TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Die Farben des Schmerzes

von Martina Bernsdorf

Kapitel 1

Die Wellen schlugen hart gegen den Rumpf des Schiffes, der Bug hob und senkte sich dann mit einem harten Schlag wieder. Kira hätte den Anblick von Dukat, der sich an der Reling festklammerte und zu entscheiden versuchte, ob er sein Frühstück dem Meer opferte oder bei sich behielt, unter anderen Umständen lustig gefunden.

Sie wischte sich über den Mund und versuchte, ihren Gleichgewichtssinn zu versöhnen, ein Unterfangen, das von wenig Erfolg gekrönt war.

Das bajoranische Schiff hob sich wieder, und mit ihm schien sich auch Kiras Magen zu heben, der dann ebenso heftig abzustürzen schien wie der Bug in das Wellental.

"Unter Wasser wird es besser, da gibt es keine Wellen", Jadzia Dax versuchte Mitgefühl aufzubringen, aber der Anblick von Kira und Dukat, die an der Reling klebten und sich gegenseitig mit den Symptomen der Seekrankheit zu überbieten versuchten, war auf eine etwas schadenfrohe Weise amüsant.

Kira warf Dax einen bitterbösen Blick zu, doch selbst ihr Temperament kapitulierte vor ihrem Magen.

Odo glich die Schwankungen des Schiffes ohne Probleme aus, da er keinen Magen hatte und kein Gleichgewichtsorgan in dem Sinn, verstand er die Auswirkungen des Seeganges auf Kira nicht sonderlich - aber er fand es ausgesprochen beunruhigend. "Vielleicht sollten wir einen Arzt verständigen?"

Dax warf dem Formwandler einen fragenden Blick zu, seine Fürsorge war erstaunlich, und die Trill schätzte, dass Kira die Einzige war, die sich dieser Aufmerksamkeit je erfreuen konnte.

"Keine Sorge, Odo, sobald wir unter der Meeresoberfläche sind, wird es Nerys wieder bestens gehen." Odo verschränkte die Arme vor der Brust. "Warum geht es Ihnen so gut, Lieutenant?"

Dax grinste breit und glich ein weiteres Wellental geschickt aus. "Lela, mein erster Wirt war eine begnadete Seglerin." Kira, die an die Reling geklammert, mitgehört hatte, verdrehte die Augen. Es war manchmal lästig, eine Freundin zu haben, die sechs Lebenspannen an Erfahrung voraus war.

Kira blickte wieder auf die Meeresoberfläche, tiefblau, gekrönt mit kleinen weißen Schaumkronen auf den Wellen. Sie hatte immer gedacht, sie würde das Meer mögen. Das tat sie auch, aber nur, wenn sie an den glitzernden, hellen Sandstränden stand und sich in der Nähe des Landes befand.

Hier, mitten auf dem Meer, wo nur ein kleiner Streifen dunkleres Blau am Horizont das Meer vom Himmel zu trennen schien, kam sie sich verloren vor.

In den Tiefen des Alls fühlte sie sich mehr Zuhause als hier auf dem Meer, und das war ein seltsamer Gedanke, der nicht ganz frei von Unbehagen war.

Sie starrte auf die Wellen hinab. Wie würde es wohl darunter aussehen? Warum hatten die Cardassianer eine Station, in den Untiefen des südlichen Ozeans verborgen?

Kira starrte zu Dukat, dessen Gesichtsfarbe noch grauer war als gewöhnlich. Man hatte die Meldung des vermissten Forschungs-U-Bootes an DS9 weitergegeben, weil sich an Bord ein Föderationswissenschaftler befunden hatte.

Sisko hatte es für richtig gehalten, die Cardassianer über die letzte Nachricht des U-Bootes zu informieren. Kira war sich nicht sicher, ob sie der Entscheidung ihres Captains zustimmen konnte. Das cardassianische Zentralkommando bestritt die Existenz einer Station auf dem Meeresgrund und hatte erklärt, es könne sich nur um einen Irrtum handeln.

