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Eine einzigartige Begegnung

von Harald Latus

Kapitel 1

Kapitel 1

 

Die Macht der Gewohnheit trieb ihn an und so hatte er schnell den Weg nach oben  pflegte, sich niederzulassen saß eine Frau, die er beim näher kommen so in etwa auf Mitte dreißig schätzte. Sie saß auf dem Boden, der nur spärlich mit Gras bewachsen war und hatte einen langen Grasstängel ausgezupft, den sie versonnen in der Hand drehte, während sie in den Himmel sah. Noch war es nicht richtig dunkel und erste helle Sterne zeigten sich gerade erst am Abendhimmel.

Während er auf die Frau zuging, schossen Pete die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. Er hatte sie schon ein paar Mal gesehen, bei den monatlichen Informationen der Sternwarte hatte sie ein oder zwei Mal im Publikum gesessen und schien ebenso wie er, alles über die Astronomie wissen zu wollen. Allerdings hatte er sie noch nie in seinem Ort gesehen, denn die paar Seelen konnte er im Schlaf herunterbeten. Sie musste also von Außerhalb kommen. Langsam ging er auf sie zu, auch wenn er sich heute Abend lieber keine Gesellschaft gewünscht hätte. Sie trug eine schicke Blue Jeans, ein Sweatshirt der Universität UCLA in einem sehr hellen Grau und hatte ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.

„Guten Abend. Auch hier, um Sterne zu schauen?“, fragte Pete und versuchte dabei seine Enttäuschung nicht durchkommen zu lassen, dass er viel lieber allein gewesen wäre. Er setzte seinen kleinen Rucksack ab und kam herüber zu der Frau, der er seine Hand entgegenstreckte. Ein wenig zögerlich erwiderte die Fremde die Geste und sah prüfend hinauf zum Himmel.

„Ja, scheint ein perfekter Abend für die Beobachtung zu sein“, gab sie zurück.

Pete ließ sich neben der Frau nieder und schaute nach oben, wo sich der Himmel zunehmend verdunkelte und die Sterne immer mehr hervortraten.

„Was betrachten Sie am liebsten?“, wollte Pete von der Fremden wissen, nicht ohne Hintergedanken. Er hatte vor herauszufinden, ob sie öfter den Himmel beobachtete oder ob es einen bestimmten Grund gab, dass sie gerade heute hier war.

„Oh ich liebe es, diese ungewöhnliche Perspektive auf das Universum zu haben.“, entgegnete die Frau und drehte sich zu Pete um.

„Du kannst mich übrigens Talia nennen!“, fügte sie hinzu.

„Danke, ich heiße Pete, aber ich glaube, das weißt Du schon. Ich meine Dich schon mal in einer meiner Vorführungen auf der Sternwarte gesehen zu haben.“

Talia lachte leise, „Du bist ein guter Beobachter, ich habe doch immer ziemlich weit hinten gesessen. Dass ich Dir da so aufgefallen bin, kann ich gar nicht verstehen.“

Pete grinste, „Na ja, wenn man da vorne steht und auf die ganzen Gesichter schaut, dann erkennt man schon ob jemand überhaupt verstehen oder gar begreifen kann wie riesig das Universum ist, das lässt sich an bekannten Größen nur schlecht nachvollziehen. Bei Dir hatte ich ab und zu den Eindruck, Du würdest es besser wissen, wenn ich mit meinen Erklärungen angefangen habe und feststellen musste, dass Du den Kopf schüttelst.“

Talia, die eben noch in den Himmel gesehen hatte schaute Pete entgeistert an.

„Das hast Du gesehen?“, wollte sie wissen. Doch schon kurz darauf kam ihre Erkenntnis. „Natürlich hast Du es gesehen, Du bist ein guter Beobachter!“

Beide mussten lachen und sahen gemeinsam nach oben. Talia schien etwas am Himmel zu suchen. Inzwischen war es richtig dunkel geworden und man konnte die Sterne richtig gut erkennen.

Das Sternbild Krebs stand direkt über ihnen eingerahmt von Löwe und Zwilling aber Talia schien Ihr Ziel nicht zu finden. „Ich glaube man sieht ihn ohne Teleskop nicht.“, sagte sie enttäuscht.

