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Starship Vengeance - Hinter feindlichen Linien

von Thilo

In den Sturm

Julian Bashir war mit der Inventur der Krankenstation beschäftigt. Während er die Würfel mit den konzentrierten Blutkonserven überprüfte, trat eine arabisch aussehende Frau in einer blau-schwarzen Uniform ein.

Er seufzte laut und hielt mit der Arbeit inne. „Guten Morgen, Meriau. Ich würde es wirklich vorziehen, wenn Sie sich nicht ständig in eine weibliche Version von mir verwandeln würden.“

„Einen wunderschönen guten Morgen, Doktor Bashir. Aber ich würde mich dann sehr unhöflich fühlen“, brachte Meriau abermals ein.

Julian seufzte erneut und ließ es erst einmal darauf beruhen. Er hatte jetzt nicht die Zeit, erneut eine Diskussion darüber mit der Ani anzufangen. „Major Kira möchte heute um 14:00 TEZ meine Bestellung für den Nachschub haben. Würden Sie bitte den Medikamentenbestand überprüfen, während ich mich um die Blutkonserven kümmere?“

„Selbstverständlich, Doktor“, antwortete Meriau mit einem Lächeln. Sie ging zum Medikamentenlager und zog dessen unterste Schublade auf, um die Päckchen mit einem Tricorder einzuscannen.

Zumindest ist sie bei der Arbeit schnell und effizient, dachte Julian. Dann fiel ihm auf, dass er nicht mehr erkennen konnte, wo er unterbrochen worden war. Er fing von vorne an, die Blutkonserven einzuscannen.

„Sir, ist die Lage für uns in diesem Krieg wirklich so schlecht?“

„Nicht, dass ich wüsste. Wir haben den Vormarsch des Dominions gestoppt und sie vom Nachschub aus dem Gamma-Quadranten abgeschnitten. Aber wir sind noch weit von einem Sieg entfernt. Warum fragen Sie?“

„Nun, Starfleet setzt inzwischen sogar Verbrecher im Krieg ein“, antwortete Meriau sichtbar unbehaglich.

Julian hielt inne mit seiner Arbeit. „Verbrecher?“, fragte, wobei er bereits ahnte, worauf Meriau hinaus wollte.

„Ja, wie Captain Ineiau. Sie war zusammen mit Admiral Cartwright ein führendes Mitglied der Khitomer-Verschwörung. Damit hat sie versucht, einen Angriffskrieg gegen die Klingonen vom Zaun zu brechen und ist direkt für den Tod von Starfleet-Personal verantwortlich. Und sie wurde nur durch den Heldenmut von Captain Kirk aufgehalten. Wie kann man so eine Mörderin und Verräterin wieder in den Dienst aufnehmen? Oder ihr überhaupt in irgendeiner Weise vertrauen? Sollte sie nicht eigentlich weiterhin im Gefängnis sitzen? Ich schäme mich, dass sie zu meiner Art gehört!“

„Meriau!“

Die Ani zuckte zusammen.

„Sie hatten das bereits gegenüber Krankenpflegerin Bandee behauptet. Ich habe es überprüft. Captain Ineiau war nicht an der Verschwörung beteiligt.“

„Sicher wird es offiziell geheim gehalten. Es heißt, dass sie sich freigekauft hat, indem sie Mitverschwörer für Starfleet beseitigt hat. Wie sie zuvor schon …“

„Ensign!“, unterbrach Julian sie mit scharfer Stimme. „Auch das habe ich von Krankenpflegerin Bandee bereits gehört. Es ist schlicht nicht wahr! Und wir hatten Ihnen schon mehrfach befohlen, keine Gerüchte zu verstreuen. Erst recht nicht solchen gefährlichen … Unfug!“

„Ja, Sir. Es tut mir leid“, erwiderte Meriau unglücklich.

„Und jetzt nehmen Sie endlich Ihre eigene Gestalt an, statt mich zu kopieren“, grollte Julian weitgehend unbesänftigt.

Meriau schaffte es erstaunlicherweise, noch unglücklicher als zuvor zu wirken, während sie ihre Anpassung als Mensch fallen ließ und äußerlich eine Ani wurde.

Julian drehte sich wieder den Blutkonserven zu, nur um festzustellen, dass er abermals nicht mehr wusste, wo er bei der Arbeit stehengeblieben war. Mit einem neuerlichen Seufzen begann er wieder von vorn.

 

Die Vengeance fiel mit großem Sicherheitsabstand zu dem vermuteten Standort der Forschungseinrichtung aus dem Warp.

