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Ist das Universum nicht schön?

von Harald Latus

Kapitel 6

Picard und Q standen wieder im Situationsraum der Sternenflotte und sahen auf den wandgroßen Monitor, der die bekannten Raumsektoren widerspiegelte.
Mit Schrecken musste der Captain feststellen, dass sich die Machtverhältnisse innerhalb der Quadranten dramatisch verschoben hatten. In dieser Ansicht waren die Föderationswelten, zu diesem Zeitpunkt immerhin Einhundertsiebenundfünfzig Mitgliedswelten, bereits drastisch ausgedünnt worden. Jede Welt war mit einem Föderationslogo versehen, dass üblicherweise in blauem Hintergrund mit Sternen zu erkennen war. Doch nur noch achtundsechzig dieser Abbildungen hatten den gewohnten blauen Hintergrund. Fünfunddreißig waren mit einem hellgrünen Hintergrund versehen und lagen mittlerweile in cardassianisch kontrollierten Raumsektoren, zu denen ein Kontakt unmöglich war. Auch die Klingonen hatten einige Welten überrannt. Picard zählte fünfundzwanzig Symbole, die rot eingefärbt waren.
Aufgrund des eben mit Q erlebten hatte er bereits den Verdacht, dass auch die Orioner ihren Machtbereich ausgeweitet hatten. Sie kontrollierten zwölf Mitgliedswelten und schienen ihre Reichweite gerade stark auszudehnen, denn die Frontlinie war in diesen Sektoren sehr breit.
Mit Erschrecken sah er jedoch, dass insgesamt achtzehn Welten mit einem dunkelgrünen Logo versehen waren, was auf romulanische Kräfte hinwies. Sie hatten sicherlich nach dem Entbrennen des Konflikts den besten Zeitpunkt abgewartet, um ihre Offensive zu starten. Damit war die immer weiter schrumpfende Sternenflotte sicherlich dem Untergang geweiht, denn keiner konnte gegen so viele Gegner gleichzeitig eine schlagkräftige Armee bereitstellen, die in der Lage war, die Angriffe erfolgreich abzuwehren.
Während an dem großen Tisch verschieden Planungsspielchen von hochrangigen Admirälen erörtert wurden, wandte sich Picard an Q.

„Das kann unmöglich eine von Ihnen unbeeinflusste Zeitlinie sein. Hier ist ein klares Übergewicht an Negativentwicklung für die Föderation erkennbar und so schwach waren wir niemals. Schließlich haben wir letztendlich sogar die Borg besiegen können und das zeugt von einer starken Flotte, die sich niemals so hätte deklassieren lassen.“, reklamierte der Captain.
„Aber Mon Capitan, Sie sehen das immer noch durch die rosa Brille ihrer eigenen Spezies. Haben denn nicht auch Andere das Recht auf Erfüllung ihrer Wünsche? Wer sagt denn, dass das alles negativ ist? Für die Klingonen läuft es gerade prächtig und auch die Cardassianer konnten ihre Machtbereiche wunschgemäß ausweiten. Sie beklagen sich doch nur, weil Sie jetzt auf einmal auf der anderen Seite stehen, die nicht mehr die größte Kraft darstellt. Aber die Föderation ist nur ein Rädchen im großen Getriebe des Universums und nicht dieser Zusammenschluss gibt den Ton im Universum an.“, kam es in jovialem Tonfall von Q.
„Das sehe ich anders, auch wenn jeder das Recht auf freie Entfaltung hat, so haben Sie mir nur Dinge präsentiert, die mich vermuten lassen, dass hier absichtlich ein Weg eingeschlagen wurde, der keine positiven Aspekte abbildet.“ Q drehte sich direkt zu Picard und kam seinem Kopf so nahe, dass sich die Nasenspitzen dieses ungleichen Duos fast berührten. „Das war aber nicht der Wunsch und Inhalt Ihrer ursprünglichen Frage. Da ging es nur um eine Fehlentscheidung die Sie mir anlasten wollten.“, erklärte Q und der letzte Satz hörte sich deutlich ärgerlich an.

