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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 7

Kapitel 7

Die Alexandria, ein Schiff der Nebula Klasse unter Captain Wikland war einer der Technologieträger der Sternenflotte. Aber inzwischen war es nötig geworden, dass auch sie ihre Fähigkeiten einsetzte, um im Krieg gegen das Dominion einen Vorteil für die Flotte schon regelrecht zu erzwingen, denn es lief alles andere als gut für die Föderation und die Alliierten. Die Crew der Alexandria hatte eine Zwangspause verordnet bekommen. Obwohl man im letzten Gefecht gut mitgehalten hatte und nur geringe Schäden einstecken musste, wollte man das Schiff zunächst aufrüsten, um die Kampfkraft zu erhöhen. Da die Mannschaft durch die letzten Einsätze sehr mitgenommen war hatte man auf Urlaub bestanden, den jeder begeistert aufnahm, außer einer jungen Frau.

Jaqueline Jefferson, die Chefingenieurin, die von allen nur J.J. gerufen wurde. Sie brauchte immer einen gewissen Kick, der nichts mehr mit den normalen Herausforderungen zu tun hatte. Es musste schon etwas Besonderes sein.

Der erste Offizier, Roger van Dyke, durchschritt die Tür zur Offiziersmesse und sah, dass lediglich eine Person an den verwaisten Tischen saß, um das Mittagsmahl zu sich zu nehmen. Es sah nicht so aus, als würde der Commander das Essen genießen, vielmehr stocherte Jaqueline Jefferson lustlos auf ihrem Teller herum und schien irgendwie frustriert zu sein.

„Hallo Commander…“, begrüßte sie Roger van Dyke, der erste Offizier der Alexandria.

„…na, nicht gerade das, was Sie einen erfüllten Tag nennen, oder?“, scherzte Roger und setzte sich zu Jaqueline an den Tisch. J.J. die noch immer nach unten sah und mit ihren Augen die Spitzen ihrer Gabel fixierte, die in dem inzwischen bereits abgekühlten Gericht steckten, seufzte auf.

„Naja, ich habe wohl eine etwas andere Auffassung von Entspannung wie all die anderen hier auf dem Schiff. Ich würde viel lieber an einem knackigen Rätsel arbeiten, bei dem man versucht wie man einen Elefanten durch ein Nadelöhr bekommt. Wenn ich schon nicht nach Risa fliegen kann.“, gestand sie ehrlich.

Ihr war es zuwider, wenn sie zu viel Freizeit hatte und nicht ihrem Hobby nachgehen konnte und das war eindeutig an den Maschinen der Schiffe herumzuhantieren. In dieser Hinsicht war sie nicht wählerisch. Sie hatte bereits viele Dinge wieder hinbekommen, sogar einen alten T-164 Deltawing wieder flott gemacht, der Jahrelang in irgendeinem alten Hangar eingestaubt war.

„Haben Sie denn nichts besseres zu tun J.J.?“, wollte Roger wissen, der sich immer um seine Crew bemühte und von vielen die kleinen und großen Sorgen und Nöte kannte.

„Sieht das etwa so aus? Schön wär’s, aber nicht einmal Admiral Theo Parker, der mir noch einen Gefallen schuldet will mir eine Aufgabe geben. Er sagt, ich hätte Freizeit und da könnte er nichts machen. Es wäre allerhöchste Order. Und nun sitze ich hier, starre auf mein Essen und langweile mich zu Tode!“

Roger musste lachen. Es war einfach zu grotesk. Kaum war die Order herausgegangen, dass es Urlaub geben würde, hatten alle fluchtartig das Schiff in Richtung Sternenbasis und Freizeiteinrichtungen verlassen, nur die Chefingenieurin saß hier und wusste nichts mit sich anzufangen. Natürlich wäre es besser auf irgendeinem Vergnügungsplaneten wie Risa zu sein, aber so lange würde die Alexandria nun auch wieder nicht im Dock liegen.

„Nun, wenn es Ihnen Spaß machen würde, den besagten Elefanten durch ein Nadelöhr zu bringen, warum bauen Sie dann nicht einen Warpantrieb der Klasse 4 in ein Schiff der Miranda Klasse ein?

