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Star Trek: Escort - 1.01 Release the Dogs of War

von Belar

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Trill / Hauptstadt Rak'al / Östlicher Kontinent
Captain Joran Jakur Belars Haus
22. Juni 2367
1 Jahr nach Wolf 359


Joran Belar saß auf der Veranda seines Hauses in der Hauptstadt des Planeten Trill und starrte hinaus aufs Meer. Dies tat er jeden Morgen, seit er nach der Schlacht von Wolf 359, dem Verlust seiner Hand und der langwierigen Reha seinen Abschied von der Sternenflotte genommen hatte. Noch immer quälten ihn der Verlust seiner Hand, seines Schiffes und vor allem die Gesichter seiner toten Crewkameraden. Er machte sich dafür verantwortlich, dass sie bei diesem aussichtslosen Kampf umgekommen oder assimiliert worden waren. Aber der Grund seines Ausscheidens aus der Sternenflotte war ein anderer. Captain Jean Luc Picard durfte nach seiner Befreiung wieder seinen Dienst an Bord der Enterprise verrichten, als sei nichts vorgefallen. Weder eine öffentliche Anhörung, noch ein Kriegsgerichtsverfahren fanden statt.

Belar ballte die künstliche Hand zur Faust, wenn er an diesen Mann dachte. Dieser Mann, Captain Jean Luc Picard war maßgeblich dafür verantwortlich, dass 49 Raumschiffe und insgesamt 11.000 Leben ausgelöscht wurden. Und niemanden schien dies zu interessieren. Lediglich ein Denkmal auf dem Gelände des Sternenflottenkommandos in San Franzisco erinnerte an dieses Massaker, das vor einem Jahr stattgefunden hatte.

Seit diesem einschneidenden Erlebnis, lebte Belar nur einfach so in den Tag hinein und hing seinen Gedanken nach. Sollte dieser Picard eines Tages seinen Weg kreuzen schwor er sich, würde er ihn an den Ohren aufhängen und ihm sagen, was er von ihm hielt. Nach dieser Ungerechtigkeit, verlor Belar seinen Glauben an die Sternenflotte und die Föderation, die zuließ, dass ein Massenmörder wieder sein Kommando zurückbekam.

In den letzten Wochen kamen in Belar jedoch einige Gedanken auf. Was sollte er nun mit seinem Leben anfangen? Die zivile Raumfahrtbehörde von Trill würde ihn sicher als Captain eines Forschungsschiffes oder Frachters einstellen, doch Belar zweifelte ernsthaft daran, dass er dort seine Erfüllung finden würde. Er könnte natürlich auch zur Nayboryte Allianz gehen und sich dort als Captain bewerben, was allerdings bedeuten würde, dass er sehr weit von zuhause weggehen musste.

Aber was hielt ihn schon hier? Seine Frau war den ganzen Tag im Exobiologischen Zentrum von Trill und kam erst spät abends nach Hause und seine Kinder waren fast alle bereits bei der Sternenflotte oder übten andere Berufe aus und kamen auch nur selten nach Hause.

Belar fühlte sich einsam. In den ersten Monaten nach seiner Reha versuchte er, seine Bindung zu seiner Frau zu verbessern, was allerdings kläglich scheiterte, entweder hatte sie kein Interesse mehr an ihm oder sie hatte den Kopf einfach voller Arbeit. Sie versuchte zwar für ihn da zu sein, doch letztendlich stand ihr ihre eigene Karriere im Weg. Belar war sich dessen bewusst, dass er langsam anfangen sollte, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen. Er hatte ganz sicher nicht vor, den Rest seines Lebens jeden Morgen auf der Veranda seines Hauses zu sitzen und auf das Meer hinaus zu starren.

Gedankenverloren erhob er sich von seinem Stuhl und ging ins Haus zurück, als er auf einem Wandterminal eine Meldung, dass eine Nachricht eingegangen sei, bemerkte.

Er ging zum Terminal hinüber und aktivierte es. Die Nachricht war an ihn adressiert und stammte von der Sternenflotte. Was konnten die denn von ihm wollen? Er wies den Computer an, die Nachricht abzuspielen und machte es sich in einem Sessel bequem.

Der Bildschirm zeigte zuerst das Symbol des Sternenflottenkommandos, welches gleich darauf dem Gesicht von Admiral Alyna Nechayev wich.

