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Der Aufpasser

von Harald Latus

Kapitel 8

Kapitel 8

 

„Logbuch des Captains, Sternzeit 71385.9. (21.05.2394 – 20:29:02 Uhr)

Die MALINCHE ist nach dem Slipstream in den Normalraum gefallen und sah sich plötzlich einigen Schiffen von Handelstreibenden gegenüber. Wir erklärten uns und wollten unseren Flug fortsetzen, doch weitere drei Schiffe tauchten wie aus dem Nichts auf und konnten unser Schiff scannen, da wir die Schilde nicht rechtzeitig aufgebaut hatten. Wie wir feststellen mussten, handelte es sich dabei um Piraten, die es auf unsere Fracht abgesehen hatten. Diesen Anfängerfehler habe wohl ich zu verantworten. Ein kleiner Trupp von vier Personen konnte sich in dieser Zeit Zugang zum Schiff verschaffen und es ist nur dem schnellen Eingreifen der Sicherheit zu verdanken, dass sie schnell gefasst wurden. Die drei Schiffe, die sich als Bird of Prey herausstellten, sind vielleicht für ein Schiff der Galaxy Klasse keine wirkliche Bedrohung, doch unser Schiff konnte sich kaum der späteren ständigen Angriffe erwehren.

Wir suchten Schutz in einem Gasriesen, den wir jedoch auch wieder verlassen mussten, weil die Atmosphäre toxisch wurde und unsere Dichtungen angriff. Es blieb also nur eine Flucht zum Zentralgestirn, um mit einem Slingshot Manöver das System verlassen zu können.

Ich möchte an dieser Stelle unseren Chefingenieur lobend erwähnen, der mit vollem Einsatz das Schiff rechtzeitig wieder Flugfähig gemacht hat. Ebenso ist Lieutenant Nora Lendis, unsere Frau am Steuer hervorzuheben, die diese schwierige Aufgabe mit Bravour erledigt hat.

Insgesamt ist die Crew der MALINCHE bis auf wenige Ausnahmen ein eingespieltes Team, das bei guter Führung zu Höchstleistungen in der Lage ist. Derzeit ist der Slipstreamantrieb aktiviert und wir nähern uns unserem Ziel nun in großen Schritten. Eintrag Ende.“

 

„Computer, Ein weiterer Eintrag in das persönliche Logbuch des Captains, Sternzeit 71385.9.

Heute ist mir bewusst geworden, warum die Sternenflotte die neueingestellten Captains auf ihrem ersten Flug mit einem erfahrenen Offizier begleitet. Ich habe das Glück, meinen ehemaligen Captain und inzwischen auch guten Freund, Admiral Roger van Dyke an meiner Seite zu haben. Auch wenn es ein junger Captain ungerne zugeben würde, so kann der Erfahrungsschatz bei der Handhabung der Wahl der Mittel eine Leitlinie darstellen, an der man sich orientieren kann. In unserem Fall hat es mir einige Entscheidungen aufgezeigt und erleichtert, die ich womöglich anders gehandhabt hätte. Eintrag Ende.“

 

Toni Sanders atmete erleichtert auf. Sie flogen inzwischen seit vier Tagen mit Slipstreamantrieb und die Degeneration der Benamit Kristalle beschränkte sich auf ein Minimum. Der Chefingenieur hatte seine Leute im Rotationsprinzip in die Gondeln geschickt, um die einzelnen Spulen zu entmagnetisieren. Eine sehr zeitaufwendige Arbeit die man zudem nur im Team mit vier Mann durchführen konnte. Durch das drei-Schicht System war sichergestellt, dass den ganzen Tag daran gearbeitet wurde. Da man achtundvierzig Spulen zu bearbeiten hatte und man mit engem Zeitplan und ohne zu trödeln gerade mal sieben Stück pro Tag fertigstellen konnte, würde es also noch gute drei Tage dauern bis man die Möglichkeit hatte, den Warpantrieb zu nutzen. Das würde relevant werden, wenn man sich dem Ziel näherte, auch um dann Kontakt aufzunehmen. Bislang wollte Captain Sanders dies jedoch nicht tun, keiner wusste was passieren würde, wenn man einen frühen Kontakt herstellte. In manchen Zivilisationen konnte es je nach Informationspolitik vorkommen, dass die Bewohner nervös wurden und vielleicht mit einer Panik reagierten, um schnell das Heilmittel zu erhalten. Toni Sanders hatte daher die Anweisung gegeben, sollten Rufe eingehen, diese nicht zu beantworten.

