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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 1

Kapitel 1

Captain Dekkers saß in seinem Quartier und blickte hinaus ins Dock. Noch vor wenigen Monaten hatte er geglaubt diesen Tag nie erleben zu dürfen. Aber das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint. Nun befehligte er eines der neuesten Schiffe der Flotte, welches er noch dazu selber konzipiert hatte. Sein alter Traum war durch die tatkräftigen Hände vieler Männer und Frauen wahr geworden.

In seinem Quartier hatte er inzwischen einige Stellen gefunden, an denen er seine Schiffsmodelle in perfekter Art in Szene setzen konnte, aber inzwischen war sein Schiff in den Mittelpunkt gerückt, welches er nicht nur als kleines Modell auf einem Podest aus transparentem Aluminium besaß.

Auf seinem Schreibtisch lag eine fast unüberschaubare Menge an Padds, Zeichnungen und Berichten, die er durchzusehen hatte. All das gehörte nun zu seinen neuen Aufgaben, auch wenn diese sich ein wenig mehr ausgedehnt hatten als er es für das Amt eines Captains überhaupt für möglich gehalten hätte.

 

Frank hatte sich seinen Job allerdings auch nicht als so aufreibend vorgestellt, wie er sich in der Zwischenzeit tatsächlich ergeben hatte. Neben seinen Pflichten auf der Scimitar hatte er gegenüber Admiral Winters eingewilligt, die Umbauarbeiten an der Avatar, dem eigentlich ersten Schiff dieser Klasse zu überwachen.

Leider war er inzwischen viel zu selten auf der Sternenbasis um all diese Dinge wirklich genau zu prüfen und so musste er sich auf Commander Rychek verlassen den er, zu Beginn seines Dienstes als Captain, als sehr fähigen Offizier kennen gelernt hatte und den er gerne als ersten Offizier an Bord behalten hätte. Aber Rychek war ein Mann der sich mit Leib und Seele der Erstausrüstung von Schiffen verschrieben hatte.

So hatte Frank wenigstens einen kompetenten Ansprechpartner, der sich um die Belange der Avatar kümmerte.

Auf seinem Terminkalender stand heute eine weitere Begehung der Avatar, bei der eine erneute Bestandsaufnahme der Umbauten auf dem Plan stand. Heute würde sich zeigen, ob man bald mit der Fertigstellung rechnen konnte.

Frank verließ seinen Bereitschaftsraum und blickte kurz durch die Tür auf die Brücke.

Zwei Offiziere hatten Dienst und waren dafür verantwortlich, dass hier im Dock alles planmäßig verlief. Obwohl das Schiff bereits in Dienst gestellt worden war und alle Systeme ordnungsgemäß funktionierten, hatte man sich dazu entschieden die Scimitar stets im Inneren der Basis zu positionieren. Man wollte noch immer nicht allzu offensichtlich die neuen Aspekte dieser Schiffsklasse zur Schau stellen. Wie sich gezeigt hatte, war dies der Prometheusklasse zum Verhängnis geworden, welche von romulanischen Spionen gekapert worden war und nur mit viel Glück wieder in die Hände der Föderation fiel.

Captain Dekkers machte sich auf zum nahen Turbolift und überlegte derweil, welche Fortschritte man wohl in der Zwischenzeit gemacht hatte. Grundsätzlich waren inzwischen die meisten fragwürdigen Abweichungen geklärt worden, aber es gab immer noch einzelne Bereiche, in denen sich die Spezifikationen deutlich von der Scimitar abhoben.

Frank hatte es sich zum Ziel gesetzt, dass er alle wichtigen Positionen des Schiffes genau so gestaltet haben wollte, wie die Scimitar. Das machte es wesentlich einfacher, eine Dokumentation zu verfassen, da man sich dann auf die bereits bestehenden Daten stützen konnte.

Der Lift hielt an und Frank trat in den Flur, der zum Transporterraum führte. Er grüßte einige Offiziere, die hier unterwegs waren um ihre Pflichten zu erfüllen und bog dann ab in den Raum, dessen Türen sich bereits beim näher kommen öffneten.

Der Transporterchief Gerry Jacobian grüßte kurz und machte eine einladende Geste, die Frank auf die Transporterplattform wies. Scheinbar war sein Kommen bereits angekündigt worden.

