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Eine einzigartige Begegnung

von Harald Latus

Kapitel 2

Kapitel 2

 

„Computerlogbuch der U.S.S. Aviator, Sternzeit 52846.5, Captain Roger van Dyke.

Die Aviator hatte gestern auf der Erde Halt gemacht um einige wichtige Informationen mit dem Sternenflottenhauptquartier in einem persönlichen Gespräch mit Delegierten des Föderationsrates zu erörtern. Dies entsprach dem Wunsch der Sanondesi, die eindringlich darum gebeten hatten, dass ich als Captain, der diesen Erstkontakt geführt hatte, diese Bitte dem Rat persönlich überbringen würde.

Durch terminliche Schwierigkeiten hat sich jedoch der Termin verschoben, so dass unsere Scanner ein vorbeiziehendes Phänomen beobachten konnten, welches gerade unser Sonnensystem passierte. Da wir noch ausreichend Zeit hatten, wurden wir gebeten dieses Phänomen zu prüfen und zu katalogisieren.

Das Phänomen besteht aus einer ungleich gebildeten Anomalie, die oberflächlich gesehen gravimetrische Verzerrungen aufweist. Dieser Bereich ist jedoch nicht physisch sichtbar, wohl aber lässt sich seine Existenz durch die Langreichweitenscanner bereits bestätigen. Der optische Blick durch jenen Bereich zeigt Verschiebungen des Bildes wie durch einen Linseneffekt, der das Licht der Sterne nach außen ablenkt, so dass sie nahe am Rande der Linse abgebildet werden.

Da gravimetrische Kräfte auf massereiche Objekte einen nicht zu unterschätzenden Eindruck haben, wurde von mir entschieden, dass wir dieses Objekt mit vier Shuttles untersuchen, um es zu vermessen und vielleicht mit den Sensoren bis ins Innere vordringen. Hierbei haben wir maximale Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Es ist nicht geplant in die Anomalie einzutauchen.“

„Commander Catterfield, Bericht!“, rief Captain van Dyke, als er mit schnellen Schritten aus dem Turbolift trat.

„Das wird Ihnen nicht gefallen Sir. Eines unserer Shuttles ist der Anomalie zu nah gekommen, es wurde regelrecht verschluckt. Ich habe die anderen Shuttles angewiesen den Abstand zu vergrößern, aber wir haben keinen Kontakt mehr zum Shuttle Shran.“

Roger van Dyke kam in die Mitte der Brücke und setzte sich in seinen Stuhl.

„Wer war der Pilot?“, fragte der Captain und an der Zeit, die es bis zu einer Antwort brauchte, erkannte er bereits, dass ihm diese tatsächlich nicht gefallen würde.

„Es war Lieutenant Tallasa, Captain. Der letzte Funkspruch war nicht vollständig, er erreichte uns kurz nach dem das Shuttle in dem Phänomen verschwunden war und die Daten zeigen, dass sich die Werte der Erde dramatisch geändert hätten. Wir erhielten noch einige Fragmente von Sensorenwerten, die wir analysieren müssen, aber es sieht nicht so aus, als könnten wir damit etwas anfangen.“

Der Captain war anscheinend anderer Ansicht. „Lieutenant Commander Selaine, überspielen Sie die Daten in Ihr Wissenschaftslabor und versuchen Sie aus den Fragmenten eine verwertbare Aussage zu machen. Denken Sie ungewöhnlich, denn in einer solchen Anomalie ist alles möglich.“

Die Romulanerin bestätigte diese Aufgabe mit einem knappen Kopfnicken und war innerhalb von Sekunden im Turbolift verschwunden, um in ihr Wissenschaftslabor im rechten Pylon zu gelangen.

Captain van Dyke stand auf und sprach den ersten Offizier an: „Commander Catterfield, Sie haben die Brücke. Ich bin in meinem Raum!“

Momentan gab es nichts, was die Aviator hätte tun können. Um einen Plan zu fassen musste man zunächst wichtige Ergebnisse der Auswertung der Wissenschaftsoffizierin abwarten. Roger vertraute darauf, dass die Romulanerin ihr Bestes gab und er zumindest einen Ansatzpunkt finden würde, mit dem er eine neue Strategie ausarbeiten konnte. Blinder Aktionismus brachte da überhaupt nichts, man musste von Fakten ausgehen, die richtigen Schlüsse ziehen und dann die bestmögliche Entscheidung treffen.

Der Captain sah sich noch einmal eine Zusammenfassung der Ereignisse an, die von den Kameras der Aviator wie immer mitgeloggt worden waren. Die Vermessungsaktion des Phänomens war bereits weit vorangeschritten, die Shuttles die mit ihren Sensoren aufgrund von Störinterferenzen sehr nah an das Phänomen heran mussten machten einen guten und umsichtigen Job.

