TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Ist das Universum nicht schön?

von Harald Latus

Kapitel 1

Jean-Luc hatte sich im Bad umgezogen und bettfertig gemacht. In seinem Schlafgewand kam er aus dem Badezimmer wieder ins Gästezimmer und setzte sich auf das bequeme Bett.
Ein kurzer Lichtblitz hinter ihm ließ ihm die Galle hochkommen, denn er wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Abrupt drehte er sich um.
„Was wollen Sie denn hier, verschwinden Sie. Ich habe kein Interesse an einer Konversation mit Ihnen.“, erklärte er deutlich verärgert, während sein Gegenüber ihn anlächelte.
„Oh, Mon Capitan, Sie tun mir unrecht.“ Wie immer stand Q in einer Captainsuniform hinter dem Bett, diesmal allerdings war es eine aktuellere Variante als damals auf der Enterprise.
„Sie hegen noch immer einen solchen unbegründeten Groll gegen mich, dabei war ich es, der Ihnen immer wieder geholfen hat damit sich Ihre Art weiterentwickeln konnte. Es ist nur meinem Verdienst zu verdanken, dass die Menschheit sich nicht in den Abgrund geritten hat.“
Picard verlor langsam die Fassung. „Ach ja? Die Menschheit und alle anderen Rassen wären besser dran gewesen, wenn es Sie nicht geben würde. Den Zivilisationen wäre so viel Leid erspart geblieben. So viele Leben sind in den Konflikten geopfert worden, die Sie ausgelöst haben und wofür? Für Ihre Unterhaltung, Ihren Spaß für Ihre Ignoranz und Ihre perfide Art uns ‚Unterrichten‘ zu wollen. Und wozu hat das geführt? Doch nur zu noch mehr Leid.“, erklärte Picard verbittert.
Den letzten Satz hatte Picard fast geschrien und er wunderte sich für einen Augenblick, dass Will Riker nicht umgehend in der Tür stand. Doch dann wurde ihm klar, dass Q mit Sicherheit wieder einen seiner Tricks angewandt hatte, um all das zu verhindern.
„Ich bin mir sicher, dies wäre heute ein viel besserer Ort, wenn Sie sich nicht ständig eingemischt hätten“, gab Picard seine feste Überzeugung zum Besten.
„Aber Mon Capitan, sehen Sie sich doch um. Ist das Universum nicht schön?“
Picard schüttelte den Kopf, „Nein, das Universum könnte für alle Lebensformen wesentlich besser sein, wenn Sie nicht immer dazwischenfunken würden“, wiederholte der Captain und machte seinen Standpunkt damit völlig klar.
„Soso, was glauben Sie denn wäre aus der Menschheit und den Verbündeten geworden, wenn Ich Ihnen nicht den richtigen Weg gezeigt hätte?“, wollte Q nun auffordernd wissen und erwartete eine Antwort.
Picard hatte sich so aufgeregt, dass er inzwischen schrie, „Das wissen Sie ganz genau. Allein, dass Sie die Borg nach dieser unheilvollen Begegnung zu uns geführt haben, sagt schon alles. Es ist nur Ihnen zuzuschreiben, dass Sie auf uns aufmerksam wurden und uns so angreifen konnten.“
Jetzt wurde auch Q ungehalten.
„Sie sind in Ihrer menschlichen Impertinenz wirklich unübertroffen. Sie sehen sich und Ihresgleichen immer noch als den Nabel des Universums und die Krönung der Schöpfung an, obwohl sie ein so jämmerliches Dasein geführt haben. Sie sind also wirklich der Ansicht, die Menschheit wäre besser dran gewesen, wenn Ich Ihnen keinen Einblick verschafft hätte in das, was Sie damals erlebt haben? Lassen Sie uns schauen was wirklich passiert ist.“
Mit einem Fingerschnippen verschwanden Q und Picard und standen plötzlich im zehn Vorne. Nun trug auch Picard eine Sternenflottenuniform, so wie sie dem Erscheinungsbild von 2379 entsprach.

