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Der Aufpasser

von Harald Latus

Kapitel 9

Kapitel 9

 

Der nächste Morgen begann mit dem nervenden Ton eines Weckers, den Toni Sanders mit einem müden Schlag der Hand zur Ruhe brachte. Sie hatte schlecht geschlafen und war immer noch müde. Das lag vielleicht daran, dass sie sich zu viele Gedanken gemacht hatte. Gestern Abend hatte sie noch eine ganze Weile im Quartier verbracht, weil sie hoffte, dass die Veloraner doch noch mit der MALINCHE Kontakt aufnahmen. Doch bis weit nach Mitternacht war nichts passiert.

Sie stand auf, durchquerte den Raum zur Nasszelle und war erst nach einer Viertelstunde so weit, dass sie dem Tag ins ungeschminkte Auge sehen konnte. Was für aufreibende Wochen lagen hinter ihr. Und nun kurz vor dem Ziel ein solcher Fehlstart. Sie zweifelte inzwischen daran, dass sie die Richtige für diese Aufgabe war. Ein Schiff auf Vordermann zu bringen, war zwar keine leichte Aufgabe, aber es war zumindest eine Sache, mit der sie sich auskannte. Diplomatische Belange hatte sie bislang immer recht gut abwickeln können, aber bei einer kompletten Verweigerung einer Kommunikation wusste sie nicht mehr weiter. Wie sollte sie da die wichtige Aufgabe einer Medikamentenlieferung abwickeln? Sie konnte doch nicht einfach die Boxen mit dem Fallschirm aus dem Orbit abwerfen, oder doch?

Die einzige Möglichkeit, die sie sah, war einmal mehr Admiral van Dyke zu belästigen. Sie sah auf die Uhr und wusste, dass er auch auf diesem Schiff mit Sicherheit nicht von seinen Gewohnheiten ablassen würde. Zu denen gehörte es, nach einem frühen aufstehen eine Runde durchs Schiff zu laufen um für den Tag wach zu werden und ihn mit frischer Energie zu beginnen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass er sicherlich schon von dieser Aufgabe zurück sein musste. Sie setzte sich ans Terminal aktivierte den Sichtschirm und stellte ein Kontaktgesuch, welches umgehend beantwortet wurde. Auf dem Monitor erschien der Kopf von Roger van Dyke, der sich gerade mit einem Handtuch die Haare trockenrieb.

„Guten Morgen Captain, alles im Lot soweit?“, wollte er wissen. Toni Sanders machte einen leicht hilflosen Eindruck, denn sie spielte mit ihren Fingern und das kannte Roger noch sehr gut. Wenn sie unentschlossen war oder keine Antwort auf eine Frage finden konnte, dann war es immer dieser Griff zu den Fingern die sie rieb oder die Finger der beiden Hände einhakte, um eine Lösung zu finden.

„Ehrlich gesagt nein, ich hatte gestern Kontakt mit den Veloranern aufgenommen, bin aber nicht weit gekommen. Sie hatten wohl mit Rhonda Hershel gerechnet und waren nicht bereit mit mir zu reden. Sie haben die Kommunikation einfach abgebrochen. Es lässt sich keine Verbindung zu ihnen aufbauen. Wir müssten jetzt noch fünf Stunden vom Planetensystem entfernt sein und es wird höchste Zeit, dass wir unsere Vorbereitungen für einen geschmeidigen Ablauf der Medikamentenübergabe festlegen. Aber ohne Kontakt bliebe mir letztendlich nur die Möglichkeit in Person mit einem Shuttle den Planeten zu besuchen und um eine Audienz zu bitten. Neben dem Risiko einer Infektion würden wir dadurch wertvolle Zeit verlieren. Ich glaube das ist den Veloranern nicht bewusst.“

Roger van Dyke legte das Handtuch zur Seite. Seine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab und es war ein Anblick, bei dem man unfreiwillig lachen musste. Doch Toni Sanders war nicht zum Lachen zumute, viel zu sehr beschäftigte es sie, dass sie in dieser Situation scheinbar versagt hatte und nicht das notwendige Vertrauen erhalten konnte, um die Kommunikation weiter zu führen.

„Ich werde versuchen das zu regeln. Halten Sie sich bereit vielleicht geht es deutlich schneller als gedacht.“, damit beendete Roger van Dyke die Kommunikation und schlüpfte zunächst einmal in seine Uniform. Er wusste genau, was jetzt zu tun war und war bereit seinen Teil dazu beizutragen, dass die Unternehmung erfolgreich ablief.

Er richtete seine Haare, warf noch einmal einen prüfenden Blick in den Spiegel, dann setzte er sich an sein Terminal und setzte einen Ruf nach Velora mit einem Prioritätssignal ab. Ein Privileg, welches nur den Admirals der Flotte zustand und welches die Verbündeten durchaus zu schätzen wussten.

 

Auf dem Bildschirm erschien eine Frau, die in eine einfache einfarbige Robe gekleidet war und die interessiert auf den Bildschirm sah.

„Ich darf Ihnen die besten Grüße der Föderation und der Sternenflotte entbieten. Ich bin Admiral Roger van Dyke und in dieser Eigenschaft habe ich die Leitung der dritten Flotte und somit auch die Verantwortung über das Ihnen zugesandte Schiff mit dem für Ihr Volk so wichtigen Gegenmittel für die grassierende Seuche auf Velora. Es liegt an mir, Ihnen zu versichern, dass wir alles nur in Ihrem Interesse tun, um eine Ausbreitung der Krankheit auf Ihrem Planeten schnellstmöglich zu unterbinden.“

Die Frau zeige ein langsames tiefes Kopfnicken als Akzeptanz und gab Antwort. „Vielen Dank Admiral, dass Sie sich unserer Sache angenommen haben. Mein Name ist Syndal und ich bin die gewählte Premierministerin von Velora. Wir warten schon sehr lange auf eine Bestätigung, dass Hilfe unterwegs ist. Aber leider wurden unsere wiederholten Rufe nicht beantwortet, und erst vor sehr kurzer Zeit nahm eine für uns völlig fremde Kontakt mit uns auf. Wir hatten natürlich mit Commander Rhonda Hershel und der USS BOGOTA gerechnet.“, ließ sich die Frau in einem ruhigen Ton vernehmen.

„Das ist vollkommen verständlich“, gab der Admiral zurück, „aber sicher hat Ihnen Commander Hershel damals auch gesagt, dass die USS BOGOTA mehr als zwei Jahre unserer Zeit für den Rückweg braucht,“

Syndal nickte leicht, „Ja so hatte sie es beschrieben. Doch in der Zwischenzeit haben wir wiederholt mit Ihrem Bündnis Kontakt hergestellt, auch um unsere Lage zu erklären.“ Roger van Dyke nickte ebenfalls, um zu zeigen, dass er verstanden hatte.

