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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 9

Kapitel 9

Commander West auf der Scimitar hatte den Abflug des Captains mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen. Er fragte sich, warum er vorhin nur so negativ reagiert hatte, als er ihn nach der Ursache des Zwischenfalls auf dem Scoutschiff angesprochen hatte. Wie auch immer, er war wieder allein auf diesem Schiff und sah keinen Grund, warum er nicht auch der Crew des Hauptschiffes die Arbeit erleichtern sollte.

„Maschinenraum, Hier Brücke. Ich beabsichtige die Standard Protokolle der Sternenflotte auf die Displayschaltflächen des Schiffes zu legen. Informieren Sie bitte die anderen Abteilungen über die Änderung.“ wies Lieutenant Commander West den Chefingenieur an. „Hier Carlton Meyers, habe verstanden Sir.“

Jonathan West wunderte sich, dass  Meyers antwortete, denn er war schließlich ein Mitglied, welches für das Scoutschiff eingeteilt worden war. Aber momentan machte er sich darüber keinen Kopf. Jetzt wollte er erst einmal alles so einstellen, dass er sich hier wohlfühlte. „Computer lade die alternativen Schaltflächenkontrollen aus der Datei Alpha Omega West Eins und lege die Kontrollen auf die entsprechenden Displays.“

Aber zu seiner Überraschung reagierte der Computer nicht so, wie er es erwartet hatte.

„Befehl nicht ausführbar. Jedwede Veränderung der Originalprotokolle erfordert die Zustimmung des Captains. Alternativprotokolle werden nicht aktiviert.“

Erstmals tauchten Zweifel in Jonathan West auf, die ihn vermuten ließen, dass der Captain mehr wusste als er gedacht hatte. War er noch vor einigen Minuten überzeugt gewesen, dass ein einfacher Konstruktionsfehler zu dem Desaster auf dem Scoutschiff geführt hatte, so war er sich nun nicht mehr so sicher. Schnell rief er die Schadensmeldungen des Scoutschiffes auf und fand dabei auch die Aufzeichnung des Antriebslogbuches.

Hier hatte jemand zwei Zeilen mit Anweisungen markiert. Beim näheren Hinsehen bemerkte er, dass es sich um die Aktivierung von zwei wichtigen Systemen handelte, die er verändert hatte. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Das konnte doch nicht sein, da lag sicherlich ein Fehler vor. Aber bei der Überprüfung der Datei Alpha Omega West Eins stellte er fest, dass hier nur der Fehler feststellbar war, den er wohl selbst gemacht hatte. Er hatte zwei Schaltflächen verwechselt. Zwei wichtige, für die Funktion des Schiffes und der Sicherheit lebensnotwendige, Schaltflächen. Da er sich so auf die Erstellung seiner eigenen Protokolle konzentriert hatte, war ihm auch entgangen, dass er die Integration der Backup Systeme vergessen hatte. Ein weiteres schweres Versäumnis. So etwas hätte ihm bei seiner Erfahrung eigentlich nicht passieren dürfen. Da sicherlich der Captain oder einer der Chefingenieure diese Zeilen markiert hatte, war es klar, dass der Captain über den Auslöser dieses Warpkernbruchs informiert war und deshalb die Kontrollen gesperrt hatte.

Er fühlte wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete und ihm schlecht wurde. Benommen ließ er sich in den Sessel zurücksinken. „Brücke an Maschinenraum. Anweisung zur Umstellung widerrufen. West Ende.“

 

Frank war entsetzt. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Es war eigentlich nicht zu glauben, aber er hatte mit eigenen Augen gesehen was die meisten Offiziere der Sternenflotte nur vom Hörensagen kannten. Einen neuen Kampfkreuzer des Dominion, der von vier kleineren Jem’Hadar Kampfschiffen begleitet wurde. In den Logbüchern der Sternenflotte hatte er einige wenige Informationen darüber finden können. Der Kreuzer war mehr als 1200 Meter lang, ungefähr 970 Meter breit und hatte eine geschätzte Masse von sicherlich guten 8 Millionen Tonnen. Ein schweres Gefährt mit einer unglaublichen Kampfkraft.

Er musste nun entscheiden was er tun wollte und er musste es schnell tun. Denn sicherlich hatte das Dominion inzwischen ebenfalls eine deutliche Vorstellung von dem was hier in den Wolken vor sich ging.

