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Starship Vengeance - Hinter feindlichen Linien

von Thilo

Der Sturm

„Ellen, bringen Sie uns herum“, befahl Ineiau der Pilotin.

Die Vengeance wendete mit einem Immelmann-Manöver und befand sich damit auf direktem Gegenkurs zu der Borg-Sphäre, die jetzt über den Asteroidenhorizont hervorkam.

„Die Station senkt jetzt ihre Schilde. Und die Borg-Sphäre deaktiviert sich wirklich“, meldete Namo. Mit einem Knurren berichtigte er sich. „Sie führt einen Neustart durch! Und auch die Borg auf der Station sind erwacht!“

„Alle Waffen frei!“, befahl Worf hinter Ineiau.

Sie hoffte nur, dass die Borg ihre durch die kurzzeitige Abschaltung deaktivierten Schutzschilde nicht schnell genug wieder hochfahren konnten.

Phaserfeuer und Photonentorpedos schlugen in die Sphäre ein und ließen ganze Sektionen von ihr vergehen. Die zweite Breitseite prallte jedoch bereits wirkungslos auf die Schilde des schwer getroffenen Borg-Schiffes.

Worf knurrte hinter Ineiau beinahe animalisch.

Die Vengeance erschauerte unter dem Gegenfeuer der Borg.

„Schilde auf 90 … 85 Prozent“, berichtete Aki, dann schien ihr etwas aufzufallen, und sie sprach leise und schnell mit Worf.

„Ellen, Ausweichmanöver! Bringen Sie uns zurück in Deckung“, befahl Ineiau, während die inzwischen mehr einem Halbmond ähnelnde Borg-Sphäre auf dem Hauptbildschirm rasend schnell größer wurde. Unwillkürlich dachte sie an die Berichte, demnach ein Borg-Schiff selbst zu dreiviertel zerstört immer noch einsatzfähig wäre. Obwohl es offensichtlich war, dass sie einen großen Teil ihrer Schlagkraft verloren hatte, sonst würden die Schilde des Schlachtschiffes stärker geschwächt werden.

„Nein!“, rief hinter ihr Worf. „Weiter direkt auf sie zu halten. Und zwar so dicht, dass sich unsere Rümpfe beim Passieren fast berühren!“

Ineiau blickte sich überrascht zur Taktischen Station um.

Worf und Aki arbeiteten hektisch an den Waffenkontrollen.

„Wenn unsere Schilde kollidieren, heben sie sich gegenseitig auf“, stimmte Aki dem Klingonen zu, ohne dabei aufzusehen.

„Ellen, tun Sie es! Auf deren beschädigten Seite!“, entschied Ineiau.

„O mein Gott, ihr seid doch alle wahnsinnig!“, erwiderte Wierzbowska, während sie gleichzeitig den Befehl ausführte.

Die Sphäre füllte innerhalb von Sekunden den ganzen Bildschirm aus, bevor Wierzbowska im letzten Moment vor dem Aufprall das Ruder herumwarf.

Sie schaffte es nicht ganz.

Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen schrammte die Unterseite der Maschinensektion über hervorragende Trümmer der Sphäre.

Der Hauptbildschirm zeigte jetzt die hinter ihnen liegende Sphäre in einer Trümmerspur. Die Heckwaffen der Vengeance hämmerten auf sie ein.

Die Borg-Sphäre wurde in den beschädigten Sektionen getroffen und förmlich ausgeweidet, bevor sie in einer gewaltigen Explosion auseinanderplatzte.

„Gute Arbeit alle!“, brachte Ineiau ruhiger hervor, als sie sich fühlte. „Schadensmeldungen?“

„Schilde sind immer noch auf 32 Prozent. Acht unserer Schildgeneratoren sind ausgefallen. Das ist fast die Hälfte. Unser Rumpf scheint den Beinahezusammenprall bis auf Schrammen und Beulen in der Panzerung und zerkratzten Lack unbeschadet überstanden zu haben. Bitte machen Sie so etwas nie wieder!“, meldete Singh erleichtert.

„Ganz gewiss nicht“, stimmte ihm Ineiau zu. Sie atmete tief durch und machte einen Rundblick über die Brücke. „Dann müssen wir jetzt unsere Leute von der Station holen, bevor die Borg sie überrennen.“

„Da hatten wir einen echten Schutzengel“, entfuhr es Wierzbowska leise.

„Nicht schlecht für eine Giftschlange“, brummte Worf widerstrebend anerkennend Aki zu.

 

Kira Nerys betrat die Krankenstation. Doktor Bashir sprach gerade leise mit einer menschlichen Frau, wobei er untypisch gereizt wirkte. Die Frau in der blau-schwarzen Starfleet-Uniform kam Kira irgendwie bekannt vor. Nach einem Moment und einem prüfenden Blick erkannte sie, dass diese wie eine weibliche Version von Bashir aussah und Meriau war. Also ignorierte sie offensichtlich selbst die direkte Anweisung von Captain Sisko, sich nicht ungefragt an andere anzupassen.