Im bläulichen Schimmer schien innerhalb von Sekunden alles zu verschwimmen, nur um kurz darauf wieder scharf zu werden. Beim ersten Mal hatte er doch tatsächlich an eine Transporterfehlfunktion gedacht, aber inzwischen war Frank klar, dass er sich in genau dem gleichen Transporterraum befand, nur eben auf der Avatar.

Der Offizier der ihm noch eben gegenüberstand hatte sich in eine junge Frau verwandelt, die im Rang eines Fähnrichs stand und Frank freundlich anlächelte.

„Herzlichen Dank“, sagte er, während er von der Plattform stieg und zur Tür eilte.

Er begab sich auf den Weg zur Brücke und ging im Geiste noch einmal die offenen Punkte durch. Es war nicht gerade einfach diese ständigen Prüfungen abzuhalten, insbesondere, da er nach wie vor nicht im Ingenieurscorps der Sternenflotte, sondern ein Captain mit einem Schiff war. Obwohl sich sein Design in der von Ihm vorgegebenen Form bewährt hatte, schlugen ihm dennoch Misstrauen und gelegentliches Unverständnis entgegen, da er nicht wie die anderen Designer und Raumschiffarchitekten dem Ingenieurscorps der Sternenflotte angehörte.

Frank trat aus dem Turbolift gegenüber der Brücke und hörte bereits als sich die Türen öffneten die uneinsichtige und verärgerte Stimme von Captain John Devero, der sich anscheinend mit Carl Rychek auf einen Disput eingelassen hatte.

 

„…aber nein, das würde die Fertigstellung des Schiffes um weitere drei Monate verzögern. Das ist inakzeptabel.

Sie wissen genau, dass wir beim gegenwärtigen Verlauf des Krieges gegen das Dominion gerade dieses Schiff ganz besonders brauchen!“

Commander Rychek versuchte immer noch den Captain mit logischen Argumenten umzustimmen, aber es war ihm leider kein Erfolg gegönnt.

Der Captain war ein alter Haudegen von über sechsundfünfzig Jahren und mit einer Dienstzeit von dreiunddreißig Jahren im Dienste der Sternenflotte sah er gar nicht ein, dass er sich von einem so jungen Schnösel sagen lassen sollte, was das Beste für sein Schiff sein sollte.

Wobei er geflissentlich voraussetzte, dass dieses Schiff in Kürze unter seinem Kommando stehen würde, denn noch waren viel zu viele Umbaumaßnahmen im Gange, als dass man es in den aktiven Dienst versetzen konnte. Und so lange das Schiff nicht offiziell in den aktiven Dienst versetzt worden war, gab es auch keinen Grund einen Captain mit der Führung zu beauftragen.

Doch das sah der etwas hagere Mann mit dem schütteren dunklen Haar überhaupt ganz anders.

Viel zu lange hatte man ihn seiner Meinung nach an einen Schreibtisch abgeschoben, nachdem sein letztes Schiff trotz aller Erfahrung als Captain in einem harten Gefecht gegen die Jem’Hadar so stark beschädigt worden war, dass die Crew es mit den Rettungsbooten verlassen musste.

Immerhin konnte er sich zugute halten, dass sein Schiff länger als alle anderen den Angriffen widerstanden hatte und dass er mehr durch Glück als durch reines Können nicht ein einziges Crewmitglied in dieser Schlacht verloren hatte, auch wenn es einige Schwerverletzte gegeben hatte, von denen immerhin fünf noch viele Wochen auf der Intensivstation lagen.

Aber er hatte immerhin verhindert, dass das Dominion in dem Sektor, der ihm zugeteilt worden war, durchbrechen konnte. Nach der Rettung und der Rückkehr zur Sternenbasis musste Captain Devero allerdings feststellen, dass kein Schiff zur Verfügung stand um den Kampf erneut aufzunehmen.

Daher versetzte man ihn zur Sternenbasis auf Antares, wo er die Nachschubwege koordinierte und Tag um Tag auf ein neues Kommando wartete.

Seit fast einem halben Jahr war er nun hier stationiert und hatte Admiral Winters so lange in den Ohren gelegen, bis dieser endlich nachgegeben hatte und ihm zusagte, die Avatar werde sein nächstes Schiff, wenn die Umbauarbeiten abgeschlossen seien.

Die klaren Anweisungen, die von der Admiralität ausgegeben worden waren, schienen ihn jedoch nicht sonderlich zu beeindrucken. Die Tatsache, dass Frank dieses Schiff entworfen hatte, war für ihn zudem mehr eine unbedeutende Tatsache als eine zu würdigende Leistung.

