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Der Sieg der anderen

von Racussa

Weyouns Exekutionsbefehl

Im Hauptquartier des Dominion auf Cardassia Prima
Weyoun tastete noch einmal nach seiner auftoupierten Frisur, bevor er neben Thot Pran und der tholianischen Abgesandten Kymykoexe in den vorbereiteten Raum eintrat. Auf der gegenüberliegende Seite saßen Admiral Ross, Kanzler Martok und ein Cardassianer, der kaum zwölf Jahre alt schien und eine viel zu große Legatenuniform trug.

Weyoun nickte der Abgesandten und dem Thot zu, ließ seinen Blick über die anwesenden Gäste hinter der Reihe von Jem’Hadar und Breensoldaten schweifen, dann begann er mit sanfter Stimme.

„Vor vielen hundert Jahren kamen in dem französischen Schloss Saint Germain-en-Laye Abgesandte verschiedenster Entente-Mächte zusammen, um über jenen Aggressor Gericht zu halten, dessen Kriegserklärung die ganze Erdenwelt in ein Chaos stürzte. Noch viele Jahre davor besiegelte das Blutgericht von Mi'moqr einen über fünfzig Jahre währenden Krieg auf Q’onos, bei dem ein Drittel der klingonischen Spezies gestorben war. Heute sind wir versammelt, um nach der bedingungslosen Kapitulation der Föderation der Planeten, des Klingonischen Imperiums und der Cardassianischen Union den nachhaltigen Frieden für die Zukunft des Alpha-Quadranten zu sichern.“

Weyoun ließ eine lange Kunstpause verstreichen. Er blickte auf eine digitale Zeitanzeige und wartete, bis 1205 erschien.

„Unterzeichnen Sie die Friedensverträge!“

„Pe’taq!“ murmelte Kanzler Martok, als er das Dokument signierte.

„Schade.“ kommentierte Admiral Ross.

Der Junge zögerte: „Mein Vater war kein Verräter!“

„Unterschreibt, Sohn des Bokra, und das Leiden Cardassias endet!“ meinte Weyoun und hielt seinen Kopf schief.

Der Junge unterschrieb. Nachdem ein Vorta das Dokument Weyoun gebracht hatte, unterzeichnete auch dieser, dann Thot Pran und dann die Abgesandte Kymykoexe, die dafür extra einen kleinen Kristallarm ausfuhr.

Weyoun nickte dem anderen Vorta zu, der das Dokument herumgereicht hatte. Dieser verschloss es in einer Kristalltruhe hinter Weyoun.

„Möge dieser Friede ewig bestehen.“

Die kreischende Metallstimme Thot Prans brauchte einige Momente, bevor der Universaltranslator übersetzte: „Erfolgen jetzt die Exekutionen?“

„Was? Sie können doch keine Kriegsgefangenen exekutieren, sie Fisch in Cellophan!“, schrie Martok.

Weyoun machte eine beschwichtigende Geste, als die Jem’Hadar vortraten, um den Klingonen auf dem Sitz zu halten.

„Bitte beschimpfen Sie nicht den Thot, nur weil er nicht Ihr Besatzungsgeneral sein wird! Das Dominion würde nie zulassen, dass Kriegsgefangene getötet werden.“

Die tholianische Abgesandte fuchtelte mit zwei ihrer Kristallarme.

„Keine Sorge, Abgesandte Kymykoexe, wir werden nicht viel länger verzögern. Um die begangenen Kriegsverbrechen zu sühnen, allen voran der Genozid an den Gründern durch eine von der Föderation entwickelte Biowaffe, wurde, kurz bevor sie den Vertrag unterschrieben haben, durch ein tholianisches Einsatzkommando die caitianische Föderationspräsidentin Sh'wimul auf dem Place de la Revolution in Paris hingerichtet sowie Imperator Khaless durch ein breenisches Einsatzkommando auf dem Platz des Blutweines in der Ersten Stadt. Der Verräter Bokra wurde ja schon im Rahmen der Schlacht hingerichtet, weshalb kein Cardassianer mehr Buße tun muss für den Verrat in höchster Gefahr.“

Weyoun genoss es, dass Martok und Ross aufspringen wollten, aber durch Energiefesseln an ihre Sitze gebunden waren.

