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Starship Vengeance - Hinter feindlichen Linien

von Thilo

Nach dem Sturm

Dicht bei der Sternenbasis Deep Space 9 fiel die Vengeance aus dem Warp.

Ineiau benötigte nicht die Meldung von Namo, um auf der Taktikanzeige zu erkennen, dass sich dort eine große Flotte versammelt hatte. „So viel zum Thema Geheimhaltung. Wir sind anscheinend wieder mitten in die Rushhour geraten.“

Hel und Jadzia neben ihr grinsten nur belustigt.

„Skipper, Deep Space 9 hat uns bereits eine Parkposition für die Versorgung an der oberen Pylone 2 zugewiesen. Ich übermittle die Daten an die Navigation“, meldete Sato.

„Daten empfangen. Ich passe unseren Kurs an“, bestätigte Fisher.

„Skipper, ich habe eine Nachricht von der Syracuse erhalten. Sie sollen nach unserer Ankunft auf Deep Space 9 zur Besprechung mit Admiral Jellico an Bord kommen“, berichtete Sato. Er lauschte erneut, bevor er ergänzte: „Nur Sie alleine.“

„Das ist ungewöhnlich“, stellte Ineiau fest. „Bei einer Missionsnachbesprechung sollte eigentlich auch immer die Erste Offizierin dabei sein.“

„Wobei Admiral Jellico für sein strenges Einhalten der Dienstvorschriften und seinen autoritären Befehlsstil bekannt ist“, ergänzte Worf. „Sie sind ihm noch nicht begegnet, Captain?“

Ineiau schüttelte den Kopf, während sie sich vom Kommandosessel erhob. „Nein, da er ein direkter Untergebener von Admiral Nechayev ist, zu deren Kommando wir gehören, habe ich mich nur mit seiner Dienstakte vertraut gemacht. Als er in Starfleet eingetreten war, war ich schon lange im Ruhestand.“ Sie überlegte kurz. „Genau genommen wurde er tatsächlich erst sieben Jahre nach meinem offiziellen Eintritt in den Ruhestand geboren. Ich werde wohl wirklich alt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Also gut, dann werde ich hoffentlich gleich erfahren, warum er mich alleine sprechen möchte. Hel, Sie haben die Brücke.“

„Ähm … ich habe die Brücke“, bestätigte Hel.

„Jadzia, Worf, wir werden uns wahrscheinlich noch sehen, bevor die Vengeance wieder aufbricht. Aber ich möchte trotzdem schon einmal betonen, dass es mir eine Ehre war, mit Ihnen beiden zu dienen. Sie haben Ihre Aufgaben vorbildlich erfüllt. Passen Sie bitte gut aufeinander auf. Freien Himmel!“

Jadzia trat einfach zu Ineiau und umarmte sie. „Es war schön, mit Ihnen wieder zusammenzuarbeiten. Grüßen Sie Hekari von mir.“

„Das werde ich, Jadzia.“

„Captain Ineiau, auch mir war es eine Ehre, unter Ihnen zu dienen“, grollte Worf. Er blickte sich um. „Und Sie haben wirklich ein nettes Schiff.“

 

Ineiau wurde vom Adjutanten aus dem Turbolift auf die Brücke der Syracuse geführt. Sie kannte bisher die Brücke eines Sternenschiffes der Galaxy-Klasse nur von Pressebildern, aber ein kurzer Rundblick bestätigte ihren bisherigen Eindruck: Die Brücke ähnelte wirklich mehr einer Hotellobby als einem Kommandozentrum.

„Captain auf der Brücke“, meldete der diensttuende Commander. Er und die anderen Brückenbesatzungsmitglieder erhoben sich.

„Bitte machen Sie weiter“, wies Ineiau sie an.

Die Brückenoffiziere nahmen wieder ihre jeweiligen Stationen ein.

Der Adjutant betätigte den Türsummer des Bereitschaftsraumes. Nach einer für Ineiau unhörbaren Bestätigung drückte er den Türöffner und bedeutete Ineiau einzutreten, während er selbst auf der Brücke verblieb.

