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Starship Vengeance - Hinter feindlichen Linien

von Thilo

Infiltration

„Das Außenteam ist bereit zum Beamen. Wir kommen in drei Minuten in Reichweite“, meldete Abhinav Singh auf der Brücke der Vengeance.

„Und wir scheinen immer noch unentdeckt zu sein“, ergänzte Namo und klang darüber beinahe ungläubig.

„Das wird sich ändern, sobald wir das Außenteam auf den Asteroiden beamen“, antwortete Ineiau, die an der linken Wissenschaftsstation stand.

„Wir sind bereit, die Jem’Hadar unsere Entdeckung bereuen zu lassen“, erklärte Worf mit grimmiger Zufriedenheit.

Ineiau atmete tief durch. „Dann los!“, befahl sie in dem Wissen, dass ihr Befehl Leben kosten würde, selbst wenn es Feinde waren. Sie teilte nach wie vor nicht die Einstellung von einigen anderen Starfleet-Offizieren, dass die als Soldaten gezüchteten Jem’Hadar nur künstlich geschaffene Wesen wären, deren Tod nicht weiter bedeutsam wäre. Im Gegenteil empfand sie solche entmenschlichende Rhetorik mehr als nur gefährlich.

„Das Außenteam ist auf der Station“, meldete Singh.

„Schilde sind aktiv“, bestätigte Aki.

„Angriff!“, befahl Worf knapp.

Als die Vengeance aus dem Sichtschutz der Borg-Sphäre kam, schnitten ihre beiden Kaminari-II Superphaser tief in den Rumpf des nächsten auf den Überfall unvorbereiteten Painmaker und ließen ihn in einer Explosion vergehen.

Der zweite weiter entfernt stehende Kreuzer wurde durch einen Hagel aus Phasern und Photonentorpedos schwer getroffen, bevor er seine Schilde vollständig hochfahren konnte. Unkontrolliert taumelte er auf den Asteroiden zu und zerschellte darauf weitab der eigentlichen Station.

„Ein dritter Painmaker ist gerade aus dem Warp gekommen und hat sich enttarnt“, grollte Namo.

Wahrscheinlich hatte der Frikka-Wolf den Neuankömmling wegen seiner Annäherung hinter dem Asteroiden nicht vorher bemerkt, obwohl die Vengeance deren Tarnvorrichtungen durchschauen konnte, vermutete Ineiau.

„Die Basis hat ihre Schilde aktiviert“, meldete Shira.

Der Painmaker wich hinter den Asteroiden zurück und nutzte diesen als Schutzschild. Die Vengeance kurvte herum, um in einem entgegengesetzten Orbit das Feindschiff abzufangen.

„Die Sphäre aktiviert sich!“, knurrte Namo mit flach angelegten Ohren.

„Mitteilung von der Sphäre! Nur Audio“, meldete Sato.

Eine fremde Frauenstimme erschallte hörbar entsetzt aus den Brückenlautsprechern: „Sie sind erwacht! Unsere Phaser sind nutzlos! Wir …“

Die Sendung wurde unterbrochen. Mit einem lauten surrenden Geräusch schaltete sich eine andere Übertragung auf die Lautsprecher. Ein vielstimmiger Chor intonierte: „Wir sind die Borg! Senken Sie Ihre Schutzschilde und ergeben Sie sich! Wir werden Ihre biologischen und technologischen Charakteristika den unseren hinzufügen! Ihre Kultur wird sich anpassen und uns dienen! Widerstand ist zwecklos!“

Die Vengeance erschauerte unter Waffenfeuer von hinten. Die Sphäre kam feuernd hinter ihnen heran.

„Ellen, Theodore, bringen Sie uns herum. Worf, Aki, Feuer auf die Sphäre konzentrieren“, gab Ineiau ihre Befehle. Offensichtlich waren die Borg nicht so inaktiv und tot gewesen, wie die Cardassianer erwartet hatten.

Ellen Wierzbowski und der zweite Navigator Ensign Theodore Goto bestätigten knapp den Befehl. Die Vengeance wendete abermals in einer engen Kurve.

„Wir werden vom Painmaker gerufen“, berichtete Sato.

„Auf ein Viertel des Hauptbildschirmes, Shinta“, befahl Ineiau.

Vor ihr erschien in der rechten unteren Ecke des Bildschirmes das Abbild eines Vorta. Für einen Moment konnte sie seine Abscheu sehen, als er sie als gestaltwandelnde Ani und damit als Häresie gegenüber seinen als Götter verehrten Gründern erkannte, bevor er sich fing und mit dem bei Vorta üblichen untertänigen Tonfall sprach: „Hier ist Vorta Kenoran. Ich schlage einen Waffenstillstand zwischen uns vor … Zumindest so lange, wie die Borg eine Bedrohung für uns alle darstellen.“

Ineiau überlegte kurz, bevor sie antwortete: „Hier ist Captain Ineiau. Wir akzeptieren Ihren Vorschlag und sind bereit, Sie danach abziehen zu lassen.“

„Das ist sehr großzügig von Ihnen. Wir kommen auf 341.445 hinter dem Asteroiden hervor. Wenn Sie die Borg flankieren würden und deren Feuer lange genug auf sich ziehen könnten, werden wir die Sphäre abschießen. Danach ziehen wir uns selbstverständlich zurück.“

„Bestätigt“, erwiderte Ineiau und gab Sato das Zeichen, die Verbindung zu unterbrechen. Erst dann sprach sie weiter: „Kenoran lügt. Er wird uns angreifen. Möglicherweise noch, bevor wir die Borg besiegt haben.“

„Davon gehe ich ebenfalls aus. Die Vorta haben keine Ehre“, stimmte ihr Worf zu.

„Unsere Schilde halten bisher den Borg stand, Skipper“, meldete Aki angespannt.