Ich bin gespannt, ob das Ihren Vorstellungen nach einer besonderen Herausforderung entspricht?“

Jaqueline Jefferson wäre fast die Gabel aus der Hand gefallen. Ein Warpantrieb der Klasse 4 gehörte eigentlich in ein Schiff der Constellation Klasse aber keinesfalls in eines der Miranda Klasse. Einen solchen Umbau würde kein Sternenflotteningenieur befürworten. Aber wie auch immer, letztendlich war die Energiematrix seit vielen Jahren die gleiche geblieben und mit etwas Glück sollte es auch möglich sein den Antrieb in einem Schiff der Miranda Klasse unterzubringen. Aber es wäre ein Kunststück diesen Antrieb in einem solchen Schiff wirklich zum Laufen zu bringen. J.J. der eben die Gabel aus der Hand gefallen war blickte zu Roger auf.

„Sehr witzig, wer sollte so etwas genehmigen. Bei der Materialknappheit braucht man die Teile sicherlich irgendwo anders als in einem so alten Schiff, oder…“

Sie ließ den Satz unvollendet und schaute in die Augen des ersten Offiziers, der ein verschmitztes Lächeln aufgesetzt hatte und den Kopf ein wenig zur Seite legte. Plötzlich war Jaqueline Jefferson hellwach, als hätte sie eine ganze Kanne Raktajino getrunken.

„Stimmt das? Wenn ja, wo ist das Schiff… liegt es hier… in dieser Basis?

Bei wem kann ich mich melden…?“

Roger konnte nicht anders, er musste einfach lachen. Der schnelle Umschwung in Jaquelines Stimmung war für ihn eine der schönsten Belohnungen an diesem Tag. Schließlich hatte er gestern Abend mehr als sechs Stunden bis tief in die Nacht im Kasino der Sternenbasis gesessen und sich umgehört, wer denn eine besonders knifflige technische Aufgabe zu lösen hatte und war dann auf Rick Sanders und seine Crew gestoßen, die unbedingt ihr altes Schiff wieder flott machen wollten.

„Wenn Sie aus dem Fenster schauen, dann sehen Sie ein ziemlich lädiertes Schiff der Miranda Klasse ganz unten im Dock. Es ist die U.S.S. Golden Gate. Sie hat es schwer erwischt, aber ich bin sicher, mit dieser Crew wird das Schiff bald wieder durch den Raum schippern. Hier haben Sie die Angaben zum Schiff, die ich aus dem Computer abgerufen habe. Melden Sie sich bei Captain Rick Sanders, er wird Ihnen sagen, was er braucht.

Sie haben doch schon Erfahrung wie das geht, denken Sie an die Yokohama, die Sie auch wieder hinbekommen haben. Wenn mich einer fragt, dann sind Sie dabei Ihrem Hobby zu frönen, mehr muss ich ja nicht sagen, alle werden dann zufrieden sein. Aber lassen Sie sich nicht erwischen.“

 

*  *  *

 

Captain John Devero war sichtlich zufrieden. Er hatte sich inzwischen im Quartier des Captains auf der Avatar eingelebt und bereits seine persönlichen Gegenstände aufs Schiff bringen lassen. Seine Golfschläger, die er grundsätzlich griffbereit hielt, wie auch die Reitausrüstung, die er auch im Holodeck verwenden konnte, hatte er an entsprechenden Stellen in seinem Quartier untergebracht. Lediglich die Aussicht entsprach nicht seinen Vorstellungen. Nicht das die Fenster in irgendeiner Weise zu klein gewesen wären oder dass diese nicht in Flugrichtung zeigten, wie es bei den allermeisten Captainsquartieren der Fall war.

