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Kobayashi Maru

von Harald Latus

Kapitel 8

Kapitel 8

 

„Computerlogbuch der U.S.S. Alamo, Sternzeit 51165.6, Captain Mark Wallace.

Heute ist genau der 70. Tag unserer Ankunft im Gamma Quadranten. Entsprechend dem Auftrag der Admiralität haben wir in dieser Zeit die Bewegungen des Dominion verfolgt und sind nun dabei, eine Aufstellung aller Flugverbindungen zusammenzustellen.

Dabei hat uns der mehrfache Einsatz unserer Sonden hilfreiche Dienste geleistet.

Der Hauptflugverkehr scheint sich nicht auf den Heimatplaneten der Gründer zu beziehen. Eine starke Frequenz kann jedoch bei den Planeten verzeichnet werden, die unter der Kontrolle der Vorta stehen und auf dem Heimatplaneten dieser Rasse. Die Flottenwerften, die wir im Vorbeiflug gescannt haben weisen eine sehr hohe Aktivität auf, es ist damit zu rechnen, dass der Ausstoß an Schiffen in diesen Zeiten besonders hoch ist. Unsere Wissenschaftler haben ein vielfaches der Kapazität festgestellt, die unsere Werften im Alpha Quadrant in der Lage sind fertigzustellen.

Bislang sind nur vereinzelte Schiffe aus dem Bereich des Wurmlochs gemeldet worden, dennoch muss die Föderation mit einer Verstärkung des Dominions im Alpha Quadranten rechnen, wenn sich zeigt, dass sich die Schiffe zu einer Flotte zusammenschließen.

Es ist also möglicherweise die Ruhe vor dem Sturm und so wie ich das Dominion kenne wird es sich nicht mit kleinen Windstärken abgeben, sondern einen Hurrikan der höchsten Kategorie auf die Föderation loslassen. Allerdings hat sich bislang noch keine Sonde zurückgemeldet, die eine ungewöhnliche Anzahl von Schiffen mit ihren Sensoren erfasst hat, die auf das Wurmloch zusteuern würden.

Hoffen wir, dass wir eine anrückende Dominionflotte rechtzeitig erfassen, um unsere Flotte warnen zu können. Logbuch Eintrag Ende. Captain Mark Wallace.“

 

„Tessal, wie sieht die Vorausberechnung für die kommenden Tage aus?“, wollte Captain Wallace wissen, der immer mit einem Auge auf die Anzeigen sah, die ihm von der Wissenschaftsstation direkt auf das kleine Display in seiner Stuhllehne geschickt wurden. Die Vulkanierin sah auf ihre Anzeigen und gab dann Antwort. „Captain, wir passieren gerade die Sektoren 360 bis 355 auf dem Weg zum bajoranischen Wurmloch. Von hier aus sind es ungefähr noch vier Tage, bis wir dort ankommen würden. Doch im Bereich um das Wurmloch ist immer noch Ruhe. Nur einige wenige Jem‘Hadar sind dort postiert. Das Dominion weiß, dass von dort derzeit keine Gefahr zu erwarten ist.“

Der Captain sah sich die taktische Darstellung auf dem kleinen Display an. Sie flogen einen Parallellkurs zu den Dominionschiffen, die einen direkten Kurs gewählt hatten. Inzwischen war die Anzahl auf mehr als einhundertdreißig Schiffe angewachsen, weitere waren auf den rückwärtigen Sensoren nur undeutlich zu erkennen, da sie außerhalb der klaren Erfassung lagen.

Sektor für Sektor durchflogen die Schiffe, bis sie plötzlich verlangsamten. Sofort wurde der Captain darüber informiert. „Kaladon, Ausweichmanöver Delta Epsilon und gehen Sie unter Warp. Lieutenant Commander McCarthy verfolgen Sie den Kurs der Schiffe weiter. Extrapolieren Sie einen Kurs, der uns Stück für Stück heranbringt. Langsam bitte, wir wollen nicht auffallen.“

„Aye Sir!“, kam es wie aus einem Mund von der Steuerung und der Wissenschaftskonsole. Gleichzeitig fiel die Alamo unter Warp und drehte von dem Verband ab.

