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Der Aufpasser

von Harald Latus

Prolog

Der Aufpasser

 

Prolog

 

Toni Sanders war stolz wie Bolle, wie man so schön sagte. Mit dreiunddreißig Jahren hatte sie es durch Fleiß und Förderung bis zu diesem Punkt geschafft. Das kleine Energiebündel mit der feuerroten Haarpracht war gerade einmal einen Meter fünfundfünfzig groß und musste fast zu jedem Aufsehen, mit dem sie sprach, aber das machte ihr nichts aus. Sie hatte heute ihr Captainspatent erhalten und sollte schon morgen mit einem Auftrag starten. Insgeheim hoffte sie wie jeder frisch beförderte auf ein eigenes Kommando, doch ganz so leicht war das kurz vor dem nahenden Jahrhundertwechsel nicht mehr.

Die Sternenflotte hatte ihre Lehren daraus gezogen junge Captains mit Schiffen auszustatten und diese auf Missionen zu schicken, bei denen nicht selten unerwartete Schwierigkeiten auftraten. Es ging das Gerücht um, ein alter schrulliger Admiral stecke hinter einer neuen Regel, die wieder einmal bewies, dass das Flottenkommando den Personen nicht vertraute, welche es an der Akademie selbst ausgebildet hatte.

Man betitelte die Maßnahme offiziell als ‚Aufsichtführenden Beobachter‘, doch für die junge Generation, die den Abläufen und Machtstrukturen der Sternenflotte kritisch gegenüberstand, war es nichts anderes als ein Aufpasser.

 

Captain Sanders hatte gerade das Gebäude verlassen, als ein Ruf auf Ihrem Padd einging.

„Meinen Glückwunsch zum Captainspatent. Sei Dir deiner Herkunft und deiner Fähigkeiten immer bewusst. Du entstammst einer langen Reihe von Sternenflottenoffizieren, die mit Stolz gedient haben und immer einen wichtigen Beitrag für die Föderation geleistet haben.“ Toni sah auf ihr Padd. Die roten Haare ihres Vaters waren unverkennbar. Seine Gesichtszüge zeigten Stolz aber gleichzeitig auch Freude über die Leistung seiner Tochter. Toni meinte ein wenig Feuchtigkeit in seinen Augen zu sehen. „Na das ist ja wohl kein Grund zum Weinen für dich, oder?“, flachste die junge Frau.

„Nein, aber ich bin stolz, dass Du die Tradition aufrecht erhältst die wir bei der Sternenflotte haben. Ich habe gehört Du sollst schon morgen starten. Ich bin gespannt, welchen Auftrag Du erhältst und auf welchem Schiff Du dienen wirst.“

Toni wurde eben bewusst, dass für sie sicherlich ebenfalls die neue Sternenflottenregel gelten würde, die inzwischen bei neuen Captains zur Anwendung kam.

„Naja, dass kann Dir ja dann mein Aufpasser brühwarm erzählen und ich bin sicher er wird kein schmutziges Detail auslassen. Das ist doch das größte für die, wenn sie die Brücke gegen einen Bürostuhl eingetauscht haben.“

Das Gesicht von Rick Sanders verdunkelte sich, „Vorsicht junge Dame, ein erfahrener Admiral kann ein Quell der Inspiration sein. Es mag sein, dass es Dir nicht gefällt, aber es ist das Beste für die Flotte. Wir haben selbst bei einfachen Aufgaben zu viele Schiffe und fähige Crewmitglieder durch die Fehlentscheidungen von übermütigen Captains verloren.“

Das Piepen des Padds zeigte eine weitere eingehende Nachricht an. „Okay Dad, ich glaub das sind meine Befehle wir hören uns wieder, vielleicht vom Schiff aus, bis bald.“, verabschiedete sich Toni, beendete die Kommunikation und öffnete die Textnachricht der Flotte.

„Captain Sanders, Ihr Auftrag betrifft eine dringende Lieferung von medizinischen Gütern für Velaros Prime. Sie erhalten ein temporäres Kommando, das Schiff wird Ihnen auf Raumdock eins zugewiesen. Finden Sie sich um 0700 bei der Abflugkontrolle ein. Wir wünschen Ihnen für den Auftrag einen guten Flug.

Wie üblich wird ein Admiral Ihren ersten Flug begleiten, tragen Sie bitte Sorge dafür, dass ihm ein angemessenes Quartier zugewiesen wird. Diese Nachricht wurde von der Einsatzplanung digital signiert.“

 

„Na klasse“, dachte sich Toni, die wissen genau wie man einem Captain schon den ersten Job vermiest. Nicht nur, dass man ‚irgendein‘ Schiff zugewiesen bekommt, man kannte auch nicht die Akten von Crew und Schiff. Es war ein Blindflug, auch wenn es einer der langweiligsten Aufträge der Flotte war, Frachtlieferung. Und dafür auch noch einen Aufpasser, wo blieb da die Freiheit, die man dem Captainsjob zusprach und was sollte daran eine Herausforderung sein, an der man wachsen konnte?

Damit fiel schon einmal ein wichtiger Punkt für eine saubere Vorbereitung ins Wasser. Sie kannte weder das Schiff noch die Crew, was sicherlich am Anfang zu Problemen führen konnte. Ihr Mentor, der sie viele Jahre begleitet hatte, schärfte ihr damals ein, dass eine gute Vorbereitung die Hälfte des Jobs ausmachte. Es hatte sich gezeigt, dass diese Empfehlung sich bewahrheitet hatte, gerade zu Zeiten, als sie erster Offizier war, hatte ihr diese Vorgehensweise mehrfach weitergeholfen.

„Egal, es kommt, wie es kommt. Man muss nur das Beste daraus machen.“, sagte sich Toni leise vor sich hin, deaktivierte das Padd und begab sich zum Shuttlebahnhof. Sie würde sich schnell noch eine kleine Reisetasche zusammenstellen und noch heute zum Raumdock aufbrechen, damit sie am kommenden Morgen keinen Stress mehr haben würde.

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