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Für die Familien

von Saengerin

Kapitel 1

„Mehr Geschwindigkeit! Bringen Sie uns hier raus! JETZT!“

Sisko lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig vor, als könnte er allein durch diese kleine Bewegung die Defiant dazu veranlassen, schneller zu fliegen. Die Brücke vibrierte förmlich, erschüttert durch die ungewohnte Harschheit der Befehle, die Atmosphäre noch verstärkt durch Siskos Ungeduld. Er war das letzte Mal ausgetrickst worden, dieses Mal würde Michael Eddington für seine Arroganz bezahlen, für seinen Verrat.

„Captain?“, meldete sich Dax von der Con. „Wir werden von einem kohärenten Tetryonstrahl gescannt.

„Was?“

Die Sensoren zeigen eine Energiewelle, die sich auf uns zubewegt, aus 227.43“, fügte Kira von ihrer Station hinzu.

„Ausweichmanöver!“, befahl Sisko. „Aber nichts wie raus aus den Badlands. Ich will hier nicht noch mehr Zeit verschwenden, wenn es sich vermeiden lässt. Nog, halten Sie den Maschinenraum auf dem Laufenden.“

„Aye, Sir.“

„Captain, es gibt keine Möglichkeit diesem Ding davon zu laufen.“

„Tu dein Bestes, alter Mann. Alle auf den Einschlag vorbereiten!“

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„Captain, ich habe ein Föderationsschiff auf den Sensoren.“

„Auf den Schirm, Mr. Kim.“

Die Sterne auf dem großen Bildschirm verschwammen für einen Moment und zeigten dann ein ziemlich mitgenommenes Raumschiff.

„Registrierung?“

„NX-74205. Es ist die USS Defiant.“

„Ben Siskos neues Schiff?“, fragte Janeway erstaunt. „Rufen Sie sie.“

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„Captain, wir werden gerufen. Es ist... Captain, das ist unmöglich. Es scheint von der USS Voyager zu sein.“

„Was? Bringen Sie den Bildschirm zum laufen“, fuhr Sisko ihn an. „Ich möchte sie sehen, wenn ich mit ihr spreche. Dax, bitte das Schiff, uns ein paar Minuten zu geben. Wir sollten uns erst mal orientieren.“

„Aye, Sir.“

„Major“, fuhr Sisko fort, „wo zum Teufel sind wir?“

Mit Erstaunen in der Stimme, erwiderte Kira von ihrer Station: „Diesen Sensormessungen zu Folge, scheinen wir ihm Delta Quadranten zu sein - ungefähr 65.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.“

Schweigen senkte sich auf die Brücke. Sisko starrte Kira an, sein Gesicht wurde schlaff. Nog lehnte sich gegen ein Fenster. Worf und Dax tauschten einen Blick, der teils Unglauben, teils Aufregung war, bevor Dax sich wieder ihrer Konsole zuwandte.

„Captain“, sagte sie, die Stille unterbrechend. „Ich habe Sichtverbindung mit der Voyager hergestellt.“

„Captain Sisko? Ich muss gestehen, dass ich überrascht bin, Sie hier zu sehen.“

„Geht mir genauso, Captain Janeway“, sagte Sisko, als er sich von dem Schock erholt hatte, eine Frau, die schon seit einem Jahr als tot galt, gesund und lebendig auf der Brücke eines Schiffes zu sehen. „Haben unsere Sensoren eine Fehlfunktion? Laut Sensorenanzeige sind wir im Delta Quadranten gelandet.“

Janeways Lächeln wurde grimmig.

„Das sind keine Fehlfunktionen. Wir sind seit über zwei Jahren hier draußen. Ich schließe daraus, dass Sie nicht hier sind, um uns zurückzubringen?“

„Nein“, erwiderte Sisko. Er sah, dass der junge Offizier der Voyager an der Ops seufzte und fügte hinzu: „Es tut mir leid.“

„Das ist schon okay, Captain“, beruhigte Janeway ihn. „Hören Sie, ich glaube, es wäre wesentlich komfortabler für uns, wenn wir uns zusammensetzen und das alles in Ruhe diskutieren würden. Möchten Sie und Ihre Führungsoffiziere nicht zu uns herüber beamen?“

Sisko warf Kira einen Blick zu, die ihren Kopf verneinend schüttelte.

