TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Starship Vengeance - Hinter feindlichen Linien

von Thilo

Im Auge des Sturms

Jadzia folgte mit dem Kurzschwert in der Hand Lani und den anderen Frikka-Wölfen durch die an Deep Space 9 erinnernden Korridore. Fisher hielt sich dicht bei ihr. Als Einzige hatte sie keine Nahkampfwaffe an sich genommen. Jadzia ging davon aus, dass sie bei einem Kampf auch keine benötigen würde. Das Schlusslicht bildeten vier Wölfe mit den gefesselten und geknebelten Gul und Glinn.

Bisher war es dem Außenteam trotz der lahmgelegten Tricorder zwei Mal gelungen, wachende Jem’Hadar zu überrumpeln, da die Frikka-Wölfe diese riechen konnten, bevor diese wiederum die Eindringlinge bemerkten. Ein Wolf hatte sich bereits ganz offen darüber beschwert, dass die echsenartigen Jem’Hadar stinken und widerlich schmecken würden. Lani hatte ihn daraufhin zu Jadzias Erleichterung zumindest für die zweite Hälfte der Aussage gerügt.

Lani hielt die Gruppe vor einer T-Kreuzung mit einer Geste an, während sie schnupperte.

Jadzia benötigte weder das Gehör noch den Geruchssinn der Wölfin als zwei näherkommende Stimmen im linken Gang erklangen, die sich unbekümmert auf Cardassianisch unterhielten und sich dabei über den überflüssigen erneuten Probealarm beklagten. Jadzia konnte kaum glauben, dass nicht inzwischen alle von ihrer Anwesenheit wussten.

Lani rief mit Handzeichen Fisher zu sich nach vorne.

Die Androidin glitt lautlos zur Korridorecke. Sie wartete den richtigen Moment ab. Dann erschien wie angeknipst ein breites freundliches Lächeln in ihrem Gesicht, und sie trat aus Jadzias Sicht in den Korridor direkt vor die beiden Cardassianer.

„Was?“, hörten sie noch einen der beiden Männer völlig verblüfft fragen, bevor dumpfe Geräusche erklangen, als sie von einem doppelten vulkanischen Nervengriff betäubt zu Boden gingen.

Mehrere Wölfe eilten zu den Betäubten, um sie ebenfalls zu fesseln und zu knebeln.

Bisher ging es fast zu einfach, dachte Jadzia im Stillen. Sie warf einen kurzen Blick in die beiden Korridore, in die der ihre mündete. Aber es war niemand Weiteres dort zu sehen.

Fisher kontrollierte bereits die Sicherheitstür am Ende des kurzen rechten Korridors. „Dies ist die äußere Tür zum Gefangenenlager. Wir benötigen die biometrische Berechtigung eines Gefangenen.“ Sie zog einen der betäubten Cardassianer zur Tür und presste seine Hand auf den entsprechenden Scanner neben der Tür. Nichts geschah.

Jadzia drehte sich zu den beiden mitgebrachten Gefangenen um. Auf ein Zeichen von Lani hin entfernten die diese bewachenden Wölfe deren Knebel.

Shandvlek holte bereits tief Luft, als ihm ein Wolf drohend seine scharfen Krallen an die Kehle setzte. Der Cardassianer erbleichte, offensichtlich dachte er an Lanis Worte im Labor.

„Die beiden Männer sind nur Techniker. Sie haben keine Berechtigung, das Gefängnis zu betreten“, erklärte der Glinn leise und blickte betreten zu Boden, während der Gul ihn hasserfüllt ansah.

„Sie haben diese Berechtigung?“, fragte Jadzia.

Der junge Cardassianer zögerte, bevor er kaum sichtbar nickte.

„Vlad, nehmen Sie den Glinn mit. Wir werden Shandvlek als Schlüssel zur Zentrale benutzen“, wies Lani an.

Shandvlek wollte erbost zu einer Erwiderung ansetzen, schwieg aber, als der Wolf, dessen Hand an seiner Kehle lag, die Lefzen als Drohung hochzog.

Der schwarze Wolf nickte nur wortlos und zog den Glinn zu der Sicherheitstür. Ohne weitere Aufforderung legte der Cardassianer seine rechte Hand auf den Sicherheitsscanner, nachdem Vlad ihm die Handfesseln abgenommen hatte.

Die Tür öffnete sich. Der dahinter liegende Korridor war leer.

„Hinter der nächsten Tür sind zwei cardassianische Wachen. Bitte lassen Sie sie am Leben. Ich kann sie zur Aufgabe bringen.“ Der Glinn blickte Fisher an. „Ich glaube, es ist gesünder für mich, wenn ich bei Ihnen statt bei dem hellgrauen Hund bin.“

Mehrere Wölfe um ihn herum bleckten erbost ihr Gebiss.

„Es sind Frikkaner oder Wölfe, aber keine Hunde. Im Interesse der Erhaltung Ihrer Gesundheit sollten Sie dies beachten“, antwortete die Terminatrix ausdruckslos.

Der Glinn nickte stumm mit einem sehr nervösen Blick auf den ihn weit überragenden, zähnefletschenden Vlad.

 

Die Vengeance erschauerte abermals unter dem Feuer der Borg-Sphäre.

