TrekNation

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Winter Wonderland

von Emony

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~ Kapitel 1 ~

Er drehte sich zu der Stimme um, die eben seinen Namen gerufen hatte und sah in das Gesicht der Linguistin, die offenbar hinter ihm her geeilt war.

„Commander, gut, dass ich Sie noch erwische. Mein Shuttle geht in wenigen Minuten.“

„Was gibt es denn so Dringendes, Ensign?“ Trip Tucker blieb stehen und verschränkte sie Arme vor der Brust, während er sich an der Wand des Korridors anlehnte. Er hoffte, dass nicht noch eine Tür klemmte, die er jetzt noch reparieren musste. Denn das wäre heute die vierte. Und da praktisch das ganze Ingenieursteam von Bord war, außer er selbst und Crewman Kelley, bekam er kaum eine freie Minute. Was ihm gerade heute, einen Tag vor Weihnachten besonders stank.

„Ich habe gehört, dass Sie an Bord bleiben wollen, während die ganze Besatzung zu ihren Familien unterwegs ist.“

„Wo soll ich auch hin?“, sagte er seufzend. „Mein Zuhause gibt es nicht mehr.“ *Und T’Pol ist verheiratet!*, schoss es ihm in den Sinn. „Ich werde mich hier einfach etwas entspannen.“ Er zuckte die Schultern.

Hoshi sah ihn beinahe fassungslos an. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein? Niemand verbringt das Weihnachtsfest allein. Und schon gar nicht am Arbeitsplatz!“

„Das ist nicht nur mein Arbeitsplatz, Hoshi, das ist mein Zuhause geworden.“

Ihr Gesichtsausdruck wurde weich. „Ich finde das traurig…“ Sie überlegte kurz, dann: „Ich werde das Fest nicht genießen können, wenn ich weiß, dass Sie hier ganz allein sind. Bitte kommen Sie mit nach Vermont. Meine Eltern haben dort ein wundervolles Ferienhaus. Tags fahren wir Ski, bummeln auf dem Weihnachtsmarkt und den Abend verbringen wir im Kreis der Familie.“

„Ihre Eltern werden da sein?“ Er sah sie skeptisch an.

„Ja“, lächelte sie und legte ihm die rechte Hand auf den Oberarm. „Sie werden Sie nicht beißen.“

Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Das weiß ich. Aber was werden Sie denken, wenn Sie plötzlich mit mir auftauchen?“ Er erinnerte sich noch gut an den Morgen, als er auf Vulkan war, im Haus von T’Pols Mutter. Sie sah nicht glücklich aus, obgleich sie ihn höflich begrüßt hatte. Und wie war der Ausflug zu Ende gegangen? Er hatte T’Pol an Koss verloren!

„Werde ich dort auf Ihren Verlobten treffen? Werden Sie dort heiraten?“

Hoshi Sato begann von Herzen zu lachen. „Meinen was?“ Sie rang nach Luft und Fassung. Als sie sich wieder beruhigt hatte, sah sie Trip etwas ernster an. „Ich bin nicht verlobt. Und auch niemand versprochen. Ich habe noch nicht mal einen Verehrer.“

„Oh doch…“, sagte er, ohne nachzudenken. „Wenn Sie wüssten…“

„Gibt es etwas, das Sie mir sagen wollen, Commander?“ Hoshi sah ihn ungläubig an.

„Es gibt einige Männer an Bord, die ständig von Ihnen reden und die alles für ein Date mit Ihnen tun würden.“

„Sie scherzen…“

„Sehe ich aus, als würde ich Witze machen.“ Sein Gesicht war ernst. Weich, aber ernst.

„Wie auch immer. Sie sind vom Thema abgewichen. Kommen Sie nun mit, oder zwingen Sie mich an Bord bei Ihnen zu bleiben?“

„Das würden Sie nicht tun, oder?“ Wieder sah er sie skeptisch an.

„Oh doch!“, diesmal verschränkte sie die Arme vor der Brust.

Er lächelte nonchalant. „Na schön, okay. Ich komme mit.“

„Prima, dann packen Sie schnell ein paar warme Sachen zusammen und kommen Sie so schnell wie möglich in Hangar zwei, wo das letzte Shuttle zur Erde auf uns wartet.“

~ Kapitel 2 ~

Im Shuttlehangar traf Trip Tucker nicht nur auf die Linguistin, sondern auch auf Captain Archer und Lieutenant Reed.