Nein, der Grund für seinen Missmut war, dass er sich mit seinem Schiff immer noch im Dock befand und er nicht den freien Raum sehen konnte, so wie er das seit vielen Jahren gewohnt war. Er fühlte sich eingesperrt, so als würde er in einem Schiff in der Flasche wohnen. Es lag ihm nicht, eine so statische Position einzunehmen, viel lieber wollte er mit seinem Schiff durch den Raum gleiten, so wie er das immer getan hatte. In seinem Quartier prüfte er gerade die Unterlagen, die ihm vom Ingenieurcorps der Sternenflotte und den Dockarbeitern vorgelegt worden waren. Er hatte sehr genaue Vorstellungen darüber ausgegeben, wie der Wortlaut beschrieben sein musste, damit er sein Ziel, die schnellstmögliche Indienststellung, umgehend erreichen konnte. Schließlich war er nicht umsonst schon seit achtzehn Jahren Captain von mittlerweile vier verschiedenen Schiffen gewesen, die zugegebenermaßen niemals aus Altersgründen außer Dienst gestellt werden mussten. Aber diese Grünschnäbel, die ihm das Leben schwer machen wollten, die hatte es immer gegeben und er hatte seine eigene Art um mit Ihnen fertig zu werden. Besonders dieser junge Captain, der das Schiff angeblich entworfen hatte, was sich Devero überhaupt nicht vorstellen konnte, war ihm ein Dorn im Auge. Überall und immer wieder bestand er auf Dingen, die man in der Sternenflotte bislang ganz anders gehandhabt hatte. Diese bisherige Einstellung konnte einfach nicht falsch sein, wenn sie so viele Jahre problemlos funktioniert hatte. All dieser neumodische Kram, all die Anweisungen und Anforderungen, mit denen er Mühe hatte sie zu umgehen. Es war einfach an der Zeit, dass dieses Schiff endlich auslief und sich mit seiner geballten Feuerkraft und den hervorragenden Schilden an den Kämpfen in vorderster Front beweisen konnte. Er überspielte die Berichte des Ingenieurcorps in den Hauptcomputer, sowie ein Datenpadd und sah mit Freude, dass nur noch wenige Dinge zu erledigen waren, bevor er mit dem Admiral über die Indienststellung reden konnte. Er war gerade von seinem Terminal aufgestanden um sich ein Getränk am Replikator zu holen, als das Türsignal erklang.

„Herein“, rief er mit fester Stimme. Ihm war klar wer ihn um diese Uhrzeit noch besuchen würde.

Commander Rychek betrat den Raum und grüßte den Captain.

„Ich bin gekommen um den aktuellen Lagebericht durchzusehen. Sie wissen ja, dass wir darauf achten müssen, dass dieses Mal bei der Ausrüstung alles glatt geht. Schließlich will sich die Sternenflotte nicht noch einmal ein solches Desaster erlauben, wie es sich bei diesem Schiff bei der Erstausrüstung ereignet hat.“

Captain Devero, der sich inzwischen einen Fruchtsaft repliziert hatte kam mit seinem Glas auf Commander Rychek zu und bot ihm einen Platz auf dem Sofa an.

„Selbstverständlich Commander, das ist natürlich auch mein Anliegen. Ich habe dem Admiral bei unserem letzten Treffen auch noch einmal versichert dass wir auf keinen Fall auslaufen werden bevor hier nicht alles an seinem Platz ist und einwandfrei funktioniert.“

Er schob dem Commander, der sich inzwischen gesetzt hatte, das vorbereitete Datenpadd über den Tisch auf dem die durchgeführten Umrüstarbeiten genannt und die allesamt vollständig und den Spezifikationen entsprechend erledigt waren. Obwohl Carl Rychek dem Frieden nicht traute, so stand es hier auf diesem Padd, welches zweifelsfrei mit einer Originalsignatur des Ingenieurcorps der Sternenflotte versehen war. Eine Fälschung war sicherlich ausgeschlossen. Dennoch prüfte der Commander jeden einzelnen Posten und verglich ihn mit den Angaben die er und Frank Dekkers als noch zu erledigende Punkte festgelegt hatten. Offensichtlich gab es nicht die geringste Abweichung.

„Das ist beruhigend zu wissen, schließlich möchten wir alle Vorteile dieser Schiffsbauweise erhalten und nutzen können. Ich bin mir sicher Sie werden da der gleichen Meinung sein, denn nur wenn wir wirklich alle Vorteile anwenden können, die uns diese Schiffsklasse bietet, können wir auch sicher sein, dass sie zu einem wertvollen Trumpf bei schwierigen Einsätzen werden kann.“ Captain Devero nickte zustimmend.