„Aber meine Herren, vielleicht sollten wir erst einmal die noch offenen Fragen klären, dann können wir uns immer noch über die Realisierung unterhalten.“, versuchte Frank die beiden aus ihrer starrsinnigen Position zu befreien, in der sie sich scheinbar festgefahren hatten, als er durch die offenstehende Tür auf die Brücke trat. Für einen Moment herrschte Schweigen. Man hätte es auch als Ruhe vor dem Sturm bezeichnen können, denn Frank sah dem erfahrenen Captain deutlich an, dass ihn diese Diskussion an den Rand eines Wutausbruches gebracht hatte.

Aber soviel er sich auch wand und drehte, der Admiral hatte alle Umbauarbeiten der Avatar unter die Obhut von Captain Frank Dekkers und Commander Carl Rychek gestellt.

„Womit fangen wir an?“, wollte Frank wissen.

„Am besten fangen wir im Hangar an, dann können wir uns das eben diskutierte Problem gleich aus der Nähe ansehen.“, meinte Carl Rychek.

Captain Devero nickte missmutig und sie machten sich sofort auf den Weg zum Turbolift. Keiner sprach ein Wort und man konnte deutlich die Spannung zwischen den drei Männern erkennen, die sehr unterschiedliche Ansichten hatten.

Die Tür des Turboliftes öffnete sich und es waren nur noch wenige Meter bis zum Hangardeck.

Der Flur war zur Zeit menschenleer, da sich die Arbeitscrew bereits zur Ruhe begeben hatte.

Sie betraten den Haupthangar und Commander Rychek zeigte nach oben.

„Wie sie sicher erkennen können, ist die Decke noch nicht umgebaut. Das Scoutschiff verfügt bereits über einen beweglichen Boden, der das Durchladen erlaubt. Auch die Hebevorrichtung ist bereits im Boden vorhanden.“

Dabei wies er auf den Boden, auf dem ein großes Rechteck mit  gelber Farbe angebracht war, was den Rand markierte.

„Aber die Decke hier im Hauptschiff ist immer noch die Alte.

Sie besteht aus den aufsprengbaren Decksplatten was angesichts der gewünschten Funktionsweise keinen Sinn macht.“, gab Commander Rychek zu bedenken.

„Das ist doch kleinkarierter Firlefanz.“, rief Captain Devero lautstark und seine Stimme brach sich an den Wänden der kahlen Halle, die natürlich noch nicht über Shuttles verfügte.

„Wir können die Shuttles auch durch die Haupttore tauschen, wenn es unbedingt erforderlich sein sollte.“ Frank Dekkers winkte ab. „Das können Sie nicht. Das Tor für die zweite Shuttlerampe ist nur dann zugänglich, wenn das Schiff getrennt ist.“ Sofort hatte Captain Devero wieder einen neuen Angriffspunkt.

„Na sehen Sie, welche Fehler Sie da bei der Konstruktion gemacht haben? Das ergibt doch gar keinen Sinn.“ wetterte der alte Haudegen und versuchte erneut das Design von Frank in Frage zu stellen.

„Doch, gibt es Captain.“, mischte sich nun Carl Rychek ein.

„Es verhindert nämlich, dass eine weitere im normalen Flugbetrieb nicht notwendige Schwachstelle für den Gegner exponiert wird. Shuttletore können konstruktiv nicht so stabil sein wie die Außenhaut des Schiffes, welche eine besondere Verstrebung und Verzahnung der Decksplatten aufweist. Deshalb ist es von Vorteil, wenn im angedockten Modus dieses Tor im Schiffsinneren liegt. Ich würde den Umbau mit ungefähr einer Woche veranschlagen. Den Test und die Programmierung der Steuerelektronik nicht mitgerechnet.“

Captain Devero knurrte vor sich hin. Er schien damit überhaupt nicht zufrieden zu sein und einige unverständliche Worte verließen seinen Mund, ohne dass Frank Dekkers und Carl Rychek sie verstehen konnten. Devero wusste, dass er nur einen kleinen Handlungsspielraum besaß, der es ihm gestattete, diverse Details zu ändern oder Raumausstattungen anders als geplant einzurichten, solange es dem Grundkonzept entsprach. Er suchte die ganze Zeit nach einem Fehler oder einer Ungenauigkeit in den Befehlen, der es ihm gestatten würde, dieser Bevormundung zu entkommen, aber bislang hatte er noch nichts entdecken können.