„So, wir sind also die letzten“, lächelte Archer. „Und du gehst mit Hoshi, wie ich eben erfahren hab?“ Jonathan Archer sah seinen Chefingenieur lächelnd an. „Du hättest auch mit mir kommen können.“

„Und das fünfte Rad am Wagen sein? Nein, danke. Verbring du nur das Fest mit Erika.“ Trip grinste vielsagend. „Und du, Mal, verbringst du Weihnachten mit deiner Familie?“

Der Waffenoffizier nickte. „Ja. Meine Mutter hat darauf bestanden, weil ich seit drei Jahren nicht mehr Zuhause war.“

„Recht hat sie.“ Trips Grinsen wuchs in die Breite.

„Also, Gentlemen, dann mal los“, erinnerte Hoshi die Männer sanft daran, dass sie sich allmählich auf den Weg zur Erde machen sollten. Die Enterprise war hier im Orbit gut aufgehoben. Die wenigen Leute, die dieses Jahr ausgelost wurden an Bord zu bleiben, würden bestimmt gut auf sie achten.

„Aye, Ma’am“, scherzte Captain Archer gelassen und überließ Hoshi Sato den Vortritt das Shuttlepod zu betreten. Sie nahm in der linken hinteren Sitzreihe Platz. Malcolm setzte sich direkt hinter den Piloten, der in diesem Fall nicht Travis Mayweather hieß, sondern Jon Archer. Trip setzte sich auf die Bank gegenüber von Hoshis, nachdem er das Gepäck verstaut hatte. Es war zwar unwahrscheinlich, dass sie in große Turbulenzen geraten würden, aber sicher war eben sicher.

„Wo ist eigentlich Travis?“, erkundigte sich Malcolm Reed. Sein Blick schweifte durch die Runde.

„Er ist auf die Horizon, zu seiner Familie“, antwortete ihm Hoshi. Als Freundin des Piloten wusste sie schon seit einigen Monaten davon, dass Travis in diesem Jahr geplant hatte zu seiner Familie zu gehen. Am frühen Morgen des vergangenen Tages war er zur Horizon geflogen. Archer hatte ihm ein Shuttlepod gegeben, da alle die zur Erde reisten, keine brauchten. Immerhin gab es genug Orbitalshuttles, die von der Erde zur Enterprise und wieder zurück pendelten.

T’Pol hatte sich das zweite Shuttle genommen und hatte sich mit einem vulkanischen Schiff getroffen, das sie schließlich mit nach Vulkan nahm.

Und Doktor Phlox hatte sich in diesem Jahr entschieden das Fest mit Elizabeth Cutler zu verbringen.

Malcolm Reed nickte nur und wandte sich dann wieder dem Fenster vor sich zu.

Galant manövrierte der Captain das kleine Shuttle aus dem Hangar und steuerte auf die Erde zu, die sich direkt vor ihnen befand. Der Planet schwoll an, je näher sie kamen und füllte schon in wenigen Sekunden den gesamten Fensterbereich aus. Hoshi sah gespannt hinaus und bemerkte gar nicht, dass Trip Tucker sie die ganze Zeit über nachdenklich musterte.

~ Kapitel 3 ~

Sie flogen zuerst England an, um Malcolm abzusetzen. Er verzog nur das Gesicht, als Hoshi ihm einen schönen Urlaub bei seiner Familie und ein frohes Fest wünschte.

Dann setzte Captain Archer sie und Commander Tucker in Vermont ab. Ein heftiges Schneegestöber machte die Landung ein wenig schwer, doch Archer war erfahren genug als Pilot, um das Shuttle sicher aufsetzen zu lassen.

„Ich wünsche euch beiden viel Spaß. Erholt euch gut“, verabschiedete sich der Captain und nahm die Linguistin zum Abschied in den Arm. Trip reichte er die Hand und klopfte ihm mit der Linken auf dessen rechten Oberarm. Das männliche Äquivalent einer Umarmung.

„Ihnen auch viel Spaß, Captain“, sagte Hoshi und griff nach ihrer Reistasche.