Sie betrat den Bereitschaftsraum, der eine ähnliche Größe wie ihr Büro auf der Vengeance aufwies. Hinter einem großen, v-förmigen Schreibtisch saß ein älterer, streng aussehender Mensch, den sie als Vice Admiral Edward Jellico erkannte. Er erhob sich zur Begrüßung. „Captain Ineiau, willkommen auf der Syracuse. Bitte nehmen Sie Platz.“

„Freier Himmel, Admiral Jellico“, erwiderte sie die Begrüßung, während sie sich auf einem der beiden Besuchersessel niederließ.

Auch Jellico setzte sich wieder. „Captain, ich habe bereits Ihren vorläufigen Bericht gelesen. Sie und ihre Crew haben sehr gute Arbeit geleistet.“

„Danke, Sir.“

Er besah sie einen Moment ausdruckslos. „Hätte ich selbst noch den Rang eines Captains, wären Sie jetzt die Senioroffizierin. Und zwar länger, als ich überhaupt lebe.“ Er zeigte kurz ein dünnes Lächeln. „Da erscheint mir die Anrede als Sir von Ihnen irgendwie sehr unpassend, Ineiau.“

Ineiau nickte kurz abwartend.

„Ihre bisherigen Befehle von Admiral Nechayev bleiben bestehen. Sie werden mit der Vengeance in den Wilden Raum eindringen und dort die Infrastruktur des Dominions zerstören. Und je mehr Feinde Sie dort binden, umso besser.“ Er nahm einen Datenstick von seinem Schreibtisch und reichte ihn ihr. „Sie werden sich dort zwar außerhalb der Reichweite des normalen Subraumfunks zur nächsten Sternenbasis befinden, aber Sie sind nicht ganz alleine da draußen. Dieser Datenstick enthält sowohl die Koordinaten einer versteckten Basis wie auch die Kontaktinformationen zu einer unabhängigen … Einheit, die dort bereits mit dem Sternenschiff Thor operiert. Sie werden nur im Notfall diese Basis anlaufen oder die Thor kontaktieren, um eine Entdeckung durch Funkpeilung zu vermeiden. Falls Sie ihnen zufällig begegnen, steht einer Zusammenarbeit aber natürlich nichts im Wege.“

„Ich verstehe, Edward. Zwei unabhängige Einheiten? Die Basis und die Thor gehören nicht zu Starfleet? Einer unserer Geheimdienste?“, fragte Ineiau nach, während sie den Datenstick einsteckte.

„Ich werde da ebenfalls im Unwissen gehalten, Ineiau“, gab Jellico zu. Er stand auf und trat zum schmalen Fenster, um dort hinauszusehen.

Ineiau hatte das Gefühl, dass als Nächstes eine unangenehme Neuigkeit bevorstand.

„Sie haben unter anderem Lieutenant Rebecca Fisher zur Beförderung vorgeschlagen?“

Ineiau ahnte, was kommen würde. „Das ist korrekt. Sie hat seit rund sechzig Jahren diesen Rang ungeachtet ihrer hervorragenden Leistungen.“

„Genau genommen hat sie gar keinen Rang. Sie ist ein Androide, ein Computer. Ihr jetziger Rang wurde ihr wie die Vorherigen nur zur Verschleierung ihrer Identität zugestanden. Offiziell existieren sie und die anderen Mitglieder ihrer Serie weiterhin nicht einmal. Sie kann und wird deshalb nicht befördert werden“, erklärte Jellico mit harter Stimme.

„Ich verstehe diese Ansicht, aber ich teile sie nicht. Rebecca … Lieutenant Fisher ist keine einfache Maschine. Sie ist eine intelligente, fühlende Person.“ Etwas zögerlich ergänzte sie bedauernd: „Obwohl sie sich selbst nicht als solche sieht.“

Jellico schüttelte resigniert den Kopf und setzte sich dann wieder auf seinem Schreibtischsessel. Er schwieg scheinbar für eine Endlosigkeit mit einem Blick auf seine Gästin, bevor er antwortete: „Als ich vor fünf Jahren kurzzeitig für eine Mission das Kommando über die Enterprise übernahm, habe ich Commander Riker vom Dienst suspendieren müssen. Commander Data wurde dadurch zu meinem Ersten Offizier auf der Enterprise. Anfangs habe ich ihn nur als Roboter angesehen. Ich habe später im Laufe der Mission meine Meinung über ihn revidieren müssen. Ich kenne Ihre Lieutenant Fisher oder andere Exemplare von ihrer Bauart nicht persönlich. Aber ich gehe aufgrund meiner eigenen Erfahrungen davon aus, dass sie ebenso wenig ein einfacher Roboter ist. Unglücklicherweise wird diese Auffassung aber nicht in Starfleet Command geteilt.“

„Ich verstehe. Niemand kann so menschlich sein wie ein Androide“, stimmte Ineiau ihm leise zu.

