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Getrennte Wege

von Emony

Kapitel 1

Erschöpft ließ sie sich zurück auf das Biobett sinken und hielt das kleine Bündel beschützend im Arm. Sie atmete tief durch, als die Erschütterungen auf der Voyager endlich nachließen. Immer noch angespannt sah sie den Doktor an.

„Sie ist wunderschön“, kam es mit einem zärtlichen Blick auf das Baby in B’Elannas Armen von ihm. Er führte die Scaneinheit in der Schwebe über dem kleinen Mädchen und sagte schließlich: „Und sie ist kerngesund, Lieutenant. Wie werden Sie sie nennen?“

„Wir dachten an Miral, nach meiner Mutter“, erwiderte die Halbklingonin mit trockenem Hals. Dass die Entbindung derart schmerzhaft und anstrengend sein würde, hatte sie sich in ihren wildesten Alpträumen nicht vorgestellt.

„Sie haben wundervoll mitgemacht“, lobte der Doktor und legte sanft eine Hand auf die Schulter seiner erschöpften Patientin. Dann betätigte er seinen Kommunikator. „Krankenstation an Brücke. Mr. Paris, hier ist jemand, der Sie gerne kennen lernen würde“, sagte er mit dem Stolz eines Paten, dass es B’Elanna kurzzeitig Tränen in die Augen trieb.

Sie war sich sicherer denn je, dass er einen wunderbaren Patenonkel für Miral abgeben würde, obgleich er lediglich eine holografische Projektion und keine Person aus Fleisch und Blut war.

Im selben Moment erklang die Stimme des Captains über die interne Kommunikation. „An alle: Wir haben es geschafft. Wir sind Zuhause!“

B’Elanna schluckte und nahm das friedlich schlafende Baby noch etwas fester in die Arme, als habe sie Angst, man würde es ihr wegnehmen wollen. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Miral, als die Tür zur Krankenstation aufging und Tom herein gerannt kam. Er hielt erst an, als er fast schon gegen das Biobett stieß.

Tränen lösten sich von seinen Wimpern, als er seine Tochter das erste Mal erblickte. Er schluckte, wusste zunächst nicht, was er sagen sollte. „Sie ist … genauso schön wie du“, kam es schließlich an B’Elanna gewandt von ihm. Vorsichtig hob er der Kleinen seinen Zeigefinger hin, den sie sogleich mit überwältigender Kraft ergriff. „Und sie ist auch so stark wie du“, schmunzelte der Pilot und gab seiner Frau einen liebevollen Kuss auf das leicht verschwitzte Haar. „Wie geht es dir? Ist sie in Ordnung? War es eine schwere Entbindung?“ Die Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus und B’Elanna hob eine Hand an seine Brust, um ihn zu beruhigen.

„Ich bin erschöpft“, sagte sie ehrlich. „Der Doktor sagt, sie ist kerngesund. Und die Entbindung kam mir vor, wie ein Ritt durch die Hölle. Aber nun ist es ja vorbei.“ Sie bemühte sich zu lächeln, doch Tom sah ihr an, dass ihr noch nicht danach zumute war.

Abermals lehnte er sich zu ihr herab, um sie zu küssen. Dann sah er zum Doktor auf.

„Würden Sie ein Foto von uns machen, Doc?“

Er nickte und lächelte. „Es wäre mir ein Vergnügen, Mister Paris.“

„Tom“, berichtigte er. „Sie sind nun der Patenonkel meiner Tochter, was Sie indirekt zu einem Mitglied der Familie macht. Und ich denke, dass es nach sieben Jahren Zeit für eine etwas persönlichere Anrede wird.“

„Wie Sie meinen“, gab sich der Arzt sichtlich erfreut einverstanden. „Ich wünschte nur, dass ich mich endlich für einen Namen entscheiden könnte.“ Schulter zuckend wandte er sich fort und ging, um den Holobilderzeuger zu holen.

***

Kathryn Janeway sah sich um und traf auf Chakotays lächelnden Blick. Er nickte ihr bestätigend zu. Wieder richtete sie ihre Augen zurück auf den Hauptschirm, wo noch immer Admiral Owen Paris zu sehen war.

„Es werden in Kürze einige Shuttles eintreffen, um die Crew zurück zur Erde zu bringen“, ließ sich der Admiral vernehmen. „Die Crew soll sich in einer Stunde in Zehnergruppen bereitmachen ihre Familien wieder zu sehen. Es wurde bereits in die Wege geleitet, dass eine kleine inoffizielle Willkommensfeier im Hauptquartier veranstaltet wird. Es ist keine Pflicht zu erscheinen, aber ich denke, dass es eine gute Möglichkeit ist, sich nochmals zu sehen, ehe Sie getrennte Wege gehen.“

Janeway nickte. „Ich werde dafür sorgen, dass die Mannschaft bald abreisebereit ist.“

Damit wurde der Kommkanal unterbrochen und die Erde erschien wieder zum greifen nah auf dem Hauptschirm, was Kathryn Janeway neuerlich Tränen in die Augen trieb.

„Tuvok, geben Sie der Mannschaft bescheid. Ich werde jetzt auf die Krankenstation gehen und unser neuestes Mitglied offiziell begrüßen.“

Der Vulkanier hob das Kinn für einen Moment, was soviel hieß wie ‚Geht in Ordnung’.