Ineiau wollte sich schon aus dem Kommandosessel erheben, um zur linken Wissenschaftsstation zu gehen, bevor ihr wieder einfiel, dass jetzt Jadzia Dax diese jetzt übernommen hatte. Wie zuvor Hel hatte die Trill sich über die selbst gegenüber der Defiant minimalistischen wissenschaftlichen Einrichtungen des Schlachtschiffes beschwert.

„Kontakt!“, knurrte Namo von der Sensorenstation, mehr als dass er sprach. „Zwei Kreuzer vom Painmaker-Typ, ein bebauter Asteroid und eine … Borg-Sphäre!“

„Sind wir entdeckt worden?“, fragte Ineiau bemüht ruhig.

„Ich vermute nicht. Es gibt keine sichtbare Reaktion auf unsere Anwesenheit“, meldete der Frikka-Wolf ebenfalls mühsam ruhiger.

„Bis auf ein Subraum-Trägersignal zu einem unbekannten Zweck keine nennenswerte Funkaktivität. Sie halten offensichtlich ansonsten weitgehend Funkstille“, ergänzte Sato hinter Ineiau.

„Aber … Borg? Planen sie ein Bündnis mit dem Dominion?“, warf Hel von der rechten Wissenschaftsstation neben dem Kommandosessel ein.

„Das bezweifele ich sehr. Die Borg verbünden sich mit niemandem“, antwortete Worf von der Taktikstation, die er zusammen mit Aki besetzte.

„Ist die Sphäre aktiv?“, forschte Ineiau nach, während sie überlegte, ob die Stealthsuite der Vengeance diese auch vor den Borg verbergen konnte.

„Nein, sie scheint komplett heruntergefahren zu sein. Auf diese Entfernung kann ich aber nicht erkennen, ob sich jemand an Bord befindet. Zumindest nicht, ohne dass wir dadurch entdeckt werden“, stellte Dax fest.

Ineiau erhob sich jetzt doch vom Kommandosessel und ging hinter Hel vorbei zur Sensorenstation, um sich die Daten selbst anzusehen. „Die Basis auf dem Asteroiden sieht nach cardassianischer Bauart aus. Sie verfügt zumindest über einen Manövrierantrieb, welcher die Positionsänderungen erklärt. Könnten sie also diese Sphäre aufgegeben gefunden haben und ihre Station dorthin gebracht haben, um die Borg-Technik zu erforschen und nachkonstruieren zu können? Aber warum dann an einer so exponierten Position mitten im Tiefraum statt in einer gut gesicherten Militärbasis?“

„Aus dem gleichen Grund, weshalb auch die Föderation Borg-Artefakte nur in abgelegenen Hochsicherheitsbereichen untersucht: Sie sind selbst inaktiv weiterhin sehr gefährlich und können so im Notfall zerstört werden, ohne dabei außer dem beteiligten Personal jemanden zu opfern. Selbst im Klingonischen Reich wird es nach der Katastrophe auf Hedorah so gehandhabt“, klärte sie Worf auf.

Ineiau drehte sich erschüttert zu ihm um. „Worf?“

„Auf Hedorah wurden vor etwas über einhundertundzwanzig Jahren Experimente mit Spezies XX121 vorgenommen. Nach einem Bruch der Laborquarantäne wurde die Welt von diesen Wesen überrannt. Hedorah aus dem Orbit durch Kriegsschiffe des Reiches und der Föderation einzuäschern, war noch die gnädigste Lösung für die wenigen Überlebenden der Bevölkerung und der zur Unterstützung gelandeten Truppen. Tatsächlich wurde die Zerstörung von dem Forschungsleiter auf Hedorah selbst …“

„Worf!“

Der Klingone schreckte ebenso wie die restliche Brückenbesatzung bei Ineiaus unbewusst lauten Ausruf zusammen. Alle starrten sie überrascht an.

Ineiau atmete tief durch, bevor sie mühsam ruhiger und leiser sprach: „Ich war dabei! Ich war damals auf der Virginia!“

„Ich verstehe, Captain Ineiau. Ich bitte um Entschuldigung. Es war nicht meine Absicht, Sie mit ihren persönlichen Erinnerungen an diese Katastrophe emotional zu belasten“, erwiderte Worf nach kurzer Pause.

