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Kobayashi Maru

von Harald Latus

Epilog

„Computerlogbuch der Station Deep Space Nine, Sternzeit 51247.5, Captain Sisko.

Unter großen Opfern haben wir die Station zurückerobert. Nachdem sich 2.800 Schiffe des Dominion im Wurmloch vor unseren Augen aufgelöst haben, hat sich das Dominion gemeinsam mit den Cardassianern in deren Sektor zurückgezogen.

Heute ist der 1. April 2374, bei einem Kontrollflug in den Gamma Quadranten haben meine Offiziere mit der U.S.S. Defiant das Signal einer Logbuchboje aufgefangen. Sie wurde geborgen und ist nun gemeinsam mit der Defiant wieder auf dem Rückweg.

Das Auffinden solcher Objekte ist immer ein schlechtes Zeichen, denn oft werden solche Maßnahmen getroffen, bevor sich die Crew auf eine gefährliche Mission begibt. Ich habe Lieutenant Commander Dax angewiesen die Daten auszulesen und mir unverzüglich vorzulegen, sowie sie wieder auf Deep Space Nine ankommt. Eintrag Ende. Captain Sisko.“

 

Benjamin Sisko saß in seinem Quartier und hatte sich in seiner kleinen Kochecke ein altes creolisches Gericht mit Rezepten seines Vaters zubereitet. Das brachte ihn am besten wieder auf den Boden der Realität. Obwohl Jadzia Dax bereits vor Mittagszeit von ihrem Einsatz zurückkam und ihm die geforderten Daten persönlich übergeben hatte, fand er, dass er zu dieser Zeit nicht die nötige Ruhe und Stimmung hatte, um diese möglicherweise unangenehmen Informationen zu studieren, obwohl er sehr gespannt war, was Captain Wallace zu berichten hatte. Jadzia hatte ihn inzwischen über das Schiff informiert, welches diese Boje ausgesetzt hatte.

Die Situation hatte sich dank der Wurmlochwesen entschärft und durch den Abzug des Dominion von Deep Space Nine war zunächst eine Situation der Ruhe eingetreten. Doch es war eine trügerische Ruhe, soviel wusste Ben Sisko, denn er rechnete nicht damit, dass das Dominion klein beigeben würde.

Für das Essen ließ er sich besonders viel Zeit. Es war die einzige Zeit des Tages in der er keine Entscheidungen fällen, keinen Streit zwischen Odo und Quark schlichten, kein Abgesandter sein und nicht den starken Captain geben musste, den alle erwarteten. Einen Mann, der alles im Griff hatte, der alle in eine beruhigende Sicherheit bringen sollte.

Jetzt saß er nur hier am Tisch und ließ sich das creolische Gericht schmecken, auch wenn er es nicht genau so getroffen hatte, wie es sein Vater immer machte.

Nachdem er alles verspeist und einige Reste für Jake in den Kühlschrank gestellt hatte, begab er sich in den Wohnraum und machte es sich mit einem Desktopviewer auf dem Sofa gemütlich.

Er führte den Datenchip in das Gerät ein und aktivierte es. Die Daten wurden automatisch geladen und im Gegensatz zur üblichen Textnachricht sah er eine Videobotschaft von Captain Wallace, der mit einem sorgenvollen Gesicht in die Kamera blickte.

 

„Computerlogbuch der U.S.S. Alamo, Sternzeit 51173.8, letzter Eintrag, Captain Mark Wallace.“

Benjamin Sisko musste einen Kloß in seinem Hals herunterwürgen, der sich bei diesem ersten Satz in seiner Kehle gebildet hatte.

„Die U.S.S. Alamo ist auf einen Konvoi von Dominionschiffen getroffen, die wir in gebührendem Abstand verfolgt haben. Aus der Kommunikation von cardassianischen Schiffen haben wir erfahren, dass sich im Sektor 354 ein Sammelpunkt des Dominion befindet. Es scheint sich auf einen Angriff vorzubereiten. Aus den Angaben, die wir von den Cardassianern abgehört haben konnten wir erfahren, dass sie das Wurmloch durchqueren und die Minensperre durchbrechen wollen.

Um dieses Vorhaben erfolgreich durchzuführen, haben Sie eine Vorhut von vierhundert Jem Hadar Schiffen gebildet, die in fünfer Gruppen mit Sternformation fliegen sollen. Diese 80 Wellen werden die Minen am Ausgang des Wurmlochs nicht aufhalten können. Die Gründer scheinen die Geduld mit den Cardassianern zu verlieren. Die internen Informationen des Dominion werden wohl nicht an den Horchposten weitergegeben.