Die Männer verließen den Hauptshuttlehangar und nahmen Kurs auf den Hauptmaschinenraum, der auf Deck 17 gelegen war. Hier waren nach Franks Angaben nur noch kleinere und unwesentliche Dinge zu ändern. Nachdem viele der Bauteile, Konsolen und Leitungen nicht funktioniert hatten, war man nach der Entscheidung zum Umbau recht schnell übereingekommen, die Bauteile so zu produzieren, wie es in Franks Schiff, der Scimitar bereits funktionierte. Da es sich zum größten Teil um Bauteile handelte, die sich mit einem der großen Industrie-Replikatoren anfertigen ließen, hatte sich die Produktion auf wenige Tage beschränkt. Der Einbau allerdings war nicht so einfach. Hierfür benötigte man immer noch reichlich Personal und da es sich um ein ganzes Schiff handelte und nicht nur um ein paar kleinere Reparaturen, hatte sich das Ganze sehr in die Länge gezogen.

Die kleine Gruppe von Männern war diskutierend und gestikulierend über allgemeine Themen inzwischen im Hauptmaschinenraum angekommen. Hier waren die Arbeiten noch am wenigsten fortgeschritten, da man an den Subsystemen angefangen hatte und sich nun langsam zum Herz der Anlage vorarbeitete.

„Die Konsolen sind immer noch nicht eingetroffen. Sie sollten schon vor mehr als einer Woche installiert werden. Ich dachte dieser Punkt wäre längstens erledigt.“, bemerkte Commander Rychek, der mit einem ärgerlichen Blick auf sein Padd feststellte, dass die Order als nicht benötigt storniert worden war. Wie nicht anders zu erwarten, war Captain Devero der Unterzeichner und schien mit dieser Entscheidung durchaus glücklich zu sein.

„Die Verkabelung sollte in maximal drei Tagen fertig gestellt sein. Dann dürfte das Schiff ohne weiteres Einsatzbereit sein.“, erklärte John Devero.

Der Captain sog die Luft geräuschvoll ein und schaute die beiden jüngeren Männer fragend an.

„Ist sonst noch etwas?“, fragte er belanglos und wandte sich um,  damit man zum nächsten Punkt übergehen konnte.

„Captain, bei allem Respekt. Das Raumflottenkommando möchte dieses Schiff so umbauen, dass es der Scimitar entspricht, wie es ja auch grundsätzlich vorgesehen war.

Es ist absolut nicht akzeptabel, dass nicht dementsprechend vorgegangen wird. Auf der Brücke, und an vielen anderen Stellen im Schiff sind die neuen Konsolen bereits installiert. Gerade hier im Herzstück der Energieversorgung muss sich diese Umrüstung ebenfalls fortsetzen.“, versuchte Frank Dekkers den Captain erneut umzustimmen.

„Papperlapapp. Was soll dieses ständige Gemäkel an den Konsolen, der Hangardecke und all den bisherigen Bauteilen hier. Das Schiff ist auch mit dieser Bestückung überaus gut ausgestattet. Dreifache Redundanz, das hat kein anderes Schiff der Flotte.“

Rychek hatte bereits lange begriffen, dass der Captain ein alter und verbitterter Knochen war, der möglicherweise das Gefühl hatte viel zu lange auf dem Abstellgleis gestanden zu haben, daher veränderte er seine Taktik.

„Sie haben vermutlich Recht, wen kümmert es schon wie ein Schiff entwickelt worden ist. Als Captain weiß man schließlich am besten womit die Mannschaft zurechtkommt und abgesehen davon, wann hat jemals etwas Neues auf Anhieb so funktioniert, dass man ohne Vorbehalte sagen konnte es wäre wirklich gut gewesen.“

Rychek versuchte es mit inverser Logik und gezielter Provokation. Vielleicht hatte er ja damit Erfolg.

Er zwinkerte Frank Dekkers zu, der sofort wusste welches Spiel sie mit dem Captain treiben wollten. Mit einer kleinen Geste seiner rechten Hand gab er zu verstehen, dass er verstanden hatte.

„Ja, am besten lassen wir das. Wir sollten zum nächsten Punkt kommen.“, sagte Frank unvermittelt und steckte sein Padd in die Tasche.