„Natürlich. Sehen Sie, noch vor einigen Wochen, als Sie mit Captain Dekkers hier waren um die Fortschritte zu prüfen und zu dokumentieren, dachte ich, es sei nicht wirklich von Nöten, das ganze Schiff umzukrempeln. Aber nachdem ich gesehen habe, wie schnell das Ingenieurscorps mit diesen Umrüstungen vorankam, habe ich mir keine Sorgen mehr gemacht. Ich bin sicher dass die noch anstehenden Aufgaben sicherlich schnell erfüllt sind und das Schiff dann auslaufen wird. Solange kann ich auch noch warten. Zudem ist meine Crew ja auch noch nicht ganz vollständig und ohne die geht es ja nun wirklich nicht“, erklärte Captain Devero dem Commander lächelnd, während er ihn höflich aber bestimmt aus dem Quartier hinauskomplimentierte. Nachdem sich die Türe hinter Rychek wieder geschlossen hatte klatschte Captain Devero in die Hände. Er hatte es scheinbar wirklich geschafft. Der Commander hatte sich durch den Bericht und die aufgezeigten Angaben einlullen lassen und selbst die Aussage über die Crew hatte er geschluckt, obwohl diese nicht einmal gelogen war, denn die restlichen zwanzig Crewmitglieder die noch fehlten hatte der Captain absichtlich noch auf der Basis gelassen mit der Begründung dass die Quartiere noch nicht vollständig vorbereitet seien, was natürlich völliger Blödsinn war. Sie konnten also nur den Dienst noch nicht antreten und daher fehlten sie auch noch auf der Crewliste. Tatsache war aber, dass die Crew bereits seit zwei Wochen auf der Sternenbasis wartete um aufs Schiff kommen zu können.

 

* * *

 

Jaqueline Jefferson stand in einer außergewöhnlich extravaganten Kleidung, die einer Botschafterin gerecht werden würde vor dem Büro auf Ebene achtundsiebzig und legte sich gerade die richtigen Worte zurecht, die sie sagen wollte, als ihr im Gang ein Mann entgegen kam, bei dem man schon von weitem seine feuerroten Haare erkennen konnte. Jaqueline drückte gerade den Türsensor, als der Mann sie erreichte und direkt zu ihr trat. Scheinbar wollte auch er den gleichen Raum betreten. Rick Sanders schaute die junge Frau an, die mit ihren langen blonden offenen Haaren, dem eng geschnittenen sehr exklusiven Kleid und ihrer tollen Figur fast so aussah, als wolle sie an einer Schönheitskonkurrenz zur Miss Universum teilnehmen.

Er entsperrte die Tür und fragte: „Kann ich Ihnen helfen? Sie haben sicherlich den falschen Gang genommen. Hier ist lediglich eine Materialvergabestelle.“ Ebenso freundlich wie bestimmt schob er sich an ihr vorbei und betrat den Raum. Er war nicht schlecht erstaunt als die junge Frau ihm folgte und nun mitten im Raum stand.

Während Rick den Schreibtisch umrundete und in seinem Sessel Platz nahm, kam Jaqueline Jefferson auf den Punkt.

„Nun, wenn ich das Schild an diesem Büro richtig gelesen habe, dann sollte sich hier Captain Rick Sanders aufhalten und mit dem möchte ich gerne reden. Es geht um eine wichtige Angelegenheit, die er erledigt wissen will.“

Bereits als er sie eben vor der Türe hatte stehen sehen, flammte in Ricks Kopf der Gedanke auf, dass hier möglicherweise etwas nicht in Ordnung war. Irgendjemand hatte diese wunderhübsche Frau zu ihm zitiert.

Rick würde sie gegenüber seinem Freund Frank sicherlich als wahre Granate bezeichnen. Nie im Leben wäre er auf die Idee gekommen, dass diese Frau vielleicht eine ganz andere Absicht haben könne als ihn zu verwirren und möglicherweise seinen gut gehüteten Plan bezüglich der Golden Gate bei nächst bester Gelegenheit Admiral Parker unter die Nase zu reiben. Aber er wollte sich nichts anmerken lassen. Also ging er zunächst auf das Spiel ein.

