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No comfort in the truth

von eyes_TP

Tag 133

Tag 133

Seven of Nine ergriff den Vorsprung mit der linken Hand und suchte zuerst vorsichtig tastend, dann etwas fester, mit ihrem rechten Fuß einen sicheren Stand in einer kleinen Einbuchtung. Als sie sich der Stabilität sicher sein konnte, jedenfalls so sicher, wie es unter den aktuellen Bedingungen nur sein konnte, griff sie mit der rechten Hand an eine Kante, nutzte die Stabilität ihres Fußes und drückte sich über den Vorsprung heraus aus dem Turboliftschacht auf den Boden des dahinter liegenden Korridors. Sie blieb zunächst auf dem Teppich vor dem Schacht sitzen und brauchte einige Minuten, bis die Anspannung in ihrem Körper nachließ. Sie war sechs Decks im Turboliftschacht nach oben geklettert. Ihre Arme und Beine fühlten sich verkrampft an. Sie verfluchte kurz ihre fehlende Kondition, ließ es aber schnell wieder bleiben, denn Dinge zu verfluchen, die sie nicht ändern konnte, war unlogisch.

Die junge Frau gab ihrem Körper noch einen kleinen Moment der Erholung, dann stand sie auf. Sie musste sich kurz an der Wand abstützen. Bevor sie sich abermals ärgern konnte, verscheuchte sie den Gedanken mit einem irrelevant.

Seven hielt ihre mitgebrachte Taschenlampe in den Korridor.

Sie sah sich um. In diesem Teil des Schiffes war länger kein Crewmitglied mehr gewesen. Sie befand sich auf Deck neun, Sektion 12. Hier lagen hauptsächlich einige Crewquartiere. Keine der Bereiche des Schiffes, welche einer priorisierten Reparatur bedürften.

Trotzdem hatte Seven diesen Teil des Schiffes ausgewählt, nachdem sie Tuvok zu seiner täglichen Meditation zurückgelassen hatte. Sie hatte gehofft, hier noch Ersatzteile zu finden, welche sie in anderen Bereichen des Schiffes einsetzen konnten.

Allerdings vermutete sie, nach einem ersten Blick in den Korridor, dass hier nicht mehr viel zu verwenden war. Einige Abdeckungen an den Wänden waren heraus gesprengt worden. Der Boden war versengt und weiter hinten im Korridor konnte sie in einem Loch in der Decke das obere Deck erkennen.

 

Trotzdem setzte Seven Schritte in den Gang. Sie hatte wenig Alternativen. Zu viele Teile des Schiffes hatte sie bereits durchsucht und mittlerweile führte ihre Suche sie in immer abgelegene Bereiche der Voyager. Eine erneute Sondierung würde wahrscheinlich Tage dauern. Zeit, die sie nicht hatte.

Sie setzte ihren Weg fort und öffnete hier und da einige Abdeckungen, um dahinter nach brauchbaren Komponenten zu suchen. Allerdings fand sie entweder zerstörte Einzelteile oder dort, wo sich Komponenten befinden sollten, fehlten diese. Hatte Seven sich geirrt und war bereits in diesem Teil der Voyager gewesen?

Es war nahezu unmöglich, dass sie Fehler machte. Vielleicht hatte sie sich geirrt, was ihren Standort anging. Aber auch das hielt sie für unrealistisch. Vielleicht war eines ihrer Borgimplantate defekt und beeinträchtigte ihre Orientierung?

Plötzlich hörte Seven dumpfe Geräusche aus dem Korridor vor sich. Sie waren ungleichmäßig laut und unregelmäßig im Abstand.

Die blonde Frau versuchte die Laute einzuordnen und abzuschätzen, ob hier Gefahr ausging. Dann siegte ihre Neugierde (obwohl Seven es selbst nicht als Neugier bezeichnet hätte) und sie folgte dem Geräusch. Der Lichtschein ihrer Taschenlampe tanzte durch den Korridor und über die auf dem Weg liegenden Komponenten, wobei der jungen Frau auffiel, dass der Gang in der Mitte frei geräumt zu sein schien. Alle Materialien waren an den Rand des Korridors geräumt worden.

Seven kam den Geräuschen näher und konnte nun weitere Laute vernehmen. Humanoide Laute. Es klang wie ein Stöhnen. Seven bog um die nächste Ecke und stand vor dem Quartier der Chefingenieurin - es klang wie B’Elanna Torres!

Die Ex-Borg stand in der offenen Tür zu B’Elannas Quartier. Scheinbar hatte die Chefingenieurin die Shots mit Gewalt geöffnet. Diese hingen schief in den Angeln und Seven bezweifelte, dass diese Türen je wieder in den Zustand versetzt werden könnten, sich zu schließen.

