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Someday

von Emony

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TASCHENTUCH WARNUNG!
Ich kann es noch immer nicht glauben. Auch nachdem wir dich wieder zurück auf die Voyager gebeamt haben, konnte der Doktor nichts mehr für dich tun. Du hast uns für immer verlassen. Nun stehe ich hier, inmitten der Crew und weiß nicht was ich ihnen zum Trost sagen soll. Ich selbst bin erst heute wieder aus der Krankenstation entlassen worden, nachdem Tuvok mich vor drei Tagen zum Doktor verwiesen hatte. Du hast einen sehr wichtigen Teil von mir mit dir in die Ewigkeit genommen – mein Herz. Ohne mein Herz hat auch mein Geist aufgehört zu existieren und ich war nahe dran meinen Verstand gänzlich zu verlieren. Es begann alles an dem Tag, an dem wir mit dem Shuttle abgestützt waren...

Der Doktor und Tuvok standen unmittelbar neben mir, als das MHN den medizinischen Tricorder zusammenklappte und sagte: „Ich kann nichts mehr für sie tun. Es tut mir leid“.

Zum ersten Mal sah ich etwas in den Augen des Vulkaniers, das Trauer ziemlich ähnlich kommt und da begriff ich erst die Worte des MHNs.

„Kathryn“, schrie ich und versuchte verzweifelt dich zu reanimieren. Ich presste meinen offenen Mund gegen den deinen und gab dir alle Luft, die ich in meinen Lungen hatte. Ich führte eine Herzmassage durch, doch ich wusste dass es ein auswegloser Kampf war. Ich hatte nicht aufgeben wollen, doch als Tuvok mir eine Hand auf die Schulter legte riss ich dich vom Boden hoch und schloss dich fest in meine Arme.

„Nein, Kathryn... tu’ mir das nicht an“, flehte ich. Doch du hattest den Kampf aufgegeben. In diesem Augenblick war es mir vollkommen egal, was der Doktor oder Tuvok über mich dachten. Der Schmerz war einfach zu groß, um ihn verbergen zu können. Ich hatte dich verloren – dich, das was mir am Wichtigsten gewesen war. Du warst meine Freundin, mein Captain und die Frau die ich mehr liebte als mein eigenes Leben, mehr als ich je imstande gewesen wäre dir zu zeigen.

Ich wog dich in meinen Armen, wünschte mir dir einmal gesagt zu haben, was ich empfand. Ich wollte es dir sagen, schon so oft, aber immer standen unsere Ränge dazwischen. Sie bildeten eine Mauer, die wir beide nicht bereit waren zu überschreiten. Warum, frage ich mich heute? Wir hätten glücklich werden können, ganz gleich gegen welche Vorschriften es verstieß. Wir hätten den Verlauf der Zeit verändert und wären womöglich niemals auf diese Außenmission gegangen. Warum haben wir diese Variable in der Zeit zugelassen? Warum?

Als ich dich dann später auf der Krankenstation auf dem Biobett liegen sah und mich verabschieden musste... Ich konnte es nicht. Ich wollte dich zurückhaben. Ich dachte, dass ich noch nicht alles versucht hätte, oder dass der Doktor nicht alles Erdenkliche versucht hätte. Ich streichelte dir über deine kalten, blassen Wangen und blickte dann voller Hass zum Doktor hinüber. Ich ballte meine Fäuste und war mir so sicher, wie nie zuvor, dass er noch etwas unternehmen könnte.

„Sie ist nicht tot“, sagte ich. „Wir müssen sie zurückholen! Sie ist der Captain und die stärkste Person die ich kenne – sie ist noch nicht tot! Holen Sie sie zurück!“, drängte ich, doch das MHN schüttelte den Kopf.

Er trat auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter, so wie Tuvok es auf dem Planeten getan hatte. „Chakotay, bitte beruhigen Sie sich. Sie zeigt keinerlei Gehirnfunktionen auf und ihr Herz ist schon vor Minuten stehen geblieben... Ich weiß das es nicht leicht ist, aber...“, versuchte der Doktor mich zu beruhigen, doch ich schlug seine Hand von meiner Schulter und schuckte ihn beiseite.