Ineiau nickte knapp zur Bestätigung. „Ellen, schlagen Sie einen Haken auf … 340.120. Damit sollten wir die Borg in unser vorderes Schussfeld bekommen und gleichzeitig außer Reichweite des Painmakers bleiben.“

 

Jadzia Dax materialisierte in dem von ihnen ausgewählten Frachtraum auf der Asteroidenstation. Ein warnendes Summen ließ sie auf ihren Phaser blicken. Neben ihr kontrollierten Fisher und Lani ebenfalls ihre Waffen.

„Ein Dämpfungsfeld, um unsere Waffen, Kommunikatoren und Tricorder zu blockieren. Möglicherweise eine Borg-Technologie. Das ist eine Falle“, erklärte Fisher ruhig, während sie gleichzeitig ihren unbrauchbaren Phaser sicherte und holsterte.

Ein großes Frachttor rollte mit einem hörbaren Quietschen nach oben. Vier Cardassianer und etwa zwanzig Jem’Hadar traten in den Frachtraum.

Jadzia bemerkte, dass keiner der Gegner mit einer Schusswaffe bewaffnet war. Die Jem’Hadar hielten ihre Äxten ähnelnden Kar’takin bereit, während die Cardassianer dem römischen Gladius gleichende Kurzschwerter trugen. Offenbar konnten sie das Dämpfungsfeld nicht ausreichend fein einstellen, damit dieses nicht ihre eigenen Waffen beeinflusste, vermutete Jadzia. Auf der anderen Seite waren Cardassianer und Jem’Hadar im Gegensatz zu ihnen mit Mêléewaffen ausgerüstet, obwohl die Frikka-Wölfe zahlenmäßig leicht überlegen waren.

Fisher stellte sich wortlos vor Jadzia.

Ein Cardassianer in der Uniform eines Guls betrachtete das Außenteam verächtlich. „Zwei Frauen und deren Schoßhunde?“

Lani fletschte bei dieser Bezeichnung ihre Zähne. Gleichzeitig sah Jadzia aus den Augenwinkeln, dass sie und die anderen Frikka-Wölfe ihre Phasergewehre sicherten und umhängten.

„Und ich hatte mit einer Forschungsstation gerechnet, aber dann würde es hier kompetente und vorausschauende Personen geben“, erwiderte Jadzia spitz in der Hoffnung, den Gul zu reizen und damit zu einem Fehler zu verleiten.

Der Gul sah sie wutentbrannt an. „Was soll das heißen? Ich habe mit meinen überragenden Fähigkeiten hier ein Dämpfungsfeld entwickelt, welches jede Waffe lahmlegt“, brüstete er sich.

„Sie meinen, Sie haben es von den Borg kopiert“, stellte Jadzia richtig.

„Wobei ich meine persönlichen Zweifel an der Kompetenz und Zurechnungsfähigkeit von jemand habe, der Borg-Technik benutzt, die er nur zur Hälfte versteht“, schlug Fisher ruhig in die gleiche Kerbe.

„Wir verstehen diese Technik vollkommen, dummes Weib“, antwortete der Gul wutschäumend, ohne dabei den Plagiatsvorwurf abzustreiten.

„Da Sie Ihre eigenen Waffen damit blockieren, bezweifele ich das“, konterte Fisher gelassen.

„Dabei ist er so stolz auf sein schlecht kopiertes Dämpfungsfeld. Aber Rebecca, reizen Sie ihn nicht weiter. Ansonsten könnte er versuchen, Sie mit seinem Kurzschwert zu durchbohren“, ergänzte Jadzia die gemeinsamen Bemühungen, den Cardassianer auf die Palme zu bringen.

„Ich glaube nicht, dass seine anatomischen Kenntnisse ausreichend sind, um meine vitalen Organe zu treffen“, widersprach Fisher.

Da die Androidin gar keine vitalen Organe besaß, gab Jadzia ihr im Stillen recht.

„Wenn ich mein Schwert in deinen Unterleib ramme und deine Gedärme herausreiße, wird es dir egal sein!“, brüllte der Cardassianer.

„Auch Ihre Befähigung dazu zweifle ich an“, erwiderte Fisher.

Bevor er jedoch auf die Androidin losgehen konnte, ertönte über die Lautsprecheranlage eine Durchsage: „Gul Shandvlek, die Borg-Sphäre hat sich aktiviert. Die Borg sind erwacht und haben das Forschungsteam von Doktor Menga überwältigt. Unsere Wachschiffe wurden bereits zerstört. Und es ist ein Föderationsschiff hier. Bitte kommen Sie umgehend in die Kommandozentrale.“

Der Zorn des Guls richtete sich jetzt auf den Mann am anderen Ende der Lautsprecheranlage. Er tippte auf die Combadge an seinem Brustpanzer. „Bin ich hier nur von unfähigen Idioten umgeben? Warum haben diese dummen Vorta das Feindschiff nicht bei seiner Ankunft abgeschossen? Und wie konnten die Borg erwachen?“

„Wir wissen es nicht, Gul Shandvlek. Unsere Sensoren werden von den Borg oder dem Sternenschiff blockiert.“

„Oder Sie benötigen jemanden, der die Anzeigen richtig ablesen kann“, warf Jadzia gehässig ein.

„Da Sie uns außerdem offensichtlich hier erwartet haben, wussten Sie vorab von unserer Anwesenheit. Eine auch nur halbwegs kompetente Person hätte seine Untergebenen auf den Wachschiffen gewarnt“, rügte Fisher kalt.

Gul Shandvlek starrte sie nur zornbebend an.

Einer der Jem’Hadar trat jetzt vor und betrachtete verächtlich die ihm gegenüberstehende, deutlich kleinere Lani. „Ich hatte gehofft, endlich einem richtigen Gegner gegenüberzustehen. Die verbliebenen Klingonen und Andorianer sind inzwischen zu abgekämpft, um noch eine echte Herausforderung darzustellen.“

„Wir haben jetzt nicht die Zeit für eure dämlichen Kampfspiele!“, fuhr ihm der Gul an. Dann wurde er schreckensbleich. „Was ist mit den Borg auf der Station?“

„Sind immer noch inaktiv. Nur die auf der Sphäre sind erwacht“, antwortete der Mann, der sich offenbar in der Stationszentrale aufhielt.