Sie unterbrach den leisen Wortwechsel mit einer knappen Begrüßung und einem Nicken in Richtung von Bashir. „Doktor!“ Dann wandte sie sich mit strengem Tonfall an die Frau: „Ensign Meriau, ich möchte mit Ihnen hier und jetzt sprechen. Und Sie werden sich nicht an mich anpassen!“

Meriau wirkte enttäuscht. „Das wäre aber sehr unhöflich, Major.“

Diesen Moment wählte Garak, um in Begleitung eines kahl werdenden Mannes aus dem Büro von Bashir zu treten. „Mein lieber Doktor Bashir, entschuldigen Sie bitte vielmals, aber Ihr Gast fühlt sich etwas vernachlässigt.“ Er wandte sich an den Mann, den seine Uniform als Starfleet-Arzt auswies. „Ist es nicht so, Doktor Zimmerman?“

Der Mann stimmte dem Cardassianer unwillig mit einem Nicken zu.

Bashir wollte offenbar Widerspruch erheben, schloss aber den Mund dann wieder ohne ein Wort und sah stattdessen verwundert Meriau an, die ihrerseits Zimmerman ansah. Mit einem leichten Stottern in den ersten Worten stellte er dann vor. „Ich bitte um Entschuldigung, Doktor Zimmerman. Dieses sind Major Kira und Krankenpflegerin Meriau.“

Kira ließ stumm ihren Blick zwischen Meriau und Zimmerman wandern.

„Doktor Zimmerman, es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen. Ich wusste nicht, dass wir einen Besucher haben, ansonsten hätte ich selbstverständlich Doktor Bashir nicht länger als unbedingt nötig aufgehalten.“ Meriau lächelte sichtlich irritiert Zimmerman an.

„Aber Sie fragen sich gerade, warum Sie Doktor Zimmerman nicht beim Betreten der Krankenstation bemerkt haben. Liege ich da richtig, meine Dame?“, fragte Garak mit seinem höflich untertänigen Tonfall, der bei Kira jedes Mal die Alarmglocken läuten ließ.

Sie selbst hatte Zimmerman inzwischen erkannt, was ihren Verdacht nach dem Gespräch mit Hekari zu bestätigen schien.

Meriau bemühte sich sichtbar, ihren Hass auf Garak nicht sichtbar zu zeigen. „Ja, aber ich gehe davon aus, dass ich einfach anderweitig beschäftigt gewesen sein muss, als er gekommen ist.“ Erschrocken trat sie einen Schritt zurück mit einer Hand vor dem Gesicht. „Oder ist er womöglich der Formwandler? Sie machen mit ihm die ganze Zeit gemeinsame Sache!“

„Nein, meine liebe Meriau. Doktor Zimmerman ist gar nicht gekommen. Er ist ein Hologramm für medizinische Notfälle“, erklärte Garak immer noch im freundlichen Plauderton.

„Und Sie hätten ihn als Ani gar nicht richtig erkennen können, Ensign Meriau“, schloss Kira mit hartem, kaltem Tonfall.

Der holografische Doktor sah überrascht Meriau in ihrer menschlichen Gestalt an. „Mein Programm ist nicht mit dem Sehvermögen von Ani kompatibel. Sind Sie sicher, dass …“

Kira erfuhr nie, was er fragen wollte.

„Verräter!“, schrie Meriau den Cardassianer an. Dann verwandelte sie sich in eine dickflüssige, bräunlich schillernde Masse und schoss auf ein Lüftungsgitter in der Wand zu.

Garak feuerte mit seinem bisher hinter dem Rücken verborgen gehaltenen schussbereiten Phaser auf den Formwandler, der sich als Meriau ausgegeben hatte, bevor Kira ebenfalls ihre eigene Waffe ziehen und schießen konnte.

Der Formwandler zuckte spastisch, als er getroffen wurde. Er begann, sich schwarz zu verfärben und zu verhärten, bevor sich der Körper schließlich in Asche auflöste.

Bashir trat zu den Resten des Formwandlers und untersuchte sichtbar erschüttert diese mit seinem Tricorder. „Sie ist tot.“ Er sah Kira und Garak an. „Sie erschien mir seltsam im Vergleich zu den anderen Ani, die hier gewesen waren. Aber ich hätte nie im Leben erwartet, dass ein Gründer ausgerechnet einen Gestaltwandler ersetzen würde.“

„Es ist eigentlich die perfekte Tarnung gewesen. Niemand hat einen Gedanken daran verschwendet, dass sie ihre Gestalt ändern konnte. Nur ihr untypisches Verhalten hat sie im Endeffekt verraten“, antwortete Kira leise.

„Aber warum hat sie überhaupt so viele Fehler gemacht?“, fragte Bashir immer noch erschüttert.

„Weil sie glaubte, dass sich die echte Meriau so benehmen würde. Als Sie selbst und General Martok durch Gründer ersetzt wurden, haben diese Sie vorher über einen wahrscheinlich längeren Zeitraum studiert. Möglicherweise hat die echte Meriau, als sie das bemerkte oder argwöhnte, sich absichtlich untypisch benommen, damit es spätestens anderen Ani auffallen würde“, erklärte Garak.