„Sehen Sie Premierministerin und genau da liegt das Problem einerseits und unsere Stärke andererseits. Die BOGOTA hätte bis zu Ihnen erneut annähernd die selbe Zeit wie für den Rückweg benötigt, das wäre eine zu lange Zeitspanne bei der hier vorliegenden Infektion.

Wir beschlossen daher unser schnellstes Schiff zu entsenden mit genau Captain Rhonda Hershel als Ihrem Ansprechpartner. Bedauerlicherweise ist sie durch einen Unfall nicht in der Lage an dieser Reise teilzunehmen, wir haben daher schweren Herzens beschlossen einen anderen Captain mit der Führung zu beauftragen, damit Ihr Volk das Gegenmittel schnellstmöglich erhält. Unsere Reise mit einem neuen Antriebssystem erlaubt ein schnelleres Eintreffen auf Ihrem Planeten mit dem Nachteil, dass bei dieser Geschwindigkeit kein Kommunikationssignal beantwortet werden kann.

Ich darf Sie bitten Captain Sanders ebenso zu vertrauen, wie sie es mir gegenüber tun und möge es Ihre Entscheidung positiv beeinflussen, dass ich persönlich sie ausgebildet habe. Sie genießt mein volles Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass sie die Aufgabe genauso exzellent durchführen wird wie Captain Rhonda Hershel, die man nach Ihrer Heimkehr für ihre Verdienste in einen höheren Rang erhoben hat.“

Syndal verneigte sich kurz, „Ich danke Ihnen Admiral, dass Sie mir die Zusammenhänge so umfassend erklärt haben, in zwei Zyklen werden wir wieder mit Ihrem Schiff kommunizieren, ich bin sicher, wir werden eine Lösung finden.“

Roger van Dyke verneigte sich ebenfalls, „Vielen Dank für Ihr Verständnis. Sollten Sie weitere Fragen haben stehe ich Ihnen über diesen Kanal gerne jederzeit zur Verfügung. Ich danke Ihnen.“

Damit beendeten beide die Verbindung und Roger van Dyke musste sich von dieser Kommunikation erst einmal erholen. Es war anstrengend in dieser Konversation allzeit die richtigen Floskeln und Begriffe zur Hand zu haben, denn nichts war so vergänglich, wie das Vertrauen von Veloranern.

 

*  *  *

 

Captein Sanders war inzwischen auf der Brücke erschienen, hatte den Bericht zur Lage des Schiffes entgegengenommen und sich nach einer kurzen Weile in den Bereitschaftsraum zurückgezogen.

Für den nächsten Kontaktversuch mit den Veloranern hatte sie einen Einfall, den sie baldmöglichst umsetzen wollte.

„Captain an den leitenden medizinischen Offizier. Lieutenant Commander Newman, kann ich Sie bitte in meinem Raum sprechen?“, fragte sie, nachdem sie Ihren Kommunikator berührt hatte.

„Newman hier, Captain ich bin sofort bei Ihnen.“, erwiderte der Arzt und Captain Sanders legte sich bereits die Worte zurecht, mit denen Sie ihn überzeugen wollte, bei Bedarf eine weitere Aufgabe zu übernehmen. Schon kurze Zeit später ertönte das Türsignal und sie rief „Herein“.

Die Türe öffnete sich und der Schiffsarzt trat ein. Auch er zeigte eine Eigenart, die sie bereits dem ersten Offizier abgewöhnen musste. „Commander, stehen Sie bequem und sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen kommuniziere. Sie müssen es unter Captain Hershel wirklich schwer gehabt haben.“, sagte sie.

„Wir hatten in all den Jahren nur sehr wenige Berührungspunkte“, sagte er offen. Toni Sanders nickte und wies auf das Sofa unter der Fensterfront, auf dem sie sich mit dem Arzt nun niederließ.

„Commander, ich habe die Absicht in der Zeit, in der ich die MALINCHE kommandiere, all dies ein wenig anders zu handhaben. Ich möchte mit offenen Karten spielen. Ich gehe davon aus, dass Sie ursprünglich von Betazet stammen und daher die Gefühlslage von anderen Individuen empfangen können.“ Der Mediziner gab ein wenig vorsichtig Antwort, „Meine Herkunft wurde leider nie bestätigt.

Das Schiff, die Bastinda, ist dem Transporterunfall zum Opfer gefallen, der auch meine Eltern getötet hat. Es gab eine Fehlfunktion, die zu einer Überlastung der Systeme geführt hat, so die offizielle Stellungnahme. Mehr findet sich zu diesem Thema leider nicht in den Akten der Sternenflotte. Ich war noch sehr klein, annähernd zwei Jahre, und weiß weder den Namen meiner biologischen Eltern noch, woher sie kamen. Aber es trifft zu, dass ich zum Teil Betazoide bin, denn die angesprochene Fähigkeit scheine ich zu besitzen, auch wenn sie nicht trainiert wurde, wie es wohl auf Betazet üblich ist.“

Captain Sanders nickte, „Commander, ich hatte vor kurzem eine Unterhaltung mit den Bewohnern von Velora, die nicht so gut gelaufen ist und ich habe mich gefragt, ob Sie mir bei meinem nächsten Kontaktversuch nicht assistieren wollen. Es könnte sicherlich deutlich besser laufen, wenn ich die Verfassung der Gesprächspartner kenne und mich damit besser auf die Kommunikation einlassen kann.“

Der Arzt verzog sein Gesicht zu einer Leidensmine und der Captain wusste, dass er vorbehalte hatte.

„Commander, wenn Sie es wünschen, dann bleibt das unter uns, ich weiß, dass Ihnen Captain Hershel da sehr zugesetzt hat. Ich würde aber gerne das Potenzial nutzen, welches meine Crew hat und das schließt Sie und Ihre Fähigkeiten ein.“

Carter Newman lehnte sich ein wenig zurück, „Captain, ich schätze es, dass Sie mich mehr einbinden möchten, allerdings muss ich auch an mich und meine Reputation denken. Captain Hershel wird das sicherlich nicht gerne sehen, wenn sie wieder das Kommando innehat. Sie hat mich damals sehr genau wissen lassen, wie Ihre Einstellung dazu ist.“ Für Toni Sanders war klar, dass sie jetzt mit der nötigen Vorsicht agieren musste, damit der Mediziner nicht absprang.