Q stand hinter Picard und schaute ihm über die linke Schulter, sein Kinn berührte Picard fast, als er ihm zuflüsterte: „Sternzeit 42761.3 - 42761.9, das aktuelle Jahr ist 2365. Erkennen Sie die Szene?“
Riker, Guinan und Q standen an der Bar und das Ebenbild von Q hatte sie gerade über 7.000 Lichtjahre weit in einen fernen Sektor katapultiert.
Picard erkannte die Szene sofort. Es war kurz bevor sie den Borg erstmals begegnet waren. Q sah Picard mit tadelndem Blick an.
„Jean-Luc, Sie haben kurz darauf den ersten Fehler gemacht, anstatt der Empfehlung von Guinan zu folgen und sofort zu verschwinden, wollten Sie diesen Quadranten unbedingt erkunden. Selbst wenn ich diesem Wesen auch heute noch nicht vertraue, so war es doch die beste Empfehlung, die sie hatte machen können.“
Picard, der die Szene noch gut vor Augen hatte und auch das was sie für ihn und sein Schiff bedeutet hatte antwortete mit einem anklagenden Tonfall: „Allein dieser Vorfall führte dazu, dass 18 Besatzungsmitglieder vermisst wurden. Wenn Sie sich erinnern, ich habe Ihnen damals schon gesagt, dass ich diese Lektion auch gelernt hätte, ohne dass 18 meiner Crewmitglieder gestorben wären. Aber Sie hatten ja nicht die Güte, diese Auswirkung wieder ungeschehen zu machen.“
Q setzte einen ernsten Blick auf, „Ja genau, und Sie wissen sicher noch ganz genau was ich Ihnen darauf geantwortet habe. Es gibt im All keine Sicherheit, es gibt nur das Unerwartete und es gibt die Wunder und Überraschungen, mit denen alle Bedürfnisse und Wünsche gestillt werden.“
Doch Picards Enttäuschung saß tief. „Trotzdem bleibt es eine harte Entscheidung, die man so nicht hätte treffen müssen“, sagte der Captain.
„Guinan hat mir damals gesagt, dass durch Ihre Einflussnahme unsere Begegnung mit den Borg viel früher erfolgte, als sie es hätte sein müssen und das hat zu einer Kette von Ereignissen geführt, die das ganze Handeln der Flotte und das Leben vieler Besatzungsmitglieder unnötig gefährdet hat. Damals sah ich es mitunter noch als Vorteil über dieses Wissen zu verfügen, aber es hat im weiteren Verlauf einfach zu viele Leben gekostet.“
Q war wie immer dazu aufgelegt dem Captain kontra zu geben und noch während sie die Szene im Kasino der Enterprise D als stille Beobachter verfolgten fragte er den Captain:
“Jean-Luc, wollen Sie wirklich diese andere Zukunft? Wollen Sie an dieser Stelle Ihres Weges die andere Abzweigung nehmen? Vielleicht verbirgt sich dahinter ein noch viel schlimmeres Schicksal?“
Völlig außer sich entgegnete Picard eine Spur zu laut und mit deutlichem Ärger in der Stimme: „und wenn es so ist, dann sicherlich nur deshalb, weil sie ihre Finger im Spiel haben und die Karten nach Ihrem Gutdünken mischen, um mir das schlechteste Blatt zu verteilen.“
Q sah den Captain mit einer Mitleidsmine an „Oh Mon Capitan, Sie tun mir erneut unrecht.
Aber gut, ich verspreche, dass ich Ihnen nur das zeige, was sich wirklich ereignet hätte ohne mein Zutun und ohne diese für die Sternenflotte eigentlich glückliche Fügung, die Sie nur mir zu verdanken haben, weil ich mich als Ihren Freund sehe. So möge es sein“
Mit einem Fingerschnippen standen die beiden auf der Brücke der Enterprise und sahen, wie sich die Situation weiterentwickelt hätte, wenn Q diesen Zwischenfall nicht provoziert hätte.