Sie schien unter der Last zusammen zu brechen. Kein Wunder, dachte sich Trip, die Tasche war beinahe so groß wie Hoshi und schien voll gestopft bis oben hin.

„Wieso müsst ihr Frauen immer so viel einpacken?“, fragte der Ingenieur scherzhaft und nickte in Richtung der gewaltigen Tasche. Hoshi verzog nur das Gesicht und errötete leicht. „Ich nehme das“, meinte er galant und nahm sich ohne eine Reaktion von ihr abzuwarten die Reisetasche. Er schulterte sie, so gut es ging, schnappte sich seine eigene Tasche, die nur halb so groß und nicht mal annähernd so schwer war.

„Ich hoffe, ihr seid warm eingepackt. Ich öffne jetzt die Luke.“ Sofort als Archer die Luke des Shuttles geöffnet hatte blies ihnen ein eisiger Schnee-Wind entgegen und trieb ihnen allen Tränen in die Augen. „Bis in einer Woche dann!“, rief Archer, um das Heulen des Windes zu übertönen und Hoshi und Trip nickte ihm lediglich zu.

Hoshi zog den Reisverschluss ihrer Jacke bis zum Anschlag zu und ließ ihre in Handschuhe gepackten Hände in den Jackenärmeln verschwinden. Sie stapfte voraus. Trip folgte ihr mit dem Gepäck und wünschte sich sehnlichst eine Mütze herbei, die seine Ohren etwas schützen würde.

„Ich hoffe, das Schneegestöber hört bald auf“, rief Hoshi über ihre Schulter. „Sonst können wir nicht Ski fahren.“

Trip schloss zu ihr auf. Er kniff die Augen zusammen, als der Wind ihm eine Schneeböe entgegen blies. „Ich hoffe, dass ich mir hier irgendwo eine entsprechende Ausrüstung besorgen kann. Ich bin solches Wetter nicht gewohnt.“

„Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie keine Winterkleidung besitzen?“ Hoshi sah ihn skeptisch von der Seite an.

„In Florida hab ich die nie gebraucht. Und auch nicht auf der Enterprise.“ Er versuchte zu lächeln, doch er spürte nicht, ob sich sein Mund entsprechend formte. Sein ganzes Gesicht fühlte sich gefroren an, taub.

Hoshi schüttelte lächelnd den Kopf. Dann zog sie ihre Mütze aus und setzte sie Trip auf. „Mein langes Haar wird mich ausreichend vor dem Wind schützen“, erklärte sie als er protestieren wollte.

Er war nur froh, dass Hoshi eine dunkelblaue Mütze besaß, passend zur Standard-Sternenflotten-Schneejacke.

„Danke!“, rief er.

„Das mindeste was ich jetzt für Sie tun kann. Immerhin tragen Sie mein Gepäck!“

~ Kapitel 4 ~

Nach wenigen Minuten kamen sie am Haus der Familie Sato an und Hoshi schloss es geschwind mit einer Keycard auf.

„Schnell rein mit Ihnen!“ Sie schob den halb eingefrorenen Trip in die altmodisch gebaute Berghütte.

Er konnte seine Glieder kaum noch spüren. Seine Zähne klapperten, als er wie steif gefroren mitten im Wohnraum stehen blieb.

Hoshi zog ihm ihre Tasche von den Schultern, nahm ihm seine eigene aus der Hand und öffnete seine Jacke, um sie ihm kurz darauf abzustreifen. „Ich lasse Ihnen gleich ein heißes Bad ein, Commander. Und einen Tee mache ich Ihnen auch. Nehmen Sie erstmal auf dem Sofa vorm Kamin platz und wärmen Sie sich auf.“

Irgendwie fand sie es süß, so typisch tollpatschig für ihn, dass er jetzt dastand wie ein begossener Pudel, während sie selbst sich fühlte als wäre sie in einer Umgebung, die sie gewohnt war. Ihr selbst machte der Schnee nur wenig aus. Kein Wunder, denn die Winterunterwäsche, das T-Shirt und die restliche warme Kleidung hatten sie ausreichend warm gehalten während des zwanzig Minuten Marschs hier hoch. Der Captain hatte sie vor dem Dorf absetzen müssen, da es bei dem Schneesturm zu riskant gewesen wäre bis hoch zur Hütte zu fliegen.

