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Dschungelfieber

von Eva

Kapitel 4

Stimmen drangen an Kathryns Ohr und holten sie langsam aus dem Schlaf. Sie blinzelte und benötigte einen Augenblick, ehe ihr bewusst wurde, wo sie sich befand. Seufzend schlug sie die Decken zurück und setzte sich auf. Kathryn fuhr sich mit beiden Händen durch das zerzauste Haar und war froh, dass kein Spiegel in unmittelbarer Nähe war.
"Ausgeschlafen?" Chakotay ging vor ihr in die Hocke und musterte sie aufmerksam.
"Kaffee!", stieß Kathryn hervor und blinzelte Chakotay böse an, als dieser anfing zu lachen.
"Ihrer Reaktion entnehme ich, dass Neelix nicht mit zum Begrüßungskommando gehört", stöhnte sie verzweifelt auf und befreite sich von den Decken. "Wie spät ist es?"
Chakotay richtete sich auf und streckte Kathryn die Hand entgegen, um sie hochzuziehen. "Fast Mittag."
"Kann es sein, dass ich Tuvok und Tom gehört habe?", fragte sie, während sie sich suchend nach ihren Stiefeln umblickte, die irgendwo herumstehen mussten.
"Stets zu Diensten, Captain", erklang es da auch schon hinter ihr. Als sie sich umdrehte, blickte sie geradewegs in Toms blaue Augen. "Sie haben nicht zufällig Kaffee dabei?", fragte sie hoffnungsvoll.
Tom und Chakotay wechselten einen amüsierten Blick. "Degradieren Sie mich, wenn die Antwort negativ ist?", witzelte Tom. Vieles hatte sich während der Jahre im Deltaquadranten verändert. Er war froh, dass es zumindest einige Dinge gab, die immer gleich bleiben würden. Kathryn murmelte etwas Unverständliches. "Da seid ihr ja", rief sie plötzlich und griff nach ihren Stiefeln. Ihr Gesicht verzog sich, als ihr Fuß hineinfuhr. Die Stiefel waren kalt und immer noch feucht. Sie schüttelte sich angewidert, ließ jedoch dem ersten Fuß auch den zweiten folgen.
"Tolles Outfit", grinste Tom frech, der Kathryn interessiert musterte. Dass der dicke Pullover nicht aus ihrer Garderobe stammte, war offensichtlich und so blickte er zu Chakotay, der nur die Schultern zuckte.
"Tom", warnte Kathryn und wand sich Richtung Ausgang, "ich hatte noch keinen Kaffee. Also ärgern Sie mich nicht."
"Verstanden", salutierte dieser prustend, ehe er seinem Captain folgte.

"Tuvok", begrüßte Kathryn ihren Sicherheitsoffizier. "Schön, Sie zu sehen." Sie blinzelte, als Sonnenstrahlen ihr Gesicht trafen und tief sog sie die klare Luft ein. Ihr Blick fiel auf den gespaltenen, innen völlig verkohlten Baum, der neben dem Shuttle lag. Dieser, die ziemlich zerzaust wirkenden Büsche und der aufgeweichte Boden waren die einzigen Spuren, die das gewaltige Unwetter hinterlassen hatte. Insekten summten um sie herum, die Blätter der Bäume erstrahlten in einem satten Grün und über ihr flatterte und tschilpte es.
"Captain, alles in Ordnung mit Ihnen", fragte Tuvok und ließ seinen aufmerksamen Blick über sie gleiten. Auch wenn er immer behauptete, frei von Emotionen zu sein, hatte sich doch eine gewisse Besorgnis bei ihm eingestellt, als der Flyer nicht am vereinbarten Treffpunkt war und sie wenig später das Notsignal aufgefangen hatten.
"Natürlich", erwiderte Kathryn und trat auf ihn zu. "Ist auf Colanei alles reibungslos verlaufen?"
"Wir haben für die nächsten drei Monate genug Proviant an Bord", antwortete Tuvok. "Die Colaneis waren uns sehr behilflich. Ein zurückhaltendes, aber nicht weniger freundliches Volk", setzte er hinzu.
Kathryn blickte ihn zufrieden an. "Hervorragend. Bleibt nur zu hoffen,", grinste sie, "dass wir nicht wieder Neelix kulinarischen Experimenten ausgeliefert sind."
"Vertrauen Sie nicht darauf, Captain", warnte Tuvok und leider musste Kathryn ihm in dieser Hinsicht recht geben.
"Wie steht es um den Flyer?", wechselte Kathryn das Thema und ließ ihre Hand über die Außenhaut des kleinen Schiffes gleiten.
"Nichts, was nicht wieder zu reparieren geht", beantwortete Tom an Stelle von Tuvok die Frage und trat aus dem Flyer. "Ein paar durchgebrannte Systeme, die eine oder andere Delle. Nicht weiter tragisch." Tom trat zur Seite, als nun auch Chakotay das Innere verließ und sich zu ihnen gestellte. "Zumindest haben Sie es diesmal in einem Stück gelassen", konnte er sich nicht verkneifen und presste die Lippen zusammen, als er das Aufblitzen in den Augen des Captains sah.
Kathryns Blick wanderte zu Chakotay und ihre Augen verengten sich, als sie das Zucken seiner Mundwinkel sah. Hatte sie es doch geahnt. "Tom", meinte sie, behielt aber weiterhin Chakotay im Auge, "diese Bruchlandung geht auf das Konto unseres Ersten Offiziers."
"Commander", fuhr Tom gespielt empört auf, doch in seinen blauen Augen tanzte der Schalk, "kann es sein, dass Sie in Ihrer Erklärung vorhin ein winziges Detail vergessen haben?" Tom hatte Mühe, nicht laut aufzulachen, als er zu Chakotay blickte, der sich leicht verlegen durch das Haar strich. Sein Blick traf Kathryns, die nur seufzend den Kopf schüttelte.
"Wenn niemand etwas dagegen hat, ich würde jetzt ganz gern zurück auf mein Schiff." Sie schaute zu Tuvok, der ihr mit einem leichten Nicken antwortete. "Ich brauche dringend einen Kaffee und eine heiße Dusche."
"Ähm, Captain", meldete sich Tom zu Wort, "ich glaube, da gibt es jemanden, der Sie vorher noch in Augenschein nehmen möchte."
Kathryn rollte mit den Augen. "Keine Chance, dies zu umgehen?" Sie stöhnte laut auf, als Tom grinsend den Kopf schüttelte.

