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Die letzte Offensive

von Chris Pike

Prolog

„Wir haben ihn gefunden, Admiral“, keuchte Gabriel Lorca. Noch immer hing der Staub in seiner Lunge, den die Disruptorgeschosse, die neben und vor ihm in den Boden eingeschlagen waren, aufgewirbelt hatten. Sein Gesicht war blutverschmiert. Getrocknetes Blut, von vergangenen Schlachten. Eine tiefe Narbe zierte seine rechte Wange.

„Sehr gut, Captain“, sagte Katrina Cornwell.

Früher hatte sie einem ein Lächeln geschenkt, während sie ein Lob aussprach. Doch jetzt waren auch ihr die Strapazen der vergangenen Monate anzusehen. Ihre Augen sprachen das aus, was jeder dachte: „Wir haben zu viel Leid gesehen.“

Seitdem der Krieg vor knapp zwei Jahren endgültig verloren gegangen war, hatten sie alle nicht mehr richtig geschlafen, waren ständig auf der Flucht und bereit, um loszuschlagen, sobald sich eine winzige Gelegenheit bot.

Cornwell griff nach einer Karaffe und goss etwas Wasser in einen Becher, den sie an Gabriel reichte.

Er nahm ihn dankbar entgegen und leerte ihn gierig. Seine Kehle war staubtrocken, doch sie durften sich jetzt nicht ausruhen. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. „Wir dürfen keine Zeit verlieren, Admiral.“

Sie nickte. „Das Schiff ist bereit?“

„Der Kurs wurde programmiert und die Tarnung ist einsatzbereit. Aber wir müssen jetzt los. Die Klingonen sind uns auf den Fersen.“

„Die Evakuierung ist abgeschlossen“, bestätigte Cornwell. Dann griff sie nach dem Phasergewehr, das neben der Karaffe lag, und sagte: „Gehen wir!“

Gemeinsam eilten sie durch unterirdische Tunnelsysteme, die während des fünfjährigen Krieges entstanden waren. So konnten sie einen Großteil des Weges zurücklegen, ohne Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden. Dennoch mussten sie auf der Hut sein. Obwohl sie über den halben Föderationsraum oder das, was noch davon übrig war, verstreut waren, hatten sie in den letzten Wochen immer wieder Meldungen erhalten, dass klingonische Patrouillen ähnliche Tunnel auf anderen Planeten entdeckt hatten. Wenn sie dies taten, gingen sie auf brutalste Art mit denen vor, die sie darin entdeckten. Berichte über Exekutionen sollten den Widerstand abschrecken, doch spornte es sie an, weiterzukämpfen, sich nicht unter Wert zu verkaufen.

„Bleiben Sie zurück, Sir“, sagte Gabriel. Bevor sie das Tunnelsystem verließen, streckte er den Kopf aus dem geschützten Bereich und ließ seinen Blick prüfend über die freie Fläche, die vor ihnen lag, gleiten. Es dämmerte bereits, sodass es schwerer wurde, Bewegungen klar zu erkennen. Dennoch entdeckte er ihre Wachtposten, die ihre vereinbarten Positionen eingenommen hatten. Zufrieden nickte er. Dann drehte er sich zu Admiral Cornwell und sagte: „Die Luft ist rein.“ Er sprang aus der Deckung und bewegte sich auf die Freifläche zu. Gabriel war hoch konzentriert. Immer wieder sah er sich aufmerksam um. Katrina Cornwell folgte ihm. Sie hielt ihr Phasergewehr ebenfalls in Anschlag.

Sie hatten bereits mehrere Meter zurückgelegt und den ersten Kontrollposten zu ihrem Versteck erreicht. Ein Frontalangriff der Klingonen war somit nicht mehr möglich. Cornwell schloss zu ihm auf. In diesem Augenblick explodierte etwas wenige Meter hinter ihnen.

„In Deckung!“, rief Gabriel und riss Cornwell zu Boden. Über ihre Köpfe fegten Phaser- und Disruptorstrahlen hinweg. Gabriel zählte in Gedanken bis zehn, dann wagte er es, seinen Kopf zu heben, um einen Blick zu riskieren. „Okay! Los, weiter!“

Sie rappelten sich wieder auf die Beine. In geduckter Haltung rannten sie in einem Zick-Zack-Kurs ihrem Ziel entgegen. Gabriels Herz raste. Obwohl er bereits unzählige Gefechte hinter sich hatte, hatte er Todesangst. Doch seine Ausbildung und das Adrenalin, das seinen Körper durchflutete, halfen ihm dabei, einen klaren Kopf zu bewahren. 

Disruptorstrahlen rissen immer wieder knapp neben ihnen Löcher in den Boden. Von der Hitze geschmolzene Erde prasselte ihnen entgegen, hinterließ kleine Brandlöcher in ihrer Kleidung und leichte Verbrennungen auf ihrer Haut. Gabriel biss die Zähne zusammen. Sie hatten es jetzt so weit geschafft. Aufgeben war keine Option. Von dem Erfolg dieser Mission hing die Zukunft der Föderation ab.

Mehrere Soldaten rannten ihnen entgegen und feuerten Salven auf ihre Angreifer.