In dieser Realität war es eine normale Mission geworden, die ohne Zwischenfälle abgelaufen war. Der Picard auf der Brücke hatte seine Anweisungen gegeben und die Crew hatte diese in der üblichen professionellen Weise ausgeführt. Alles in allem eine eher ruhige und von interessanten Erkenntnissen geprägte Mission.
Picard sah zufrieden aus. Diese andere Entwicklung entsprach viel mehr seinen Vorstellungen, doch Q sah ihn mahnend an. „Captain, das ist nur der Anfang, es wäre unfair, wenn ich Ihnen nicht alles zeigen würde, was sich bis zu meinem heutigen Besuch getan hat.“
Picards Gesicht schien Überlegung zu signalisieren, denn Q zog die Augenbrauen hoch, als hätte er gerade eine sehr wichtige erstaunliche Information erhalten. „Ah, Captain, ich ahne was Sie nun denken und wir können gerne nachsehen.“

Plötzlich standen Picard und Q inmitten einer belebten Straße auf einer Föderationskolonie. Picard erkannte das Rathaus, das am Ende der Straße hinter einem großen Marktplatz aufragte.
„Sternzeit 43989.1. Planet Jouret IV, die Kolonie New Providence.“, erklärte Q, „Wie Sie sehen, ist in dieser Zeitlinie nichts passiert, alle gehen ihrem Alltag nach, Ich gratuliere Ihnen Jean-Luc, Sie haben tatsächlich auch all diese Leben gerettet, denn in der Ihnen bekannten Zeit waren Sie ja bedauerlicherweise nicht so erfolgreich. Und ja, auch Ihre Assimilierung ist in dieser Realität nicht geschehen. Das müsste Sie doch mit Frohsinn stimmen Jean-Luc.“
Der Captain dachte mit Schrecken an diese Erfahrung zurück. Einen Teil dieser Angst hatte er nie überwunden, dass aus dem tiefsten Inneren seiner selbst die Borg Naniten wieder die Oberhand gewinnen könnten. „So viele Personen wurden gegen ihren Willen assimiliert, dieses Schicksal hatten sie nicht verdient.“, erklärte Picard ernüchtert.

Mit einem Fingerschnippen von Q saßen Sie in einem Shuttle des Typs 7 und schwebten inmitten der großen Leere des Weltalls.
„Schauen Sie nur hinaus Picard wie Sie sehen, sehen Sie nichts und das ist nur verständlich.“
Der Captain schaute auf das Display vor sich und tippe einige Informationen ein. Doch er musste erkennen, dass Q Recht hatte. Der Ort stimmte, die Sternzeit passte und es war trotz allem nichts zu sehen. Q referierte wie der überlegene Oberschullehrer, der Grundschülern die Gesetzmäßigkeiten der Mathematik vermittelte.

„Sternzeit 44001.4, System Wolf 359, Präsenz der Borg ist Null. Präsenz der Föderation ebenfalls nicht vorhanden. Es ist genauso wie Sie es wollten Picard. Der Zwischenfall mit den Borg hat nie stattgefunden, folglich auch nicht der Angriff zu dieser Zeit an diesem Ort. Alles ist gut, sollte man meinen, nicht wahr? Aber der Schein trügt!“