„Lieutenant Shelar, Sie hatten Recht, es sind nur fünf Schiffe des Dominion. Sie hatten nur vergessen mir zu sagen dass es sich bei einem von Ihnen um einen neuen großen Kampfkreuzer des Dominion handelt.“

Für einen Moment herrschte Ruhe, aber dann kam die ruhige und wohl gewählte Stimme der Vulkanierin aus der Audioanlage.

„Wenn das so ist, dann hätte ich einen Vorschlag Captain. Er wird sich für Sie sicher nicht besonders logisch anhören, ist aber die beste Option, die wir haben…“

Frank hatte sich den Vorschlag von Shelar angehört, er war waghalsig, aber er schien einer gewissen Logik tatsächlich nicht zu entbehren. Es war ein wenig wie der Kampf David gegen Goliath und trotzdem war es ihre beste Chance.

„Lieutenant Brownfield, bringen Sie uns direkt von hinten über das Schiff des Dominons. Wenn wir da sind feuern Sie auf meinen Befehl mit allen Phasern und einer Salve Photonentorpedos. Das wird sie zwar nicht kratzen, aber vielleicht Ihre Aufmerksamkeit auf uns richten.“ Sofort setzte sich das Schiff in Bewegung und flog in einer eleganten Kurve nach unten. Als das Scoutschiff die Wolkendecke durchstieß, sah Frank das fremde Schiff zum ersten Mal in seiner vollen Größe. Shelar hatte Anweisung gegeben so dicht wie möglich darüber hinwegzufliegen und so hatte Frank fast das Gefühl, als würde er den Kreuzer rammen. Beim ersten Überflug passierte gar nichts. Frank gab den Feuerbefehl und als die Torpedos auf dem Schiff einschlugen stellte er mit Erstaunen fest, dass es scheinbar keine Schilde aufgebaut hatte, denn die Explosivgeschosse schlugen große Löcher in die Außenhaut.

Aber das Schiff machte keine Anstalten einer Verfolgung.

Erst als Captain Dekkers eine Schleife fliegen ließ und erneut über das Schiff kam zuckten ihm die Energiewaffen entgegen. Obwohl das Scoutschiff in der Atmosphäre besser navigieren konnte, spürte er den Einschlag eines Phasertreffers sehr überdeutlich.

„Eddie, was ist da los?“, wollte der Captain wissen und ahnte schon, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.

„Unsere Schilde sind wirkungslos, wahrscheinlich können wir sie aufgrund der Ionisierten Wolken nicht aufbauen. Sie sind ausgefahren, aber die könnten nicht mal einen Wattebausch aufhalten.“

„Dann sollten wir besser versuchen uns nicht mehr treffen zu lassen.“

Alan Brownfield flog ein hartes Wendemanöver und der Captain begriff, dass er nun einige Verfolger haben würde. Es brachte nichts mehr hier unten zu bleiben, er musste zurück zur Brücke.

Es waren keine zwei Minuten vergangen bis die beiden Männer wieder ihre Plätze in der Zentrale eingenommen hatten.

Der Offizier an der Conn steuerte einen Kurs der immer tiefer in die Atmosphäre führte. Normalerweise war das kein Problem, denn dafür war der Scout ja gebaut worden, aber der ultradichte Kern würde eine so starke Anziehungskraft ausüben, dass man hier nicht mehr weg kam, wenn man dem Kern zu nahe kommen würde.

„Statusberichte!“, rief der Captain, als er sich in seinen Stuhl setzte.

„Alle Schiffe des Dominion folgen uns, momentan sind wir außer Waffenreichweite, aber die kleinen Kampfschiffe kommen langsam auf. Sie sind zwar nicht für den Atmosphärenflug gedacht, aber das scheint sie nicht zu stören.“

Frank nickte Alan Bernard zu, der ihn über die taktische Situation informiert hatte.

