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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 11

Kapitel 11

Commander Carl Rychek war ein sehr beschäftigter Mann, der seinen Job in der Antares Flottenwerft noch richtig ernst nahm. Er versuchte all seine Aufgabengebiete mit der nötigen Ruhe, aber auch so flott wie möglich zu erledigen. Leider war durch den Krieg mit dem Dominion die Prioritätsreihenfolge sehr durcheinander geraten. Immer mehr Schiffe benötigten nicht nur eine Wartung im Dock, sondern aufwendige Reparaturen. Konnte er noch vor einem Jahr jedem Job seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, so war er heute mehr damit beschäftigt seine ganzen ‚Baustellen’ überhaupt zu besuchen und mehr oder weniger nur noch die Abnahme durchzuführen. Selbst dazu kam er fast nicht mehr. Gerade gestern hatte er ein weiteres Schiff freigegeben, welches schon bald in die Flotte integriert werden sollte. Die U.S.S. Aviator, ein Schiff der Akira Klasse war gerade in der Werft fertig gestellt worden und sollte in Kürze an einen Captain übergeben werden. Es war kein Wunder, dass er kaum noch dazu kam einmal auszuspannen oder sich mit seinen Freunden zu treffen. Der letzte Kontakt war eine Nachricht von Captain Rick Sanders gewesen, mit dem er einige Bauteile getauscht hatte, um ein Schiff der Nova Klasse wieder aufbereiten zu können.

Als Commander Rychek an diesem Abend wieder einmal abgespannt an seinen Schreibtisch kam, stellte er fest, dass an seinem Terminal mehr als zwanzig neue Nachrichten eingegangen waren. Darunter auch eine von John Devero, dem Captain der Avatar, der ihn noch an diesem Abend sprechen wollte. Rychek blickte auf seinen Chronographen. Mit etwas Mühe würde er es wohl noch schaffen. Dann hätte er wenigstens dieses leidige Thema endlich hinter sich. Schließlich hatte er Frank Dekkers versprochen sich auch um diese Angelegenheit zu kümmern, auch wenn es nicht direkt zu seinen Hauptaufgaben zählte. Aber erst wollte er sich ein erfrischendes Duschbad gönnen, denn so verschwitzt wollte er beim Captain nicht auftauchen. Er sichtete noch schnell die anderen Anfragen. Sie waren alle nicht so entscheidend, dass es nicht auch bis morgen warten konnte.

Carl Rychek schaltete den Monitor ab und begab sich in sein Quartier, damit er rechtzeitig noch auf die Avatar kommen würde.

Es war genau eine Minute vor 22:00 Uhr als Commander Rychek vor die Tür des Captainsquartiers auf der Avatar trat. John Devero gestattete den Zugang und so trat der Commander in den Raum des Captains.

„Commander, ich bin sehr erfreut, dass Sie kommen konnten. Ich denke wir haben einen besonderen Anlass zu feiern.“, kam Captain Devero auf ihn zu und wies auf das Sofa, damit der Offizier wusste, dass er sich setzen sollte.

„Wie darf ich das verstehen Captain?“, fragte Rychek während er Platz nahm.

„Nun, gestern Abend wurden die Arbeiten an der Avatar endlich abgeschlossen und nun steht einer Indienststellung wirklich nichts mehr im Wege. Hier, sehen Sie sich die Berichte und Beurteilungen an. Es ist alles so, wie Sie und Captain Dekkers es vorgesehen haben.“

Commander Rychek nahm das Padd entgegen und sah sich die Aufstellung der umgeänderten Bauteile an.

Hinter jedem Punkt stand eine Eintragung, dass die Maßnahmen den vorgegebenen Angaben entsprachen.

Sie waren geprüft und bestätigt. Obwohl sich der Offizier nicht vorstellen konnte, wie es Captain Devero geschafft haben sollte, all diese Dinge in so kurzer Zeit erledigen zu lassen. Rychek erinnerte sich daran, dass Frank Dekkers einige Dinge als besonders wichtig angesehen hatte.

„Captain, ich würde mir gerne die geänderten Andockklammern ansehen. Ich denke mal das wäre doch sicher möglich oder?“ Captain Devero setzte ein schmales Lächeln auf.