Wir haben den Sammelpunkt der Flotte gefunden. Unsere Sensoren zeigen, dass sich weitere Schiffe im Anflug befinden, die jedoch auch bei hoher Warpgeschwindigkeit nicht mehr bis zum geplanten Einsatz eintreffen werden.“

 

Auf dem Bildschirm verschwand das Antlitz von Captain Wallace und wurde ersetzt von einer Weitwinkelaufnahme, die auf maximale Vergrößerung heranzoomte. Die riesengroße Armada, die dort zu sehen war, raubte Ben Sisko den Atem.

Er hatte in dieser Auseinandersetzung schon viele Gegner gesehen, auch welche, die den Flotten der Föderation zahlenmäßig überlegen waren. Diese jedoch war an Schlagkraft nicht zu überbieten. Es war leicht sich vorzustellen, was eine solche Flotte im Alphaquadranten in der Lage war zu erreichen.

Das Bild schaltete wieder auf das Gesicht von Captain Wallace, der seine Stirn in tiefe Falten gelegt hatte.

 

„Die Alamo ist ein kleines aber starkes Schiff, doch es wäre vermessen, wie der Kampf gegen Windmühlen des Don Quichotte, wenn wir annehmen würden, dass ein Einsatz unserer Waffen auch nur einen kleinen Teil dieser Flotte aufreiben könnte. Ich hätte niemals gedacht, dass unser Schiff ein ähnlich tragisches Schicksal erwartet, wie der Namensgebende Ort.

Unser Chefingenieur hat uns darüber informiert, dass es einen Weg gibt die Gefahr welche das Dominion auf den Alpha Quadranten loslassen will vollständig aus dem All zu radieren.

Ich habe dies mit all meinen Offizieren besprochen und ihnen die Möglichkeiten, die Optionen und die Chancen für uns und den Fortbestand der Föderation geschildert.

Meine Anweisung die Crew auf dem Planeten abzusetzen, so dass ich allein diese Lösung herbeiführen kann, wurde von meiner Crewnicht angenommen.

 

Wir alle haben uns entschlossen diesen einen besonderen Weg zu gehen, denn das Wohl von vielen wiegt schwerer als das Wohl von wenigen oder eines Einzelnen. Dieser von den Vulkaniern stammende Ausspruch scheint sich auch in dieser Situation zu bewahrheiten.

Unsere Wissenschaftler haben genaueste Berechnungen angestellt um den optimalen Punkt, die bestmögliche Zeit und den effektivsten Ablauf der Detonation sicherzustellen. Um das Ergebnis festzuhalten, haben wir eine Sonde ausgesetzt, die das Ganze im Bild festhalten und an diese Logbuchboje weitergeben wird. Die Boje bleibt inaktiv bis sie die Kennung eines Sternenflottenschiffes empfängt und wird sich dann aktivieren.

Ich kann nur hoffen, dass diese Entscheidung, die wir getroffen haben, dir richtige war und unser Opfer nicht umsonst erbracht wurde.

Im Anhang finden Sie die Namen meiner Crew die tapfer bis zur letzten Sekunde ihren Dienst getan hat und die es verdient hat geehrt zu werden. Die Kontaktdaten von Familienmitgliedern und letzte Nachrichten meiner Crew habe ich ebenfalls beigefügt. Es ist der Wunsch meiner Crew, dass diese Informationen einschließlich aller Aufzeichnungen an die Familien weitergeleitet werden.

Unsere Zeit ist nun gekommen. Wünschen Sie uns Glück und bleiben Sie standhaft für die Aufrechterhaltung der Föderation, so dass unsere Tat nicht vergebens war.