„Nun, dann haben Sie ihn ja gefunden. Ich wüsste nur nicht wie mir die Ehre zuteilwird, dass ich eine so entzückende junge Frau in diesem bescheidenen Büro empfangen darf.“

Jetzt wurde es J.J. aber langsam zu bunt, sie konnte verstehen, dass er sicherlich vorsichtig sein wollte, um sein Vorhaben nicht so leicht und jedem offensichtlich zu zeigen. Aber sie hatte sich nicht in diesen Aufzug gezwängt und mindestens dreißig Minuten dafür aufgewandt um aus sich eine betörende Schönheit zu machen, nur damit niemand bemerkte, dass es sich um die Chefingenieurin der Alexandria handelte, die nach der Instandsetzung des Deltawing Jägers hier auf der Station bekannt war wie ein bunter Hund.

„Hören Sie Captain, mir gefällt das genauso wenig wie Ihnen, könnten wir bitte zur Sache kommen. Unser erster Offizier, Commander van Dyke hat mir erklärt, Sie wollten einen zeitgemäßen Antrieb in Ihr Schiff integrieren und hätten Schwierigkeiten das zu lösen. Sie sagten, sie brauchen ein Wunder. Also, hier bin ich, wo kann ich jetzt anfangen?“

Rick war völlig geplättet. An Selbstvertrauen fehlte es der jungen Frau auf keinen Fall. Mit offenem Mund saß er da und starrte sie einfach nur an. Mindestens zwei Minuten, so seine Einschätzung, war er völlig unfähig etwas zu tun, bis er endlich aufsprang und um den Tisch herumlief.

„Entschuldigung, aber Ihr ähhh…Commander hat vergessen mir zu sagen, dass Sie… na ja, Sie sehen aus wie…“

„Jaja, ich weiß schon wie ich aussehe und ich möchte auch so schnell wie möglich wieder raus aus diesen Klamotten. Also, wo ist Ihr Schiff?“

Rick deutete auf die Tür und ging an J.J. vorbei in den Gang und zum nächsten Turbolift.

Nachdem sie die Kabine betreten hatten und der Lift sich in Bewegung gesetzt hatte, aktivierte er seinen Kommunikator.

„Commander Brown, kommen Sie bitte sofort zum Andockring 16. Es eilt!“

Die Antwort erfolgte umgehend.

„Bin unterwegs Captain!“, erklärte der erste Offizier, der scheinbar noch auf einem anderen Schiff war um die Umrüstung zu überwachen. Rick konnte es nicht vermeiden die junge Frau immer wieder mit seinen Augen zu taxieren. Sie sah umwerfend aus. Es war kaum vorzustellen, dass diese schlanke und hoch gewachsene Frau, die seiner Meinung nach einen Model Job hätte erfüllen können, durch Jeffreysröhren kroch, sich unter eine Konsole legte und mit ihren schönen und filigranen Händen so teilweise schwere und unhandliche Werkzeuge wie einen Warpgeneratorstabilisator verwendete. Der Lift war zum Stillstand gekommen und die Türen öffneten sich. Während Jaqueline Jefferson aus der Kabine trat, sah sie einen Mann, der ihr entgegeneilte.

Es war Commander Peter Brown. Damit er seinen Captain und die Ingenieurin zur Golden Gate bringen konnte hatte er bereits ein Shuttlepod organisiert, mit dem man die kurze Entfernung zum Schiff überbrücken wollte.

Rick Sanders und J.J. trafen den Commander auf halbem Weg des Ganges.

„Darf ich vorstellen, das ist Commander Peter Brown mein erster Offizier und das ist…“, erst in diesem Moment erkannte Captain Sanders, dass er einen groben Fehler gemacht hatte und J.J. gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte. Sie hatte ihn mit ihrem Aussehen einfach völlig verwirrt.

„…das ist die junge Ingenieurin auf die Commander van Dyke so große Stücke hält. Ich hoffe, dass Sie uns einen Weg zeigen kann, wie wir diesen Antrieb ans Laufen bekommen.“

Commander Brown war von J.J. ebenfalls überwältigt aber er hatte so seine Zweifel, dass Sie als Frau die Richtige sein würde um dem Schiff weiterzuhelfen. Er streckte ihr die Hand entgegen, nahm die Ihre und war von dem kräftigen Händedruck nicht minder überrascht wie von ihrem Aussehen.

„Nun wollen wir gehen ähh…“, auch er kam in die gleiche Verlegenheit wie sein Captain, dass er ihren Namen nicht wusste.

„Jefferson, Commander Jaqueline Jefferson.“, klärte sie nun endlich die beiden Männer auf, die etwas peinlich berührt zu Boden blickten.