„Sie haben versagt! Was sind Sie nur für ein lächerliches Hologramm!“, schrie ich aus Verzweiflung. „Wäre ein richtiger Arzt hier gewesen, wäre sie jetzt nicht... – Es ist allein Ihre Schuld!“

„Commander“, sagte dann plötzlich Tuvok, der hinter mir stand und nahm mich zur Seite. „Es ist unlogisch, dem Doktor die Schuld am Tod des Captains zu geben. Er hat sein Möglichstes getan und ist ein ausgezeichneter Mediziner. Ihn trifft keine Schuld.“

„Unlogisch?!“, erhob ich meine Stimme und ging auf Tuvok zu, dessen Miene sich nicht regte und der nicht zurückwich. „Sie ist nicht tot, noch kann man sie retten“, versuchte ich den Vulkanier zu überzeugen, doch der hob nur eine Braue an und schwieg. „Wir müssen sie zurückholen!“

Wieder ging ich zu dir ans Biobett und begann mit der Reanimation. Kalter Schweiß rann von meiner Stirn, als Tuvok mich plötzlich von dir wegriss und mir sagte, dass ich mein Quartier aufsuchen solle. Ich wehrte mich jedoch vehement dagegen und schließlich kamen noch zwei Sicherheitsoffiziere, die mich zu meinem Raum führten. So sehr ich auch versucht habe ihnen zu erklären, dass du noch nicht verloren seiest und sie mich loslassen sollten, sie ließen nicht von mir ab und hörten mir auch nicht zu.

Schließlich kamen wir vor meinem Quartier an, wo mich die beiden Offiziere der Sicherheit dann einschlossen. Ich ließ mich auf den Boden sinken und begann zu weinen. Ich weinte nicht, weil ich dich verloren hatte, sondern weil mir keiner glauben wollte, dass es noch Hoffnung gab. Warum, wollte es niemand hören? Warum glaubte mir niemand, dass du noch nicht gegangen warst? Gott, ich schrie deinen Namen so laut, dass es bestimmt jeder gehört haben musste, aber es war mir egal. „Kathryn!“, schrie ich, immer und immer wieder. Irgendwann muss ich dann wohl auf dem Boden meines Quartiers eingeschlafen sein, erschöpft von dem Kampf um dich, erschöpft vom Schreien und Weinen.

Etwas später kam dann der Doktor zu mir und fragte mich nach meinem Befinden. Kannst du dir das vorstellen? Er fragte mich, wie es mir ginge und dabei hätte er lieber versuchen sollen dich zurückzuholen. Dieser verfluchte Idiot! Dieses dämliche Programm hat dich sterben lassen und kam dann heuchlerisch zu mir und quatschte mich voll. Ich ballte meine Fäuste, bereit ihm seine dumme Visage zu zertrümmern. Als ich es versuchte glitt meine Faust glatt durch ihn hindurch und er sagte ruhig: „Bitte, Commander – wenn es Ihnen gut tut und Ihnen hilft es zu verarbeiten, dann schlagen Sie nur weiter auf mich ein. Ich habe dies erwartet und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen“.

Ich blitzte ihn voller Zorn an und schlug ihm dann auf den Emitter. Sofort verschwand er aus meinem Quartier und war wieder dort wo er nach meiner Ansicht hingehört hatte – im Computer. Ich musste einen Augenblick hämisch grinsen, weil ich ihn doch noch losgeworden war. Er sollte es nicht wagen, nochmals hier zu erscheinen und so zu tun als wolle er mir helfen. Wieso hatte er dich sterben lassen? Warum, Kathryn? Ich hatte dir noch soviel zu sagen. Du warst noch nicht so weit und ich war es schon gar nicht. Ich konnte nicht loslassen und war fest davon überzeugt, dass du noch nicht gegangen warst.

Ich ging an einen meiner Schränke und nahm das Medizinbündel heraus. Wie ich es immer schon getan hatte, breitete ich vor mir den Inhalt aus und versuchte mich zu konzentrieren. Ich wollte nicht meinen geistigen Führer rufen, sondern dich. Ich musste es dir wenigstens einmal gesagt haben. Nur einmal...

„Akoo-cheemoya“, begann ich mit dem Ritual. „Ich bin weit weg von den heiligen Stätten meines Volkes, weit weg von den Gebeinen meiner Ahnen...“ Ich atmete tief ein. „Kathryn...“ Noch bevor ich aussprechen konnte standest du vor mir. Ich sah dich an und Tränen stiegen mir in die Augen. Du hast niemals schöner ausgesehen als in diesem Moment und ich wünschte mir er würde nie vergehen. Ich sah das Licht hinter dir, das dich aussehen ließ als würdest du leuchten – so als wäre es deine Wärme, die von dir ausging. Ich stand auf und ging einige Schritte auf dich zu. Du hast mich angelächelt und mir eine Hand entgegen gestreckt als wolltest du mich bitten mit dir zu kommen. Mein Verstand sagte mir, dass ich nicht mit dir gehen konnte, dass du nicht wirklich bei mir warst, aber mein Herz – es wollte dich begleiten. Ich wollte dich begleiten, ganz gleich wohin.

„Chakotay“, hörte ich deine sanfte Stimme zu mir sprechen. Ich ging noch etwas näher zu dir, bis ich dich in meine Arme schließen konnte. Es tat so gut dich zu spüren, dich zu riechen...