„Commander, was halten Sie davon, wenn das erst mal ein Deal zwischen Ihnen und mir ist, der im Logbuch keine Erwähnung findet. Ich kann mir gut vorstellen, warum Sie so reagieren. Es bleibt unter uns und die Brückencrew wird zum Stillschweigen verpflichtet. Sie würden mir speziell jetzt bei den bevorstehenden Gesprächen einen großen Gefallen tun. Ein Arzt wird bei dem Gespräch nicht auffallen, da es ohnehin um Medikationen geht. Da ist es verständlich, wenn Sie als Mediziner an der Besprechung teilnehmen.“

Der Arzt nickte langsam. „Gut Captain, ich stimme zu, solange das eine interne Abmachung zwischen Ihnen und mir ist. Ich möchte mir keine Schwierigkeiten einhandeln. Captain Hershel war sehr deutlich damit, was mir bevorsteht, wenn ich Ihre Wünsche missachte.“

Captain Sanders war damit zufrieden, aber eine Sache wollte sie auf jeden Fall noch erfragen, „Wie läuft es mit den Beratungen für die Crew?“, wollte sie wissen. Nach allem, was sie inzwischen erfahren hatte, war sie sich sicher, dass der Doktor hier bereits erste Gespräche mit der Crew geführt hatte. „Sehr gut“, antwortete der Mediziner, vier Personen konnte ich unter Mithilfe von Commander Rodgers bereits weiterhelfen. Ein fünfter Fall bereitet mir allerdings Kopfzerbrechen, da sowohl sie als auch der erste Offizier von dem Crewmitglied angegriffen wurden. Hier wurden mir einige unschöne Dinge genannt und ich muss zunächst einmal die andere Seite hören, bevor ich hier weiter machen kann.“

Captain Sanders nickte hoffnungsvoll. „Ich freue mich, dass Sie bereits helfen konnten. Ich hoffe, das hat die Zufriedenheit positiv beeinflusst.“ Doktor Newman konnte dem nur zustimmen.

 

„Captein, wir erhalten einen Kommunikationswunsch von Velora, kommen Sie bitte auf die Brücke“, war die Stimme des ersten Offiziers zu hören, die aus dem Interkom kam.

„Das war wohl unser Stichwort“, sagte Captain Sanders und beide erhoben sich, um auf die Brücke zu gehen. Die Türen des Bereitschaftsraums öffneten sich, Toni trat zügig zu ihrem Kommandostuhl und blieb davor stehen, während sich Carter Newman in den Stuhl links neben dem Captain setzte. Die rechte Seite nahm der erste Offizier ein. Captain Sanders zog ihre Uniform straff und nickte dann Nichelle Rand zu, „Auf dem Schirm“, sagte sie, in Erwartung die Repräsentanten der Veloraner zu sehen.

Auf dem Bildschirm zeigte sich wieder die große Halle, die mit den Säulen und bunten Fenstern fast wie eine Kathedrale aussah. Vor der Kamera standen drei Personen wie beim letzten Mal als Captain Sanders die Verbindung aufbauen ließ und wieder sprach die Frau in der Mitte zuerst.

Sie hatte die gleiche Robe wie beim letzten Mal an, deshalb vermutete Toni Sanders, dass es sich wohl um eine Art Dresscode handelte.

„Ich grüße Sie Captain Sanders. Ich wurde über die Hintergründe Ihrer Anwesenheit umfassend informiert und ich bedaure, dass wir uns bei unserem letzten Gespräch nicht so zugänglich gezeigt haben. Ich bin Syndal, die Premierministerin von Velora. Auf mir lastet die Aufgabe für das Wohlergehen des Volkes zu sorgen und unsere Gesellschaft voranzubringen. Leider wurde diese Aufgabe durch eine Krankheit erschwert, die durch einen Fremden und die mangelnde Vorsicht unserer Wissenschaftler ausgelöst wurde.

Bei mir sind Kantori, unser Volksrat“, dabei wies sie auf den Mann, der links von Ihr stand. Er war etwas kleiner als sie und trug ein festliches Gewand, das ähnlich wie das von Syndal mit zahlreichen goldenen Applikationen versehen war, was wohl auch seine Stellung zum Ausdruck bringen sollte. Er hatte ein schmales Gesicht und lange schwarze Haare, die ihm bis über die Schultern reichten.

„er ist für die Ausführung der Aufgaben verantwortlich und setzt die Vorgaben des Zentralrates um, dem ich vorstehe. Auf der anderen Seite“, damit zeigte sie auf den Mann rechts von ihr, „befindet sich Moketis, er ist der Kastorit unseres Volkes, was wohl ihrem medizinischen Leiter entspricht.“ Der Herr rechts von ihr hatte eindeutig eine andere Funktion. An seiner Kleidung waren keine goldenen Applikationen angebracht, es sah mehr nach einem arbeitenden Beruf aus. Er hielt einen langen Stock in der Hand, der auf dem Boden aufstand und an dessen oberen Ende ein Kristall in einer metallenen Fassung thronte. Zudem trug er einen langen weißen Bart während sein Haupthaar inzwischen ausgegangen war. Nur ein Kranz an den Seiten war ihm geblieben.

„Wir haben alles Versucht“, war von ihm zu hören, „aber weder unsere Gebete noch unsere Heilkunde konnten die Krankheit besiegen.“

Toni Sanders wusste genau, wie sie nun reagieren musste. Sie sah nach vorn und blickte die Repräsentanten fest an. „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen Premierministerin. Wir haben die bestmögliche Option umgesetzt, um Ihnen die schnellste Hilfe zukommen zu lassen, welche die Föderation zu bieten hat. Ich verstehe Ihre Zurückhaltung Fremden gegenüber. Umso mehr freue ich mich, dass wir nun die Umsetzung besprechen können. Neben mir“, der Captain deutete nach rechts, sehen Sie meinen ersten Offizier, der die Aufgaben auf unserem Schiff umsetzt. Er wird verantwortlich dafür sein, dass ein reibungsloser und schneller Ablauf gewährleistet werden kann. Auf der anderen Seite habe ich meinen Chefmediziner zu mir gerufen, um sicherzustellen, dass wir nichts übersehen.“

Doktor Newman übernahm sogleich das Wort und nickte Captain Sanders leicht zu, um ihr zu signalisieren, dass in der Beziehung zu den veloranischen Repräsentanten scheinbar alles in Ordnung war.

„Darf ich als Mediziner meine Frage direkt an Sie richten Moketis, wie geht es den Erkrankten derzeit?“ Der angesprochene richtete sich ein wenig auf und gab Antwort, „Wir hatten zu Beginn einige schwere Verluste hinzunehmen, das Fieber war sehr ausgeprägt und überforderte die körperlichen Systeme sehr schnell. Mein Team konnte aus einer Heilpflanze einen Extrakt brauen, der das Fieber senken konnte, damit die Personen nicht innerlich verbrannten. Es hilft derzeit allen betroffenen, am Leben zu bleiben. Eine Heilung ist es jedoch nicht, denn wenn man es nicht dauerhaft verabreicht, verschlechtert sich der Zustand des Patienten sofort wieder. Unsere Heilkunde ist dafür nicht ausgelegt.“

Das Interesse von Doktor Newman war sofort geweckt. „Mokatis, könnte ich wohl die chemische Zusammensetzung Ihres Mittels erfahren, damit wir prüfen können ob es verträglich ist mit dem Impfstoff, den wir an Bord haben. Nichts wäre schrecklicher, als wenn die Patienten in der Hoffnung auf Heilung auch noch mit Gegenanzeigen rechnen müssten. Das sollten wir auf jeden Fall ausschließen.“ Der Kastorit nickte. Ihm war klar, was es damit auf sich hatte. Velora war eine Welt, die zwar technisch sehr fortgeschritten war, aber in der Heilkunde fast nur natürliche Produkte einsetzte. Auch dabei war es schon wiederholt zu Unverträglichkeiten gekommen und bei einer so brisanten Sache wie einer Epidemie, bei der tausende betroffen waren, war es sicherlich angebracht Vorsicht walten zu lassen. „ich lasse umgehend die chemische Formel erstellen und sende sie Ihnen zu, damit Sie die Verträglichkeit prüfen können.“, antwortete Moketis.