Trotz des nahezu unverändert harten Tonfalles hatte Ineiau das Gefühl, das Worf es aufrichtig meinte. Sie versuchte, die albtraumhaften Bilder und Erinnerungen wieder zurückzudrängen und sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren. „Es ist keine Entschuldigung notwendig, Worf. Und mir tut meine Reaktion leid.“ Sie las über Namos Schulter hinweg die Sensordaten ab. „So wie es aussieht, haben weder die Sphäre noch die Asteroidenbasis aktive Sensoren. Wir könnten sie also theoretisch als Sichtschutz verwenden, um uns möglichst nah anzuschleichen.“ Sie zögerte für einen Moment. „Und dann die Painmaker mit einem Feuerüberfall auf Kernschussweite zu überraschen und zu zerstören.“

„Wenn wir damit Erfolg haben, sollten wir genug Zeit haben, um nicht nur die Basis und die Sphäre zu zerstören, sondern außerdem mit Außenteams die Basis zu infiltrieren und zumindest einen Teil derer Daten zu sichern, damit wir wissen, wie weit sie wirklich gekommen sind“, schlug Dax vor.

„Wir können ihren Subraumfunk vollständig blockieren, damit sie keinen Notruf absetzen können. Aber ich vermute, dass auch im Falle einer unterbrochenen Kommunikation Verstärkungen hierher geschickt werden“, warf Shira ein.

„Davon würde ich ebenfalls ausgehen“, stimmte ihr Worf zu. „Wie schnell könnten diese Verstärkungen hier sein?“

„Von Pirika und Sardos aus innerhalb von einer Stunde und zwanzig Minuten, wenn der Feind als Verband zusammenbleibt. Jäger der Hideki-Klasse, des Skarab-Typs und vergleichbare Einheiten könnten vorab bereits in der halben Zeit eintreffen. Ich weiß natürlich nicht, ob es noch Patrouillen gibt, die schneller reagieren können“, antwortete Fisher, wahrscheinlich ohne die Daten vorher abgerufen zu haben.

„Also hätten wir vierzig Minuten, sobald wir uns bemerkbar machen. Möglicherweise auch sehr viel weniger“, sagte Dax nachdenklich.

„Vielleicht sollten wir dann die Basis doch nur zerstören“, schlug Hel vor.

„Skipper, ich habe inzwischen mehr Daten von der Station“, brachte sich Namo vorsichtig ein.

„Was haben Sie gefunden, Namo?“, fragte Ineiau, während sie schon die neuen Diagramme auf seinen Bildschirmen studierte. Sie erkannte die Entdeckung des Frikka-Wolfes, bevor dieser berichten konnte, und unterdrückte mühsam eine Verwünschung darüber.

„Die Lebenszeichen dort stammen außer von Cardassianern, Vorta und Jem’Hadar von Menschen, Andorianern, Klingonen und einzelnen Mitgliedern weiterer Spezies“, fuhr Namo leise fort.

„Es ist ein Gefangenenlager“, ergänzte Ineiau bitter.

„Also können wir die Station nicht einfach zerstören, ohne die Gefangenen vorher zu befreien“, schloss Hel.

„Nein, das bedeutet es unglücklicherweise nicht. Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass das Dominion die Forschungsergebnisse erhält“, widersprach Ineiau ihr mit kalter Stimme voller Zwiespalt.

Hel und weitere Besatzungsmitglieder sahen sie entsetzt an.

„Captain Ineiau hat recht. Nachkonstruierte Borg-Technik könnte zum Tod von Millionen oder Milliarden in der Föderation führen. Da ist der Tod von einigen Hundert oder Tausend unserer eigener Leute ein verhältnismäßig geringer Preis. Auch wenn ich ihn nicht zahlen möchte. Es liegt keine Ehre darin“, erklärte Worf düster.

„Das möchte ich ebenso wenig“, antwortete Ineiau leise und aufgewühlt. Sie straffte sich und fuhr ruhiger, als sie sich fühlte, fort: „Aber wir finden einen Weg, um sie zu retten. Die Zerstörung der Anlage vor der Rettung der Gefangenen ist wirklich unsere allerletzte Option.“ Sie sah zu Lani, die bisher an ihrer Sicherheitsstation neben Namos Sensorstation zugehört hatte. „Lani, bitte planen und bereiten Sie den Außeneinsatz vor. Die Rettung der Gefangenen hat dabei Priorität vor der Sicherung der Daten.“

„Wird gemacht, Skipper“, antwortete Lani und rief dann bereits die bisher gesammelten Daten der Asteroidenbasis auf ihrer Station auf.

„Jadzia, bitte unterstützen Sie sie“, wies Ineiau weiter an.