„Mr. Brownfield. Ändern Sie langsam den Kurs, so dass wir direkt auf den Kern zufliegen. Shelar, geben Sie mir Bescheid, wenn wir die kritische Grenze erreichen.“, Damit meinte Frank den typischen Punkt, an dem eine Rückkehr nicht mehr möglich wäre. Sofort änderte der Lieutenant den Kurs. Es dauerte einen Moment, bis die anderen Schiffe folgten. Besonders der Kreuzer, der nun weiter versuchte das Föderationsschiff mit den Hauptgeschützen zu treffen. Aber inzwischen hatte das Scoutschiff die tieferen Atmosphärenschichten erreicht, in denen keine Ionisierenden Partikel mehr vorhanden waren, daher reagierten die Schilde glücklicherweise wieder normal. Mehrere Treffer konnte das kleine Scoutschiff problemlos überstehen aber nun rückte auch der Jem’Hadar Kreuzer immer näher. Es musste ihm wichtig sein, dass die Scimitar keine Nachricht an die Flotte würde schicken können. Noch konnte das wesentlich kleinere und wendigere Schiff den schwerfälligen Kreuzer ausmanövrieren. Aber wenn Sie nun noch einen vollen Treffer aus den Hauptgeschützen erhalten würden, dann wäre auch von dem Scoutschiff nicht mehr viel übrig. Der Kreuzer des Dominion rückte näher und näher.

„Lieutenant Shelar?“ Die fragenden Augen des Captains sagten alles.

„Noch fünftausend Meter bis zum Abfangen.“, Antwortete die Vulkanierin.

Auf der Brücke herrschte gebanntes und konzentriertes Schweigen. Jeder ging seiner Aufgabe nach.

Der Chefingenieur war inzwischen in den Maschinenraum verschwunden um im Bedarfsfall die Maschinenkontrolle zu überwachen.

„Noch dreitausend Meter bis zum kritischen Punkt.

Die Schiffe des Dominion holten weiter auf, sie waren nur noch wenige hundert Meter hinter dem Scoutschiff der Scimitar. Genau so hatte es Shelar kalkuliert. Sie hatte mit der Verbissenheit der Jem’Hadar gerechnet, um jeden Preis den Feind zerstören zu wollen, der dieses Versteck ausfindig gemacht hatte. Interessanterweise beteiligte sich auch der große Kreuzer intensiv an der Verfolgung, obwohl ihnen klar sein musste, dass die Gesetze der Schwerkraft auch für sie gelten mussten und der Kreuzer ganz sicher nicht für den Atmosphärenflug gedacht war.

„Noch Eintausend Meter!“ rief Shelar und nun musste Frank den Befehl zum Abfangen geben, sonst würden sie auf dem Kern zerschellen. Aber Frank tat nichts. „Kritische Höhe erreicht!“

Der Bildschirm flackerte und zeigte ab und an einige Bilder der Außenkamera. Hier, tief unten in der Atmosphäre schienen die Störungen zu verschwinden. Ganz langsam fing das ganze Schiff an zu vibrieren, ein Zeichen, dass die Schwerkraft inzwischen erheblich an ihm zerrte. „Kritische Höhe um fünfhundert Meter überschritten.“,hörte Frank und die Stimme der Vulkanierin schien sich merkwürdig verändert zu haben.

„Lieutenant Brownfield. Setzten sie einen Parabelkurs in Richtung Scimitar, geben sie volle Kraft, alles, was drin ist! Commander Williams, wir brauchen so viel Schub wie möglich, Damit wir sicher sein können, dass wir hier wirklich wieder wegkommen. Trägheitsdämpfer auf Maximum!“

Die Rückmeldung des Chefingenieurs ging in dem lauten Aufschlag eines Torpedotreffers unter und nun begann das ganze Schiff  zu zittern, als wenn es Auseinanderbrechen würde, denn der Offizier an der Steuerkonsole hatte das Schiff in einem engen Bogen nach oben gerissen und die enormen Schwerkräfte zerrten mit aller Macht daran um es gegen seinen Steuerbefehl auf den Kern hinunter zu ziehen. Nur langsam gewannen sie an Höhe, während sie auf dem Bildschirm sahen, dass einer der kleinen Jem’Hadar Jäger an ihnen vorbei in Richtung Kern gezogen wurde. Für ihn gab es keine Rettung mehr. Nur wenige Sekunden später kam die Bestätigung von Shelar, dass auch der große Kreuzer und die weiteren Jäger keine Chance mehr hatten den Aufstieg noch zu schaffen. Frank und seine Offiziere konnten sehen, wie der große Kreuzer neben Ihnen versuchte der Anziehungskraft zu widerstehen, es aber letztendlich nicht schaffte und nach Überlastung der Maschinen scheinbar wie ein Stein zu Boden stürzte. Die Jäger folgten ihm fast gleichzeitig.

