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Der Sieg der anderen

von Racussa

Epilog im Sterbezimmer

In einem Shuttle
Die Vorta Liana wartete und sah erneut auf ihr Datenbrett. Als Weyoun mit Thot Pran um die Ecke des Ganges kam, atmete sie auf.

„Die Tholianische Flotte hat den Orbit verlassen. Sie wollten keine Zeit mehr verlieren, um schnell nach Q’onos zu kommen.“

Thot Pran zischte etwas in der Breensprache, das der Übersetzer nur verzögert wiedergab: „Diese überhitzten Lavaspinnen sind zu heiß und zu ungeduldig.“

„Natürlich, Thot.“, sagte Weyoun, und strich sich das Haar glatt. Er warf Liana einen augenrollenden Blick zu.

„Ich bitte, mich nun zurückziehen zu dürfen. Bitte, verweilen Sie noch so lange auf Cardassia Prima, wie Sie möchten. Wir werden mit dem Flaggschiff zum Wurmloch zurückkehren, um Kai Winns Bericht zu hören.“

Weyoun verneigte sich vor Thot Pran und bog mit Liana zum Shuttlehangar ab, doch Thot Pran rief ihm etwas nach: „Ich hätte nicht gedacht, dass das Dominion so einfach seine Herrschaftsansprüche im Alphaquadranten abgibt. Sie haben mich und die Breen-Konföderation positiv enttäuscht.“

Weyoun schluckte einen Anflug von Aggression hinunter und drehte sich nochmals um. „Thot Pran, das Dominion war daran interessiert, Invasoren aus dem Gammaquadranten zu vertreiben und die Schuldigen an einem Genozid zu bestrafen, beides ist geschehen, mehr haben wir hier nicht mehr zu tun. Wann immer Sie Kontakt aufnehmen wollen, wird Vorta Velaryon, unsere Verbindungsagentin in Ihrem Hauptquartier, alles Nötige veranlassen.“

Weyoun ging noch schneller zur Türe zum Hangar, Liana folgte ihm gehetzt. Der Hangar war an einigen Stellen schwer beschädigt, aber das Jem’Hadarshuttle erwartete sie mit geöffneter Rampe.

Der Erste wollte etwas sagen, doch Weyoun winkte ab, er ging sogar noch schneller und blieb erst abrupt stehen, als er vor einer Selay und einem S’ona ankam.

Der S’ona, dessen Gesichtshaut mit Klammern zurückgespannt war, zuckte mit den Schultern: „Diese Physiologie ist uns nicht vertraut. Wir haben versucht, sie für den Transport so gut als möglich zu stabilisieren. Aber ich kann nichts…“

„Ja, ja, vielen Dank, Doktor Re’Nelfo. Wir werden uns erkenntlich zeigen. Aber jetzt verlieren wir keine Zeit mehr.“

Die Selay verneigte sich: „Vorta Weyoun, nehmen Sie das.“ Sie reichte dem Verwirrten eine Phiole mit einer schwarzen Flüssigkeit. „Es ist ein sehr starkes Schmerzmittel, gewonnen aus dem Gift der Napata-Schlangen. Allerdings…“ Sie zögerte und blickte ihn aus ihren geschlitzten Augen eindringlich an. „…eine ganze Phiole kann im Ernstfall auch einen vor Schmerzen schreienden Tod verhindern. Manchmal ist es der letzte Dienst der Liebe, den wir erweisen können.“

Sie raffte ihre Robe und verließ das Shuttle. Re’Nelfo folgte ihr.

Weyoun betrachtete die Phiole in seiner Hand. „Ich hasse Reptilien. Selay sind nicht anders als Cardassianer.“ flüsterte er mehr zu sich als zu Liana.

„Erster, wir fliegen sofort ab!“

Der Jem’Hadar nickte und trat ebenfalls in das Shuttle. Er ging an den beiden Vorta vorbei und nützte die Leiter zum oberen Deck.

„Liana, Sie bleiben auf der Brücke. Ich kümmere mich um die Gründerin.“

Liana legte ihre Hand auf Weyouns Unterarm und spürte das Zittern. „Sie müssen das nicht allein durchstehen. Ich habe es Ihnen gesagt, als Sie mich aus der Schlacht weggeschickt haben, und ich sage es Ihnen auch jetzt. Und noch eins: werden wir den Cardassianern sagen, dass unser Projekt Otkryvashka zur Anzapfung der Energie ihres Kerns um die Energiesabotageakte zu umgehen, die Rotation ihres Planeten verlangsamt hat und ihr Klima sich dadurch massiv ändern wird?“

Weyoun nickte, streifte aber sanft Ihre Hand ab. „Ich weiß. Um Ihre Loyalität mache ich mir keine Sorge. Und was Projekt Otkryvashka betrifft: es ist genug, dass die Breen davon wissen. Wir werden die Anlage zerstören, bevor Präfektin Kira irgendetwas findet.“, sagte er nachdenklich. Dann wandte er sich um und sah noch, dass die junge Vorta ebenfalls die Leiter erklomm. Weyoun folgte dem Gang und fand sich am Ende vor einer Tür mit zwei Jem’Hadarwachen. Sie gaben den Türcode ein und ließen ihn passieren.