Der Gul beendete die Verbindung zur Zentrale, ohne die Anwesenheit des Außenteams zu erwähnen. „Hat der Föderationsabschaum eine Möglichkeit gefunden, meinen brillanten Deaktivierungsstrahl zu neutralisieren?“ Er wandte sich wieder direkt Jadzia und Fisher zu. „Aber ohne Verrat wäre das unmöglich! Wer hat euch davon erzählt?“

„Niemand“, erwiderte Jadzia ruhig. „Aber auch ohne weitere Daten kann ich den Zeitpunkt genau bestimmen, an dem Ihr Deaktivierungsstrahl unwirksam wurde. Und zwar in dem Moment, in dem Sie die Schilde der Station hochfuhren. Sie haben Ihren Strahl dadurch selbst neutralisiert.“

Fisher zeigte ein dünnes, für Jadzia irgendwie künstlich wirkendes Lächeln. „Womit Sie meine bisherige Einschätzung über Ihre mangelnde sachliche Befähigung bestätigt haben. Und Sie haben sogar den passenden Namen dazu.“

Lani starrte weiter mit gefletschtem Gebiss auf dem Jem’Hadar, der eigentlich alleine von ihrem bohrenden Blick rasende Kopfschmerzen bekommen sollte. „Was ist mit seinem Namen?“

„Er entspricht lautmalerisch dem Schandfleck in der deutschen Sprache, was sich mit Ruhmlosigkeit und voller Makel ins Englische übersetzen lässt“, erklärte Jadzia inzwischen höhnisch grinsend.

Gul Shandvlek hielt sich sichtbar nur sehr mühsam zurück. „Um eine irdische Redensart zu benutzen: Bellende Hunde beißen nicht.“ Er wandte sich zu dem Jem’Hadar gegenüber von Lani, der offenbar der Erste seiner Einheit war: „Tötet die Köter alle! Aber lasst sie vorher noch die Weiber sterben sehen.“ Er sah Fisher und Jadzia wieder an. „Denn euch werde ich vorher persönlich möglichst qualvoll ausweiden!“

„Ich glaube nicht, dass Ihre Fähigkeiten und anatomischen Kenntnisse über mich dafür ausreichen“, wiederholte Fisher, um ihn weiter aufzuziehen, und schob sich gleichzeitig wieder vor Jadzia.

Shandvlek sprang mit einem unartikulierten Wutschrei auf die Androidin zu.

Seine Schwertspitze war nur noch wenige Zentimeter von Fishers Bauch entfernt, als diese mit übermenschlicher Geschwindigkeit beiseitetrat und seine Schwerthand packte. Jadzia konnte das Knacken der Armknochen hören, als Shandvleks Angriffsschwung, wie von einer Betonwand übergangslos gestoppt wurde.

Die Terminatrix verdrehte mit ausdruckslosem Gesicht die bereits gestauchte und möglicherweise angebrochene Hand des Cardassianers.

Shandvlek schrie vor Schmerz und ließ das Schwert los. Bevor es zu Boden fiel, ergriff Fisher es mit ihrer freien Hand, um es ebenso schnell Jadzia zu reichen. Dann stieß sie ihren Gegner zu den drei anderen Cardassianern. Shandvlek und zwei seiner Untergebenen stürzten zu Boden. Der letzte Cardassianer wich erschrocken mehrere Schritte von ihr zurück.

Jadzia sah überrascht, dass Shandvlek sich trotz allem mit beiden Händen abstützte, als er versuchte, wieder aufzustehen. Fisher hatte ihm also entgegen Jadzias Erwartung nicht den Arm gebrochen, obwohl der Cardassianer sichtbar Schmerzen hatte.

Die Jem’Hadar wechselten ihre Aufmerksamkeit von den Frikka-Wölfen auf Jadzia und Fisher.

Jadzia ging mit dem Kurzschwert in eine klingonische Grundstellung und informierte die Jem’Hadar freundlich: „Ach ja, unsere Begleiter sind weder Schoßhunde, noch bellen sie!“

Der durch sie abgelenkte Erste der Jem’Hadar wollte noch zu einer Antwort ansetzen, als Lani ihn bereits mit einem fürchterlichen Heulen ansprang und sich in seiner Kehle verbiss.

Auch die anderen Jem’Hadar begriffen zu spät, dass die Wölfe selbst ohne ihre Phaser ganz und gar nicht unbewaffnet waren.

Trotz ihrer langjährigen Erfahrung war Jadzia dennoch erschüttert, wie die Wölfe mit Zähnen und Klauen ihre abgelenkten Gegner beinahe buchstäblich in Stücke rissen. Die drei am Boden liegenden Cardassianer sahen vor Schrecken erstarrt dem einseitigen Kampf zu.

Der noch Stehende drang hingegen mit seinem Schwert auf Jadzia ein.

Er erreichte sie nicht.

Ein großer schwarzer Wolf sprang ihn an und begrub ihn unter sich.

Jadzia hörte das fürchterliche Geräusch, als der Kehlkopf des Cardassianers vom Wolf zerbissen wurde. Sie schauderte unwillkürlich und ihr wurde für einem Moment übel.

Einer der beiden durch Shandvlek zu Fall gebrachten Männer stieß geschockt aus: „Barbarische Tiere!“

Fisher trat zu ihm, packte ihn an seinem Brustpanzer und zog ihn sichtbar mühelos auf seine Beine. „Sie bevorzugen wahrscheinlich die Umgebung eines Verhör- oder Exekutionsraumes?“

„Sie müssen zugeben, dass es sehr viel zivilisierter wäre“, brachte der junge Mann mit dem Rang eines Glinn trotz seines Entsetzens bemüht tapfer hervor.