„Aber Commander, Sie werden mir doch sicherlich vertrauen, wenn ich Ihnen sage, dass alle Arbeiten so durchgeführt wurden wie sie vorgesehen waren. Die Crew des Scoutschiffes hat gerade Landgang, denn noch sind wir nicht offiziell im Dienst, Sie verstehen sicherlich, so dass ich Ihnen dieses Detail jetzt nicht auf der Stelle demonstrieren kann. Aber wenn Sie mir Ihre Bestätigung geben, dann könnte ich Ihnen nach der Aktivierung durch Admiral Winters gerne alles zeigen. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich sehr daran interessiert bin wieder mit einem Schiff unterwegs zu sein. Ich denke mal, da sind wir Captains alle gleich. Wenn Sie also bitte Ihre Bestätigung unter den Bericht setzen könnten, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden. Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn ich dieses Kapitel endlich abschließen könnte.“

Carl Rychek war sich ein wenig unsicher. Ehrlich gesagt, hatte er nicht nur geringe Bedenken. Er erinnerte sich noch lebhaft an die Diskussionen die er und Frank mit dem Captain gehabt hatten, nur weil ihm alles nicht schnell genug ging. Aber die Informationen die in dem Padd gespeichert waren stimmten auf den Punkt, alles war da, auch die Umstellung der Hangardecke, wie auch der Austausch der Andockklammern des Scoutschiffes, waren mit allen notwendigen Prüfnummern und Dienstsiegeln versehen. Es schien wirklich alles in Ordnung zu sein. Commander Rychek blieb keine andere Wahl als es zu akzeptieren. Er gab seine Kennung ein und vervollständigte seine Prüfung mit dem persönlichen Autorisationscode. Dann gab er dem Captain das Padd zurück.

„Na dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Bitte geben Sie mir morgen früh bei Dienstbeginn Bescheid. Ich möchte auf jeden Fall noch die Hangardecke und die Andockklammern sehen. Das war dem Konstrukteur sehr wichtig. Ich denke, es ist das Geringste was ich tun kann, wenn er nicht auf der Basis ist um es selbst zu erledigen.“

Carl Rychek hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Irgendwie fühlte er sich überfahren. Aber er konnte sich den Angaben nicht verweigern. Alles war soweit korrekt ausgefüllt, wie auch immer John Devero es gemacht haben wollte. Den Champagner den der Captain für diesen Anlass extra gekühlt hatte, lehnte der Commander allerdings ab und entschuldigte sich mit knappen Worten über einen arbeitsreichen Tag und dass er bereits am frühen Morgen wieder fit für seine neuen Aufgaben sein musste. Damit verließ er das Quartier und auch die Avatar mit gemischten Gefühlen.

 

*  *  *

 

Captain Devero stand in seiner Dienstuniform im Vorzimmer von Admiral Peter Winters und wartete darauf eingelassen zu werden. Von der nüchternen Ausstattung der Sternenflotte war hier in diesen Büros nichts zu bemerken. Es hatte zwar alles einen effizienten Touch, aber die persönliche Note von Admiral Winters Geschmack war nicht zu übersehen. So hingen bereits hier in diesem Vorraum zwei geschmackvolle Gemälde, die stilmäßig zu der Einrichtung passten und durch eine große Sitzecke abgerundet wurden. Aus der Audioanlage säuselte leise Musik, wie Captain Devero erkannte, einige klassische Stücke von Beethoven und Brahms.

Es war gar nicht so einfach gewesen und es hatte einige Gefälligkeiten erfordert, über Nacht eine Dringlichkeitsanfrage mit einer entsprechenden Priorität einzureichen und John Devero wollte lieber nicht wissen, über welche verschlungenen Pfade diese Nachricht in die Tagesbesuchsliste des Admirals gefunden hatte. Aber die Tatsache, dass der Captain bereits um Acht Uhr Morgens im Vorzimmer aufgetaucht war, schien den Assistenten des Admiral  davon zu überzeugen, dass es dem Captain sehr erst war mit seinem Termin.