„Unsere Transporter sind im Moment offline, Captain. Ich nehme an, dass Sie uns irgendwie transportieren können?“

„Natürlich.“

„Ich muss meinen Chefingenieur über die Situation informieren. Wir kontaktieren Sie, wenn wir fertig für den Transport sind.“

„Fein.“ Janeway nickte und beendete das Gespräch.

„Nog“, Sisko wandte sich zu dem Kadetten um. „Holen Sie Chief O’Brien auf die Brücke. Er schwang in seinem Drehstuhl herum, bis seine Augen auf den Fähnrich an der Technischenstation fielen. „Sie – Maily – Sie klären Dr. Bashir über unsere Situation auf. Falls er irgendeine medizinische Hilfe braucht, sollten wir sie von der Voyager kriegen können.“

„Aye, Sir.“ Maily hastete von der Brücke.

„Okay, Status Report”, sagte Sisko, als er sich wieder umdrehte und auf den großen Schirm starrte.

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Zwanzig Minuten später standen die Führungsoffiziere der Defiant im Transportraum der Voyager und wurden von Captain Janeway und ihrem Führungsstab begrüßt.

Und Ben Sisko machte ein mächtig finsteres Gesicht. Sie machte gemeinsame Sache mit dem Maquis! Er erinnerte sich an die Gesichter von den Sicherheitsreporten – der halbklingonische Sternenflotten Akademie Flüchtling, der dorvanianische Ex-Starfleet, und, am schlimmsten von allen, der Knastvogel, verantwortlich für den Verlust dreier Menschenleben, als er noch auf der Akademie gewesen war, und wer weiß, wie viele es jetzt sein mochten.

Sisko nahm kaum Notiz von ihnen. Er war jedoch bereit, Lieutenant Tuvok und Fähnrich Kim freundlich zu begrüßen.

Dax war wesentlich enthusiastischer.

„Ich erinnere mich an Sie“, sagte sie zu Fähnrich Kim. „Sie haben Quark beleidigt, damals als Sie auf der Station waren, kurz bevor Sie aufgebrochen sind. Er ist sehr empfindlich, was die Ferengi Kultur angeht, müssen Sie wissen“, fügte sie verschwörerisch hinzu. „Und nehmen Sie sich in Acht... sein Neffe ist Kadett auf der Defiant.“

„Danke für die Warnung“, lächelte Kim. „Ich möchte ungern noch jemanden von seiner Familie beleidigen.“

„Captain Sisko, bitte folgen Sie mir“, sagte Janeway und begann, sie aus dem Transporterraum herauszuführen.

Als Sisko ihr folgte, schob er sich vor den Dorvanianer, und stieß fast mit jemandem zusammen, der gerade durch die Tür hereinkam. Der Mann sah exakt so aus, wie Sisoks einmaliger Utopia Planitia Kollege.

„Zimmermann?“, fragte er ungläubig.

„Sie spielen wahrscheinlich auf meinen Erfinder an“, erwiderte der Mann.

„Sie sind ein Hologramm?“, fragte Sisko. „Aber wie...?“

„Ein Stück Technologie aus dem 29. Jahrhundert, Captain. Entschuldigen Sie, bitte.“ Er nickte Captain Janeway zu. „Ich glaube, an Bord der Defiant wird meine Hilfe benötigt.“

„Natürlich, Doktor“, stimmte sie zu. „Die offizielle Vorstellung können wir auch ein andermal machen. Fähnrich“, sie wandte sich an Kim, der noch immer hinter der Transporter Konsole stand, „beamen Sie den Doktor in die Krankenstation der Defiant. Das Hologramm verschwand mit dem vertrauten Transport Effekt.

Janeway beantwortete Siskos Frage, bevor er sie stellen konnte.

„Unser MHN. Ausgestattet mit einem mobilen Emitter, der es ihm erlaubt, sich im ganzen Schiff zu bewegen. Wir wären ziemlich aufgeschmissen ohne ihn“, schloss sie, während sie den Gang entlang gingen.