„Wenn wir im Orbit um Velora ankommen, würden wir gerne umgehend mit der Versorgung beginnen. Können Sie uns eine Liste mit Standorten zukommen lassen, die wir bedienen können?“, wollte Captain Sanders wissen, indem sie sich an die Premierministerin wandte.

„Wir besitzen insgesamt zwölftausenvierhunderteinundsiebzig Standorte, an denen medizinische Hilfe benötigt wird. Zusätzlich sind auf unseren vier Monden vierhundertdreiundsechzig Stützpunkte aktiv.“, erklärte Syndal. „Wir sind sehr dankbar, dass uns die Föderation in dieser Situation zu Hilfe kommt. Trotz aller Forschung konnten wir in der vergangenen Zeit kein Heilmittel generieren, welches dazu geeignet wäre, die Epidemie in den Griff zu bekommen.“

Commander Rodgers hatte inzwischen die ersten Daten der Versorgungsstellen erhalten. Sie waren auf dem ganzen Planeten verteilt. Trotz allem waren mit dem Transporter nur zwei Planetenumrundungen notwendig, um alle Positionen auf dem Hauptplaneten zu versorgen. Wenn man eine mittlere Umlaufbahn zwischen den knapp 800.000 Kilometern entfernten Monden einhielt, dann konnte man dies direkt miterledigen.

Nyle Rodgers gab die Daten an die Wissenschaftler und die OPS weiter, welche die Umsetzung durchführen sollten.

In diesem Moment ging das Schiff unter Warp und trat in das Planetensystem von Velora ein.

Der vierte Planet beheimatete die besagte Spezies und sah im Licht der Veloranischen Sonne spektakulär aus. Es handelte sich um einen Planeten, der die Ausmaße von Saturn besaß und eine weitere Eigenheit mit diesem teilte, Er besaß Ringe und hier nicht nur einen, sondern gleich zwei, deren Neigung zueinander 45 Grad betrug. Ein faszinierender Anblick. Sofort hatten sich die Wissenschaftler daran gemacht entsprechende Daten auszuwerten.

Gerade eben wollte Captain Sanders der Premierministerin danken, als sie von Villiana Roskova angesprochen wurde, „Captain, ich habe auf dem Thetaband eine Strahlung festgestellt, die von den Ringen um den Planeten ausgeht und die eine Störung im Signal der Transporter auslösen könnte. Es wäre nicht gewährleistet, dass wir unsere Ladung sicher nach unten beamen könnten.“

Eben noch war sich Toni Sanders sicher, dass sie die größte Hürde genommen hatte, und jetzt wurde das Unternehmen rüde zurückgeworfen. Die Zuversicht wich aus ihrer Miene als ihr bewusst wurde, dass es wochenlang dauern würde mit Shuttles die annähernd dreizehntausend Stellen zu versorgen. Zudem müsste die Crew geschützt werden was zwar mit EV Anzügen möglich war, aber angesichts der schieren Menge nahezu nicht zu schaffen war. Selbst ein Schichtdienst schien dabei kaum praktikabel.

„Premierministerin angesichts dieser neuen Lage müssten wir entweder mit unserem Schiff in Ihrer Hauptstadt landen, oder die Versorgung mit unseren Beibooten bewerkstelligen. Allerdings ist die schiere Zahl von fast dreizehntausend Versorgungsstellen eine große Herausforderung.“

Trotz dieser eher schlechten Nachricht schien Syndal ihren Optimismus nicht zu verlieren.

„Das dürfte kein Problem sein. Wir haben schnelle Versorgungswege und unsere Hauptzentren können die Medikamente sehr schnell auch auf dem Planeten verteilen. Wir erstellen gerne eine Bedarfsliste für jedes unserer zweihundertfünf Heilzentren. So ließe sich sicherlich Ihr Aufwand kleiner halten und wir könnten dennoch sehr zügig mit der Behandlung beginnen.“

Captain Sanders nickte dankbar, „Das ist sehr freundlich und wird in der Abarbeitung sicherlich schnell vorangehen. Ich werde sofort mit der Kommissionierung beginnen, wenn uns ihre Bedarfsliste vorliegt.“, erwiderte der Captain, „einstweilen vielen Dank, wir nehmen gerne erneut Kontakt auf, wenn wir die Überstellung vorbereitet haben.“, sagte der Captain und mit höflichen Grußformeln verabschiedeten sich die beiden Gesprächspartner voneinander. Der Bildschirm wechselte auf den Blick voraus und nun wurde die ganze Schönheit des Planeten für jeden sichtbar.

 

*  *  *

 

Captain Sanders saß mit den Führungsoffizieren und der Brückenbesatzung im Konferenzraum und sah sich die Daten an. Commander Carter Newman der leitende Schiffsarzt betrat eben den Raum. Er hatte die Daten der Heilpflanze mit den Wirkstoffen der Impfdosis verglichen.

„Es wird durch den pflanzlichen Fieberhemmer keine Beeinträchtigung geben. Die geringen Nebenwirkungen sollten auch für den Organismus der Veloraner kein Problem darstellen.“ Captain Sanders nickte dem Commander dankbar zu. „Damit hätten wir eine Sorge weniger, aber das ist leider nur ein kleines Puzzleteil im großen Bild“, erklärte sie dem Arzt.

„um die zweihundertfünf Heilzentren zu versorgen, müssten wir nahezu alle Shuttles nutzen. Insgesamt können wir zwanzig der Beiboote nutzen, nicht alle Ladungen sind so groß, dass sie große Frachtshuttles benötigen, dennoch beläuft sich die Zahl der Flüge auf annähernd vierhundertzwanzig. Im Orbit können wir gefahrlos beamen, die Shuttles könnten also draußen bleiben, die Besatzungen brauchen allerdings öfter eine Ablösung, das ist mit der Anzahl an Piloten kaum zu schaffen.“, ergänzte Commander Rodgers.

Captain Sanders schüttelte den Kopf. „Ich habe einiges über das Anchilles Fiber gelesen und ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn ich meine Mannschaft da rausschicken muss in eine Umgebung, die potenziell gefährlich ist. Beim Be- und Entladen ist die Crew dann möglicherweise den Erregern ausgesetzt und das letzte was wir brauchen ist eine Infizierte Crew.“, erklärte der Captain besorgt.