„Nun, ich würde Commander Data trotz seiner Bemühungen nicht unbedingt als menschlich bezeichnen, aber ich verstehe, was Sie meinen. Trotzdem hoffe ich, dass Lieutenant Fisher irgendwann offiziell wie bereits Commander Data als echte Person anerkannt wird und dann entsprechend befördert wird.“

Ineiau lächelte. „Ich muss gestehen, dass ich bereits weiß, dass dies in der Zukunft geschehen wird.“

Jellico zog fragend eine Augenbraue hoch. „Mir ist bekannt, dass Sie mehrere Aufträge für die Temporären Ermittlungen ausgeführt haben. Ich hoffe, Sie können mir mehr erzählen. Zumindest haben wir als freie Mitarbeiter die gleiche Geheimhaltungsfreigabe von denen, Ineiau.“

 

Ineiau bereitete sich in ihrer Kabine einen Kaffee an der Getränkebar zu. Durch das große Fenster des Wohnbereichs konnte sie Deep Space 9 sehen, an der die Vengeance angedockt lag. Leises Schaben und Poltern wiesen darauf hin, dass das Schlachtschiff immer noch neue Ausrüstung und Munition übernahm, als der Türsummer betätigt wurde.

Auf ihre Bestätigung hin trat Rebecca Fisher in die Kabine.

Ineiau blickte auf den kleinen Taschensafe, den die Androidin in der Hand hielt. Zuletzt hatte sie diesen Safe vor rund einem Jahrhundert gesehen, als sie ihn in Fishers Obhut übergeben hatte. „Freier Himmel, Rebecca! Möchten Sie ebenfalls einen Kaffee?“

„Sehr gerne, Skipper“, erwiderte diese. Sie stellte den Safe auf dem niedrigen Glastisch vor den schwarzen Sesseln und setzte sich nach einer einladenden Geste von Ineiau.

„Und welche Geschmacksrichtung möchten Sie heute?“, fragte Ineiau mit einem Lächeln und bezog sich damit auf die ihr bekannte Experimentierfreudigkeit der Androidin.

„Bitte mit Hafermilch, wie Sie ihn trinken, Ineiau“, antwortete Fisher.

Ineiau stellte die beiden Kaffeebecher neben dem Safe auf dem Tisch und nahm ebenfalls Platz. „Was haben Sie auf den Herzen, Rebecca?“

„Ich habe kein Herz. Das Blut in meiner Biohülle wird mittels zweier Pumpen meines eigentlichen Körpers zirkuliert. Um einen Herzschlag und einen fühlbaren Puls zu simulieren, wird …“

„Zu viel Information, Rebecca“, rügte Ineiau sie sanft.

Die Androidin zeigte ein flüchtiges schmales Lächeln. „Abhinav hat die Reparaturen am Schiff abgeschlossen. Wir sind fast fertig mit der Versorgung und können planmäßig morgen um 9:00 TEZ aufbrechen. Die Beta- und Gamma-Schichten haben noch Freigang auf der Station.“

„Das ist gut zu hören. Hel und ich werden uns nochmals vor unserem Aufbruch mit Captain Sisko in seinem Büro treffen.“ Ineiau stellte ihren Kaffeebecher ab und legte eine Hand auf den Safe.

„Möchten Sie die Nachricht noch ändern oder ergänzen, Ineiau?“, beantwortete Fisher indirekt die stumme Frage.

Ineiau nahm die Hand vom Safe und ließ sich nachdenklich in ihrem Sessel zurücksinken. „Nein, es hat sich nichts verändert. Sie werden den Zeitpunkt für die Übergabe erkennen?“

„Ja, da ich sogar das genaue Datum der Übergabe weiß. Obwohl ich wünschte, dass der Zeitpunkt nie kommen würde. Ich habe während meiner bisherigen Existenz fast ausschließlich unter Ihnen gedient.“

„Das verstehe ich, Rebecca. Aber das ist der Lauf der Dinge. Und ich vertraue Ihnen von beiden Herzen her.“

„Ich weiß“, antwortete Fisher.