Fisher veränderte die Stellung ihrer Beine und hob den Cardassianer dann mit einer Hand einfach in die Luft. „Dann bin ich unzivilisiert. Von wo aus wird das Dämpfungsfeld gesteuert?“

Der Glinn starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. „Ich helfe Ihnen nicht!“

Lani trat neben Fisher und sah den Mann mit geblecktem, blutverschmiertem Gebiss an. Sie ließ ihn deutlich die langen dolchartigen Klauen ihrer ebenso blutbesudelten Hände sehen. „Soll ich das Gespräch übernehmen, Rebecca?“

Der Glinn sah sie völlig entsetzt an, als er erkannte, dass die Wölfe inzwischen sämtliche Jem’Hadar getötet und den Frachtraum in einem roten Albtraum verwandelt hatten. „Nein!“

Fisher setzte ihn erstaunlich sanft wieder auf seine Füße. Trotzdem fiel er einfach nur zu entsetzt zum Stehen auf seinen Hintern.

Jadzia stellte zufrieden fest, dass auch die beiden anderen überlebenden Cardassianer zu verängstigt waren, um überhaupt auf die Idee zu kommen wegzulaufen. „Wir hören“, forderte sie ihn freundlich auf.

 

Auf der Brücke hielt sich Ineiau an ihrer Wissenschaftsstation fest, als sich die Vengeance abermals unter dem Feuer der Borg schüttelte und gleichzeitig eine enge Kurve flog.

„Unsere Schilde halten ihrem Feuer stand, aber ihre ebenso unserem“, meldete Aki mit einem immer noch ungläubigen Blick auf ihre Anzeigen.

„So kommen wir nicht weiter“, entschied Ineiau. „Und der Painmaker hält sich außer Reichweite von uns beiden, um das Ergebnis abzuwarten.“ Sie überlegte. „Ellen, schlagen Sie einen Bogen um die Sphäre und gehen Sie auf 210.310. Bringen sie den Painmaker zwischen uns und die Borg.“

„Wären wir dann nicht in Schussweite der Jem’Hadar?“, fragte Hel von der rechten Wissenschaftsstation.

„Das ist korrekt, aber so werden sie wenigstens ebenfalls in den Kampf gezogen, statt wie Aasgeier darauf zu warten, dass wir und die Borg uns gegenseitig zu Kleinholz schießen“, stimmte Worf Ineiau zu.

Ineiau beobachtete auf der Taktikanzeige, wie sich die Positionen der drei Schiffe veränderten. Während sich durch das Manöver der Abstand zwischen Vengeance und der Borg-Sphäre vergrößerte, schrumpfte gleichzeitig die Entfernung des Painmakers zu den anderen, bis sich alle drei Schiffe mit fast identischen Abständen gegenseitig umkreisten.

Sie benötigte nicht die Meldung von Namo, um zu sehen, dass der Painmaker versuchte, das mexikanische Patt aufzubrechen, als dieser jetzt direkt Kurs auf die Vengeance nahm.

„Nachricht von Kenoran, nur Audio“, meldete Sato.

„Verfluchte Häretiker! Greift gefälligst die Borg an und weicht ihnen nicht aus!“, hörte sie den Vorta schimpfen.

„Wir halten uns nur an unsere Abmachung, dass wir gemeinsam die Borg bekämpfen, um danach unsere … Differenzen beizulegen“, antwortete Ineiau und versuchte weitgehend vergeblich, ihre eigene Genugtuung darüber gegenüber Kenoran zu verbergen.

„Falscher Gott!“, schrie der Vorta.

„Falsche Göttin bitte.“ Ineiau wies mit einer Geste Sato an, die folgende Schimpfkanonade des Vorta abzuschalten.

Die Vengeance erschauerte unter dem Beschuss des Painmakers.

„Schilde halten … noch. Unsere Schildgeneratoren kompensieren weitgehend den Beschuss durch die Borg, als wären es nur Schneebälle. Ich kann aber für nichts garantieren, wenn wir von beiden Gegnern bombardiert werden“, rief Aki.

„Wir werden zurzeit nur von den Jem’Hadar beschossen“, berichtigte Worf sie. „Und sie sind jetzt dichter als wir bei der Sphäre.“

Auf dem Hauptbildschirm feuerte die Borg-Sphäre eine Salve von einem Dutzend grün leuchtender Plasmatorpedos ab, die allesamt statt der Vengeance den Painmaker trafen.

Explosionen erschütterten den Dominion-Kreuzer, während dieser jetzt verzweifelt seine eigenen Waffen von der Vengeance auf die Borg neu ausrichtete, um sich zu wehren.

„Ellen, bringen Sie uns herum. Worf, feuern Sie auf die Borg, wenn Sie bereit sind!“, befahl Ineiau.

„Die Borg? Nicht die Jem’Hadar?“, vergewisserte sich Worf.

„Je länger der Painmaker überlebt, umso länger können wir ihn als Ablenkung benutzen“, erwiderte Ineiau mit vor Unbehagen harter Stimme.

Worf knurrte zustimmend, bevor er und Aki einen wahren Feuersturm aus allen Waffen auf die Borg-Sphäre entfesselten.

„Keine Wirkung!“, knurrte Namo wütend.

Fast gleichzeitig verschwand der Painmaker zu früh für Ineiaus Planung in einer spektakulären Folge von Explosionen. Die Borg-Sphäre wandte sich jetzt wieder der Vengeance zu, die sich abermals unter dem schweren Beschuss schüttelte.