„Captain die Schiffe sind im Sektor 354 unter Warp gegangen.“, informierte der Leiter der Wissenschaftsstation.

„In Ordnung, sehen wir uns das mal an.“, erwiderte der Captain und fühlte sich plötzlich in seinem Stuhl nicht mehr so recht wohl. Obwohl er ein alter Hase war, mit mehr als fünfunddreißig Jahren Diensterfahrung, schien ihn diese Information zu beunruhigen.

Allein die Tatsache, dass sich weitere Schiffe dem Ursprungskonvoi angeschlossen hatten, ließen nichts Gutes erahnen.

Für eine gute Stunde ging es langsam voran. Man tastete sich an den entsprechenden Sektor heran und versuchte mit den Langreichweitensensoren entsprechende Angaben zu erhalten.

Mehrfach schüttelte McCarthy den Kopf und wiederholte seine Auswertung, doch er schien nicht das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Nachdem er fünfmal neu angesetzt hatte fragte ihn der Captain: „Lieutenant Commander McCarthy, ist irgendetwas nicht in Ordnung?“

Aber anstatt eine Antwort zu erhalten erntete er wieder nur ein Kopfschütteln, wobei er nicht wusste, ob dies nun seiner Frage galt oder ein erneut fehlerhaftes Ergebnis angezeigt wurde.

„Commander?“, erinnerte er an seine Frage.

„Es tut mir leid Captain, vor kurzem waren die Sensoren noch in Ordnung, aber nun scheinen sie verrückt zu spielen. Ich erhalte möglicherweise Doppelbilder, eine ungemein große Anzahl von Kontakten, das kann unmöglich sein.“ Die Stimme des Chefingenieurs schallte von der anderen Seite der Brücke herüber. „Mit unseren Sensoren ist alles in Ordnung, die haben erst gestern eine Ebene Eins Diagnose fehlerfrei durchlaufen.“ Doch der Wissenschaftsleiter wollte seinen Standpunkt verteidigen. „Chief, ich bediene die Sensoren schon seit wir auf diesem Schiff sind und so einen Unsinn haben sie noch niemals angezeigt. 5.843 Kontakte, so groß kann keine Flotte sein, das müssen Geisterbilder sein, womöglich reflektiert durch Gase oder Anomalien.“

„Wenn Sie sich da mal nicht irren, für mich sehen die völlig real aus!“, kam es von Captain Wallace, der diese Worte nur langsam und mit Mühe über die Lippen brachte, während er immer noch ungläubig auf den Hauptschirm starrte.

„Kaladon, voller Stop. Tessal, wenn Sie einen Planeten in Reichweite finden hinter dem wir uns verbergen können wäre ich Ihnen dankbar.“

Alle Köpfe flogen herum zum Bildschirm, auf dem sich eine schiere unzählbare Schiffsansammlung befand. Den meisten saß dieser Schock für eine ganze Zeit in den Knochen und Captain Wallace versuchte zu begreifen, auf was sie hier gestoßen waren.

 

Für ihn war klar, dass dies zur tödlichen Falle für die Föderation werden konnte, sollten die Schiffe den Auftrag haben durch das Wurmloch zu fliegen. Noch nie in seinem Leben hatte er eine so große Ansammlung von Schiffen gesehen, die in engen Gruppen beieinanderstanden. Einer solchen Streitmacht konnte keiner Einhalt gebieten, sollte sie auf breiter Front angreifen, es wäre kaum ein Durchkommen zwischen den Reihen.

„Tessal, machen Sie eine Echitron Abtastung und bestimmen Sie die Angriffskraft dieser Flotte. Wir müssen Gewissheit haben. Mister McCarthy, hören Sie alle cardassianischen Kanäle ab. Ich will wissen was sie vorhaben. Vielleicht gibt es ja einen Hoffnungsschimmer und sie teilen sich noch auf. Vivian, Sie haben die Brücke, ich bin in meinem Raum.“ Damit verließ der Captain die Brücke, während die Alamo in den Orbit eines Planeten einschwenkte, den die Vulkanierin in einiger Entfernung gefunden hatte und von wo aus man weitere Untersuchungen ausführen konnte, ohne aufzufallen.

