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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 8

Kapitel 8

Frank schien es ewig zu dauern während der Turbolift ihn zum Maschinenraum auf Deck zwei brachte.

Als sich die Türen öffneten, war erneut die Stimme des Computers zu hören, die nur noch fünfeinhalb Minuten Zeit verkündete.

Er war erleichtert sowohl den Chefingenieur Eddie Williams als auch den leitenden Ingenieur des Scoutschiffes zu sehen, die beiden die Kontrollen des Warpantriebs überprüften.

Mehrere Plasmaleitungen waren bereits gebrochen aber inzwischen durch Notkraftfelder gesichert, doch diese würden nicht ewig halten, vor allem nicht, wenn Sie die Temperatursteigerung nicht in den Griff bekommen würden. Denn so wie der Energiepegel abfiel heizte sich das Plasma immer weiter auf, bis es schließlich zum Kernbruch führen würde. Frank stürzte zur Konsole und war zunächst einmal völlig verwirrt.

„Was ist denn das?“, wollte er von Carlton Meyers wissen

„Das ist doch nicht das Konsolendesign, welches ich entworfen hatte!“

Lieutenant Meyers schüttelte den Kopf: „Nein Sir, Commander West hatte uns angewiesen auf dieses ältere Design umzustellen. Es ist eigentlich kein Problem, denn wir kennen diese Anordnungen ja auch wie im Schlaf, schließlich haben wir jahrelang mit diesem Design auf anderen Schiffen gelebt. Ein Bedienungsfehler ist da ziemlich unwahrscheinlich. Aber wir finden auch keine andere Ursache.“

Der Captain nickte und schaute auf die Hauptkonsole, welche den Warpkern als Schaubild darstellte. In der Mitte des Warpkerns war ein rot leuchtender Fleck zu sehen der sich langsam ausbreitete. Dieses rote Leuchten zeigte, an welchen Stellen sich das Plasma bereits unkontrolliert entzündet hatte. Wenn es weiter wandern würde und den Materie- und Antimaterieverteiler erreichen würde, die jeweils an den gegenüberliegenden Enden des langen Warpreaktors lagen, dann würde es eine Kettenreaktion geben und es würde vom Scoutschiff nichts übrig bleiben was größer wie ein Staubkorn wäre.

Der Chefingenieur Lieutenant Commander Williams und Lieutenant Meyers versuchten in der Zwischenzeit die Entlüftungen der Plasmakühlung von Hand zu öffnen. Ein nicht ungefährliches Unterfangen, denn hierfür war eigentlich keine manuelle Vorgehensweise vorgesehen. Da es sich um heißes Plasma handelte, war es nahezu unmöglich mechanische Bauteile einzusetzen, die diese Temperatur und Strömungsgeschwindigkeit aushielten.

Aber die beiden Ingenieure wollten so schnell nicht aufgeben. Schließlich hingen sie an ihrem Leben und nicht zuletzt wussten sie, dass der Captain neben der Maschinencrew nicht der einzige war, der sich noch auf dem Schiff befand. Fieberhaft überlegten sie, schalteten die Schaubilder und Baupläne durch um eine Möglichkeit zu finden die manuelle Öffnung der Ventile zu erreichen.

Frank suchte inzwischen auf dem Hauptdisplay und überlegte angestrengt, was zu einer solchen Reaktion führen konnte. Eigentlich waren alle Systeme mit einer doppelten Redundanz gesichert, so dass so etwas gar nicht erst passieren sollte. Aber es war geschehen und Frank zermarterte sich das Gehirn nach einer Lösung. Schweiß trat ihm auf die Stirn und die geistige Anstrengung war ihm regelrecht anzusehen.

In all dem Lärm, den Rufen der Mannschaft, dem Alarmton und der ständigen und unerbittlichen Computerdurchsage über den unvermeidlichen Ausgang dieser Angelegenheit war es schwer sich zu konzentrieren. „Warpkernbruch steht bevor. Versagen der Eindämmung in zwei Minuten!“

Lieutenant Commander West war sich keiner Schuld bewusst. Er war der Ansicht, dass es sich hier um einen Konstruktionsfehler handeln musste der einfach übersehen worden war und hoffte, dass der Captain mit den verbliebenen Crewmitgliedern möglichst schnell das Scouschiff verlassen würde, bevor es wirklich zu spät sein würde. Er hatte inzwischen einen kurzen Warpsprung gemacht und die Schilde auf volle Leistung bringen lassen um dem unausweichlichen Ende des Scoutschiffes zu entgehen, welches sich mit einer heftigen Druckwelle sicherlich schnell bis zur Scimitar ausbreiten würde.

Auf der Brücke herrschte eine sehr gedrückte Stimmung. Einige der Brückenoffiziere hatten Freunde oder Zimmergenossen, die sich noch an Bord des Scoutschiffes befanden.

Daher herrschte auf der Brücke der Scimitar absolute Stille. Nur das Piepen der Kontrollen war zu hören und die leisen Anweisungen oder Antworten die zum Betrieb nötig waren.

Keiner wusste so recht, wann das Unausweichliche geschehen würde, denn nachdem sich das Scoutschiff von der Scimitar getrennt hatte wurde die Durchsage unterbrochen. Es wäre durchaus möglich dass es schon längst passiert war und lediglich die Druckwelle noch entsprechende Zeit benötigte um das Schiff zu erreichen.