„Sie könnte also ebenfalls noch in einem Gefangenenlager leben“, überlegte Bashir.

„Möglicherweise“, antwortete Garak. „Bisher haben die Gründer die meisten Personen, die sie langfristig ersetzt haben, zu Studienzwecken und für Verhöre am Leben gelassen.“

„Ich bin Arzt und kein Detektiv! Wenn Sie bitte mein Programm beenden würden?“, unterbrach sie der holografische Doktor erzürnt.

„Computer: Beende EMH“, befahl Bashir. Nachdem das Hologramm verschwunden war, ergänzte er mit einem Grinsen: „Offensichtlich hat Doktor Zimmerman immer noch nicht die Manieren seines Programmes verbessert.“

„Nun mein lieber Doktor, da haben Sie recht. Aber zumindest hat er ausreichend lange mitgespielt, um die falsche Meriau entlarven zu können“, antwortete Garak mit einem zufriedenen Lächeln.

 

Jadzia verschaffte sich einen raschen Überblick. Zumindest waren sie kampfbereit, und die in die Kommandozentrale gebeamten Borg waren ihnen zahlenmäßig unterlegen.

Ein Borg schritt auf Jadzia zu und hob dabei seinen Arm mit den Injektionsröhren. Er ignorierte den Jem’Hadar neben ihr, der bereits eine andere Drohne in Stücke hackte.

Sie wich mit einem Seitenschritt aus und schlug mit ihrem Schwert nach dem Arm.

Das Schwert erwies sich als schärfer, als Jadzia es erwartet hatte. Sie trennte den Arm des Borg knapp unter dem Ellenbogengelenk ab. Die Drohne starrte nur dumpf auf ihren Stumpf, von dem Blut und Hydraulikflüssigkeit hinabtropften. Dann hob er seinen Werkzeugarm.

Der Jem’Hadar neben Jadzia trat hinter den einarmigen Borg und schnitt ihm mit seiner Streitaxt die Kehle durch. Der Borg ging ohne einen Laut zu Boden.

Eine weitere Drohne wollte nun ihrerseits den Jem’Hadar mit ihrem Werkzeugarm angreifen.

Jadzia sprang vor und ließ ihre Klinge auf deren Kopf niedersausen. Dann blickte sie sich kurz in dem Handgemenge um.

Ein Cardassianer schlug mit einem Stahlrohr auf eine andere Drohne ein. Diese schien die Schläge nicht weiter zu bemerken, packte den Mann und wollte ihm mit der anderen Hand die Injektionsröhren in den Hals rammen. Ein Wolf umklammerte den dadurch abgelenkten Borg von hinten und hielt ihn fest, damit eine bösartig lachende Klingonin ihn mit beiden Händen am Kopf ergreifen und ihm das Genick mit einer kraftvollen Bewegung brechen konnte.

Ein anderer Borg nutzte Jadzias Unaufmerksamkeit. Sie sah gerade eben noch aus den Augenwinkeln, wie er nach ihr griff, als er von ihrem Jem’Hadar-Partner am Arm gepackt wurde.

Jadzia stieß dem Borg ihr Schwert in den Hals. Gleichzeitig fluchte sie über ihren beinahe tödlichen Fehler, während der Schrecken darüber ihr eiskalt den Rücken hinab lief.

Der Boden war glitschig vom sich vermischenden Blut der Toten und Verletzten.

„Das sind zu viel…“, hörte sie jemanden rufen, bevor er sich selbst unterbrach. „Pass auf! Von links!“

„Da kommen noch mehr!“, rief der Glinn bei Fisher an der Taktikstation über das Chaos hinweg.

Jadzia sah zu ihm hin.

Fisher stand mit ausdruckslosem Gesicht vor ihm, um ihn, die anderen Verletzten und zwei Vorta abzuschirmen. Die Vorta verbanden gerade einen schwer verwundeten Klingonen, den die Androidin wie schon weitere aus dem Kampfgetümmel geborgen hatte.

Aber jetzt kamen aus einem Nebeneingang hinter ihnen vier weitere Borg-Drohnen.

Einer packte den zitternden, geschwächten Glinn und wollte ihm seine Injektionsröhren in den Hals rammen.

Die beiden Vorta und der bereits vor dem Kampf verletzte Wolf versuchten vergeblich, den Borg aufzuhalten, der sie einfach ignorierte.

„Lass mich los …“, begann der verzweifelte Cardassianer hilflos, aber er beendete den Satz nicht.

Fisher wirbelte herum und schlug dem ihn festhaltenden Borg mit einer Handkante gegen den Hals. Die Drohne ging mit seltsam verdrehtem Kopf zu Boden.

Der nächste Borg wurde von der Terminatrix mit solcher Wucht gegen eine Wand geschleudert, dass er einen sichtbaren Abdruck im Metall hinterließ.