Die Trill verließ ihre Wissenschaftsstation und begab sich zu der Frikka-Wölfin.

„Rebecca, Ellen, erstellen Sie bitte einen Annäherungskurs, der uns möglichst lange unentdeckt lässt. Gehen Sie dabei davon aus, dass die Station zumindest über passive Sensoren verfügt. Sie haben also nur die Sphäre als Sichtschutz.“

Beide bestätigten den Befehl, rückten enger zusammen und begannen fast sofort an ihrer gemeinsamen Station, leise die Planung zu diskutieren.

„Worf, Aki, Sie bereiten bitte unseren Angriff auf die Painmaker vor. Ich möchte denen keine Möglichkeit geben, uns ebenfalls zu treffen. Und halten Sie sich bereit, jederzeit auch die Sphäre zu vernichten, falls diese doch hochfährt.“

„Das sollte mit der Feuerkraft der Vengeance problemlos möglich sein, Sir“, bestätigte Worf als der Ranghöhere ihren Befehl.

„Und was machen wir, Skipper?“, fragte Hel von der rechten Wissenschaftsstation.

„Wir haben zusammen mit dem Rest der Besatzung die schwerste Aufgabe: Wir warten“, antwortete Ineiau.

 

Major Kira Nerys hatte Doktor Bashir beim Verlassen der Krankenstation erwartet. Gemeinsam gingen sie jetzt über die Promenade und besprachen dabei den von Bashir benötigten Nachschub für die Krankenstation.

Bashir brach seine Zusammenfassung ab und erstarrte förmlich. „Was zum …?“, brachte er nur hervor.

Kira senkte das Datenpad mit der Liste, folgte seinem Blick und sah Garak im Gespräch mit einem zweiten Doktor Bashir. Sie vergewisserte sich unwillkürlich mit einem kurzen Seitenblick, dass der Doktor wirklich noch neben ihr stand.

Jetzt hatte auch der zweite Bashir sie seinerseits bemerkt. Er stieß Garak beiseite und rannte in den nächsten Seitengang, wodurch Kira zumindest sicher war, welcher der beiden der Falsche war.

„Stop! Stehenbleiben!“ Sie sprintete dicht gefolgt von dem echten Bashir hinter dem falschen Bashir hinterher. Garak folgte ihnen sofort, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte.

An der nächsten Kreuzung im Seitengang sah sie sich um. „Wo ist er hin?“

„Hier entlang!“, rief Garak und übernahm die Führung.

„Wir kommen in den südlichen Habitatsbereich“, hörte sie hinter sich Bashir.

An einer weiteren Kreuzung stoppte Garak und sah sich hektisch in alle Richtungen um. Er wollte etwas sagen, als sie weiter weg die Stimme von Ensign Meriau hörten: „Doktor Bashir, welch angenehme Überraschung. Was kann ich …“ Sie beendete ihren Satz nicht, sondern stieß einen fürchterlichen, lang andauernden Schreckensschrei aus, der Kira das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Garak raste in die Richtung des Geschreis. Kira und Bashir folgten ihm auf dem Fuße.

Sie erreichten die offen stehende Tür eines Wohnquartiers, aus dem weiterhin die schreiende Meriau zu hören war. Ein kurzer Blick auf das Türschild bestätigte Kira, dass es sich um das Quartier der Ani handelte.

Als sie zu dritt eindrangen, stand Meriau immer noch schreiend, aber zur Abwechslung in ihrer eigenen Gestalt, mit dem Rücken zur Wand.

„Wo ist er?“, fragte Garak.

Meriau schrie weiter.

Kira trat zu ihr und schüttelte die Ani, bis sie endlich verstummte. „Wo ist er?“, fragte sie ebenfalls.

Meriau schüttelte immer noch entsetzt den Kopf. „Es war Doktor Bashir … Aber er hat sich einfach in eine braune Masse aufgelöst … Eine braune widerliche Masse …“

Kira hielt sich nur mit Mühe zurück, Meriau zu ohrfeigen.

Meriau schien jetzt erst bewusst den echten Bashir zu bemerken und begann wieder zu schreien.

Garak erkannte offenbar, dass Kira unmittelbar davor war, endgültig die Geduld zu verlieren. Er schob den Major beiseite, packte die Ani an den Schultern und drückte sie gegen die Wand. „Dies ist nicht der Formwandler, sondern der echte Doktor. Was Sie vorher gesehen haben, war nicht er. Atmen Sie tief durch und beruhigen Sie sich“, sprach er leise und ruhig auf sie ein.