„Wo gehen wir hin?“, fragte Sisko, als er Janeway zum Turbolift folgte. Er drehte sich um und sah, dass Kira, O’Brien und der Dorvanianer ihm ebenfalls gefolgt waren. Die anderen warteten auf den nächsten Turbolift.

„In den Konferenzraum. Dort ist es für uns wesentlich gemütlicher unsere Geschichten auszutauschen.“

„Alle?“, fragte er, und warf einen Blick zu dem Dorvanianer hinüber.

„Gibt es einen Grund, warum irgendjemand unseres Führungsstabes NICHT mit eingeschlossen werden sollte?“ Janeways Augenbrauen hoben sich fragend.

„Ich denke, dass es einige Dinge gibt, die wir allein diskutieren sollten“, erwiderte Sisko. „Als Sternenflotten Offiziere.“

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Es war so gut wie unmöglich, Sisko Voreingenommenheit gegenüber den früheren Maquis Angehörigen zu übersehen. Wie hieß es so schön? Wenn Blicke töten könnten... Chakotay wäre im Turbolift schon tot umgefallen.

Irgendwie brachte Janeway es fertig, mit der Crew der Defiant zu plaudern, während sie zum Konferenzraum gingen. Aber die Spannung in der Luft war beinahe greifbar und auch wenn Janeway wusste, dass es Probleme gab, wusste sie doch nicht, wie sie damit umgehen sollte. Halt, Moment... sie hatte ein vage Idee, doch es gab kaum eine Hoffnung, dass es funktionieren würde.

Als die Gruppe den Konferenzraum betrat, wies Sisko Janeway den Platz zu, an dem normalerweise Chakotay saß.

„Captain Sisko, ich glaube es ist am sinnvollsten, wenn wir erst unsere Lage besprechen. Später können wir uns dann über private Sachen unterhalten.“

Sisko nickte, als die letzten Mitglieder den Konferenzraum betraten.

„Nun, da wir alle hier sind“, begann Janeway, “denke ich, dass einige Erklärungen angebracht sind. Ich werde anfangen. Vor ungefähr zweieinhalb Jahren verschwand das Maquis Schiff ‚Liberty’ in den Badlands. Lieutenant Tuvok, mein Sicherheitschef, war Undercover an Bord der Liberty. Aus diesem Grund wurde die Voyager dafür ausgewählt, die Verfolgung aufzunehmen. Während wir in den Badlands waren, wurden wir von einem Kohärenten Tetryonstrahl gescannt und in einer Energiewelle gefangen, die uns hierher transportiert hat. Mindestens ein Drittel meiner Crew wurden bei diesem Transport getötet, darunter mein Erster Offizier, mein Pilot, mein Chefingenieur, der leitende Mediziner und eine Schwester. Mein Ops Offizier wurde von dem Wesen gefangen genommen, das uns hergebracht hat, genauso wie ein Mitglied der Maquis Crew. Es kostete uns ein wenig Überzeugung, doch die zwei Crews arbeiteten zusammen und in einem Kampf mit einer sehr angriffslustigen Spezies dieses Quadranten, wurde die Liberty zerstört. Ich lud die Maquis Crew ein, sich uns anzuschließen. Als eine Crew.“

Hier stoppte Janeway ihre Erzählung. Ihre Haltung machte klar, dass sie nun auf Siskos Teil der Geschichte wartete.

„Unsere Geschichten sind sich ziemlich ähnlich, Captain“, begann Sisko nun seinerseits. „Die Defiant jagte einen Maquis Banditen, meinen ehemaligen Sicherheitschef Michael Eddington. Wir haben ziemlich schwere Beschädigungen bei einer früheren Begegnung mit ihm davon getragen und die meisten unserer Systeme waren funktionsunfähig. Die Spur, die uns in die Badlands führte, war wie ein rotes Tuch.“

Janeway konnte sehen, dass Sisko nur mit Mühe sein Temperament zügelte.