"Ich grüße Sie, Captain!", sagte die Admiralin und lächelte dabei. "Das Sternenflottenkommando trägt sich seit Wolf 359 mit dem Gedanken, eine neue Raumschiffklasse in Dienst zu stellen, welche zur Abwehr der Borg eingesetzt werden soll und dessen Entwicklung sie und andere Borgexperten übernehmen sollen. Ihnen Captain, würde man die Oberaufsicht über dieses Projekt übertragen, sollten sie sich einverstanden erklären, in die Sternenflotte zurückzukehren. Des Weiteren würden Sie das Kommando über die Abteilung für geheime Schiffsprojekte auf den Utopia Planitia Flottenwerften im Rang eines Commodore erhalten. Bitte setzen Sie sich so schnell wie möglich mit mir in Verbindung, wenn Sie diesen Job annehmen wollen. Wir würden uns sehr freuen, Sie wieder in unseren Reihen zu wissen. Sternenflotte Ende!"

Als die Nachricht endete lehnte sich Belar in seinem Sessel zurück und atmete tief ein. Sie wollten ihn wiederhaben. Aber wie konnte er jetzt zurückkehren, nachdem er vor einem Jahr unter Protest seinen Abschied genommen hatte? Dennoch, das Angebot klang sehr interessant und er wollte wissen, was es mit diesem neuen Raumschiffprojekt auf sich hatte. Seine Neugier war stark. Aber war sie auch stark genug, ihn dazu zu bringen, erneut die Uniform der Sternenflotte anzuziehen?

Den gesamten restlichen Tag grübelte Belar vor sich hin und gelangte zu keiner Entscheidung. Als er am Abend zusammen mit seiner Frau, schweigend das Abendessen einnahm, platzte es aus ihm heraus.

"Die Sternenflotte hat sich bei mir gemeldet. Sie wollen mich wiederhaben", sagte er beiläufig.

Sendra schaute von ihrem Teller auf und blickte ihn an. "Wirst du das Angebot annehmen?", fragte sie ihn.

"Nicht, wenn du mich hier haben möchtest. Es gibt Vieles, was ich auch hier auf Trill tun kann. Aber ich gebe zu, das Angebot hat einen gewissen Reiz", antwortete Belar.

"Du solltest tun, was dich glücklich macht, ich bin die meiste Zeit sowieso unterwegs. Du solltest deine Entscheidung nicht von mir abhängig machen. Wenn dich das Projekt interessiert und dein Groll auf die Sternenflotte abgeklungen ist, solltest du annehmen", sagte Sendra.

Belar dachte nach. Seine Frau wollte tatsächlich das Beste für ihn. Sie wusste, dass er hier auf Trill keine Erfüllung finden würde und obwohl sie ihn immer noch liebte, wusste sie dass er woanders glücklicher war, als an ihrer Seite. Es musste ihr sehr weh tun, das zu wissen.

"Du könntest mit mir kommen, ich würde mich sehr freuen. Du könntest auf der Erde arbeiten. Utopia Planitia ist innerhalb einer Stunde mit einem Shuttle zu erreichen", sagte Belar, der nicht bereit war, seine Frau abermals zu verlassen. Am liebsten würde er beides verbinden, seine Ehe und seinen Beruf. Dennoch wusste er, wie ihre Antwort ausfallen würde.

Wie erwartet schüttelte Sendra den Kopf. "Du weißt, dass ich hier nicht weg kann. Ich habe zu hart gearbeitet, um Direktorin des Exobiologischen Zentrums zu werden. Auf der Erde müsste ich wieder von vorne beginnen", erklärte sie.

Belar nickte verständnisvoll und starrte in seinen Teller. "Es war einen Versuch wert", sagte er betreten.

"Und das war sehr lieb von dir. Unser Problem ist nicht, dass wir uns nicht lieben. Unser Problem ist, dass unsere Leben nicht miteinander vereinbar sind", sagte sie.

Überrascht sah Joran auf. Diese Offenheit kannte er von seiner Frau nicht. Ebenso wie er, war sie ein Charakter, der Probleme nur dann ansprach, wenn akuter Handlungsbedarf bestand und ansonsten lieber nicht über private Probleme sprach. Dennoch sah er sich gezwungen, ihr Recht zu geben.

"Wahrscheinlich hast du Recht", gab Belar laut zu.