Jonathan West saß im zentralen Stuhl und wartete auf den Moment, an dem er den Aufschlag der Druckwelle spüren würde.

„Verdammt noch mal, das kann nicht sein, Lieutenant, was genau haben Sie gemacht, als das Schiff angedockt wurde. Bitte Punkt für Punkt. Schnell, die Zeit drängt!!!“, machte der Captain einen letzten verzweifelten Versuch auf den Fehler zu kommen in der Hoffnung ihm würde noch genug Zeit bleiben diesen zu korrigieren.

Der Ingenieur der für das Scoutschiff verantwortlich war antwortete sofort. Er steckte in einer Konsole und versuchte mit dem Spulenspanner eine Umleitung der Reserveenergie zu erreichen. Sein Kopf kam kurz unter der Konsole hervor.

„Wir haben wie immer den Andockvorgang überwacht und nachdem die Verriegelungen eingerastet waren haben wir die Plasmakühlung aktiviert und wollten die Gondeln einfahren, aber das sind Schritte die voneinander abhängen. Wenn die Plasmakühlung nicht funktioniert kann man die Gondeln nicht absenken. Ich schwöre, wir haben nichts anderes aktiviert oder abgeschaltet.“ Franks Kopf arbeitete auf Hochtouren.

„Warpkernbruch steht bevor. Versagen der Eindämmung in einer Minute!“

Der Captain schaute auf das Display. Die Plasmakühlung war deaktiviert und ließ sich auch durch mehrfaches Drücken der entsprechenden Taste nicht vom Gegenteil überzeugen. Dann endlich fiel ihm etwas auf.

„Lieutenant, wer hat die Entlüftung der Bussardkollektoren geöffnet?“ Carlton Meyers schüttelte mit dem Kopf.

„Ich wüsste nicht, wer das gemacht hat, aber es macht keinen Sinn. So etwas würde niemals zu einer solchen Reaktion führen.“

Frank blieb nur eine Chance, an die er sich klammerte, wie der Strohhalm der einen vor dem Ertrinken rettet.

„Warpkernbruch steht bevor. Versagen der Eindämmung in dreißig Sekunden!“

Mit der flachen Hand schlug Frank auf die Sensorfläche, welche die Entlüftung der Bussardkollektoren öffnete. Es war eine widersinnige Tat, denn die Entlüftung war bereits aktiviert. Frank schloss die Augen und hoffte, dass das Schicksal es gut mit ihm meinte. Ein plötzliches lautes Zischen war zu hören. Ein kurzer Moment ohrenbetäubenden Lärms, dann war es vorbei.

„Plasmakühlung aktiviert, Kernüberhitzung wird abgebaut. Eindämmung normal.“, erklärte die Computerstimme und alle auf dem Maschinendeck entspannten sich. Frank setzte sich einfach auf den Boden und lehnte sich an die Hauptkonsole. Jetzt wusste er wo der Fehler gelegen hatte. Er tippte seinen Kommunikator an und rief die Brücke.

„Mr. Brownfield, kontaktieren Sie die Scimitar, sie soll sich sofort mit uns treffen. Dekkers Ende!“

Langsam rappelte sich Frank wieder auf und kam auf die Füße. Die Anspannung die er eben ertragen musste hatte ihn völlig entkräftet.

„Eddie, ich möchte, dass Sie ein vollständiges Backup der Kontrollen machen, damit wir den Fehler finden können.

Dann machen Sie einen Reset und laden die Originalkonfigurationen. Können Sie in etwa abschätzen wie lange die Reparatur dauern wird?“

Eddie, der weiter hinten an den Konsolen stand und den Druck im Warpkern kontrollierte drehte sich um.

„Wenn wir die Verluste überwunden haben, dann werden wir das sofort angehen, aber ich schätze mal, bis heute Abend ist alles wieder in Ordnung, wenn nach dem Reboot alles korrekt läuft.“

Der Captain dachte er hätte sich verhört, denn bislang hatte er weder eine Schadensmeldung angefordert noch erhalten. Es war ihm klar, dass diese Aktion möglicherweise Opfer gefordert haben könnte, aber er hatte noch gar nicht die Gelegenheit gehabt zu fragen. „Gab es denn Verluste?“ fragte Frank besorgt.

„Ja Captain, meine Nerven!“, erklärte Eddie trocken.

Während Frank zu den beiden Chefingenieuren trat konnten sie hören, wie die Andockklammern des Schiffes einrasteten.

„Okay Eddie, Mr. Meyers, das war wirklich gute Arbeit. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie hier fertig sind und nehmen Sie sich eine Freischicht, Sie können es sicher gebrauchen nach all der Aufregung. Danke!“

Das meinte Frank völlig ernst. Es war die erste wirklich kritische Situation, die er gemeinsam mit seinem Schiff und der Crew erlebt hatte und es hatte wirklich am seidenen Faden gehangen. Aber sie hatten es geschafft das Schiff zu retten. Es war überstanden.

Langsam ging er zum Turbolift, und ließ sich auf die Brücke bringen. Dort lief er vorbei an der Kommandozentrale des Scoutschiffes und trat kurz auf die Hauptbrücke der Scimitar.

