen, die Initiierungssequenz benötigt achtzig Sekunden.

Eine weitere Erschütterung ging durch das Schiff.

„Die Minen verbrauchen sich zu schnell.“, schrie E’Mek.

Die kalte Computerstimme meldete: „Unautorisierte Plasmapistolenentladung im Tal’Shiarraum.“

Die Brückenoffiziere wandten sich erneut zu Racussa um, doch die wischte nur den Schweiß von ihrer Stirn.

„Dann werden wir eben ohne den Geheimdienst weitermachen müssen.“, stöhnte sie leise auf. „Wie viele Abfangjäger haben wir noch, wie viele Plasmakanonenplattformen.“

„Vierzehn der vierundzwanzig unbemannten Abfangjäger, achte der vierundzwanzig bemannten Abfangjäger und fünf der acht Plattformen.“

Racussa überlegte: „Sofort alle Abfangjäger ausschwärmen und zur Orthorhombischen Schutzformation gruppieren. Sobald die Abfangjäger draußen sind die Plattformen abstoßen und auf Kollisionskurs setzen.“

„Racussa, das wird unsere Piloten umbringen!“

„Subkommander E’Mek, das ist mir bewusst. Aber wir reißen damit einen Plasmaschild hinter uns auf, den die feindlichen Verfolger für mindestens drei Minuten nicht durchdringen können. Und wenn sie ihn umfliegen müssen, dann kostet sie das noch mehr Zeit. Ich opfere die acht Piloten und rette fünftausend andere auf unserem Schiff.“

Der Kommunikationsoffizier fragte ängstlich: „Sollen wir die nächsten Klingonenschiffe informieren? Sie rufen uns ständig. Auch sie könnten durch den Plasmaschirm gefährdet werden.“

Racussa schloss die Augen: „Funkstille!“

„Jäger sind gestartet, beginne mit der Abstoßung der Kanonenplattformen.“, sagte E’Mek leise.

„Initiierung der Tarnsequenz eingeleitet.“, schloss T’Ortlinde an.

„Commander, zehn, nein, zwanzig, nein fünfzig tholianische Schiffe fallen aus dem Warp.“

Racussa krampfte ihre Hände so tief in die Lehne ihres Sitzes, dass das Polymer riss.

„Auf welcher Seite?“

Der Navigator tippte hektisch auf seinen Anzeigen. „Die Tarnvorrichtung verunmöglicht die Messung.

„Bringen Sie uns so schnell als möglich weg von hier!“

E’Mek aktivierte die Verdunklung des Hauptbildschirms, bevor eine gigantische grüne Plasmawand sich blitzschnell wie eine flache Wand aufspannte. Das Plasma schnitt durch Jem’Hadar- und Breenschiffe wie ein glühendes Messer durch Pudding und riss auch vier klingonische Schlachtkreuzer und zwei Galaxy-Klasse Föderationsschiffe auseinander, bevor der D’Deridex-Kriegsvogel Trania I hinter dem Tarnschleier versank und in die Stille des Weltraums davonflog.
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