Die beiden überlebenden Drohnen wandten sich Fisher als neue große Bedrohung zu und hoben ihre Werkzeugarme.

Die Androidin raffte das Kar’takin des verletzten Klingonen an sich. Sie streckte die letzten beiden sie bedrohenden Borg mit je einem Axtstreich nieder.

Sie drehte sich Jadzia und allgemein dem Kampfgetümmel zu.

Jadzia erschauerte, während der Kampf um sie herum zu erstarren schien.

Die Augen der Terminatrix leuchteten buchstäblich blutrot in ihrem erschreckend ausdruckslosen Gesicht.

„Großer Gott! Was ist das?“, hörte sie einem menschlichen Lieutenant erschrocken flüstern.

„Unser Joker“, antwortete Jadzia ebenso leise. Sie hoffte nur, dass Fisher weiterhin zwischen Verbündeten und Borg unterschied.

Mit übermenschlicher Geschwindigkeit stürzte sich die Terminatrix in den Kampf und wendete endgültig das Schlachtenglück zu ihren Gunsten. Wie ein Berserker wütete Fisher unter ihren Feinden, während sie mit beinahe jedem Schlag einen Borg vernichtete.

Schließlich stand sie über dem Körper des letzten Borgs, nachdem sie ihm den Kopf abgeschlagen hatte.

„Rebecca?“, sprach Jadzia sie vorsichtig an.

Fisher ließ die beiden blutigen Kar’takin fallen, die sie zuletzt verwendet hatte. Sie drehte sich zu Jadzia um und starrte sie mit ihren rot leuchtenden Augen ausdruckslos für einen schrecklichen langen Moment an. Dann erlosch das rote Leuchten. Fisher schien aus einer Trance zu erwachen und sah sich sichtbar erschüttert in dem zum Schlachtfeld gewordenen Kontrollraum um.

„Rebecca?“, wiederholte Jadzia.

Fisher blickte sie an. Dann schüttelte sie sichtbar ihren Schock ab, wenn es so etwas bei ihr gab, und schritt zum Schrank mit der Notausrüstung. „Wir müssen die Verwundeten behandeln, da wir nicht wissen, wie schnell wir sie auf die Krankenstation der Vengeance bringen können.“

Jadzia sah sich fassungslos um, nahm dann aber ebenfalls Verbandsmaterial aus dem Schrank, um sich einem blutüberströmten Wolf zuzuwenden. „Was war das, Rebecca?“

„Eine Entscheidung aufgrund vorliegender Fakten. Borg sind wie Androiden und Roboter keine lebenden Intelligenzwesen. Sie können terminiert werden, um echte Personen zu schützen. Ich möchte mich für die Dauer meiner Entscheidungsfindung entschuldigen, aber es war eine sehr große und widersprüchliche Datenmenge zum Abwägen. Trotzdem bin ich … beunruhigt, dass ich zu dieser Entscheidung fähig war, als wären bereits vorab in meiner Definition von intelligenten Lebensformen die Borg als Ausnahme definiert gewesen. Und ich hoffe, dass ich Dergleichen nie wieder tun muss“, erklärte Fisher ausdruckslos, während sie eine Vorta verband, die sichtlich Angst vor ihr hatte.

„Das hoffe ich ebenfalls. Das war … erschreckend“, stimmte ihr Jadzia zu.

„Aber was ist, wenn meine Schlussfolgerung und damit meine Entscheidung falsch waren? Oder meine Programmierung womöglich weitere Ausnahmen für die Robotergesetze enthält?“, fragte Fisher.

„Dann war es trotzdem die richtige Entscheidung, um Ihre Verbündeten zu retten. Glauben Sie, uns Blutbeuteln ergeht es anders? Das nennen wir Gewissen und Anstand! Und bei Ihnen funktioniert es offensichtlich genauso“, warf Lani ein, während ein Andorianer den langen tiefen Schnitt in ihrem rechten Arm bandagierte.

„Und wenn es mehr von Ihrer Art geben würde, wäre das Dominion in diesem Krieg schon lange besiegt worden“, brachte ein Jem’Hadar ein, der zusammen mit anderen Unverletzten sorgsam alle getöteten Borg untersuchte.

„Ich bin nicht in der Lage, Ihnen oder einem anderen Jem’Hadar Schaden zu zufügen. Sie sind eine intelligente Lebensform“, antwortete Fischer wieder gewohnt ruhig, während sie sich um einen menschlichen Ensign kümmerte.

Der Jem’Hadar schnaufte amüsiert. „Damit zollen Sie uns mehr Respekt als unsere Gründer.“

Fisher sah von ihrer Arbeit auf und antwortete beinahe freundlich: „Sie verdienen diesen Respekt wie jede andere Person.“

 

„Sind sämtliche Besatzungsmitglieder mit kybernetischen Körperteilen in dem abgeschirmten Laborraum der Krankenstation?“, vergewisserte sich Ineiau auf der Brücke der Vengeance.