„Nummer Eins, setzen Sie Kurs auf den nächsten Gasriesen. Fliegen Sie mit vollem Impuls und tasten Sie die gesamte Gegend auf dem Weg dorthin ab. Irgendwo müssen sie sich schließlich verstecken. Ich bin in meinem Raum.“

Damit drehte er sich um und wollte gerade wieder durch die Tür gehen, als Lieutenant Commander West ihn fragte: „Captain, wie konnten Sie eigentlich…?“, aber Frank unterbrach ihn mitten im Wort und winkte ab.

„Nicht jetzt Mr. West, nicht jetzt.“ Mit wenigen Schritten war er aus der Tür und in seinem Raum verschwunden.

Der erste Offizier gab die notwendigen Anweisungen und das Schiff setzte sich wieder in Bewegung.

Langsam glitt es durch das Sternensystem, seinem nächsten Ziel entgegen. Viel hatten sie bisher nicht erreicht. Obwohl die Sternenflotte dringend auf Antworten wartete, hatte Frank es abgelehnt Nachrichten an die Flotte zu senden. Auch bei dieser Gelegenheit hatte sich Commander West mit ihm in den Haaren gelegen. Er war der Ansicht, dass die Flotte unbedingt wissen müsse, dass man bisher noch keinen Erfolg mit der Suche gehabt hatte und stellte nebenbei die ganze Mission in Frage.

Aber Captain Dekkers war da ganz anderer Ansicht. Es machte keinen Sinn einen Bericht abzugeben, in dem man nichts zu sagen hatte außer einigen vagen Vermutungen. Mehr war es schließlich nicht, was sie bisher zusammengetragen hatten. Doch Frank wusste, dass man sicherlich auf das Eintreffen von Schiffen der Sternenflotte warten und deren Funkverkehr abhören würde. Wenn es tatsächlich zutraf, dass Schiffe des Dominion hinter den feindlichen Linien existierten, dann wäre es sicher ein leichtes, ein einzelnes Schiff anzugreifen, es in Schutt und Asche zu legen und wieder zu verschwinden. Diese Schlag zu und Hau ab Taktik hatte er bereits in einigen Flottenberichten wieder gefunden, die er sich immer noch regelmäßig durchlas.

Er hatte daher absolute Funkstille angeordnet und für die notwendige Kommunikation zwischen Schiff und Scout hatte er einen rollierenden Code entwickelt, der zwischen cardassianischer Technik und Vortafrequenzen mit verschiedenen Verschlüsselungen wechselte. Im Zweifelsfalle würde man daher sein Schiff nicht für eines der Föderation halten.

Dennoch konnte der erste Offizier diesen Sachverhalt nicht verstehen. Erst als ihm Frank erklärte, dass bei einem Erkennen der Scimitar und dem darauffolgenden Angriff der Jem’Hadar sicherlich eine eventuelle Sammelstelle sofort verlegt werden würde und sie somit keine Chance mehr haben würden die Aufgabe in einer annähernd angemessenen Zeit zu erfüllen, konnte er sich vorstellen worauf der Captain hinauswollte.

Shelar saß gemeinsam mit Erin Pan an der Wissenschaftsstation und überprüfte die Eingangswerte der Sensoren. Immer wieder einmal tauchten auf den Auswertungen Fragmente von Warp- und Impulsspuren auf, die direkt auf ihrem Weg lagen oder zumindest in die gleiche Richtung zeigten. Gemeinsam mit diesen Fragmenten extrapolierte Shelar einen Kurs der letztendlich direkt zu dem zweiten Gasriesen führte.

Die Chancen hier etwas zu finden waren somit weit größer als alle bisher gefundenen Hinweise. Aber nicht nur in diesem Sternensystem gab es die Möglichkeit sich zu verstecken.

Auch auf den Planeten der H-Klasse, die zwei Sternensysteme weiter lagen wäre ein idealer Ort um sich zu verbergen. Shelar lud die Daten in ein Padd und drehte sich um zur Tür.

„Ich werde dem Captain die Ergebnisse erläutern.“, sagte sie in bestimmender Weise zu Commander West, während sie durch die Tür in den Flur ging.

„Er ist immer gerne gut vorbereitet und inzwischen dürfte es als gesichert gelten, dass die Flugroute zu diesem Planeten führt.“

Frank hatte sich im Bereitschaftsraum für eine Weile aufs Sofa gelegt um seinen Kreislauf wieder auf normalen Level zu bekommen. Er war einfach nur fertig. Die extreme Anspannung während der wenigen Minuten, die er an dem Problem des Warpkernbruchs arbeitete, hatten sehr an seinen Kräften gezehrt.

Inzwischen waren mehrere Nachrichten eingegangen, die durch einen kurzen Signalton angekündigt worden waren und die Liste auf seinem Tischcomputer füllte sich mit Berichten.

Das alles hatte er mehr in seinem Unterbewusstsein wahrgenommen. Er war in eine Art Halbschlaf verfallen und nahm trotzdem alles um sich herum wahr. So schreckte er auch auf als das Türsignal ertönte. Er raffte sich langsam auf, ordnete seine Uniform und rief „Herein!“

Dann ging er zu seinem Sessel und setzte sich hinter den Schreibtisch. Shelar trat ein, begleitet von dem üblichen Zischen der Türen und stellte sich direkt vor den Tisch. Frank wusste, dass er sie nicht aufzufordern brauchte sich zu setzen. Einer alten Vulkanischen Tradition entsprechend zog es dieses Volk vor in nahezu allen Situationen zu stehen.