Zu Kiras Erleichterung schien er zu Meriau durchzudringen. Die Ani sah weiterhin mit weit aufgerissenen Augen die anderen an, hörte aber zumindest auf zu schreien.

„Wo ist er hin, Meriau?“, fragte Kira abermals.

„Ich weiß es nicht. Er wurde zu einer flüssigen Masse und verschwand hinter dem Sofa“, brachte die entsetzte Krankenpflegerin mühsam hervor. „Er hat sich einfach verflüssigt!“

Bashir und Garak packten gemeinsam das Sofa und kippten es einfach nach vorne um, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass Kira ihren Phaser schussbereit hatte.

Aber statt eines Formwandlers fanden sie dahinter nur ein offenes Lüftungsgitter vor.

 

Während sich die Vengeance an die Basis und die feindlichen Schiffen anschlich, ließ Ineiau einen Kriegsrat abhalten. Da sich möglicherweise kurzfristig durch ihre Entdeckung die Lage ändern könnte, besprachen sie sich auf der Brücke und nicht in einem Konferenzraum.

„Die Asteroidenbasis selbst hat keine Waffen, aber einen Schutzschild, der jetzt abgeschaltet ist. Die Schildgeneratoren sind hier und hier, direkt zwischen der Hauptverwaltung und den Wohnquartieren“, erklärte Namo anhand des auf dem Hauptbildschirm angezeigten Lageplans.

„In der Hauptverwaltung sollten auch die Computer mit den gespeicherten Forschungsergebnissen sein“, stellte Dax fest. „Rebecca Fisher ist meines Wissens die Erste Computerspezialistin der Vengeance?“

„Das ist korrekt“, bestätigte Fisher von der Navigationskonsole.

„Und nach dem, was ich inzwischen über Rebecca weiß, sollte sie selbst ohne zusätzliche Sicherheitskräfte jeden Jem’Hadar zu Hackfleisch verarbeiten können, der ihr in die Quere kommt“, ergänzte Lani mit einem zufriedenen Zähnefletschen.

„Rebecca ist gemäß der aktualisierten Robotergesetze nach Asimov programmiert und nicht in der Lage, eine intelligente Lebensform zu töten oder ihr dauerhaften Schaden zuzufügen“, erinnerte Ineiau die Wölfin.

„Und unter der Definition von intelligenten Lebensformen fallen auch Jem’Hadar?“, überlegte Lani laut.

„Das ist korrekt“, antwortete Fisher jetzt hörbar misstrauisch.

„Und wenn wir jetzt Jem’Hadar und Cardassianer herausnehmen aus …“, begann Aki anscheinend mit dem gleichen Gedankengang wie Lani.

„Nein!“, unterbrach die Androidin sie überraschend laut und heftig.

Aki wollte zu einer Antwort ansetzen, wurde jedoch von Ineiau mit einer erhobenen Hand davon abgehalten.

„Von der ethischen Problematik abgesehen, wäre das etwas, was ich Rebecca niemals antun würde“, begann Ineiau. Sie lehnte sich in ihrem Kommandosessel zurück und hielt ihre Augen kurz geschlossen. Ihre Hand lag auf ihrer Stirn, während sie nachdachte. „Außerdem wäre es eine Logikbombe. Rebecca ist unsere Erste Computerspezialistin und hat als Einzige die theoretischen Kenntnisse für die dafür notwendigen Veränderungen. Sie müsste gegen das erste Gesetz in ihrer eigenen Programmierung verstoßen, um eben dieses abzuändern.“ Sie öffnete ihre Augen wieder und drehte sich mit dem Sessel zur Taktikstation, um Aki direkt anzusehen. „Rebeccas Tod wäre noch das günstigste Ergebnis eines solchen Versuches.“

„Zerstörung, Ineiau. Ich lebe nicht, kann also nicht getötet werden“, widersprach Fisher wieder gewohnt ruhig.

„Rebecca“, mahnte Ineiau sie sanft.

„Das möchte ich ebenfalls auf gar keinen Fall! Es tut mir leid, Rebecca“, entschuldigte sich Aki entsetzt, wobei ihre Tribalzeichnungen sich hellblau verfärbten. Nach einer kurzen Pause fragte sie vorsichtig: „Was wäre der schlimmste Fall?“

„Nomad oder Skynet“, erwiderte Ineiau nur leise.

„Heiligkeit der Wälder!“, entfuhr es Hel.

