TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Not yet...

von Emony

1/1

Es war schon seltsam – zumindest kam es ihm so vor -, dass ausgerechnet die Person von der er es am wenigsten erwartet hätte, ihm in dieser Situation helfen konnte. Zwar hatte sich seine Beziehung zu der Vulkanierin seit ihrer ersten Mission erheblich verbessert, jedoch war sie noch weit davon entfernt wirklich gut herzlich zu sein.

Immer kritisierte sie ihn, egal ob es um dienstliche Angelegenheiten ging oder um so banale Dinge, wie seine Tischmanieren. Ständig musste sie das letzte Wort haben und das brachte ihn oftmals dazu die Beherrschung zu verlieren oder ihr die kalte Schulter zu zeigen. Ihr die Stirn zu bieten war zu etwas wie einer persönlichen Herausforderung geworden und wann immer er Gelegenheit dazu fand, wies er sie auf ihre Fehler hin, egal wie nichtig sie auch in den Augen jedes anderen sein mochten.

Er zog sich an ihren Fehlern hoch, so wie sie sich an seinen hoch zu ziehen schien.

Doch seit zwei Wochen hatte sich etwas verändert und er war sich nicht sicher, ob es lediglich an den all abendlichen Akupressuren lag, die sie sich gegenseitig zukommen ließen.

Als er Malcolm davon erzählt hatte, sah dieser ihn nur mit den Augen eines eifersüchtigen Mannes an, anstatt ihm als Freund beizustehen. Verständlich, denn schließlich hatte Malcolm schon lange ein Auge auf T'Pol geworfen, obgleich sie ihm schon mehrere Male zu verstehen gegeben hatte, dass sie kein Interesse besaß, das über dienstliche Kollegialität hinausging.

Sein eigenes Verhältnis zu dem Sub-Commander kam inzwischen der Beziehung nahe, die T'Pol zu Jon entwickelt hatte. Er hatte das Gefühl als beginne sie sich ihm gegenüber zu öffnen, ihm Respekt und ein gewisses Maß an vulkanischer freundschaftlicher Zuneigung entgegen zu bringen. Und er erwiderte diese Gefühle – in menschlichen Maßstäben. Er begann sie mehr und mehr zu verstehen und inzwischen fand er sogar sehr viel Positives an der Lebensart und Einstellung - gewissen Dingen gegenüber – der Vulkanier.

Vermutlich war Jon schon lange der Ansicht, dass die Vulkanier in manchen Dingen Recht hatten. Und T'Pol schien zu der Einsicht gekommen zu sein, dass die Menschen nicht zu unterschätzen waren, dass sie Vorzüge hatten und ganz und gar nicht von einem Fettnapf in den anderen traten. Und es tat gut ihren Respekt zu besitzen. Nicht mehr von oben herab von ihr angesehen sondern gleichgestellt behandelt zu werden.

Und obgleich er das lange versucht hatte zu verdrängen, ja sogar zu verleugnen, so musste er – zumindest sich selbst gegenüber – zugeben, dass er eine tiefe Sympathie für T'Pol entwickelt hatte, die in manchen Augenblicke sogar fast über reine Freundschaft hinausging. Und DAS war der Punkt der ihn verwirrte. Der Punkt, den er gerne mit einem Freund besprochen und sich dessen Rat eingeholt hätte.

Und dazu war Malcolm nicht imstande gewesen. Nicht dieses Mal.

Und Jon... nun, er hatte als Captain weitaus wichtigeres zu tun, als sich die vermeintlichen Hirngespinste seines Chefingenieurs anzuhören. Denn genau das war es vermutlich. Er bildete sich das alles nur ein.

"Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten, Commander?" Die Stimme riss ihn jäh aus seinen Gedanken und er blickte auf und direkt in das Gesicht von Corporal Romero.

"Sicher", entgegnete er und deutete auf einen der freien Stühle. "Wie gefällt es Ihnen hier an Bord?", fragte Tucker, um ein kleines Gespräch anzufangen.

"Es ist interessant", sagte Romero und lächelte ein wenig. "Ich frage mich nur, wie Sie das bereits seit zwei Jahren aushalten?" Der junge Corporal nippte an seinem Glas Wasser.

"Ich fürchte ich verstehe nicht. Was genau meinen Sie?" Tucker schob seinen fast leeren Teller beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Arme vor der Brust verschränkt sah er seinen Gegenüber abwartend an.

Romero zögerte ein wenig ob der persönlichen Frage, die ihm auf der Zunge lag. "Sind Sie... vergeben?"

"Ich weiß zwar nicht, warum Sie das was angehen sollte, aber nein, zurzeit bin ich nicht liiert. Weshalb fragen Sie mich das?" Ehrliche Neugierde stand dem Chefingenieur ins Gesicht geschrieben.

"Nun", begann Romero und lachte in Verlegenheit auf, "verstehen Sie mich nicht falsch; wie ist Ihr Verhältnis zu Ensign Sato?"

"Hoshi?" Wo kam diese Frage nun her. Er hatte schon fast erwartet, dass dem Corporal aufgefallen war, dass irgendwas zwischen ihm und T'Pol im Begriff war Form anzunehmen. "Wie kommen Sie auf Hoshi?"