Sie erinnerte sich sehr gut an die Situation, als sie noch erster Offizier war und ihr Schiff Lebensmittellieferungen bereitstellen sollte. Es war auf dem Außenposten zu Unruhen gekommen, bis hin zur Panik. Die Sicherheitsdienste konnten die Bevölkerung nicht im Zaum halten und es wurden bei dem Run auf die Ausgabestelle sehr viele verletzt und getötet. Dieses Risiko wollte sie beim aktuellen Auftrag vermeiden.

Captain Sanders stand auf und verließ den Bereitschaftsraum. Kaum auf der Brücke angekommen erstattete der erste Offizier Bericht, „Captain, das Wartungsteam hat die Arbeiten an den Luftschleusen als abgeschlossen gemeldet, die Dichtungen sind alle ausgetauscht. Der Maschinenraum berichtet, dass inzwischen achtundzwanzig Spulen entmagnetisiert wurden, der Chefingenieur lässt ausrichten, die Arbeiten werden sich nicht verzögern und sind in drei Tagen abgeschlossen. Die Arbeiten an den Umbauprojekten für die Messe und die weiteren Räume wurden wieder aufgenommen, auch hier liegen wir im Zeitplan.“

Nachdem Commander Rodgers geendet hatte, setzte sich Captain Sanders in ihren Stuhl. „Danke sehr Nummer eins. Ich bin mir noch unschlüssig, wie wir den Impfstoff schnell und sicher auf den Planeten bekommen. Am besten wäre es, wenn wir ihn an die Ausgabestellen herunterbeamen. Ich möchte einen Aufenthalt auf dem Planeten aus bekannten Gründen der Ansteckung vermeiden.“

Nyle Rogers nickte zustimmend, „Das ist ein guter Ansatz, ich prüfe anhand der Daten von Velaros Prime, wie viele Standorte wir versorgen und welche Mengen wir liefern müssten.“

„Danke!“, antwortete der Captain und lehnte sich zurück. Nun konnte sie das Panorama genießen, welches ihr auf dem Hauptschirm entgegenflog.

 

*  *  *

 

Heute zur Mittagszeit entschloss sich der erste Offizier das Casino aufzusuchen. Das gab ihm die Möglichkeit auszuspannen und vielleicht in einem Gespräch den ein oder anderen Offizier ein wenig näher kennenzulernen. Er betrat den Raum durch den Steuerbordeingang und sah einen Mann in Zivilkleidung, der in einer Ecke am Fenster saß und den Raum und auch das Sternenpanorama gut im Blick hatte. „Darf ich mich zu Ihnen gesellen“, fragte er höflich.

„Selbstverständlich gerne, ich freue mich über ein wenig Gesellschaft…“, erwiderte der Mann, der kurze hellgraue Haare und einen kurzgeschorenen Vollbart hatte. „ich nehme an, Sie möchten sich eine Auswahl am Nahrungsreplikator zusammenstellen?“, fuhr er fort und erhob sich als der erste Offizier nickte. „Dann lassen Sie uns gemeinsam speisen, vielleicht ergibt sich ja auch ein nettes Gesprächsthema“

Beide gingen zum Nahrungsreplikator und gaben ihre Menüwünsche an, die das Gerät umgehend bereitstellte. Der erste Offizier entschied sich für Tortellini mit Steinpilzfüllung, während sich sein Gegenüber für eine Kohlroulade mit Kartoffelpüree entschied. Mit den Gerichten steuerten beide wieder die Sitzgelegenheit an und begannen sich auf das Mahl vorzubereiten.

„Ich gehe anhand Ihrer Garderobe davon aus, dass sie unerkannt bleiben wollen, oder gehe ich in dieser Annahme fehl?“, fragte der erste Offizier.