„Keine Wirkung!“, wiederholte Aki ebenfalls ungläubig. „Wieso können sie unsere Schilde nicht einmal schwächen? Der Painmaker hatte eine größere Wirkung auf uns!“

„Das ist egal, solange sie es nicht können“, grollte Worf neben ihr. „Aber wir können ebenso wenig durch deren Schilde brechen.“

„Also ein Patt“, sagte Ineiau leise. Sie war ebenso wie Worf und Aki über die fehlende Waffenwirkung der Vengeance und der Sphäre aufeinander mehr als nur irritiert. „Und uns rennt die Zeit davon, bevor die Verstärkungen des Dominions hier eintreffen.“ Sie prüfte weiter die Anzeigen ihrer Wissenschaftsstation. „Unsere Schildfrequenzen liegen jeweils immer einen Bruchteil neben denen der Borg-Waffen. Wie machen Sie das, Aki?“

„Ich mache gar nichts! Das ist der Computer!“, antwortete Aki aufgebracht.

„Es könnte aber erklären, warum deren Waffen so völlig wirkungslos sind. Schade, dass sich unsere Eigenen nicht ähnlich selbstständig modulieren, um deren Schilde zu brechen“, sagte Worf grimmig, während er gleichzeitig seine Anzeigen überprüfte.

Ineiau hatte das Gefühl, dass er sich am liebsten Notizen machen würde.

„Es ist, als würden sich zwei Gegner im God-Mode in einem Videospiel bekämpfen!“, rief Wierzbowski von der Pilotenstation.

„Das ist, fürchte ich, gar nicht so abwegig. Wir benötigen eine Alternative, um dieses Patt zu beenden“, stimmte Ineiau ihr zu. „Und zwar, bevor es den Borg doch gelingt, sich anzupassen, oder Verstärkungen des Dominions eintreffen.“

Die Vengeance und die Borg-Sphäre umkreisten sich gegenseitig wie zwei Boxer, während sie weiterhin gleichzeitig aus allen Waffen aufeinander feuerten.

 

Jadzia Dax tippte ein zweites Mal auf ihre Combadge, um sie wieder abzuschalten. „Es hat keinen Sinn. Die Verbindung zur Vengeance ist immer noch gestört. Ob durch die Borg oder die Cardassianer kann ich allerdings nicht sagen.“

„Möglicherweise ist es eine Nebenwirkung des Dämpfungsfeldes gegen Energiewaffen oder des Deaktiverungsfeldes, welches die Borg lahmlegt. Mein eingebauter Subraumsender ist ebenfalls gestört“, erwiderte Rebecca Fisher, während sie gleichzeitig mit einem erstaunlichen Tempo Befehle in den Computer des Labors eingab.

„Rebecca, wie weit werden Sie sonst von den Störfeldern beeinflusst?“, fragte Lani und behielt dabei weiterhin wachsam die Gefangenen im Blick, während diese von ihren Wölfen fachgerecht gefesselt und angebunden wurden.

Außer den drei überlebenden Cardassianern aus dem Frachtraum hatten sie die vier hier arbeitenden Vorta-Wissenschaftler und deren beiden Jem’Hadar-Wachen ohne jeden Widerstand überrumpeln können, da diese ganz offenbar nicht mit der Anwesenheit von Feinden gerechnet hatten.

Jadzia hatte immer mehr den Eindruck, dass Shandvlek nichts von Teamwork oder dem Teilen von Informationen hielt.

„Ich werde nach meinem Wissen nicht beeinflusst. Warum fragen Sie?“, antwortete Fisher, ohne den Blick vom Laborcomputer zu nehmen.

„Sie haben nicht versucht, die Tötung der Feinde im Frachtraum zu verhindern, obwohl Sie eigentlich nach dem Ersten Robotergesetz dazu verpflichtet gewesen wären“, stellte Lani leise fest.

In Jadzias Kopf kam unbewusst der Wortlaut des Ersten Gesetzes der Robotik von Isaac Asimov hoch: Ein Roboter darf keinen Menschen verletzten oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.

„Ich verstehe“, antwortete Fisher, ohne mit ihrer Arbeit langsamer zu werden. „Die drei Robotergesetze in ihrem genauen Wortlaut haben anfangs außerhalb von Laborbedingungen zu erheblichen Problemen in widersprüchlichen Szenarien geführt, da sie kein eigenes Abwägen ermöglichen. Diese Probleme wurden bereits durch Asimov in seinen Abhandlungen selbst thematisiert. Die überarbeiteten Gesetze umgehen das, sind dafür aber zu umfangreich geworden, um kurz und einfach verständlich zitiert zu werden. Wenn ich versucht hätte, das Leben unserer Feinde zu retten, hätte ich damit wiederum Ihr Leben geopfert. Es wäre ein Kreislauf des Widerspruches gewesen, der mich mit dem ursprünglichen Ersten Gesetz handlungsunfähig gemacht hätte. Ich bin weiterhin nicht fähig, intelligente Individuen zu töten, aber ich bin zur Abwägung bezüglich des zweiten Halbsatzes im ursprünglichen Wortlaut fähig, doch es fällt mir schwer. Und ich fühle mich durch das Ergebnis meiner Entscheidungen im Frachtraum belastet.“

„Das ist etwas, was solche Entscheidungen auch biologischen Lebensformen nicht leichtfallen lassen. Es ist ein Zeichen von menschlichem Gewissen, Rebecca“, erklärte Jadzia sanft.

„Aber ich bin kein Mensch oder eine andere Lebensform, sondern eine Maschine.“ Rebecca zog einen Datenstick aus der Computerkonsole. „Ich bin hier fertig. Ich habe die Forschungsdaten gesichert, kann aber die Störfelder nicht von hier aus abschalten. Deren Kontrollen liegen in einem gesondert gesicherten Bunkerbereich. Dafür kenne ich jetzt den Zugang zu dem Gefangenenlager und der Kommandozentrale. Aber ich fürchte, dass die Wächter nun über unsere Anwesenheit in Kenntnis und dementsprechend vorgewarnt sind. Außerdem sollten wir für die biometrischen Berechtigungen und ihre subdermalen Kommandochips Shandvlek und seine beiden Vertreter mitnehmen.“

„Wir helfen Ihnen nicht weiter!“, brachte der Glinn ein, den sie im Frachtraum zum Reden gebracht hatten.

