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Ist das Universum nicht schön?

von Harald Latus

Kapitel 5

Q und Picard saßen wieder im Shuttle des Types 7 und glitten durch das All. „Kommen Sie Captain, gehen wir in der Zeit ein wenig voran und schauen wir, wie sich das alles lösen lässt. Lassen Sie uns dem Verlauf der Föderationsgrenze folgen.“, versuchte Q den Captain mit aufmunternden Worten zu beeindrucken, wobei sich Picard der Tatsache bewusst war, dass dies alles andere als eine positive Erfahrung werden würde. Er kannte Q sehr gut und seine überaus narzisstische Ader die er immer wieder zeigte, nur selten unterbrochen von Phasen, die Picard als menschlich ansehen würde.

Im Zeitraffer flogen Sie die Grenze zwischen den Machtbereichen der Föderation und den anderen Rassen ab. Immer wieder verlangsamten sie, um dem Geschehen für einen kurzen Moment beizuwohnen. Die Föderation kämpfte immer noch gegen die Klingonen und das, obwohl Picard auf dem Display die aktuelle Sternzeit sehen konnte, die inzwischen bei 2371 angekommen war.
Der Captain wurde nachdenklich und rekapitulierte. Die Machtnachfolge der Klingonen hatte in 2367 stattgefunden und die Föderation kämpfte in dieser Auseinandersetzung immer noch ohne Erfolg auf einen Frieden oder zumindest einen Waffenstillstand?
„Q, was soll das? Wollen Sie mir ernsthaft glauben machen, es hätte keine Bemühungen gegeben, diesen Konflikt zu beenden?“
Q sah den Captain überrascht an und beugte sich zu ihm hinüber. Mit ernstem Blick und einem mitleidigen, aber vorwurfsvollen Tonfall in der Stimme erwiderte Q diese Frage.
„Aber Mon Capitan, natürlich hat es die gegeben, und ehrlich gesagt nicht nur einmal. Aber Sie haben möglicherweise die Macht und den unbeugsamen Willen von Duras nicht mehr so ganz im Blick.
Von vier Schiffen, die ausgesandt wurden, um einen Frieden mit den Klingonen auszuhandeln, ist kein einziges zurückgekommen. Sie vergessen dabei ganz, dass es keine klingonischen Botschafter mehr gibt. Das Haus von Duras ist nicht interessiert an Frieden, es strebt nach Macht und Expansion. Die Ferengi würden ihre Erwerbsregel 34, ‚Krieg ist gut fürs Geschäft‘ oder auch die Regel 45 zitieren ‚Wer nicht Expandiert ist tot.‘
Zumindest hat dieser klingonische Führer sein Volk fest im Griff und sie alle folgen ihm blind, denn er verspricht ihnen Macht, Ehre und Anerkennung. Sie wissen selbst gut genug was Klingonen von Verhandlungen und Frieden halten.“

Picard sah durch die Frontscheibe hinaus auf die Auseinandersetzung, in der die Schiffe der Föderation gegen die getarnten klingonischen Eroberer einen schweren Stand hatten. Schiffe der Excelsior Klasse, der Miranda Klasse, einige Schiffe der Nebula Klasse und nur ein einziges Schiff der Galaxy Klasse kämpften verbissen um jeden Meter der Frontlinie, die Picard auf dem Display vor sich sehen konnte. In den vergangenen Jahren hatten die Klingonen eine breite und undurchdringliche Grenze geschaffen, welche die Föderation auch mit Schiffen der Galaxy Klasse scheinbar nicht durchbrechen konnte. Für den Captain, der die Schiffe der Föderationsflotte gut kannte, war dies eine surreale Situation. Er starrte nachdenklich auf die Szenerie, die er nur schwer glauben konnte. Die Schiffe der Föderation wurden schwer getroffen und in einem Moment des Enttarnens konnte Picard zwei waffenstrotzende Schiffe sehen, die ihm bislang völlig unbekannt waren. Sie hatten eine bemerkenswerte Angriffsstärke und jedes Schiff der Föderation, das einen Treffer von einem solchen Schiff erhalten hatte musste sich zurückziehen, wahrscheinlich um einer vollständigen Vernichtung zu entgehen.