Ineiau hielt sich an ihrer Wissenschaftsstation fest. „So kommen wir nicht weiter. Und je länger der Schlagabtausch dauert, umso eher passen sich möglicherweise die Borg an. Ellen, bringen Sie den Asteroiden zwischen uns und der Sphäre. Worf, werfen Sie Minen in unserem Kielwasser aus. Das sollte eine Verfolgung zumindest verlangsamen.“

Wierzbowska und Worf bestätigten die Befehle.

Die Vengeance löste sich aus dem Gefecht, entfernte sich von der Borg-Sphäre und ließ dabei ein kleines Minenfeld zurück.

Hel sah von ihrer Station zu Ineiau auf. „Skipper, besteht nicht die Gefahr, dass die Borg statt uns dann die Station angreifen?“

Worf antwortete an Ineiaus Stelle: „Die Station ist bisher passiv, während wir eine aktive Bedrohung für die Borg darstellen. Wobei noch hinzukommt, dass wir bisher ihren Angriffen widerstanden haben. Sie werden weiterhin uns als Prioritätsziel haben.“

Auf dem Hauptbildschirm konnte Ineiau jetzt sehen, wie das Borg-Schiff die Verfolgung aufnahm. Ein Teil der von ihnen zurückgelassenen Minen explodierte in blauen Feuerbällen, als die Borg in deren Reichweite kamen. Die Sphäre wurde langsamer und begann mit Energiestrahlen, die verbliebenen Minen in ihrer Flugbahn zu räumen. Gleichzeitig feuerte sie wieder eine Salve grüner Plasmatorpedos auf die Vengeance ab.

Das Schlachtschiff bäumte sich unter den Treffern heftig auf.

Ineiau verlor das Gleichgewicht und prallte schmerzhaft mit der linken Schulter gegen die Deckenstrebe, um dann auf dem Hintern zu landen. Trotzdem gelang es ihr noch, so weit mit den Händen ihren Sturz abzufangen, dass sie zumindest nicht mit dem Kopf irgendwo aufschlug.

„Schilde auf 83 Prozent!“, rief Aki.

„Sie haben sich angepasst!“, bestätigte Worf grimmig Ineiaus Befürchtung.

Ineiau schob ihren verletzten Stolz über ihren Sturz vor aller Augen als irrelevant beiseite. „Ellen, bringen Sie uns in Deckung!“, befahl sie weiterhin am Boden.

„Wir haben den Asteroiden bereits zwischen uns, Skipper!“, bestätigte die Pilotin.

„Die Borg folgen uns im Orbit. Aber sie scheinen nicht aufzuholen“, meldete Namo.

Ineiau versuchte, wieder aufzustehen. Irgendetwas schien mit ihrem linken Arm nicht zu stimmen. Hel verließ ihre Station und bemühte sich vergeblich, ihr beim Aufstehen behilflich zu sein.

Zwei kräftige Arme packten Ineiau und zogen sie auf ihre Beine. Worf half ihr dann zusammen mit Hel zum Kommandosessel.

„Danke, Worf!“

Der Klingone nickte nur knapp und eilte zu Aki an die Taktische Station zurück.

„Shinta, haben wir inzwischen eine Verbindung zum Außenteam?“, fragte Ineiau. Als sie gleichzeitig Informationen im Display der Sessellehne aufrufen wollte, bemerkte sie, dass sie ihr künstliches linkes Schultergelenk nicht bewegen konnte.

„Negativ, die Station stört weiterhin unsere Kommunikation, Skipper“, verneinte Sato die Frage.

Ineiau erwog verzweifelt ihre Möglichkeiten, während sie gleichzeitig die Zerstörung der Station zusammen mit Außenteam und Kriegsgefangenen durch die Vengeance weit von sich schob.

Das Schlachtschiff und die Borg-Sphäre umkreisten jetzt den Asteroiden.

 

Jadzia und Lani sahen vorsichtig um die Korridorecke. Vor dem Eingang zur Zentrale der Station standen vier Jem’Hadar als Wachen in der Kreuzung, die gelangweilt die drei davon abgehenden Korridore im Auge behielten. Jadzia und Lani wichen wieder zurück, um sich außer Hörweite abzusprechen.

„Wir bräuchten ein Ablenkungsmanöver“, flüsterte Jadzia.

„Sie mit einem geworfenen Gegenstand abzulenken, würde nicht klappen. Wir müssten es dafür an ihnen vorbei werfen. Das würden sie auf jeden Fall sehen.“

„Außerdem ist der Trick schon zu alt, als dass noch irgendjemand darauf reinfallen würde.“

„Sie wären überrascht“, erwiderte Lani mit einem Grinsen. Sie schnupperte.

„Mehr Feinde?“, fragte Jadzia noch leiser.

„Nein, alte Gerüche. Aber es sind hier Menschen und Klingonen entlang gegangen“, antwortete die Wölfin, während sie weiter schnupperte.

Weitere Wölfe begannen, ebenfalls zu wittern. Einer von ihnen öffnete vorsichtig die Tür einer Abstellkammer. „Lani!“

Jadzia und Lani blickten in den kleinen Raum, in dem zwei leere Handwägelchen für Traglasten standen. Lani roch an den Griffstangen der Wagen. „Die wurden erst kürzlich von Menschen und Klingonen, aber nicht von Cardassianern benutzt“, stellte sie fest.