****

Lachen hallte durch den Raum und der Doctor, froh darüber, dass die Crew nun wieder vollständig war, verkniff sich jeden Hinweis darauf, dass sie sich nicht im Kasino, sondern auf seiner Krankenstation befanden. In stiller Verzweiflung rollte er die Augen, als innerhalb weniger Minuten zum fünften Mal das Geräusch der sich öffnenden Tür erklang. Er brauchte sich nicht extra umzudrehen um zu wissen, dass Neelix die muntere Runde nun komplett machte.

"Neelix", rief Kathryn, als der pummelige Talaxianer auf sie zustrebte und breit angrinste.
"Captain! Schön dass Sie wieder da sind." Ein wissender Ausdruck lag in seinen bernsteinfarbenen Augen, als er hinter seinem Rücken einen dampfenden Becher Kaffee hervorzauberte und ihr in die Hand drückte.
"Oh, Neelix", den missbilligenden Blick vom Doctors ignorierend, nahm sie den ersten Schluck und atmete befreit auf, "Sie sind der Beste."
Neelix geflecktes Gesicht rötete sich bis zu den Haarwurzeln bei diesen Worten und ein frecher Blick traf den Doctor. "Ich benötige keinen Tricorder, um festzustellen, was dem Captain fehlt", stellte er in seiner unverblümten Art fest und boxte dem Doctor leicht gegen den Arm.
"Neelix, Sie sind...", fuhr der Doctor auf und tiefe Furchen gruben sich in seine Stirn.
"Sind Sie bald fertig, Doctor?", fiel ihm Kathryn ins Wort, um zu verhindern, dass es zu einem Streit zwischen ihm und dem kleinen Talaxianer kam.
"Wenn Sie ruhig sitzen blieben, könnte ich meine Untersuchung zu Ende führen", erwiderte der Doctor spitz.
Kathryn verkniff sich jeden weiteren Kommentar.

"Schade, dass ich nicht mit dabei war", lachte Tom, als Chakotay seinen Bericht beendet hatte. "War bestimmt lustig."
"Nun, ich fand die Attacken dieser Insekten nicht gerade lustig", entgegnete Kathryn und blickte zu Chakotay. Ihr war nicht entgangen, dass er einige Dinge unerwähnt gelassen hatte. "Und ich kann mir auch etwas Besseres vorstellen, als durch strömenden Regen zu rennen."
"Captain", meinte Harry belustigt, der mit verschränkten Armen vor einem der Biobetten stand, "sehen Sie es positiv. Sie haben die Schalldusche gespart."
"Wo wir gerade bei positiv sind", mischte sich der Doctor in das Gespräch und legte den medizinischen Tricorder beiseite, "die Stiche der Insekten waren harmlos. Allerdings wird es einige Tage dauern, bis sie restlos verschwunden sind. Sie haben einige blaue Flecken, die wahrscheinlich von dem Aufprall des Shuttles stammen. Was mich aber viel mehr interessieren würde", der Blick des Doctors pendelte zwischen Chakotay und dem Captain hin und her, "wie Sie zu den zwei geprellten Rippen gekommen sind."
Kathryn nahm einen tiefen Schluck und blickte über den Rand der Tasse zu ihrem Ersten Offizier. "Unwichtig", meinte sie nur. Niemand musste wissen, wie es dazu gekommen war, zumal Chakotay genau diesen Teil in seiner Erzählung ausgelassen hatte. Kathryn schmunzelte, als sie den dankbaren Ausdruck in seinen Augen sah. "Darf ich mich jetzt umziehen", wand sie sich an den Doctor, "damit ich endlich wieder auf meine Brücke kann?"
"Oh, Sie dürfen alles, Captain", antwortete der Doctor betont liebenswürdig, "alles, nur nicht auf die Brücke. Sie sind für den Rest des Tages beurlaubt."
"Doctor!", fuhr Kathryn auf und schoss ihm einen wütenden Blick entgegen.
"Ja, Captain?", fragte der Doctor völlig unbeeindruckt, war ihm diese kleine Szene nur allzu vertraut.
"Ich bin sehr wohl in der Lage, meinen Dienst anzutreten." Kathryn hätte ihm am liebsten ihre leere Tasse vor die holographische Brust geschleudert.
"Ich weiß", gab der Doctor gleichmütig zurück und räumte die medizinischen Geräte wieder an ihren Platz, "morgen früh acht Uhr. Und keine Minute eher."
"Sie sind...", zischte Kathryn, schluckte jedoch den Rest des Satzes, der ihr auf der Zunge lag, hinunter. "Vergessen Sie's." Sie glitt vom Biobett hinunter. "Ich bin in meinem Quartier."
"Sehen Sie Doctor", feixte Neelix, "genau das ist der Grund, warum ich in der Gunst des Captains weit über Ihnen stehe. Vielleicht sollten Sie mal darüber nachdenken." Ohne eine Antwort abzuwarten, schloss er sich den Anderen an und verließ leise vor sich hin summend die Krankenstation.

