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After all these years

von Emony

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Die Sonne schien warm und klar über den Straßen von San Fransisco. Es war ein schöner Frühjahrstag und Kathryn Janeway freute sich schon sehr darauf, ihren ehemaligen Ersten Offizier nach knapp einem Jahr wieder zu sehen.

Seit sie vor drei Jahren wieder den Alpha-Quadranten erreicht hatten waren sie getrennte Wege gegangen.

Während sie und ein Großteil der Besatzung auf der Voyager geblieben war, hatte Chakotay ein Lehramt an der Sternenflotten-Akademie angenommen.

Regelmäßig, einmal im Jahr, trafen sie sich jedoch alle, um alte Erinnerungen auszutauschen und um niemals zu vergessen, dass sie immer eine Crew bilden würden, ganz gleich welch unterschiedlichen Wegen sie auch gingen.

Dieses Jahr jedoch war es noch zu früh für das Treffen und Kathryn fragte sich, weshalb er sie sehen wollte. Sie hoffte, dass alles bei ihm in Ordnung war und dass es ihm gut ging.

Sie saß auf der Terrasse eines kleinen Lokals, in dem auch das jährliche Treffen immer stattfand und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Sie beugte sich zu einem der nahe stehenden Blumengestecke und atmete den süßen Duft der Rosen tief ein. Just in diesem Moment fühlte sie eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte und hörte darauf auch bereits seine unverkennbar sanfte Stimme.

"Kathryn, schön dass Sie es geschafft haben."

"Chakotay!", rief sie freudestrahlend, stand auf und begrüßte ihn mit einer Umarmung. "Wie geht es Ihnen?"

"Fabelhaft, um nicht zu sagen besser denn je. Und Ihnen?", antwortete er und nahm auf einem Stuhl gegenüber von ihrem Platz, als auch sie sich wieder setzte.

Ein Kellner kam an ihren Tisch und fragte: "Was darf ich Ihnen bringen?"

"Einen Kaffee bitte, schwarz", entgegnete Janeway.

"Ich nehme einen Raktajino."

Der Kellner notierte sich die Bestellung und ließ die Beiden wieder allein.

Einen Augenblick musterte Janeway ihr Gegenüber. Anders als sie trug er an diesem Tag keine Uniform, sondern legere Kleidung; ein marineblaues Hemd und eine schwarze Hose, dazu passende dunkle Schuhe. Zweifellos sah er darin ebenso attraktiv aus, wie in der Uniform, in der Janeway ihn stets in Erinnerung hatte.

"Sie sehen gut aus, Chakotay. Sie scheinen sich gut in Ihrem neuen Umfeld zurecht zu finden."

Er schmunzelte. "Danke. Das Kompliment gebe ich gerne zurück, Kathryn. Aber ja, Sie haben recht. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben auf der Erde."

"Fehlt es Ihnen denn nie, durch den Raum zu reißen?", fragte Janeway und hob dabei die Brauen an, sodass ihre Stirn in kleinen Fältchen lag.

"Manchmal..."

Janeway wollte ihn gerade nach dem Grund für das verfrühte Treffen fragen, als der Kellner mit ihren Getränken kam.

"Danke", kam es wie aus einem Mund von beiden. Sie lachten kurz auf. Dann, als der Kellner wieder ging, beruhigten sie sich wieder. Sie hatte sein Lächeln vermisst, mehr noch seine Gegenwart an sich. Es irritierte sie auch nach all den Jahren, dass nicht er den Platz neben ihr auf der Brücke hatte, wie sie es so lange gewohnt gewesen war. Sie hatte es immer vor sich selbst geleugnet, dass sie an manchen Tagen mehr in ihm gesehen hatte als ihren Ersten Offizier. Und mehr als einmal hatte sie sich gefragt, weshalb er die Voyager als einziger der Brückenoffiziere verlassen hatte.

"Sie haben mich doch sicher nicht um das Treffen gebeten, nur um etwas zu plaudern, Chakotay. Was gibt es?" Insgeheim hoffte sie ja, dass er seinen alten Posten wieder in Anspruch nehmen wollte, doch...