„Wir benötigen für die biometrischen Berechtigungen nicht Ihren vollständigen Körper“, erklärte Lani höhnisch. Sie schnupperte an den Gefangenen. „Nur er und Shandvlek haben die Sicherheitschips.“

Der junge Cardassianer erbleichte, warf dann aber einen kurzen Blick auf Fisher.

Die Terminatrix selbst sah die Frikka-Wölfin nur ausdruckslos an, sagte aber nichts.

„Wie viele Wächter gibt es?“, fragte Lani.

„Ich habe keine vollständigen Angaben darüber gefunden. Möglicherweise war die Hälfte oder mehr der auf der Station anwesenden Jem’Hadar im Frachtraum. Dazu kommen die Wissenschaftler und das Unterstützungspersonal. Zumindest die Cardassianer dürften eine militärische Ausbildung haben“, antwortete Fisher.

Lani nickte grimmig. „Haduro, Sie bleiben mit vier Wachen hier bei den restlichen Gefangenen. Rebecca, liegt das Gefängnis auf dem Weg zur Zentrale? Können wir zusammenbleiben?“

Fisher rief den Lageplan auf dem Bildschirm auf. „Negativ, wir können bis zu diesem Punkt gemeinsam vorrücken. Aber wir müssen uns aufteilen, wenn wir beide Ziele gleichzeitig einnehmen möchten.“

Jadzia studierte den Plan. „Uns rennt die Zeit davon, um sie nacheinander einzunehmen. Dann bleibe ich bei dem Team, welches die Zentrale einnimmt, während Rebecca das Team zur Gefangenenbefreiung begleitet.“

„Es gefällt mir nicht wirklich.“ Lani wandte sich an den neben ihr aufragenden schwarzen Wolf. „Vlad, Sie übernehmen mit Rebecca das Gefangenenlager.“

Vlad nickte nur knapp zur Bestätigung.

Jadzia hatte den Eindruck, dass die Androidin für einen Moment verharrte, als würde sie auf etwas horchen. „Rebecca? Alles in Ordnung?“

„Ja, ich hatte für einen Moment das Gefühl, etwas zu empfangen. Aber jetzt ist das Signal wieder weg.“ Fisher blickte sich weiter für einen Augenblick irritiert wirkend um, bevor sie sich von dem Stuhl der Computerkonsole erhob.

Jadzia hatte sich während der Wartezeit die zerlegte Ausrüstung auf dem Labortisch angesehen, an der die Vorta bei ihrer Ankunft gearbeitet hatten. Jetzt gab sie doch ihrer Neugier nach, nahm das daneben liegende Datenpad auf und überprüfte dieses. „Das stammt von der Borg-Sphäre, aber es sieht aus wie alte Technik von der Erde.“ Sie las weiter und betrachtete abermals die Objekte auf dem Tisch. „Spätes 21. Jahrhundert, das könnte passen. Aber das war lange vor dem ersten Kontakt mit den Borg.“

„Skynet hatte kurz vor Ende des Dritten Weltkrieges noch ein unbemanntes Raumschiff für eine unterlichtschnelle Langzeitmission nach Tau Ceti gestartet. Es wird vermutet, dass es damit vor seiner Niederlage eine für die Menschen unerreichbare Basis aufbauen wollte. Der Verbleib dieses Schiffes ist ungeklärt. Den Untersuchungsunterlagen nach könnten die Objekte von diesem Unternehmen stammen“, stellte Fisher fest, nachdem sie über Jadzias Schulter hinweg auf dem Datenpad gelesen hatte. „Die Borg haben demnach das Robotschiff während einer Erkundung entdeckt. Und sich bei den Experimenten mit dessen Technik auf der hier anwesenden Sphäre damit temporär selbst lahmgelegt, um dann ihrerseits von den Cardassianern entdeckt zu werden. Die dann diese Forschungsstation mit dem Dämpfungsfeld hierher gebracht haben.“ Sie überlegte kurz. „Möglicherweise stammte das Signal, welches ich eben kurzzeitig empfangen hatte, von einem dieser Artefakte.“

Jadzia und Lani sahen sie alarmiert an.

„Kann es Einfluss auf Sie nehmen, Rebecca?“, fragte Lani.

„Nein, ich wurde bei meiner Neuprogrammierung gegen Zugriff von Dritten und explizit Skynet abgesichert“, beruhigte die Androidin sie.

Jadzia hoffte wirklich, dass die Terminatrix damit recht hatte. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen könnten, wäre ein Killerandroide auf einem Amoklauf.

 

Der Wartebildschirm vor Kira Nerys wurde durch das Abbild einer Ani mit schwarzgrünen Haaren ersetzt.

„Freier Himmel, ich bin Mia Cher-kira-Ke. Was kann ich für Sie tun?“, begrüßte die Ani sie.

„Hallo, ich bin Major Kira Nerys von der Bajoranischen Miliz auf Deep Space 9. Ich wollte eigentlich mit Hekari Cher-kira-Ke sprechen. Bin ich falsch verbunden?“

„Nein, Hekari ist eine meiner Mütter. Bitte warten Sie.“ Der Bildschirm verdunkelte sich, und Kira hörte Geräusche, als ginge Mia durch das Haus. Dann hörte sie kurz die Ani mit jemand anderes in einer fremden Sprache reden, wobei sie meinte, ihren eigenen Namen zu vernehmen. Der Bildschirm erhellte sich wieder und zeigte eine ältere Ani mit schwarzvioletten Haaren. Sie saß in einer Sofaecke, auf deren Rückenlehne eine schwarze Katze und eine kleine schwarzgefiederte Kreatur zusammengekuschelt schliefen.