 

Mark Wallace saß in seinem Bereitschaftsraum und betrachtete auf dem Bildschirm eine Zusammenfassung der Abtastungsdaten, die ihm von der Wissenschaftsstation geschickt worden waren. Er legte die dreidimensionale Erfassung der Schiffe auf den großen Wandschirm. Mit den Tasten auf seinem Desktopviewer drehte er das Bild in verschiedene Richtungen, um sich ein besseres Bild zu machen.

Auch die Ausmaße der Schiffsansammlung waren eingetragen. Sie erstreckte sich über zwanzig Kilometer Länge, eine Breite von zehn Kilometern und acht Kilometern Höhe. Die Menge an Schiffen war einfach unglaublich. Er wusste gar nicht wo er mit einer irgendwie gearteten Lösung ansetzen sollte. Aus reiner Gewohnheit ging er die Optionen durch.

 

Das Allererste was er ausschließen konnte war ein Angriff. Das wäre wie die besagte Mücke gegen einen Elefanten. Er konnte zwar versuchen einen Überraschungsangriff zu starten und würde vielleicht zwei oder drei kritische Treffer landen können, aber dann wäre er der geballten Feuerkraft des Dominion ausgesetzt, auch wenn sie nicht innerhalb der Formation wahllos das Feuer eröffnen würden um die anderen Schiffe nicht zu gefährden. Man hätte die Alamo schneller aus dem All gefegt, als sie hätte flüchten können.

 

Ein Rückzug käme in Frage, bei dem er sich aber dennoch in Gefahr begeben müsste, wenn er die Flotte über diese Entwicklung informieren wollte, doch wie sollte das gehen, wenn man den Informationen der Cardassianer vertrauen konnte, die von sich behaupteten Deep Space Nine eingenommen zu haben. Selbst wenn er es bis zum Wurmloch schaffen sollte und an den dort am Eingang positionierten Schiffen vorbeikam. Wie würde es dann auf der anderen Seite aussehen. Das war zu ungewiss.

 

Einzig eine Flucht schien möglich zu sein. Bislang waren sie unentdeckt geblieben, das würden sie sicherlich auch weiterhin schaffen, insbesondere, wenn sich jetzt alle auf das Wurmloch konzentrierten und der Großteil der Flotte oder gar alle durch das Wurmloch stoßen würden.

Doch dies entsprach nicht dem Auftrag der Flotte, nicht dem Befehl des Admirals und auch nicht dem Versprechen, das er Benjamin Sisko gegeben hatte. Es war eine ausweglose Situation.

Schon oft hatte er gedacht, dass er in eine solche Situation gekommen wäre, es hatte sich dann jedoch immer eine andere Option ergeben, den Auftrag dennoch zu erfüllen. Dieses Mal schien das nicht der Fall zu sein. Er konnte nicht Kämpfen, er konnte seinen Auftrag nicht erfüllen, er konnte nur fliehen, ohne die Flotte warnen zu können.

Es erinnerte ihn sehr stark an die Situation, in die man jeden Kadetten auf der Sternenflotte brachte, um seinen Charakter zu prüfen. Die Simulation die Aufschluss darüber geben sollte, was jemand tat, wenn er einer unlösbaren Situation gegenüberstand. Heute so befand er es für sich, war es an ihm das Kobayashi Maru Szenario in einer nicht simulierten Situation abzulegen. Es musste einfach eine Lösung finden, die es ihm gestattete, wenigstens seinen Auftrag zu erfüllen.

Schweren Herzens schaltete er das Display ab. „Nummer Eins, bitte informieren Sie die Mannschaft, dass sie umgehend und vollzählig in der Messe erscheinen sollen, wir müssen eine Entscheidung treffen.“ Damit erhob er sich und ging mit schweren Schritten zur Tür, um in die Messe zu gelangen.