Pete, der verfolgt hatte, wohin sich Talias Blick richtete bestätigte diese Einschätzung.

„Wenn Du nach 55 Cancri suchst, dann ja. Es ist ein Doppelsternsystem, ein gelber Zwergstern und ein roter Zwerg. Du hast gut aufgepasst in meiner Vorführung. Einer der vielversprechendsten Kandidaten unter den Exoplaneten zählt zu diesem System. Er liegt in der bewohnbaren Zone, so wie es die Astronomen immer gerne nennen. Dabei vergessen sie nur allzu oft, dass Leben sicherlich auch aus anderen Bausteinen entstehen kann als Aminosäuren. Aber man geht logischerweise immer nur vom Bekannten aus.“

Talia nickte und sah weiterhin in den Himmel. Für eine ganze Weile sagte keiner ein Wort. Dann war wieder die Stimme von Talia zu hören.

„Meinst Du, dass da draußen sonst noch etwas oder jemand existiert?“

Pete antwortete ohne zu zögern und mit voller Überzeugung:

„Das wäre ne ziemliche Verschwendung von Material, wenn wir die einzige Spezies in diesem riesigen Universum wären!“, lachte er.

„Nein ich bin überzeugt, dass wir nicht allein sein können. Aber ich bin mir sicher, dass sich hier keiner sehen lassen will.“

Talia wandte ihren Blick vom Himmel ab und sah Pete an.

„Wie kannst Du da so sicher sein?“, fragte sie.

„Na hör mal, das ist für mich doch sonnenklar.

Fakt eins:

Gäbe es eine höher entwickelte Rasse mit Eroberungsdrang hätten sie die Erde längst platt gemacht. Was haben wir denn als Abwehr zu bieten? Nichts! Das kann man in Szenarien der Fernsehsendungen oder Kinofilmen immer wieder sehen, und mal ganz ehrlich, wir kommen ja nicht mal richtig weg von unserem Planeten.

Fakt zwei:

Gäbe es tatsächlich raumfahrende Völker, dann wären wir immer noch nicht weit genug gereift um deren Interesse zu wecken. Wir haben ja unsere eigenen Probleme noch nicht mal geregelt bekommen, wie sollen wir da bereit sein für eine andere Kultur.“

„Fakt drei:“, ergänzte Talia, „Auch niedriger entwickelte Kulturen sind es wert erforscht zu werden. Es kann uns einen Anhaltspunkt darauf geben, wie unsere eigene Entwicklung von statten ging. Und das wird hier überall praktiziert.“

Pete musste ein wenig lachen. „Ja natürlich, da geht es ja auch um Menschen, die auf der Erde leben und nicht den Luxus kennen, den die zivilisierte Welt bereitstellt. Manche akzeptieren das, Andere, meistens Naturvölker, lehnen es ab.

Aber stell Dir doch nur mal vor, so ein Ufo würde hier in der Hauptstadt auf einem öffentlichen Platz landen. Was meinst Du denn, was dann los wäre? Einige behaupten ja, dass sie schon längst hier wären, ich halte das aber eher für Quatsch.“

Pete sah nach unten und zupfte auch einen langen Grasstängel aus, den er sich kurz zwischen die Zähne steckte, um darauf herum zu kauen.

„Nehmen wir doch einmal für einen kurzen Moment an, wir hätten tatsächlich schon einmal Besuch von anderen Welten erhalten, wie sollten sie sich verständigen? Ich glaube kaum, dass sie eine unserer Sprachen beherrschen. Selbst wenn es Tatsache wäre, dass sie die Erbauer der Pyramiden wären oder irgendeiner anderen Hochkultur von damals. Eine solche Sprache wird heute gar nicht mehr gesprochen.“

Talia nickte versonnen mit dem Kopf.

„Meinst Du nicht, dass eine Kultur, die Interstellare Reisen möglich gemacht hat, auch die Geheimnisse einer Sprache entschlüsseln kann? Das ist bei den Hieroglyphen der Pyramiden schließlich auch gelungen.“

Das war ein Argument.

„Okay“, sagte Pete, „Stell Dir vor, du kämst von einem anderen Stern, was würdest Du machen, einfach irgendwen anquatschen?“, wollte Pete wissen.

