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You can't lose me

von Emony

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You can't lose me
Bet your life
I am here and I will always be
Just a wish away
Wherever you go
No matter how far
My love is where you are
You won't be lost if you believe
You can't lose me

(c) You can't lose me - Faith Hill


Er macht eine Pause und sieht mich aus traurigen Augen an. Warum spricht er nicht weiter, warum sieht er mich so an und wovon zum Teufel redet er da nur? Ich kann ihm gar nicht folgen, bin noch nicht richtig wach. Werde noch festgehalten von der Traumwelt, aus der Jon mich sanft in die Realität zurückgeholt hat.

Wie von selbst, ohne dass ich es beabsichtige, verschwindet das Lächeln von meinen Lippen. Der Schleier des Schlafes fällt von mir und allein der Ausdruck in seinem Gesicht lässt mich augenblicklich zusammenzucken. Mir wird kalt und heiß zugleich, als mir dämmert, was er gesagt hat.

Ich schließe die Augen und schüttle den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.

Das muss ein Traum sein. Einer von jenen, die man nicht gleich als solche erkennt. Die sich heimtückisch tarnen, die tatsächlich real wirken, doch dann verwandeln sie sich plötzlich in eine grausame Vision und du weißt, *das* kann nur ein Alptraum sein. Das kann gar nicht wirklich passieren, denn er liebt dich und würde dir das niemals antun.

Ich muss also träumen.

Als ich meine Augen wieder öffne, sieht er mich jedoch immer noch mit diesem Blick an und ich habe das Gefühl, als greife eine Hand nach meinem Herzen, um es mir quälend langsam aus der Brust zu reißen.

„Sag’ das noch mal, Jon“, bitte ich, obwohl ich nicht wirklich will, dass er seine Worte wiederholt. Doch da ist ein Teil in mir, der es nochmals hören muss, um es als real, als gegeben zu akzeptieren. Nein, um es zu verstehen. Akzeptieren werde ich diese Worte keinesfalls!

„Es kann so nicht weitergehen, Charlie. Ich bin es leid, dir, mir und allen anderen an Bord etwas vorzumachen. Es ist dir gegenüber nicht fair, denn du hast weiß Gott was Besseres verdient.“ Seine Stimme bricht am Ende des Satzes und er wendet seinen Blick von mir ab. „Es ist falsch“, fügt er kaum hörbar hinzu.

Ich versuche, mich aufzurichten, doch es ist, als hätten seine Worte mir jegliche Energie aus dem schlaftrunkenen Körper gesogen. Ich sinke auf ihm zusammen, fühle, wie seine Beine mich noch immer umschlingen, fühle sein weiches Glied an meinem Bauch, die Haare seiner Brust unter meinem Kopf. Wie kann etwas, das sich so gut anfühlt, falsch sein? Wie kann er glauben, dass das hier falsch ist? Wie kann Liebe falsch sein?

Mühevoll schaffe ich es doch, mich aufzurichten, um kniend zwischen seinen Beinen sitzen zu bleiben. Ich sehe ihn an, doch sein Blick ist weiterhin nach rechts zur Wand gerichtet. „Ich weiß nicht, was du mit ‚du hast was Besseres verdient’ meinst, Jon. Wir lieben uns und etwas Besseres kann keinem von uns passieren. Was kann daran falsch sein? Seit wann ist Liebe etwas Falsches?“ Ich kann sehen, wie er die Augen schließt, fast so, als hoffe er, dass er sich dadurch auch meiner Stimme, meinen Worten verschließen könne. „Sieh’ mich bitte an.“ Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern und sie bebt. Er weigert sich, schüttelt fast unmerklich den Kopf. „Jon, sieh’ mich an!“ Hier in seinem Quartier ist es mir scheißegal, dass er der Captain ist und ich nur der Commander. Ich erteile ihm diesen Befehl als sein Liebhaber, weil ich es hasse, mit ihm zu reden und ihm dabei nicht in die Augen sehen zu können.

„Ich kann nicht“, presst er zwischen zitternden Lippen hervor und ich schlucke schwer. Ihm tut das hier genauso weh wie mir, doch er will es nicht zugeben, mir nicht zeigen und vor allem – das ist so typisch für ihn – will er es sich selbst gegenüber nicht eingestehen.

„Ich liebe dich, Jon. Und das wird nicht aufhören, indem du hier und jetzt einen Schlussstrich ziehst. Ebenso wenig werden deine Gefühle für mich über Nacht und mit dieser Entscheidung verschwinden. Du kannst dich körperlich von mir trennen, indem du unserer Beziehung ein Ende setzt, aber du kannst dich nicht emotional von mir lösen, mich dazu bringen, nichts mehr für dich zu empfinden. Liebe, Jon, ist etwas, das niemand von uns beeinflussen kann.“ So leicht gebe ich dich nicht auf, Jon. Ich gebe *uns* nicht so einfach auf. Und du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich ein sehr leidenschaftlicher Kämpfer bin. Wehre dich nicht dagegen, du hast keine Chance gegen mich.

„Es ist falsch...“, wiederholt er stoisch seine Worte und klingt dabei fast so kühl wie T’Pol.