Ucla Codas die Andorianerin von der OPS wagte einen Vorstoß und meldete sich zu Wort. „Captain, was halten Sie von der Möglichkeit die Shuttles fernzusteuern. Wir müssten keine Crew bereitstellen und könnten die Shuttles von den Konsolen der MALINCHE aus betreuen. Da wir im Orbit sind können wir bestimmt für die Shuttles eine Konsole verwenden die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht benötigt wird. Das Einzige, was wir dann ohnehin dekontaminieren müssen, sind die Shuttles selbst und das lässt sich mit Sicherheitsausrüstung problemlos lösen.“, erklärte die Andorianerin.

„Eine sehr innovative Idee, das gäbe uns die Möglichkeit die Crew hier im Schiff zu halten und auch bei eventuellen Problemen zu übernehmen.“, gab Toni Sanders zurück und Ihre Miene hellte sich auf. „Der Vorschlag ist akzeptiert. Wir beamen die Fracht an Bord und sie wird ferngesteuert zum Planeten gebracht. Das minimiert das Risiko für die Crew am besten. Nummer eins, veranlassen sie alles notwendige. Lieutenant Codas, gut gemacht, helfen Sie dem Commander bei der Umsetzung.“

 

*  *  *

 

Es war bereits 21:30 Uhr, als der erste Offizier beim Captain im Bereitschaftsraum den Türsensor betätigte. Gemeinsam mit der Andorianerin Ucla Codas betrat er den Raum des Captains, nachdem sich die Türe geöffnet hatte. In der Hand hielt er ein Padd mit den Angaben für die Versorgung der Veloranischen Heimatwelt mit den notwendigen Medikamenten und trat vor den Schreibtisch der Kommandantin.

„Captain, wir haben einen straffen Zeitplan ausgearbeitet, in dem wir die Aktion in einem Zeitfenster von zwanzig Stunden durchführen wollen.“, Captain Sanders setzte eine ungläubige Miene auf, hielt sich aber mit Kommentaren noch bedeckt.

„Wir haben insgesamt zweihundertfünf Versorgungsstellen, die teilweise auch mehrfach angeflogen werden müssen. Bei anderen Stellen reicht ein einziger Besuch um die benötigte Menge abzuliefern. Gemeinsam mit den Verantwortlichen auf Velora haben wir genaue Landekoordinaten festgelegt und derzeit läuft die Zusammenstellung der Mengen, die auf die Shuttles verteilt werden. Lieutenant Codas, Bitte“, gab der erste Offizier das Wort an die Offizierin ab, die üblicherweise die OPS führte.

„Unser Schiff verfügt über einundsiebzig Offiziere, die alle im Rahmen der Ausbildung eine Shuttleflugprüfung ablegen mussten. Die Aufgabe ist allerdings durch die Rahmenbedingungen etwas anspruchsvoller. Ich rechne damit, dass wir maximal vierzig Personen zusammenbekommen, die einen solchen ferngesteuerten Shuttleflug problemlos bewältigen können. Wir konnten es soweit ausarbeiten, dass jeder Offizier drei von unseren einundzwanzig Shuttles betreut, die an fest zugewiesenen Punkten beladen und entladen werden. Jeder einzelne Flug ist so ausgelegt, dass nur ein Minimum an Eingriffen nötig ist, den Rest berechnet der Computer des Shuttles, der mit unserem Hauptcomputer verbunden ist. Für den Weg zum Planeten und wieder zurück entstehen jeweils vierzig Minuten Flugzeit, der Rest ist für Be- und Entladung vorgesehen. Wir haben die Geschwindigkeit der Shuttles auf ein leicht zu überwachendes Maß herabgesetzt, so dass wir keine großen Probleme erwarten. An kritischen Punkten, da wo sich die Ringe des Planeten schneiden, setzen wir unsere besten Leute ein, da wir sie zu dieser Zeit nicht auf der Brücke brauchen, das schließt mich und Lieutenant Roskova mit ein.“, informierte die Andorianerin den Captain.

Nyle Rodgers übergab dem Captain die Ausarbeitung, die sie mit großem Interesse las.

Die Angaben waren sehr gut zusammengestellt und die Zusammenhänge waren leicht erkennbar. Alle Stationen, die für diese Aufgabe relevant waren, wurden einbezogen. So stand eine Crew von fünfunddreißig Piloten bereit, die jeweils drei Schiffe führen sollten. Die Transportercrew stand bereit, um die Behälter in die Shuttles zu beamen, so dass sie nicht im Hangardeck landen mussten, eine kleine Gruppe von Crewman waren damit beauftragt worden die Medikamente bedarfsgerecht zu packen, so dass sie nur dem jeweiligen Shuttle zugeordnet werden musste.

Die fünfunddreißig Piloten waren auf fünf Schichten aufgeteilt, die jeweils zwei Stunden fliegen sollten und danach an die nächste Schicht übergaben. Insgesamt waren zehn Rotationen vorgesehen, so dass jeder zweimal an der Reihe war und dazwischen acht Stunden Ruhepause hatte.

„Eine sehr beeindruckende Arbeit muss ich sagen. Wann können wir starten?“, wollte Captain Sanders wissen.

„Sobald Sie ihr Okay gegeben haben. Alle Offiziere sind startklar, die Shuttlerampe ist bereit für das Ausschleusen.“, gab der erste Offizier zurück.

Toni Sanders nickte und gab dem ersten Offizier das Padd zurück. „Dann mal los, je eher wir anfangen umso schneller sind wir fertig. Gut gemacht.“, sagte sie zu den beiden Offizieren, die vor ihr standen. Diese Worte waren ungewohnt, sowohl für den Commander als auch für die Andorianerin. Captain Hershel hatte sich nie zu einer solchen Äußerung herabgelassen, obwohl es sicher oft Gelegenheit gegeben hätte dies zu tun.

Im Maschinenraum hatte der Chefingenieur dafür gesorgt, dass acht Terminals für die Steuerung der Shuttles vorbereitet wurden. Die Maschinenkontrollen hatte er auf eine Hauptkonsole gelegt, derzeit umrundeten sie ja lediglich den Planeten und so war im Maschinenraum nicht viel zu tun. Die Piloten nahmen sieben Plätze ein, während die achte Station als Backup ausgelegt war, an der Lieutenant Nora Lendis Platz genommen hatte. Sie war die erfahrenste Pilotin, die auch regelmäßig auf der Brücke der MALINCHE die Steuerung Innehatte.

Lieutenant Lendis stellte sich vor den Warpkern, so dass sie alle Piloten sehen konnte.

„Gut, Sie alle kennen Ihre Aufgabe, wir haben den Auftrag die Medikamente schnell und sauber an die Verteilungsstellen des Planeten zu liefern. Commander Rodgers hat Sie alle über die Wichtigkeit des Auftrags, die eingeplante Zeit und den geänderten Dienstplan informiert. Zeigen wir dem Captain, dass wir eine Crew sind, die mit solchen Aufgaben vertraut ist und diese zügig und ohne Hast aber auf jeden Fall professionell durchführen kann.