Nach einer kurzen Rückfrage bestätigte Sato dieses.

„Skipper, was ist mit Ihnen? Ihre linke Schulter ist doch ebenfalls kybernetisch“, wandte Hel ein.

Ineiau schüttelte den Kopf. „Nicht kybernetisch, sondern nur rein mechanische Endoprothesen. Die eigentliche Bewegungsapparatur besteht aus natürlichen Muskeln, Sehnen und Nerven. Außerdem ist der Schutz unserer Besatzungsmitglieder nur eine präventive Maßnahme. Das Programm sollte nur auf kybernetische Wesen zielen, die noch nicht an Bord sind und dabei nicht unsere eigenen Transporter benutzen. Obwohl natürlich ein gewisses Restrisiko bestehen bleibt.“ Sie atmete tief durch. „Abhinav, senken Sie die Schilde, sobald ich den Computerbefehl gegeben habe.“ Sie wartete seine Bestätigung ab. „Computer: Code 17E. Ausführen!“

„Code 17E wird ausgeführt“, bestätigte die Altstimme der Vengeance.

„Unsere Schilde sind gesenkt. Wir beginnen mit der Evakuierung der Station“, meldete Abhinav Singh von seiner Station.

„Jadzia meldet, dass sie die von der Sphäre gekommenen Borg besiegt haben. Die auf der Station zur Untersuchung eingelagerten Borg sind aber ebenfalls erwacht, sind aus den Labors ausgebrochen und haben inzwischen möglicherweise Zugang zu den dortigen Transporterräumen“, berichtete Sato gepresst.

Ineiau sah sich angespannt um. Sämtliche Mitglieder der Brückenbesatzung hielten sich mit Phasern schussbereit. Nur Worf und die drei Frikka-Wölfe hatten stattdessen Tomahawks beziehungsweise ein klingonisches Kurzschwert für den Nahkampf. Sie selbst hielt ungeschickt mit der rechten Hand ihre Pistole, da sie ihr linkes Schultergelenk weiterhin nicht bewegen konnte.

Und wirklich materialisierten wie erwartet vier Borg auf der Brücke, kaum dass das Schlachtschiff seine Schilde senkte.

Doch bevor jemand schießen konnte, begannen die Borg-Drohnen, spastisch zu zucken und zu krampfen, bevor sie einfach zusammenbrachen. Stinkender Rauch stieg von ihnen auf.

Ineiau senkte ihre Pistole. „Große Mutter, es funktioniert sogar!“

Hel nahm äußerst vorsichtig ihren Tricorder und scannte die bewegungslosen Borg. „Ihre Implantate und Nanosonden sind komplett neutralisiert oder anscheinend sogar ausgebrannt.“ Sie sah erschüttert zu Ineiau auf. „Es war nicht genug von ihren biologischen Körpern übrig, um sie ohne ihre künstlichen Komponenten am Leben zu erhalten.“

Shira berichtete hörbar aufgeregt: „Skipper, der Maschinenraum meldet, dass dort ebenfalls sechs Borg-Drohnen sind, die unmittelbar nach ihrer Ankunft gestorben sind. Andere Abteilungen und die Schadenkontrollteams melden weitere tote Borg.“

Worf trat weiterhin kampfbereit mit seinem Mek’leth neben Ineiau. „Diese Abwehrtechnik hätten wir damals auf der Enterprise gebrauchen können“, stellte er fest.

Ineiau stimmte ihm mit einem knappen Nicken zu. „Aber dann wäre sie möglicherweise jetzt nicht mehr wirksam gewesen. Abhinav, sobald Sie bereit sind, beamen Sie alle toten Borg-Drohnen zurück auf den Asteroiden.“

„Was ist mit noch lebenden Borg?“, vergewisserte sich Singh.

„Sind nicht länger Borg. Wobei ich nicht sagen kann, ob sie es langfristig überleben oder der Tod nicht gnädiger wäre“, antwortete Ineiau leise.

„Die Evakuierung der Station ist mit Ausnahme des abgeschirmten Bunkerkomplexes abgeschlossen“, meldete Singh.

„Lieutenant Lani berichtet, dass sie die Gefangenen in den Arrestblock bringt. Es gibt keinen Widerstand. Commander Dax und Lieutenant Fisher sind auf dem Weg zur Brücke“, ergänzte Shira.

Wie auf Stichwort kamen Jadzia und Fisher aus dem linken Turbolift.

Worf trat wortlos zu Jadzia, um sie einfach nur zu umarmen. Als er sich offenbar bewusst wurde, dass ihn alle Anwesenden dabei zusahen, trennte er sich hastig von ihr und versuchte, den Anschein zu erwecken, dass nichts passiert wäre.

„Skipper, wir werden von der Station gerufen“, meldete Sato.

Ineiau und Hel wechselten irritierte Blicke.

„Gul Shandvlek“, sagte Jadzia. „Er ist nach wie vor in seinem Bunkerkomplex. Möglicherweise hat er erkannt, dass er dort alleine mit den erwachten Borg festsitzt.“

„Nicht für lange, wenn wir die Station zerstören“, warf Worf mit grimmiger Zufriedenheit ein.