Aber noch war es für die Crew der Scimitar nicht geschafft. Die Maschinen heulten laut auf und das ganze Schiff erzitterte unter der ungewöhnlich hohen Belastung. Als hätten sie derzeit noch nicht genug Probleme rief die junge Trill Frau plötzlich entsetzt: „Captain, zwei weitere Jem’Hadar Jäger haben sich an unser Heck geheftet!“

Frank Dekkers wusste, dass diese Schlacht noch nicht geschlagen war, aber damit hatte er nicht gerechnet.

„Was denn, wo kommen die denn plötzlich her? Wir hatten die doch vorhin gar nicht gesehen und auf den Sensoren waren sie auch nicht zu orten.“, wollte Frank wissen.

„Wahrscheinlich hat sie der Kreuzer kurz vor seiner Zerstörung ausgeschleust. Wenn sie eine ähnliche Taktik wie wir verfolgt haben und auf einer Parabel fliegen, dann könnten sie es auch schaffen, vorausgesetzt wir schaffen es überhaupt!“, erwiderte Erin Pan. Immer weiter stieg das Scoutschiff und hatte inzwischen wieder die Wolkenschichten erreicht. Die Wirkung der Gravitation hatte ein wenig nachgelassen aber der Steigflug kostete trotzdem alle Reserven. Die Belastung für die Maschinen war ungeheuer.

„Captain, wenn wir nicht bald unsere Leistung drosseln, dann fliegt hier alles auseinander.“, kam es von Eddie, der im Maschinenraum die Impulsmaschinen an der obersten Belastungsgrenze hielt und versuchte die Notabschaltung noch ein paar weitere Punkte nach oben zu verschieben.

Frank verzog das Gesicht.

„Das können wir nicht, uns hängen noch zwei Jem’Hadar im Nacken. Hier haben wir kaum eine Chance gegen sie zu kämpfen, weil weder die Sensoren funktionieren, noch eine genaue Zielerfassung möglich ist. Wir müssen erst raus aus der Atmosphäre. Halten Sie unsere Maschinen noch für einen Moment am Laufen.“

 

Aber nicht nur das Schiff der Sternenflotte schien Probleme mit dem Antrieb zu haben auch die Jem’Hadar hatten ihre Schiffe beim Aufstieg sicherlich überlastet um dem Schwerkraftfeld des Planeten zu entkommen.

Frank tippte auf seinen Kommunikator und öffnete einen Kanal zur Scimitar. Rauschen und Knacken durchsetzte die Funkverbindung und nur leise und kaum verständlich meldete sich der erste Offizier:

„West hier. Captain, wir verfolgen Ihren Steigflug, aber wir haben mehrere Echos auf den Sensoren.“

Frank war versucht lauter zu sprechen, damit der Commander auf dem Hauptschiff seine Mitteilung auch wirklich hören konnte.

„Mr. West, gehen Sie in Abflugposition, so dass wir sofort starten können, wenn wir angedockt haben. Sie sehen auf Ihren Sensoren keine Echos, wir haben Gesellschaft und sie scheint nicht sehr freundlich zu sein.

Machen Sie alles für einen Notstart bereit!“

Langsam stieg das Föderationsschiff aus den Wolken der oberen Stratosphäre und konnte nun schon das Hauptschiff sehen. Sowohl die Sensoren, als auch der Hauptbildschirm funktionierten in dieser Höhe wieder deutlich besser. Commander West hatte die Anweisungen sofort umgesetzt und sich so positioniert, dass er bereits in günstiger Abflugposition war. Das Scoutschiff erreichte gerade eine Position knapp einhundert Meter über dem Hauptrumpf, um anzudocken als die Jem’Hadar aus den Wolken hervorstießen.

Mit allem, was sie an Waffen hatten, feuerten sie auf die Scimitar und schon nach wenigen Treffern war das Hauptschiff Energielos. Scheinbar wirkte sich die Schwächung der Schilde sogar bis in diesen hohen Orbit aus.