Auf dem Plan stand lediglich noch eine wichtige Position. Die Verankerung des Scoutschiffes. Die Andockklammern waren weder an der richtigen Position eingezeichnet, noch entsprachen sie in Art und Form dem Muster der Scimitar. Hier waren die Ingenieure der Avatar am weitesten von den Plänen abgewichen. Frank wollte unter allen Umständen dieses Manko abstellen und er wusste auch genau warum. Aber Captain Devero war viel zu erfahren, als dass er diese Masche mit der plötzlichen Provokation von Carl Rychek nicht durchschauen würde. Auf dem Weg durch die Flure kam er daher direkt zum Thema: „Meine Herren, mit dieser Art von fragwürdigen Tricks können Sie bei mir nicht landen. Solche Nummern habe ich schon durchschaut, da haben Sie noch in den Windeln gelegen. Also lassen Sie uns zum Abschluss kommen.“

Sie kehrten zurück auf die Brücke und riefen auf dem großen Sichtschirm die Pläne für die Andockklammern auf. Wie Frank es in den Unterlagen befürchtet hatte, waren die Positionen nicht mit seinem Schiff identisch.

„Captain, ich weiß, dass Sie diese Dinge nicht für wichtig halten, muss Ihnen aber eindringlich raten, speziell diesen Punkt ganz besonders ernst zu nehmen. Es ist einer der Dreh und Angelpunkte, der dieses Schiff so flexibel und überaus schlagkräftig macht.“

Captain Devero nickte langsam und schaute auf das Schaubild.

„Eine solche Umbauarbeit ist nicht so einfach zu erledigen. Hierfür sind Arbeiten außerhalb des Schiffes notwendig und das ist selbst unter besten Bedingungen ein langwieriger Prozess, wenn nicht genügend Arbeiter zur Verfügung stehen.“, erklärte er Frank Dekkers und Carl Rychek.

„Aber ich kann Ihnen versichern, ich werde erst dann bei Admiral Winters für die Indienststellung vorsprechen, wenn alles einwandfrei funktioniert.“ Er unterstrich diese Aussage mit einem Lächeln und nickte noch einmal der Darstellung zu, die noch immer auf dem Monitor zu sehen war.

Da ihm Frank gegenüberstand, konnte dieser nicht sehen, dass Captain Devero gerade in diesem Moment die Anforderung neuer Teile auf seinem Padd stornierte. Ohne zu zögern widerrief er die Anweisungen, die Captain Dekkers gerade eben vorgegeben hatte. Er würde das Schiff nach seinem Gutdünken fertig stellen lassen. Man würde schon noch erkennen, dass dieser ganze Aufwand nicht nötig war.

Frank Dekkers ahnte von alldem nichts, er war momentan erleichtert. Devero war zunächst ein harter Befürworter der ursprünglichen Pläne für die Avatar gewesen, wohl aus dem Grund, weil er so schnell wie möglich wieder ein Schiff befehligen wollte. Jeder Captain fühlte sich nur dann wohl, wenn er in die Weiten des Alls hinausfliegen konnte. So würde es bestimmt auch Franks altem Kollegen, Captain Rick Sanders im Moment gehen. Aber immerhin hatte Captain Devero ja letztendlich Vernunft angenommen und eingelenkt. Frank Dekkers und Carl Rychek verabschiedeten sich von John Devero und begaben sich zum Transporterraum um wieder ihren eigenen Aufgaben nachzugehen. Während sie auf die Transporterplattform stiegen musste Frank erneut an seinen alten Freund denken, der inzwischen auf der Sternenbasis 491 stationiert war.

 

*  *  *

 Frank Dekkers, der Captain der Scimitar hatte in den letzten Wochen und Monaten nur wenig von seinem Freund und ehemaligen Captain Rick Sanders gehört.

Seit den Ereignissen, bei denen die Golden Gate praktisch zu einem wirtschaftlichen Totalschaden abgestempelt worden war, hatte man Rick Sanders zunächst einem Projektteam zugeteilt, welches ein zusammen gewürfelter Haufen von zwar fähigen, aber derzeit, wenn man so wollte, arbeitslosen Crewmitgliedern war, die zumeist aus der ehemaligen Besatzung der Golden Gate bestand.

Man hatte auf die Schnelle eine neue und dringend benötigte Stelle geschaffen, die allein dazu gedacht war, havarierte Schiffe zu prüfen und zu bewerten, ob man beim Abwracken noch Teile einer Wiederverwendung zuführen konnte. Aber viel war erschreckender weise nicht mehr zu gebrauchen von dem was nach den Kämpfen noch zurückkam.