Im Quartier war es wider Erwarten nicht dunkel. Von draußen schienen sanft die Farben des Nebels herein, in dem die Voyager derzeit versteckt lag. Die Halbklingonin musste Seven bemerkt haben. Allein das Licht der Taschenlampe in dem dunkleren Quartier war kaum zu ignorieren.


Aber B’Elanna schien Seven ignorieren zu wollen. Die Halbklingonin hieb auf etwas ein das aussah, wie ein aufgestelltes und an die Wand gelehntes Sofa.  Seven machte darauf dunkle Flecken aus. Wahrscheinlich hatte B’Elanna sich die Haut an ihren Knöcheln aufgerieben. Aber die klingonische Seite in B‘Elanna ließ sich von solchen Kleinigkeiten nicht ablenken.

Seven stand in der Tür und versuchte die Situation zu identifizieren.

B’Elanna hiebt noch ein paar Mal mit ihrer ganzen Kraft zu, als ein kratzendes Geräusch die Aufgabe der Couch andeutete. Das Möbelstück kippte an der Wand entlang zu Boden. Torres schnaufte kurz. Hielt aber nicht inne. Sofort griff sie die Seite des Sofas und stellte das schwächelnde Möbelstück wieder auf.

Die Halbklingonin begann, wie zuvor, mit gut gezielten Schlägen und Tritten auf das Sofa einzuschlagen. Anhand des dumpfen Widerhalls der Couch konnte Seven hören, dass B’Elannas Fäuste eher die harten Stellen am Gestell trafen.

Es war unlogisch sich zu verletzen, dachte Seven. Allerdings kannte sie die Chefingenieurin nun lange genug, um zu wissen, dass Wut und Kampf etwas an B’Elanna waren, dass mehr als einmal zu unlogischen Handlungen geführt hatte. Obwohl Seven diese Seite von Humanoiden und vor allem so ausgeprägt bei B‘Elanna nicht nachvollziehen konnte, bewunderte Seven die Chefingenieurin, die scheinbar die permanent in ihr brodelnde Wut in Zielstrebigkeit und Einfallsreichtum zu verwandeln konnte.

Die Couch schien unter B’Elannas Schlägen wieder zu rutschen. Seven betrat das Quartier der Chefingenieurin und bewegte sich zielstrebig auf B’Elanna und ihren hilflosen Gegner zu. Sie ergriff stabilisierend die Couch und hinderte diese, wieder an der Wand abzurutschen.

B’Elanna verringerte währenddessen die Intensität ihrer Hiebe nicht einen Moment. Konzentriert schienen ihre Fäuste einen unsichtbaren Feind nieder strecken zu wollen. Jeder ihrer Schläge hätte, wenn ein Humanoid ihr Ziel gewesen wäre, beträchtlichen Schaden angerichtet.

Seven hielt mit beiden Händen die Couch in Position und beobachtete die Halbklingonin.

B’Elannas Körper schien noch immer kraftvoll. Ihr Gesicht zeigte den ihr so eigenen zielstrebigen Gesichtsausdruck und an ihren nackten Armen konnte Seven die Umrisse feiner Muskeln ausmachen. Beim aktuellen Nährgehalt der Notrationen war Seven überrascht, B’Elanna in diesem gut trainierten Zustand zu sehen. Wahrscheinlich konnten ihre klingoischen Gene die aktuellen Nährstoffe optimierter für den Körper einsetzten, wie es bei Menschen der Fall war. Aber auch B’Elanna schien schlanker geworden zu sein.

Seven wusste nicht, wie lange sie beide so standen. B’Elanna, die weiterhin auf die Couch einhieb und sie selbst, die versuchte die Couch am Rutschen zu hindern.

B‘Elanna hörte so abrupt mit ihren Schlägen auf, dass aufgrund des fehlenden Widerstandes, Seven mit der Couch fast ins Straucheln geriet.

B’Elanna sah die Seven zum ersten Mal an, seitdem diese das Quartier betreten hatte: „Wollen Sie es auch mal versuchen?“

Bevor Seven etwas darauf erwidern konnte, drang die Stimme Kathryn Janeways aus dem Kommunikator. „Janeway an Torres. Ich brauche Sie sofort auf der Brücke.“ Der Ton des Captains war ungeduldig und sie hatte B’Elannas Antwort nicht abgewartet, bevor sie die Verbindung beendete. Die Nerven lagen blank, die waren Kräfte ausgezehrt.

B’Elanna griff nach ihrer Uniformjacke, welche sich in keinem besseren Zustand befand, als der Rest ihrer Uniform und verließ ihr altes Quartier in die Richtung aus der Seven gekommen war. Die Ex-Borg folgte der Chefingenieurin in kurzem Abstand. Schweigend machten sich beide Frauen an den Abstieg durch den Turboliftschacht, zurück in die bewohnten Bereiche des Schiffes.

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