Endlich öffnete sich die Tür und Captain Devero wurde vom Assistenten in das Büro des Admirals geschickt.

Peter Winters, der gerade noch am Schreibtisch gesessen hatte stand auf und kam auf seinen Gast zu. Er hatte definitiv nicht mit diesem Besuch gerechnet, soviel war sicher.

„Captain Devero, welche Überraschung. Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung für die Avatar?“, wollte der Admiral wissen. Eine andere Ursache konnte dieser Besuch sicherlich nicht haben. Er wies dem Captain den Weg zu der Sitzgruppe des Büros und ließ sich selbst in einen Sessel gleiten, während sich Captain Devero ihm gegenüber setzte.

„Nein Admiral, Gott sei Dank nicht. Im Gegenteil, ich habe hervorragende Nachrichten, die Sie sicherlich gerne hören werden.“ Peter Winters war gespannt. Man hatte ihm schon oft gute Nachrichten versprochen, aber in der letzten Zeit waren die wirklich Guten ziemlich selten geworden. Es wäre schön wenn sich dieses Bild wieder einmal gerade rücken ließe. Captain Devero rückte ein wenig vor in seinem Sessel und setzte ein gewinnendes Lächeln auf.

„Hier habe ich den Abschlussbericht über die Avatar. Sie ist vollständig umgebaut. Alle Anweisungen wurden entsprechend den Vorgaben der Flotte eingehalten.

Die ausführenden Ingenieure und auch Commander Rychek haben unterzeichnet. Das würde für mich und meine Crew bedeuten, dass Sie uns nun in den aktiven Dienst versetzen und wir wieder ein vollwertiger Teil der Flotte werden können.“, entgegnete der Captain und behielt ein merkwürdig anhaltendes aber leicht gequältes Lächeln auf seinen Lippen zurück, während er dem Admiral seinen Bericht entgegenhielt.

Peter Winters zog eine Augenbraue hoch. So schnell hatte er nicht damit gerechnet, dass die Arbeiten abgeschlossen werden konnten. Aber auf dem Padd, das ihm der Captain gereicht hatte gab es keinen Punkt, der dieser Bitte widersprechen würde. Langsam und konzentriert ging er Punkt für Punkt und Seite für Seite durch. Alles passte zueinander. Keine der Eintragungen fiel aus dem Rahmen. Es schien in Ordnung zu sein.

Doch der Admiral hatte Frank Dekkers dem Konstrukteur vor seiner Abreise versprochen, dass er ein Auge auf die Avatar haben würde. Daher stand er auf und drehte in seinem Büro eine Runde. So konnte er immer am besten Nachdenken. Durch das Fenster konnte er sehen wie gerade ein neues Schiff das Konstruktionsdock verließ.

Ein weiteres neues Schiff, welches hoffentlich bald zur Verstärkung der Flotte in den Kampf gegen das Dominion eingreifen würde. Es war einer der neuen Technologieträger, die man inzwischen gerne in etwas älteren Schiffen unterbrachte, um sie nicht zu interessant für die Gegner der Föderation zu machen. Mit Unbehagen dachte er an das Desaster, welches der Prometheus widerfahren war.

Das Schiff der Akira Klasse wurde nun von zwei kleinen Dockschiffen geschleppt und in den Bauch der Station gezogen. Admiral Winters konnte den Namen des Schiffes im Vorbeiflug erkennen, es war die U.S.S. Aviator.

Aber dann besann sich Peter Winters wieder auf sein Gespräch und drehte sich zum Captain um, der genau in diesem Moment zu einem neuen Anlauf ansetzte. Mit einer süßsäuerlichen Mine beharrte er darauf das neue Schiff in Dienst zu stellen.

„Admiral, Sie haben sicherlich gesehen, dass alle Systeme so arbeiten, wie sie für dieses Projekt von der Sternenflotte vorgesehen waren. Aus meinen Unterlagen geht zweifelsfrei hervor, dass die vollständige Einsatzbereitschaft und die umfassende Prüfung aller Systeme durch eine Diagnose der Ebene Eins bestätigt wurde.“, erklärte er, wobei er tunlichst verschwieg, dass das, was die Sternenflotte als Standard vorgesehen hatte nicht mit dem übereinstimmte, was laut Frank Dekkers in das Schiff eingebaut werden sollte.