Ende des Eintrags, Captain Mark Wallace, U.S.S. Alamo.“

 

Die Aufzeichnung des Captains endete und wurde ersetzt durch die Angaben der Schiffe, die dieser Armada angehörten. Über dreihundert Großkampfschiffe mehr als achthundert Zerstörer, mehr als eintausend Versorgungsschiffe und eine schiere unglaubliche Anzahl von Jem’Hadar Jägern. Sogar einige neuartige Schiffe waren dabei, die Benjamin Sisko noch nicht kannte, es war wohl das neueste was das Dominion zu bieten hatte, allen voran die vierhundert Minenbrecher, Captain Sisko hätte sie wohl als Kanonenfutter bezeichnet, aber er wusste, dass die Jem’Hadar für ihre Götter mit Freude in den Tod gingen. Die Aufzählung der Schiffe und Klassen füllte den gesamten Bildschirm, auch wenn die einzelnen Arten nicht so zahlreich waren. Am rechten unteren Ende des Bildschirmes war eine blinkende farbige Fläche zu sehen und als Sisko diesen Punkt antippte sah er nur einen minimalen Ausschnitt der Alamo. Anscheinend hatte die Sonde bereits die maximale Vergrößerung und zeigte den Bereich der Dominionflotte, den derzeit noch die Alamo verdeckte.

Das änderte sich nun, als das Schiff der Defiant Klasse in einem Blitz verschwand und kaum sichtbar mitten in der feindlichen Flotte wieder auftauchte. Fast zeitgleich erfolgte der Warpkernbruch, der eine riesige Verwüstung anrichtete. Als würde man im Zentrum schlagartig eine kugelförmige Seifenblase aufpusten entwickelte sich das Detomationsgeschehen. Es gab für das Dominion keine Zeit um zu reagieren.

Alle Schiffe der Flotte schienen einfach zu verdampfen und die Druckwelle breitete sich so schnell aus, das kein Schiff seinen Antrieb aktivieren konnte.

Die Schiffe, die am weitesten vom Detonationszentrum entfernt waren, wurden ebenfalls von der Flammfront verschluckt, als wären sie aus Papier.

Benjamin Sisko konnte sehen, das wirklich nichts zurückblieb was ins Wurmloch hätte fliegen können, bis auch die Sonde von der Detonationswelle erfasst und zerstört wurde. Dann erlosch der Bildschirm und es war zu Ende.

 

Der Captain von Deep Space Nine lehnte sich nach hinten und dachte an das Opfer, welches die Mannschaft der Alamo gebracht hatte. Er überlegte, ob es wirklich notwendig gewesen war, angesichts der Tatsache, dass die Wurmlochwesen mehr als 2.800 Schiffe im Wurmloch aufgehalten hatten. Das ließ es zunächst als sinnlose Tat dastehen, doch dann wurde ihm das Datum bewusst, welches Captain Wallace in seinem Logbucheintrag genannt hatte.

Zu dieser Zeit waren sie noch weit davon entfernt Deep Space Nine zurückzuerobern und es wäre dem Dominion sicherlich gelungen einen starken Brückenkopf im bajoranischen Sektor zu errichten, denn sein Gespräch mit den Wurmlochwesen und deren Entscheidung war viel später gefallen.

Die Tatsache, dass dennoch 2.800 Schiffe schon nach so kurzer Zeit erneut bereitstanden, um durch das Wurmloch zu fliegen war beängstigend. Denn die Werften im Gamma Quadranten waren sicherlich noch intakt und arbeiteten weiter auf Hochtouren.

Er konnte nur hoffen, dass er mit der Zurückeroberung von Deep Space Nine, dem Opfer der Alamo und der Vernichtung der Gründerflotte im Wurmloch das Dominion für eine gewisse Zeit geschwächt hatte, damit sich die Föderation wieder neu aufstellen konnte.

 

Schweren Herzens deaktivierte er das Anzeigegerät. Bereits morgen wollte er eine persönliche Nachricht an die Hinterbliebenen richten und neben den Wünschen von Captain Mark Wallace wollte auch er ein paar Worte zu diesem Einsatz finden, die er hinzufügen konnte.

Ihm war klar, dass der Krieg gegen das Dominion noch nicht zu Ende war und es würde mit Sicherheit noch viele Opfer auf beiden Seiten geben, aber das Schicksal der Alamo setzte ihm doch sehr zu. Er fühlte sich in gewisser Weise verantwortlich. Dabei war es egal, welches Schiff und welche Crew er für diesen Auftrag losgeschickt hätte, denn das Ergebnis hätte sicherlich nicht anders ausgesehen. Bis Morgen musste er eine Antwort finden, die er den Familien geben konnte, die alle sicher eine Frage stellen würden: Warum?

Benjamin Sisko hoffte, dass die Aufzeichnung ausreichen würde, um diese Frage zu beantworten.

 

ENDE

 

 

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