„Captain“, erklang Chakotays Stimme hinter ihr, „ich würde Sie gerne begleiten.“

„Ich ebenfalls“, kam es schüchtern von der OPS, wo Harry Kim stand und ein wenig zappelig wirkte. Immerhin waren Tom und B’Elanna seine besten Freunde. Verständlich, dass er sie ebenfalls gleich besuchen und ihnen zu ihrem Baby gratulieren wollte.

„Einverstanden“, entgegnete die Kommandantin und deutete zum Turbolift, in dem kurz darauf die drei Offiziere verschwanden.

***

Captain Janeway trat als erste ein, dicht gefolgt von Chakotay und Harry. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt ihrer Chefingenieurin und dem Neuankömmling. Eine Hand auf die Schulter des frisch gebackenen Vaters gelegt, sagte sie: „Entzückend! Sie ist einfach entzückend.“ Dabei musste sie sich eine sentimentale Träne verkneifen. Sie hatte schon sehr tiefe Gefühle für Naomi Wildman gehegt, als diese vor sechs Jahren zur Welt gekommen war, doch was sie in nur wenigen Sekunden empfand, als sie erstmals das liebliche Gesicht des Babys zweier ihr so ans Herz gewachsenen Offizieren wie Tom und B’Elanna sah, war um ein Vielfaches stärker. Es war beinahe so, – sie wagte es kaum diesen Gedanken zu Ende zu spinnen – als wäre sie Großmutter geworden. Natürlich war dieser Gedanke lächerlich, da weder Tom noch B’Elanna ihre Kinder waren und doch, sie glaubte nun zu wissen, wie sich eine Frau fühlen musste, deren Kind ein Baby bekam.

In sieben Jahren hatte sie eine so tiefe Zuneigung zu ihren Führungsoffizieren entwickelt, dass sie es sich gar nicht mehr vorstellen konnte, ohne sie zu sein.

„Ich kann mich dem Captain nur anschließen“, sagte Chakotay. Dann hielt er ein kleines flaches Päckchen hoch, das er hinter seinem Rücken versteckt hatte und gab es Tom.

Etwas verwundert nahm dieser das Geschenk an und öffnete es, als B’Elanna mit einer kleinen Geste darum bat. Tom riss das braune Papier einfach auseinander und darunter kam ein wunderschöner Traumfänger zum Vorschein.

„Damit sie niemals von Alpträumen geplagt wird“, sagte der Erste Offizier und lächelte. „Sie müssen es lediglich über ihrem Bett aufhängen, oder in ihrem Zimmer, und ihre schlechten Träume werden sich in dem Netz verfangen und sie nicht erreichen.“

„Das ist wunderschön, Chakotay“, sagte B’Elanna.

„Ja, danke!“, fügte Tom hinzu und sah sich den Träumfänger nochmals genau an. „Haben Sie den selbst gemacht?“

„Selbstverständlich“, nickte der Indianer stolz.

In diesem Moment kam endlich der Doktor zurück. „Ah, wie sich sehe hat sich inzwischen die halbe Crew hier eingefunden.“ Er drängte sich einfach an Harry Kim und dem Captain vorbei, um in Position zu gehen. „Treten Sie bitte beiseite“, sagte er an Janeway, Kim und Chakotay gewandt. „Ich möchte gerne ein Bild der jungen Eltern mit ihrem Baby machen.“

Sofort traten die drei Offiziere beiseite.

„Bitte recht freundlich“, bat er die stolzen Eltern und diesmal fiel es sogar der erschöpften Mutter leicht, ein Lächeln für die Nachwelt zustande zu bringen.

„Ob ich sie mal halten darf?“, fragte Harry, der bisher kein Wort gesagt hatte.

„Nur, wenn du versprichst sie nicht fallen zu lassen, Sternenflotte“, scherzte B’Elanna und hob ihm das Baby entgegen.

Harry verzog nur kurz das Gesicht und nahm dann das kleine Bündel hoch. „Mein Gott, sie ist leicht wie eine Feder.“ Er lächelte übers ganze Gesicht und Tom glaubte darin eine gewisse Sehnsucht zu erkennen. Sicherlich fragte sich der junge Fähnrich, ob er selbst jemals Vater werden würde. Bisher hatte er ja noch nicht sehr viel Glück gehabt, auf der Suche nach der Frau fürs Leben.

Dankbarkeit drängte sich in Toms Gedanken und er gab seiner Frau erneut einen Kuss. Einen längeren diesmal und auf die Lippen. Es war ihm egal, dass dies nun ein wenig indiskret war. Er liebte seine Frau und war ihr dankbar dafür, dass sie ihm eine so wunderschöne kleine Tochter geboren hatte.

„Ich liebe dich“, flüsterte er ihr ins Ohr, als er seine Lippen wieder von ihren löste und sah ihr fest in die Augen. „Ich liebe dich über alles.“

„Ich dich auch“, erwiderte sie nicht minder leise.

Harry reichte Miral an Tom, der nun erstmals seine Tochter in den Armen hielt.

Und als B’Elanna aufsah, in die Gesichter aller Umstehenden, da wusste sie, ganz egal was nun, da sie wieder Zuhause waren, geschehen mochte, diese Menschen hier würden immer ein Teil der Familie sein und zu ihr, Tom und Miral gehören. Selbst, wenn sich ihre Wege fortan trennen sollten.


ENDE
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