Jadzia kam eine Idee. „Die Gefangenen. Wahrscheinlich setzen die Cardassianer sie für körperliche Hilfsarbeiten ein. Es würde zu deren Arroganz und Tendenz zu Sklavenarbeit passen.“ Sie legte Schwert und Ausrüstung ab und zog ihre taktische Schutzweste aus.

„Ich bezweifele, dass sich die Gefangenen ohne Wachen frei in der Basis bewegen dürfen“, gab Lani zu bedenken.

„Ich weiß, aber wir müssen die Wächter nur für einen Moment ablenken, damit Sie diese überwältigen können.“ Jadzia zog vorsichtig einen der Wagen aus der Kammer. Zu ihrer Erleichterung ging das geräuschlos.

Widerwillig stimmte ihr Lani mit einem Kopfnicken zu. Sie und ein Teil der Wölfe bezogen direkt hinter der Korridorecke Stellung.

Jadzia atmete tief durch, dann schob sie den Wagen an dem pelzigen Spalier vorbei, bog um die Ecke und hielt auf die Tür der Zentrale zu.

Die vier Jem’Hadar starrten sie an.

„Was willst du hier? Und warum bist du ohne Wache unterwegs?“, grollte einer der Wächter.

„Ich sollte einen Container hier abholen und in den Lagerraum AA-23 bringen.“ Sie blickte sich mit gespielter Überraschung um. „Eben war er doch noch da?“

„AA-23?“, fragte ein anderer Jem’Hadar verwirrt.

„Wer war eben noch da?“, forschte der erste Wächter misstrauisch, obwohl er ebenfalls sichtbar verwirrt war.

„Der Jem’Hadar, der mich bewachen sollte. Ich kenne seinen Namen nicht. Und es tut mir wirklich leid, aber Sie sehen für mich alle gleich aus.“

„Wir sehen nicht alle gleich aus!“, widersprach der erste Wächter energisch und hörbar erbost. „Aber dich habe ich bis heute nicht unter den Gefangenen gesehen!“

„Ah … da ist er ja“, sagte Jadzia und blickte in den Korridor, der dem mit den Frikka-Wölfen gegenüberlag.

Alle vier Jem’Hadar blickten ebenfalls in die gleiche Richtung wie Jadzia.

Lautlos stürmten hinter ihren Rücken die Wölfe aus dem anderen Gang und knüppelten die abgelenkten Wachen mit Axtstielen und Gewehrkolben nieder. Dann fesselten sie die Jem’Hadar mit Kabelbindern, bevor diese sich wieder ausreichend erholen konnten, um Widerstand zu leisten oder auch nur einen Alarm zu geben.

Lani grinste wölfisch. „Nicht schlecht für eine unbehaarte Kurznase.“

Die ihm bewachenden Wölfe holten Shandvlek nach vorne und führten ihn zum Sicherheitsscanner der Zentralentür.

Als er die gefesselten Jem’Hadar passierte, trat er wütend nach einem am Boden liegenden Gefesselten. „Dumme Retortensoldaten, nichts können sie richtig!“

Die beiden Frikkaner zogen ihn wortlos, aber zähnefletschend weiter, während die Jem’Hadar ihm hasserfüllt nachsahen.

Jadzia und Lani achteten gewissenhaft darauf, dass der Cardassianer keinen Alarm auslösen konnte, während seine gefesselten Hände gegen den Scanner gehalten wurden.

Die Tür der Zentrale öffnete sich. Mit markerschütterndem Heulen stürmten die Wölfe hinein.

Cardassianer und Vorta sprangen sichtbar erschrocken von ihren Stationen auf, leisteten aber angesichts der zähnefletschenden und Waffen schwingenden Wölfe keinen Widerstand.

Ein älterer Glinn erblickte Shandvlek, der gefolgt von Jadzia von seinen beiden Aufpassern in die Zentrale geführt wurde. „Gul Shandvlek, was ist passiert? Wo kommen diese … Hunde her? Und wo sind die Jem’Hadar-Wachen, die bei Ihnen waren?“

„Es sind Wölfe und keine Hunde. Und sie mögen es nicht, wenn sie als Letzteres bezeichnet werden“, korrigierte ihn Jadzia freundlich. Sie erkannte seine Stimme von dem Gespräch zwischen ihm und Shandvlek im Frachtraum wieder. „Wir sind auf die Station gekommen, bevor Sie Ihre Schilde aktivierten. Und Ihr Gul wusste es bereits, als er mit Ihnen über die Raumschlacht und die Borg sprach.“

Der Glinn erstarrte. „Gul?“, fragte er ungläubig.

„Idiot! Sie waren in der Zentrale! Sie hätten das Beamen entdecken müssen!“, fauchte Shandvlek ihn an.

„Sie hätten Ihre Untergebenen vorher informieren müssen“, berichtigte ihn Jadzia schadenfroh und immer noch betont fröhlich.

„Es wäre irrelevant gewesen, wenn die blöden Jem’Hadar ihre einfache Aufgabe erfüllt hätten, statt sich widerstandslos von den Kötern niedermachen zu lassen.“

„Sie haben die Jem’Hadar selbst durch Ihre Prahlerei davon abgehalten, das Überraschungsmoment auszunutzen. Und Sie sind als Erster zu Boden gegangen und haben damit Ihre eigenen Wächter abgelenkt“, schlug Lani mit einem bösartigen und nachtragenden Grinsen in die gleiche Kerbe wie Jadzia.

