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How It Should Have Ended!

von Emony

Prolog - Der Mann im Fenster

Als Dr. Sam Beckett seine Augen aufschlug, fand er sich in einem ausgesprochen befremdlichen, dezent beleuchteten Raum, wieder. Es war kein besonders großer Raum, sondern mehr eine Kajüte, die ihn im ersten Moment an ein U-Boot erinnerte oder zumindest ein vergleichbares Schiff. Sein Blick schweifte langsam von rechts nach links. Dabei entdeckte er ein Regal über einem Schreibtisch, diverse Bücher, einen knallgelben Handball und etwas, das er auf den ersten Blick für einen freistehenden Bilderrahmen ohne Foto hielt. Als sein Blick weiter nach links wanderte und auf das Fenster traf, setzte er sich ruckartig in dem fremden Bett auf. „Oh Mann!“ Er hatte schon viel gesehen, wenn er aus dem Fenster fremder Räume geblickt hatte, aber noch nie zuvor vorbeiziehende Sterne! Sterne! Der Quantenphysiker schüttelte noch ungläubig den Kopf, als ein kleiner Hund zu ihm auf das Bett sprang, um ihm freudig das Gesicht abzulecken. Sam verzog daraufhin das Gesicht und vermisste seine beiden Katzen in dem Moment sehr, die nie so aufdringlich gewesen wären. „Schon gut“, sagte er zu dem Beagle und schob das Tier mit sanfter Bestimmtheit von sich. „Runter vom Bett.“

Sam schob die Bettdecke von sich und trat ans Fenster. Vorsichtig wagte er einen genaueren Blick nach draußen. Sofort machte sich seine Höhenangst bemerkbar, als er ins bodenlose Nichts sah, das der Weltraum nun einmal war. Er war tatsächlich im All, dämmerte ihm. Erst Sekunden später sah er die Reflexion seines Gesichts auf dem Fenster und tastete es ungläubig ab. Es war seines, nur älter als er es in Erinnerung hatte. Die Frisur war anders, das Haar wesentlich kürzer … aber der Mann im Spiegel sah ihm selbst zum Verwechseln ähnlich. „Das ist doch nicht möglich“, sprach er zu sich selbst. Nicht nur das Gesicht, sondern auch die Stimme waren tatsächlich seine eigenen! „Was zum …“ Al, ich könnte dich jetzt wirklich brauchen. Warum bist du nicht mehr da?

Sein Freund Albert ‚Al‘ Calavicci war ihm seit vielen, vielen Sprüngen nicht mehr zu Hilfe gekommen und Sam hatte sich beinahe daran gewöhnt. Allerdings war dieser Sprung anders als alle zuvor und er brauchte den Rat seines Freundes dringender als ihm lieb war.

Wie ein Schiff der NASA sah dieses Raumschiff nun wahrlich nicht aus. Womöglich war er ein Astronaut auf einem Testflug? War dies eine neue Erfindung der Menschen? Lediglich in Boxershorts bekleidet wandte er sich in dem kleinen Raum mehrfach um die eigene Achse, den Hund ignorierend, der an seinen Beinen hochsprang und um Aufmerksamkeit bettelte. Die Krallen des Tiers hinterließen Spuren auf seiner Haut, doch Sam nahm nicht mal die Kratzer wahr.

Er ging hinüber zur Tür, die sich links von dem Schreibtisch befand und betrachtete die kleinen Bedienelemente an der Wand. Da musste doch irgendwo ein Lichtschalter sein. Nachdem er den einen hellen Knopf drückte, der sich von den übrigen in der Farbe unterschied, glitt die Türe beiseite und gewährte ihm Zugang zu einem kompakten kleinen Badezimmer. „Gott sei Dank!“ Wenigstens konnte er sich hier erleichtern und frisch machen.

Keine halbe Stunde später war er in einen blauen Overall gekleidet, an dessen linken Ärmel das Emblem des Schiffes, nahm er an, aufgenäht war. ‚Enterprise‘ stand in dem Kreis, neben etwas, das wie ein Raumschiff aussah. Der Hund ließ nicht locker und sprang erneut an ihm hoch. „Ist ja gut, wir gehen gleich Gassi.“ Nur wo war die Leine? Sam fand sie nicht. Dann würde er wohl so mit dem Hund spazieren gehen müssen. „Na komm … Mal schauen, wo wir etwas zu essen für uns finden. Mein Magen knurrt und ich wette, deiner auch.“ Eine Uhr über dem Bett hatte ihm angezeigt, dass es kurz nach sieben war. Da Sam sich im Weltall befand, war er sich jedoch nicht sicher, ob es sieben Uhr morgens oder abends war. Sein Instinkt sagte ihm jedoch, dass es morgens war. Schließlich hatte er geschlafen und war hungrig aufgewacht. Wer schlief schon bis zum Abend?