„Hey, das ist mein Spruch“, protestierte Ineiau nicht unfreundlich.

„Nicht mehr“, erwiderte die Androidin mit einem angedeuteten Lächeln.

 

Hel folgte Ineiau zum Quartier von Captain Sisko auf Deep Space 9. „Skipper, wurden Sie schon einmal von einem anderen Kommandanten zum selbst gekochten Essen eingeladen?“, brach sie schließlich die Stille.

Die alte Ani lächelte. „Die meisten mir bekannten Kommandanten gingen in ein Restaurant oder hatten einen Koch. Aber ich war zwei Mal von Chris Pike zum Essen eingeladen worden. Er war ein begeisterter Hobbykoch und hatte dementsprechend seine Kabine auf der Enterprise mit einer großen Wohnküche ausstatten lassen.“

„Davon schreiben sie nichts in den Geschichtsbüchern“, erwiderte Hel überrascht. Sie warf einen vorsichtigen Blick auf Ineiau, um zu sehen, ob sie diese nicht womöglich mit der Erinnerung an deren Alter vor den Kopf gestoßen hatte.

Aber diese lachte nur kurz. „Er war sogar Co-Autor eines Kochbuchs. Und sein Käsesoufflé war einfach nur überwältigend.“

Hel musste jetzt ebenfalls grinsen. Da sie jetzt Siskos Quartier erreicht hatten, betätigte sie den Türsummer.

Ein junger, schlaksiger Mann in bunter Zivilkleidung öffnete die Tür. Er grinste breit und bot ihnen mit einer weiten Handbewegung an einzutreten. „Captain Ineiau, Commander Hel, bitte kommen Sie herein. Ich bin Jake. Dad ist noch in der Küche beschäftigt.“

„Freier Himmel, Jake. Jadzia hat mir von Ihnen erzählt“, antwortete Ineiau, während sie und Hel eintraten.

„Das habe ich schon befürchtet. Jadzia und Worf sind leider nicht hier. Sie feiern zusammen mit General Martok irgendeinen klingonischen Feiertag.“

Hel sah, dass Ineiau einen Moment überlegte, dann aber mit einem Lächeln dem Kopf schüttelte. „Ich kriege die großen Feiertage nicht mehr zusammen. Und falls es ein Lokaler ist, wäre es so oder so aussichtslos.“

„Bitte versprechen Sie mir, dass Sie mich nie zu einer klingonischen Feier mitnehmen, Skipper. Ich weiß, was die unter Essen und Feiern verstehen!“, brach es aus Hel hervor.

Ineiau lachte wieder kurz. „Keine Sorge, die meisten Klingonen würden mich gar nicht dabei haben wollen. Außerdem finde ich deren Cuisine ebenso ungenießbar wie Sie. Dagegen ähnelt die Kreolische Küche durchaus der aus Ke, meiner Heimatprovinz.“

Sie traten gemeinsam in das kombinierte Wohn- und Esszimmer.

Major Kira und Doktor Bashir erhoben sich bei ihrer Ankunft zur Begrüßung.

„Wollte nicht auch Doktor Hoffmann kommen?“, fragte Jake.

„Ja, aber er hat immer noch alle Hände voll zu tun mit den beiden befreiten Borg Gregory Maywether und Livia. Er bittet, seine Abwesenheit zu entschuldigen“, antwortete Ineiau.

„Ich habe es schon befürchtet. Wobei ich ein schlechtes Gewissen habe, hier zu sein und Doktor Hoffmann nicht weiter zu unterstützen. Zumindest konnten wir gemeinsam Livia vom Freitod abbringen. Aber sie wird nicht nach Romulus zurückkehren können, da sie dort nicht länger in der Gesellschaft akzeptiert wird. Wobei ich doch dankbar für beide bin, dass sie im Gegensatz zu anderen Ex-Borg nur wenige verschwommene Erinnerungen an ihre Zeit im Kollektiv haben“, ergänzte Bashir.