„Das hat nichts damit zu tun!“, brüllte Shandvlek. „Bin ich hier nur von verblödeten Idioten umgeben?“, schrie er dann den Glinn an.

Der ältere Glinn versteifte sich sichtbar. „Ich bin nicht für Ihre persönlichen Fehler verantwortlich, Gul“, widersprach er mit unterdrücktem Zorn.

„Ich mache niemals Fehler! Befehl 344!“, brüllte Shandvlek. Sein Gesicht verfärbte sich vor Zorn braun.

Ein Wolf sprang vor und presste seine Hand auf Shandvleks Mund, um ihn daran zu hindern, womöglich dem Stationscomputer weitere Befehle zu erteilen.

Die anwesenden Cardassianer und Vorta sahen sich hingegen sichtlich irritiert gegenseitig an. Offensichtlich konnte niemand von ihnen mit dem Befehl irgendwas anfangen.

„Befehl … was?“, begann ein Vorta.

Die Köpfe des älteren Glinn und eines weiteren Cardassianers explodierten und bespritzten mit braunem Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern das Stationspersonal, welches das Pech hatte, zu dicht daneben zustehen.

Cardassianer und Vorta schrien entsetzt auf.

Sämtliche Bildschirme der Zentrale wurden dunkel, als sich die Computerkonsolen abschalteten oder sperrten.

Jadzia hörte das Summen eines Materietransporters und erkannte, dass es sich um Shandvlek bildete. „Zurück!“, rief sie dem Wolf zu, der weiterhin seine Hand auf dem Mund des Cardassianers hatte.

Lani und eine zweite Wölfin packten den vor Überraschung oder Schock erstarrten Wolf und zerrten ihn aus dem Transporterfeld.

Sie waren nicht schnell genug.

Shandvlek wurde weggebeamt, während er laut und bösartig lachte. Und mit ihm verschwand auch die halbe Hand des Wolfes.

Jadzia riss den Sanitätsschrank neben der Tür auf und ergriff einen Dermalregenerator, um damit die Blutung des verletzten Frikkaners zu stillen.

Ein dicht neben ihr stehender Vorta-Wissenschaftler erwachte ebenfalls aus seiner Schockstarre. „Nicht den Dermalregenerator! Der wird vom Antiwaffenfeld blockiert. Sie brauchen Verbände für die Hand.“

Jadzia fluchte leise und nahm ein Verbandspaket aus dem Schrank. Sie kniete nieder und bemühte sich zusammen mit den beiden Wölfinnen, die verstümmelte Hand möglichst fest zu verbinden, um die Blutungen zu stillen. „Wo ist Shandvlek hin?“, fragte sie gleichzeitig die anwesenden Gefangenen.

„Ich weiß es nicht“, gab der Vorta zu.

„Gul Shandvlek hat ein privates Labor in einem abgeschirmten Bunker, den ohne seine Erlaubnis niemand außer ihm selbst betreten darf. Vielleicht ist er jetzt dort“, vermutete ein sichtlich entsetzter Cardassianer, der sich vergeblich bemühte, die ekelhafte Masse aus Blut und Gehirnmasse von sich abzuwischen.

 

Jadzia sah von ihrem bisher ergebnislosen Versuchen auf, die Computer zu entsperren.

Fisher und ein Teil ihrer Sicherheitskräfte waren in Begleitung von Starfleet-Personal und Klingonen in die Zentrale gekommen. An ihrer Hand führte die Terminatrix wie ein Kind den gefangenen Glinn mit sich, den sie offensichtlich wirklich wie einen Schlüssel zum Türenöffnen benutzte. Direkt hinter dem Cardassianer ragte still und wachsam der schwarze Wolf Vlad hervor, dessen Präsenz wahrscheinlich jeden Widerstand oder Fluchtversuch des Glinn bereits im Keim erstickte.

„Wir haben das Gefängnis ohne Gegenwehr einnehmen können“, wurde sie von der Androidin informiert. „Offenkundig wurde diese mobile Forschungsstation nachträglich in ein Gefängnis umgewandelt, um dann wiederum nach der Entdeckung der funktionslosen Borg-Sphäre erneut ihrem ursprünglichen Verwendungszweck zugeführt zu werden, ohne dabei die Gefangenen woanders hin zu verlegen.“

„Shandvlek ist in einen Sicherheitsbereich entkommen. Und er hat dafür zwei seiner eigenen Soldaten geopfert. Er hat sie mit implantierten Bomben als Ablenkungsmanöver gesprengt“, erwiderte Jadzia. „Außerdem hat er sämtliche Stationen der Zentrale gesperrt. Ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen, Rebecca.“

„Keine einfachen Soldaten“, widersprach ihr ein immer noch über die Ereignisse und Shandvleks Verrat geschockter cardassianerischer Gefangener. „Seine beiden anwesenden Glinn! Seine Stellvertreter! Anscheinend mit ihren normalen Sicherheitschips!“ Ihm kam sichtbar eine Erkenntnis, als er den Glinn an Fishers Hand sah. „Wie der Neuling dort!“

„Mein subdermaler Kommandochip?“, fragte der Glinn überrascht und wurde bleich. „Aber Gul Shandvlek sagte, dass er für die Zugangsberechtigungen auf dieser Station notwendig wäre. Und jeder Offizier ab Glinn oder höher hat diese doch.“

„Ein Sicherheitschip mit einer Bombe! Wo sitzt er?“, berichtigte Lani ihn, während sie schon am vor ihr zurückweichenden Cardassianer schnupperte.

