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Drei hören mehr, als einer sagt

von Racussa

Cocktail oder Melange

„Dieses diplomatische Gedudel ist unerträglich.“ schnaubte Nerys, bevor sie den Replikator anfauchte, ihr einen doppelten Mamberamo zu erzeugen.

Kathryn seufzte und setzte sich auf die Plüschbank unter dem Fenster. Sie rieb sich die müden Augen mit den Handballen und öffnete den Kragen ihrer Galauniform. „Nerys, es ist nur ein unblutiges Hickhack, du hast doch nicht wirklich Mitleid mit Lieutenant Sebennytos. Setz dich zu mir und trink eine Melange mit mir.“

Bevor Nerys einen kräftigen Schluck des Cocktails trank, bestellte sie das Milch-Kaffeemischgetränk. Mit dem halbleeren Schnapsglas und der vollen Kaffeetasse kam sie zu Janeway. „Ich kenne Sebennytos gar nicht und sie ist mir auch wirklich egal, aber ich finde es unerhört, dass die Cardassianer wieder einmal Unheil anrichten und ungeschoren davonkommen. Es gab Verletzte auf der Indagator. Und es gibt Sachschäden auf der Station.“

„Die Station gehört den Cardassianern also ist das deren eigenes Problem. Und so unkonventionell der Übungsangriff auch war, selbst die Shelijak haben Juniorlegat Garak recht gegeben, dass die Cardassianer grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt mit dem Manöver beginnen konnten an ihrem Tag. Dass sie dabei eine religiöse Zeremonie der Romulaner ausgenützt und gestört haben, haben sie ja auch bedauert und mit einem Kompensationsopfer wieder gerichtet - zumindest für die Romulaner.“

Nerys trank die zweite Hälfte des Cocktails und überlegte, ob sie sich noch einen holen sollte. Kathryn nahm die Kaffeetasse und roch genüsslich an dem Gebräu, bevor sie ihre Lippen vorsichtig mit dem heißen Nass berührte. „Ich will aber nicht, dass die Echsen ständig mit sowas durchkommen.“

„Jetzt bist du kindisch. Kennst du die irdische Oper Siegfried? Meine holländische Großmutter hat sie mir jedes Mal vorgespielt, wenn wir bei ihr in Tilburg zu Besuch waren. Dort beschwört ein Gott zuerst eine allwissende Urmutter herauf, um sie zum Weltende zu befragen, und als sie ihm nicht gleich zu willen ist, beißt er sie mit den Worten: Dein Wissen verweht vor meinem Willen! Ich habe mir diese Steller sehr stark eingeprägt, denn gleich danach folgt in diesem unendlich zähen und langen Musikdrama eine Generalpause: Alle Charaktere und alle Instrumente schweigen. Als die Urmutter nicht antwortet, schläfert der trotzige Gott sie ein.“

Nun ging Nerys zielstrebig zum Replikator und bestellt noch einen Mamberamo. „Und du bist jetzt die allwissende Urmutter und ich ein trotziger Gott?“

Kathryn stand auf und legte freundschaftlich ihren Arm um Nerys, die ihre Arme verschränkte. „Aber nein, nur mich hat dieser Spruch immer dann getröstet, wenn irgendwelche Vorgesetzten gegen mein besseres Argument ihre Autorität ausgespielt haben. Denn am Ende verliert der trotzige Gott trotz all seiner Macht und seiner Tricks.“

„Und wacht die allwissende Urmutter wieder auf?“

Kathryn war erstaunt. „Äh, nein. Sie wird nicht mehr erwähnt.“

Nerys wand sich aus der Umarmung und nahm das Glas. „Dann solltest du dir lieber bajoranische Opern anhören, dort siegen immer die gerechten Aufständischen gegen die Bonzen aus Partei, Gewerkschaft und Besatzungsmacht. Unsere Opern atmen den Geist der Befreiung. Und deshalb kann ich - bei allem Respekt vor Garak - den Cardassianern ihr Vorgehen nicht nachsehen. Sie haben einen Manöverangriff simuliert, lange bevor die Indagator oder die Beobachter darauf vorbereitet waren. Das ist gegen die Regeln und die guten Sitten.“

Kathryn ging zu ihrer Melange zurück, setzte sich und trank einen Schluck: „Der Delta-Quadrant hat mich den Wert von Regeln gelehrt, aber auch, dass man nie zu gut vorbereitet sein kann. Mir tun die Verletzten auch leid, aber die Cardassianer haben insofern Recht, als im nephridischen Gürtel auch niemand auf die korrekte Zeit oder romulanische Gottesdienste Rücksicht nehmen wird. Es war eine Gewissensentscheidung: Effizienz oder diplomatischer Beifall. Ich habe auf der Voyager auch öfter im Sinn der Effizienz gehandelt, wenn ich keinen anderen Ausweg sah. Und vergiss nicht, dass ihr einen Nichtangriffspakt mit dem Dominion geschlossen habt, um Bajor zu retten. Ihr habt ihnen sogar Deep Space 9 also Kommandozentrale übergeben.“

„Talita Sumsum!“ korrigierte die Bajoranerin. „Aber du müsstest doch verärgert sein, dass jetzt kein menschlicher Captain die Mission leitet, sondern diese Romulanerin, Rival?“

„Ich bin in dieser Hinsicht neutral, Sebennytos hat zuerst gar nicht und dann falsch reagiert. Vielleicht war die Herausforderung doch zu groß für sie. Ich bin die letzte, die Frauen die Macht zur Leitung aberkennt, aber ich halte auch nichts von Quoten. Diejenige Person mit der höchsten Qualifikation sollte die Funktion bekommen, unabhängig von Rasse, Geschlecht oder Haarfarbe. Commander Rival hat in der Situation schnell und präzise reagiert. Und ja, sie ist eine romulanische Offizierin, die auch vor dem Einsatz scharfer Verteidigungssysteme nicht zurückgescheut ist.“

„Thalaronstrahlung ist keine Verteidigungswaffe.“

„In der romulanischen Doktrin schon. Lies deren veröffentlichte Streitkräftekolumne!“

„Und dass die Föderation mit einer eiligst hergezauberten Caitianerin nur mehr Zweiter Offizier im Kommando ist?“

Kathryn schmunzelte. „Commander Alana Schnurr Miau wurde von meiner Abteilung genau geprüft. Sie ist nicht nur gut durch die Sternenflottenakademie auf Cait gekommen, sondern hat auch ein abgeschlossenes Studium in Ingenieurwissenschaften. Bei einer Reise durch das Unbekannte kann so etwas wichtiger sein als der Kommandodrill der Romulaner oder die schiere Körperkraft der Breen.“

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