„Lieutenant, was liegt an?“, fragte er noch ein wenig benommen durch den Halbschlaf, der nicht annähernd so entspannend gewesen war wie eine wirkliche Ruhephase.

„Wir haben festgestellt, dass die Warpspuren und die Impulsspuren zu dem zweiten Gasriesen führen. Es gibt allerdings interessante Aspekte in dieser Angelegenheit. So haben fast alle Spuren unterschiedliche Zerfallsraten, Energiedichten und Antriebsmuster. Im Klartext heißt das, sie sind zu unterschiedlichen Zeiten zu diesem Punkt geflogen, wahrscheinlich weil man sie hierher beordert hat.“

Frank lehnte sich in die Lehne des Sessels zurück, während er einen flüchtigen Blick auf die immer größer werdende Liste auf seinem Bildschirm warf.

„Das bedeutet also, dass wir auf jeden Fall eine Sammelstelle gefunden haben.“, gab Frank zurück und blickte Shelar fragend an. „Die Frage ist nur warum. Jetzt könnte ich Deine reine und klare Logik gebrauchen um herauszufinden ob und was dahinter steckt. Schließlich setzen sich die Truppen des Dominion auch einer Gefahr aus entdeckt zu werden. Was also ist so wichtig, dass sie vielleicht sogar mit einem beschädigten Schiff nach einem Kampf hierher kommen.“

Frank verwendete in dieser Situation ebenfalls die persönliche Anrede um Shelar zu zeigen, dass er auf Ihr Urteil als Freund wert legte und nicht nur die dienstliche Expertise erfahren wollte, obwohl er sich nicht sicher war ob es bei den Vulkaniern diesen Unterschied überhaupt gab. Überraschenderweise zog die Vulkanierin den Stuhl zurück der vor dem Tisch stand und setzte sich.

„Nun, auch ich habe mir diese Frage schon gestellt. Für mich bleibt da eigentlich nur eine Möglichkeit offen, nämlich, dass man sich sammeln will um einen Gegenschlag zu planen.

Sieh Dir das Gebiet hier doch einmal genauer an…“ Der Captain aktivierte den Wandschirm und lud den aktuellen Frontverlauf der zu diesem Sektor passte. Auf dem Ausschnitt waren zwei Sternensysteme zu sehen, dahinter schloss sich ein Bereich von zwei Lichtjahren Leere an. Daran grenzte die umkämpfte Frontlinie auf der einige Symbole von Föderationsschiffen abgebildet waren. Nichts deutete auf einen besonderen Grund hin, der es Wert wäre hier einen Angriffsversuch zu starten. In die Darstellung eingearbeitet waren alle Kursdaten sowie die Energiesignaturfragmente und deren Zuordnung zu den fraglichen Schiffen, die bereits den Planeten der Siedler passiert hatten. Frank stand auf und ging zum Display.

„Das macht alles keinen Sinn, denn wenn sie sich aus ihrem Versteck wagen und einen Angriff planen, werden sie nicht weit kommen, selbst wenn sie von Seiten des Dominion Hilfe erwarten können. Ihnen müsste doch klar sein, dass die Sternenflotte diesen Bereich gut abgedeckt hat. An dieser Stelle haben auch keine Kämpfe stattgefunden die es ermöglicht hätten, dass irgendwelche Schiffe hier hätten durchschlüpfen können. Es muss einen anderen Grund geben. Wo wollen sie hin und was haben sie vor?“, fragte Frank und schüttelte den Kopf, während er ein wenig Gedankenabwesend auf die Abbildung starrte.

Shelar war inzwischen auch wieder von dem Stuhl aufgestanden und hatte sich neben Frank gestellt.

Für einen Augenblick schien die Vulkanierin angestrengt nachzudenken, dann plötzlich schien sie einen Einfall zu haben und wandte sich an Frank: „Vielleicht haben wir uns die falsche Frage gestellt…“ Jetzt war der Captain verwirrt,

„Wie meinst Du das, die falsche Frage?“ Shelar tippte an dem Wandschirm die Vergrößerung der Skala ein und das Sternensystem schrumpfte zu kleinen Punkten, wobei sich der Bereich des sichtbaren Bildes nun über die vierfache Anzahl an Sektoren erstreckte.

„Computer, berechne auf Basis der gefundenen Warp- und Impulssignaturen eine inverse Kursmatrix!“

Auf dem Schirm war zu sehen, wie die bisher gefundene Linie, die zum Gasriesen führte, sich nach hinten in den Raum ausweitete.

„Die Frage die wir nicht außer Acht lassen sollten ist: Wo kommen sie her und was haben sie dort gemacht.

„Computer, liegen im Bereich dieser Kursdaten andere bewohnte Welten?“

Einige Verarbeitungstöne waren zu hören, dann kam die Antwort: „Entlang der berechneten Kursdaten liegen nur wenige kleine Welten die über eine Atmosphäre der Minchara Klasse verfügen.

Die Fortführung dieses Kurses streift den Raumsektor der Breen Heimatwelt.“

Sowohl der Captain als auch die Vulkanierin waren für einen Moment nicht in der Lage etwas zu sagen zu sehr hatte die Aussage des Computers sie überrascht.