"Dann solltest du auch das Angebot annehmen, wenn es das ist was du willst", sagte sie.

"Ich denke darüber nach", sagte Belar und entfernte sich vom Esstisch.

Am nächsten Morgen buchte er einen Flug zur Erde.


Erde / San Fransisco
Sternenflottenkommando / Besprechungsraum 4711
4 Tage später


Nach seiner Ankunft auf der Erde wurde Joran Belar ins Sternenflottenkommando gebracht, um an einer ersten Besprechung teilzunehmen. Die Sternenflotte verlor keine Zeit, offensichtlich wollte man das Projekt so schnell wie möglich auf den Weg bringen.

Als Belar den Besprechungsraum betrat, waren außer ihm noch drei andere Personen anwesend. Eine davon kannte er. Es handelte sich um Admiral Alyna Nechayev, die offensichtlich das Projekt in Gang gebracht hatte. Außer der Admiralin war noch ein menschlicher Lieutenant Commander Afroamerikanischer Herkunft und eine blonde Frau im Rang eines Commanders anwesend. Belar war der einzige in zivil. Alle anderen trugen die Uniform, welche Belar einst auch sehr viel bedeutete. Dennoch war er entschlossen, sich zuerst anzuhören, worum es ging, bevor er eine endgültige Entscheidung traf.

Nechayev stand vom Kopfende des Tisches auf und ging mit einem Lächeln im Gesicht auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff die dargebotene Hand und lächelte ebenfalls. Nechayev bemerkte, dass Belar schwarze Handschuhe trug, ging allerdings nicht darauf ein. Anscheinend war es ihm unangenehm, seine Prothese sichtbar zur Schau zu stellen.

"Es freut mich, Sie wiederzusehen, Joran. Es ist einige Zeit vergangen", stellte Nechayev fest und wies dabei auf die beiden Offiziere.

"Darf ich Ihnen Commander Elizabeth Shelby und Lieutenant Commander Benjamin Sisko vorstellen?", sagte die Admiralin, während die beiden Offiziere nickten.

Belar erwiderte den stummen Gruß und schenkte den beiden ein Lächeln.

"Mr. Sisko, Commander Shelby, das ist Captain J.J. Belar der ehemalige Skipper der Tigershark", stellte Nechayev Belar vor.

Als der Name seines alten Schiffes fiel, zuckte Belar innerlich zusammen und seine Prothese begann zu schmerzen. Er zwang sich ruhig zu bleiben und seine Wunden zu verbergen. Nechayev bemerkte dies nicht und bot Belar einen Stuhl an.

Als Belar saß, begann Nechayev mit ihren Erläuterungen.

"Wie Sie wissen, hat die Sternenflotte vor einem Jahr die schlimmste Niederlage seit ihrer Gründung hinnehmen müssen. Wir verloren in der Schlacht von Wolf 359 bekanntermaßen 49 Schiffe und 11.000 Leben. Darunter auch Zivilisten, wie Commander Siskos Frau."

Belar blickte den jungen Commander mit tiefem Mitgefühl an. Es wurde ihm bewusst, dass es noch wesentlich schlimmere Schicksale gab, als sein eigenes.

"Dies führte zu zwei Entscheidungen seitens der Sternenflotte. Erstens, wird es künftig keine Zivilisten mehr auf Raumschiffen der Sternenflotte geben und als zweites wurde entschieden, dass eine neue Raumschiffklasse gegen die Borg entwickelt werden soll, die der Grundstein für eine Kampfflotte der Sternenflotte bilden soll. Wir sind uns sicher, dass der Angriff der Borg vor einem Jahr nicht der letzte gewesen sein wird und dass sie eines Tages sicher zurückkehren werden, um ihr Werk zu vollenden. Wir werden nie wieder den Fehler machen und zu lange abwarten, bevor wir etwas gegen sie unternehmen. Wir hätten bereits nach dem ersten Kontakt mit ihnen bei J25 anfangen sollen, unsere Position zu stärken", erläuterte Nechayev.

Die anwesenden Offiziere, einschließlich Belar nickten zustimmend.

"Das wurde auch Zeit Admiral. Meiner Meinung nach, haben wir uns immer zu sehr darauf verlassen, dass die Sternenflotte mit jedem Problem fertig werden kann, das auf die Föderation zukommt. Wir haben die Forschungen für Verteidigungssysteme viel zu lange vernachlässigt", sagte Sisko und ernte ein zustimmendes Nicken von Shelby.

