TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Der Sieg der anderen

von Racussa

Racussas Verhör

Auf der romulanischen Station Ceres 3
Racussas Blick glitt durch den Raum. In der gigantischen Antretehalle der Station Ceres 3 sah sie nur 35 andere Offiziere, alles Romulanerinnen und Romulaner, die die verbliebenen Schiffe aus der Schlacht von Cardassia Prima kommandiert hatten. Die langsame Rotation der Station ließ die Sterne oberhalb der Panoramakuppel zu kleinen Strichen auseinandergezogen werden.

Die Türen unterhalb des gigantischen Falken öffneten sich und neben einem Admiral, den Racussa noch von der Akademie kannte, traten der Erzschiffer, der Stationskommandant und drei weitere Personen in die Halle.

Der Admiral verließ die Gruppe und wandte sich den Offizieren zu. „Erweisen Sie den Respekt dem strahlenden Senator Marcus Tranius Madescator, der heiligmäßigen Tranastin, dem Erzschiffer des Romulanischen Imperiums und dem Kommandanten der Station Ceres III!“

Alle Offiziere schlugen sich an die Brust und riefen: „Respekt! Respekt! Respekt!“

Der in eine pfirsichgelbe Rüstung gekleidete Senator gab dem Erzschiffer einen Wink. Dieser nickte dem Stationskommandanten zu, woraufhin sich die Panoramakuppel verdunkelte und aus der Mitte des Raumes ein kleiner Steinaltar aufstieg, auf dem ein reales Feuer brannte. Die Tranastin trat vor und begann einen seltsamen Singsang:

„Plasma zu Plasma, Asche zu Asche, Säfte zu Säften. Pluto, Herr der Unterwelt, ehre die Helden, quäle die Feiglinge, vergiss die Feinde für immer! Säfte zu Säften, Asche zu Asche, Plasma zu Plasma!“ Mit bloßen Händen drückte sie eine Zitrone über dem Feuer aus und hielt ihre Augen auch in dem scharf aufsteigenden Rauch geöffnet. Dann griff sie in einen samtenen Sack, der an ihrem Gürtel hing, und streute grüne Asche in das Feuer. Zuletzt nickte sie dem Erzschiffer zu, der seine Plasmapistole vom Gürtel nahm und auf das Feuer richtete.

Alle antworteten mit dem traditionellen Trauerruf: „Plasma zu Plasma!“

Racussa sah, wie der nicht vorgestellte Begleiter des Senators sich dezent zwischen ihn und den bewaffneten Erzschiffer schob.

‚Er trägt das Gelb der Tranier, aber er ist vom Tal’Shiar.‘ ging es Racussa durch den Kopf.

Der Plasmastrahl des Erzschiffers schmolz nicht nur das Feuer, sondern auch den Steinaltar, dessen Reste nach dem Abstellen der Pistole im Boden versanken. Eine steinerne Platte verschloss das Loch wieder. Die Tranastin trat nach einer Verneigung vor dem Senator hinter ihn. Auch der Begleiter trat wieder zurück, nachdem der Erzschiffer seine Plasmapistole wieder im Halfter eingesteckt hatte.

„Commander und Subcommander der Allianzflotte zur Abwehr des Dominionangriffs…“ Der Erzschiffer legte eine lange Pause ein. „Gestern noch kämpften Sie auf dem Schlachtfeld im Cardassia-System.“ Eine weitere Pause folgte. „Wir dachten, wir würden einen gerechten Verteidigungskrieg führen. Und die acht Millionen Gefallenen und der Verlust des größten Teils unserer Flotten ist ein schlimmes Zeugnis unseres Willens, nicht kampflos unterzugehen. Und doch haben wir die Schlachtreihen verlassen. Admiral Ogulius Orontius, der mich hierher begleitet hat, kann nachvollziehen, dass dieser Schritt feige und unromulanisch erscheint, doch wir alle dienen dem Senat und dem König.“

Der Erzschiffer trat zur Seite und ließ den Senator vortreten.