„Das haben Sie gut erkannt, sagen Sie einfach Roger zu mir, es wird schon keinem Auffallen. Ich wäre sehr dankbar für ein paar offene Worte“ Der Commander nickte und begann seine Tortellini zu essen und auch Admiral van Dyke zerteilte die Kohlroulade, aus der sich ein würziger Duft ergab.

„Mich würde interessieren, wie Sie mit Captain Sanders zurechtkommen. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht einen Ersatz auf dieses Schiff abzustellen.“, fragte der Admiral, während er sich den ersten Happen seines Gerichts schmecken ließ.

„Viel Zeit habe ich in den wenigen Tagen noch nicht mit ihr verbracht. Es ist schwer einen Menschen in Führungsposition einzuschätzen, denn oft zeigen sich die Personen anfangs offen und zugänglich, bevor sie einen enttäuschen“, war die offene Antwort des ersten Offiziers. „Sie hat in den wenigen Tagen bereits viel verändert, sicher auch zum Guten, aber es bleibt die Möglichkeit, dass Captain Hershel viele Entscheidungen wieder zurücknehmen wird.“

Der Admiral nickte verstehend, „Was macht Sie so sicher, dass so etwas passieren könnte“, wollte er wissen. „Nun Sie hat mir bei Dienstantritt bereits gesagt, dass sie nur einen temporären Auftrag ausführt und hat auch nicht auf das Captainsquartier bestanden, Sie wohnt im zweiten VIP Quartier auf dem Schiff. Aus Ihrer Kurzakte geht hervor, dass sie direkt vor Antritt der Reise mit 33 Jahren zum Captain befördert wurde, ein sehr junges Alter was nicht für viel Erfahrung spricht. Das ist meist ein Zeichen für schnelle Beförderungen, was auch Ihre Anwesenheit erklären würde.“

Roger musste schmunzeln. „Wenn Sie sich da mal nicht irren. Ich kenne Sie sehr gut, sie hat auf meinem Schiff ihre Karriere begonnen nach Abschluss der Sternenflotte im Alter von 18 Jahren. Sie können sich also vorstellen, dass sie ein blitzgescheites Mädel ist, mit schneller Auffassungsgabe und einer guten Intuition“, gab Roger zurück.

„Als Tochter eines Captains der Sternenflotte hat sie schon immer an der Flotte Interesse gezeigt. Sie konnte an einem Informationstag bei der Sternenflotte als 14-Jährige die Lehrer mit profundem Wissen beeindrucken. Sie wollte unbedingt zur Sternenflotte und Ihr Vater setzte sich damals als Captain dafür ein, dass sie zunächst zumindest die Vorlesungen besuchen durfte. Sie hat es aber als vollständiges Studium gesehen und bestand nahezu jede Prüfung die sie mitgeschrieben hat mit Leichtigkeit.

Sie wurde damals als jüngstes Mitglied an der Akademie angenommen, nachdem Sie zwischenzeitlich ihren Abschluss mit 16 frühzeitig und erfolgreich hinter sich gebracht hat.

Man stellte fest, dass man sie fördern musste und ihr die Gelegenheit zu geben die Laufbahn einzuschlagen, die ihr vorschwebte.

Mit 18 Jahren war sie im letzten Jahr der Akademie, hatte mit Bestnoten bestanden und beendete die Akademie mit ihrem Einsatz auf der USS AVIATOR, meinem damaligen Schiff. Von da an habe ich mich darum gekümmert, dass sie ihren Weg erfolgreich gehen konnte und sie weiter gefördert.

Sie ist von mir noch zum Commander befördert worden, ist dann aber gegangen, weil ich auf meinen damaligen ersten Offizier nicht verzichten wollte.“

Der Commander war von diesem Vortrag mehr als überrascht. „Von diesen Leuten gibt es nicht viele und diese außerordentlichen Karrieren werden immer seltener.“, erklärte der Commander.