In Talias Gesicht zeigte sich ein leicht beunruhigter Ausdruck, aber sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle und hoffte, dass Pete es in der Dunkelheit nicht gesehen hatte.

„Naja, ich würde auf jeden Fall nicht auf einem belebten Platz in einer Großstadt landen!“, lachte sie und hoffte das Thema damit beenden zu können. Schnell legte sie eine andere Frage nach.

„Wo liegen Deine Interessen genau? Astronomie ist ein weites Feld. Erwägst Du diese Leidenschaft fortzuführen?“

Die Antwort von Pete kam wie aus der Pistole geschossen: „Ja!“, aber dann versagte seine Stimme, denn ihm wurde erneut schmerzlich bewusst, dass er vorerst nur davon träumen konnte.

„Ich habe mich an verschiedenen Universitäten beworben, aber bislang habe ich nur Absagen bekommen. Heute waren auch wieder zwei in der Post. Es ist enttäuschend, wenn man seine Wünsche nicht erfüllen kann.

Ich möchte das Universum erforschen, möchte feststellen, ob es noch andere Exoplaneten gibt und würde gerne wissen, ob und wo sich neben uns noch Leben entwickeln konnte.

Das Universum ist so groß und unheimlich alt. Ganze Zivilisationen könnten sich aus einfachen Organismen entwickelt haben, gelebt und bereits wieder zugrunde gegangen sein und es wäre für die Wissenschaft ein gigantischer Sprung zu wissen, dass es so etwas gibt.“

„Das Thema Exoplaneten hat es Dir wohl ziemlich angetan?“, kam es von Talia und Pete konnte das nur bestätigen.

„Leider sind die Informationen, die wir dazu haben mehr als spärlich. Meist kann man sie nur durch die Lichtschwankung beim Transit erkennen, wenn so ein Planet die Sonne verdeckt. Aber es geht auch mit Infrarotabtastung, dem Dopplereffekt oder der Bewegung um das Baryzentrum. Auch der Mikrolinseneffekt hat sich bewährt, weil massereiche Planeten beim Vorbeiziehen an der Sonne das Licht krümmen.

Aber außer der Tatsache, dass dort etwas ist, sind die Ergebnisse nicht wirklich aussagekräftig. Ich möchte einfach viel mehr wissen.“

Talia drehte sich zur Seite und streckte ihre Beine aus. Sie sah Pete direkt in die Augen und versuchte zu erkennen, was in seinem Kopf vorging. Was sie jetzt vorhatte war nicht ungefährlich, aber um Klarheit zu erlangen blieb ihr zunächst nichts anderes übrig.

„Spielen wir doch unser Spiel noch einmal, und dieses Mal stellen wir uns vor, Du würdest tatsächlich jemanden treffen der nicht von dieser Welt ist. Nehmen wir unser Beispiel von vorhin, wie hieß das System doch gleich?“

Pete erinnerte sich „Du meinst 55 Cancri?“

„Genau den, und jetzt möchte ich gerne hören, welche Fragen Du stellen würdest. Im Internet gibt es ja dazu allerlei Blödsinn, welche Frage man einem Außerirdischen stellen würde, ich bin gespannt darauf zu hören wie es ein Junge aus dem Ort dort unten sehen würde.“, dabei deutete sie nach rechts wo sich die wenigen Lichter der kleinen Stadt abzeichneten.

Pete fand dieses Spiel eigentlich lächerlich, aber es reizte ihn auch, Fragen zu formulieren, die ihn schon lange beschäftigten. Deshalb ging er darauf ein und stellte Talia eine erste Frage.

„Woher kommst Du genau“

Sein Gegenüber schaute nach oben und deutete in die Richtung, in der der gesuchte Stern zu finden sein musste.

„Ich bin auf einem Trabanten aufgewachsen, der sich mit hoher Geschwindigkeit um 55c F dreht. Dieser hat eine mittlere Umlaufzeit von 260 Tagen um die Sonne.“

Pete überlegte, wie sie auf das F kam, denn im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutete es, dass dieser Planet an sechster Position um den Stern kreiste. Auch die Aussage, dass es nicht der Planet, sondern ein Trabant sein sollte, faszinierte ihn und so beschloss er weiter zu machen. Jetzt sollten erst einmal einige grundsätzliche Fragen geklärt werden.