Die Tür rechts vom Schreibtisch ließ sich durch einen vergleichbaren Knopf öffnen, wie jene zum Badezimmer. Als er die Kajüte verließ, fand Sam sich auf einem Korridor wieder, der ihm die Möglichkeit ließ nach rechts oder links zu gehen. Und noch ehe er eine Entscheidung treffen konnte, kam ein lächelnder Mann auf ihn zu.

„Guten Morgen, Jon. Gut geschlafen?“

Der Südstaatendialekt war deutlich in der Stimme des Mannes zu hören. „Ja, danke. Und selbst?“, fragte Sam aus reiner Höflichkeit. Er hatte keine Ahnung, wer der Mann vor ihm war und in welchem Verhältnis er zu ihm stand.

„Ich wette, du bist aufgeregt wegen der Zeremonie. T’Pol hat mir erzählt, dass du noch nicht mal angefangen hast an deiner Rede zu arbeiten.“

Zeremonie? Rede? Oh, bitte nicht. Anscheinend war Sam in eine einigermaßen wichtige Persönlichkeit gesprungen. „Ach, du kennst mich. Ich bekomme das schon irgendwie hin“, erwiderte er leichthin. „Jetzt brauche ich erst mal ein Frühstück.“

„Geht mir genauso“, grinste der andere Mann. „Und ich wette, Porthos hat auch Hunger.“

Porthos, so hieß also der Hund. „Immer“, zwinkerte Sam. Inzwischen war er sehr geübt darin, Gespräche so einfach wie möglich zu halten, bis er herausgefunden hatte, wer er eigentlich war und was seine Aufgabe sein würde. Er bedeutete dem anderen Mann voranzugehen und dieser führte sie zielsicher zu einem Fahrstuhl, wie Sam gleich darauf herausfand.

In der Fahrstuhlkabine war bereits eine junge Frau, die beide Männer begrüßte: „Guten Morgen Captain Archer, Commander Tucker.“

„Crewman Cutler“, grüßte der Mann, der wohl Tucker hieß, die Frau zurück.

Sie hatte Sam zuerst angesehen und ihn mit Captain Archer angesprochen. Immerhin wusste er jetzt also mal seinen Namen. Jon Archer. Das half ihm zumindest insofern weiter, als dass er reagieren konnte, wenn ihn jemand ansprach. Trotzdem blieb zunächst unklar, warum er auf einem Schiff im Weltall unterwegs war. Er wusste ja nicht einmal in welcher Zeit er sich befand. Geschweige denn, warum er in einen Mann gesprungen war, der wie er selbst nur etwas älter aussah. War dieser Mann sein Doppelgänger? Ein geheimer Zwilling? Oder womöglich ein Klon? Sams Gedanken kreisten, während er Tucker weiterhin vertrauensvoll folgte.

Schließlich kamen sie in der Kantine des Schiffes an. Dort saßen an diversen Tischen Personen, die in die gleichen Uniformen gekleidet waren und wohl verschiedenen Kulturen angehörten. Sams Blick schweifte über die Leute und blieb dann an einer Person hängen, die nicht die gleiche Uniform trug und obendrein nicht einmal menschlich aussah. Er war so verblüfft, um nicht zu sagen schockiert, dass er unweigerlich gegen Tucker stieß, als dieser stehenblieb.

„Verzeihung“, bat Sam und kam nicht umhin, die außerirdische Person anzustarren.

„Was ist los mit dir, Jon?“

Crewman Cutler ging mit ihrem Frühstückstablett unbekümmert auf das Alien zu und setzte sich zu ihm an den Tisch. „Guten Morgen, Phlox.“

„Schönen guten Morgen, Elizabeth“, grüßte dieser breit lächelnd zurück.

Er sprach Sams Sprache! Das war mehr als merkwürdig. Und allmählich dämmerte Sam, dass er sich nicht mehr in seiner eigenen Lebenszeit befand. Doch wie war das möglich? Er war doch bisher nie in die Zukunft gereist … Wo war Al? Ich brauche dich, mein Freund. Wo bist du? Wo bin ich?

„Jon?“ Tucker sah ihn verwundert an. „Geht es dir gut, Jon?“

Sam nickte nur und versuchte seinen Blick von dem Außerirdischen abzuwenden. „Unterzuckert.“, sagte er schlicht.