Jedem einzelnen von Ihnen wurden drei Shuttles zugewiesen. Die Beiboote wurden mit Energie versorgt, die Ladung für den ersten Flug ist bereits an Bord. Sie starten den Flug, der automatisch abläuft bis zum Landepunkt. Das Shuttle wird aufgesetzt und die Tür wird geöffnet. Für die Entladung sind die Personen auf Velora verantwortlich. Sobald das Shuttle Abflugbereit ist starten sie die Maschinen und überwachen den Flug bis zur MALINCHE, dann wird eine neue Ladung ins Shuttle gebeamt. Alles ist so ausgelegt, dass sie dies zweimal ausführen, danach ist Schichtwechsel. Sollte es Probleme geben melden Sie dies zuerst bei mir. Ich sehe mir die Sache dann an.

Ich wünsche uns allen gutes Gelingen, legen wir los.“, damit setzte sie sich an die Kontrollstation und die Piloten drehten sich zu den Displays um, an denen Sie den Flug der für sie zuständigen Shuttles beobachten konnten.

Ein breiter Monitor bot Platz für die Frontkamerasicht des Shuttles, am unteren Rand wurden die Antriebsdaten, Weg bis zum Ziel, die Zeit und Geschwindigkeit angezeigt.

Es sah nach einer perfekt vorbereiteten Aufgabe aus und die Piloten starteten ihre zuständigen Fluggeräte. Lieutenant Lendis war zufrieden, es würde sich zeigen, ob das so bleiben konnte. Dafür mussten auch die Bodencrews beim Entladen funktionieren, worauf sie vom Schiff aus keinen Einfluss hatte.

 

Captain Sanders hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits in ihr Quartier zurückgezogen. Doktor Carter Newman hatte erneut die Nachtschicht der Brücke übernommen und auch wenn derzeit mit der Medikamentenlieferung der wichtigste Teil des Auftrags ablief, so sah sie derzeit keine Möglichkeit, wie sie die Offiziere dabei unterstützen konnte. Lieutenant Lendis hatte da viel eher Zugang zu den Piloten und das Letzte, was man bei so einer Aufgabe brauchte, war jemand der einem dabei ständig über die Schulter blickte. Toni hatte sich in einen leichten Jogginganzug gekleidet und saß am Terminal, sie sah, wie die ersten Shuttles an ihrem Fenster vorbeizogen und aktivierte den Monitor.

Auf dem Display waren vierhundertzwanzig einzelne Kästchen mit Kurzbezeichnungen angegeben, von denen nun einundzwanzig gelb leuchteten. Eine Legende am unteren Rand gab Aufschluss über den Status. Gelb bedeutete, dass die Lieferung unterwegs zum Planeten war, Hellblau besagte, dass gerade entladen wurde, Eine grüne Anzeige entstand, wenn das Shuttle auf dem Rückweg zum Schiff war, danach war das Kästchen grau hinterlegt als abgeschlossen. Die erneute Beladung wurde in einem neuen orangen Kästchen angezeigt. Nicht erledigte Flüge waren dunkelblau markiert.

So konnte der Captain jederzeit den Ablauf und den Fortschritt mitverfolgen, eine Idee, die der Vulkanier Lieutenant Sonal dem Team beigesteuert hatte.

Captain Sanders überlegte, wie sie eine bessere Beziehung zur Premierministerin Syndal und Ihren Beratern aufbauen konnte. Ein Besuch auf dem Planeten war möglich, wenn auch mit entsprechenden Risiken verbunden. Sie fragte sich, wie der Kontakt damals abgelaufen war.

„Computer, suche Eintragungen zum letzten Besuch der Sternenflotte auf dem Planeten Velora.“

Auf dem Bildschirm wurde ein Bericht der USS BOGOTA, einem Schiff der Centaur Klasse, dargestellt, der die Begrüßung, Verhandlungen und Kommunikationsversprechen zwischen der Sternenflotte und Velora darstellte. Er stammte von Commander Hershel, die diese Verhandlungen durchführte, da sich Captain Nystal Roon gerade in einem dreitägigen Koma befand, welches die Bolianer in regelmäßigem Rhythmus durchlaufen mussten. Es dient der Reinigung der Seele sowie der Regeneration und ist ein heiliges Ritual, welches keine zeitliche Verschiebung zulässt. Dass dieser Tag mit der Ankunft auf Velora zusammenfallen würde, hatte wohl keiner erwartet und so blieb dem Commander nichts anderes übrig als diese Aufgabe als stellvertretender Captain selbst zu übernehmen.

In diesem Bericht wurde auch ein Abendessen erwähnt, welches auf dem Planeten stattfand. Der Erläuterung zufolge waren die Veloraner sehr interessiert an den Sitten und Gebräuchen fremder Kulturen und akzeptierten sogar die Auszeit des Captains, auch wenn sie durchblicken ließen, dass ihre Akzeptanz und Vertrauensbasis aufgrund ihrer eigenen Kultur sehr von der Rangordnung abhing.

Captain Sanders las den Artikel vollständig durch und überlegte, wie sie etwas ähnliches umsetzen konnte, um mit den Veloranern besser zu interagieren.

Für einen kurzen Moment schaltete sie auf die Anzeige der Belieferung um und sah bei zwei Kästchen eine rote Färbung. Die Legende erklärte dazu, dass es in einem solchen Fall eine kritische Situation gab. Schnell ging sie zu ihrem Sessel, auf dem ihre Uniform lag. Sie wollte gerade den Kommunikator betätigen, da sprangen die entsprechenden Anzeigen wieder auf Grün um, die Probleme waren also bereits behoben. An diesem Beispiel erkannte sie, dass sie sich nun beruhigt zur Nachtruhe begeben konnte. Die erfahrenen Offiziere auf Ihrem Schiff hatten alles im Griff.

Ein leichtes Unwohlsein blieb, weil sie bei dieser Aufgabe nicht helfen konnte, aber sie sah ein, dass sie egal wo sie sich platzierte, nur im Weg stehen würde.

Mit gemischten Gefühlen ging sie zu Bett und fiel recht schnell in einen erholsamen Schlaf.

 

Toni Sanders erwachte langsam aus ihrer Ruhephase. Beim Aufschlagen Ihrer Augen hatte sie etwas Ungewöhnliches gesehen. Ein blauer Lichtschein war durch ihr Quartier gewandert und sie setzte sich auf. Ihr Blick fiel aus dem Fenster auf zwei Shuttles, die gerade den Antrieb aktivierten, um den Planeten anzusteuern. Ihr fiel ein, dass diese Aufgabe sicher noch den ganzen Tag andauern würde, denn, sie war auf insgesamt zwanzig Stunden ausgelegt. Sofern keine Komplikationen aufgetreten waren, sollte zu dieser Zeit nahezu ein Drittel der Flüge erledigt sein. Der Captain stand auf und ging zum Datenterminal. Sie rief die Übersicht auf und konnte sich schnell überzeugen, dass bislang alles nach Plan gelaufen war. Mit fünfunddreißig Prozent lag die Erfüllungsrate im Soll und das hinterließ bei ihr ein Gefühl der Dankbarkeit. Die Crew hatte bis jetzt sehr gute Arbeit geleistet, ein Zeichen dafür war, dass man sie nicht in Ihrer Nachtruhe gestört hatte. Entweder gab es keine Probleme, oder man konnte alles Crewintern regeln.