„Wie weit ist das weg?“ Ohne zu zögern antwortete Talia auf diese Frage überraschend präzise.

„44,132 Lichtjahre von der Erde.“, eine krumme Kommazahl hatte Pete nicht erwartet, auch wenn man so etwas natürlich recht genau messen konnte. Aber er erkannte daran, dass sich die Frau neben ihm scheinbar wirklich sehr mit der Materie auseinandergesetzt hatte. Er war gespannt, wie die folgenden Antworten ausfallen würden und setzte seine Fragen fort.

„Interstellare Strecken sind ja sicherlich nicht leicht zu überwinden. Wie lange hat die Reise hierher gedauert?“

Talia zögerte einen Moment mit der Antwort und Pete schien es so, als müsste sie es erst noch in eine auf der Erde übliche Maßeinheit umrechen, so sah jedenfalls ihr Gesichtsausdruck aus, was ihn überaus amüsierte.

„Sechs Wochen, fünf Tage und 22 Stunden und wenn ich mich nicht irre, auch noch ein paar Minuten.“, lachte Talia schließlich und sah den Jungen auffordernd an.

„Na los, das kann doch noch nicht alles gewesen sein, oder?“

„Natürlich nicht, ich laufe gerade erst warm Talia“, sagte Pete und hatte schon die nächste wichtige Frage auf den Lippen.

„Welche Technik nutzt ihr für die Überlichtgeschwindigkeit in einfachen Worten?“ Er rechnete nicht damit, dass er eine verwertbare Antwort erhalten würde, denn Reisen, die schneller als das Licht von statten gehen sollten, waren nach Albert Einsteins Relativitätstheorie nicht möglich.

„Das wird Dich überraschen Pete, es ist die Raumfaltung nach Alcubierres Metrik Theorie. Allerdings sind dabei noch ein paar Feinheiten zu beachten.“, antwortete Talia und das überraschte den Jungen sehr. Es war eines, an den Sternenhimmel zu sehen und das faszinierende Panorama zu genießen, aber so genau auf diese Frage zu antworten und diese Dinge zu benennen war eine gänzlich andere Sache. Dazu war zumindest einschlägige Lektüre notwendig, die man mit Interesse gelesen haben musste.

Dazu fiel ihm gleich eine weitere Frage ein: „Wenn ihr einen solchen Antrieb nutzt, wie erzeugt ihr die enormen Mengen an Energie? Eine solche Energieerzeugung müsste enorme Ausmaße haben, um die Leistung bereitzustellen, die man für eine Raumfaltung benötigt.“

Talia zögerte einen Augenblick, sie wollte den Jungen nicht überfordern, aber sie wollte auch nicht, dass er sein Interesse verlor.

„Unser Antrieb funktioniert auf Basis von Annihilation. Dabei werden enorme Mengen an Energie freigesetzt und er würde wahrscheinlich in die Garage Deines Vaters passen.“

Pete fand es spannend wie Talia die Fragen beantwortete. Aber bislang hatte er noch nichts Überraschendes gehört. Es klang alles viel zu vertraut. Auch wenn er sich jetzt nicht vorstellen konnte, wie ein Fusionsgenerator auf die Größe einer Garage zu schrumpfen gewesen wäre. Das war ja das, was man sich unter weit fortgeschrittenen Zivilisationen vorstellte, dass Sie mühelos die Probleme dieser Zeit auf der Erde lösen konnten. Weiter ging die Fragerunde.

„Warum seid ihr hier?“, wollte Pete nun wissen und er hoffte, dass es nicht eine langweilige Antwort werden würde.

Talia machte eine kurze Pause, rupfte einen Grashalm aus und drehte ihn zwischen den Fingern, während sie in den Himmel sah. „Im Allgemeinen um zu lernen, wie das Leben entstand.“, gab sie leise Antwort, so als hätte sie den Auftrag einen bestimmten Beweis zu finden, warum sich die Erdbevölkerung auf diese Weise entwickelt hatte, und nicht auf eine andere.

„Das ist aber ein sehr aufwendiger Ansatz, das geht nicht von heute auf Morgen. Wie lange beobachtet Ihr uns schon?“

„In der Regel tun wir dies unsere Forscher über mehrere Jahrzehnte.“, kam es wie selbstverständlich von der Frau, die sich Talia nannte. Sie war gespannt, wie Pete auf diese Aussage reagieren würde und wurde von seiner Offenheit überrascht.