Frank hatte sofort erkannt was passiert war, denn schlagartig war die gesamt Kommunikation mir dem Hauptschiff zusammengebrochen. Nicht nur die Andocksysteme gaben keine Rückmeldung mehr, sondern es kam auch kein Signal mehr zur Scimitar durch.

„Mr. Brownfield Andocken, schnell! Verwenden Sie die Notenergieüberbrückung des Scoutschiffes um die Andockklammern im Hauptschiff zu aktivieren. Eddie, machen Sie den Warpantrieb bereit und fahren sie die Gondeln hoch. Sowie wir am Hauptschiff hängen will ich auf Warp gehen.“,

gab Frank seine Anweisungen. „Aye Sir, geht klar. Hauptsache die Impulsmaschinen bekommen ein wenig Ruhe.“

Die Jem’Hadar hatten inzwischen den höheren Orbit erreicht und machten sich erneut bereit zu feuern. Anscheinend hatten sie auch erhebliche Energiemengen verbraucht, denn normalerweise war die Nachladezeit besonders bei Jem’Hadar Schiffen bei weitem nicht so lange.

„Lieutenant Brownfield. Sowie de Andockklammern fest sind auf Maximum Warp beschleunigen. Blick nach achtern, ich will sehen was da von hinten kommt.“

Der Offizier nickte, auch wenn er sicher war, dass dieses Verfahren sicherlich nicht im Handbuch stand. Aber wie auch immer, dieses Schiff hatte alleine Heute schon viel mehr geleistet als es das Handbuch je hätte beschreiben können. Kaum zwei Sekunden nachdem die Andockklammern eingerastet waren sah Frank wie sich die Sterne auf dem Hauptschirm zu Strichen verzerrten.

„Die Jem’Hadar sind ebenfalls auf Warp gegangen und kommen schnell auf!“, gab die Vulkanierin zu bedenken. Es war natürlich nicht so einfach mit dem Scoutschiff das Hauptschiff zu schleppen und Frank hatte sicher nicht daran gedacht, diese Vorgehensweise einmal auszuprobieren. Aber das Warpfeld reichte aus um das gesamte Schiff einzuschließen.

„Mr. Brownfield, wir müssen schneller werden! Brücke an Maschinenraum, tut mir leid Eddie wenn ich das Ihren Maschinen zumuten muss, aber Sie müssen alles geben was Sie haben, es reicht leider noch nicht.“

Der Captain konnte hören wie die Maschinen über ihre Leistungsgrenze hinaus belastet wurden und warf einen Blick zu seiner Wissenschaftsoffizierin.

„Sie versuchen noch weiter aufzukommen, aber ihr Reaktor beginnt zu fluktuieren. Wenn sie nicht bald ihre Leistung drosseln, dann wird der Antrieb explodieren.“

Shelar hatte des Satz noch nicht richtig ausgesprochen, da war auf dem Hauptschirm zu sehen, dass eines der Verfolgerschiffe in einem gleißenden Feuerball zerbarst. Das andere wurde durch die Wucht der Explosion regelrecht zerrissen, selbst im Warptransfer konnte man auf der Scimitar und dem Scoutschiff die Druckwelle spüren.

„Lieutenant, nehmen sie die Leistung zurück und lassen Sie uns zum Planeten zurückkehren. Ich möchte nachsehen ob wir auch wirklich keine Überraschung mehr zu erwarten haben.“, gab Frank dem Lieutenant an der Steuerkonsole den Befehl, den dieser sofort umsetzte. Er reduzierte die Warpgeschwindigkeit und setzte einen Rückkehrkurs der das Schiff zurück zum Planeten brachte.

Es dauerte mehr als fünf Minuten, bis die Kommunikation mit dem Hauptschiff wieder hergestellt werden konnte. Nicht einmal die kleinen Kommunikatoren die jeder am Körper trug waren in der Lage ein Signal in das Hauptschiff zu transferieren, obwohl die Personen auf der anderen Seite eigentlich nur wenige Meter entfernt waren.

Nachdem diese endlos lange Zeit der Ungewissheit verstrichen war meldete sich endlich der erste Offizier.

Scimitar ruft das Scoutschiff, können Sie uns hören?“

Noch einmal entstand ein hohes Rauschen und ein lautes Knacken, dann endlich waren die Nebengeräusche verschwunden.