„Er wurde hier eingepflanzt“, sagte der erbleichende Glinn und zeigte auf eine Stelle an seinem Hals.

Lani presste ihre Nase an die angegebene Stelle und schnupperte deutlich hörbar, bevor sie sich langsam in Richtung Kehle hocharbeitete, was nicht zur Beruhigung des Mannes beitrug. „Er ist gewandert und sitzt jetzt hier.“

Jadzia trat wieder zu dem Wandschrank, in dem die medizinische Notfallausrüstung der Zentrale lagerte. Der Vorta-Wissenschaftler, der sie vorher schon auf die Wirkung des Antiwaffenfeldes hingewiesen hatte, trat zögernd zu ihr. Ein kurzer Test zeigte Jadzia, dass wirklich die gesamte elektronische medizinische Ausrüstung ebenso wie ihre Tricorder von dem Waffendämpfungsfeld betroffen war. Gemeinsam fanden sie ein Set mit einfachen Skalpellen und anderen chirurgischen Instrumenten.

Der Vorta nahm ein Skalpell und trat zu dem verständlicherweise jetzt sehr nervösen Glinn.

Lani zeigte mit einer langen manikürten Kralle die Position des Chips.

„Ich habe leider keine genauen Kenntnisse über die innere Anatomie von Cardassianern. Liegen dort größere Blutgefäße?“, fragte Fisher.

„Das liegt direkt zwischen der rechten Aorta und der Blutspeicherblase“, bestätigte der Vorta.

„Können Sie den Chip entfernen, bevor Gul Shandvlek ihn doch noch zündet?“, fragte die Androidin.

„Ja, aber durch das Dämpfungsfeld können wir den Schnitt nicht mit einem Dermalregenerator schließen. Er wird verbluten“, antwortete der Vorta.

Der Glinn wurde noch bleicher.

Fisher sah sich um. „Ich vernähe es von Hand.“ Sie zeigte auf einen kleineren Jem’Hadar, nachdem sie dessen Hände abschätzend gemustert hatte. „Können Sie die Wunde zusammendrücken, den Mann festhalten und gleichzeitig dabei selbst stillhalten?“

Der Jem’Hadar sah sie entrüstet an. „Ich bin Soldat und keine Krankenschwester!“

„Sie sind jetzt eine Krankenschwester“, widersprach Fisher ungerührt. Gleichzeitig packte sie den Glinn und hob ihn sichtbar mühelos auf einen Besprechungstisch. „Liegenbleiben“, wies sie ihn an und ignorierte die ungläubigen Blicke von den meisten anderen, die nicht von der Vengeance stammten.

Ein Wolf nahm dem zwangsrekrutierten Jem’Hadar die Handfesseln ab.

Der Vorta und der Jem’Hadar stellten sich jetzt ebenfalls zu Fisher an dem improvisierten Operationstisch.

Jadzia wandte sich wieder der Computerkonsole zu und versuchte, sich darauf zu konzentrieren.

„Das ist kein Anschauungsunterricht für cardassianische Anatomie!“, empörte sich der Vorta.

Jadzia sah auf und erkannte, dass die meisten Jem’Hadar und Klingonen neugierig an den Tisch getreten waren, um besser zusehen zu können. Lani scheuchte sie zurück.

„Pinzette!“

Jadzia wandte sich schaudernd wieder dem Computer zu.

„Tupfer!“

„Hier drücken!“, befahl Fisher.

„Eine Schale fürs Blut, schnell! Wo bleiben die Tupfer?“, forderte der Vorta.

Jadzia versuchte, es für ihren eigenen inneren Frieden zu ignorieren.

„Sie nähen meine Finger mit an!“, beklagte sich jetzt der als Krankenschwester rekrutierte Jem’Hadar.

„Ich nähe mit einem halben Millimeter Abstand zu Ihren Fingern. Stillhalten und drücken!“, erwiderte Fisher beinahe beleidigt.

„Ich wusste zwar, dass wir verhältnismäßig schlechte Augen haben, aber das klingt absurd! Haben alle Menschen so gute Augen?“, fragte der Vorta.

„Nein“, antwortete Fisher nur knapp. „Setzen Sie sich langsam auf. Aber bleiben Sie erst einmal sitzen“, wies sie den Glinn an.

Jadzia sah jetzt doch von ihrer Arbeit auf. Der Cardassianer saß zitternd mit einem dicken Pflaster direkt neben dem Kehlkopf auf der Tischkante, von der braunes Blut tropfte.

Fisher nahm etwas vom Tisch, säuberte es mit einem Tupfer und untersuchte es vorsichtig.

„Nachdem, was wir vorhin gesehen haben, verlieren Sie Ihre Hände, falls es hochgeht“, warnte der Vorta Fisher vor dem Sicherheitschip.

Die Androidin ging nicht auf die Warnung ein. „Ich benötige ein sauberes Skalpell und eine Pinzette“, verlangte sie.

Eine Klingonin brachte ihr beides.

Fisher suchte einen trockenen Fleck auf dem Tisch und begann dort, behutsam an dem Chip zu arbeiten.