"Sie", er zögerte einen Augenblick, "redet recht oft von Ihnen, so dass ich annahm, dass Sie..." Romero gestikulierte und Tuckers Augen weiteten sich, als er begriff worauf der Corporal hinaus wollte.

"Nein." Trip wedelte verneinend mit der rechten vor sich herum, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. "Nein, wirklich nicht." Warum eigentlich nicht? Warum nicht Hoshi? Sie schien doch die deutlich logischere Wahl.

Hatte er das eben wirklich gedacht? Er schüttelte gedanklich den Kopf, verwarf diese seltsamen Gedanken und fokussierte wieder seinen Gegenüber. "Sie redet über mich?"

Ein Nicken war die einzige Antwort, die Tucker bekam.

"Und das stört Sie?", fragte er deshalb weiter.

"Es hat mich zunächst wenig interessiert, doch je mehr Zeit ich mit Ensign Sato verbrachte, desto mehr störte es mich."

Die Ehrlichkeit und Offenheit Corporal Romeros versetzte Tucker in Erstaunen. Und er glaubte nun zu wissen, woher der Wind wehte. "Sie sind an ihr interessiert, nicht wahr?"

Romero gab kein Wort von sich. Sah lediglich mit festem Blick in die Augen seines Gegenübers.

"Haben Sie denn schon etwas unternommen, um Ihr Interesse deutlich zu machen?" Trip war der Überzeugung nun auch ein Recht auf eine persönliche Frage zu haben, schließlich hatte Romero sich auch nicht zurückgehalten. Und warum auch nicht? Manchmal tat es gut mit jemand zu reden, den man erst im Begriff war kennen zu lernen.

"Haben Sie das denn?"

"Ich habe, wie gesagt, kein Interesse an Hoshi." Der Altersunterschied schreckte ihn ein wenig ab, zudem war Hoshi mehr so etwas wie eine kleine Schwester für ihn. Ja, genau das war es, was er für sie empfand. Er nickte gedanklich, versuchte sich nach außen hin allerdings nicht anmerken zu lassen, dass er in Gedanken kurz abgeschweift und seine eigene Beziehung zu der Linguistin klargestellt hatte.

"Ich meinte auch nicht Hoshi Sato, sondern die Frau an die Sie dachten, als ich darum bat hier Platz nehmen zu können." Er hielt einen Augenblick inne und lächelte ob des erneut vollkommen verwirrten Blick des Chefingenieurs. "Es ist offensichtlich gewesen, dass sie in Gedanken bei einer Frau waren. Ich habe Sie zwei Mal angesprochen, ehe sie reagierten. Und wenn es nicht Hoshi ist, was ich zunächst annahm, dann doch bestimmt eine andere Frau hier an Bord."

Tucker sog scharf die Luft in seine Lungen und hielt Romeros neugierigem Blick noch einige Momente stand, ehe er die mit einem tiefen Seufzen ausatmete. "Ich könnte auch über meine Schwester nachgedacht haben", sagte er dann, um von dem Offensichtlichen abzulenken. Doch der Blick in die Augen seines Gegenübers gab ihm zu verstehen, dass er Romero nichts vormachen konnte. "Ich weiß noch nicht, was genau ich möchte. Im Augenblick bin ich damit zufrieden, dass ich so etwas wie Freundschaft mit ihr aufgebaut habe. Darüber hinaus geht es nicht."

"Noch nicht...", kommentierte Romero. "Das kann sich noch ändern."

"Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will." Und das entsprach der Wahrheit. Obgleich er neugierig auf T'Pol war, so schreckte ihn bislang noch zu vieles davon ab, den Versuch zu wagen ihr näher zu kommen. Sie war so kühl, so beherrscht und so logisch. Er dagegen war ein warmherziger, oftmals unbeherrschter und unlogischer Mensch. Sie schienen so verschieden, wie Mann und Frau es nur sein konnten und ihm fehlte die Aussicht auf jegliche Basis für eine Beziehung. Davon mal ganz abgesehen, dass er nicht vorhatte nur alle sieben Jahre Sex zu bekommen. Es war nicht so, dass er – wenn er mit einer Frau zusammen war – nur daran dachte, doch es war ein nicht ganz unwesentlicher Teil, der für ihn eine gute und funktionierende Liebesbeziehung ausmachte.

"Dann sollten Sie sich darüber aber schnell klar werden, andererseits könnte es sein, dass sich Ihnen ein anderer in den Weg stellt." Romero zwinkerte und erhob sich mit einem wissenden Lächeln. "Denken Sie an meine Worte, Commander." Mit diesen Worten ließ der junge Corporal ihn sitzen und verschwand aus der Mannschaftsmesse.

Sich völlig überrumpelt fühlend sackte Tucker ein wenig in sich zusammen und blieb noch einige Minuten länger sitzen, ehe er sich auf den Weg zurück in den Maschinenraum machte, wo sein Dienst bald wieder losgehen würde.

Er hatte für sich beschlossen einfach abzuwarten. Mehr konnte er ohnehin nicht tun, ob es ihm gefiel oder nicht. Und er war noch nicht bereit herauszufinden, wohin ihn seine neue Beziehung zu T'Pol führte. Noch nicht...
Rezensionen