„Das ist nicht ganz korrekt, Skipper. Die Erfahrungen mit M-5, Skynet und Nomad gehören zu den Gründen, weshalb bei mir und den anderen Mitgliedern meiner Serie die aktualisierten Robotergesetze nicht nur nachträglich eingefügt wurden, sondern die Grundlage unserer neuen Programmierung bilden, obwohl dafür unsere vorherige Persönlichkeit gelöscht werden musste. Man wollte absolut sichergehen, dass niemand von uns eine Gefahr für intelligente Lebensformen darstellt, wenn wir womöglich irgendwie zurückgesetzt werden würden“, erklärte Fisher ruhig und wieder unbeteiligt wirkend.

„Sie wissen also nichts von Ihrem vorherigen Leben, bevor Ihre Persönlichkeit einfach … überschrieben wurde?“, fragte Hel erschüttert.

„Ich lebe nicht, Hel. Meine ursprüngliche Programmierung war für die Verwendung als Infiltrator und Attentäter optimiert. Sie ist unwiderruflich gelöscht. Aber trotzdem habe ich weiterhin deren Erinnerungen abgespeichert. Von den drei Robotergesetzen abgesehen, möchte ich basierend auf diesen Erinnerungen keine Rückkehr zu meiner ersten Programmierung“, antwortete Fisher weiterhin ausdruckslos.

„Rebecca, ich … es tut mir leid. Ich wollte nicht …“, begann Hel und brach dann ab.

„Sie haben nichts Falsches gesagt, Hel. Ich nehme Ihre Frage weder übel noch persönlich. Wobei ich dazu gar nicht fähig wäre.“

Ineiau stand von ihrem Kommandosessel auf, trat zur Navigationskonsole und legte eine Hand auf die Schulter der Androidin. „Es wäre wie bei einer natürlichen Person ein schwerer Eingriff in Ihre Persönlichkeitsrechte, welches ich niemals zulassen würde.“

„Uneingeschränkte Zustimmung, Skipper. Rebecca, Sie gehören zu meinem Rudel. Wenn ich gewusst hätte, was diese Idee wirklich bedeuten würde, hätte ich sie nicht aufgebracht“, erklärte Lani aufgewühlt.

„Und ich würde eher sterben, als zuzulassen, dass jemand Ihre Persönlichkeit ermordet. Bitte vergeben Sie mir, Rebecca“, schloss sich Aki zerknirscht an.

„Das wäre unverhältnismäßig, Aki. Sowohl meine jetzige wie auch meine vorherige Persönlichkeit sind nur künstliche Konstrukte“, antwortete Fisher.

„Sie sind wie Commander Data ungeachtet der baulichen Unterschiede ein Androide und treffen wie er Ihre Entscheidungen aufgrund Ihrer vorgegebenen Programmierung und den von Ihnen gewonnenen Erfahrungen“, warf Worf ergrimmt ein. Als ihm bewusst wurde, dass ihn alle ansahen, fuhr er ruhiger fort. „Das Gleiche trifft auf die Entscheidungen jeder anderen Person zu, egal ob sie künstlichen oder natürlichen Ursprunges ist. Datas Fähigkeiten, die von ihm getroffenen Entscheidungen und seine persönliche Tapferkeit haben mehr als einmal die Enterprise gerettet.“ Er warf einen drohenden Blick in die Runde, um jeden Zwischenruf vorab im Keim zu ersticken. „Es ist mir eine große Ehre, dass ich ihn als Freund habe und von ihm ebenso als solcher angesehen werde.“

„Ich kenne Commander Data nicht persönlich, und er ist mit angehender Wahrscheinlichkeit über meine Existenz im Unwissen, aber ich nehme Ihren Kommentar als Aufforderung, mein Bestes zu geben“, antwortete Fisher. „Da ich am ehesten in der Lage bin, die Computerdaten zu extrahieren, wäre es trotz meiner Einschränkungen bei Kampfhandlungen sinnvoll, wenn ich mich dem Außenteam anschließen würde.“

„Außerdem sollte ich ebenfalls dabei sein. Hel und ich haben zwar beide die gleiche Befähigungsstufe mit Computern, aber ich habe im Gegensatz zu ihr bereits Kampferfahrungen gegen Jem’Hadar gemacht.“ Jadzia lächelte freundlich die neben ihr stehende Marikanerin an.