"Aus diesem Grund, hat die Sternenflotte Sie drei ausgewählt, um das erste Projekt ins Rollen zu bringen. Ihr Auftrag wird es sein, zusammen mit dem Ingenieurskorp der Sternenflotte unter strengster Geheimhaltung den Prototyp einer Kriegsschiffklasse zu entwerfen. Sollte Captain Belar zustimmen, wird er die Leitung des Projekts und der Entwicklungsabteilung für geheime Schiffsprojekte übernehmen, während Lieutenant Commander Sisko die Leitung der Design-und Maschinentechnik und Commander Shelby die Waffentechnik übernehmen werden", antwortete Nechayev.

"Gibt es bereits eine Vorstellung, in welche Richtung das neue Schiff gehen soll?", fragte Belar.

Nechayev schüttelte verneinend den Kopf. "Nein, es gibt nur grundlegende Kriterien für das Schiff. Ansonsten sind Ihnen keine Grenzen gesetzt. Sie erhalten alle Ressourcen, die Sie benötigen", antwortete die Admiralin.

"An welche Kriterien dachten sie denn?", fragte Commander Shelby.

"Das Schiff sollte klein, schnell, wendig, gut bewaffnet und gut gepanzert sein. Das ist alles", sagte Admiral Nechayev.

"Wie viel Zeit haben wir für den Bau des Schiffes?", fragte Sisko.

"Nicht mehr als zwei Jahre. Aus diesem Grund, geht die Arbeit sofort los, sobald Sie sich bereit erklärt haben, das Projekt in die Hand zu nehmen. Die Einrichtungen und die Ingenieure stehen bereit. Sie könnten noch heute beginnen."

Belar dachte einen Moment über das Angebot der Admiralin nach und wägte das Für und Wider gegeneinander ab. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass dies der perfekte Weg sei, den Borg all das heimzuzahlen, was sie ihm und der Föderation angetan hatten.

Langsam erhob er sich von seinem Stuhl und schaute Nechayev in die Augen. "Einverstanden. Ich bin dabei", sagte er und reichte der Offizierin die Hand.

Diese ergriff die dargebotene Hand mit Freuden und lächelte. Sisko und Shelby standen ebenfalls von ihren Plätzen auf und stimmten in das gegenseitige Beglückwünschen ein. Sisko hielt sich allerdings etwas zurück. Die Trauer um seine Frau war noch zu frisch, als dass er sich hätte aufrichtig freuen können. Dennoch war es ein gutes Gefühl, etwas gegen den Feind, der ihnen allen so großes Leid zugefügt hatte, zu unternehmen.

Nechayev ließ Belars Hand los, drehte sich zu einer Kommode um, und öffnete eine kleine Schublade. Sie griff hinein und brachte ein kleines Etui zum Vorschein. Sie öffnete das Kästchen und zeigte Belar den Inhalt. Dieser straffte sich automatisch und nahm Haltung an. Jetzt bedauerte er es, keine Uniform zu tragen. Andererseits brauchte er ja nun eine neue Uniform mit Goldtressen.

"Captain Joran Jakur Belar. Ich befördere Sie mit sofortiger Wirkung zum Commodore und ernenne Sie zum Leiter für geheime Schiffsprojekte in den Utopia Planitia Flottenwerften. Ihr Offizierspatent tritt ebenfalls sofort wieder in Kraft", sagte Nechayev feierlich und reichte Belar das Kästchen.

"Vielen Dank!", sagte er sichtlich gerührt und betrachtete den Inhalt des Etuis. Im Inneren lagen, in schwarzen Samt eingebettet, zwei einzelne Quadrate mit einem Goldrand in deren Mitte ein goldener Punkt prangte. Belar gehörte nun zu den Flaggoffizieren.

Er drehte sich zu den beiden Offizieren um, die offensichtlich auf so etwas wie eine Ansprache warteten. "Lassen Sie uns an die Arbeit gehen!", sagte er schlicht.

Belar erntete zustimmendes Nicken und verabschiedete sich von Nechayev, die ihn darauf hinwies, dass bereits ein Shuttle bereit stand, um Belars neu gegründetes Team zu den Utopia Planitia Werften zu bringen. Auf dem Weg zur Landeplattform des Sternenflottenkommandos, schickte Belar, Sisko und Shelby voraus und machte einen Abstecher zu einer Replikatoreinheit.