Es war allseits bekannt, dass die Breen nicht gerade die Freunde der Föderation waren, aber bislang hatte die Heimatwelt mit den angeschlossenen Kolonien noch keinen Streit vom Zaun gebrochen. Allerdings konnte sich das durch die Mitwirkung des Dominion recht schnell ändern. Plötzlich machte all das wieder Sinn. Man würde vielleicht gemeinsam mit den Breen versuchen die Föderation in die Zange zu nehmen, wenn auch Dominion Truppen von der andern Seite anrücken würden.

 

„Gut, ich denke wir wissen nun, was auf uns zukommen kann. Sowohl die eine, wie auch die andere Möglichkeit haben wir beleuchtet. Wir haben natürlich keinen festen Beweis, aber es ist beides eine Option mit der wir rechnen müssen. Geh wieder auf Deine Station, ich werde mir noch die Berichte ansehen, dann komme ich wieder auf die Brücke.“, erklärte Frank und als Shelar an der Tür zum Bereitschaftsraum angekommen war sagte Frank:

„Shelar, vielen Dank!“

Die Vulkanierin nickte kurz und verließ den Raum durch die sich öffnenden Türen.

Der Captain setzte sich wieder in seinen Sessel und öffnete nun die Berichte der Schadenscrew.

Am Scoutschiff war einiger Schaden entstanden, aber die Mitarbeiter des Maschinenraums hatten ihr bestes gegeben um alles wieder schnellstmöglich instand zu setzen. Zwar waren einige Reparaturen nur Übergangslösungen, aber das Scoutschiff war wieder voll einsatzfähig. Ein Vorteil auf den Frank auf gar keinen Fall verzichten wollte. Besonderes Interesse schenkte er dem Bericht des Chefingenieurs, der die Probleme durch auslesen des Antriebslogbuches noch einmal transparent gemacht hatte. Frank war sich nicht sicher ob es Eddie auch aufgefallen war, aber er sah nun seine Vermutungen bestätigt. Die Auflistung gab an, dass kurz nach dem Andocken die Entlüftungen der Bussardkollektoren unnötigerweise geöffnet worden waren. Eine Aktivierung der Plasmakühlung war nicht festzustellen. Die Schwellenwerte der Plasmatemperatur wurden daraufhin schnell überschritten, so dass der Alarm ausgelöst wurde. Erst mit seinem Auslösen der falschen Sensorfläche kurz vor dem Warpkernbruch wurde die richtige Aktion durchgeführt. Die Kontrolle des Backups, welches der Chefingenieur auf Anweisungen des Captains gemacht hatte, bestätigte genau das.

Aus diesem Grund hatten auch die Notsysteme nicht reagiert, weil die Konfiguration der Panels eigenständig,  und nicht mehr mit den Originalsystemen verknüpft war. Frank Dekkers wusste wem er das zu verdanken hatte und am liebsten hätte er den Offizier jetzt unter Arrest gestellt. Aber er wusste, dass dies kaum einen Unterschied machen würde. Eine disziplinarische Maßnahme würde keine Wirkung zeigen. Er musste es mit einer anderen Taktik versuchen.

„Captain, wir erreichen den Gasriesen, kommen Sie bitte auf die Brücke!“, war die Stimme von Lieutenant Commander West aus der Audioanlage zu hören.

„Bin auf dem Weg, Dekkers Ende!“, erklärte Frank, schaltete den Bildschirm ab und begab sich auf die Brücke.

Jonathan West machte den zentralen Stuhl frei und der Captain ließ sich hineingleiten.

Das Bild auf dem Hauptschirm zeigte einen großen bläulichen Planeten, der verschiedene Nuancen von tiefem Blau bis hin zu einem zarten Hellblau aufwies. Die Ausmaße waren gewaltig, es konnte Wochen dauern bis man ihn abgesucht hatte.

„Lieutenant Shelar, wie sieht es mit Spuren aus, können wir feststellen, wo sich eventuelle Schiffe aufhalten?“

Die Vulkanierin wusste, dass der Captain alle Informationen haben wollte, welche für die weitere Vorgehensweise wichtig waren.

„Captain, die Warp und Impulsspuren sind durch die Atmosphäre des Planeten bereits fast vollständig absorbiert worden. Zudem gibt es ähnlich wie bei dem anderen Gasriesen starke Interferenzen, die unsere Sensoren beeinträchtigen. Wir erhalten kein klares Bild. Ich werde versuchen die Auflösung unserer Scanner weiter zu verbessern. Eines ist jedoch von Vorteil, wenn wir Schwierigkeiten haben sie zu finden, wird es Ihnen nicht anders ergehen.“ Der Captain nickte und schaute wieder auf den Hauptschirm.

„Fähnrich Pan, was können Sie mir zu dem Planeten sagen?“, wandte er sich nun an die junge Trillfrau, die neben Shelar an der zweiten Wissenschaftsstation stand.