„Das Exil auf Bajor dürfte für sie die bestmögliche Zukunft sein. Und es könnte Livia wirklich helfen, dass Maywether sich ihr anschließt. Sie haben beide alles verloren und fangen jetzt bei Null an“, erklärte Kira leise. Sie atmete tief durch. „Haben Sie inzwischen mit Hekari gesprochen, Ineiau?“

Ineiau nickte kurz. „Ja, ich soll Sie von ihr grüßen, Nerys. Sie hat mir von Ihren gemeinsamen Gesprächen vor und nach der Enttarnung der Hochstaplerin erzählt. Und ich frage mich immer noch, ob ich oder eine andere Ani die falsche Meriau als Gründerin erkannt hätte.“

„Sie schien sich zumindest Mühe gegeben zu haben, einer Begegnung mit echten Ani aus dem Weg zu gehen. Da sie tot ist und auch Odo durch ihre Sabotage an der Cerritos erst in vier Tagen wieder hier eintrifft, werden wir es wohl bis auf Weiteres nicht erfahren“, erwiderte Kira.

Captain Sisko kam jetzt mit einem großen und offenbar heißen Kochtopf aus der Küche. „Ich bitte darum, den Stehkonvent zu beenden und zu Tisch zu kommen“, sagte er mit einem breiten Grinsen. „Jake, holst du bitte den Reis?“

„Schon unterwegs, Dad“, antwortete Jake und verschwand in der Küche, um nur ein paar Augenblicke später mit einem zweiten Topf zurückzukehren.

Während sich die Gäste setzten, verteilte Jake Reis in die Suppenschüsseln.

Sisko gab auf den Reis sichtbar stolz mit einer Suppenkelle etwas Dickflüssiges mit Dingen darin aus seinem Topf.

Hel starrte mit mühsam verborgenem Entsetzen den Inhalt ihrer Suppenschüssel an. „Was ist … das?“, fragte sie leise.

„Shrimp-Gumbo“, antwortete Sisko.

„Sie hatten mir bestätigt, dass Sie mit Hartwurst und Meeresfrüchten von der Erde oder Bajor keine Probleme hätten“, brachte Ineiau neben ihr hörbar besorgt ein.

„Das ist kein … klingonisches Gagh?“, fragte Hel vorsichtig.

„Jesus, nein! Das sind Shrimps. Oder zumindest eine ähnliche Krebsart von Bajor“, beruhigte Sisko sie.

Doktor Bashir grinste breit. „Gagh-Gumbo wäre mal etwas Neues. Aber wahrscheinlich würden sich dann Worf und Jadzia beschweren, dass sie tot und gekocht sind.“

„Julian!“, wies Kira ihn zurecht. „Das klingt noch widerlicher als normales klingonisches Essen.“

„Uneingeschränkte Zustimmung, Nerys“, setzte Ineiau dazu, während sie demonstrativ einen Löffel aus ihrer Schüssel nahm. „Das ist gut, Captain Sisko!“

Sisko grinste. „Trotz Ihrer Seniorität würde ich gerne zumindest außerhalb des Dienstes eine Ansprache mit Vornamen vorschlagen. Und ich hoffe, dass Sie uns von Ihren gemeinsamen Abenteuern mit Captain T’Kan und Captain Kirk erzählen können.“

„Ich habe keine Einwände, Benjamin. Tatsächlich bevorzuge ich das sogar selbst.“ Sie lächelte schalkhaft. „Wenn ich jetzt gestehe, dass ich nie ein gemeinsames Abenteuer mit Jim Kirk hatte, werde ich dann ausgeladen und vor die Tür gesetzt?“

Sisko lachte. „Nein, selbstverständlich nicht!“

Hel kostete äußerst vorsichtig von ihrem Gumbo. Zu ihrer Überraschung und Erleichterung schmeckte es entgegen seines Aussehens wirklich sehr gut.

„Wir sollten schnell essen, damit Hel uns die Chance für einen Nachschlag lässt“, sagte Jake mit einem breiten Grinsen, als sich diese jetzt begeistert über ihre Schüssel hermachte.

 

Im Jahre 2375

 

Meriau verließ zusammen mit den anderen freigelassenen Kriegsgefangenen das Raumschiff des Dominions, das sie zur Sternenbasis Deep Space 9 gebracht hatte. Sie wurde sich wieder bewusst, dass gerade die Menschen unter den anderen einen möglichst großen Abstand zu ihr hielten. In gewisser Weise konnte sie es verstehen, da das Dominion, welches sie zwei Jahre lang als Gefangene gehalten hatte, von echten Formwandlern beherrscht wurde.