Cornwell war einen halben Schritt vor ihm. Als sie die Soldaten passiert hatten, wagte Gabriel es, sich umzudrehen. „Schützt den Admiral!“, rief er, das Feuer übertönend. Gabriel riss sein Phasergewehr in die Höhe und feuerte mehrere Salven in die Richtung, aus der der feindliche Beschuss kam. Viel konnte er nicht erkennen. Staubwolken hatten sich über die freie Fläche gebildet. „Rückzug! Rückzug!“

Ein Aufschrei neben ihm! Gabriel wagte einen flüchtigen Blick. Einer ihrer Leute wurde von einem Disruptorstrahl mitten in die Brust getroffen. Vermutlich war er bereits tot, bevor er auf dem Boden aufkam.

Ein weiterer Schuss schlug genau vor ihm ein. Dann wurde er getroffen. Gabriel schrie auf und griff sich an die Hüfte. Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung. Gabriel konnte sich nicht mehr länger auf den Beinen halten. Der harte Aufprall auf dem sandigen Boden raubte ihm für einen Moment den Atem. Der Schmerz durchzog explosionsartig seinen Körper.

„Lorca!“, rief Cornwell.


Wenige quälende Atemzüge später tauchte der Admiral auf. Sie kniete sich neben ihn.

„Gehen Sie!“ Hustend bemühte er sich, sich aufzurichten. Doch der Schmerz stoppte seine Bewegung. Gabriel spürte das Blut, das seinem Mundwinkel entlang lief.

„Nicht ohne Sie!“ Vorsichtig öffnete Cornwell Gabriels Jacke. „Wir brauchen hier einen Sanitäter!“ 
„Für … für mich … ist es … zu … zu spät.“ Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er, einen Hustenanfall zu unterdrücken. 
„Nein! Das akzeptiere ich nicht!“, rief Cornwell entsetzt. 
Gabriel nahm ein paar Atemzüge. Er musste Katrina dazu bringen, ihn zurückzulassen. Ihr Zögern gefährdete die ganze Operation. Sie brauchte ihn nicht, um ihr Vorhaben zu einem Erfolg zu führen. Er hatte seinen Beitrag geleistet. Und er würde noch eine Zugabe drauflegen. „Gehen Sie und reißen Sie den Klingonen den Hintern auf. Ich verschaffe Ihnen die Zeit, die Sie benötigen.“ Mit seiner rechten Hand löste er eine Plasmahandgranate von seinem Gürtel.

„Das müssen Sie nicht tun“, sagte Cornwell mit brüchiger Stimme.

„Ich will es so“, antwortete Gabriel fest entschlossen. Er sah ihr in die Tränen benetzten Augen. Wäre der Krieg nicht ausgebrochen, hätte etwas zwischen ihnen entstehen können. Doch so blieb es bei ihrer anfänglichen Affäre. „Ad Astra per Aspera!“ 

„Admiral, bitte. Wir müssen weiter!“ Ein junger Soldat tauchte hinter Cornwell auf. 
„Ihre Leute sollen sich zurückziehen“, befahl der Admiral. Dann wandte sie sich wieder an Gabriel und packte seine linke Hand. „Ich danke Ihnen, mein Freund. Ich sorge dafür, dass Ihr Opfer nicht umsonst gewesen sein wird.“ Sie schenkte Gabriel ein letztes Lächeln. Langsam erhob sie sich, ohne seine Hand loszulassen.

„Ensign.“ 
„Ja, Sir?“ 
„Sie sind ab sofort für Admiral Cornwells Leben verantwortlich.“ 
„Ja, Sir! Bitte, Admiral, folgen Sie mir.“

Als er ihre Berührung nicht mehr spürte, schloss Gabriel für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Langsam begann er zu zählen. Jede Zahl war ein Schritt, der Katrina weiter in Sicherheit brachte. Die Frontlinie behielt er dabei ununterbrochen im Blick.

Wabernde Schatten näherten sich. Sein Blick trübte sich erneut. Gabriel spürte, wie er schwächer wurde. Der Blutverlust, der lähmende Schmerz. Nein, er musste durchhalten. Er musste dafür sorgen, dass Katrina entkommen konnte.

Die Schatten wurden nun deutlicher, bekamen klar definierte Konturen. Sechs Klingonen stürmten gnadenlos näher.

Gabriel stellte die Granate scharf. Nun hielt er einen Totmannschalter in Händen. Sobald er los ließ, würde die Granate explodieren und alles in einem Radius von etwa dreißig Metern töten.

Den Schmerz ignorierend, richtete er seinen Oberkörper auf. Es verging eine halbe Ewigkeit, bis die Klingonen nahe genug waren. Einerseits musste er lange genug warten, um alle zu erwischen, andererseits, durfte er das Risiko nicht eingehen, dass sie den Admiral tödlich verwundeten.

Der vorderste Klingone riss seinen Disruptor in die Höhe und fixierte Gabriel mit einem triumphierenden Blick. Der Blutrausch sprach aus seinen Augen.

„Ad Astra per Aspera“, hauchte Gabriel und ließ die Granate aus seiner Hand rollen.

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