„Es ist ein Gasriese der Größenklasse zehn. In den oberen Wolkenschichten haben sich ionisierende Gase gesammelt, das stört nicht nur die Sensoren, sondern auch die Bildsysteme. Wenn wir da hineinfliegen, sind wir nahezu blind. Der Planet besitzt einen ultradichten Kern mit einem Durchmesser von ungefähr elftausend Kilometern.“

Der Captain stand auf und machte einen Rundgang auf der Brücke um sich zu sammeln, als sich Lieutenant Shelar wieder mit neuen Ergebnissen meldete. „Captain, wir haben ein Abtastungssignal in einer der unteren Wolkenschichten festgestellt. Es könnte sich um fünf bis sieben Schiffe handeln. Leider immer noch keine klare Anzeige, die Sensorenergebnisse sind zu ungenau. Es handelt sich definitiv um Schiffe. Metallanzeigen, Massewerte, Energiesignaturen. Aber alles schwankt viel zu sehr, als dass man genaue Formen oder Energiewerte erkennen könnte, Bauart unbestimmt. Aber alle scheinen sehr dicht beieinander zu liegen, was die genaue Bestimmung noch weiter erschwert. Um eine bessere Abtastung zu bekommen müssten wir näher sein. Viel näher.“

Wie immer war Shelars Gesichtsausdruck geprägt von jeglicher Emotionslosigkeit, eine  Eigenschaft, die selbst ihre Kollegen der Sternenflottenakademie damals nicht ändern konnten.

„Irgendwelche Vorschläge zur Vorgehensweise?“, wollte Frank wissen.

„Wenn wir Ihnen ein paar Warnschüsse vor den Bug schießen, werden wir sicher Ihre Aufmerksamkeit erregen. Vielleicht kommen sie dann raus? Oder wir könnten mit der Scimitar hineinfliegen und sie aufspüren, dann wäre es vielleicht nicht schwer sie mit unserer geballten Feuerkraft unschädlich zu machen.“, bemerkte Lieutenant Gerald Quist der taktische Offizier.

„Das wäre möglich, aber wir wissen nicht ob wir sie alle heraus locken können. Außerdem ist die Scimitar nicht für den Atmosphärenflug geeignet. Zudem haben wir es hier mit einem Planeten zu tun, der einen ultradichten Kern besitzt, das bedeutet also erheblich höhere Gravitationskräfte, die natürlich bei unserer Gesamtmasse auch von Nachteil sein können. Weitere Vorschläge?“

Einhelliges Schweigen flutete die Brücke, nur das Piepen der Kontrollen war zu hören und das sonore Brummen des Antriebs. Frank schaute auf den Hauptschirm und sah den sich langsam unter ihnen drehenden Planeten, wobei man ohnehin nur die oberen Wolkenschichten sehen konnte.

„Wer weiß, wenn sie so dicht beieinander liegen, dann sind sie vielleicht doch beschädigt, möglicherweise schwerer als wir glauben. Weshalb sollten sie sich denn sonst in den tieferen Wolkenschichten verstecken. Es ist schließlich nicht ihre Art sich zu verbergen. Jem’Hadar sind zum Kampf geboren.“

Frank sah seinen Sicherheitschef an, „Das ist ein guter Punkt Mister Seymour, aber ich würde darauf keine Wette abschließen.“

Der Captain hatte sich entschieden. Es machte keinen Sinn großartigen Mutmaßungen nachzuhängen. Er musste Handeln. Er wusste, die Flotte würde hier nicht eingreifen, dafür war die Frontlinie immer noch viel zu weit entfernt und Admiral Winters hatte klar gemacht, dass Frank nicht mit sofortiger Unterstützung rechnen konnte. Aber er hatte auch nicht gesagt dass er die Schiffe angreifen sollte. Captain Dekkers wusste eigentlich viel zu wenig über die Schiffe die sich dort unten versteckt hatten und das bereitete ihm Kopfschmerzen.

Aber es war unmöglich aus diesem hohen Orbit bessere Daten zu erhalten. Würde man näher bis zur Atmosphärischen Schicht sinken, dann wäre das Risiko größer vom Gegner entdeckt zu werden und er wollte auf alle Fälle diesen einen Vorteil des Überraschungsmomentes  nicht ungenutzt lassen.

„Lieutenant Shelar, bestimmen sie die Position der Schiffe so genau wie möglich, ich möchte sie nach Möglichkeit richtig kalt erwischen. Wir gehen mit dem Scout rein, dann haben wir immer noch einen Trumpf in der Hand. Wir werden sie herauslocken und können bei der Gelegenheit genau sehen mit wie vielen wir es überhaupt zu tun haben. Dann werden wir versuchen sie auszumanövrieren und wenn wir in guter Schussposition sind werden wir sie Kampfunfähig machen. Das Kommando über das Scoutschiff übernehme ich, Lieutenant Commander West übernimmt das Hauptschiff und gibt uns Deckung. Bereiten sie alles vor. Ich bin in meinem Raum, ich habe noch etwas zu klären.“

Frank wollte nicht starten ohne sich noch einmal zu vergewissern, dass auf dem Scoutschiff wirklich alles in Ordnung war. Nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von mehr als siebzig Crewmitgliedern stand auf dem Spiel, das war Grund genug. Aber er wollte dies nicht vor versammelter Mannschaft tun, derartige Dinge erledigte man lieber allein um die anderen nicht unnötig zu verunsichern. Schließlich war die Situation die sie vor kurzem erlebt hatten nicht gerade eine Lappalie gewesen. Ein Kernbruch, auch wenn er abgewendet werden konnte, war so ziemlich das schlimmste Szenario, welches einem Föderationsschiff widerfahren konnte. Es war daher nur verständlich, dass er sich Sorgen machte. Captain Dekkers tippte auf seinen Kommunikator.