Es war nur bedenklich, dass ein Irrtum dazu führte, das Gul Dukat zusammen mit einem weiteren cardassianischen Offizier dazu abkommandiert worden war, sie bei der Suche nach dem U-Boot und nicht zuletzt auch der mysteriösen Station, zu unterstützen.

Lieutenant Dax hatte sich darum gerissen, bei diesem Auftrag Starfleet zu repräsentieren. Kira konnte das wissenschaftliche Interesse ihrer Freundin noch nachvollziehen, sie verstand nur nicht, warum Odo darauf bestanden hatte, sie zu begleiten. Dax hätte Kira diese Frage sehr leicht beanworten können, der Formwandler nahm nur aus einem Grund an dieser Mission teil und der trug den Namen Kira Nerys.

***

Das kleine U-Boot Li Nalas war beengter als ein Starfleetshuttle. Dax hatte recht behalten, unter Wasser war der Wellengang nicht mehr von Belang, was Kiras Magen sehr begrüßte.

Dukat schien sich auch wieder langsam, aber sicher zu erholen, blieb aber ungewohnt schweigsam. Seine hellblauen Augen ruhten des Öfteren nachdenklich auf dem anderen Cardassianer, Hauptmann Tukul schien diese Aufmerksamkeit zu entgehen, oder er ignorierte sie.

Kira fragte sich, was das wohl bedeutete, während sie dem bajoranischen Steuermann der Li Nalas aufmerksam über die Schulter schaute.

Das U-Boot zu manövrieren, schien sich nicht wesentlich von dem Steuern eines Raumschiffes zu unterscheiden. Sie blickte zu Odo, der schweigsam aus den Sichtfenstern blickte, ruhig und einsam wie immer.

Kira trat die wenigen Schritte, die sie trennten, zu dem Formwandler, froh darüber, dass der Boden unter ihren Füßen sich nur unwesentlich bewegte.

"Was gibt es da zu sehen, Odo?" Kira drückte ihre Nase gegen die Sichtscheibe und kam dabei dem Kopf des Formwandlers sehr nahe.

Odo erstarrte. Wenn er seinen Kopf leicht drehte, würde seine Nase ihr Haar berühren und er würde zu gern wissen, wie sich ihr Haar anfühlte.

Er spürte, wie Kiras Aufmerksamkeit von der Aussicht abgelenkt wurde und sich auf ihn richtete. Erst jetzt wurde Odo bewusst, dass er ihre Frage nicht beantwortet hatte.

"Man sieht gar nichts", erklärte er schnell und wich ein wenig zurück. "Ich dachte immer, die Meere seien voller Leben und Farben."

Kira richtete den Blick wieder nach draußen, die Sichtscheinwerfer rissen nur kleine, leblos graue Lichtinseln in die Finsternis. Die Bajoranerin schauderte ein wenig, die Dunkelheit war nicht die, die sie von ihren Flügen durchs All kannte.

Es war, als würden zwei Farben Schwarz existieren. Die Schwärze des Alls war trotz seines kalten Glanzes wunderschön, mit den Lichtpunkten der Sterne, ausgeworfen wie Diamanten auf schwarzen Samt.

Die Dunkelheit, die das U-Boot umgab, war undurchdringlich und wirkte auf eine seltsame und unheimliche Art lebendig. "Das dachte ich auch immer, Odo und ich wünschte, ich könnte es noch glauben."

***

Dukat ließ seinen Blick über die Ausrüstungsgegenstände schweifen, er hatte den Lagerraum aufgesucht, und der Anblick der Tauchanzüge beruhigte ihn nicht gerade.

Die Aussicht, sich eventuell in dieses feindlich erscheinende Dunkel eines bajoranischen Meeres begeben zu müssen, entsprach nicht seinen Vorstellungen von einem schönen Tag.

Er hörte die leisen Schritte hinter sich, und ein Lächeln glitt über seine Lippen. So leise konnte sich auf dem metallenen Deck außer dem Formwandler nur eine Person bewegen.

"Ich dachte schon, dass Sie mit mir reden wollen, Major Kira." Dukat drehte sich bei seinen Worten nicht um.