„Freier Himmel, ich bin Hekari Cher-kira-Ke.“ Sie musterte Kira kurz amüsiert. „Und ich bin mir bei Ihrer Art und Kultur nicht sicher, wie ich Sie jetzt ansprechen soll.“

Kira musste trotz des ernsten Anlasses für das Gespräch lächeln. „Hallo, mein Name ist Major Kira Nerys. Nennen Sie mich bitte Nerys. Ich verwende zwangsläufig ja ebenfalls Ihren Rufnamen.“ Sie wurde wieder ernst. „Wir haben hier ein mögliches Problem, bei dem ich abklären wollte, ob es sich vielleicht nur um eine kulturelle Besonderheit der Ani handelt. Ich kann leider Captain Ineiau nicht kontaktieren, ohne deren Mission zu gefährden.“

Hekari nickte ernst auf die gleiche fremdartige Weise wie Ineiau. „Ich werde sehen, ob ich Ihnen weiterhelfen kann. Bitte fahren Sie fort, Nerys.“

„Ineiau sagte, dass Sie von der Krankenpflegeschule her Meriau Cher-kira-Ke gekannt haben. Erinnern Sie sich an sie?“

„Ja, sie gehörte zu dem letzten Jahrgang, den ich unterrichtet hatte.“

Kira zögerte kurz, bevor sie weitersprach: „Sie ist jetzt kürzlich der Krankenstation von Deep Space 9 zugeteilt worden, nachdem Ineiau uns bereits verlassen hatte.“ Sie zögerte erneut für einen Moment, während sie überlegte, wie sie weitermachen sollte, ohne dabei ihre Gesprächspartnerin womöglich vor dem Kopf zu stoßen. „Ich weiß, dass die Gestaltwandlung … die Anpassung ein wichtiger Teil Ihrer Kultur ist, aber …“

Hekari wartete darauf, dass Kira den Satz beenden würde, bevor sie dann sanft diesen selbst vervollständigte, als das nicht geschah: „Aber Sie sind darüber irritiert, dass Meriau sich nicht an ihre Vorgesetzten und Arbeitskolleginnen anpasst? Das ist nicht ungewöhnlich. Wir wissen inzwischen aus Erfahrung über die mögliche negative Wirkung unserer Anpassung auf Fremde. Deswegen raten wir unsere Jüngeren dazu, ihre eigene Gestalt beizubehalten und sich nur in Ausnahmefällen oder nach direkter Aufforderung unter Außenstehenden anzupassen.“ Sie lächelte abermals. „Abgesehen davon gilt es als unhöflich, einfach ungefragt und ohne Zustimmung die Gestalt von jemand Fremden anzunehmen.“

Kira sah sie überrascht an, bevor sie energisch den Kopf schüttelte. „Meriau benimmt sich komplett umgekehrt. Sie wechselt ständig ihre Gestalt. Zum Teil sogar innerhalb eines Gesprächs, wenn sie sich an jemand anderes wendet. Doktor Bashir und ich hatten sie bereits mehrfach darum gebeten, es zu unterlassen.“

Hekari sah jetzt ihrerseits geschockt Kira an, während sich ihre Tribalzeichnungen violett verfärbten. Unbewusst registrierte Kira, dass sie diese Verfärbungen zwar ebenfalls bei Ineiau, aber bislang nicht bei Meriau gesehen hatte.

„Das … klingt nicht nur nach einem sehr ungewöhnlichen Verhalten, sondern wäre auch belastender und erschöpfender, als es die Mehrheit von uns überhaupt könnte. Tatsächlich klingt es nach einem Kind, das noch nicht gelernt hat, seine Anpassung bewusst zu kontrollieren. Und es passt überhaupt nicht zu Meriau. Obgleich ich sie das letzte Mal vor etwas über zehn Standardjahren gesehen habe“, antwortete Hekari nach einer kurzen Pause.

„Ich hoffe, dass meine Frage jetzt nicht zu persönlich wird: Wie haben Ineiau und Meriau sich verstanden? Sie kennen sich doch ebenfalls wirklich persönlich?“

„Ja, sie kennen sich, wenngleich nur relativ flüchtig. Es war eine ziemliche Heldenverehrung von Meriaus Seite. Ineiau war es unangenehm, woraufhin sich Meriau zumindest zurückgehalten hat.“ Hekari lächelte wahrscheinlich angesichts der Erinnerungen wieder.

„Nachdem sie zuerst vorgab, Ineiau nicht zu kennen, verbreitete sie danach Gerüchte, dass Ineiau an der Khitomer-Verschwörung beteiligt gewesen und außerdem für den Tod von zwei abtrünnigen Admiralen verantwortlich wäre, um sich so von einer Anklage freizukaufen. Das passt nicht zu einer vorherigen Heldenverehrung. Es muss also irgendetwas als Auslöser für diese veränderte Ansicht geschehen sein“, berichtete Kira weiter.

„Da ich Meriau seit der Pflegeschule nicht mehr gesehen habe, kann ich nicht beantworten, was ihre Ansichten und ihr Verhalten so verändert hat.“ Hekari zögerte jetzt ihrerseits, bevor sie hörbar aufgewühlt fortfuhr: „Ineiau wurde unter anderem wegen ihrer engen Freundschaft und langjährigen Zusammenarbeit mit Admiral Lance Cartwright verdächtigt, ein Teil der Khitomer-Verschwörung gewesen zu sein. Aber sie war es nicht!“ Hekari atmete tief durch, bevor sie ruhiger weitersprach: „Und das wurde auch durch die Ermittlungen von Starfleet Intelligence bestätigt. Vielleicht hat Meriau eines der meines Wissens immer noch kursierenden Gerüchte aufgeschnappt.“ Sie sah dann Kira fragend an. „Aber wessen Tod soll Ineiau zu verantworten haben?“

„Die Admirale Marcus und Cartwright“, antwortete Kira.