„Sss-ind Iii-hre Eltern nn-icht dd-a?“, stotterte er zwischen Zähneklappern.

Hoshi sah auf die Uhr an der Wand. Es war gegen Mittag. „Vermutlich sind sie im Dorf etwas essen.“

Trip nickte, so gut es ihm möglich war, mit dem steifen Hals. Dann ließ er sich bereitwillig von Hoshi auf das Sofa manövrieren. Sie legte ihm noch eine Decke auf die Schultern, stellte einen Schemel vor ihn und legte seine Füße darauf, nachdem sie ihn auch von den Schuhen befreit hatte. Seine Füße waren eiskalt. Kein Wunder, er trug auch nur die Standard-Sternenflotten-Baumwollsocken.

„Ich bin gleich wieder da“, sagte sie mit einem Lächeln und einem mitfühlenden Blick, ehe sie aus seiner Sicht verschwand.

~ Kapitel 5 ~

Trip fragte sich, womit er Hoshi Satos Güte verdient hatte? Er wusste, dass sie etwas für ihn übrig hatte. Er war nicht blind. Und doch hatte er immer das rein kollegiale Verhältnis zu ihr nie ändern wollen, obgleich er sie sehr gern mochte. Zudem fand er sie sehr hübsch und sie war ausgesprochen intelligent. Und einfühlsam, wie er nach dieser Erfahrung hinzufügen musste. Hoshi war einfach wunderbar. Warum hatte er sich nicht in die verlieben können, anstatt in die Vulkanierin? Warum spielte Schicksal derart mit ihm? Nicht zum ersten Mal fragte er sich das. Und auch nicht erst, seitdem T’Pol verheiratet war. Er war sich schon zuvor der Tatsache bewusst gewesen, dass sie beide nie eine Chance haben würden. Sie waren nicht für einander bestimmt. Waren es nie gewesen und würden es niemals sein. Jetzt wusste er das.

Und Hoshi, war sie für ihn bestimmt? Hatte das Schicksal ihn absichtlich hierher geführt, in eine romantische kleine Hütte am Hang eines Bergs? Sollten sie hier gemeinsam eingeschneit werden, um sich näher kennen zu lernen?

Es vergingen einige Minuten in denen der Chefingenieur der Enterprise über die beiden Frauen und ihre jeweilige Beziehung zu ihm nachdachte. Darüber, was sie ihm bedeuteten.

Er erschrak regelrecht, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter fühlte und zuckte zusammen.

„Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken, Commander.“ Hoshi reichte ihm eine dampfende Tasse über die Schulter. „Trinken Sie das. Das wird Sie von innen heraus wärmen.“

„Danke“, lächelte er mild. „Aber bitte nennen Sie mich nicht immer Commander. Wir sind hier nicht im Dienst, sondern im Urlaub. Trip wäre mir wesentlich lieber.“

Hoshi nickte. „In Ordnung. Das Bad ist eingelassen. Die Treppe rauf, dann die zweite Tür links.“

„Vielen Dank“, sagte er erneut und stand auf. Allmählich spürte er, wie das Leben wieder zurück in seinen Körper floss und er sprichwörtlich auftaute. „Es tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände mache, Hoshi.“

Sie winkte ab. „Nicht der Rede wert. Immerhin hab ich Sie überredet mitzukommen, obwohl Sie solche Temperaturen absolut nicht gewohnt sind. Es ist meine Schuld, dass Sie halb eingefroren waren. Und nun mache ich es einfach wieder gut.“

„Dennoch“, erwiderte Trip, trat um das Sofa herum und legte Hoshi die freie Hand auf den Arm, „ich bin Ihnen sehr dankbar. Auch dafür, dass Sie mich hierher brachten. Ich bin sicher, dass ich den Urlaub noch richtig genießen werde. Ich muss mich nur wärmer anziehen.“ Er zwinkerte und entlockte Hoshi mit seinem letzten Kommentar ein kleines Lachen.

„Nun aber hoch mit Ihnen, sonst wird das Badewasser kalt. Ich gehe inzwischen ins Dorf und besorge Ihnen richtige Kleidung.“

„Wenn ich irgendwas etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen“, bat Trip und machte sich auf ins obere Stockwerk.