Mehr hast du nicht zu bieten? Ist das dein Argument? Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Mir ist im Moment nach beidem. Verdammt, was ist nur in dich gefahren? Woher hast du auf einmal diese Gedanken? Oder waren sie schon immer da und ich habe es nur nicht bemerkt, weil ich mich der Illusion hingeben wollte, dass es uns egal ist, was sein wird, wenn rauskommt, dass wir miteinander schlafen? Dass wir uns lieben... Liebe, Jon, verdammt! Wir lieben uns, so was wirft man nicht weg!

Ich fahre mir mit beiden Händen durchs Haar und seufze. „Du hast Angst, nicht wahr?“

Er nickt.

„Sieh’ mich verdammt noch mal an, wenn ich mit dir rede!“ Meine Stimme wird lauter und fester.

Endlich! Er sieht mich an. Mir verschlägt es die Sprache. Da sind Tränen. Tränen in den Augen des Mannes, den ich immer für so viel stärker hielt als mich selbst. Ich habe ihn noch niemals zuvor weinen sehen und es bricht mir das Herz, denn ich weiß, er weint wegen mir.

„Findest du, es ist falsch, dass wir uns lieben?“ Eine einfache Frage, und ich hoffe, dass er sie mir ehrlich beantworten wird.

Er schüttelt den Kopf und eine Träne löst sich von seinen Wimpern, fällt lautlos auf seine Brust hinab. „Nicht, was ich denke, ist wichtig. Und du weißt das. Es steht für uns beide so viel auf dem Spiel.“

„Ich scheiß' ehrlich gesagt auf die Meinung der anderen, Jon!“ Ich kann den Zorn nicht aus meiner Stimme fernhalten, auch wenn ich es noch so angestrengt versuche. Die Worte stehlen sich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ich deute in Richtung Tür, um meine nächste Aussage zu unterstreichen. „*Die* geht es nichts an, was hier drin passiert, oder was in meinem Quartier passiert. Es geht *die* nichts an und wenn sie uns gern haben, uns schätzen, um unsretwillen, dann tun sie das auch, wenn sie wissen, dass wir schwul sind, denn das verändert weder wer wir sind, noch was wir drauf haben. Du bist der Captain und ich der Chefingenieur. Man schätzt unsere Arbeit, unsere Fähigkeiten, uns. Herrgott, wir sind deswegen nicht anders als die anderen. Wir sind und bleiben Menschen, mit Verstand und Herz.“

„Es ist in ihren Augen nicht richtig, Trip. Da spielt es keine Rolle, wie du es empfindest oder ich. In ihren Augen sind wir anders, unterscheiden uns von ihnen.“

Wie es scheint, hat er endlich zu seiner Sprache zurück gefunden. „Du denkst, dass sie uns anders behandeln und ansehen werden?“

„Das auch... Aber vor allem denke ich, dass wir beide aus der Sternenflotte fliegen, wenn das rauskommt.“

„Die Sternenflotte... darum geht es dir? Du hast Angst, deine Position zu verlieren.“ Er nickt und ich tue es ihm gleich, wenn auch eher nachdenklich als zustimmend. „An Bord dieses Schiffes demonstrieren wir täglich Toleranz anderen Spezies und deren Kulturen gegenüber. Warum glaubst du, dass eben diese Leute, zum Teil unsere Freunde, ausgerechnet in Hinsicht auf unsere sexuelle Neigung intolerant sind?“

„Das war schon immer so“, entgegnet er mir und ich kann mir ein kurzes Auflachen nicht verkneifen. Ich lehne mich ihm entgegen, bis unsere Lippen sich sanft zu einem kurzen Kuss treffen.

„So muss es nicht bleiben“, sage ich entschlossen und meine es auch so. „Es ist Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, Jon, aber nicht zwischen uns. Es ist Zeit, dass wir aufhören, uns zu verstecken. Damit ist jetzt ein für alle Mal Schluss.“

Er sieht mich mit fassungslosem Ausdruck an. „Du bist bereit, alles zu riskieren, nur um weiterhin mit mir zusammen zu bleiben?“

„Das hier ist größer als wir beide. Und irgendwer muss schließlich den Anfang machen. Wir müssen es ja nicht herausfordern, es nicht über die Interkom weitergeben, aber wir müssen aufhören, uns zu verstecken und uns damit selbst zu verleugnen. Denn sonst, Jon, werden auch noch in zweihundert Jahren Homosexuelle als *anders* angesehen und behandelt.“

Er beißt sich auf die Unterlippe und nickt schwach. Ich weiß, dass er Angst vor der Zukunft hat, Angst vor einem Coming-Out. Aber ebenso weiß ich, dass wir beide gemeinsam stark sein werden, uns Halt geben und dies zusammen durchstehen werden. Ein für alle Mal.

Ich krabble neben ihn, ziehe die Bettdecke über uns beide und sehe ihn von der Seite an. „Du kannst mich nicht so einfach loswerden, Jon. Ich liebe dich und bleibe bei dir, ganz gleich, was kommen mag. Du kannst mich nicht loswerden.“ Mit diesen Worten ziehe ich ihn in meine Arme und diesmal ruht sein Kopf auf meiner Brust.

ENDE
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