„Sie ekelhaftes Eichhörnchen. Wenn ich je freikomme, reiße ich Ihnen jedes Organ einzeln aus den Därmen!“, schrie Martok.

Ross wand sich verzweifelt. „Sie haben eine Präsidentin ermordet. Das werde ich Ihnen nie verzeihen, das war kein Teil des Kapitulationsabkommens.“

Weyoun nickte. „Das war es nicht. Aber weder die Präsidentin noch der Imperator waren vor Unterzeichnung des Abkommens Kriegsgefangene oder auch nur Kämpfer, daher handelte es sich um zivile Hinrichtungen. Das Dominion verzichtet auf fast jede weitere Gegenleistung, wie ich Ihnen ja schon vor der Unterzeichnung mitteilte. Der Breen-Konföderation werden für sechs Standardjahre die bisherigen Föderationsterritorien als Mandatsgebiet anvertraut und der Tholianischen Versammlung in derselben Weise für sechs Standardjahre die klingonischen Teile. Da die Föderation durch das Eindringen in den Gammaquadranten und die Errichtung der Kolonie Neu-Bajor den ersten aggressiven Akt gesetzt hat, trägt sie die Schuld am Krieg und wird des Weltfriedensbruchs angeklagt. Wie vereinbart, übernimmt Admiral Ross zusammen mit allen Admirälen und Captains der Sternenflotte dafür die Verantwortung und begibt sich in vorerst lebenslängliche Haft in eine Dominion-Einrichtung unserer Wahl. Dem klingonischen Imperium, das erst später dazugestoßen ist, bleibt diese Maßnahme erspart.“

Die Tholianerin und der Breen gaben zustimmende Laute ihrer jeweiligen Natur von sich.

„Der Fall Cardassia liegt etwas anders.“ Weyoun winkte den Jem’Hadarwachen, die Kira Nerys hereinschleppten, die deutliche Spuren eines Kampfes an sich trug. Sie war gefesselt und geknebelt.
Der junge Bokra erhob sich und fuchtelte mit den Armen.

„Keine Sorge, das lustige Himmelfahrtskommando des Verräters Damar ist – inklusive des Spions Garak – durch unsere Wachen bereits eliminiert und in Caprinsäure aufgelöst worden. Garaks Schädelskelett wurde schon nach Romulus gesandt, weil der Senat darum gebeten hatte.“

Kira zog an ihren Fesseln, doch die Jem’Hadarwachen hielten sie nieder.

„Major, bitte, beruhigen Sie sich, Sie werden doch nicht die bajoranische Neutralität gegenüber dem Dominion aufgeben wollen. Nur aufgrund Ihrer bajoranischen Biosignatur war es unseren Drohnen erst möglich auf einem Planeten voller Cardassianer das Verräterpaar Garak und Damar zu finden. Und da Sie nicht widersprechen, liest das Dominion Ihre Aktion als eine verdeckte bajoranische Unterstützung der Dominion-Sache.“

Kira zog so fest an ihren Fesseln, dass sie die Tränen nicht zurückhalten konnte.

„Major, bitte, verletzen Sie sich nicht. Sie müssen für die Aufgabe, die Ihnen das Dominion in Rücksprache mit Kai Winn überträgt, gesund und stark sein. Da weder die Breen noch die Tholianer besonderes Interesse geäußert haben und niemand die Cardassianer besser kennengelernt hat als die Bajoraner, möchten wir Sie als Präfektin für Cardassia Prima einsetzen, sowie weitere zweihundertsiebenundzwanzig Bajoranerinnen als Präfekten für die übrigen Planeten der cardassianischen Union. Und zwar für genauso lange Zeit, wie Cardassia über Bajor geherrscht hat und eine Woche länger. Sie sehen, mit dem Dominion zu gehen, war immer der klügere Weg.“

Kira verlor das Bewusstsein, doch die beiden Jem’Hadar hielten sie fest, sodass sie nicht zu Boden fiel. Eine schlangenköpfige Gestalt schob sich zwischen den Wachen durch und wandte ein Hypospray an. Kira schüttelte benommen den Kopf und riss entsetzt die Augen auf.