Hoshi wiederum zog sich rasch an und stapfte durch den Schnee hinab ins Dorf. Das Schneegestöber hatte zum Glück etwas nachgelassen, auch wenn es noch nicht ganz vorbei war.

~ Kapitel 6 ~

Als Trip aus dem Badezimmer in seinen Schlafraum kam, lagen einige Kleidungsstücke fein säuberlich zusammen gelegt auf dem Bett. Und ein kleiner Zettel lag dabei, auf dem stand: ‚Meine Eltern sind da. Bitte kommen Sie runter, sobald Sie angezogen sind. Ich würde Sie gerne vorstellen. ~ Hoshi’.

Er beeilte sich mit dem anziehen und fand die Satos im Wohnraum vor dem Kamin sitzend vor. Hoshi saß neben ihrer Mutter auf dem Sofa, während ihr Vater in einem der antiken Ohrensessel saß. Sie unterhielten sich angeregt, doch nicht in Englisch. Es war wohl Japanisch.

Trip räusperte sich, um die drei nicht zu erschrecken. Hoshi stand sofort auf und ging auf ihn zu. „Trip“, sagte sie lächelnd, dass sind meine Mutter und mein Vater.

Trip nickte zur Begrüßung und reichte zuerst Mrs. Sato die Hand und dann Mr. Sato. „Sir, Ma’am, ich danke Ihnen, dass ich meinen Urlaub hier bei Ihnen verbringen darf.“

„Sie sind uns willkommen“, sagte Hoshis Vater mit leichtem Akzent. „Meine Frau spricht kein Englisch, doch auch sie heißt Sie hier herzlich willkommen.“

Trip nickte abermals.

„Meine Tochter sagte uns, dass Sie der Chefingenieur auf dem Raumschiff sind, auf dem auch meine Tochter dient?“

„Das ist korrekt, Sir.“

Mr. Sato bat die kleine Gruppe wieder platz zu nehmen und fragte Trip noch einige Zeitlang ein wenig aus. Offenbar war er begierig darauf Gäste seiner Tochter etwas genauer kennen zu lernen. Trip konnte es ihm nicht verübeln. Er konnte sich gut vorstellen, dass er eines Tages selbst so sein würde, sollte er jemals eine Tochter haben.

Hoshi saß einfach nur stumm da, nickte ab und an, wenn das Wort an sie gerichtet wurde und hörte ansonsten zu.

Trip bemerkte, dass Mrs. Sato die ganze Zeit über die Hand ihrer Tochter hielt und immer wieder streichelte. Offenbar hatten sie beide ein sehr enges, warmes Verhältnis zueinander, während Hoshis Vater doch eher einen reservierten und kühlen Eindruck bei Trip hinterließ.

Es dämmerte, als sich die beiden Offiziere vor dem Ferienhaus befanden. Trip hackte einige Scheite Holz, damit sie wieder etwas mehr Brennholz hatten und Hoshi sah ihm dabei zu. Die khaki Jacke, mit dem Fellsaum um die Kapuze stand ihm ausgesprochen gut. Sie war stolz auf die gelungene Auswahl der Kleidung. Auch die restlichen Sachen schienen ihm gut zu passen.

„Das Verhör von meinem Vater tut mir leid. Ich habe ihm gesagt, dass Sie nur ein Kollge sind und er es sich diesmal ersparen kann, aber…“ Sie seufzte.

„Nur ein Kollege, huh?“ Er positionierte ein weiteres Scheit, schwang die Axt und spaltete es auf Anhieb entzwei.