„Mutige Frauen und Männer, im Namen des Königs spreche ich Ihnen für den ganzen Senat unsere Anerkennung, unseren Dank, unsren Lobpreis und den Stolz des ganzen Romulanischen Imperiums zu. Sie haben – ohne Ausnahme – dem Befehl des Senats Folge geleistet. Sie haben ehemalige Verbündete der Klingonen und der Föderation nach ihrer Einschätzung im Stich gelassen, verraten und der sicheren Niederlage ausgeliefert. Was ich Ihnen jetzt hier sage, wird morgen alle Nachrichten des Imperiums prägen, aber Sie sind die ersten, die den Grund dieser so irrational erscheinenden Maßnahme erfahren sollen.“

Auf seinen Wink erschien in der Mitte der Kuppel ein Hologramm von Captain Sisko, dessen Worte vom Universaltranslator ins Romulanische übersetzt wurden: „Es gibt aber keine Garantie dafür.“

Ein zweites Hologramm erschien, das den Cardassianer Garak zeigte. Es wandte sich an Sisko: „Oh, die gibt es, keine Sorge. Sehen Sie, wenn der Tal‘Shiar die Untersuchung des Wracks von Vreenaks Shuttle beendet hat, werden sie die verbrannten Überreste eines cardassianischen optolytischen Datenstäbchens finden, das auf eigenartige Weise die Explosion überlebt hat. Nach einer sorgfältigen forensischen Untersuchung werden sie entdecken, dass das Stäbchen die Aufzeichnung eines hochkarätigen Treffens des Dominion enthält, bei dem die Invasion von Romulus geplant wurde.“

Siskos Hologramm antwortete: „Dann werden sie entdecken, dass es eine Fälschung ist, verdammt noch mal.“
„Oh nein, ich denke, das werden sie nicht. Denn alle auftretenden Mängel der Fälschung werden als Folgen der Explosion erscheinen. Also, mit einem scheinbar offiziellen Stäbchen auf der einen Seite und einem toten Senator auf der anderen, frage ich Sie, Captain, welche Schlussfolgerung würden Sie ziehen?“ gab das cardassianische Bild zurück.

„, Dass Vreenak das Stäbchen auf Soukara erhalten hat und dass das Dominion ihn getötet hat, um zu verhindern, dass er wieder nach Romulus zurückkehrt. Was soll das überhaupt?“

„Genauso ist es. Und je mehr das Dominion seine Unschuld beteuert, desto mehr werden die Romulaner glauben, dass das Dominion schuldig ist, weil es nämlich genau das ist, was die Romulaner an deren Stelle auch getan hätten. Deshalb kamen Sie zu mir. Ist es nicht so, Captain? Weil Sie ganz genau wussten, dass ich diese Dinge machen kann, die Sie auf keinen Fall machen dürfen. Es hat funktioniert und Sie werden erhalten, was Sie wollen. Einen Krieg zwischen den Romulanern und dem Dominion. Und wenn Ihr Gewissen Ihnen Probleme bereitet, dann sollten Sie es mit dem Wissen besänftigen, dass Sie vielleicht gerade den ganzen Alpha-Quadranten gerettet haben und dass der Preis dafür lediglich das Leben eines romulanischen Senators, eines Kriminellen und die Selbstachtung eines Sternenflottenoffiziers war. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich sehe es als eine Art Sonderangebot.“ Nach den letzten Worten des cardassianischen Hologramms erloschen beide Bilder.

Der Stationsverwalter tupfte sich die Stirn ab, der Erzschiffer schnaubte.

„Auf der bajoranischen Station Talita Sumsum neben dem Wurmloch in den Gammaquadranten wurden diese alten Sicherheitsmitschnitte aus dem Quartier des damaligen Stationschefs Sisko geborgen.“, setzte der Senator seine Rede fort. „Sobald wir davon erfuhren, wurde das ganze Ausmaß der Niedertracht der Föderation deutlich. Nicht nur haben Sie uns mit gefälschten Angriffsplänen des Dominion überreden wollen, unsere Neutralitätspolitik aufzugeben, nein, noch viel schlimmer wiegt, dass sie einen Strahlenden, den Senator Tarquinius Besctatus Vreenak, ermordet haben. Der Senat hat nicht nur diesen furchtbaren Betrug sofort auch dem Dominion kommuniziert, sondern zugleich die – falls er lebendig gefunden wird – Auslieferung des Cardassianers Garak verlangt, um ihn in der Imperialen Stadt vor Gericht zu stellen und anschließend wegen Hochverrats öffentlich zu disrumpieren. Wir warten noch auf die Antwort der Vertreterin des Dominion, aber bis dahin lädt der Stationsverwalter Sie alle zu einer großen Feier des Friedens auf der Station ein.“

Der Senator deutete auf den Stationsverwalter. Der tupfte sich erneut die Stirn ab: „Strahlender, es ist eine Ehre!“

Der Admiral nickte dem Erzschiffer zu und sagte: „Frauen, Männer, Kameraden! Lasst uns ein Fass romulanischen Wein auf die Gefallenen trinken und dann ein Gelage feiern, das den Zwölfen Spaß macht und dem Stationsverwalter an den Bettelstab bringt.“

Die Offiziere johlten und stampften mit dem linken Fuß auf. Dann folgten sie dem Erzschiffer und dem Admiral, der neben dem Stationsvorsteher durch die Türe ging.