"Es gibt einen Grund, Kathryn, das stimmt", begann er. Er sah sie ernst an und für einen Augenblick bekam Janeway das Gefühl, dass ihr das was folgen würde ganz und gar nicht gefallen würde. "Ich habe Sie immer als meinen Captain respektiert und das tue ich noch, auch wenn sich unsere Wege schon längst getrennt haben. Sie wussten immer, dass..." Chakotay hielt inne, wusste nicht recht wie er es ihr sagen sollte. Doch dann fiel ihm wieder der Grund ein, weshalb sich diese Veränderung ergeben hatte und dadurch wusste er auch wieder, weshalb er es ihr selbst sagen wollte. Dass sie es von jemand anderes als ihm erfahren könnte, wollte er um jeden Preis verhindern. Chakotay fand, dass er es Kathryn schuldig war und so sprach er weiter. "Ich habe lange Zeit mehr in Ihnen gesehen, als - als den Captain oder die Freundin, die Sie immer für mich waren, Kathryn."

"Ich weiß, Chakotay", sagte sie und lächelte ein wenig. Sie hatten seit Jahren nicht mehr darüber gesprochen. Aber weshalb erwähnte er es jetzt, nach all den Jahren?

Auch auf seinem Gesicht malte sich geschwind ein Lächeln, welches aber auch gleich wieder verschwand als er fortfuhr. "Ich wusste nie ob Sie meine Gefühle erwidern. Ich habe es lange gehofft, aber letztlich sah ich ein, dass diese Zuneigung wohl nur einseitig war. Letztes Jahr, im November, lernte ich dann Casey kennen. Sie ist eine Kollegin und lehrt Quantenmechanik an der Akademie." Chakotay hielt wieder einen Augenblick inne, beobachtete Kathryn. Sie schluckte kurz und lächelte schwach, dann nahm er erneut den Faden auf.

"Kathryn, ich... wir werden heiraten. - Bevor ich dies aber tun kann, wollte ich... ich weiß auch nicht. Ich denke ich wollte mich vergewissern, dass ich das richtige tun werde und mir Ihre Zustimmung holen." Seine Stimme brach und für einen Moment glaubte er Tränen in ihren Augen zu sehen, die sie aber sofort wegblinzelte.

"Das - sind wundervolle Neuigkeiten, Chakotay", sagte sie kurz darauf, aber ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie fühlte sich plötzlich allein und einsam, mehr als je zuvor. Sie hatte es nie in Erwägung gezogen, dass Chakotay sich eine andere Gefährtin suchen und das was zwischen ihnen bestand dabei vergessen würde. Aber offenbar war eben dies eingetroffen. *Was wunderst du dich! Hast du geglaubt er würde dir ewig nachträumen?*, schalt sie sich nachdenklich, versuchte dabei prompt wieder ihre Captain-Maske aufzusetzen. Sie wollte ihm nicht den Tag verderben. Oder ihm zeigen, dass da doch mehr war, als sie sich selbst eingestehen wollte. War es denn überhaupt Liebe? Oder war es nur Gewohnheit? Sie hatte sich immer wohl gefühlt, mit dem Wissen, dass er sie bewunderte, respektierte und auch begehrte. Er war immer für sie da gewesen, hatte sie immer mit Rat und Tat unterstützt. Dann plötzlich hatte er die Voyager verlassen und nun auch noch das...

In ihrem Innern focht sie einen harten Kampf aus. Verstand gegen Herz, doch welche Seite würde siegen? Sie wusste es nicht.

Wie in Trance sah sie ihm in die Augen, erinnerte sich dabei wieder an die längst vergangenen Zeiten. An die Zeiten in denen sie Kriege geführt und meist auch gewonnen hatten, an Zeiten in denen sie nicht einer Meinung waren und sich heftig miteinander auseinander gesetzt hatten. Es waren auch schöne Zeiten gewesen, in denen sie sich näher gekommen waren und Zeiten in denen sie miteinander gescherzt und gelacht hatten. Nach all den Jahren sollte dies plötzlich aufhören? Das konnte sie nicht zulassen, oder doch? War sie bereit ihn endgültig aufzugeben, ihn einer anderen Frau zu überlassen und loszulassen?

"Kathryn?", riss seine sanfte Stimme sie aus den Gedanken.

"Mhm", entgegnete sie leicht irritiert.

"Bitte sagen Sie doch etwas. Sie sind so still...", bemerkte Chakotay und blickte sie dabei besorgt an. "Was denken Sie gerade?"

Sie verzog den Mund, sodass ihre Lippen eine schmale Gerade formten und setzte ein Lächeln auf. "Ich dachte daran, was wir schon gemeinsam erlebt und durchgestanden haben... Zuerst habe ich meinen bislang besten Ersten Offizier verloren und nun - nein, das wollte ich nicht sagen. Ich..."