Hoshi hob irritiert eine Braue. „Was ist falsch daran, wenn ich Sie so vorstelle?“

„Sie hätten wenigstens sagen können, dass wir befreundet sind. Rein platonisch… Das sind wir doch, oder?“

Hoshi fühlte sich auf eine seltsame Weise in die Ecke gedrängt und verschränkte leicht abwehrend die Arme vor der Brust. „Nun, Travis bezeichne ich als Freund. Mit ihm verbringe ich viel Freizeit. Er kennt einige Geheimnisse, die sonst niemand weiß. Wir beide verbringen hingegen nur wenig Zeit miteinander. Die zwei oder drei Basketballspiele im Monat kann man kaum dazuzählen. Selbst Phlox ist eher ein Freund. Zu ihm gehe ich, wenn ich Rat brauche. Er ist eine Art Mentor für mich geworden. Von ihm kann ich viel lernen. Er ist sehr weise.“

„Fein, in Ordnung. Hab verstanden.“ Irgendwie tat es ihm weh, dass sie ihn nicht zu ihren Freunden zählte. Warum ihm das plötzlich so wichtig war, konnte er selbst nicht sagen. „Und was bitteschön bin ich dann in Ihren Augen.“

„Das ist schwer zu sagen. Mehr als ein Kollege, aber nicht genug, um ein Freund zu sein. Irgendetwas dazwischen.“ Hoshi zuckte die Schulter. „Warum ist das so wichtig?“

„Warum haben Sie mich eingeladen mitzukommen? Aus Mitleid?“

„Ich weiß nicht, ob man es Mitleid nennen kann“, sagte Hoshi und ihre Stimme klang sehr sanft, „ich fand den Gedanken einfach grässlich, dass Sie an Weihnachten allein an Bord blieben. Und zudem war ich der Meinung, dass wir so eine wunderbare Gelegenheit hätten uns näher kennen zu lernen, vielleicht Freunde zu werden.“

„Das wollen Sie?“ Trip stützte sich mit beiden Händen auf die Axt und sah Hoshi unverwandt an.

„Ist das was Schlimmes?“

„Nein, ist es nicht.“ Auch seine Stimme wurde sanft. „Ich dachte nur, dass Sie… andere Absichten hatten.“

Erneut seufzte Hoshi. „Ich will nicht die zweite Geige spielen, Trip. Ich hatte Interesse, das stimmt. Aber ich bin kein Idiot. Ich sehe doch, wie Sie T’Pol ansehen. Selbst jetzt wo sie verheiratet ist. Ich habe mich einfach damit abgefunden, dass Sie mich nie so ansehen werden. Und daher möchte ich einfach Ihre Freundin werden. Manchmal sind sich Freunde noch viel näher als Liebende.“

„Sie wollen mir näher kommen?“, hauchte Trip und trat näher zu ihr heran.

Hoshi wich nicht zurück, obgleich alles in ihr danach drängte. Sie nickte lediglich.

„Wie nahe, Hosh? Reicht dir Freundschaft wirklich aus?“

„Es muss mir reichen“, krächzte sie und stellte überrascht fest, dass ihr die Stimme versagte. Ihr Hals fühlte sich wie zugeschnürt an. In seinen blauen Augen erkannte sie etwas, Sehnsucht, doch sie war nicht gewillt ihm diese zu stillen. Nicht auf diese Weise. Nicht solange er im Grunde immer noch ständig an T’Pol dachte. Hastig trat sie zurück und machte ihm somit klar, dass er nicht näher kommen solle.

„Okay.“ Er nickte, nahm die Axt hoch und hakte wieder Holz.

*Verdammt!*, dachte Hoshi und bemerkte, dass ihre Knie wahnsinnig zitterten. Endlich schien er Interesse zu haben und sie ließ ihn abblitzen. Sie musste es, weil er aus den falschen Gründen interessiert war. Vielleicht musste sie ihm und auch sich selbst noch etwas mehr Zeit lassen.

~ Kapitel 7 ~

Nachdem sie alle gemeinsam zu Abend gegessen hatten und Hoshi zusammen mit ihrer Mutter das Geschirr abwusch, hatte Trip reichlich Zeit, sich weiter Gedanken um das zu machen, was Hoshi ihm vorhin erzählt hatte.

Er wusste selbst nicht, was plötzlich in ihn gefahren war, als er sich Hoshi genähert hatte. Es war wie ein Instinkt gewesen, dem er nicht hatte widerstehen können. Er hatte es auch gar nicht wollen. Trip fragte sich, ob Hoshi ihn absichtlich dazu gebracht hatte, seine Beziehung zu ihr zu überdenken und mit dem Wunsch zu enden sie zu vertiefen, oder sie hatte es unabsichtlich getan. Sie war nicht jemand, der andere Leute zu etwas zwang. Dafür war sie zu unschuldig, zu rein, zu gut. Sie hatte etwas Kindliches an sich, etwas das man normalerweise verliert, wenn man allmählich erwachsen wird. Doch sie hatte es sich irgendwie bewahrt und es faszinierte ihn.