„Sie nicht!“, hörte Racussa die scharfe Stimme des bisher so schweigsamen Begleiters des Senators.

‚Natürlich nicht. Wie konnte ich nur…‘ dachte sie zerknirscht.

Auch die Tranastin hatte die riesige Halle verlassen. Seltsamerweise schloss sich die Türe und Racussa blieb mit dem Senator und dem Tal’Shiarmann allein unter der gigantischen Kuppel zurück. Racussas Kehle wurde trocken.

„Commander Racussa, ich entnahm Ihrem Bericht, dass der Tal’Shiarbeobachter auf der Trania II Selbstmord begangen hätte. Finden Sie das nicht ungewöhnlich, mitten in einer Schlacht?“

Racussa räusperte sich und versuchte, nicht eingeschüchtert zu klingen: „Strahlender, der Subkommander wirkte während des gesamten Gefechts überfordert. Es war sein erster Einsatz, denn wenn ich recht informiert bin, hat der Tal’Shiar mit dem Scheingefecht gegen das Dominion seine besten Leute verloren. Daher ist es nicht ungewöhn…“

„Lügnerin!“, fauchte der Mann hinter dem Senator.

„Beruhige dich, Rivil, lassen wir die Commander Ihre Sicht der Dinge darstellen.“

Racussa war über den ruhigen Ton des Senators verwundert, sie war es nicht gewohnt, mit diesem Minimum an Respekt von einem Romulaner behandelt zu werden.

„Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass er angesichts unserer wahrscheinlichen Niederlage den schnellen Plasmatod gewählt hat.“

Rivil stellte sich direkt vor die Offizierin. „Und was, wenn Sie ihn bewusstlos geschlagen und dann den Plasmastrahler mit einer Zeitverzögerung auf ihn schießen lassen haben, während Sie wieder auf der Brücke waren, um sich ein Alibi zu verschaffen?“

„Würde der Tal’Shiar nicht einmal so eine grobe Manipulation am Plasmastrahler nachweisen können?“, gab sie bissig zurück.

„Sie hatten über vierundzwanzig Stunden Zeit, um die Waffe zu remodulieren, Fingerabdrücke zu entfernen und Beweise zu fälschen. Wir haben gerade erst gesehen, zu was die Fälscher fähig sind.“, Rivil deutete in die schwarze Kuppel.

„Dann findet der Tal’Shiar also meine Fälschung, die ich angeblich während eines tödlichen Gefechts erdacht und ausgeführt habe, aber die Fälschung der Föderation konnte er nicht durchschauen? Sie entschuldigen, Subkommander Rivil, wenn das mein Vertrauen in Ihren Dienst nicht erhöht.“

Der Angesprochene würgte, doch der Senator legte ihm vertraut die Hand auf die Brust. „Commander, Subcommander Rivil ist manchmal etwas übereifrig. Noch eine Frage: Sie haben alle Ihre Torpedos verschossen und völlig wehrlos den Rückweg angetreten. Sie haben damit nicht nur vermeintlich verbündete Schiffe der Föderation und der Klingonen zerstört, sondern auch einige Angreifer des Dominion. Sie haben aber auch Ihre Besatzung der Schutzlosigkeit ausgeliefert. Wie rechtfertigen Sie das?“

Racussa streckte ihren Rücken durch. „Ich hoffte, durch diese Tat zumindest dem größeren Teil unserer Flotte genügend Ablenkung zu erwirken, damit wenigstens einige Schiffe gerettet werden könnten.“

Rivil kniff die Augen zusammen. „Oder es war eine remanische Panikattacke?“

„Commander Racussa, sobald wir in der Imperialen Stadt zurück sind, sehen wir einander in der Erzschifferei.“

Der Senator wandte sich zum Gehen. Racussa fragte verwirrt: „Zu meiner Exekution?“

Marcus lachte auf und drehte sich erneut zu ihr: „Oh nein, zu ihrer Beförderung zur ersten remanischen Subadmirälin des Romulanischen Imperiums! Das Haus Trania ist stolz auf Ihren Wagemut und Ihre Loyalität."

Racussa und Rivil starrten den Senator entsetzt an.
Rezensionen