„Commander Williams, ich habe ihren Bericht gelesen. Ich möchte aber gerne auch das wissen was nicht in dem Bericht steht. Wir haben eine wirklich schwierige Aufgabe vor uns. Wird das Scoutschiff wirklich voll einsatzfähig sein?“

Eddie schien schon mit dieser Frage gerechnet zu haben, denn er antwortete sofort.

„Williams hier. Captain, wir haben alle Systeme neu gestartet und inzwischen ist die dritte Ebene Eins Diagnose abgeschlossen worden. Bei keinem dieser Tests gab es Abweichungen. Glauben Sie mir, ich würde meinem Captain niemals ein Schiff an die Hand geben, das nicht vollständig in Ordnung ist. Gut, wir hatten einige Brüche in den kleineren Plasmaleitungen, aber die konnten wir in der Zwischenzeit ersetzen. Sie können sich also voll auf das Scoutschiff verlassen Sir!“ Frank nickte zufrieden, auch wenn Eddie das nicht sehen konnte.

„Gut, ich habe beschlossen dieses Mal selbst das Kommando zu führen. Es ist für die Sternenflotte mehr als wichtig und ich möchte, dass alles klappt. Schließlich haben wir uns nicht lange Wochen mit der Abtastung von verschiedenen Planeten herumgeschlagen um nun wo wir gefunden haben was wir suchen den Schwanz einzuziehen und bei der Flotte um Hilfe zu betteln.“, erklärte er. „Verstanden Sir. Williams Ende!“

Der Captain hatte noch eine weitere Aufgabe zu erledigen die er schnell in sein Datenterminal eintippte. Er wollte sichergehen, dass sich ein ähnliches Problem wie auf dem Scoutschiff nicht noch einmal ereignen konnte. Schnell gab er die entsprechenden Anweisungen in den Hauptcomputer ein und versah sie mit seinem persönlichen Prioritätscode. Dann schaltete er das Terminal ab und begab sich zur Brücke.

„Lieutenant Shelar, Fähnrich Pan sie kommen mit mir.

Mr. West, Sie werden wie bereits besprochen das Kommando auf der Scimitar übernehmen. Behalten Sie diesen Orbit bei und handeln Sie nur auf meine Anweisungen. Ich werde zunächst sehen wie viele Schiffe sich in diesen Wolkenbändern verstecken. Wenn wir sie erfolgreich aufscheuchen können, dann werden wir sie in die Zange nehmen, sofern wir sie nicht schon dort unten unschädlich machen können.

Ich hoffe Sie haben alles verstanden.“

Der Captain wusste genau, dass sich seine Nummer Eins nicht darüber freute, dass er selbst diese Mission führen wollte, aber es war ihm klar, dass West diesen Befehl nicht einfach ignorieren und sich darüber hinwegsetzen konnte.

„Ja Sir, alles Klar. Ich habe verstanden.“

Frank nickte und gab Shelar und Fähnrich Pan ein Zeichen dass er gehen wollte.

Gemeinsam verließen sie die Brücke und traten durch die Doppelschotten auf das Scoutschiff. Direkt hinter den Schotten bogen sie auf die Brücke des Sekundärschiffes ab und besetzten die Positionen.

Die Brücke auf dem Scoutschiff wurde mit neun Personen besetzt, alle wichtigen Stationen waren vorhanden. Eine überaus große Besatzung für ein so kleines Schiff. Aber es hatte sich bewährt. Auch das kleine aber schlagkräftige Schiff der Föderation, die Defiant, hatte damals eine entsprechend große Crew auf der Brücke. Neben den Offizieren für die Con und OPS, die mit der Flugsteuerung beauftragt waren, gab es Raum und einen festen Platz für einen Offizier der Wissenschaft, der Taktik und der Sicherheit, wie auch für die Maschinen und die Kommunikation. Ein weiterer Platz war für verschiedene Aufgaben vorgesehen. Normalerweise gab es einen zusätzlichen Kommandooffizier, der im Prinzip die Funktion des ersten Offiziers ausübte. Heute war der zusätzliche Platz jedoch von Fähnrich Pan eingenommen worden. Frank wollte zwei Wissenschaftsoffiziere an seiner Seite wissen, denn es war sicherlich kein Spaziergang was sich in den Wolkenbändern abspielen würde. Allein die Tatsache, dass die Sensoren nur mit begrenzter Reichweite funktionierten ließ Frank erahnen dass man mit zahlreichen Problemen zu rechnen hatte.

 

„Scoutschiff an Scimitar, wir legen ab. Warten Sie am vereinbarten Treffpunkt und bereiten Sie sich auf alles vor. Dekkers, Ende!“, gab Frank an den ersten Offizier weiter, dann nickte er Patti Miller an der OPS zu die sofort die Kontrollen der Andockklammern bediente. Das metallische Geräusch der Entriegelung war zu hören und nach einem kleinen Schub der Kontrolldüsen  schwebte das Scoutschiff über der Scimitar. Alan Brownfield überwachte das Steuer und gerade als der Captain den Befehl gab in einen tieferen Orbit zu gehen kam der leitende Chefingenieur auf die Brücke und nahm seinen Platz an den Kontrollen ein. Frank staunte nicht schlecht, denn eigentlich sollte hier Carlton Meyers sitzen, aber stattdessen sah er in die dunkelbraunen Augen von Edward L. Williams. „Was machen Sie denn hier?“, fragte der Captain völlig überrascht.