Captain Rick Sanders hatte es jedoch geschafft, seine Crew beisammen zu halten denn auch für diese Aufgabe benötigte man fähiges Personal und es sollte natürlich auch mit den verschiedenen Schiffssystemen vertraut sein. Auch wenn dies nicht gerade eine Aufgabe für eine Schiffsbesatzung war, so hatte Rick es geschickt verstanden, seine Crew auf sich einzuschwören, auf ein gemeinsames Ziel, welches sie zu erreichen versuchten.

Als Leiter dieser Einsatzgruppe hatte er alle Hände voll zu tun und obwohl die nur gelegentlichen Kommunikationen zwischen ihm und Frank von Herzlichkeit, Respekt und vielen neugierigen Fragen begleitet waren, hatte es Rick geschickt und bewusst vermieden, irgendwelche Informationen über sein altes Schiff preiszugeben. Alles was Frank auf Umwegen und über Commander Rychek herausfinden konnte, war, dass die Kommission bei der Begutachtung, das Schiff regelrecht beerdigt hatte, nachdem feststand, dass zu viele Komponenten des bereits schon einmal ausgemusterten und später wieder reaktivierten Schiffes nicht mehr reparabel waren und es keinen Sinn mehr machte, dies wieder herzustellen. Die Kapazität für die Erstellung neuer Bauteile wurde vollständig für die aktuellen und Neueren im Kampf beschädigten Schiffe benötigt. Trotz allem hatte Rick gefasst auf die Tatsache reagiert, dass er wohl eine geraume Zeit in dieser neuen Position verbringen musste, bevor neue Schiffe fertig gestellt wurden, für die man das Kommando übernehmen konnte.

Obwohl Rick nun auf einer Sternenbasis arbeitete, schien er nur wenig seiner Freizeit zu genießen. Die Tage waren eigentlich zu kurz um die ganze Arbeit zu erledigen, gerade jetzt wo der Krieg mit dem Dominion immer heftiger tobte. Vielleicht war das auch der Grund, warum Rick sich bei den Gelegenheiten der gemeinsamen Kommunikation nie beklagte, denn er sah fast täglich Schiffe, die ein ähnliches Schicksal erlitten hatten wie sein Schiff der Miranda Klasse.

Aber noch war Rick Sanders nicht bereit sein Schiff aufzugeben. Er glaubte an sein Schiff und daran, dass man nur etwas Glück benötigte um ihm wieder Leben einzuhauchen. Freilich war das ein Wunschdenken und das wusste er auch. Aber er klammerte sich an die Vorstellung, dass er dieses Schiff, seine Heimat, wieder beleben könnte, wenn er sich nur anstrengen würde und fest daran glaubte. Peter Brown, der erste Offizier der Golden Gate kam in das Büro von Rick Sanders und legte einige Padds auf den Tisch. „Die Brandenburg und die Dallas. Ein Frachter der Miranda Klasse und ein Schiff der Soujuz Klasse, beide nicht mehr reparabel. Aber ich habe endlich das gefunden was wir am nötigsten brauchen!“

Voller Stolz hielt er das in seiner Hand verbliebene Padd hoch und richtete die Displayfläche so aus, dass Rick sie sehen konnte. „Nein, das glaube ich nicht…“, rief Rick dem ersten Offizier zu, „…das kann doch nicht wahr sein oder?“

Commander Brown lachte leise. „Glauben Sie es ruhig. Eines ist sicher: Heute Abend wird keiner von unseren Leuten im Casino der Sternenbasis sitzen. Das garantiere ich.“

Rick Sanders konnte es immer noch nicht glauben. Aber er hatte tatsächlich einen wichtigen und bis dahin fast für unmöglich geglaubten Schritt erreicht. Mit dem Chef der technischen Abteilung der Sternenbasis 491 Admiral Theo Parker hatte er sich damals auf einen Deal und eine Wette eingelassen. Da die Basis durch die ständig ankommenden und abfliegenden Schiffe, die vielen zurückgekehrten Schiffe und geretteten Offiziere hoffnungslos überfüllt war, hatte er dem Admiral den Handel abgerungen die Golden Gate zumindest soweit wieder instand setzen zu dürfen, dass sie wieder als Quartier zu benutzen war. Sie lag an einem abgelegenen Punkt der Basis innerhalb des großen Raumdocks an dem sie weder groß auffiel, noch irgendjemanden Interessierte.

Aber das sollte sich in den nächsten Tagen wohl grundlegend ändern. Soviel war sicher.

 

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