Sie bereitete sich für die Aufnahme ihrer Plichten auf der Brücke dadurch vor, dass sie ein belebendes Duschbad nahm und in eine frische Uniform schlüpfte. Danach verließ sie das Quartier und ließ sich vom Turbolift auf die Brücke bringen.

Captain Sanders trat auf die Brücke und sah den ersten Offizier im zentralen Stuhl, der sich sofort erhob, nachdem er die Lifttüren gehört hatte, die noch immer ein unverwechselbares Geräusch machten. „Guten Morgen Captain“, sagte er, als er auf sie zuging und kurz vor ihr stehen blieb.

„Wir haben die Versorgungsflüge inzwischen zu fünfunddreißigeinhalb Prozent abgeschlossen, es wird bald der zweite Durchlauf für die Piloten starten. In der Nacht hatten wir siebzehn Störungen, davon drei mit kritischem Verlauf. Lieutenant Lendis konnte jedoch alle Probleme lösen, so dass wir insgesamt im Zeitplan geblieben sind. Die meisten Störungen sind beim Entladen passiert. Die drei kritischen Flüge waren wie erwartet im Bereich, wo sich die Planetenringe kreuzen. Hier ist größte Vorsicht geboten. Lieutenant Lendis hat dies aber hervorragend gemeistert.“

Zufrieden steuerte Captain Sanders auf Ihren Stuhl zu und setzte sich. „Vielen Dank Nummer eins, ich weiß ihre Leistungen zu schätzen. Wenn Sie wollen, kann ich Sie jetzt freistellen und übernehmen, Sie müssen eine lange Nacht gehabt haben. Bei dem, was ich vorhabe, brauche ich Sie heute Abend gut ausgeruht an meiner Seite.“ Nyle Rodgers nickte, „Danke, dann werde ich mich jetzt zurückziehen. Wir sehen uns dann später.“ Mit einem knappen Nicken verließ der erste Offizier die Brücke und Captain Sanders konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe. Das Protokoll der Sternenflotte sah vor, dass man beim zweiten Kontakt mit einer Spezies versuchte erweiterte Beziehungen aufzubauen. Oft waren Handelsabkommen, eine kleine Präsenz der Sternenflotte auf dem Planeten oder auch technische Hilfe aller Art bei dieser Gelegenheit vereinbart worden. Sie betrachtete so etwas als kleine Zugabe, die man bei einer solchen Gelegenheit gleich nutzen sollte, wenn man schon einmal hier war. Entsprechendes wollte sie der Premierministerin vorschlagen. Dazu war es jedoch erforderlich, dass man in einem entsprechenden Rahmen mit der Regierung des Planeten zusammenkam. In der Regel auch in Präsenz. Doch gerade das wurde durch die auf der Welt der Veloraner grassierenden Epidemie derzeit verhindert. Ein Plan musste her, mit dem man ein solches Event dennoch durchführen konnte.

„Lieutenant Rand, stellen Sie bitte eine Verbindung zu Syndal, der Premierministerin her, ich möchte in Erfahrung bringen, ob von ihrer Seite alles zufriedenstellend verläuft.“

Die Frau an der Kommunikationskonsole nickte eifrig, „Wird sofort erledigt Sir“, merkte sie an und wandte sich ihrer Konsole zu. In der Zwischenzeit scrollte Captain Sanders auf einem Padd die Mannschaftsliste durch. Sie war auf der Suche nach geeigneten Teilnehmern für ein ganz besonderes Event, welches Sie der Premierministerin vorschlagen wollte.

„Ich habe die Premierministerin in der Leitung“, war von Nichelle Rand zu hören. „Na dann auf den Schirm“, wies Sanders ihre Kommunikationsoffizierin an.

Auf dem Bildschirm zeigte sich ein vertrautes Bild. Syndal, Kantori und Moketis standen in Ihren Gewändern wieder in der großen Halle, die scheinbar die Regierungszentrale des Planeten war.

„Ich grüße Sie Premierministerin Syndal und ebenso die Herren Kantori und Moketis. Ich wollte mich erkundigen, ob alles nach Ihrer Zufriedenheit abläuft.“, wagte Captain Sanders einen direkten einstieg. Syndal setzte ein zufriedenes Lächeln auf. „Ich grüße Sie ebenfalls Captain Sanders. Wir haben mit Freude festgestellt, dass die Föderation ihre Zusage eingehalten hat und mit den erforderlichen Lieferungen begonnen hat. Unsere Verteilerzentren arbeiten seit der ersten Lieferung nonstop, um den Bedarf der einzelnen Ausgabestellen zu decken. Alles schreitet gut voran.“

Captain Sanders zeigte sich erleichtert. „das freut mich, schließlich sind die Welten der Föderation für medizinische Notfälle immer gut gerüstet, was mich zu der Frage führt, ob Sie nicht teil haben wollen an dieser einzigartigen Gemeinschaft, die viele Vorteile mit sich bringen kann. Die Föderation hat zwar Regeln und Richtlinien, sie lässt aber dem beitretenden Volk grundsätzlich seine Souveränität und Eigenverwaltung, denn wir sind eine Gemeinschaft und kein Imperium.“

Syndal trat einen Schritt vor und blickte konzentriert in die Kamera. „Uns ist bereits bei dem ersten Besuch aufgefallen, dass die Sternenflotte ohne offensichtliche Erwartungshaltung mit uns gesprochen hat, die bereitgestellte Kommunikationsverbindung war bereits ein Vertrauensbeweis, den sich andere Völker im näheren Umkreis immer gerne mit hohem Warenwert vergelten lassen.“

Toni Sanders wollte offen mit Syndal sprechen. „Nun, es ist nicht so, dass wir keine Erwartungshaltung haben, aber uns ist die Erkundung und die Erforschung des Weltraums immer noch sehr wichtig. Auch wir lernen jeden Tag noch etwas Neues. Wir sind immer auf der Suche nach Ressourcen, Verbündeten, Wissen und Waren aller Art. Wir bieten dafür eine Reihe von Dingen an, die möglicherweise gebraucht werden. Das kann medizinische Hilfe sein, wie in diesem Fall, es kann Wissen sein, das Ihr Volk weiterbringt. Es kann Schutz sein, wenn dieser benötigt wird und viele andere Dinge, über die man reden kann. Möglicherweise sogar eine kleine ständige Vertretung, durch die sich die Zusammenarbeit verbessern lässt.“

Syndal zeigte Verständnis und ein offenes Ohr für alles, was der Captain gesagt hatte. „wir sind sehr interessiert an einer Intensivierung des Kontakts. Am liebsten würde ich Ihnen hier alles zeigen, aber ich verstehe, wenn Sie sich diesem Risiko derzeit nicht aussetzen wollen.“

Jetzt war der Moment gekommen, an dem Captain Sanders ihren Vorschlag anbringen wollte.