„Nun denn Commander Jefferson, hier entlang bitte.“, bemerkte der erste Offizier und wies in Richtung Shuttlepod.

Nachdem sie eingestiegen waren und abgelegt hatten war es nur noch ein kurzer Weg. Man hätte sie sicherlich auch beamen können aber Peter Brown wollte der jungen Frau Gelegenheit geben genau zu beurteilen auf was sie sich einließ. Die Golden Gate sah noch immer sehr mitgenommen aus. Besonders der vordere Teil des Backbordrumpfes, bei dem ein großer Teil der Untertassensektion durch den Beschuss von den Jem’Hadar Jägern regelrecht durchlöchert war, sah schlimm aus.

„Und Sie sind sicher, dass Sie das wieder hinbekommen?“, fragte J.J. den Captain, der nur zuversichtlich nickte.

„Wenn Sie genau hinsehen werden Sie erkennen, dass die Decksplatten bereits gelöst sind. Wir werden fast ein komplettes Viertel der Untertassensektion inklusive des Rahmens austauschen.“, erklärte Commander Brown der Chefingenieurin. Das Shuttlepod drehte sich um und dockte rückwärts an der Golden Gate an. Das kurze Zischen des Druckausgleichs war zu hören und dann öffneten sich die Türen. J.J. ging gleich zielstrebig in Richtung Maschinenraum und Captain Sanders und Commander Brown hatten Mühe ihr zu folgen. Trotz des von Außen so desolaten Zustandes des Schiffes schien es von innen wie frisch aus der Werft zu kommen. J.J. drehte sich um und schaute die beiden Offiziere fragend an wobei sie eine umfassende Bewegung machte.

„Wie haben Sie das alles so originalgetreu hinbekommen?“, wollte sie erstaunt wissen.

„Von außen sieht es fast so aus, als wäre es Schrottreif.“

Rick Sanders und Peter Brown lächelten sich an.

„Naja, der Schein trügt. Wir haben hier wirklich jede freie Minute reingesteckt. Und so lange niemand den Äußeren Zustand anzweifelt haben wir innen leichtes Spiel.“

„Das sieht man.“, bestätigte Jaqueline und ging weiter den Flur entlang zum Hauptmaschinenraum.

Laute Rufe von vielen Männern und Frauen hallten ihr schon von weitem entgegen und als sie im zentralen Energieerzeugenden Raum ankam, wusste sie auch warum. Der Chefingenieur der Golden Gate war gerade damit beschäftigt mit vielen Crewmitgliedern den großen Warpantrieb in den dafür vorgesehenen, erweiterten Freiraum einzupassen.

„Noch ein wenig nach links und dann langsam runter…“, wies er die Crew an. Dann senkte sich der Antrieb in die Halterung woraufhin einige Männer sofort damit begannen das große Bauteil zu fixieren.

Spike der von seinem Captain gehört hatte, dass er bedeutende Hilfe erhalten würde konnte schon aus dem Augenwinkel sehen, dass weitere Personen den Maschinenraum betreten hatten. Er drehte sich um und stand nun direkt vor J.J. Spike, der mindestens einen Kopf kleiner war als Commander Jefferson konnte nicht anders als er die junge Frau sah, die in Ihrer Aufmachung in einem Maschinenraum so fehl am Platze war wie man es nur sein konnte. Er musste lauthals loslachen und deutete zudem mit seiner rechten Hand auf J.J.

„Was denn, Sie soll dieser Wunderingenieur sein der uns hilft. Ich dachte wir bekommen einen Spezialisten der uns mit dem Antrieb helfen kann. Ich weiß ja nicht, was Ihr der Dame erklärt habt, aber wir wollen keine Schönheitskonkurrenz gewinnen.“

Genau das war es was J.J. eigentlich gerne vermieden hätte. Denn auch wenn es unter Offizieren der Sternenflotte weder Neid noch Hohn gab, so wusste sie, dass sie in Ihrem engen Kleid wirklich falsch gekleidet war.

„Nun, mir ist klar, dass ich so nicht arbeiten kann, aber sicher haben Sie doch noch eine Uniform in der Größe L und einen Platz an dem ich mich umziehen kann. Aber vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen.