„Aber…“, Q machte eine kurze Pause um die Spannung auf die Antwort zu erhöhen, „Ich bin kein Unmensch, Sie sollen Ihren positiven Einfluss bekommen.“
Das Grinsen, welches er dabei an den Tag legte, ließ Picard bereits schlimmes befürchten, aber durch die übliche Geste Q’s stand er in einer kleinen heimeligen Kirche und Picard was ausnahmsweise nicht an Q’s Seite sondern befand sich in einem edlen Gewand vor dem Altar. Neben ihm stand eine Frau in Weiß gekleidet die sich gerade zu ihm umdrehte.
Die leuchtenden Augen von Beverly faszinierten ihn noch immer, und so wie es schien waren sie nun gemeinsam hier, um den Bund fürs Leben zu schließen. Eine Konsequenz, die er sich in seinem Inneren stets erhofft hatte, sie aber nach Abwägung aller Risiken und Tatsachen nie wirklich vollzogen hatte.
In dieser Realität hatte er sich wohl dazu überwunden, alle Zweifel über Bord zu werfen und Beverly das zu geben was auch Sie vermutlich vermisste, den Halt in einer Zeit, die von Unruhen durchzogen war.
Q ließ es zu, dass Picard es genoss, auch wenn er dieser Realität sicherlich recht bald wieder entrissen wurde. Nach dem Gelöbnis, dem Austausch der Ringe und dem Segen des Geistlichen drehten sich Picard und Beverly zum Ausgang und schritten durch ein Spalier der Offiziere der Enterprise, bis sie die Türen der Kirche durchschritten hatten. Picard erblickte vor der Kirche eine offene Kutsche, die
scheinbar dafür sorgen sollte, dass das Paar in die Flitterwochen fahren konnte. Kaum hatten sie die Kutsche bestiegen, änderte sich die Kulisse und Picard stand wieder an der Seite von Q im Situationsraum der Sternenflotte.

„Wo waren wir stehengeblieben?“, fragte Q übertrieben harmoniebetont und ließ zur Erinnerung den ebengeführten Dialog mit Picard noch einmal erscheinen, den sie geführt hatten, bevor Q den Captain zu dessen Hochzeit entführt hatte.
„Ah ja, Sie mein lieber Captain hatten sich ungläubig über die Schlagkraft der Föderationsflotte gewundert und in Abrede gestellt, dass die Föderationskräfte so leicht zu überwinden sind. Haben Sie schon einmal einen näheren Blick auf die einzelnen Flottenverbände und deren Bestandteile geworfen?“, damit deutete er auf einen Bereich am linken Rand des wandgroßen Displays, in dem die einzelnen Flotten mit den entsprechenden Raumschiffklassen genannt waren.
Jean-Luc ließ seinen prüfenden Blick auf die von Q genannte Stelle fallen und es wurde ihm bewusst, was ihm bei all den Eindrücken gefehlt hatte, die Q ihm in den letzten Stunden gewährt hatte.
Schiffe wie die Akira, Steamrunner, Norway und Sabre Klasse, wie auch die Defiant Klasse waren nicht in den Aufzählungen zu finden. Auch die wesentlich stärkere Souvereign Klasse als Enterprise E fehlte gänzlich. Picard vermutete nicht, dass alle Schiffe dieser Bauarten der Vernichtung anheim gefallen waren. Sie waren schlicht und ergreifend nicht in dieser Form entwickelt worden.
„Ja, richtig. Sehen Sie genau hin Picard, die Schiffe, die Ihnen hier fehlen, wurden tatsächlich nicht entwickelt. Und warum?
Auch das kann ich Ihnen sagen, weil Sie die erste Erfahrung mit den Borg niemals gemacht haben. Der Bericht den Sie schrieben, ist niemals erstellt worden. Er wurde nie dem Flottenkommando vorgelegt und keiner hat sich Gedanken über Ihre Mahnung gemacht, was passieren würde, wenn ein solcher Aggressor den Alphaquadranten erreichen würde. Niemand wusste von einer unüberwindbaren Bedrohung, niemand ahnte, dass ein schlimmes Schicksal auf den Alpha Quadranten zukommen würde. Alle waren mit der gebotenen Sicherheit zufrieden.
Während die Gegner aufrüsteten, hat die Sternenflotte nur bestehende Programme weiterentwickelt und damit keinen besonderen Vorteil mehr erreicht.
Die Bedrohung durch die Borg hat die Kreativität der Föderation beflügelt und dazu geführt, dass man sich über normale Grenzen hinaus weiterentwickelt hat. Und nun sehen Sie sich die Föderation heute an. Ein Konglomerat an Welten, die sich gegenseitig widersprechen, nicht an einem Strang ziehen, die kein Ziel und keine Vision haben. Können Sie sich vorstellen, wie das enden wird? Ich bin mir sicher, dass Sie schlussendlich ziemlich überrascht sein werden.“