„Wie wäre es, wenn wir ein gemeinsames Dinner abhalten, wir auf unserem Schiff und Sie in einem geeigneten Raum auf Ihrem Planeten. Wir könnten uns zumindest über die Bildschirme sehen und miteinander sprechen. Ich bin sicher, dass wir alle für ausreichend Gesprächsstoff sorgen können und auch wenn wir uns nicht die Hand geben können, so kann dies dennoch ein interessanter Abend werden.“, schlug Captain Sanders vor. Sie wollte versuchen durch die Neugier der Veloraner an anderen Kulturen einen Fuß in die Tür zu bekommen. Vielleicht könnte sie dabei einige kleine Handelsangebote unterbreiten.

„Das klingt nach einer guten Idee“, gab Kantori zurück und sah Syndal aufmunternd an, die dann bestätigend nickte. „Gut, wie wäre es nach unserer Zeitrechnung um einundzwanzig Uhr, bis dahin sollten die Flüge und die Nacharbeiten auf unserem Schiff abgeschlossen sein.“ Syndal sah auf ihr Anzeigegerät, um festzustellen, wann das nach ihrer Zeit stattfinden sollte.

„Ja, das ist akzeptabel. Wir werden alles vorbereiten und freuen uns auf Sie und Ihre Crew.“, erklärte Syndal, die sich noch einmal mit den beiden Herren an ihrer Seite besprach. „Wir sehen uns dann später. Ich freue mich.“, gab sie zurück und Captain Sanders war zufrieden. Die Verbindung wurde getrennt und damit war klar, dass es etwas vorzubereiten galt.

Wie Toni Sanders aus dem Bericht der USS BOGOTA entnommen hatte, waren die Veloraner auf eine gewisse Weise neugierig auf alle außerweltliche Dinge. So hatten sie großes Interesse an fremden Sitten und Gebräuchen gezeigt, die von Commander Hershel in vielen Fällen nur aus zweiter Hand gegeben werden konnten, da die BOGOTA ein Schiff war, das hauptsächlich menschliche Crewmitglieder besaß. Auf der MALINCHE sah das schon ganz anders aus. Es war ein Leichtes, insgesamt zwölf verschiedene Kulturen in Persona vorzustellen und Captain Sanders war sich sicher, dass damit ein erfolgreicher Abend garantiert war. Sie wählte die entsprechenden Personen aus Ihrer Crew aus und informierte Sie, dass sie sich um neunzehn Uhr im Besprechungsraum einfinden sollten. Um Einundzwanzig Uhr sollte dann das Dinner im Offizierskasino stattfinden. Das bedeutete für die Offiziere normalerweise, dass sie in Ausgehuniform zu erscheinen hatten. Doch auch hier hatte Toni Sanders eine unorthodoxe Idee. An den ersten Offizier schrieb sie noch eine zusätzliche Nachricht, dass er mögliche Ersatzpersonen bereitstellen sollte, sofern jemand von der Liste gerade Dienst hatte. Danach konzentrierte sie sich wieder auf die Versorgungsflüge, die reibungslos funktionierten.

 

Um Siebzehnuhreins erreichte das letzte Shuttle wieder die MALINCHE und nahm eine Parkposition ein. Die Shuttlepiloten wurden in ihre dienstfreie Zeit geschickt und Nora Lendis, die sich die Überwachung mit Ucla Codas und Villiana Roskova geteilt hatte kontaktierte den Decksoffizier des Shuttlehangars.

„Watanabe hier, wie kann ich helfen“, tönte es aus der Audioanlage. „Hier spricht Lieutenant Nora Lendis. Alle unsere Shuttles sind wieder zurück am Schiff und haben Parkpositionen eingenommen. Ich übermittle Ihnen die Standorte“, erklärte der Lieutenant und tippte auf Ihrem Display die entsprechenden Befehle ein, „Sie können einzeln oder in Gruppen hereingeholt werden und müssen dekontaminiert werden. Das betrifft sowohl die Außenseite als auch die Innenräume.“

Akio Watanabe ließ einen Seufzer hören, „Ja, das hat uns Commander Rodgers bereits mitgeteilt, die Teams stecken bereits in den Anzügen, aber ich muss noch eine Umbesetzung vornehmen. Die Pilotencrew hat das sehr gut umgesetzt und wir liegen genau im Zeitplan. Aber einundzwanzig Shuttles sind eine Menge Arbeit. Jetzt sind wir dran, wir übernehmen das.“

Sofort verließ er den Leitstand, der am oberen Ende des Shuttlehangars einen Überblick über die gesamte Halle gewährte. Das Hangarteam war vollständig angetreten, sechs Personen standen in Schutzkleidung bereit, um die Shuttles zu dekontaminieren, damit man keine Erreger des gefährlichen Anchilles Fiebers auf das Schiff übertrug.

„Okay, ihr wisst Bescheid“, kam Watanabe auf seine Männer zu, „die Außenreinigung wird mit einem Sprühnebel erledigt, die Innenreinigung mit Dekontaminierungsgas. Ensign Batona, Sie tauschen in die erste Schicht mit Carl Parker, da Sie heute Abend noch andere Verpflichtungen haben.

Der ehemalige Lieutenant war jedes Mal sauer, wenn er mit Ensign angesprochen wurde und empfand jede Aufgabe als Bestrafung. Da hatte es auch nichts genutzt, dass Akio Watanabe ihn zur Seite genommen und versucht hatte ihm klarzumachen, dass dies nicht von ihm ausgegangen war. Allerdings hatte sich die Laune des Ensigns nicht gerade verbessert, als der erste Offizier ihn heute Morgen einbestellte und ihm Verfehlungen bei der Lagerung von Shuttlebauteilen und versäumter Recyclingaufgaben vorgeworfen hatte. Zu dieser Zeit war es seine Verantwortung und die hatte er bedauerlicherweise nicht erfüllt. Auch das gab wieder eine Negativbewertung und Batona Randar fragte sich inzwischen, ob es nicht doch besser wäre, sich auf ein anderes Schiff der Flotte versetzen zu lassen. Er sah hier keine Zukunft mehr für sich. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck begab er sich in den Umkleideraum, um den Schutzanzug anzuziehen. Es würde sich heute Abend zeigen, ob der Captain zu ihrem Versprechen stand und ihn wieder in die Position des Lieutenants zurückversetzen würde.

Die Hangartore wurden geöffnet und drei Shuttles wurden per Fernsteuerung eingeschleust, dann begannen die Aufgaben der Dekontaminierung, bei der bei jedem Fluggerät eine Person außen und eine Person den Innenraum übernahm. Lieutenant Watanabe rechnete damit, dass man in drei Stunden mit der Aufgabe fertig war und alle Shuttles wieder sauber an ihren Parkpositionen standen.

 

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