Eddi grinste frech und antwortete: „Nun, ich dachte mir, ich sollte mir das nicht entgehen lassen, deshalb habe ich mit meinem Kollegen getauscht. Schließlich lasse ich meine Patienten nicht im Stich. Jeder Arzt kann Ihnen bestätigen, dass man sie nach überstandener Operation mindestens eine Nacht lang zur Beobachtung dabehält.“

Frank konnte nicht anders, er musste lächeln. „In Ordnung, ich freue mich Sie hier zu haben und hoffe, dass der Patient keinen Anlass zur Sorge gibt. Mr. Brownfield bitte fliegen Sie mit einem viertel Impuls in die tieferen Schichten der Atmosphäre. Folgen Sie weiter der Bahn, die Lieutenant Shelar vorgegeben hat.“

Die Vulkanierin hatte einen Anflugvektor zusammengestellt, der die bestmögliche Annäherung bei maximaler Sicherheit gewährleisten sollte. So waren sie fast auf der gegenüberliegenden Planetenseite direkt über die dichten Wolkenbänder gesunken und näherten sich nun der Position der fremden Schiffe.

„Wir tauchen jetzt in die Atmosphäre ein, es wird Störungen der Sensoren und der Kommunikation geben.“, erklärte Lieutenant Shelar. Aber diese Feststellung wäre nicht nötig gewesen, denn kaum hatten sie die ersten Wolkenschichten durchdrungen, war auf den taktischen Sensoren so gut wie nichts mehr zu erkennen, auch der Sichtschirm, der wie immer den Blick voraus zeigte wirkte zusehends verwaschener je tiefer man sank.

Heftiges Rütteln der verschieden dichten Luftschichten, sowie starke Böen schüttelten die Crew heftig durch.

Nachdem sie zweitausend Meter tief in der Atmosphäre waren fiel der Bildschirm fast völlig aus. Eine Sensorenerfassung war kaum noch gewährleistet. Man konnte sich nur darauf verlassen, dass die Koordinaten, die Shelar ermittelt hatte noch halbwegs stimmten. Andernfalls würden sie blind und taub wie in einer riesigen Waschküche herumstochern.

„Eddie, versuchen sie den Bildschirm wieder in Gang zu bekommen.“ wies Frank den Chefingenieur an, obwohl er wusste, dass es sicherlich nicht an der Hardware lag. Vielmehr führte die Ionisierte Wolkendecke zum Ausfall all dieser Systeme. Das war nicht neu. In dieser Hinsicht hatten die Schiffe der Sternenflotte schon immer eine Schwäche, die man bis heute nicht überwunden hatte.

„Captain, wir haben einen Sensorenkontakt.“, kam es von Shelar die umgehend die Sensorenphalanx neu kalibrierte um bessere Ergebnisse zu erzielen.

„Alarmstufe Rot, Schilde hoch. Auf den Schirm damit..! ach ja, das bringt ja nichts. Wie sieht es aus, was können Sie erkennen?“, wollte Frank wissen.

„Ich orte vier feindliche Schiffe, aber die Ergebnisse passen nicht zu meiner früheren Abtastung, entweder einige Schiffe bilden eine große Einheit oder wir haben ein anderes Ziel gefunden. Aber die Koordinaten sind korrekt.“, gab Erin Pan zurück.

„Na gut scheuchen wir sie auf, aber ich würde schon gerne sehen was wir da jagen.“, entgegnete der Captain.

„Wie wäre es mit den Bullaugen des vorderen Phaserstandes ?“

meldete sich der Chefingenieur zu Wort.

„Den Hauptschirm können wir vorerst vergessen. Aber die Fenster dürften uns nicht im Stich lassen.“

Die Idee war so genial wie einfach. Natürlich gab es außerhalb genug Licht und auch die Wolken waren nicht so undurchdringlich, es gab mehrere Schichten, aber wenn man sich auf einer Höhe hielt, dann war es sicherlich möglich einige Hundert Meter, vielleicht auch ein paar Kilometer voraus  etwas auszumachen.

„Kommen Sie mit, wir gehen auf Deck acht und schauen raus.“

Schnell waren der Captain und der Chefingenieur über einen Zugang der Jeffreysröhre zwei Decks tiefer gestiegen und standen nun im vorderen Phaserkontrollraum. Hier gab es nicht viel Platz, aber eine Kontrollkonsole und zwei Bullaugen mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern gestatteten die Sicht nach vorn und man konnte es sogar als Leitstand verwenden, wenn die anderen Systeme der Brücke ausgefallen waren. Der Captain und der Chefingenieur blickten durch das transparente Aluminium und sahen farbige Wolkenschwaden voraus.

„Lieutenant Brownfield, wie weit noch?“ Der Offizier meldete sich umgehend.

„Nach den Anzeigen unseres Wissenschaftsoffiziers nur noch wenige hundert Meter.“, kam es aus der Audioanlage. Langsam sank das Schiff durch die Wolkendecke nach unten. Dann konnte Frank etwas erkennen, aber was er sah jagte ihm einen gehörigen Schrecken ein.

„Alle Maschinen Stopp. Steigen Sie sofort um einhundert Meter in die Wolkendecke und halten Sie diese Position.“, rief er in das Intercom und sofort kamen die Wolken zum Stillstand, die noch eben über ihnen vorbeigezogen waren.


 

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