Picard fuhr herum und sah Q ärgerlich an. „Was meinen Sie damit? Wenn ich Ihnen Glauben schenken soll, dann müssten diese über 11.000 Opfer des Zwischenfalls ebenfalls ungeschehen sein“, erklärte der Captain.
„Exactement, so ist es Captain. Doch Sie vergessen die Gesetzmäßigkeiten des Schicksals. Auf jede Aktion erfolgt eine ebensolche Reaktion. Das ist eine Konstante des Universums.
Nehmen Sie zum Beispiel diesen Moment. Wo sind Sie jetzt, wo ist die Enterprise? Eigentlich müsste sie ja hier sein, damit Sie an diesem Punkt der Realität weitermachen können, aber es hat in der Zwischenzeit eine andere Entwicklung stattgefunden.
Durch die Änderung eines einzigen Ereignisses hat sich die gesamte Zukunft anders entwickelt. Ein Ereignis ist nicht eingetreten, dafür ein Anderes und dieses hatte wiederum ganz andere Folgen, als Sie sie sich vorstellen können. Sie werden im Laufe unseres Ausflugs schon noch sehen, wie dieses eine Ereignis, welches Sie als unzumutbare Härte erachten, eine ganz andere Bedeutung einnimmt. Und ich garantiere Ihnen, dass ich mich aus all diesen Dingen vollständig herausgehalten habe. Es ist der normale Ablauf des Schicksals, der das Leben aller Individuen bestimmt.“

Picard sah Q misstrauisch an, „Ich traue Ihnen auch heute noch nicht. Dafür haben Sie uns zu oft zum Narren gehalten. Sie haben uns in Situationen gesteckt, die einem allmächtigen Wesen wie sie es sind nicht gut zu Gesicht stehen. Aber ihre Arroganz ist so groß, dass Sie nicht einmal verstehen zu welchen Leistungen unsere Zivilisationen fähig sind.“ Q grinste Picard an, dann öffnete er den Mund, um Erstaunen vorzuspielen, „Oh, Sie haben den Vergleich mit der Menschheit vergessen, oder sollten Sie inzwischen tatsächlich dazugelernt haben?“
Picard sah Q fest an und zeigte mit seiner rechten Hand nach draußen. „und das ist nicht die Realität!“
Doch Q konterte sofort. „Jetzt ist es die Realität, denn Sie wollten die andere Entscheidung. Nun lassen Sie uns sehen was danach passiert ist.“
Mit einem Fingerschnippen wechselte die Umgebung und sie standen unter einer riesigen Linde, deren Astwerk kahl war, denn es war Winter. Picard fröstelte. Q stand neben ihm und zeigte auf den Baum. Das hier ist der Entscheidungsweg, den Sie gegangen sind“, mit einer Geste von Q’s Hand war eine gelbe Leuchtspur im Baum zu sehen. Sie ging vom Stamm in den linken Hauptast und verzweigte sich immer weiter bis in die Baumkrone. Ein leuchtender Punkt markierte das Ende.
„Picard, an diesem Punkt sind Sie nun heute in Ihrem Leben angekommen.“ Die überlegende Mine von Picard hielt für mehrere Minuten an, er spürte die Kälte nicht mehr, denn seine ganze Konzentration war darauf gerichtet zu erkennen, wie viele andere Entscheidungen er hätte treffen können. Erst jetzt dachte er darüber nach und ihm wurde bewusst was das bedeutete. So viele Entscheidungen, die alle zu einem anderen Ergebnis führten. Doch selbst wenn er gewusst hätte welcher Weg mit der einzelnen Entscheidung vorbestimmt gewesen wäre, so glaubte er nicht, dass er sich anders entschieden hätte.
Mit einer weiteren Geste zeigte sich eine blaue Leuchtspur, die vom Stamm über den rechten Hauptast in die Krone lief.
„Dies ist die Realität, wie sie sich entwickelt hat, nachdem sie den Borg nicht begegnet sind und wir werden uns nun einige Stationen dieser anderen Realität ansehen.“
Jean-Luc sah auf den Baum und die beiden Leuchtspuren, die jeweils an einem Endpunkt ein deutliches Signal setzten.
Picard überlegte noch was das bedeuten konnte, während Q bereits wieder mit dem Finger schnippte und sie wieder im Shuttle saßen.

Rezensionen