"Woher wussten Sie, dass ich es bin?" Kira trat neben Dukat, der eine Harpune aus der Halterung nahm und nachdenklich in den Händen drehte.

"Wenn man seine Zeit mit Mordanschlägen an Cardassianern aus dem Hinterhalt verbringt, muss man vorsichtig und leise sein, es konnten also nur Sie sein oder unser so schweigsame Formwandler."

Dukat wandte sich nun zu Kira um und fand wie erwartet das aufregende Funkeln von Wut in ihren nachtschwarzen Augen. "Das ist kein Vorwurf, Major, nur eine Feststellung - und da Mr. Odo wohl kein Interesse an einer Unterhaltung mit mir hat, konnten nur Sie es sein."

Kira schnaubte wütend durch die Nase, Dukat blieb gelassen, und diese überhebliche Gemütsruhe konnte sie nicht ausstehen. "Wer sagt, dass ich daran interessiert bin?"

Dukat setzte sich auf eine Konsole und blickte Kira mit einem überheblichen Lächeln an, das geeignet war, die Bajoranerin zur Weißglut zu treiben. "Fragen Sie mich einfach, Major, ich bin Ihr Freund."

Kira kniff die Augen zusammen, die letzten Worte Dukats klangen fast aufrichtig. So sehr sie ihn einst gehasst hatte, die Jahre des Friedens hatten ihre Sicht und ihre Gefühle Dukat gegenüber verändert.

Ob sie ihn je wirklich als Freund würde sehen können, musste sich noch herausstellen. "Nun gut, Dukat - warum sind Sie hier?"

Der Gul legte die Harpune zurück an ihren Platz. Ihm lagen einige spitzfindige Antworten auf der Zunge, es reizte ihn immer, die Bajoranerin ein wenig aus der Reserve zu locken, aber er wusste auch, wie weit er bei ihr gehen konnte.

"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, Major, und das gefällt mir nicht." Dukat erwiderte den intensiven Blick von Kira, die zu dem Schluss kam, dass er es ernst meinte.

"Ihre Regierung sagt, es hätte nie eine cardassianische Station auf dem Meeresgrund gegeben, und alles wäre ein Irrtum, eine Falschmeldung. Wenn sie so sicher sind, warum schicken sie dann einen Gul?"

Dukat legte mit einer gezierten Geste die Hände übereinander. "Das wüsste ich auch gerne. Ich bin nicht mehr solch ein einflussreicher Mann wie einst, vielleicht bin ich sogar entbehrlich geworden."

Kira runzelte die Stirn, der Gedanke gefiel ihr nicht. "Was ist mit Tukul? Gehört er zum Obsidianischen Orden?"

Dukat sah Kira erstaunt an. "Wie kommen Sie auf diese Idee?" Kira zuckte leicht die Schultern. "Sie misstrauen ihm, und das stimmt mich sehr nachdenklich."

Dukat lächelte leicht, die Bajoranerin hatte ihn schon oft überrascht, sie war scharfsinnig, viel scharfsinniger als es jemandem ihrer Rasse zustand.

"Offiziell gibt es den Obsidianischen Orden nicht mehr, Major, aber ich wäre an ihrer Stelle vorsichtig und würde Tukul nicht den Rücken zudrehen - ich werde es auf jeden Fall nicht tun."

Kira nickte, sie verstand was Dukat damit andeuten wollte. Tukul mochte andere Aufträge und Ziele verfolgen als der Rest der Crew auf diesem U-Boot.

"Ich befürchte fast, dass es diese Station tatsächlich gibt, Dukat. Ihre Anwesenheit und die Tukuls scheinen keinen anderen Schluss zuzulassen. Doch ich frage mich, was uns dort erwartet - warum eine Station auf dem Meeresgrund?"

Dukat atmete tief durch, es gab nur eine logische und beängstigende Antwort darauf. "Was auch immer dort geschah, sollte geheim bleiben und vielleicht auch niemals an die Oberfläche gelangen."

Kira sah den Cardassianer ernst an - auf diesen unerfreulichen Gedanken war sie auch schon gekommen.

Rezensionen