Dann kam der Vorfall den Roger van Dyke zunächst mit Unverständnis zur Kenntnis nahm. Eines der Fluggeräte wurde völlig unerwartet, entgegen der aktuellen Fluglage seitwärts zur Anomalie gezogen. Der Pilot, der das bemerkte, begann sofort mit einem Ausweichmanöver, was daran zu erkennen war, dass sich das Shuttle drehte und nun mit dem Heck zur Anomalie zeigte.

Doch es schien, als ob die Fluchtgeschwindigkeit nur dazu führte, dass die Anomalie noch stärker an dem kleinen Raumfahrzeug zog. Roger sah, wie es rückwärts gezogen wurde und dabei immer mehr Schub gab, aber nicht von der Anomalie wegkam. Dann plötzlich schien es als würde das Shuttle vom Heck aus unsichtbar werden, denn es verschwand Stück für Stück von hinten an im Nichts, so als würde es von einem unsichtbaren Monster einfach verschluckt. Als die Spitze des Shuttles verschwunden war blieb nur die Ansicht der Sterne zurück, die keinen Anlass gab, daran zu zweifeln, dass es sich zumindest optisch um einen normalen Bereich des Alls handelte.

Das Türsignal ertönte und Roger van Dyke rief „Herein!“

Selaine, die Wissenschaftsoffizierin betrat den Bereitschaftsraum, um den Captain über die Erkenntnisse zu informieren, die sie aus den Fragmenten der Kommunikation und den Sensorenlogbüchern entnehmen konnte, die das Shuttle noch gesendet hatte, nachdem es verschwunden war.

„Captain“, begann sie ihren Bericht, wobei Roger auf das Sofa wies, um die Unterhaltung etwas entspannter zu machen. Er hatte zahlreiche Fragen und wollte hier eine wichtige Entscheidung mit dem Wissenschaftsoffizier abstimmen, da machte es sich immer besser, wenn man für eine angenehme Atmosphäre sorgte. Es war schon belastend genug, dass es sich bei der verschollenen Person um den Chef der Taktik handelte, der ein ständiges Mitglied der Brückenmannschaft war.

Selaine trat zur Seite und setzte sich auf das Sofa, Roger van Dyke setzte sich in den Sessel links neben ihr.

„Lieutenant Commander, ich hoffe Sie haben Informationen, wie wir es erreichen, dass unser verschollener Taktikoffizier wieder zu uns findet.“, versuchte der Captain gleich zu Beginn seiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, wie er sich den Ausgang dieser Konversation wünschte.

Selaine musste erst einmal schlucken, dass der Captain hier schon fast eine Lösung von ihr erwartete, damit hatte sie nicht gerechnet. Zudem fühlte sie sich immer noch unwohl, wenn sie mit ihm allein in einem Raum war, obwohl dieses eine besondere Missverständnis zwischen ihnen schon seit langer Zeit ausgeräumt war.

„Ich habe die Analyse der wenigen Fragmente der Kommunikation, wie auch die Ergebnisse der Sensoren ausgewertet. Die Aviator hat nach dem Verschwinden noch für annähernd sieben Sekunden Daten von der anderen Seite des Phänomens erhalten. Sie waren einerseits überraschend, andererseits aber auch verwirrend, wenn man aber beide Ergebnisse zusammennimmt, dann könnte sich daraus ein wichtiges Bild ergeben.“

Für Captain van Dyke war dies ein wichtiger Ansatzpunkt, obwohl er noch gar nicht wusste welche Ergebnisse die Wissenschaftlerin zusammengetragen hatte.

Selaine aktivierte das Wanddisplay und rief mit einem PADD entsprechende Daten ab, die an der Wand erschienen.

„Wenn das stimmt, was die Sensoren des Shuttles aufgezeichnet haben, dann haben wir nicht nur ein Problem, sondern mehrere.

Die Aussage, unseres taktischen Offiziers zu den Werten der Erde wurden durch die Sensorergebnisse bestätigt. Luftverschmutzung, klimatische Bedingungen und Erd-Raumzeit entsprechen nicht den derzeit erfassten Werten. Das Phänomen scheint zwar wie eine Linse beschaffen zu sein, ist jedoch vergleichbar mit einer altertümlichen Münze, die auf beiden Seiten eine unterschiedliche Prägung hat.“

Selaine machte eine bedeutsame Pause und erhöhte damit die Spannung beim Captain nur noch mehr. In solchen Situationen verfluchte er sich regelmäßig selbst, dass er sich dafür eingesetzt hatte, die Romulanerin in seine Crew aufgenommen zu haben, die offensichtlich nur ungern und möglicherweise auch auf Befehl des romulanischen hohen Rates diese Position begleitete, was für die Föderation nicht als offizieller Austausch galt.

„Das Phänomen ist auf unserer Seite von starken gravimetrischen Verzerrungen durchzogen. Damit ist es schwer sich zu nähern und seine Position stabil zu halten.