„Na, dann komm und lass uns frühstücken.“ Tucker klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

Als Sam sich eines der Tabletts nehmen wollte, das hinter den Milchglasscheiben der Wandregale stand, fing er sich erneut verwunderte Blicke ein. Diesmal jedoch nicht nur von Tucker, wie er schnell bemerkte. Da Crewman Cutler sich dort selbst bedient hatte, war Sam davon ausgegangen, dass es in Ordnung sei.

„Willst du heute hier frühstücken?“, fragte Tucker. „T’Pol wird sicher schon in deinem privaten Speiseraum auf uns warten. So wie immer.“

Wie immer … Sam schüttelte den Kopf. „Vielleicht habe ich doch nicht so gut geschlafen, wie ich dachte“, sagte er dann, als würde dies sein seltsames Verhalten erklären. T’Pol, der Name klang ebenso exotisch wie Phlox, obwohl Sam eine Staudenart kannte, die genauso hieß. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei T’Pol ebenfalls um ein Alien. Allerdings um ein ausgesprochen attraktives Alien, wie Sam zugeben musste. Bis auf die spitzen Ohren und die schrägen Augenbrauen schien sich die Vulkanierin zumindest optisch kaum von Menschen zu unterscheiden.

Die ersten Stunden in dem neuen Körper waren für Sam die wohl befremdlichsten, die er in all seinen Sprüngen je erlebt hatte. Aber er lernte allerhand beim Frühstück mit seinen beiden Kollegen. So manche Information war geradezu überwältigend, aber Sam war bemüht sich nichts anmerken zu lassen. Tatsächlich war er in den Captain eines Raumschiffs mit Namen ‚Enterprise‘ gesprungen, das im Jahr 2161 unterwegs war. Sam erfuhr überdies, dass sein Wirt wohl an der Gründung einer Koalition der Planeten beteiligt war und diesbezüglich eine Rede halten sollte. Er war beinahe 170 Jahre in die Zukunft gesprungen! In eine vollkommen fremde Zukunft, die ihm gleichermaßen Angst und Hoffnung machte. Eine Zukunft, in der die Menschen mit Außerirdischen auf Raumschiffen dienten und den Weltraum gemeinsam erforschten. Er als Quantenphysiker hatte viel für möglich gehalten, aber das … in so kurzer Zeit, war ein Fortschritt jenseits all seiner Vorstellungskraft. Dabei hatte er sich selbst für wahnsinnig fortschrittlich und erfinderisch gehalten, indem er den Quantenbeschleuniger erfunden hatte, der Zeitreisen ermöglichen sollte. Ob es Zeitreisen auch in der Zukunft gab? Sam wagte nicht seinen beiden Tischnachbarn diese Frage zu stellen, auch wenn sie ihm brennend auf der Zunge lag.

Sam erfuhr auch, dass außer Phlox und T’Pol keine weiteren Aliens an Bord der Enterprise waren und dass Archers Hund Käse liebte. Er beobachtete, wie T’Pol ihm unter dem Tisch immer wieder ein Stück reichte.

Die Enterprise war auf dem Weg zur Erde. Gleichzeitig war es ihre letzte Reise, da sie inzwischen wohl das zehnte Jahr hinter sich hatte und in den Ruhestand geschickt wurde. Neuere und modernere Raumschiffe würden sie ablösen und Archers Crew würde sich auflösen und neue Aufgaben annehmen. Sam kannte die Crew nicht, aber er wusste, wie sehr ihm sein eigenes Team, seine Familie und Freunde fehlten. Seit jenem verhängnisvollen Tag, als er in den Quantenbeschleuniger getreten war und scheinbar vergeblich versuchte heimzukehren. Ob Archer wusste, was ihm bevorstand? Sam mochte sich gar nicht vorstellen, wie stark die Crew innerhalb dieser zehn Jahre zusammengewachsen sein musste. Was sie wohl alles gemeinsam gesehen und erlebt hatten? Sam konnte sich, auch wenn der Umstand traurig war, nicht vorstellen, dass ausgerechnet er die letzte Fahrt der Enterprise verhindern sollte. Nur, was konnte in einer so fortschrittlichen Zukunft geschehen sein, das ausgerechnet er wieder ‚gutmachen‘ sollte?

Sam lernte beim Frühstück auch, dass Tucker seit vielen Jahren ein enger Freund von Archer war. Womöglich sein bester Freund. T’Pol hatte ihn ab und an mit ‚Trip‘ angesprochen, was wohl Tuckers Spitzname war. Und als er Tucker mit diesem Namen ansprach, entsprach dies wohl einer Selbstverständlichkeit. Und so tastete sich Sam an diesem Vormittag in dieses unglaubliche Leben vor, das Captain Jonathan Archer gehörte.

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