„Unser Planet ist sicherlich nicht das Paradebeispiel einer lohnenswerten Zivilisationsbeobachtung da noch so viele Probleme ungelöst sind.“, sagte Pete, während er zu Boden blickte. Tief in seinem Inneren schämte er sich in diesem Moment für die Taten der gesamten Menschheit ganz im Allgemeinen.

„Das mag sein, aber er ist in einem Entwicklungsstadium, welches wir in unserer Welt nicht mehr nachvollziehen können, ähnlich wie Euer Beispiel mit den alten Ägyptern.“, gab Talia zurück.

„Wie gestaltet sich das Leben in Eurer Spezies?“, wollte Pete nun wissen, irgendeinen Unterschied musste es doch auf anderen Welten geben.

„Es läuft gänzlich anders ab als auf Eurem Planeten, da sich unser Trabant schneller dreht und um einen Planeten kreist. Aber im Prinzip ist es auch durchdrungen von Arbeit, Nahrungsaufnahme und Ruhephasen.“

„Wie muss ich mir Eure Entwicklung vorstellen?“, wollte Pete wissen, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass sie auf die gleiche Art wie auf der Erde von statten ging.

„Im Wesentlichen wie die Eure, durch Evolution.“, antwortete Talia wie selbstverständlich. „Ich bin der Ansicht, dass das Universum einen Plan hat und nach diesem Plan entsteht alles was wir sehen.“ Talia ging in Ihrer Erklärung noch weiter. „Eis besteht auf anderen Planeten ebenfalls aus gefrorenen Kristallen. Auf der Erde ist das Wasser auf anderen Planeten oder Monden ist es Methan oder andere verflüssigte Stoffe. Aber der Prozess, dass Flüssigkeiten durch kälte kristallisieren ist immer der Gleiche.“

Das war eine logische Schlussfolgerung, die Pete nachvollziehen konnte. Es gab zumindest, soweit er dies beurteilen konnte gewisse Gesetzmäßigkeiten, wie das Universum funktionierte. Die Wissenschaft der Menschen hatte wohl gerade erst an der Oberfläche gekratzt. Doch all das führte den Jungen zur nächsten wichtigen Frage:

„Warum siehst Du so aus wie wir? Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Evolutionsprozess überall im All gleich abläuft?“ Talia musste lachen. Es war ihr klar, dass diese Frage früher oder später kommen musste.

„Das ist alles nur Fassade, die Menschen würden es sonst nicht verstehen. Sorry aber wir spielen hier ein Spiel und ich kann auch nicht aus meiner Haut heraus.“, erklärte sie dem Jungen und er nickte verständig. „Natürlich, es war blöd zu fragen.“

„Nein, war es nicht. Ich denke, jeder würde gerne wissen wie außerirdisches Leben beschaffen ist, wenn es endlich einen Beweis dafür geben würde, dass es dieses gibt. Mach weiter. Ich finde es echt cool darüber nachzudenken und meine Fantasie in dieser Weise zu beflügeln.“

Pete schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein. Er überlegte, ob er dieses Spiel weiterführen wollte, aber dann entschied er sich eine weitere hypothetische Frage zu stellen:

„Gibt es außer Euch noch weiteres Leben im All?“ Die Sicherheit mit der Talia antwortete ließ ihm einen Schauer durch den Körper fahren, denn sie stellte es fast schon als selbstverständlich dar.

„Ja, sehr viele verschiedene Formen auf unterschiedlichen Entwicklungsständen.“

Es kam die zögerliche Frage des Jungen, wie weit man das fassen konnte.

„Habt Ihr noch Andere gefunden, die Eurem Entwicklungsstand entsprechen?“

„Ja, viele, aber manche sind nicht so freundlich, das liegt wohl auch an einer Grundkonstante des Universums.“ Talia musste lachen und auch Pete stimmte in dieses Lachen mit ein. Es grenzte fast schon an Dummheit eine solche Frage zu stellen. Intelligente Lebensformen mit individueller Persönlichkeit hatten immer eine eigene Meinung und es war selbstverständlich, dass sich diese von anderen Individuen unterschied.