„Ich danke unseren neuen Freunde aus der Selay-Schlangengrube. Das Dominion ist zutiefst erfreut verkünden zu können, dass die einst nicht in die Föderation aufgenommenen Selay nun von uns als neutrale Sanitäter eingesetzt werden, um alle Verwundeten des vergangenen Krieges zu heilen.“

Weyoun reckte neugierig den Kopf, um zwischen den Wachen durchzusehen und winkte dann überenthusiastisch jemanden nach vorne.

„Natürlich wollen wir auch die klingonischen Verwundeten nicht vergessen, denn auch mutige Krieger leiden unter brutalen Verwundungen. Und da wir selbst größten Nutzen aus der KethracelWhiteSynthese der Son’a gezogen haben, möchten wir dem geschätzten Ru’afo die Gesundheitsfürsorge für die klingonischen Teile übertragen. Son’a und Selay werden heilen, was dieser Krieg verwundet hat, und erforschen, was zukünftige Krankheiten und…“ Er blickte direkt Admiral Ross an, „…die Entwicklung zukünftiger Biowaffen verhindert.“

Weyoun strich sich die Schläfen glatt.

Ross und Martok waren in eine Starre verfallen, der cardassianische Junge hatte zu heulen begonnen. Kira Nerys schüttelte verzweifelt den Kopf.

Admiral Ross warf Weyoun einen vernichtenden Blick zu: „Und nun, Weyoun, was werden Sie sein: Der Superherrscher über den Alphaquadranten?“

Weyoun nickte freundlich der tholianischen Abgesandten und dem breenischen Thot zu. Dann lächelte er Admiral Ross direkt an. „Admiral, wo denken Sie hin? Es gibt genug Spezies, die sich hier viel besser auskennen. Da der Frieden eingekehrt ist, beaufsichtige ich den Bau der neuen Dominion-Station neben dem bajoranischen Wurmloch, in der Hoffnung, dass Kai Winn nun nach der Tötung von Dukat in der Lage sein wird, das Fenster zur Heimat für uns zu öffnen.“

Martok schlug mit der Hand auf den Tisch: „Rt’ghre! Ist die Gründerin zu feige gewesen, uns das selbst auszurichten?“

Weyoun hob die Handflächen nach oben. „Das, Kanzler, liegt in der Beurteilung der Gründerin, nicht meiner, aber ich sehe keinen Grund, warum sich eine Göttin mit so banalen Dingen wie einer Vertragsunterzeichnung langweilen sollte.“

Weyoun reichte Ru’afo und der Selay die Hand, bevor er sich umwandte und zur Tür ging. Doch dann hielt er kurz inne, als die Türflügel schon aufgegangen waren und wandte sich nach einem kurzen Blick zu Kira an Admiral Ross.

„Ich fürchte, es gab einen Unfall mit der Transporterpufferung und ein Ihnen bekannter Sternenflottenoffizier, der die Defiant kommandierte, wurde vierhundert Meter oberhalb der Versammlungshalle materialisiert. Leider werden nicht einmal die Son’a in der Lage sein, seine Körperteile zusammenzusammeln und ihn zu reanimieren.“

Weyoun verließ eilig den Raum, die Tholianerin folgte ihm auf ihren sechs lavaleuchtenden Stelzen. Thot Pran wandte sich an Kanzler Martok und kreischte ihn mit der Breenstimme an, die erst verzögert übersetzt wurde: „Wie gut, dass wir die Erde schon besser kennen, Q‘onos würde unter unserer Fürsorge zerknickt werden.“
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