„Können Sie ihn entschärfen, Rebecca?“, fragte Jadzia.

„Ja, die Entschärfung ist nicht das eigentliche Problem. Aber ihn dabei nicht zu beschädigen und seine Kontrollfähigkeiten zu erhalten, könnte problematisch sein.“

Jadzia kam ein Gedanke. „Könnte Shandvlek die Selbstzerstörung der Chips der beiden anderen ausgelöst haben, damit niemand außer ihm Zugriff auf den Hauptcomputer hat?“

„Das und es war ein ziemlich effektives Ablenkungsmanöver“, stimmte ihr Lani mit gesträubtem Nackenfell zu. „Wer hat noch alles diese Chips? Und warum ist er nicht zusammen mit den beiden anderen hochgegangen?“ Sie zeigte auf den zitternden, blutüberströmten Glinn.

„Möglicherweise war er außer Reichweite von Shandvleks eigenem Kommandochip“, vermutete Jadzia.

„Außer Gul Shandvlek hatten diese Sicherheitschips nur die vier Glinn unter seinem Kommando auf der Station. Das ist eine normale Sicherheitsmaßnahme in der Cardassianischen Armee. Normalerweise enthalten sie selbstverständlich keine Sprengsätze. Ansonsten könnte ja jeder Saboteur unser Offizierskorps buchstäblich enthaupten“, erklärte der gleiche Cardassianer, der ihr zuvor widersprochen hatte.

„Wo ist der Vierte?“, fragte Jadzia. Unter ihren Gefangenen hatte nur der junge Mann auf dem Tisch diesen Rang.

„Er hat ihn gefressen“, antwortete der Glinn und zeigte auf Vlad, der ihn daraufhin erbost anblickte.

„Getötet, aber nicht gefressen“, berichtigte Fisher ihn gleichmütig. „Ich habe den Sprengsatz vom eigentlichen Baustein getrennt. Dem Augenschein nach handelt es sich um Rodorium. Es kann also ohne Zündimpuls nicht explodieren.“

„Rodorium ist bei Cardassianern stark krebserregend“, stellte der Vorta-Wissenschaftler neben ihr fest.

„Großartig!“, brach es aus dem unglücklich wirkenden Glinn hervor.

Fisher trat mit dem Chip in ihren vorgehaltenen Händen zur Computerkonsole, an der Jadzia arbeitete. „Aber ich fürchte, dass der eigentliche Baustein Schaden genommen hat. Ich kann keine Reaktion feststellen.“

Ein blau uniformierter Andorianer trat zu ihnen und betrachtete den Chip in Fishers Händen. Er schnippte mit den Antennen, als ihm sichtbar eine Idee kam. „Das Ding ist darauf ausgelegt, im Blutkreislauf eines Cardassianers zu funktionieren und wahrscheinlich auch daraus seine Energie zu beziehen.“ Er sah zu dem auf den Tisch sitzenden Cardassianer.

Lani trat an dem behelfsmäßigen Operationstisch. „Und möglicherweise auch nur mit dem Blut des Offiziers funktioniert, für den der Chip vorgesehen ist.“

„Nein, bitte nicht!“, flehte der Cardassianer kreidebleich.

Lani nahm die Blutauffangschale. „Keine Sorge. Wir sollten genug davon haben, ohne Sie erneut anzuzapfen.“ Sie sah zu Boden auf die Blutlache, vor der sie stand. „Sofern überhaupt noch genug Blut in ihrem Körper ist.“

Der Andorianer nahm die Schale von der Frikka-Wölfin entgegen und ging wieder zur Konsole.

Fisher legte den Kommandochip vorsichtig in das darin aufgefangene Blut.

Jadzia schnalzte triumphierend mit der Zunge. „Ja, das war es. Ich bin drin!“ Sie war dankbar, dass sie inzwischen mit den Computern auf Deep Space 9 vertraut war, die immer noch ein cardassianisches, wenngleich englischsprachiges Layout besaßen. Sie entsperrte zuerst die Kommunikation, bevor sie die restlichen Systeme der Zentrale reaktivierte. Sie veränderte die ihr zugänglichen Berechtigungen in der Hoffnung, damit Shandvlek zumindest vorübergehend aus dem System auszusperren.

Mehrere Vorta und Cardassianer wollten sich ihren Stationen zuwenden, hielten dann aber inne, als sie sich erinnerten, dass sie weiterhin Gefangene waren.

„An Ihre Stationen!“, wies Lani sie an, bevor sie außer ihren eigenen Wölfen willkürlich ausgesuchte Klingonen und Starfleet-Mitglieder als Aufsicht dazu schickte.

„Soll ich die Sensoren aktivieren?“, fragte eine ältere Cardassianerin von ihrer Station mit einem nervösen Blick auf die Wölfin und dem Klingonen, die sie beaufsichtigten.

„Ja, wir müssen wissen, was da los ist“, gab Jadzia ihre Zustimmung.

Auf einem großen ovalen Wandbildschirm erschien eine taktische Darstellung. Die Vengeance und die Borg-Sphäre schienen sich um den Asteroiden herum gegenseitig zu jagen.

„Keines von unseren Schiffen. Nur das Starfleet-Schiff und die Borg. Das bedeutet wohl, dass wir immer noch Gefangene sind oder die Borg uns alle assimilieren“, stellte ein Cardassianer enttäuscht fest.