Aber der Admiral konnte auch dem Druck nicht widerstehen, der von Seiten der Sternenflotte auf ihn ausgeübt wurde, so bald als möglich neue Schiffe in die Flotte einzubinden. Dennoch wollte er sicher gehen und sich selbst überzeugen, dass alles seine Ordnung hatte.

„Ich beglückwünsche Sie zu dieser Arbeit Captain. Es zeigt mir, dass wir den richtigen Mann für diese Aufgabe ausgesucht haben. Selbstverständlich braucht die Flotte dringend neue Schiffe und im Besonderen ein so schlagkräftiges Schiff wie die Avatar. Ich werde gleich morgen eine Begehung mit meinem Stab vereinbaren. Die Meisten hatten noch keine Gelegenheit dieses beeindruckende Schiff zu sehen. Auch ich hatte bislang kaum die Möglichkeit mir das ganze Schiff anzusehen. Besonders gespannt bin ich auf das Scoutschiff und das Kopplungsmanöver. Davon habe ich ja schon vieles gehört. Ich bin davon überzeugt, dass es Ihnen eine Ehre sein wird, meinem Stab und mir alles zu zeigen. Danach sprechen wir dann über einen Auftrag für Sie. Ich bin sicher es wird sich etwas Adäquates finden lassen.“

Captain Deveros Gesichtsausdruck machte den Eindruck als würde er schlagartig vereisen. Keine Regung schien sich nun mehr in seiner Mine abzuzeichnen. Er hatte scheinbar nicht damit gerechnet, dass der Admiral das Schiff noch einmal selbst inspizieren wollte. Zudem hatte er nicht die geringste Ahnung wie der Admiral so plötzlich auf diese Idee gekommen war. Er nahm kaum an, dass Commander Rychek dem Admiral einen solchen Floh ins Ohr gesetzt haben könnte. Anscheinend vertraute Peter Winters ihm nicht völlig. Auch wenn das seinen guten Grund hatte, so konnte er natürlich diese Begehung nicht so einfach umgehen. Er würde sich etwas einfallen lassen müssen damit es so aussah, als hätte er wirklich alle Arbeiten so ausführen lassen wie es dieser junge Schnösel von Captain vorgesehen hatte. Aber wenn das erledigt war, würde er einen Auftrag erhalten und müsste diesen Unsympathen nicht mehr auf sein Schiff lassen.

„Selbstverständlich Admiral, es wird mir eine Ehre sein, Sie auf meinem Schiff zu empfangen. Gerne werde ich Ihnen alles zeigen. Schließlich weiß ich, das es davon abhängt wann ich in den aktiven Dienst zurückkehren darf!“

Captain Devero verabschiedete sich und begab sich auf sein Schiff. Er hatte noch einige Dinge zu erledigen. Die schwierigste Aufgabe war es sicherlich die Pläne im Stationscomputer und den Dateien des Admirals so aussehen zu lassen wie diejenigen, die er gerade in einem Padd an den Admiral übergeben hatte.

Die Änderungen waren sicher nicht essentiell, aber wenn man sich näher damit beschäftigte und ein wenig an der Oberfläche kratzen würde, dann würde man sicherlich die Unterschiede feststellen. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Er fragte sich, ob er diesen großen Gefallen ebenfalls noch einfordern könnte. In letzter Zeit hatte er schon sehr viele dieser „Guthaben“ eingefordert und es waren nicht mehr viele übrig, die er noch ansprechen konnte. Aber Captain Fascari war ihm noch eine große Gefälligkeit schuldig. Er beschloss sich gleich heute noch darum zu kümmern. Man wusste nie, wann Captain Fascari die Station mit einem Auftrag wieder verlassen würde und dann wäre diese Chance nicht mehr wahrzunehmen. Die Begehung des Schiffes würde bestimmt kein Problem werden. Schließlich gab es ja kein Schiff, mit dem man es hätte vergleichen können. In dieser Hinsicht hatte er sicherlich ein leichtes Spiel.

 

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