In ihrer Welt gab es nichts Böses, keine Hintergedanken, keine Absichten. Sie tat und sagte einfach, was sie wollte oder dachte. Sie war ehrlich und naiv und liebenswert.

Er konnte sie vom Wohnzimmer aus sehen, beobachtete sie bei ihrem Tun. Ihre Mutter spülte das Geschirr und sie trocknete es. Als sie fertig waren, gab Hoshis Mom ihr einen Kuss auf die Stirn und sie lächelte. Selbst als Hoshi aus der Küche kam und ihn an die Wand gelehnt vorfand, hörte er nicht auf sie anzusehen. Er konnte es nicht. Sie hatte ihn völlig verzaubert.

„Du bist mir ein Rätsel, Hoshi Sato“, sagte Trip und stieß sich von der Wand ab. „Ich kenne dich nur als Profi bei der Arbeit und nun sehe ich dich hier, sehe wie du wirklich bist und frage mich, wie ich bisher übersehen konnte, was du ‚verbirgst’.“

„Ich verberge gar nichts, Trip. Du bist nur einfach blind.“ Sie hob die Brauen und blieb erstaunlich hart. „Können wir das Thema nicht einfach lassen und spazieren gehen? Ich denke, dass es besser wäre, wenn wir nicht weiter über das reden, was ‚nicht zwischen’ und ist.“

„Wir können gerne spazieren gehen“, nickte Trip ein wenig enttäuscht. „Ich denke aber, dass wir keineswegs ignorieren sollten, was ‚zwischen’ uns ist. Denn irgendwas ist da, Hoshi, das wirst du ja wohl kaum leugnen können.“

„Da hätte etwas sein können“, entgegnete sie und zog ihre gelbe Jacke an. „Aber nach dem vergangenen Jahr sehe ich einfach nicht, wie sich da noch etwas zwischen uns ergeben könnte.“

Auch Trip zog sich an. Er sagte nichts weiter dazu. Wenn sie nicht wollte, dann musste er das akzeptieren. So wie sie akzeptiert hatte, dass er ein Jahr lang T’Pol nachgelaufen war und es auf gewisse Weise noch immer tat. Doch dadurch, dass sie sich ihm verweigerte, wurde Hoshi plötzlich unheimlich interessant und wichtig. Ein ganz normaler psychologischer Effekt. Ob Hoshi sich dessen bewusst war? Er glaubte es nicht. Sie sah nicht aus, als führte sie etwas im Schilde. Er sah nur Offenheit und Ehrlichkeit in ihren Blicken. Und auch Traurigkeit. Sie hatte ihn wirklich gern, versuchte sich jedoch gegen diese Gefühlte zu sperren.

Kein Wunder. Nichts tat so ungeheuerlich weh, wie unerwiderte Liebe. Und er hatte auch noch Salz in diese Wunde gestreut. Was war er doch für ein Idiot gewesen, all die Zeit nicht zu sehen, was für eine fantastische Frau sie war und welche Möglichkeiten sie bieten konnte.

Hoshi rief ihrer Mutter etwas auf Japanisch zu und sie nickte. „Wir können“, sagte sie an Trip gewandt.

Er öffnete ihr die Tür. Der Schneesturm war endgültig vorüber und eine angenehm kühle Luft kam ihm auf sanften Windböen entgegen. Über ihnen glitzerten tausende Sterne am Himmel und die Mondsichel leuchtete mit ihnen um die Wette. Die ganze Landschaft war in ein tiefes Nachblau getaucht und lediglich die Gestirne und vereinzelte Laternen wiesen ihnen den Weg hinab ins Tal.

„Was für eine schöne Nacht.“ Trip sah mit einem Lächeln auf den Lippen zu Hoshi hinab. Er wusste nicht, was er sagen oder tun konnte, um wieder gut zu machen, dass er ihr offenbar wehgetan hatte. Sie wollte ja auch nicht mehr mit ihm darüber reden, was das Ganze nicht leichter sondern noch schwerer für ihn machte.