"Schon okay", unterbrach Chakotay ihre Entschuldigung. Etwas unsicher drehte er die Tasse vor sich hin und her. Er wagte es kaum ihr in die Augen zu sehen. Er wollte nicht sehen, dass er sie möglicherweise verletzt, sie vor den Kopf gestoßen hatte. Aber letztlich kam er nicht umhin und sah von der Tasse auf. "Ich hatte nicht erwartet, dass es vorbeigehen würde. Ich habe geglaubt es sei für immer..."

"Was?", fragte Janeway und nahm einen Schluck ihres Kaffees.

"Diese Gefühle. Ich habe geglaubt, dass ich sie für immer für Sie empfinden würde. Aber dann lernte ich Casey kennen und..."

Janeway schluckte wieder. "Verstehe. Es ist auch vollkommen okay. Sie müssen und dürfen sich deswegen keine Vorwürfe machen, Chakotay."

"Weshalb fühle ich mich dann so miserabel? Ich müsste doch unendlich glücklich sein. - Ich meine Casey macht mich glücklich... Sie erwidert meine Liebe."

*Das tat ich auch immer, nur dass ich es dir nie zeigen durfte.* Janeway rieb sich mit der Hand über das Gesicht. "Chakotay, ich" *liebe dich!* "... Sie brauchen sich nicht miserabel zu fühlen." *Heirate sie nicht!* "Sie werden bestimmt ein sehr liebevoller und führsorglicher Ehemann sein." *Auch wenn wohl niemals meiner...*

"Kathryn, aber was ist mit Ihnen - mit uns?", fragte er und griff über den Tisch nach ihrer Hand, die er sanft drückte.

"Uns hat es nie gegeben, Chakotay. Nie so wie Sie sich das gewünscht hatten. Und schon bald werden Sie mich vergessen und das was zwischen uns bestand. Sie werden es hinter sich lassen und die Frau heiraten, die Ihre Liebe auch erwidert, die Sie verdient haben." Janeway zog ihre Hand zurück, wenn auch schweren Herzens. Sie durfte nicht so egoistisch sein und das zerstören, was er im Begriff war zu bekommen. Sie musste ihre eigenen Gefühle zurückstecken, so wie all die Jahre zuvor. "Ich werde schon klar kommen", fügte sie zwinkernd hinzu. "Ich habe noch immer mein Schiff und meine Crew. Machen Sie sich wegen mir keine Gedanken."

Sie beide atmeten tief ein, dann sagte Chakotay: "Sie haben diese Gefühle also niemals erwidert?" Er musste es von ihr hören. Er musste es wissen, bevor er bereit war ihr Band entgültig zu zerschneiden, welches sie all die Jahre verbunden hatte.

Janeway wusste, dass er sehen würde, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Aber dennoch meinte sie: "Nein, das tat ich nicht." Er nickte stumm und stand von seinem Platz auf. Sie tat es ihm gleich. Gemeinsam verließen sie das Lokal und schlenderten Richtung Straße, wo sich ihre Wege wieder trennen würden.

"Ich würde Sie gerne zur Hochzeit einladen, Kathryn. Als mein Ehrengast und Trauzeuge."

"Sie wissen, dass ich das nicht tun kann, Chakotay. Ich kann nicht Ihre Trauzeugin sein und ich werde auch nicht zu Ihrer Hochzeit kommen können."

Wieder nickte er. "Ja ich weiß, und ich kann es auch verstehen. Ich würde wohl auch nicht kommen, würden Sie heiraten."

Janeway schluckte die Tränen hinunter und mit ihnen den Kloß in ihrem Hals. "Auf wieder sehen, Chakotay", sagte sie mit zitternder Stimme, wusste sie doch, dass es nie mehr zwischen ihnen sein würde wie früher.

"Werden wir uns denn wieder sehen?", fragte er leise und nahm sie in den Arm.

"Vielleicht", hauchte sie und presste sich ein letztes Mal an ihn. Nahm noch einmal seinen Duft in sich auf, um ihn niemals zu vergessen.

Janeway kam nie wieder zu einem der Treffen, und ihm wurde schmerzlich bewusst, dass ‚vielleicht' - ‚vielleicht auch nicht' heißen kann.

ENDE
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