„Hier spricht Captain Dekkers. Wie sieht es auf dem Hauptschiff aus Mr. West?“, fragte der Captain besorgt, denn er ahnte nichts gutes.

„Wir haben es recht gut überstanden, keiner wurde verletzt, aber zwei der Hauptenergiekupplungen sind in Rauch aufgegangen. Das hat die gesamte Energieversorgung zum Erliegen gebracht.

Wir konnten für eine Weile nicht einmal die Notaggregate in Gang setzen. Keine Ahnung, warum die uns so hart treffen konnten. Normalerweise halten die Schilde so etwas ohne Probleme durch.“

Frank winkte ab, auch wenn das der Commander nicht sehen konnte.

Die Ionisierenden Partikel der Wolken haben einen neutralisierenden Charakter auf alle Schilde. Auch wir konnten die Schilde zwar aufbauen, aber sie waren praktisch wirkungslos. Man konnte es aber aus unserer Sicht nicht messen.“

In diesem Moment gingen die Doppelschotten auf und zwei Offiziere des Hauptschiffes traten auf die Brücke des Scoutschiffes. Der erste Offizier und der Chefingenieur des Scoutschiffes Carlton Meyers.

„Captain, wir haben den Planeten wieder erreicht.“, meldete Alan Brownfield von der Steuerkonsole.

„Gut, gehen Sie in einen hohen Orbit. Ich möchte, dass alles noch einmal gescannt wird. Commander Williams soll die Gondeln wieder absenken. Wir werden hier bleiben, bis wir alle Reparaturen erledigt haben. Ich möchte, dass Sie in fünfzehn Minuten zur Nachbesprechung in den Konferenzraum kommen. Bringen Sie alle Ergebnisse mit und auch die Schadensberichte, die dann noch aktuell sind. Das ist erst einmal alles. Vielen Dank.“

Damit verließ Captain Dekkers die Brücke des Scoutschiffes und ging zielstrebig auf seinen Bereitschaftsraum zu.

Sein erster Offizier folgte ihm, aber wenige Meter vor der Tür zum Raum des Captains verließ ihn der Mut. Er war noch nicht bereit mit dem Captain zu sprechen. Zudem hielt er es momentan auch nicht für eine gute Idee ihn zu stören, denn Frank Dekkers schien sehr zielstrebig auf seinen Raum zuzugehen als ob er eine wichtige Sache im Kopf hätte, die keinen Aufschub duldete.

Der Konferenzraum neben der Brücke war bis auf den letzten Platz mit den Führungsoffizieren belegt. Die Oberfläche des Gasriesen schimmerte blau und tauchte den Raum in ein unwirkliches Licht. Man kam sich vor als sein man mitten im Ozean knapp unter der Wasseroberfläche und über einem der Blaue Himmel des Pazifik.

Frank Dekkers betrat den Raum und setzte sich ans Kopfende.

„Nun, dann wollen wir mal. Zunächst der Bericht unseres Wissenschaftsoffiziers. Wie sieht es mit unseren ungebetenen Gästen aus?“

Shelar stand auf und aktivierte das Wanddisplay auf dem das Video einer Sonde zu sehen war, die man in Richtung des Planeten gesendet hatte.

„Wir können in den Atmosphärenschichten keine Energieanzeigen, Metallfragmente oder Massewerte mehr registrieren. Wie sie sehen, sind die Schiffe des Dominion auf dem Planetenkern zerschellt, wie es unsere Hoffnung war!“

Aus Shelars Mund hörte sich das an, als wäre es eine einfache Übungsmission gewesen, die man routinemäßig mit einem guten Ergebnis abgeschlossen hatte. Kurz bevor die Sonde auf dem Kern zerschellte waren die Überreste der Schiffe zu sehen, die sie zum besseren Verständnis in eine starke Zeitlupe versetzt hatte.

Denn je näher man dem Kern kam, umso schneller wurde man angezogen. Die Überreste waren regelrecht platt gedrückt und es war klar, dass keiner diesen Aufprall hatte überleben können. Ein Raunen ging durch die Frauen und Männer, die zum Teil sogar erschrocken waren als sie sahen, was da auf der Kernoberfläche zu Boden gegangen war.