Insgesamt, so wertete es Picard waren es aber einfach zu wenige Schiffe, um die Klingonen zu stoppen, oder sie bestenfalls zurückzudrängen. Warum das so war, wurde ihm spätestens beim nächsten Stopp klar, denn hier kämpfte ebenfalls eine viel zu kleine Flotte gegen die cardassianischen Einheiten. Auch hier hatte sich in den letzten Jahren eine Entwicklung gezeigt, aus der das cardassianische Reich gestärkt hervorging und Picard fragte sich gerade was mit Deep Space Nine geschehen war.
Zu dieser Zeit hatte sich die cardassianische Union längst von Bajor zurückgezogen.
„Jean-Luc, Ich hätte Sie für weitaus realistischer und klüger gehalten. Ihnen muss doch klar sein, dass unter diesen Umständen Deep Space Nine niemals existiert hat. Die Station Terok Nor wurde niemals von der Sternenflotte verwaltet. So weit konnte die Föderation ihren Einflussbereich gar nicht ausdehnen. Auch wenn es hier wiederholt Friedensbemühungen gegeben hat.“
Der Captain drehte sich zu Q um und fauchte ihn böse an, woraufhin sich Q ein wenig zurückzog, „Halten Sie sich endlich aus meinem Kopf heraus. Sie müssten inzwischen doch wissen, dass ich so etwas nicht ausstehen kann.“
Q konterte umgehend, „Es ist mit Ihnen schon eine schwere Last, die ich mir selber aufgebürdet habe. Aber ich kann mir nicht helfen, ich bin nun einmal ein Menschenfreund Jean-Luc. Das Wohl Ihrer Rasse liegt mir sehr am Herzen und ich verfolge nur die besten Absichten, das können Sie mir uneingeschränkt glauben.“
Picard wollte schon fast etwas erwidern verbannte jedoch jeglichen Gedanken daran aus seinem Kopf um nicht erneut in Q’s Falle zu tappen, in der er seine Gedanken las.
Stattdessen sah er hinaus. Der Konflikt war ein wenig mehr ausgeglichen, denn zumindest konnten sich die Cardassianer nicht tarnen, so dass man viel eher die Möglichkeit hatte entsprechende Abwehrmaßnahmen oder auch offensive Schritte einzuleiten. Dennoch fehlte Picard etwas, er wusste nicht was es war, aber jedes Mal, wenn er die Schiffe ansah, die sich mit den gegnerischen Einheiten auseinandersetzten, schien er etwas unbestimmtes zu vermissen. Gut, einerseits war es die reine Flottenstärke, die aber so wie er das nun schon bei den Klingonen gesehen hatte auch daraus resultierte, dass man sich nicht nur auf einen Konflikt konzentrieren musste. Die Flotten mussten sich aufteilen und hatten sichtlich Mühe sich gegen die entsprechenden Kontrahenten zu behaupten.
Da Q sicherlich noch mehr Eisen im Feuer hatte kam Picard der Gedanke, dass es sich vielleicht um eine abgekartete Sache handeln konnte, bei der sich andere Welten abgesprochen hatten, nur um die Föderation zu schwächen. Doch schnell verwarf er diesen Eindruck wieder, denn er wollte nicht, dass Q noch einmal in seine Gedanken eindrang. So wie er es einschätzte, und dabei nahm er die Beispiele der Cardassianer und der Klingonen, waren die Motive für die Auseinandersetzungen grundverschieden, aber es gab sicher auch den ein oder anderen Trittbrettfahrer, der sich eigene Vorteile ausrechnete, wenn sich drei Parteien stritten.

Und als hätte es Picard geahnt navigierte Q das Shuttle an das Randgebiet der Grenze zwischen Föderation und Ferengi.
Wenn es eine Konstante im Universum gab, die in allen Zeiten gleich sein konnte, dann waren es die großohrigen untersetzten Ferengi, die mit ihrer Bauernschläue der Meinung waren, dass sie cleverer als alle anderen waren. Doch oft stand für sie die Gier nach dem Besitz im Vordergrund und hinderte sie daran eine ausgefeilte Taktik umzusetzen. So konnte man an dem aktuellen Grenzverlauf zwischen Föderation und Ferengiareal kaum eine Veränderung sehen, denn den Streitkräften der Föderation schien es leichter zu fallen, ihre Sektoren gegen die Ferengi zu verteidigen.
Auch wenn die Rasse, auf deren Heimatplanet Ferenginar es immer regnete, durch Geschäftemacherei mitunter leistungsfähigere Waffen besaß, so hatten sie selten die richtige Taktik, um sie anzuwenden und so verpuffte die vermeintliche Überlegenheit im Nichts.
Wenn es nicht der dritte Konflikt gewesen wäre, dann hätte Jean-Luc zumindest ein Schmunzeln für diese Rasse und Ihre Bemühungen um Expansion aufbringen können, aber die Gesamtsituation ließ leider keinen Platz für Selbstzufriedenheit, Hohn oder Spott.