 

*  *  *

 

In dem Raum waren die meisten Stühle besetzt als Captain Mark Wallace eintrat. Alle fünfundzwanzig Offiziere waren anwesend und der Captain aktivierte den Wandschirm, der nun ein Bild der riesigen Raumschiffansammlung zeigte, die sich in diesem Sektor als Flotte zusammengefunden hatte.

„Meine Damen und Herren, hier sehen wir das, was wir schon vor mehr als vier Monaten vermutet haben, allerdings in einer Ausprägung, die selbst die Sternenflotte in ihren schlimmsten Vermutungen nicht für möglich gehalten hätte.

Es gab verschiedene Szenarien und man wäre diesen mit den möglichen Mitteln entgegengetreten. Diese Flotte“, damit deutete der Captain auf den Bildschirm, “sollte sie den Alphaquadranten erreichen, wird mit Sicherheit allein durch ihre Größe schnelle Erfolge erzielen, ungeachtet der Schiffe, die noch nachkommen, wir haben diese bereits teilweise auf unseren Sensoren.“

Ein kurzes Raunen ging durch den Raum, anscheinend hatten noch nicht alle die Bedrohung als Bild gesehen, sondern vielleicht nur durch Erzählungen davon gehört.

„Es ist nicht gerade einfach“, erklärte Captain Wallace, „mir ist keine Option eingefallen, wie wir sowohl unseren Auftrag erfüllen könnten als auch unbeschadet einen Weg zurück zu finden.

Nach meinen Informationen wurde Deep Space Nine vom Dominion und seinen Alliierten übernommen, damit fällt einen Kommunikationsverbindung aus, denn ich kann nicht ermessen, wie weit unser Signal über den bajoranischen Sektor hinaus reicht.

Ein Kampf ist wohl aus unserer Sicht keine Option. Auch wenn wir gut austeilen könnten. Aber mehr als ein Dutzend Schiffe werden wir nicht aus dem Verkehr ziehen, bevor man uns aus dem All fegt.

Sicher, wir könnten uns zurückziehen und einen sicheren Platz finden, unentdeckt bleiben und auf bessere Zeiten hoffen.

Doch Letzteres entspricht nicht unserem Auftrag. Ich würde lieber kämpfend untergehen damit die Föderation weiterbesteht, als untätig zu bleiben. Doch bei dieser Übermacht ist selbst ein solches Opfer unsinnig.“

Von seinen Leuten erntete Mark Wallace zustimmendes Nicken, aber keiner sprach ein Wort. Es dauerte zwei Minuten bis alle realisiert hatten, in welcher Situation sie sich befanden und der Captain gestand seiner Crew diese Zeit zu. Es machte ohnehin keinen Unterschied. Für sich selbst hatte er die Entscheidung getroffen, dass er versuchen wollte das Wurmloch zu erreichen und nach Möglichkeit bis auf die andere Seite zu gelangen, von Dort konnte er zumindest eine Nachricht an ein Subraumrelais weiterleiten. Dafür sollte die Zeit ausreichen, auch wenn er damit rechnete, dass er vielleicht vorher abgefangen und er beim Austritt im bajoranischen Sektor von Dominiontruppen zerstört werden würde.

 

„Wenn wir unsere Flotte über diese Schiffe informiert haben, dann sollte unser Auftrag doch erledigt sein, das können wir doch über das Relay erledigen, dafür haben wir es doch modifiziert oder?“, wollte Gina Cosetta wissen, die dem Schiffsdoktor assistierte und ansonsten die Kommunikation überwachte.

„Hast Du nicht richtig zugehört, eine Botschaft über das Relay würde die Flotte nicht erreichen, wenn Deep Space Nine in Feindeshand ist“, erklärte ihr Emerson Kandara, der Lieutenant für Kommunikationstechnik, der sofort begriffen hatte, dass diese Möglichkeit ausfiel.

 

„Ja, Auftragserfüllung bedeutet in unserem Fall die Flotte zu warnen oder alternativ die Bedrohung zu eliminieren!“, erklärte Reddy, der Chefingenieur, was ihm lautes spontanes Gelächter einbrachte. Eine groteske Situation, wie Mark Wallace befand.