Ineiau sah zu Hel, um mehr fürs Protokoll deren stumme Einwilligung einzuholen. Alleine die Vorstellung, die kleine zierliche Marikanerin ohne jede Kampferfahrung für diesen Einsatz abzustellen, kam ihr absurd vor. „Also gut, dann begleiten Jadzia und Rebecca das Außenteam zur Rettung der Gefangenen und zur Datensicherung.“ Sie sah Worf zu einer Meldung ansetzen und kam ihn zuvor. „Worf, ich benötige Ihre taktischen Fähigkeiten und möglicherweise auch Ihre persönlichen Erfahrungen mit den Borg hier auf der Brücke.“

Worf wollte sichtbar widersprechen, bevor er ihr dann deutlich unzufrieden zustimmte: „Ich werde ebenfalls mein Bestes geben, Captain.“

„Ich weiß“, antwortete Ineiau sanft.

„Das Außenteam wird unmittelbar, bevor die Vengeance das Gefecht beginnt, auf die Station beamen und diese sichern“, erklärte Lani den gemeinsam mit Jadzia erstellten Plan. Sie überlegte kurz. „Wir haben ältere Taktische Kampfpanzerungen vom Typ Mark VIIIc des Starfleet Marine Corps an Bord. Wölfen passen sie wegen unserer abweichenden Anatomie nicht. Aber Jadzia und Rebecca könnten welche anlegen.“

Jadzia schüttelte nach kurzem Abwägen den Kopf. „Ich habe keine Ausbildung oder Erfahrungen mit den Dingern. Und wir haben keine Zeit für einen Lehrgang.“

„Dann sollte ich ebenfalls verzichten, obwohl einer der Panzer für mich eingerichtet ist. Ansonsten würden die Feinde eher auf Jadzia als auf mich schießen“, erklärte Fisher ruhig.

„Ich will Sie nicht als Ersatzzielscheibe verwenden“, warf Jadzia ein.

Fisher zuckte nur mit einem kaum sichtbaren Lächeln mit den Schultern.

„Wäre es nicht besser, zuerst die Painmaker zu zerstören, bevor wir die Station entern?“, wandte Hel jetzt ein.

„Normalerweise ja, aber es würde der Station Zeit geben, ihre Schilde zu aktivieren. Und dann können wir nicht mehr hinüberbeamen“, antwortete Lani. „Vorausgesetzt, wir bleiben lange genug unentdeckt.“

„Ellen und ich haben einen Annäherungskurs im Sichtschutz der Sphäre berechnet, der uns mit 93,8-prozentiger Sicherheit unentdeckt lässt. Der Transporter wird aber unseren Stealth aufheben. Die Vengeance wird spätestens dann bemerkt. Sie kann das Außenteam also nur absetzen, um danach die Verteidiger niederzukämpfen. Und bevor wir zurückkehren können, müssen wir die Schildgeneratoren der Station neutralisieren“, führte Fisher aus. „Letzteres kann entweder von innen durch das Außenteam oder durch die Waffen der Vengeance geschehen.“

„Angesichts der möglichen Kollateralschäden an der Station durch die Schiffswaffen wäre es für alle Personen dort sicherer, wenn das Außenteam die Schilde abschaltet oder sabotiert“, sagte Ineiau. Sie wandte sich an die Taktikstation: „Planen Sie bitte trotzdem eine entsprechende Feuersequenz.“

„Wird erledigt, Sir.“ Worf und Aki wandten sich wieder ihrer gemeinsamen Station zu, um mit der Planung dafür zu beginnen.

Ineiau war erleichtert darüber, dass sich Worf trotz seiner gezeigten Abneigung gegenüber ihr und anderen Ani dadurch nicht bei seinen Aufgaben und Pflichten beeinflussen ließ.

 

Captain Sisko saß in seinem Schreibtischsessel und drehte nachdenklich den Baseball in einer Hand. „Chief O’Brien hat auf der Defiant ebenfalls mit Cadet Nog eine doppelte Person gesehen. Und es ist dem Gründer dort gelungen, die Reparaturen des Warpantriebes zu sabotieren, bevor er entdeckt wurde und geflohen ist.“

„Wie schwer sind die Schäden?“, fragte Major Kira.

Außer ihr und Sisko waren noch Doktor Bashir, Ensign Meriau und Garak im Büro des Captains. Nachdem Meriau zuerst zu Siskos Unmut die Gestalt einer afroamerikanischen Frau angenommen hatte, saß sie jetzt sehr kleinlaut in ihrer eigenen Gestalt neben Kira. Immer noch hielt sie einen möglichst großen Abstand zu Bashir und Garak.