Q hielt sich vornehm zurück und hatte für die Szenerie weder abfällige Kommentare, noch Belehrungen für Picard. Nach einer Weile durchwanderte das Shuttle wieder im Zeitraffer das All, bis es an einem Punkt angekommen war, den Captain Picard auch schon wiederholt besucht hatte. Die Sternenkonstellation war einfach viel zu bekannt, als dass der Captain sich dieser Erkenntnis verweigern konnte.
Das Shuttle wechselte in den Warptransfer und konnte durch Q‘s Hilfe so stark beschleunigen, dass es mit zwei Schiffen der Excelsiorklasse und einem Schiff der Nebula Klasse mithalten konnte.
Dann sah Picard etwas, dass er nicht für möglich gehalten hatte, obwohl ihn auch in seiner Laufbahn als Captain einer Galaxy Klasse solche Nachrichten erreicht hatten.
Nun sah er es mit eigenen Augen, wie vier Abfangjäger des Orion Syndikates schnell aufkamen und mit einem sehr ungewöhnlichen Partikelstrahl auf die Warpgondeln feuerte. Innerhalb weniger Sekunden fielen die Föderationsschiffe unter Warp und die Abfangjäger setzten ihre Transporter ein um die Mannschaften aus den Schiffen zu holen. Im Gegenzug brachten Sie eigene Leute auf die Schiffe, die diese übernahmen.
Picard wusste was mit den Besatzungen passierte. Das Orion Syndikat war als intergalaktische Mafia verschrien und verkaufte hauptsächlich weibliche Offiziere und Mannschaften auf den Sklavenmärkten im Gebiet der Orioner, die in dieser Zeit schnell expandierten.
Q brauchte nichts zu sagen, denn Picard nickte wissend, nachdem die Schiffe die Mannschaften getauscht hatten, begaben sie sich an die Kampflinie zur Föderation sie tauchten im Warptransfer hinter den Föderationsschiffen auf, die sich einerseits über die unangekündigte Verstärkung freuten, aber dabei die notwendige Vorsicht vermissen ließen. Schiffe der Föderation betrachteten sich oft als große Familie und hatten wenig Argwohn untereinander.
Diese Einstellung kam sie teuer zu stehen. Mit dem Zugriff auf den Präfixcode konnte man die Schilde herunterfahren und schnell waren Orionerschiffe zur Stelle, die das gleiche taten, was sie zuvor mit den erbeuteten Schiffen gemacht hatten.
Durch diese besondere Taktik war es der Sternenflotte bislang noch nicht gelungen Kenntnis über diese Verluste zu erlangen. Da die Frontlinie schnell voranschritt, war es auch nicht möglich verschollene Schiffe zu orten oder zu Bergen. Die Föderation tappte hier tatsächlich im Dunkeln und wöchentlich verschob sich die Frontlinie um einige Sektoren.
Picard sah den allmächtigen Q vorwurfsvoll an. „Verteufeln Sie nicht mich, Sie müssten doch sehen, dass der Hochmut der Menschen unermesslich ist. Dazu fällt mir ein Zitat ein, dass Albert Einstein mir einmal bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee anvertraut hat: ‚Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.‘, dem kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.“
Auch wenn es Picard für möglich hielt, dass diese Äußerung tatsächlich auf der Wahrheit basierte und sich diese beiden Personen einmal getroffen hatten, so konnte er diese Ansicht nicht teilen. „Ich muss zugestehen, dass es einfältige Menschen geben mag, aber in der Flotte dienen auch andere Spezies, wie Vulkanier, Andorianer und Tellariten als Captain und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie diese Weisheit auf alle Spezies ausdehnen wollen, auch wenn Sie Ihre Intelligenz in Ihrem Größenwahn für Unübertroffen halten.“, erwiderte Picard daher.
Das Bild an der Grenze zum orionischen Reich war ein Desaster für den Captain. Er wusste, dass man in seiner Erinnerung das Orion Syndikat zwar niemals zerschlagen konnte, dass es aber weit davon entfernt war, eine gewichtige Rolle im Alpha und Beta Quadranten zu werden. Diese Parameter hatten sich in dieser Zukunft deutlich verändert und er wagte es kaum sich auszumalen, wie das für die Föderation ausgehen würde.

Der Captain hatte genug gesehen und Q steuerte das Shuttle nun mit atemberaubender Geschwindigkeit ins Herz der Föderation. Der Captain sah die Flottenwerften auf Antares und auf dem Mars und auch die alte Flottenwerft im Erdsektor war wieder in Betrieb um die Verluste an Schiffen auszugleichen. Alle Werften waren belegt, es gab kaum freie Plätze. Manchmal wurden begonnene Schiffe einfach aus dem Dock genommen, um ein anderes beschädigtes Schiff zu reparieren oder ein flugunfähiges Schiff wieder nutzbar zu machen.
Picard sah die Szenerie, die irgendwie surreal anmutete. Irgendetwas stimmte nicht daran, aber das Gefühl hatte er schon die ganze Zeit, in der sie die Kämpfe beobachtet hatten und er kam nicht darauf, was nicht ins Bild passen wollte.
Q steuerte auf die Erde zu. Nach dem sie im Flottenhauptquartier gelandet waren hob er seine rechte Hand und Picard wusste schon genau was das bedeutete.
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