****

Kathryn fuhr auf, als das Türsignal ihres Quartiers erklang. Stöhnend richtete sie sich auf und legte das Buch, welches aufgeklappt auf ihrer Brust lag, weg. Nach einem langen und, eingehüllt in duftige Schaumberge, entspannendem Bad, hatte sie sich mit einem Buch auf die Couch zurückgezogen. Entweder hatte sie das Bad oder der Inhalt des Buches ermüdet, dass sie einfach eingeschlafen war.
"Kommen Sie rein", rief Kathryn und strich sich die Haare zurück, ehe sie sich erhob und Richtung Replikator begab. "Kaffee, schwarz", befahl sie knapp und wand sich dem Eintretenden zu. "Chakotay, möchten Sie auch einen Kaffee?"
"Nein, danke." Chakotay wartete, bis Kathryn wieder auf der Couch Platz genommen hatte, ehe er sich ihr gegenüber niederließ. "Was haben Sie den ganzen Nachmittag angestellt?", fragte Chakotay neugierig. Er hatte geglaubt, dass sie sich irgendwann die Berichte, die immer noch in ihrem Bereitschaftsraum darauf warteten, abgearbeitet zu werden, von ihm bringen ließ, um sie in ihrem Quartier durchzugehen. Doch genau dies war zu seiner Verwunderung diesmal nicht geschehen.
"Ich habe ein langes Bad genommen", antwortete Kathryn und lehnte sich zurück, "danach wollte ich ein wenig lesen. Aber statt dessen bin ich auf der Couch eingeschlafen." Sie nahm einen Schluck Kaffee und schaute Chakotay mit einem schiefen Lächeln an.
"Das erklärt natürlich alles." Nun war ihm klar, warum er den ganzen Nachmittag nichts von ihr gehört hatte.
"Was?", fragte Kathryn irritiert und musterte ihren Ersten Offizier, der ziemlich amüsiert wirkte.
"Ich habe mich nur gewundert", klärte Chakotay sie auf, "dass Sie nicht nach den unerledigten Berichten verlangt haben, die noch in Ihrem Bereitschaftsraum liegen." Leicht beugte er den Oberkörper ein wenig vor. "Dies tun Sie nämlich normalerweise, wenn der Doctor Ihnen den Zutritt zur Brücke verweigert", lächelte er.
Kathryn konnte nichts anderes tun, als sein Lächeln zu erwidern. Er kannte sie einfach zu gut.
"Deswegen sind Sie doch aber nicht extra gekommen?"
Chakotay schüttelte den Kopf. "Nicht nur. Ich wollte sehen, wie es Ihnen geht und Sie zum Abendessen ins Kasino einladen."
"Abendessen?", fragte Kathryn verwundert und blickte zum Chronometer.
"Ja", lachte Chakotay, "Sie wissen schon. Die normalerweise letzte Mahlzeit des Tages, ehe man sich zur Ruhe begibt."
"Mir war nicht bewusst, dass es bereits so spät ist." Das Chronometer zeigte neunzehn Uhr. Das hieß, dass sie mehr als vier Stunden geschlafen hatte.
"Neelix scheint sich heute selber übertroffen zu haben", erklärte Chakotay, während er sich erhob, "zumindest nach den Düften zu urteilen, die durch das Kasino schweben." Er wartete, bis sie sich die Jacke übergestreift hatte, ehe er ihr galant den Arm reichte. "Er und die Anderen warten nur auf Sie."
"Na, dann", erwiderte Kathryn und hakte sich bei Chakotay ein. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Kasino.

Und tief im Inneren hoffte Kathryn, während sie am Tisch, wo Tom, Harry und B'Elanna bereits auf sie warteten, Platz genommen hatte, dass Neelix mit den neu erworbenen Nahrungsmitteln diesmal etwas kreiert hatte, dass ihr nicht noch einen Tag später Magenbeschwerden bereiteten würde.

Ende
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