Er bestellte eine Uniform für Flaggoffiziere und gab den dazu erforderlichen Code ein, der auf dem Deckel des Etuis mit den Rangabzeichen stand. Zusätzlich orderte er einen Kommunikator.

Als die Bestellung abgeschlossen war und der Code überprüft wurde, machte sich der Computer gleich darauf an die Arbeit, um den Auftrag auszuführen. Als erstes erschien im Ausgabefach die Uniform. Es handelte sich dabei um das Standartmodell der Sternenflotte mit einem schwarzen Schulterteil und einem roten Brustbereich. Der allerdings, anders als bei den Offiziersuniformen mit einem goldenen Band, das um das Revers, über die Mitte bis ganz nach unten geteilt war.

Als Belar die neue Uniform aus dem Fach geholt hatte und sie betrachtete, replizierte der Computer bereits die Hose und den Kommunikator.

Als die Replikationen beendet waren, raffte Belar seine Sachen zusammen und suchte sich ein leer stehendes Büro, um sich umzuziehen. Als er das Büro wieder verließ fühlte er sich wie neu geboren. Sein Zorn auf die Sternenflotte schien verraucht zu sein. Die neue Uniform passte wie angegossen. Aber er musste sich noch an seinen neuen Rang gewöhnen und das dadurch veränderte Spiegelbild.

Seine zivilen Kleidungsstücke hatte er in den Recycler gegeben, da er für sie nun keine Verwendung mehr hatte. Sein Koffer befand sich bereits im Shuttle und er wollte nicht mit einem Kleidungsstapel durch das Gebäude 101 des Sternenflottenkommandos spazieren.

Er ging den langen Korridor zum Turbolift entlang. Belar beeilte sich, da er seine beiden Offiziere und den Piloten des Shuttles nicht warten lassen wollte. Als sich die Tür des Turbolifts öffnete, trat er in die Kapsel und gab als Ziel das Landedeck auf dem Dach des Gebäudes ein.

Oben angekommen, hatte der Pilot bereits begonnen, die Triebwerke warm laufen zu lassen. Belar näherte sich dem Shuttle und stieg durch die rückwärtige Luke, die sich hinter ihm schloss. Shelby und Sisko konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie den Commodore sahen. "Willkommen zurück", sagte Shelby und grinste noch breiter.

"Danke. Es ist ein gutes Gefühl wieder hier zu sein, Commander", antwortete Belar und erwiderte das Grinsen.

Das Shuttle hob gleich darauf ab und schoss dem Himmel entgegen. Nun endlich, konnte Belars Leben weitergehen.


Mars / Utopia Planitia Flottenwerft
Defiant Development Projekt / Besprechungsraum 815
Das Jahr 2368
1 Jahr später


Commodore Joran J. Belar, Commander Elizabeth Shelby, Lieutenant Commander Benjamin Sisko und einige Offiziere des Ingenieurskorp der Sternenflotte, darunter Lieutenant Donald Scott, der als brillanter Schiffsdesigner und Wunderknabe galt und einige Admiräle des Sternenflottenkommandos hatten sich in einem der Konferenzräume der Verwaltungsstation eingefunden, um das neue Schiff zu präsentieren und die weiteren Schritte für das Defiant-Projekt zu besprechen. Die Planungs-und Entwicklungsphase war größtenteils abgeschlossen. Es galt nur noch ein paar Kleinigkeiten zu klären und einzuplanen.

Lieutenant Commander Sisko und Lieutenant Donald Scott standen vor einem Schirm, der eine schematische Darstellung des Schiffskörpers zeigte. "Meine Damen und Herren, wie Sie sehen können, sind wir vom Standartdesign der Sternenflotte stark abgewichen. Die Defiant-Klasse ist als kleines, wendiges Kampfschiff konzipiert, das möglichst wenig Angriffsfläche bieten soll. Aus diesem Grund haben wir uns für ein flaches Design entschieden und die Warpgondeln in den Schiffskörper integriert. Es besteht aus zwei Modulen, zum einen den Primärrumpf und zum anderen den Warhead, der im Falle eines Angriffs, ähnlich wie die Untertassensektion der Galaxy-Klasse, für eine Evakuierung oder zur Unterstützung verwendet werden kann", begann Sisko seine Präsentation und ließ das Diagramm auf dem Bildschirm rotieren, damit alle anwesenden den kompletten Aufbau des Schiffes sehen konnten.