„Captain, Entschuldigung, wenn ich da eine Zwischenfrage habe, aber diese Frage beschäftigt mich schon die ganze Zeit.“

Meldete sich nun Fähnrich Regon welche die Kommunikation auf dem Scoutschiff überwacht hatte.

„Warum konnten wir es überhaupt schaffen wieder aus der Atmosphäre aufzusteigen, während die Jem’Hadar nun da unten liegen. Die Schiffe des Dominion sind schließlich sogar kleiner als wir.“

Diese Frage schien nicht nur sie zu beschäftigen, denn einige andere nickten ebenfalls.

Captain Dekkers machte eine Geste zu Shelar die bedeutete, dass sie dieses Phänomen erklären sollte.

„Nun, diese Frage ist recht einfach zu beantworten und zu verstehen. Der sehr dichte Kern des Planeten bildet eine starke gravimetrische Kraft, ähnlich die eines schwarzen Lochs. Will man dieser Kraft entkommen, dann muss man eine entsprechende Gegenkraft aufwenden. Diese muss jedoch im Verhältnis zur Masse stehen. Im freien Raum spielt dieses physikalische Gesetz kaum eine Rolle, ebenso wie die Form eines Schiffes. In einer dichten Atmosphäre und unter Schwerkrafteinwirkung jedoch schon. Der Jem’Hadar Kreuzer hatte eine sehr große Masse, aber nur einen gewöhnlichen Antrieb. Das Verhältnis zwischen Maschinenleistung und Gewicht beträgt 1:43.

Bei einem Jäger des Dominion ist das Verhältnis 1:8. Aber das Scoutschiff der Scimitar unterschreitet sogar diesen Wert. Mit einem Verhältnis von 1:5 sind wir nicht nur wendiger, sondern auch so leicht gebaut, im Verhältnis zu unserem Antrieb, dass wir viel dichter an den Kern fliegen konnten als die Anderen. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir den Aufstieg einleiteten, war es für die Schiffe des Dominion bereits zu spät um umzukehren. Die nachfolgenden Schiffe konnten uns zwar folgen, mussten ihren Antrieb aber so stark überlasten um wieder aufzusteigen, dass er schließlich explodierte. Das war auch der Grund, warum der Captain das Schiff ankoppelte und sofort auf Warp ging. Er wusste, dass die Maschinen sich nicht erholen durften und aus der Erfahrung in der Ionisierten Wolkenschicht wussten wir, dass die Jem’Hadar unser Schiff sofort angreifen würden. Hätten wir gestoppt, oder wären wir ohne das Hauptschiff weitergeflogen, dann hätte sich sicherlich einer der Jäger um die Scimitar bemüht und wir wären jetzt nicht hier!“ Frank nickte dankend und leitete zum nächsten Punkt über.

„Das ist Korrekt. Machen wir weiter. Doktor, haben wir Verluste?“ Der Arzt Dr. Knox schüttelte den Kopf.

„Gott sei Dank nicht, nur ein paar blaue Flecken und ein paar Hautabschürfungen, weil jemand der Meinung war inmitten der Wolken eine harte Wende durchführen zu müssen!“, dabei schaute er Alan Brownfield ein wenig finster an, obwohl er wusste, dass ohne dieses Manöver die Besatzung des Scoutschiffes verloren gewesen wäre.

Der Captain nickte dem Chefingenieur zu der den Bericht für das gesamte Schiff abgab.

„Wir sind noch einmal glimpflich davon gekommen. Da unsere Schilde kaum existent waren hat die Energieentladung der Jem’Hadar nur die Zentral- und Nebenenergiekupplung des Hauptschiffes gebraten und das Kom-System mit einer Überlastung umgepolt. Deshalb war die gesamte Kommunikation ausgefallen. Wir sind bereits an der Arbeit, aber es wird noch eine gute Stunde dauern, bis wir alle Systeme wieder anfahren können.“

Frank wollte es nicht versäumen, seine Crew für die erbrachte Leistung zu loben.

„Sie haben heute alle gute Arbeit geleistet. Ich denke mal, wir können stolz auf unser Schiff und auch auf unsere Leistung sein. Ich werde unseren Bericht an die Sternenflotte weiterleiten. Sowie alle Reparaturen erledigt sind, werden wir die restlichen Planeten und Systeme prüfen. Danke, das ist alles, Wegtreten.“

 

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