„Ihr werdet nicht mehr lachen, wenn ich Euch erkläre, wie das mit einhundert prozentigem Erfolg funktioniert.“ Das Lachen verstummte abrupt und der Captain sah den Maschinisten direkt an.

„Da bin ich jetzt aber auch gespannt, wie Sie das anstellen wollen. Das wäre ja ein Ausweg aus dieser Misere.“ John Morgan sah den Captain mit einem wehleidigen Blick an. „Ja, aber der Plan hat natürlich auch eine Kehrseite, die wenig attraktiv ist.“

Alle aus der Mannschaft sahen jetzt den untersetzten rundlichen Mann an, der mit seinem Vollbart und dem fast fehlenden Haupthaar aufgestanden war und sich zum Captain gesellt hatte.

„Ich gehe mal davon aus, dass wir alle die Option gewählt hätten, irgendwie zum bajoranischen Sektor durchzudringen und unser Glück darin zu suchen unsere Informationen weitergeben zu können. Ehrlich gesagt, ich halte einen Erfolg für sehr fraglich. Wenn wir nicht an den Jem’Hadar Patrouillen vorbeikommen, verlieren wir unser Schiff unser Leben, und haben nichts erreicht, außer versagt zu haben.

Hier kommt mein Plan ins Spiel. Ausweglose Situation hin oder her.

Lieber gehe ich mit einem großen Knall aus dem Leben, als jämmerlich abgeschossen zu werden, vielleicht in Feindeshand zu fallen und in einem Jem’Hadar Gefängnis zu verrotten.

Wenn uns die Ideale der Sternenflotte und ihr Fortbestand mehr wert sind als unser Leben, dann sollten wir die größte Bombe zünden die wir haben, und damit meine ich nicht unsere stärksten Torpedos.“

Mark Wallace dämmerte es, auf was der Chefingenieur anspielte. Ja, es war eines die Selbstzerstörung des Schiffes zu aktivieren, aber das war nichts gegen das, was der Chief ins Auge gefasst hatte.

„Wir sind Sternenflottenoffiziere, wir verkriechen uns nicht wenn es schwierig wird, wir halten zusammen und halten die Fahne der Föderation hoch. Wir treten für unsere Überzeugung ein, wir kämpfen dafür und verdammt noch mal wenn es sein muss, dann sterben wir auch dafür. Diesen Eid haben wir geleistet, jetzt ist es an der Zeit ihn umzusetzen.“

Mark Wallace war überrascht. So hatte er den Chefingenieur noch nie kennengelernt, aber er konnte nicht umhin zu sagen, dass er damit recht hatte. Vor allem war er froh, dass dieser Vorschlag nicht von ihm als befehlshabendem Offizier gekommen war, sondern von einem Mannschaftsmitglied. Er war gespannt, was nun passieren würde. Denn nach der flammenden Rede herrschte nun eisige Stille.

 

„Ich kann mir zwar vorstellen, wie Sie das erreichen wollen, aber ich will Ihnen nicht vorgreifen, erklären Sie es zunächst einmal und dann werden wir sehen wie die Crew zu ihrem Vorschlag steht.“, wies der Captain den Chefingenieur an.

John Morgan sah den Captain fragend an.

„Nur zu Lieutenant Commander, die Bühne gehört ganz Ihnen!“, damit wies der Captain auf den Platz vor dem Bildschirm, zu dem der Chefingenieur nun trat und sich kurz räusperte.

„Nun gut, ich bin vielleicht nicht der Richtige, um technische Dinge einfach zu erklären, Sie wissen ja, wir Ingenieure sind schon ganz spezielle Individuen.

Im Prinzip ist es ganz einfach. Wir positionieren uns genau im Mittelpunkt der Flotte, dabei verlasse ich mich ganz auf die Wissenschaftler, die diesen Punkt sicher sehr genau bestimmen können. Unser Pilot, wird das dann mit einem Picard Manöver umsetzen. Damit sind wir drin.