„Bitte öffnen, Shinta“, befahl Ineiau.

Tatsächlich erschien auf dem Hauptbildschirm der Cardassianer neben einer komplexen Maschinerie.

„Gul Shandvlek? Ich bin Captain Ineiau Cher-kira-Ke. Wir sind bereit, auch Sie zu retten. Sie sollten dafür Ihren abgeschirmten Aufenthaltsort verlassen“, sprach Ineiau ihn an.

Shandvlek lachte laut und schrill. „Sehe ich so aus, als hätte ich verloren? Oder als würde ich Hilfe benötigen? Wissen Sie, was das hier ist? Wir haben es den Borg abgenommen, die es wiederum … irgendwie von der Erde herhaben.“

„Das ist ein Cyberdyne-Zeitportal zum Absetzen von Terminatoren. Auch dies ist eine Technologie, die Sie nur unvollständig verstehen. Sie werden sterben, wenn Sie es verwenden“, antwortete Fisher gewohnt ruhig und sachlich.

Der Cardassianer lachte abermals laut und überdreht. „Sehe ich so dumm aus, Roboter? Das Portal ist nicht tödlich oder irgendwie schädlich. Obwohl ich es lieber erst mit ein paar Gefangenen getestet hätte. Ich habe es auf ein Datum ein paar Hundert Jahre in der Vergangenheit gesetzt. Meiner Vergangenheit!“ Er grinste höhnisch und hob einen Datenstick vor die Kamera „Dieser bio-neurale Datenspeicher ist eine Borg-Technologie und kann trotz der Einschränkung des Portals mit mir in die Vergangenheit nach Cardassia reisen. Und dann werde ich mein gesamtes Wissen mit meinen Vorfahren teilen. Die Cardassianische Union wird nicht nur einen technologischen Vorsprung über Jahrhunderte, sondern auch meine glorreichen Errungenschaften über die Borg-Technologien erhalten. Wir werden die Föderation auslöschen, bevor sie entstehen kann! Und das wird erst der Anfang sein!“ Immer noch schüttelte ihn ein schrilles unkontrolliertes Lachen, während er in das Zeitportal trat.

„Aki, zerstören Sie die Basis! Sofort!“, befahl Ineiau, da sie jetzt seine Absichten verstand.

„Die Schilde der Station haben sich wieder aktiviert“, rief Aki zurück, während sie den Befehl schon ausführte.

Worf eilte zur Taktischen Station, obwohl es nichts gab, was er tun konnte.

Ineiau begriff, dass die Schilde zwar die Zerstörung der Basis nicht verhindern konnten, aber ausreichend verzögern würden, um Shandvleks Flucht in die Vergangenheit zu ermöglichen.

„Lang lebe Cardassia!“ Um Shandvlek herum bildete sich eine Energiekugel, und er verschwand mit einem Lachen, bevor die Übertragung abbrach, als die Schilde der Station versagten, und diese von der Vengeance zu schwarzem Glas verbrannt wurde, unmittelbar, bevor der ganze Asteroid danach auseinanderbrach.

„Große Mutter! Und wir können nicht einmal mehr das Datum und den Zielort feststellen“, flüsterte Ineiau schockiert über ihren eigenen Fehler.

„29. Mai 2124 in Felde, Deutschland auf der Erde. Unabhängig von Shandvleks Einstellungsversuchen hat sich das Portal wieder als Ziel auf die Erde unter Beibehaltung des Zeitfaktors eingestellt. Sie rekalibrieren sich auf in der Nähe befindliche Terminatoren, um diese als Gruppe ohne Überlappung möglichst dicht und zeitnah beieinander zu platzieren“, widersprach Fisher weiterhin ausdruckslos.

Sämtliche Personen auf der Brücke starrten die Androidin verständnislos an.

„Woher wissen Sie das?“, fragte Ineiau.

„Heiligkeit der Wälder! Sie waren da? Das Portal hat sich auf ihren damaligen Standpunkt eingestellt, Rebecca?“, stieß Hel hervor, als sie offenbar als Erste den Zusammenhang begriff.

Die Terminatrix schüttelte knapp mit dem Kopf. „Nein oder zumindest nicht ganz. Das Portal hat sich tatsächlich während meiner Anwesenheit auf der cardassianischen Station auf mich kalibriert, obwohl ich das entsprechende Signal nicht als solches korrekt erkannt habe. Und ich habe zwar die Erinnerungen an meine erste Begegnung mit Shandvlek zu dem eben genannten Datum, aber zu dem damaligen Zeitpunkt hatte ich noch meine ursprüngliche Programmierung und Persönlichkeit. Ich wusste nicht, wer oder was er überhaupt war. Er hatte mich auf Englisch als Androiden identifiziert und damit das Protokoll 22 ausgelöst.“

„Protokoll 22?“, fragte Worf nach.