„Borg assimilieren meines Wissens keine Vorta“, brachte ein Solcher hoffnungsvoll ein.

„Das ist richtig. Vorta, Jem’Hadar und einige andere Spezies werden nicht assimiliert, sondern getötet. Wobei sich die Borg nicht die Mühe geben, dies schmerzlos auszuführen, sondern zur Ressourcengewinnung stattdessen mittels …“, begann Fisher.

„Zu viel Information!“, unterbrach Jadzia sie, der es bei dem Gedanken an die von ihr ebenfalls gelesenen Berichten erneut eiskalt den Rücken runterlief.

„Das ist bereits Captain Ineiaus Spruch“, protestierte Fisher immer noch ausdruckslos.

„Rebecca!“ Jadzia sah sich in der Zentrale um. „Wir sollten wieder Kommunikation haben. Können wir die Vengeance rufen?“

„Ja, das sollte gehen“, bestätigte ihr ein Cardassianer und wandte sich unter den wachsamen Augen zweier Wölfe seiner Station zu.

 

„Skipper, wir werden von der Station gerufen“, meldete Sato hinter Ineiau.

Sie warf erneut einen kurzen Blick auf die Taktikanzeige, aber die Vengeance hielt sich weiterhin auf der entgegengesetzten Seite des Asteroiden zu den Borg, trotz verschiedener Versuche dieser, das Patt zu brechen. „Bitte öffnen, Shinta.“

Auf dem Hauptbildschirm erschien Jadzia Dax. Neben ihr stand ein andorianischer Commander. Im Hintergrund sah Ineiau neben Wölfen auch Klingonen und weiteres Starfleet-Personal, das nicht zur Besatzung der Vengeance gehörte.

„Freier Himmel, Jadzia. Ich bin froh, sie lebend wiederzusehen, nachdem die Verbindung abgebrochen war. Wie ist Ihre Lage?“

„Die Freude ist auch auf meiner Seite, Ineiau“, antwortete Jadzia ebenfalls sichtbar erleichtert. „Wir haben die Station unter unsere Kontrolle gebracht. Es gibt hier zwei Dämpfungsfelder, welche Energiewaffen beziehungsweise die Borg lahmlegen. Die Kontrollen für diese Felder sind allerdings in einem gesicherten Bunkerkomplex, zu dem wir keinen Zugriff haben und in den sich der Stationsleiter geflüchtet hat. Aber wir können zumindest das gegen die Borg wirksame Feld indirekt steuern. Wenn wir die Schilde der Station abschalten, beeinflusst es auch wieder die Borg im Orbit.“

„Die Borg haben sich bereits an die Vengeance angepasst. Es gibt keine Garantie, dass sie sich nicht ebenso an das Dämpfungsfeld angepasst haben. Dann hätten Sie womöglich eine ganze Horde wütender Borg bei sich, bevor wir die Sphäre zerstören und Sie in Sicherheit bringen können“, gab Ineiau zu bedenken.

„Ich sehe wirklich keine andere Möglichkeit, um die Borg zu stoppen.“

Ineiau lehnte sich in ihren Kommandosessel zurück und hielt sich die rechte Hand an die Stirn, während sie nachdachte. „Ich ebenso wenig, Jadzia“, stimmte sie ihr leise zu.

Jadzia atmete tief durch. „Dann sollten wir es tun, bevor uns die Zeit ausgeht.“ Sie zögerte kurz. „Worf, Ineiau, falls es nicht klappt … Versprecht mir, dass ihr die Station zerstört, bevor die Borg uns erwischen.“

Worf war neben Ineiau getreten. „Wir holen euch raus!“

„Worf“, sagte Jadzia nur leise.

„Nein Jadzia. Er hat recht. Wir holen euch raus“, stimmte Ineiau dem Klingonen zu. „Wir lassen niemanden zurück!“

 

„Ihr gehorcht einem falschen Gott!“, verdammte eine weibliche Vorta sie, nachdem die Bildübertragung von der Vengeance endete.

„Was war das?“, fragte Lani mit gefletschten Zähnen.

„Die Abscheulichkeit, die euer Kommandant ist. Eine Blasphemie gegenüber unseren Gründern, den wahren Göttern!“, fuhr die Vorta angewidert fort.

Lani hielt zwei andere Frikka-Wölfe mit einer knappen Handbewegung davon ab, auf die Vorta loszugehen. Sie trat dann selbst auf diese zu und brachte ihr geblecktes Gebiss nur ein paar Zentimeter an deren Gesicht heran. Trügerisch leise sprach sie dann: „Wir verehren Ineiau. Aber nicht, weil sie ein Gestaltwandler ist oder es künstlich in uns eingepflanzt wurde. Sie kam als Fremde auf unsere Welt. Sie hat selbstlos ihr Leben riskiert, um welche der unseren zu retten. Sie hat uns eine Vision von einer Zukunft als ein vereintes Rudel in Gleichberechtigung gegeben. Ein vereintes Rudel aus eigenem Willen, nicht durch Zwang oder Gewalt!“ Lanis schwarze Nase berührte jetzt fast die der Vorta, die nicht weiter zurückweichen konnte. „Und doch lehnt Ineiau die ihr zustehende Verehrung als Heldin ab. Im Gegensatz zu euren selbsterklärten Göttern, die nichts für euch getan haben, sondern euch nur als Werkzeuge mittels Gentechnologie für ihre egoistischen Zwecke angepasst und versklavt haben, und euch nur benutzen und einfach opfern. Ineiau und ihr Volk sind keine falschen Götter, weil sie sich im Gegensatz zu euren Gründern nicht als solche ausgeben!“

Die Vorta wollte zu einer Antwort ansetzen, schwieg dann aber doch.