„Das ist richtig. Jeder ist gut damit beraten, sie nicht zu unterschätzen, auch wenn sie jung ist, sehr klein geraten und vielleicht noch kindlich wirkt. Sie war eine der besten Offizierinnen, die auf meinem Schiff gedient hat. Sie ist etwas ganz Besonderes.“

In der Zwischenzeit hatten beide ihre Teller geleert und der erste Offizier machte einen Vorstoß, den der Admiral nicht erwartet hatte. „Ich habe in den letzten Tagen viel neues erlebt und konnte sehen, wie sie das gesamte Schiff umgekrempelt hat. Ich habe noch nie so schnell neue Dinge gelernt, wie in diesen letzten Tagen und würde davon gerne etwas zurückgeben. Wissen Sie vielleicht, wie man ihr eine Freude machen kann?“ Roger konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Es gibt viele Wege, sie positiv zu überraschen und es gibt auch Dinge, die sie gerne mag. Ich habe da meinen eigenen Weg gefunden, aber Sie sollten sich vielleicht fragen, was Sie sich persönlich wünscht. Manchmal findet man Inspiration in den Daten der Sternenflotte.“, erklärte Roger van Dyke, was den ersten Offizier zunächst ratlos zurückließ. Aber ihm war auch bewusst, dass dies sicherlich ein wichtiger Hinweis war, dem er nachgehen sollte. „Ich danke Ihnen, es war sehr erfrischend einmal einen Mann kennenzulernen, der seine Stellung nicht unbedingt allen präsentieren muss.“, erklärte der erste Offizier und erhob sich. „Entschuldigen Sie mich, ich muss wieder zurück auf die Brücke. Es hat mich sehr gefreut, vielen Dank!“ Damit erhob er sich und ließ Roger van Dyke am Tisch allein, der sich noch einen Augenblick dem Sternenpanorama zuwandte.

 

*  *  *

 

Captain Sanders sprach gerade mit dem Chefingenieur, als der erste Offizier Nyle Rodgers wieder auf die Brücke trat. „Mister Walker, wie steht es mit der Abnutzung der Benamit Kristalle?“, wollte der Captain gerade wissen. Sie hatten inzwischen erfolgreich eine ganze Woche diese Antriebsart genutzt und waren gut vorangekommen. „So, wie ich es sehe können wir den Antrieb mindestens noch eine weitere Woche laufen lassen. Der Schaden an den Gondeln wurde behoben und der Warpantrieb ist wieder einsetzbar. Ich empfehle daher rechtzeitig vor dem Sternensystem auf Warpgeschwindigkeit zu gehen. Das lässt sich besser und genauer dosieren. Nicht dass wir noch am Sonnensystem vorbeischießen, oder gar mittenhindurch.“, erklärte der Chefingenieur.

„Verstanden.“, kam es vom Captain. „Wir werden uns umgehend damit beschäftigen. Vielen Dank für die positiven Nachrichten.“ Damit beendete sie die Kommunikation mit dem Maschinenraum und wandte sich an Lieutenant Paul Renner, „Mister Renner prüfen Sie die Entfernung zum Ziel und berechnen Sie, wann wir den Slipstream verlassen müssen, um noch mit einem Tag Warpantrieb weiterzufliegen. Das sollte uns genug Zeit geben, um die Heimatwelt von Velaros zu kontaktieren und mit den Repräsentanten die Übergabe des Impfstoffes und des Heilmittels zu planen.

Unser Schiff der Intrepid Klasse ist atmosphärentauglich und wir könnten auf einem ausgewählten Landeplatz zum Entladen niedergehen. Andererseits möchte ich unser Schiff und die Crew nicht einer möglichen Ansteckung aussetzen. Wenn wir in der Umlaufbahn sind, könnten wir die Medikamente direkt an die Versorgungsstellen beamen, das würde einen aufwendigen Weitertransport und die damit verbundenen Gefahren deutlich minimieren, Lieutenant Codas prüfen Sie das für mich und stellen Sie eine Liste der Versorgungsstellen zusammen.“, wies der Captain seine Offiziere an den Stationen an.

 

Lewis Almond war auf dem Weg zum hinteren Casino der MALINCHE, welches direkt unterhalb des Shuttlehangars lag. Seine Erwartungshaltung war klar, denn er kannte die sorgfältige Planung und Umsetzung der Flottenwerften, die sich meist schon zu strikt an die Vorgaben hielten. Normalerweise war hier ohnehin eine rückwärtige Aussichtslounge vorgesehen, denn die großen Fenster luden zum Ausblick ins All ein. Ursprünglich waren hier sechs Tische zu jeweils zwei Personen eingetragen, dazu Sitzgelegenheiten vor den Fenstern. Begrenzt sollte dies sein von zwei Wänden, die unweit der Fensterfront links und rechts abschlossen zu den Räumen, in denen die Energiezellen für die rechte und linke untere Phaserbank untergebracht waren. Diese Bauteile waren in der Regel mannshoch und erzeugten zudem Geräusche bei der Energieumsetzung. 