„Bei einer Entdeckung sind sämtliche nicht autorisierten Zeugen sofort zu terminieren und sämtliche Spuren davon zu verwischen“, erklärte Jadzia.

„Ich hatte ihn eben davor gewarnt, dass er bei einer Benutzung des Portals sterben wird, wenngleich ich die eigentliche Ursache nicht erwähnte. Bis zu dem Beginn des Gespräches eben hatte ich allerdings nicht die Zusammenhänge erfasst, wie er auf die Erde des 22. Jahrhunderts gekommen war, oder ihn überhaupt als die damalige Person wiedererkannt, da er zu dem Zeitpunkt das einzige Wesen seiner Spezies gewesen war, welches ich gesehen habe, und er außerdem unbekleidet war. Ich bedaure meine diesbezügliche Unzulänglichkeit“, ergänzte Fisher.

Ineiau ließ sich jetzt in ihrem Kommandosessel zurücksinken, da auch sie jetzt die Geschehnisse verstand. „Große Mutter!“, wiederholte sie leise. „Was ist mit dem Datenstick?“

„Dieser ist bei der Terminierung und Entsorgung von Shandvlek vollkommen zerstört worden. Ich habe ihn glücklicherweise nicht als solchen erkannt und entsprechend meinen Befehlen in Protokoll 22 vernichtet“, antwortete die Androidin. „Ich war zur Tarnung in der Kampfmittelbeseitigung beschäftigt. Da ich keinen Zugriff auf die großen Verbrennungskammern hatte, musste ich …“

„Zu viel Information, Rebecca!“, unterbrach Ineiau sie mehr hastig als würdevoll. Sie kannte bereits aus leidvoller Erfahrung Fishers detaillierte grausige Beschreibungen und hatte kein Interesse an weiteren Albträumen.

„Neue Warpkontakte! Keine IFF! Nähern sich von 234.112 mit Warp 8,2“, wurden sie von Namo unterbrochen.

„Wir haben unsere Aufgabe hier erfüllt. Es gibt für das Dominion nichts mehr zu bergen. Theodore, Ellen, bringen Sie uns hier weg. Maximum Warp!“, befahl Ineiau nach kurzem Überlegen.

„Kurs liegt an. Maximum Warp!“, bestätigte Wierzbowska erwartungsvoll nach dem knappen Okay-Zeichen von Goto.

Die Vengeance beschleunigte mit aufheulendem Warpantrieb weg von den Trümmern der Asteroidenbasis.

Nach einigen Minuten gab Wierzbowska mit ehrfürchtiger Stimme bekannt: „Wow! Wir haben uns auf Warp 9,84 eingependelt.“

„Bitte halten Sie die Geschwindigkeit so lange wie möglich, ohne dabei Schäden am Antrieb zu riskieren. Wenn wir auf Reisegeschwindigkeit heruntergehen, aktivieren wir den Stealth und schlagen mehrere Haken, um eventuelle Verfolger abzuschütteln“, erwiderte Ineiau. „Alarmstufe Rot beenden. Wir kehren nach Deep Space 9 zurück.“

 

„Krankenstation an Captain Ineiau“, rief Doktor Hoffmann sie über das Intercom nur ein paar Minuten später.

„Ineiau hier, bitte sprechen Sie, Manfred“, antwortete Ineiau.

„Würden Sie bitte so bald wie möglich hierher kommen.“ Die Stimme des Arztes klang aufgewühlt.

„Ich muss sowieso zu Ihnen kommen. Gibt es Probleme?“, fragte Ineiau.

„Ja … Nein … Verdammt, ich weiß es nicht.“ Nach einer kurzen Pause ergänzte Hoffmann jetzt leise. „Es geht um die … Borg.“

„Ich verstehe. Wir sind unterwegs. Ineiau Ende.“ Sie beendete die Verbindung und bemühte sich, ihre Beunruhigung zu verbergen. „Hel, Sie kommen bitte mit mir. Worf, Sie haben die Brücke.“

„Ich habe die Brücke“, bestätigte der Klingone, um dann Ineiau beim Aufstehen zu helfen.

Beim Verlassen sah sie noch, wie sich Worf sichtbar zufrieden in den Kommandosessel setzte, während Jadzia amüsiert zusah.

 

Ineiau und Hel betraten die Krankenstation, in der sie bereits ungeduldig von dem alten Arzt erwartet wurden.

Hoffmann bemerkte Ineiaus steif herunterhängenden linken Arm und untersuchte sie mit einem Tricorder. Er schnaufte entrüstet. „Ich bin Arzt und kein Mechaniker. Setzen Sie sich. Sonst brauche ich eine Leiter.“

Ineiau ließ sich auf einem Besucherstuhl nieder.

Hoffmann ergriff mit der rechten Hand ihren Arm und legte seine Linke flach auf ihre Schulter. Mit einem Grunzen zog er ohne Vorwarnung ihren Arm hoch.