Die eine Gründerin, die sie beobachtet hatte, hatte in Meriaus eigener Gestalt und mit ihrer eigenen Stimme den Vorta-Ärzten befohlen, Meriaus Proteindrüsen zu entfernen, bevor sie gegangen war. Meriau würde sich nie wieder anpassen können. Ihr einziger Trost dabei war, dass auch Ineiau, ihr großes Vorbild in Starfleet, sich lange Zeit wegen ihrer schweren Verletzungen nicht mehr hatte anpassen können und es danach weiterhin vermieden hatte.

Im Foyer des Andockringes erwartete neben mehreren Vertretern von Starfleet eine Frau in der rostroten Uniform der Bajoranischen Miliz die befreiten Kriegsgefangenen.

Zu ihrer aller Überraschung begrüßte die Bajoranern als erstes Meriau: „Ensign Meriau Cher-kira-Ke? Ich bin Colonel Kira Nerys. Willkommen auf Deep Space 9. Es ist gut, sie jetzt endlich wirklich kennenzulernen.“

Meriau bemerkte die überraschten Blicke der anderen Anwesenden. „Freier Himmel, Colonel Kira! Aber ich fürchte, dass wir uns nicht kennen. Eine Gründerin hatte mich beobachtet, um meinen Platz einzunehmen.“

Kira lächelte freundlich. „Und Sie haben diese offenbar gut an der Nase herumgeführt. Wir haben sie enttarnt, bevor sie größeren Schaden anrichten konnte.“

„Ich hatte vermutet, dass sie ihr Verhalten von mir abgucken würde, obwohl die Chance, einer anderen Ani zu begegnen, recht gering gewesen sein sollte, gerade wenn sie aktiv diesen aus dem Weg gehen würde. Ich konnte sie in anderen Gestalten nicht erkennen. Aber ich konnte sie weiterhin erkennen, als sie sich in eine Ani verwandelte. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber etwas fehlte. Lebt sie noch?“

Kira schüttelte den Kopf. „Nein, sie wurde bei ihrer Enttarnung getötet.“

„Gut!“ Meriau spürte Tränen im Gesicht. „Sie hat …“ Ihre Stimme brach.

Der menschliche Arzt neben Kira trat vor und legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. „Ich habe die medizinischen Berichte der Vorta über Sie gelesen. Wir finden eine Lösung. Und es tut mir von Herzen leid, was dieser Gründer Ihnen angetan hat, nur um sie zu demütigen.“ Er atmete tief durch. „Wir hatten das Glück, dass wir unmittelbar vor der Ankunft des sich als Sie ausgebenden Gründers einen gemeinsamen Auftrag mit weiteren Ani hatten. Wodurch uns das völlig abweichende Verhalten mehr als deutlich wurde.“

„Und nachdem Hekari, Ihre ehemalige Lehrerin an der Krankenpflegeschule, mir bestätigt hatte, dass Sie sich auf keinem Fall so benehmen würden, war es ein Leichtes, die Betrügerin in eine Falle zu locken“, fuhr Kira fort. „Sie sind ein großes Risiko eingegangen, Meriau.“ Sie zeigte auf den Arzt neben sich. „Dieses ist Doktor Bashir, bei dem Sie vor einem Jahr Ihren Dienst hatten antreten sollen.“

„Ich … es tut mir leid, Madam“, stammelte Meriau, als ihr bewusst wurde, dass Bashir und Kira bisher nur ihre Doppelgängerin kannten.

„Das muss es nicht. Ich wurde ebenfalls vor dem Krieg vom Dominion entführt und ersetzt. Und im Gegensatz zu Ihnen bin ich nicht auf die Idee gekommen, meinem Doppelgänger falsche Verhaltensweisen zu zeigen. Ich habe ja nicht einmal bemerkt, dass ich vorher wochenlang beobachtet wurde“, erklärte Bashir mit einem jungenhaften Grinsen.

„Erholen Sie sich erst einmal. Doktor Bashir und ich würden uns beide freuen, wenn Sie danach Ihre Stellung hier auf Deep Space 9 annehmen würden.“ Kira lächelte kurz. „Obgleich ich eine Abneigung gegen Verspätungen habe.“

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