Nach einigen Momenten schnitt Pete nun ein völlig anderes Thema an.

„Warum könnt oder wollt ihr nicht helfen, dass dieser Planet sich weiterentwickelt?“

„Zunächst einmal, wer würde uns glauben, wenn wir uns offenbaren würden? Die Menschheit ist bis auf wenige Ausnahmen nicht bereit, dies zu akzeptieren. Zudem kommt, dass ich nicht absichtlich hier bin. Mich hat ein Raumphänomen aus der Bahn geworfen und ich sitze nun hier auf diesem Planeten fest.“ Erneut musste Pete lachen, „Du würdest einen prima Science Fiction Romanschreiber abgeben, bei dem, was Du dir alles so einfallen lässt. Ich würde es Dir sofort abkaufen.“, erklärte er.

„Aber lass uns weitermachen ich bin gespannt auf deine Antworten. Wenn Du wirklich von da oben kommst, wie hast Du unsere Sprache erlernt?“ Talia grinste Pete an und lehnte sich zurück. Sie sah in den Himmel und schien immer noch einen suchenden Blick zu haben.

„Durch zuhören und all die vielen Signale, die Ihr ins All abstrahlt. Die sind schwer zu Übersehen. Nachdem Du nun meine Antworten gehört hast, würdest Du mir glauben, dass ich ein Außerirdischer bin?“

Pete schüttelte lachend den Kopf, ließ sich ebenfalls zurücksinken und sah in den Sternenhimmel.

„Ich weiß es nicht, es ist vielleicht zu nah an dem, was ich erwartet habe.“

Eine längere Pause entstand, in der beide schweigend die angenehme Nacht und den herrlichen Anblick der Sterne genossen

„Du hast nicht nach meinem Raumschiff gefragt, nicht nach einem Beweis und auch nicht nach belastbaren Fakten. Keine mathematischen Gleichungen, die auf Deiner Welt ungelöst geblieben sind.“

„Sollte ich das tun? Warum? Es ist eine Unterhaltung und keine polizeiliche Befragung. Zudem könnte ich eine solche mathematische Antwort gar nicht verifizieren und dein Schiff?

Ja, ich würde mir auch ein Raumschiff ansehen. Aber Du bist kein Außerirdischer und neben im Wald ist sicher kein Raumschiff versteckt. Das alles wäre einfach zu schön, um wahr zu sein. Aber Danke, soviel Spaß hatte ich hier oben schon lange nicht mehr.“, entgegnete Pete der seinen Blick nicht vom Himmel abwenden konnte.

„Was wirst Du nun machen, hast Du noch andere Bewerbungen an den Universitäten laufen?“, wollte Talia wissen. Aber Pete winkte ab, „Ich habe alle in Frage kommenden Universitäten angeschrieben, von einigen ist nicht einmal eine Rückmeldung gekommen. Ich werde mich wohl damit abfinden müssen, dass ich keinen Studienplatz bekomme und dass ich mich von meiner Leidenschaft verabschieden muss. Möglicherweise werde ich dann doch eine Lehre hier im Ort als Mechatroniker anfangen, dann wäre mein Dad sicherlich glücklich und ich hätte zumindest einen sicheren Job, bei dem ich Geld verdienen kann, um auf eigenen Füßen zu stehen.“

Danach sah er wieder nach oben und bewunderte die langsam vorbeiziehenden Sternbilder. Ab und an war eine Sternschnuppe zu sehen, aber davon hatte er schon viele hier oben gesehen. Keiner seiner Wünsche, die diesem Phänomen angedichtet wurden, hatten sich je erfüllt.

Für eine Weile dämmerte er weg und als er wieder neben sich sah war die Frau, die sich Talia nannte, verschwunden.

Er beschloss sein kleines Wurfzelt aufzustellen und sich zur Nachtruhe zu begeben. Noch lange sah er in die Sterne und überlegte, ob das jetzt wirklich passiert war, oder ob er sich das alles nur eingebildet hatte. Es dauerte lange bis er in einen unruhigen Schlaf fiel, in dem er sich scheinbar direkt ins Weltall versetzt sah. Wie gerädert wachte er am frühen Morgen auf und machte sich auf den Weg zurück in die Stadt.

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