Jadzia konnte nicht sagen, ob vor Furcht oder ob sie trotz ihrer Konditionierung Lani zumindest teilweise zustimmte.

„Ich wäre so weit“, brach Fisher die entstandene Stille von der Taktikstation.

„Sind alle bereit?“, fragte Jadzia die Wölfe, die ihre Kar’takin und Schwerter bereithielten.

Lani wandte sich von der Vorta ab und nickte knapp nach einem kurzen Rundblick auf ihre Wächter, die befreiten Starfleet-Mitglieder und Klingonen.

Zu Jadzias und wohl auch Lanis Überraschung sprach jetzt ein Jem’Hadar sie an: „Wir haben uns Ihnen ergeben. Sie können uns nicht gleichzeitig bewachen und die Borg abwehren. Die Borg sind unser aller Feind. Ich verspreche Ihnen im Namen der Gründer, dass wir uns nicht gegen Sie erheben werden. Aber unsere Chancen sind besser, wenn auch wir an Ihrer Seite kämpfen.“

Zwei der Vorta wollten widersprechen, aber die vier anderen, darunter auch Lanis Kontrahentin hielten sie stumm davon ab.

Jadzia überlegte kurz. Im Gegensatz zu den Vorta brachen Jem’Hadar ihr gegebenes Wort niemals. „Gut, dann machen Sie sich bereit! Lani, nehmen Sie ihnen die Handfesseln ab.“

„Ist das ratsam, Jadzia?“, fragte Lani hörbar beunruhigt.

„Er hat recht. Und sie haben ihr Ehrenwort gegeben.“

Ein narbiger Klingone stimmte ihr grimmig zu, während er mit einer Hand prüfend über die Klinge seines cardassianischen Schwertes strich. „Und Jem’Hadar halten ihr Wort wie Klingonen.“ Er blickte die Vorta und Cardassianer verächtlich an. „Im Gegensatz zu anderen!“

„Achtet auf die Hände der Borg. Dort sitzen ihre Injektionsröhren für die Nanosonden“, erinnerte sie eine erschreckend jung aussehende menschliche Lieutenant in einer rot-schwarzen Uniform.

„Und keine Borg beißen! Wir wissen nicht, ob sie dadurch ebenfalls ihre Nanosonden übertragen können“, ergänzte Jadzia.

„Aber wir senken doch nur unsere Schilde, damit der Deaktivierungsstrahl die Borg-Sphäre wieder lahmlegt. Dann sollten sie doch keine Drohnen auf die Station beamen können“, warf jetzt der Glinn neben Fisher an der Taktikstation ein.

„Bisher funktionieren die uns bekannten Waffen gegen die Borg immer nur einmalig, obwohl sie eine erstaunliche Schwäche gegenüber mechanischer Gewalt haben. Sie sind jetzt seit einunddreißig Minuten wieder aktiv. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wirkt der Deaktivierungsstrahl nicht mehr oder nur kurzfristig. Letzteres würde der Vengeance zumindest ein hoffentlich ausreichendes Zeitfenster zur Zerstörung der Sphäre geben“, klärte ihn Fisher auf.

Der Glinn nickte unglücklich, da er die Zusammenhänge und Konsequenzen offensichtlich verstand. „Dann wäre Shandvleks Entwicklung trotz aller Opfer wertlos.“

„Das ist korrekt“, antwortete die Androidin.

Jadzia bemerkte einen bisher von ihr übersehenden Punkt. „Rebecca, wie weit sind Sie in der Lage, Borg zu bekämpfen?“

Die Terminatrix zögerte sichtbar, bevor sie beinahe hilflos mit den Schultern zuckte. „Ich weiß es nicht. Ihre Natur ist für meine Programmierung sehr widersprüchlich. Auf der einen Seite sind sie aus Intelligenzwesen mittels kybernetischen Komponenten entstanden, auf der anderen Seite erscheinen sie mir als nicht viel mehr als Wetware in einem Computer.“

Jadzia hob eine Hand, um die weitere Erklärung zu unterbrechen. „Also wissen Sie es nicht, bevor Sie mit den Borg direkt konfrontiert werden. Dann hoffe ich, dass Sie unser Joker in diesem Kampf sind.“

„Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit korrekt. Obwohl ich nicht vorhabe, Karten zu spielen. Auf Ihr Zeichen, Jadzia“, antwortete die Androidin.

„Los!“, befahl Jadzia und hielt ihr eigenes Kurzschwert bereit.

„Schilde sind gesenkt“, meldete Fisher.

„Die Borg-Sphäre deaktiviert sich“, ergänzte der Glinn. Hörbar entsetzt berichtigte er sich. „Sie fährt wieder hoch! Sie haben sich bereits angepasst! Und die Borg in den Laboren sind ebenfalls erwacht!“

Eine ganze Reihe Borg materialisierte in der Zentrale.

Rezensionen