An Captain Picards Gesicht war die Enttäuschung klar abzulesen, doch so einfach wollte er Q nicht Recht geben.
„Die Föderation hat schon wiederholt schwierige Zeiten durchlebt, das ist die Natur der Dinge. Nichts kann mein Vertrauen in diese Organisation erschüttern, denn ich weiß, dass wir mit Allem fertigwerden können, weil wir zusammenhalten. Auch wenn es derzeit nicht gut aussieht, so wird sich die Föderation auch von diesem Schlag wieder erholen und erneut beginnen für den Frieden und gegen die Unterdrückung zu kämpfen.“, erklärte der Captain.
Q hatte wie immer eine Antwort darauf, die aber ganz anders aussah, als Picard dies erwartet hatte.
„Aber natürlich, die Föderation als die ultimativen Friedenswächter. Es spielt ohnehin keine Rolle mehr, denn wissen Sie es gibt Dinge, die unerkannt bleiben.

Mit einem Mal fand sich Picard auf einem Schachbrett wieder. Er war gekleidet in eine einfache Bauerntracht. Ihm gegenüber standen sechzehn weiße Figuren, deren König wie zu erwarten Q darstellte. Picard sah sich um, er war allein. Das war wieder typisch für Q, der es liebte in Metaphern zu sprechen und zu agieren und der zweifellos damit etwas ausdrücken wollte.
Picard machte eine Bewegung, die seine Umgebung erfasste und sah zu Q auf. „Das war ja wieder klar, Sie als der große Zampano und Gönner und ich allein als Fußvolk. Womit Sie mir wieder unmissverständlich zeigen wollen, wo ich hingehöre.“, doch Q antwortete darauf, „Ich traue Ihnen schon deutlich mehr zu, aber als Dame wäre ja wohl auch unpassend gewesen. Außerdem sollen Sie damit die Aussichtlosigkeit der Föderation erkennen, diesmal auch ohne Opfer auf Ihrer Seite. Leider aber nur in diesem Spiel“

Im selben Moment standen Sie wieder nebeneinander in Captainsuniform im Situationsraum.
„Wie wir wissen hat dieser Konflikt eine ganz andere Wendung genommen, als Ihnen bekannt. Die Voyager zum Beispiel ist niemals in den Deltaquadranten gezogen worden, da sie diese ursprüngliche Mission gar nicht angetreten hat. Aber die U.S.S. Fearless, ein Schiff der Excelsiorklasse mit dem wirklich passenden Namen, wurde zu Unterhändlergesprächen mit den Cardassianern geschickt. Sie Ahnen es sicherlich, sie ist niemals angekommen. Stattdessen wurde sie in den Delta Quadranten gezogen und traf, wie sollte es auch anders sein auf die Borg, die dort beheimatet sind.
Picard Sie können sicher zwei und zwei zusammenzählen und wissen, was das bedeutet, oder?
Die Fearless wurde von den Borg aufgebacht und hatte damit alle Informationen über neue Gebiete, die man assimilieren konnte. Und nicht nur das, die Karten der Sternenflotte zeigten Ihnen auch genau, wo sie waren, sie mussten nicht einmal suchen.
Sagen Ihnen die Koordinaten 4,6,5.5 im Sektor 001 etwas. Sicher, denn Sie wissen, dass die U.S.S. Voyager bei Sternzeit 54973.9 durch die Öffnung 823 in den Transwarptunnel 09 der Borg eintrat und an diesem Punkt im Alphaquadranten wieder aufgetaucht ist.
Nun, in dieser Realität sieht es etwas anders aus.“