Ich bin Jaqueline Jefferson von der U.S.S. Alexandria, ich weiß auch nicht, warum mich jeder Mann anstarrt wie einen Ölgötzen. Ich weiß dass ich eine Frau bin, aber nun ist es Gut. Wollen wir endlich anfangen?“

Mit einem Mal verschwand das Lachen von Spikes Lippen und ein ungläubiger Ausdruck machte sich in seinem Gesicht breit. „Sie sind Jaqueline Jefferson?

Der Commander Jefferson, der den Deltawing 164 wieder zum Laufen gebracht hat?

Der Commander Jefferson der auch die Yokohama wieder flott gemacht hat?“

 

Jaqueline nickte. „Nennen Sie mich einfach J.J. das geht besser.“

Spike drehte sich um und pfiff nach hinten in den Raum.“

„Ronny, repliziere eine Uniform für Technik Größe L, Rang Commander, und sag den Jungens sie sollen sofort mein Büro frei machen. Der Commander möchte sich umkleiden! Sehr erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie können mich Spike nennen, das sagt jeder hier an Bord auf was anderes reagiere ich schon fast nicht mehr.“, erklärte er und reichte J.J. seine Hand.

J.J. war inzwischen im Kontrollraum des Maschinenraums verschwunden um sich umzuziehen.

Captain Sanders und der erste Offizier konnten den Chefingenieur nicht verstehen. Eben noch hatte er eine überaus negative Einstellung gehabt und nun wollte er die junge Frau auf Händen tragen.

Spike schaute in die fragenden Gesichter der beiden Führungsoffiziere, die sich gerade ein Bild von dem neuen Antrieb machten, der nun wenigstens schon einmal an seinem Platz war.

„Was denn? Kennt Ihr etwa Commander Jefferson nicht?

Sie hat es geschafft einen der ersten Deltawings wieder flott zu machen, wenn sie das schaffen kann, dann ist das hier ein Spaziergang für sie.“ Rick zuckte mit den Schultern. „Na wenn Du das sagst Spike!“

„Ein Spaziergang sicherlich nicht, das werden Sie gleich feststellen, aber immerhin nicht unmöglich.“, erklärte J.J. die inzwischen wieder zurückgekommen war und eine Ingenieursuniform trug. Ihre langen Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden und kaum noch etwas erinnerte an die exklusiv gekleidete Frau die sie eben noch gewesen war.

„Jetzt verstehen Sie sicher meinen Aufzug. Wenn ich mich in meiner Uniform auf der Station bewege, dann kennt mich jeder und dann wäre ich sicherlich nicht so unbehelligt zu Ihnen gekommen und wir wollen doch unser kleines Geheimnis nicht jedem auf die Nase binden.“

Captain Sanders hatte noch vor einer halben Stunde geglaubt, dass selbst die Hilfe durch einen brillianten Ingenieur nicht helfen würde, um sein Schiff wieder flott zu bekommen, aber nun war er ganz anderer Ansicht.

„Nun denn, ich wünsche viel Erfolg dabei, den Antrieb wieder in Gang zu setzen. Haltet mich bitte auf dem Laufenden. Bis dann!“ Damit drehte er sich um und verließ den Maschinenraum gefolgt von Commander Brown, der ebenfalls noch andere Pflichten zu erledigen hatte.

„So, dann wollen wir uns das Baby mal ansehen. Sieht ja aus wie frisch aus dem Laden. Aber die Plasmaverteiler werden nicht dazu passen. Außerdem brauchen wir für diesen Antrieb eine ganz andere Steuerkonsole.

Nicht zu vergessen, dass die zusätzliche Leistung wahrscheinlich nicht durch die jetzt unterdimensionierten Plasmaleitungen fließen muss.“

Spike, der neben J.J. stand ließ ein breites Grinsen sehen. „Ich denke mal das ist für jemanden der es geschafft hat ein Schiff der Nebula Klasse mit nur einer Gondel auf mehr als Warp sechs zu beschleunigen, keine überaus hohe Herausforderung.“ Jaqueline Jefferson musste lachen. „Nun ganz alleine habe ich all diese Dinge auch nicht gemacht, aber wir werden es gemeinsam mit Ihnen schon hinbekommen.“ Damit griff sie ein Padd und skizzierte für Spike die Schaltung und die Flussdiagramme, die für den Umbau notwendig waren.

 


 

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