Der Offizier betätigte den Öffnungssensor und die beiden Türhälften fuhren auseinander.

Lewis musste erst zweimal hinsehen, denn das, was er sah, war bei weitem nicht das, was er erwartet hätte. Dieser Raum war weit davon entfernt die Planung zu erfüllen, die in der Schiffsbeschreibung stand.

Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Der gesamte Raum war vollgestellt mit Geräten, Vertäfelungen für mehrere Teile einer Shuttleaußenhaut und jeder Menge unidentifizierbarer Boxen, die mit Codeabfrage verschlossen waren. Die vorgesehene Inneneinrichtung fehlte gänzlich oder war entfernt worden. Die Wände, die den Raum begrenzen und zu den Phaserbänken abschotten sollten fehlten gänzlich. Dafür war der Platz vielversprechend, um etwas neues zu gestalten. Aufgrund der Modifikationen waren die Phaserarrays nur noch knapp dreißig Zentimeter hoch und ließen sich bestimmt überbauen.

Lewis Almond tippte auf seinen Kommunikator. „Almond an Commander Rodgers.“ Der Ruf wurde sofort erwidert. „Rodgers hier, was kann ich für Sie tun?“, wollte der erste Offizier wissen.

„Der vorgesehene Raum für die hintere Messe ist vollgefrachtet mit allerlei Dingen, die als erstes Mal entfernt werden müssten, bevor ich mit meiner Aufgabe beginnen kann.“

Der erste Offizier hatte sofort verstanden, „Ich schicke Ihnen sofort zwei Leute, die Ihnen helfen und alles wegräumen was da nicht hingehört. Später sehe ich mir das selbst an, aber zurzeit kann ich nicht hier weg.“ Lewis Almond atmete auf. Wenigstens bekam er Hilfe bei diesem Projekt, wann immer er danach fragte. So ließ es sich arbeiten.

Keine zwei Minuten später tauchten zwei Crewman auf, die dem Offizier dabei halfen den Raum leer zu räumen. Es zeigte sich, dass ein Großteil der in dem Raum gelagerten Dinge dem Shuttlehangar zuzuordnen war. Eigentlich waren es Teile, die man Recyclen konnte, um diese wieder in Rohmasse zu verwandeln. Allerdings war das mit Arbeit verbunden, die jemand scheinbar vermeiden wollte.  Lewis Almond dokumentierte jeden Schritt, den die Kollegen machten, um den dafür zuständigen später zur Rechenschaft ziehen zu können. Er war sich sicher, dass der Commander ein ernstes Wort mit demjenigen reden wollte.

Ganze 5 Stunden hatte es gedauert, bis man den Boden sehen konnte und sich Lewis Almond ein Bild von dem inzwischen leergeräumten Platz machen konnte. Er setzte sich auf den Boden und schloss die Augen um den Raum auf sich wirken zu lassen. Die leisen Geräusche, die er vernahm, konnte er gut zuordnen und daraus die Größe und die Akustik in sich aufnehmen. Es war mehr ein Spleen, als eine wirkliche Eigenschaft aber unter diesen Umständen konnte er sich am besten konzentrieren und seinen Geist freimachen für etwas Neues.

 

Captain Sanders saß am Abend in Ihrem Bereitschaftsraum und prüfte noch einmal die Angaben, die man ihr zugetragen hatte. Sie rechnete jeden Moment mit der Umstellung von Slipstream auf Warpantrieb, so, wie es der Chefingenieur vorgesehen hatte.

Innerlich bereitete sie sich auf die Kontaktaufnahme mit den Veloranern vor. Sie las gerade eine Information, die sie von Admiral Wellington erhalten hatte. Hierin waren die Repräsentanten genannt, die voraussichtlich mit Ihr kommunizieren würden. Es gab auch ein paar Hinweise zur Vorgehensweise. Das Volk war sehr abgelegen und hatte kaum Kontakt mit anderen Welten. Dementsprechend war die Kontaktaufnahme nicht gerade einfach. Vertraut wurde nur demjenigen der bekannt war und der sich als würdig erwies. Hierarchien wurden gepflegt und beachtet. Wer hoch in der Hierarchie stand, dem vertraute man leichter.