Q’s Geste mit dem Fingerschnippen regte Picard langsam aber sicher auf. Gerade dieser kleine Handgriff, mit der Q die Welt auf den Kopf stellen konnte, war es, die beim Captain regelrechte Magenbeschwerden vor Ärger entstehen ließen.
Picard und Q saßen wieder im Shuttle und sahen vor sich ein Raumgebiet, in dem nichts existierte. Kein Stern, keine Planeten, keine Kometen, einfach nichts. Ebenso unvermittelt tauchten plötzlich drei riesige Borgkuben aus dem besagten Transwarpkanal mitten in diesem Sektor auf und steuerten langsam in Richtung Erde.
Es dauerte nur kurz, bis das erste Schiff der Galaxy Klasse aus dem Warptransfer auftauchte und sich den Borg in den Weg stellte, doch selbst dieses Schiff, unter welchem Captain auch immer hatte keine Chance angesichts der Größe der Eindringlinge.

Q und Picard erschienen auf der Brücke der Galaxyklasse und der Captain, den Picard nicht kannte versuchte eine Kommunikation aufzubauen. Wie es Picard bei der ersten Begegnung mit dieser Rasse erlebt hatte kam es zunächst nicht zu einer Verbindung. Statt dessen tauchten Einzelne Borg auf und analysierten das Schiff. Der Versuch, sie daran zu hindern schlug fehl und kurz darauf war die Übliche Konversation zu hören, die sich nicht auf einen Dialog sondern eine reine Information bezog.
"Wir sind die Borg. Deaktivieren Sie Ihre Schutzschilde und ergeben Sie sich. Wir werden Ihre biologischen und technologischen Charakteristika den unseren hinzufügen. Ihre Kultur wird sich anpassen und uns dienen. Widerstand ist zwecklos!"

Derartige Worte hatte die Föderation bis dahin noch nie gehört, aber der Captain des Schiffes der Galaxy Klasse hatte das Credo der Föderation von Freiheit und Selbstbestimmung natürlich verinnerlicht und versuchte durch Kommunikation einen Weg zu finden, einen Kompromiss zu schließen. Die Antwort der Borg war jedoch immer die Gleiche und ließ keinen Spielraum für Interpretationen zu.
Nach erfolglosem Verhandlungsangebot und der ersten Invasion von Borgdrohnen auf dem Schiff, entschied sich der Captain zum Kampf und setzte alle verfügbaren Systeme ein, die auf seinem Schiff installiert waren. Aber ebenso hätte er mit Wattebäuschen werfen können, denn selbst seine energiereichsten Waffen fügten dem Borgkubus nicht einmal einen Kratzer zu.

So dauerte es nicht lange, bis das Schiff manövrierunfähig gemacht werden konnte.
Immerhin konnte man wohl noch einen Notruf absetzen, denn bereits kurze Zeit später trafen zahlreiche Schiffe ein, die sich den Borg entgegenstellten. Picard hatte bereits einmal diese Auswirkungen gesehen und sie waren auch der Anlass dafür, dass er nun hier stand und dies mitansehen musste.
Auch wenn jetzt mehr als einhundert Schiffe aufgetaucht waren, es machte keinen Unterschied, denn sie hatten den kybernetischen Wesen nichts entgegenzusetzen, was diese nicht in sekundenschnelle egalisierten. Nach wenigen Minuten, waren von der Flotte nur noch zerstörte Raumschiffe übriggeblieben und die drei Kuben setzten Ihren Weg zur Erde fort. Picard wusste, wie dieser Kampf enden würde, denn selbst die verbesserten Schiffe seiner Zeitlinie hatte nur für einen Aufschub gesorgt und nur seiner Erfahrung als Locutus war es zu verdanken, dass man den Borgkubus aufhalten konnte.

Q und Picard verfolgten einen der Borg Kuben noch eine Weile bis zur Erde, doch auch dort hatte man keinen Erfolg bei der letzten Abwehr. Während immer mehr Schiffe die Erde verließen und ein regelrechter Exodus einsetzte beschränkten sich die Borg vorerst damit die Bewohner der Erde zu assimilieren. Doch Picard wusste, dass nicht nur der eine Kubus in den Alpha Quadranten gelangt war, zwei weitere hatten Ihren Weg zu den Welten der Föderation fortgesetzt und würden wie eine Heuschreckenplage über die Welten der Gemeinschaft herfallen. Wenn die gesamten Kräfte der Föderation keinen entscheidenden Widerstand leisten könnten, dann wäre der gesamte Alpha Quadrant dem Untergang geweiht.
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