„Alexander Marcus? Soweit ich mich erinnere, ist er auf der Erde gestorben, während wir auf der entgegengesetzten Seite der Föderation mit der Shiva die Western Approaches erforscht hatten. Aber das war Jahrzehnte vor der Khitomer-Verschwörung! Sein Tod und der Skandal über seine aufgedeckten Intrigen haben viel Aufsehen auch außerhalb von Starfleet erregt. Und dass Lance … ich meine Admiral Cartwright im Gefängnis angeblich ermordet wurde, höre ich immer wieder, obwohl er noch … ich glaube … zwölf Jahre im Exil auf Areka gelebt hat. Aber dass jetzt Ineiau das getan haben soll, ist neu.“ Deutlich war Hekari die Entrüstung darüber anzuhören, während sich ihre Gesichtszeichnungen weiß färbten.

„Da stimme ich ihnen zu. Aber vom Gerücht über Admiral Cartwrights Ermordung im Gefängnis hatte ich vorher schon von anderen gehört. Könnte sein Exil vielleicht wirklich nur erfunden worden sein, um von seiner Ermordung abzulenken?“

Hekari schüttelte knapp den Kopf. „Er war bereits alt für einen Menschen, als ihm das Exil angeboten wurde. Da hätte man zur Vertuschung eines Mordes eigentlich einfach nur einen natürlichen altersbedingten Tod angeben müssen. Davon abgesehen …“ Sie brach ab, stand von ihrem Sofa auf und ging durch ihr mit Pflanzen gefülltes Wohnzimmer zu einer Bilderwand. Die Kamera folgte ihr mit kurzer Verzögerung, ohne dabei näher an sie heranzuzoomen. Hekari nahm ein gerahmtes Bild von der Wand und kehrte zur Sofaecke zurück. Sie hielt das Foto direkt vor die Kamera, damit Kira es sehen konnte.

Kira sah neben Ineiau und Hekari, die damals beide noch jung aussahen, zwei vielleicht fünfjährige Ani, die wie Miniversionen ihrer Mütter aussahen, und ein altes menschliches Paar im Garten sitzend. Sie erkannte den alten Mann als Admiral Cartwright wieder. Dann kam ihr die Erkenntnis, was dieses Bild bedeutete. „Admiral Cartwright hat nicht nur auf Areka, sondern in Ihrer und Ineiaus unmittelbarer Nähe gelebt?“

Hekari wurde wieder sichtbar, als sie das Bild ablegte. „Wir waren direkte Nachbarn. Er und Agnes haben uns viel bei den Kindern geholfen. Und Ineiau hat zahlreiche Anfeindungen aus Starfleet erhalten, weil sie trotz allem an ihrer Freundschaft zu ihm festhielt.“

Kira lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Könnte Meriau das nicht wissen?“

„Das wäre vielleicht möglich, aber dieses Bild hing in meinem Büro in der Krankenpflegeschule.“

„Und Meriau war in diesem Büro gewesen?“ Trotz der Fragestellung war es eine Feststellung von Kira.

„Ja, und Meriau war eine sehr aufmerksame Schülerin.“ Hekari überlegte kurz. „Außerdem war es kein Geheimnis, dass Lance auf Areka lebte. Sein Exil wurde ihm immerhin von der Landgräfin mit Zustimmung der damaligen Klingonischen Kanzlerin und im Auftrag des Rates von Cher-kira nach einer öffentlichen Debatte angeboten.“

„Danke, Sie haben mir sehr weitergeholfen, Hekari“, wollte sich Kira sich verabschieden. Inzwischen war sie wirklich alarmiert. Sie dachte an die Ani im Dienste des Romulanischen Imperiums, von denen Garak Doktor Bashir erzählt hatte. Obwohl es nicht ihr sonderbares Verhalten erklären würde.

„Das freut mich zu hören, obwohl ich einiges ziemlich beunruhigend finde, was ich von Ihnen gehört habe. Falls Sie weitere Fragen haben, rufen Sie ruhig erneut an. Freien Himmel, Nerys!“ Sie griff zur Kamera, um die Verbindung zu beenden.

„Warten Sie!“, hielt Kira sie auf, als ihr ein bisher von ihr übersehender Punkt bewusst wurde.

Hekari sah sie überrascht mit der Hand dicht an der Kamera an. Die Katze und das gefiederte Wesen auf der Sofalehne sahen ebenfalls durch den Ausruf aufgeschreckt in die Kamera. Das Federtier nahm zu Kiras Irritation jetzt die dunkelblaue Farbe und Musterung des Sofas an.

„Entschuldigung, aber Sie und Ineiau sagen jedes Mal zur Begrüßung und zum Abschied Freier Himmel. Ist das eine Familientradition oder ein lokaler Gruß?“

„Es ist in einigen unwesentlichen Varianten der traditionelle Wunsch auf ganz Areka. Eine Ausnahme bilden Vertreter der Vereinigten Kirche. Bei denen ist es Herrlichkeit des Himmels.“

„Dann sollte Meriau ebenfalls diesen Gruß verwenden?“

Hekari wirkte irritiert. „Ja, selbstverständlich!“

„Sie hat diesen Gruß bisher nicht ein einziges Mal ausgesprochen.“

„Das wäre sehr unfreundlich und klingt noch weniger nach ihr. Aber selbst wenn eine andere Ani ihren Platz eingenommen hätte, dann würde diese doch alleine aus Gewohnheit …“, antwortete Hekari immer noch irritiert, bevor sie sichtbar geschockt mitten im Satz abbrach. Ihre Tribalzeichnungen verfärbten sich pulsierend hellblau und violett, was Kiras Verdacht zusätzlich weiter erhärtete.

Kira nickte düster, als sich die Puzzleteile in ihrem Kopf endgültig zusammenfügten. „Richtig, und ich befürchte inzwischen, dass sie weder Meriau noch überhaupt eine Ani ist.“

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