Toni Sanders war klar, dass sie als die Führungsspitze des Schiffes diese Funktion ausfüllen musste. Andererseits wollte sie auch hier keinen Außenposten errichten, sondern lediglich Medikamente für eine Seuche abliefern, damit die Heimatwelt von einer Katastrophe verschont blieb. Das sollte wohl nicht zu Problemen führen, da sie keine Verhandlungen führen musste.

Natürlich hätte sie schon lange genug Zeit gehabt diese Dinge zu lesen, doch ihr Mentor hatte ihr damals den Rat gegeben, Informationen immer erst dann aufzunehmen, wenn man sie benötigte, so blieben sie im Gedächtnis und gingen nicht mit der Zeit durch die alltäglichen Aufgaben verloren.

Ein leichter Ruck ging durch das Schiff und instinktiv sah Captain Sanders aus dem Fenster. Sie hatten den Slipstream verlassen. Das war ein Zeichen dafür, dass sie sich jetzt um die Kontaktaufnahme kümmern konnte. Ihr war klar, dass sie dafür genau einen Tag Zeit hatte, so wie sie es dem Navigator aufgegeben hatte. Es hieß also keine Zeit zu verlieren und das Gespräch mit Velora zu suchen.

Der Captain stand auf und verließ den Bereitschaftsraum. Auf der Brücke angekommen erhob sich der erste Offizier aus dem zentralen Stuhl und machte Platz für sie. „Der Flug läuft wie vorgesehen, der Tausch der Dilithium Kristalle wird vorgenommen, wir werden in wenigen Minuten auf Warp gehen können. Ich sehe mal nach unserem besonderen Projekt, es hat da wohl eine unerwartete Situation gegeben.“, erklärte er und verließ die Brücke durch den Turbolift.

Auf Deck elf angekommen steuerte der erste Offizier den hintersten Raum an und drückte den Öffnungssensor. Der Raum war vollkommen leer und zu beiden Seiten konnte man die Erhebungen der Phaserarrays sehen, welche die unteren hinteren Phaserbänke mit Energie versorgten.

In der Mitte des Raumes saß eine Person, die aussah, als würde sie meditieren. Die Schritte des ersten Offiziers der nun hereinkam veranlassten nun, dass die Person aufstand und sich dem Commander zuwandte. „Lieutenant Almond, gibt es irgendwelche weiteren Probleme?“, wollte der erste Offizier wissen. „Nein Sir, vielen Dank für die Hilfestellung, allein hätte ich sicherlich länger gebraucht und auch nicht gewusst, wo ich all diese Sachen hätte hinpacken sollen.“ Dabei übergab er dem ersten Offizier ein Padd auf dem sich eine sehr lange Liste befand, was sich in diesen Raum befunden hatte. Commander Rodgers war schnell klar, wie dies zusammenhing und er hatte auch schnelle eine erste Einschätzung dazu, wo die Verantwortung zu suchen war.

Er sah wieder zu Lewis Almond und deutete in den Raum. „Ich bin mir sicher, dass sie hieraus etwas ganz besonderes zaubern werden. Lassen Sie mir Ihre Ideen zukommen, ich werde das dann mit dem Captain besprechen.

 

„Captain, der Maschinenraum meldet, dass der Antriebswechels vollzogen ist und wir nun mit Warpantrieb weiterfliegen können.“, meldete die Andorianerin von der Ops.

„Miss Lendis“, wandte sich der Captain an die Steuerfraum „Sie haben es gehört, lassen sie die Pferde springen, voller Galopp, wenn‘s recht ist.“

Sofort wurde diese Anweisung umgesetzt und kurz darauf flogen der Brückencrew auf dem Hauptschirm die Warpsterne entgegen.