„Kathryn – warum?“, fragte ich. Ich musste es tun, auch wenn ich die Antwort im Grunde schon wusste.

„Warum ich sterben musste?“

„Ja“, hauchte ich und schluckte meinen Tränen hinunter. Ich wollte nicht, dass du siehst wie sehr ich litt. Du solltest dir keine Sorgen um mich machen.

Du hattest mich erneut angelächelt und sagtest sanfter denn je: „Ich wollte es nicht, glaube mir. Ich war noch nicht bereit zu gehen, aber diese Entscheidung lag nicht bei mir. Und es lag auch nicht in meiner Hand dies zu vermeiden. Ich wollte euch noch nach Hause bringen. Ich hatte noch so Vieles zu sagen, was unausgesprochen bleiben wird und ich war noch zu jung zum sterben – aber es lag nicht in meiner Hand.“ Du sahst traurig aus.

„Ich – Kathryn, es gibt etwas, das ich dir noch sagen wollte. Ich hatte es dir sagen wollen, wenn wir wieder zu Hause sind. Aber jetzt musste ich feststellen, dass ich es hätte schon längst aussprechen sollen...“ Ich atmete tief ein. Mein Herz schlug wild hämmernd gegen meine Brust. „Kathryn – ich liebe dich.“

„Ich weiß, Chakotay“, sagtest du und ich sah dich fragend an.

„Woher?“

„Ich habe es gefühlt, ich sah es täglich in deinen Augen. Ich sah es wenn du mich angelächelt hast, wie jetzt. Wenn du mir immer wieder sagtest, dass ich nicht allein wäre und du immer an meiner Seite sein würdest.“ Du musstest lachen – ein sarkastisches Lachen. „Und ich wollte ebenso immer an deiner Seite sein – ich habe kläglich versagt.“

„Sag das nicht, Kathryn...“ Ich streichelte sanft mit dem Handrücken über deine Wange. „Es war nicht an dir, das hast du doch eben selbst gesagt.“

„Ja, das habe ich. – Chakotay, du bist ein gläubiger Mensch, nicht wahr?“

„Hätte ich dich gerufen, wenn ich es nicht wäre?“, fragte ich entgegen und wieder lächelst du.

„Ich werde immer bei dir sein. Nicht körperlich, aber in deinen Träumen und immer wenn du mich rufst wie eben. Solange du die Erinnerung an mich aufrecht erhältst werde ich bei dir – bei euch allen sein. – Versprich mir, dass du mich nie vergisst“, batst du mich und ich sah Tränen, diesmal in deinen Augen.

Ich nickte. „Ich verspreche es. Ich könnte dich niemals vergessen, dazu liebe ich dich zu sehr.“

Du sahst hinter dich. „Ich muss wieder gehen, Chakotay. – Bring sie bitte wieder nach Hause, ja?“

„Auch das verspreche ich dir. Ich werde sie alle nach Hause bringen und wenn es das Letzte ist, was ich je tun werde.“ Mein Kinn begann etwas zu zittern, als du dich erneut zu dem Licht umwandest.

„...ich liebe dich“, sagtest du und dann berührten sich unsere Lippen. Wir küssten uns zum ersten Mal und ich wusste, dass es gleichzeitig der letzte Kuss sein würde. Ich blickte dir dann zum letzten Mal in die Augen, hörte zum letzten Mal deine Stimme. „Ich bin immer bei dir, Chakotay.“ Ein letztes Mal hielt ich deine Hand in der meinen und gab dich letztlich frei. Du gingst von mir – zum letzten Mal. Ich wusste jetzt aber, dass wir uns ausgesprochen hatten und dass wir uns irgendwann wieder sehen würden. Irgendwann würde ich dich wieder sehen, dich wieder halten, dich berühren. Irgendwann...

...Das Türsignal reißt mich zurück in die Realität und Tuvok betritt mein Quartier. Er mustert mich. „Wie geht es Ihnen, Commander?“

„Ich fühle mich jetzt besser“, antworte ich und meine es auch so. Ich lächle den Vulkanier an. „Es geht mir wirklich schon viel besser. Ich hatte jetzt Zeit mich auf meine Weise zu verabschieden.“

„Ich frage besser nicht wie – aber es ist gut zu sehen, dass Sie wieder der Alte sind.“

Wir tauschen vielsagende Blicke, dann meint Tuvok schließlich: „Sie können Ihr Quartier wieder verlassen – Captain. Wir benötigen Sie auf der Brücke.“

Ich nicke ihm zu, stehe auf und sehe noch einmal zurück in mein Quartier. Ich schaue zu der Stelle, an der du gestanden hast und sage: „Wir sehen uns wieder - irgendwann, Kathryn.“ Dann schließt sich die Tür und ich folge dem Vulkanier zur Brücke.

ENDE
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