Die größte Bombe die ich erwähnt hatte ist unser Schiff selbst. Wir erzeugen einen Warpkernbruch, aber keinen gewöhnlichen, sondern einen perfekten. Ein solches Szenario ist meist die Folge eines Unfalls und erzeugt je nach Reaktion zwischen Materie und Antimaterie eine Explosion, die sich Kugelförmig mit halber Impulsgeschwindigkeit ausbreitet. Das lässt dem letzten Schiff am äußersten Rand eine Reaktionszeit von null Komma eins Sekunden, kaum ausreichend, um irgendeine Gegenreaktion zu starten.

Ich werde diese Reaktion jedoch so steuern, dass sie die optimale Wirkung zeigt und auch wenn nicht alle Schiffe am äußeren Rand sofort verdampfen werden, so werden sie mit Sicherheit stark beschädigt und flugunfähig. Damit können wir die Gefahr, die dem Alpha Quadranten droht am besten bekämpfen. Nur zum Vergleich: Wenn also eine 10-Megatonnen-Atombombe explodiert, zerstört sie einen Umkreis, von etwa 17,7 Kilometer direkt und ohne nenneswerte Reste übrigzulassen. Eine Atombombe aus dem 20ten Jahrhundert wäre allerdings ein Knallfrosch im Vergleich zu einem Warpkernbruch.

 

Auf diese Ausführungen folgte erneut völlige Stille. Captain Wallace war klar, dass er seine Offiziere nicht fragen wollte, wer sich für diesen Vorschlag entscheiden würde, bedeutete er doch das Ende von Schiff und Mannschaft. Daher ging er es anders an.

„Gut, Sie haben jetzt den Lösungsvorschlag vom Chief gehört. Gibt es andere Ideen, die es uns erlauben den Auftrag auf die eine oder andere Weise zu erfüllen?“

Angesichts der Situation war nicht damit zu rechnen, denn auch ihm fiel keine andere oder gar bessere Lösung ein.

„Wer diesen Vorschlag ablehnt oder ihn für nicht durchführbar hält, der gibt bitte Handzeichen.“ Mark Wallace wollte es so diplomatisch wie möglich lösen und er hatte noch ein Ass im Ärmel, das er nun ausspielen wollte. Keiner hob die Hand.

„Tessal, John, kommen Sie bitte zu mir.“ Die beiden angesprochenen kamen zum Captain und sahen Ihn gespannt an. „Können Sie es so einrichten, dass sie alle Funktionen auf einen Schalter legen, den ich von meinem Stuhl aus kontrollieren kann?“ Tessal war am schnellsten mit ihrer Antwort. „Ja Sir, kein Problem, auch die Flugsteuerung lässt sich automatisieren.“ Darauf sah er seinen Chefingenieur an.

„So gut wie erledigt, ein Feld auf Ihrem Display für die Flugsteuerung, ein Feld für die Auslösesequenz.“

Der Captain nickte und sprach nun so laut, dass die gesamte Mannschaft es hören konnte. „Okay, das werde ich allein übernehmen. Der Planet, den wir umkreisen bietet zwar keine optimalen Voraussetzungen aber Sie alle werden hoffentlich irgendwann die Heimat wiedersehen. Sie werden die drei Shuttles nehmen und dort landen, nehmen Sie ausreichend Proviant und Materialien mit, damit sie eine Zeitlang überleben können. Ich bin sicher, wenn sich die Situation auf Deep Space Nine entspannt hat, wird die Sternenflotte hier wieder vorbeikommen.

Das ist alles Sie können wegtreten.“

 

*  *  *

 

Ein halber Tag war vergangen und die Wissenschaftler hatten den bestmöglichen Kurs inmitten die Schiffe hinein, wie auch die optimale Position berechnet. Es war nicht gerade einfach, einen Warpsprung in dieses Wespennest zu planen, aber Tessal und Andrew McCarthy hatten es dennoch geschafft. Aus den letzten Funksprüchen der Cardassianer hatten sie erfahren, dass es am nächsten Tag losgehen sollte. Ein Hauptschiff, möglicherweise mit einigen Gründern, wurde noch erwartet. Doch so lange wollten sie nicht warten, keiner wusste, ob das Schiff vielleicht die Position in der Mitte einnehmen würde, die sie für die Detonation nutzen wollten.