Begeistertes aber auch kritisches Gemurmel erklang in den Reihen der anwesenden Offiziere.

"Die Defiant-Klasse verfügt über einen Typ VII Warpkern, was sie zu einem kraftvollen und wendigen Schiff macht. Erste Simulationen haben ergeben, dass die Struktur gut mit der Kraft des Warpkerns zurechtkommen müsste", fuhr Sisko fort.

"Der Typ VII ist doch für wesentlich größere Schiffe ausgelegt. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass der Warpkern das Schiff bei voller Beschleunigung auseinanderreißen wird", warf ein Vulkanier im Range eines Commanders und in der goldenen Uniform der technischen Abteilung ein.

Sisko bedachte ihn mit einem spitzbübischen Lächeln. "Wir haben das strukturelle Integritätsfeld so verstärkt, dass es diesbezüglich keine Probleme geben dürfte. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Waffen der Defiant durch die zusätzliche Energiemenge eine höhere Durchschlagskraft erreichen", antwortete der Commander.

"Wie sieht denn die Bewaffnung des Schiffes aus? Können wir davon ausgehen, dass sie ausreichend sein wird, um den Borg Paroli bieten zu können?“, fragte ein bolianischer Admiral, den Belar und Sisko nicht kannten.

"Nun, Sir, die Defiant verfügt über vier Pulsphaser-Kanonen, je zwei vorne an beiden Warpgondeln und werden direkt vom Antriebsplasma gespeist und einer Typ-10 Phaserbank am Brückenmodul. Desweiteren verfügt sie über vier Katapulte, zwei hinten neben den Impulstriebwerken und je eine an den beiden vorderen Seiten des Schiffes, sowohl für Photonen-als auch für Quantentorpedos geeignet, mit einer Reichweite von 4.200.000 Kilometer. Zusätzlich werden wir sie mit einem Selbstmodulierenden Schildsystem mit metaphasischer Modifizierung ausrüsten und einer doppelten Duranium/Tritanium-Hülle plus eines 20 cm dicken ablativen Panzers", erklärte Sisko zufrieden und erntete ein anerkennendes Nicken von Seiten des Bolianers.

"Wie sieht es mit der Aufenthaltsdauer im Tiefenraum und der Shuttlebestückung aus?", wollte eine deltanische Ingenieurin wissen.

"Ein Schiff der Defiant-Klasse kann sich ohne Nachschub, sechs Monate im Weltraum aufhalten. Sie ist also nicht unbedingt für Langstreckenmissionen ausgelegt, was sie ja auch nicht muss, da sie meistens zum Schutz von Raumstationen oder als Konvoibegleitung eingesetzt werden soll. Weiterhin lässt es sich auch sehr gut für verdeckte Operationen oder in größeren Verbänden einsetzen. Außerdem verfügt das Schiff über zwei Shuttlepods und ein Typ10 Langstreckenshuttle. Und bevor Sie fragen, die Besatzungsstärke beträgt 47 Mann, es gibt eine kleine Krankenstation mit vier Betten, einen Transporterraum und keine Labore. Dennoch kann ein Schiff der Defiant-Klasse kleinere Forschungsaufgaben übernehmen, sie besitzt vier Decks und das Beste ist, sie kann landen", schloss Sisko seine Präsentation und nahm neben Shelby Platz, die ihn anerkennend anblickte.

"Wann kann das Schiff einsatzbereit sein?", fragte Admiral Nechayev.

"Wenn wir ihre Genehmigung haben, mit dem Bau zu beginnen, können wir quasi sofort damit anfangen, den ersten Prototyp, die Defiant, auf Kiel zu legen“, antwortete Belar.

"Sie sprachen von einem ersten Prototyp? Ist noch ein weiterer geplant?", wollte die blonde Admiralin wissen.

"Richtig, Sir, zeitgleich werden wir noch einen zweiten Prototyp bauen, die U.S.S. Escort, welche wir mit dem NX-Destructor Mark I ausrüsten werden, der von Dr. Krem, mir und Commander Shelby entwickelt wurde." Bestätigte er und blickte dabei auffordernd zu Doktor Tarin Krem, um ihm zu signalisieren, dass er nun an der Reihe war.