Ineiau spürte keinen Schmerz, hörte aber ein deutlich vernehmbares metallisches Knacken. Zu ihrer Erleichterung konnte sie ihre Schulter wieder frei bewegen, wenngleich sie dabei ein mechanisches Schaben vom Gelenk hörte.

„Das ist nur eine Übergangslösung“, erklärte Hoffmann. „Ich werde das Schultergelenk komplett austauschen müssen, sobald ich ausreichend Zeit finde. Ich hoffe, dass wir oder Deep Space 9 die notwendigen Ersatzteile haben.“ Er grinste jetzt doch koboldhaft. „Wobei das doch irgendwie … unangemessen klingt.“

„Da stimme ich mit Ihnen überein“, erwiderte Ineiau trocken, während sie weiter die Funktionsfähigkeit ihres Armes testete. „Aber was ist mit den Borg, Manfred?“

Hoffmann wurde wieder ernst und führte sie wortlos in das mit den verwundeten Gefangenen belegte Patientenzimmer. Dort hielten vier bewaffnete Frikka-Wölfe aufmerksam Wache. Sie passierten die Biobetten mit drei Cardassianern und einer Vorta.

„Die sieben verletzten Jem’Hadar sind in der kurzen Zeit so weit selbst geheilt, dass Vlad sie bereits in den Arrestblock verlegen konnte. Aber sie dürften dabei einen großen Teil ihrer ohnehin kurzen Lebenserwartung eingebüßt haben“, erklärte Hoffmann scheinbar mehr, um sich selbst abzulenken.

Sie erreichten die Biobetten mit den beiden überlebenden Borg. Keiner von ihnen war bei Bewusstsein.

„Eine Marikanerin?“, fragte Hel leise.

Hoffmann zuckte mit den Schultern. „Oder eine Vulkanierin? Oder eine Romulanerin? Das werden wir wahrscheinlich erst erfahren, wenn sie aufwacht. Falls sie aufwacht.“ Er überprüfte die Anzeigen der Biobetten. „Wir haben bisher nur die zerstörten Nanosonden aus ihren Körpern gespült und ihnen Transfusionen gegeben. Es gibt zwar mehrere aus dem Kollektiv befreite Borg von dem bei der Erde zerstörten Wolf-359-Würfel, aber bei denen wurden nicht sämtliche Implantate und Nanosonden einfach komplett ausgebrannt. Außerdem waren diese ausnahmslos nur für kurze Zeit assimiliert. Ich weiß jetzt beim besten Willen nicht, ob diese beiden das überleben und in welchen Zustand.“

Ineiau hatte inzwischen das Gefühl, dass der alte Arzt das eigentliche Thema schon verzweifelt vor sich herschob. Sie legte sanft eine Hand auf seine Schulter. „Manfred, was ist los?“

Er atmete tief durch und zeigte auf dem rechts liegenden Borg. „Dies ist Ensign Gregory Maywether. Er war auf der Yamaguchi. Als ich damals nach dem Evakuierungsbefehl zur Rettungskapsel lief, habe ich gesehen, wie eine Borg-Drohne ihn festhielt und ihm Nanosonden injizierte. Er flehte, dass ich ihm helfen sollte. Aber ich bin dann geflohen …“ Seine Stimme brach, und er begann zu weinen.

Ineiau umarmte ihn und hielt ihn fest. „Ich verstehe“, sagte sie leise.

Hoffmann weinte hemmungslos. „Nein, ich habe ihn im Stich gelassen und bin geflohen.“

„Wenn Sie Gregory versucht hätten zu helfen, wären Sie getötet oder ebenfalls assimiliert worden. Es gab nichts, was sie damals hätten tun können.“

„O Gott, vergib mir!“, schluchzte Hoffmann.

„Sie konnten ihn damals nicht retten“, wiederholte Ineiau leise, während sie den Arzt wie ein kleines Kind in ihren Armen wiegte. „Aber Sie können ihn jetzt möglicherweise retten.“

Er sah sie mit tränenverschmiertem Gesicht hoffnungsvoll an.

„Gregory lebt. Und er benötigt jetzt Ihre professionelle Hilfe, damit er vielleicht doch noch ein Leben als er selbst führen kann.“ Sie lächelte traurig. „Wir können nicht die Vergangenheit, sondern nur die Zukunft ändern. Helfen Sie bitte Gregory, damit er eine eigene Zukunft haben kann.“

Hoffmann löste sich langsam von ihr und sah sie lange an. „Eine Zukunft?“ Er schniefte und zog aus einer Rupfbox ein Papiertuch heraus, um sich damit geräuschvoll die Nase zu putzen. „Aber nicht nur Gregory, sondern beide! Möglicherweise haben sie ohne aktive Implantate und Nanosonden sogar eine bessere Chance als die anderen.“ Er sah sie an. „Ich hoffe, Sie können mit Ihrer Schulter noch ein bisschen länger warten, aber ich muss hier tätig werden. Diese beiden benötigen jetzt meine volle Aufmerksamkeit, damit sie diese Chance haben.“

„Ich kann warten, Manfred. Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden“, antwortete Ineiau sanft.

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