Captain Sanders sammelte sich. Es war schon fast Zeit für den Schichtwechsel und auch wenn sie die Brücke meist länger beaufsichtigte, so war es an der Zeit Kontakt aufzunehmen. „Lieutenant Rand, stellen Sie bitte eine Verbindung mit dem Rat auf Velora Prime her.“, wies der Captain die Frau an der Kommunikation an. „Aye, Captain“, erhielt sie umgehend als Antwort und sofort wurde eine Verbindung etabliert. Auf dem Bildschirm erschien ein Raum, der wie ein alter Palast wirkte mit hohen Säulen, und bunten Fenstern, die in kleinen farbigen Scheiben verschiedene Symbole darstellten.

Kurz darauf traten drei Personen in den Fokus der Kamera und sahen verstört auf das ihnen übermittelte Bild. Die drei sahen sich ungläubig an und drehten sich dann wieder der Kamera zu.

 

Die Veloraner hatten schmale lange Gesichter und eine Besonderheit, denn am oberen Ende ihrer Stirn ragte ein Auswuchs hervor, der einer Schirmmütze ähnlich war. Scheinbar hatte sich die Evolution auf diesem Planeten einer sehr hellen Sonneneinstrahlung angepasst und schützte die Augen vor übermäßigem Lichteinfall. In der Datenbank der Föderation waren sie daher auch als Schildköpfe benannt worden, was nicht abwertend gemeint, sondern ihrer anatomischen Besonderheit geschuldet war.

Die Frau in der Mitte, welche von zwei Männern begleitet wurde, trat einen Schritt vor. Ihre Robe, die  einem mittelalterlichen Gewand ähnelte erzeugte ein leises Geräusch, da die Schleppe über den unebenen Boden gezogen wurde. Ihr Kleid war reich mit Gold und Brokat besetzt und mit einer sehr engen Reihe Knöpfe von oben bis unten geschlossen. Sie schien die ranghöchste zu sein, denn die Kleidung der beiden Männer war eher schmucklos.

Ohne sich vorzustellen oder ein Grußwort zu erwähnen, forderte sie eine Erklärung.

„Wo ist Commander Rhonda Hershel? Wir hatten zweifellos mit Ihrer Anwesenheit gerechnet“, sagte sie ungehalten in Erwartung einer befriedigenden Antwort.

Captain Sanders hatte noch nicht einmal Zeit sie korrekt zu begrüßen. Das wollte sie zumindest nachholen.

„Ich grüße Sie, ich bin Captain Toni Sanders von der USS MALINCHE und entbiete Ihnen die besten Grüße der Föderation. Ich bin der Ersatz für Captain Hershel, die normalerweise dieses Schiff führt. Sie ist allerdings krankheitsbedingt verhindert, weshalb ich diesen Auftrag im Interesse einer schnellen medizinischen Lieferung an Ihr Volk durchführe.“

Die drei Repräsentanten von Veloras schauten sich erneut an, ließen ein kurzes Kopfschütteln sehen und dann brach die Verbindung unvermittelt ab. „Lieutenant, Verbindung wieder herstellen“, wies Toni Sanders die Kommunikationsoffizierin an.

„Captain, unser Ruf geht raus, aber wir erhalten keinen freien Kanal. Möglicherweise will man nicht mit uns sprechen.“, gab Nichelle Rand zur Antwort, nachdem sie an der Kommunikationseinheit alles versucht hatte.

Toni Sanders war sauer. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Bedingt durch eine ausgedehnte Slipstreamphase hatte man sogar drei Tage eingespart und war vor der erwarteten Zeit angekommen und nun wurde man ignoriert? Nun ja, wir haben die Medikamente und die haben eine Seuche. Ich schätze mal sie werden erkennen, dass es im Sinne ihrer Einwohner besser ist zu kooperieren, dachte sich Toni Sanders.

„Ich möchte, dass auch nach dem Schichtwechsel alle Kanäle offenbleiben, vielleicht kommen sie ja zur Vernunft. Wenn eine Kommunikation gewünscht wird, informieren sie mich bitte umgehend.“, wies der Captain seine Brückencrew an. Sie verweilte noch eine ganze Stunde auf ihrem zentralen Stuhl und begab sich dann in ihr Quartier. Die Frau hatte etwas gesagt, dass sie stutzig gemacht hatte, aber es war ihr erst aufgefallen, als sie in ihrem Quartier angekommen war.

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