„Auf unserem Weg in die Badlands wurden wir von einem Kohärenten Tetryonstrahl gescannt und in einer Energiewelle gefangen. Ich glaube, dass wir von dem gleichen Wesen hertransportiert wurden, wie Sie.“

Janeway und Chakotay wechselten einen bedauernden Blick.

„Das ist leider unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unmöglich. Der Fürsorger, wie das Wesen sich selbst nannte, starb kurz nach unserer Ankunft.“

Tuvok hob eine Augenbraue.

„Trotzdem können wir die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Suspiria verantwortlich ist.“

„Suspiria?“, fragte Sisko.

“Die Gefährtin des Fürsorgers”, erklärte Tuvok.

Kes schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann ihre Anwesenheit nicht spüren. Aber das soll nicht heißen, dass sie nicht hier ist.“

„Suspiria war nie wirklich freundlich uns gegenüber“, warf Chakotay ein, „und ein weiteres Schiff hier in den Delta Quadranten zu bringen sieht ihr nicht ähnlich.“

“Wie sonst könnte das passiert sein?“, überlegte Janeway laut, als ihr plötzlich eine Möglichkeit in den Sinn kam. „Q?“, fragte sie in den leeren Raum hinein. „Q, wenn Sie dafür verantwortlich sein sollten...“

„Captain“, unterbrach Chakotay sie mit einem Lächeln. „Er antwortet nicht.“

Janeway erwiderte das Lächeln. „Das hab ich gemerkt. Aber deshalb können wir ihn nicht ganz ausschließen. Das bedeutet, wir haben mindestens zwei Möglichkeiten. Tuvok, Mr. Kim, ich möchte, dass Sie sich darauf konzentrieren.“ Sie wandte sich wieder an Sisko. „Wenn Sie Ihre eigenen Leute mit dazu nehmen wollen, sind Sie herzlich willkommen.“

„Dax?“

„Aye, Sir.“

„So Captain“, fuhr Janeway fort, die die Effizienz dieses kurzen Austauschs bemerkte. „Wie ist der Status Ihre Schiffs?“

Sisko drehte sich zu seinem Chefingenieur um. „Chief?“

„Es gibt nur sehr wenig, dass noch ordentlich funktioniert, Captain. Abgesehen von dem holografischen Kommunikationssystem, natürlich. Ich glaube, das Ding ist unzerstörbar.“

Torres lehnte sich etwas vor: „Holographisches Kommunikationssystem?“

„Es wurde bis jetzt nur auf der Defiant installiert – die Sternenflotte lässt alle anderen Schiffe nachrüsten. Sie sind eine tolle Erfindung.“

„Kann ich sie mir anschauen?“

„Klar“, stimmte O’Brien zu, doch wurde von einem Knurren von Sisko unterbrochen, „Das heißt... wenn der Captain sein Okay gibt.“

Janeway bemerkte, dass jetzt der Punkt war, das Treffen zu beenden. „Nun, Captain Sisko, Chief O’Brien, falls wir Ihnen irgendwie bei den Reparaturen helfen können, würden wir uns freuen Ihnen Personal zur Verfügung zu stellen. Lieutenant Torres sollte Ihnen in allem helfen können, auch mit dem Material. Unser Doktor ist auf Ihrem Schiff, um Ihren Doktor zu unterstützen und wenn Lieutenant Dax Mr. Tuvok und Mr. Kim dabei hilft herauszufinden, wie Sie hier gelandet sind, scheint es, dass wir das Wichtigste im Moment erledigt haben.“

Janeway bemerkte, dass sich Kira und Dax zulächelten, war sich jedoch nicht sicher warum. Sie wandte sich an Chakotay.

„Commander, würden Sie Major Kira und Commander Worf nun bitte das Schiff zeigen?“

„Natürlich.“

„Dann, Captain Sisko, denke ich, dass nun Zeit für unsere private Diskussion ist. Wegtreten“, sagte sie, den Rest der Crew anlächelnd und die Besucher verließen den Konferenzraum. Janeway nahm innerlich einen tiefen Atemzug und versuchte sich für den unvermeidbaren Kampf zu stärken. Und war plötzlich dankbar für das ermutigende Lächeln ihres Ersten Offiziers.
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