Das dahinterliegende Zimmer erstreckte sich über die ganze Breite des Shuttles und schloss vorne mit einer Panoramaglaswand, die den Start aus dem Hangar zeigte. Der Platz vor dem Regierungspalast Cardassia Primas war von Granateneinschlägen und schwelenden Bränden verunziert. Das Shuttle stieg schnell in den Himmel auf und die Schwärze des Alls verbarg bald gnädig den traurigen Trümmerhaufen.

Doch Weyouns Augen bemerkten all das nicht, sondern richteten sich auf die schräge Bahre, auf der die Gründerin lag. Seidene Gurte befestigten ihren malträtierten Körper, ihr Gesicht war in den letzten zwölf Stunden noch weiter verfallen: Die Nase war nicht mehr zu sehen, und das rechte Auge zu einer grünen Melasse verschrumpft. Die linke Hand war ebenfalls abgefallen. Weyoun schluckte. Er kniete am Rand der Bahre nieder und flüsterte vorsichtig.

„Gründerin, wir haben gesiegt.“

Weyoun erwartete keine Reaktion, doch die rechte Hand zuckte und das verbliebene Auge öffnete sich. Der Vorta schrak zugleich auf und widerstand mit Mühe dem Drang, seine Göttin zu berühren. „Ich würde sterben, um Sie zu retten.“

Ein groteskes Lächeln erschien auf dem Gesicht der Gründerin. „Ich habe Ihnen, lieber Weyoun, schon einmal gesagt, dass es nicht so einfach…“ Ein schwerer Husten schüttelte sie und Weyoun hatte Sorge, dass sie ersticken würde, doch die Gründerin blieb diszipliniert, atmete ruhig und wandte ihr Gesicht dem knienden Vorta zu. „Das Dominion hat gewonnen, aber die Gründer werden sterben. Was für eine Ironie der Geschichte. Aber ich weiß, dass die Vorta noch in zehntausend Jahren das Andenken an uns wach halten werden.“

„Nein, Gründerin!“ Weyoun war selbst überrascht, dass er wohl zum ersten Mal seiner Herrin widersprach. Er fasste die schwarze Phiole fester. Das Gesicht der Gründerin zeigte einen Flug von Entsetzen, doch ihr fehlte die Kraft.

„Millionen sind gestorben in diesem Krieg, Jem’Hadar und Vorta, Caitianerinnen, Vulkanier, Andorianer, Klingonen, Romulanerinnen, auch Cardassianer. Nur die Gerechtigkeit ist ein zu kleiner Preis für all das vergossene Blut. Sie haben die Breen mit der Föderation beschenkt und die Tholianer, obwohl sie erst kurz vor dem Sieg zu uns gestoßen sind, mit dem klingonischen Imperium. Das Romulanische Reich bleibt ungeschoren und die Cardassianer werden den rachsüchtigen Bajoranerinnen unterstellt.“

Die Gründerin richtete ihr verbliebenes Auge auf Weyoun und sah erst jetzt die schwarze Phiole. „Und du klagst, dass ich nichts für Dich vorgesehen habe, mein Treuester?“

Weyoun schüttelte verwirrt den Kopf: „Niemals. Ich kenne meinen Auftrag, und ich werde nichts unversucht lassen. Damit die Breen und die Tholianer nichts von Eurem Verfall bemerken, habe ich nur Selay und S’ona zur Behandlung zugelassen. Die beiden Spezies werden alle Gesundheitsakten und Biowaffenlabore auf den Kopf stellen, um eine Heilung zu suchen. Und ich habe noch eine Spur. Die Ferengi haben uns angeboten, den Gründer Odo…oh, welch schändlicher Ausdruck, zu verkaufen, der sich in einem ihrer Medikationshandelsschiffe am Rande des Schlachtfelds befindet. Nach ihren Angaben zeigt er keine Symptome. Das Flaggschiff wird uns auf schnellstem Weg zu dem Rendezvouspunkt fliegen, und ich zahle gerne hundert Kuben goldgepresstes Latinum für Eure Rettung. Und wenn wir mit Kai Winns Hilfe das Wurmloch wieder öffnen, werden wir die Große Versammlung…“

Weyoun bemerkte erst jetzt, dass das Auge der Gründerin geschlossen war.

War sie eingeschlafen oder tot?
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