Der betazoidische Wissenschaftler stand auf, umrundete den großen Konferenztisch und näherte sich dem Bildschirm. Er rief ein Diagramm von einer seltsam anmutenden Waffe auf.

"Dies meine Damen und Herren ist der NX-Destructor Mark I. Es handelt sich dabei um eine Hochleistungs-Energiewaffe, die einen stark gebündelten Polaronstrahl aussendet und die Schilde des Gegners augenblicklich zum Zusammenbruch bringt. Die Waffe ist als letzter Ausweg konzipiert, da das Schiff, welches den NX-D abfeuert, nach dem benutzen für eine Minute keine Hauptenergie mehr hat und somit manövrierunfähig im Weltraum treibt. Es ist also zu beachten, dass das Schiff, welches den NX-D abfeuert ausreichend von anderen Schiffen seines Verbands geschützt wird, bis die Hauptenergie wieder hergestellt wurde", stellte der zivile Wissenschaftler die Waffe vor.

"Solch eine Waffe widerspricht im höchsten Maße, den Traditionen und der Ethik der Föderation", warf der vulkanische Commander mit einem Anflug von Entrüstung ein.

"Der NX-D ist keine Erstschlagswaffe. Er wird lediglich eingesetzt, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Und wenn wir nicht langsam anfangen, einige unserer moralischen Grundsätze zu überdenken und neu zu bewerten, dann gebe ich der Föderation angesichts, der ständig zunehmenden Kampfhandlungen, bestenfalls noch 50 Jahre, bis zu ihrer völligen Vernichtung. Ist es denn nicht logisch, dass wir uns selbst zu schützen versuchen und das Risiko für Crew und Schiff möglichst gering halten wollen? Oder ziehen Sie es lieber vor, mit Ihrem Schiff gegen einen Borgwürfel anzutreten und ihn nicht mehr beschädigen können, als eine Maus einen Elefanten?", sprang Sisko, sichtlich verärgert, für Doktor Krem in die Bresche und schnitt dem Commander jedes weitere Argument ab.

Commodore Belar und die anderen Offiziere hatten alle Mühe sich ein Grinsen zu verkneifen. Der Vulkanier hingegen, musste sich eingestehen, dass die Argumente des Lieutenant Commanders nicht einer gewissen Logik entbehrten und ließ die Angelegenheit auf sich beruhen.

"Ich glaube, ich spreche für alle Anwesenden, wenn ich sage, dass sie die Genehmigung haben, mit dem Projekt fortzufahren. Legen Sie das Schiff auf Kiel!", sagte Nechayev.

Ihre Worte wurden von einhelligem, zustimmendem Gemurmel begleitet.

Damit war diese Sitzung beendet und die nächste Phase des Projekts genehmigt. Als der Raum sich immer mehr leerte, stand Belar von seinem Platz auf und gesellte sich zu Shelby, Krem, Sisko, Scott und Nechayev, die noch einiges zu diskutieren hatten.

Er bedeutete Sisko mit einer Geste, sich zu ihm zu gesellen. Als dieser sich ihm anschloss, schlenderten sie auf die andere Seite des Raumes. Belar klopfte dem Commander auf die Schulter. "Das haben Sie sehr gut gemacht, Commander. Der Vulkanier war ja richtig sprachlos", lobte der Commodore den Commander.

"Nun, Sir, ich ertrage es einfach nicht, wenn sich Personen auf die Prinzipien der Föderation berufen und mit stoischer Ruhe dabei zusehen, wie Kollegen und Kameraden draufgehen", erwiderte Sisko und schaute dem Commodore dabei in die Augen.

"Sie haben völlig Recht, aber Sie sollten auch bedenken, warum die Vulkanier in solchen Fällen ziemlich pietätlos sind. Das können Sie ihnen nicht vorwerfen, Ben. Auch Vulkanier verspüren Gefühle der Trauer und des Verlusts. Sie sind nur nicht in der Lage, sie auszudrücken. Deswegen wirken sie oft gleichgültig. Nehmen sie es nicht so schwer. Heute ist ein guter Tag, wir haben einiges zu feiern", sagte Belar, klopfte Sisko abermals auf die Schulter und gemeinsam kehrten sie zu den anderen zurück, die bereits eine Flasche Sekt geöffnet hatten, um auf die nächste Phase des Defiant-Projekts anzustoßen.
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