Außerdem wäre ein großes Kampfschiff und einige nachrückende Schiffe das kleinere Übel für die Föderation.

 

Reddy hatte alles vorbereitet, auf dem Display am Stuhl des Captains gab es zwei neue Schaltflächen. Eine blaue und eine Rote. So wie es der Chefingenieur erklärte war die blaue dafür gedacht eine Startposition genau hinter der Flotte einzunehmen. Danach wurde sie zur grünen Schaltfläche die das Picardmanöver ausführte. Die rote Schaltfläche brauchte keine Erklärung.

„Gut Chief, das wäre dann alles. Informieren Sie bitte die Crew, damit sie von Bord geht. Ich werde in einer Stunde starten.“ Der Chefingenieur nickte und alle verließen die Brücke.

Mark Wallace behielt alle Kontrollen im Blick, aber der Hangar öffnete sich nicht, kein Shuttle verließ das Schiff.

 

„Captain an Chefingenieur. Mister Morgan, was ist hier los, die Crew sollte das Schiff längst verlassen haben, warum wird der Hangar nicht geöffnet.“ Statt einer Antwort öffneten sich die beiden Türen im hinteren Bereich der Brücke. Auf der linken Seite trat die erste Offizierin Vivian Finefield ein, auf der rechten Seite der Chefingenieur.

Beide traten vor den Captain und die erste Offizierin sprach ihn an. „Sir, wir können Ihrer Anweisung nicht Folge leisten. Keiner weiß, ob wir auf diesem Planeten sicher wären. Wir haben uns entschlossen diese Aufgabe gemeinsam durchzuführen. Niemand sollte allein sein, wenn er am Ende seines Weges angekommen ist.“ Langsam füllte sich die Brücke mit den Crewmitgliedern, diejenigen, die üblicherweise Dienst hatten besetzten die Positionen.

„Ich glaube es wird Zeit für die Logbuchboje Sir, ich habe ein besonderes Exemplar dafür vorgesehen. Sie wird inaktiv bleiben, bis sie das Transpondersignal eines Sternenflottenschiffes empfängt.“ Damit übergab der Chefingenieur dem Captain ein Padd.

Mark Wallace konnte sich schon denken was darin enthalten war. Er erhob sich und nickte seiner Crew zu. „So war das nicht beabsichtigt“, erklärte er mit brechender Stimme.

„Nein, sicher nicht, aber das was uns ausmacht sind nicht unsere Ansichten sondern unsere Taten. Wir sind entschlossen diesen Weg bis zum Ende mit Ihnen zu gehen. Ich brauche sicher nicht den berühmten vulkanischen Satz zu zitieren, denn er steht bei all unseren Handlungen im Vordergrund.“, gab Tessal dem Captain eine letzte Lehrstunde in vulkanischer Logik.

 

Der Captain ging gemäßigten Schrittes in seinen Bereitschaftsraum, in dem er mehr als eine Viertelstunde verbrachte, um seine Aufzeichnungen zu machen. Dann kam er zurück und Andrew McCarthy zu informieren, dass alles bereit war. Die Sonde wurde mit den gesamten Aufzeichnungen versehen und ausgestoßen. Dann setzte sich der Captain wieder in seinen zentralen Stuhl.

„Kaladon, starten Sie den Anflug“, wies er den Piloten an. Gleichzeitig wandte er sich an die Mannschaft, die allesamt auf der Brücke standen. Ein letztes Mal wandte er sich an seine Crew:

„Es war mir eine Ehre und ein Privileg mit Ihnen dienen zu dürfen. Dies tun wir für die Sternenflotte und für den Fortbestand der Föderation.“ Inzwischen hatte die Alamo die Sprungposition erreicht. Mark Wallace gab die Anweisung „Warpsprung, Jetzt!“

Innerhalb vom Bruchteil einer Sekunde schoss das Schiff nach vorne und stoppte mitten in der Dominionflotte an genau der vorgesehenen Position. Der Bildschirm bestätigte, dass sie inmitten der Schiffe angekommen waren. Dann legte der Captain seinen Finger auf das rote Sensorfeld.

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