Wenn man den Daten Glauben schenken kann, und es sieht alles danach aus, dass diese stimmen, denn die Ergebnisse dieser Seite des Effektes sind zutreffend, dann besteht auf der anderen Seite ein chronitonisches Ungleichgewicht.“

Wenn Captain van Dyke seinen Mund nicht geschlossen hätte, dann wäre ihm in diesem Moment wohl die Kinnlade heruntergefallen, so erstaunt war er. Mit einer solchen Entwicklung hatte er nicht gerechnet. Er wusste jedoch leider nur zu genau, was das bedeutete.

Chronitonen waren Partikel, die eine temporale Veränderung möglich machten. Wenn sein Offizier tatsächlich in einen solchen Bereich hineingezogen worden war, dann war nicht nur die Frage zu beantworten, wo sich der Taktikoffizier sich befand, sondern viel wichtiger noch in welchem Zeitabschnitt.

Der Captain überlegte für einen Moment.

„Halten Sie es für möglich, in das Phänomen hineinzufliegen?“, wollte er wissen und vertraute dabei darauf, dass die Wissenschaftlerin ihre Kenntnisse in Bezug auf gravimetrische Verzerrungen und chronitonischer Partikel präzise bewerten konnte. Beide Effekte waren mindestens genauso schlimm. Während gravimetrische Kräfte die Hülle des Schiffes stark belasteten, war beim Durchfliegen einer Chronitonbarriere nicht klar, wie sich dies auf die Zeit auswirkte. Die temporale Mechanik war für viele immer noch ein Buch mit sieben Siegeln.

„Möglicherweise finden wir einen Weg in diese Anomalie einzufliegen, sie ist ähnlich wie ein Spiegel, die Abmessungen sind groß genug, damit unser Schiff hindurch fliegen kann, wenn unser Schiff die gravimetrischen Verzerrungen aushält. Das könnten wir über eine Stärkung der strukturellen Integrität erreichen.

Was passiert, wenn wir auf der anderen Seite ankommen ist ungewiss. Sie haben sicherlich gesehen, was mit dem Shuttle passiert ist. Wir wissen auch gar nicht wo wir wieder herauskommen, das kann vor tausend Jahren sein, oder auch weit in der Zukunft, das lässt sich von dieser Seite nicht mit Bestimmtheit sagen.

Die Tatsache, dass unser Shuttle bislang nicht zurückgekehrt ist, scheint ein Beweis dafür zu sein, dass der Rückweg nicht so einfach ist, wie der Hinweg. Möglicherweise ist es ein Durchgang nur in eine Richtung, der sich von der anderen Seite nicht aktivieren lässt.“

Roger van Dyke war kein Mann der schnell oder angesichts größerer Probleme leichtfertig aufgab. Er prüfte die Situation sehr genau, bewertete seine realistischen Chancen und suchte nach Möglichkeiten.

„Wenn ich das einmal als gegeben hinnehme, dann bleiben uns nicht viele Möglichkeiten um unser Crewmitglied zu retten. Es war schon immer unsere Devise, dass wir niemanden zurücklassen. Das trifft im Besonderen zu, wenn wir vermuten, dass derjenige noch lebt.

Ich muss aber auch abwägen welches Risiko wir eingehen können, ohne uns selbst, unseren Auftrag oder die Flotte zu kompromittieren.

Wenn wir davon ausgehen, dass unser Offizier es bis zur Erde geschafft hat, dann könnte er es sich dort auch gemütlich machen und ein gutes Leben führen.“, gab Roger van Dyke zu bedenken.

„Andererseits bleiben nicht viele Optionen in Anbetracht, dass unser Offizier von Andoria kommt. Die Hautfarbe ist nicht gerade das, was die Menschen der Vergangenheit als normal betrachten, abgesehen von den Fühlern auf dem Kopf.

Wie wäre es mit einem anderen Szenario? Wir strecken nur die Nase durch die Anomalie und versuchen unseren vermissten Offizier zu lokalisieren, was schätzen Sie, wie lange könnte die Hülle diese Belastung überstehen?“

Selaine, die dem Captain aufmerksam zugehört hatte wiegte den Kopf hin und her. „Fünf Minuten nach Erdstandardzeit, auf keinen Fall länger als zehn Minuten. Aber ich wage zu bezweifeln, dass wir unter diesen Umständen die Position so lange werden halten können. Die Masse des Schiffes wird den Effekt der gravimetrischen Verzerrung sehr stark werden lassen, wir würden wohl früher oder später einfach durchgezogen, genauso, wie es dem Shuttle passiert ist.“, betonte die Romulanerin.

Captain van Dyke stand auf und ging zum Schreibtisch. Er aktivierte seinen Tischcomputer und öffnete einen Subraumkanal zur Flotte.

„Was haben Sie vor?“, wollte Selaine wissen. Captain Van Dyke setzte ein smartes Lächeln auf.

„Ich besorge uns einen Anker!“, erklärte er. Das konnte die Romulanerin zunächst nicht zuordnen, weil sie nicht wusste, wie dies helfen sollte.

 


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