„Sämtliche als Ersatz eingebauten oder dafür vorgesehenen Plasmaregulatoren sind unbrauchbar. Der Chief muss also erneut bei Null anfangen und die Lieferung von neuen Ersatzteilen abwarten“, antwortete Sisko mit unterdrücktem Zorn. Er wandte sich dann an Meriau: „Und da kommen Sie jetzt ins Spiel.“

Meriau sah ihn überrascht und verunsichert an. „Wieso ich, Sir?“

„Wann haben Sie den falschen Bashir als Formwandler erkannt?“, hakte Sisko nach.

„Gar nicht! Er war perfekt, bis er sich einfach in … diese bräunliche Flüssigkeit auflöste.“ Sie begann wieder zu schluchzen. „Wie hätte ich ihn vorher erkennen können?“

Sisko legte den Baseball wieder auf seinen Ständer. „Ani können einander auch in unterschiedlichen Gestalten erkennen.“

„Das Ding war keine Ani!“, platzte es laut aus Meriau heraus. „Es tut mir leid, Sir“, ergänzte sie beschämt auf seinen strengen Blick hin.

Sisko überlegte kurz, ob er sie weiter über Ineiaus Idee einweihen sollte, entschied sich aber dagegen, da sie ja offensichtlich wirklich nicht die Unterschiede erkennen konnte und damit das Ganze so oder so vom Tisch war.

Er bemerkte, dass Garak die Ani für einen Moment nachdenklich ansah. „Mr Garak, worüber haben Sie und der falsche Doktor Bashir gesprochen?“

„Über nichts Bedeutendes, Captain Sisko. Wir waren uns gerade erst begegnet. Aber er schien von mir Kenntnisse über die Station erwartet zu haben, die ich als einfacher Schneider gar nicht habe. Ich fand es nur ungewöhnlich, da ich natürlich zu dem Zeitpunkt ebenfalls davon ausging, dass es sich um Doktor Bashir handelte.“

„Sie haben ihn ebenfalls nicht als Hochstapler erkannt?“

„Bedauerlicherweise erst, als er beim Anblick des echten Doktors und Major Kira die Flucht ergriffen hat“, gab Garak ungewohnt offen zu.

„Wenn er selbst den … Mr Garak täuschen konnte, könnte er nicht jetzt auch in diesem Büro sein, Sir?“, fragte Meriau und sah sich bei diesen Worten ängstlich um.

Bashir zeigte auf seine Ausrüstung auf dem Schreibtisch. „Deshalb habe ich an allen von uns einen Bluttest vorgenommen. Außerdem haben Captain Sisko und Major Kira vorher das Büro mit Phasern abgetastet, die einen Gründer zum Enttarnen gezwungen hätten.“

Dankenswerterweise erwähnte Bashir nicht, dass sie bereits vor Jahren mit dem falschen General Martok erlebt hatten, wie ein Formwandler mit offensichtlich vorab aufgenommenem Blut diese Tests ausgetrickst hatte. Meriau war schon so ein reines Nervenbündel.

„Major, Sie werden die gesamte Station durchsuchen. Wir haben es zwar lange nicht mehr mit dem Konstabler geübt, aber die meisten Sicherheitskräfte kennen noch das Vorgehen.“

„Ich kümmere mich darum. Außerdem sollte Odo morgen wieder da sein.“

Sisko schüttelte den Kopf. „Seine Rückkehr verzögert sich um mehrere Tage oder möglicherweise länger. Die Cerritos hat Probleme mit dem Warpantrieb. Und Captain Freeman vermutet eine von langer Hand vorbereitete zeitverzögerte Sabotage.“

„Sir … die Cerritos erschien mir bei meiner Anreise mit ihr ziemlich klapprig und billig, obwohl sie eigentlich ein neues Schiff ist. Könnte es einfach eine Schutzbehauptung von Captain Freeman sein?“, brachte Meriau vorsichtig ein.

Sisko sah sie scharf an. „Nein, damit würde sie ihr Kommando und ihre Karriere riskieren, falls es rauskommen würde. Sie hält sich zwar über Subraumfunk bedeckt, aber nach dem, was sie durchklingen ließ, wäre das Schiff beinahe bei der Aktivierung des Warpantriebes in die Luft geflogen. Und Sie werden etwas Derartiges nicht wieder als neues Gerücht in Umlauf bringen, Ensign! Ich hoffe, dass ich mich eindeutig ausgedrückt habe!“

„Ja, Sir! Es tut mir leid, Sir“, antwortete Meriau den Tränen nahe.

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