Er beschloss einfach über etwas Belangloses zu reden, um sich selbst und auch Hoshi abzulenken. „Was macht man denn üblicherweise im Schnee?“

Hoshi dachte einige Zeit nach. „Als Kind bin ich Schlitten und später Ski gefahren. Wir haben jedes Jahr einen riesigen Schneemann gebaut und Engel im Schnee gebildet. Eine Schneeballschlacht war auch immer ein Muss.“ Sie zuckte die Schulter.

„Dann lass uns einen Schneemann bauen.“ Sein Lächeln lebte neu auf und wuchs in die Breite. „Na los“, sagte er voller Eifer und zupfte an ihrem Ärmel, „ich weiß doch nicht, wie das geht. Du musst es mir zeigen.“

Hoshi seufzte kopfschüttelnd. Seit dem Nachmittag fragte sie sich, ob es eine gute Idee gewesen war, den Commander einzuladen. Klar hatte sie schon lange gewollt, dass er sie so ansah, wie er üblicherweise T’Pol anblickte. Aber sie war nicht bereit der Lückenfüller zu spielen und die Scherben aufzusammeln, die T’Pol hinterlassen hatte. Sie wollte ihn mehr als alles andere, aber die wollte auch, dass er sie von sich aus wollte. Und nicht etwa, weil sie ihn mit der Nase drauf gestoßen hatte.

„Also gut. Erstmal musst du einen möglichst großen Schneeball formen, den wir dann durch den Schnee wälzen können, bis er groß genug ist, den untersten von drei Teilen zu bilden.“ Er nickte und tat was sie vorschlug. Als die Kugel einigermaßen groß war, begann Hoshi ihm dabei zu helfen sie hin und her zu rollen, bis sie so groß und schwer wurde, dass beide Mühe hatten sie gemeinsam vors Haus zu tragen, wo schließlich der Schneemann stehen sollte. „Und jetzt machen wir den Bauch. Der darf nur zwei Drittel so groß sein.“

„In Ordnung.“ Wieder formte Trip einen Schneeball und das Spiel ging von vorne los.

Allmählich vergaß Hoshi, dass sie eigentlich wütend auf Trip sein wollte. Er hatte manchmal so eine Art an sich, die es einfach schwer machte, ihm lange böse zu sein. Und das ärgerte und liebte sie gleichermaßen an ihm.

Schließlich, als sie auch den Kopf fertig hatten, drehte sich Hoshi mit den Händen in die Hüfte gestützt von dem Kunstwerk zu Trip um. „Jetzt brauchen wir noch einen Tannenzapfen für die Nase und Steine für Augen und Mund.“

Sie trennten sich, um die Gegenstände zu suchen und trafen sich rund zehn Minuten später wieder vor dem Haus, um dem Schneemann den letzten Schliff zu verpassen.

„Gratuliere, Commander, ein sehr gelungener erster Schneemann, wie ich finde.“ Hoshi deutete auf die Gestalt.

Trip lächelte stolz. „Ich finde auch, dass er uns sehr gut gelungen ist. Er ist so groß wie du“, stellte er fest. „Na ja, fast.“ Es fehlten jedoch nur rund fünf Zentimeter, schätzte er. „Schade, dass ich meinen Fotoapparat nicht mitgenommen habe. Ich hätte gerne ein Bild von dir und unserem Schneemann.“

Sie hob und senkte sie Schultern. „Ja, schade. Aber was soll’s. Was hältst du von einem Glühwein?“

„Gerne.“ Er hob ihr den gewinkelten Arm hin und sie hakte sich ohne Zögern ein. „Ich lade dich ein, als kleine Wiedergutmachung für mein dämliches Verhalten heute Mittag.“

„Akzeptiert“, schmunzelte sie. Ein seltsames Prickeln entstand in ihrer Bauchregion, als sie eingehakt bei Trip gemeinsam ins Dorf hinab stapften.

Viel zu lange hatte sie sich gewünscht, dass sie sich näher kamen. Und wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie dies alles hier für einen Traum halten. Es war jedoch keiner und allein das ließ sie unentwegt lächeln, wenn auch nur ganz leicht.

Sie war stolz mit einem so gut aussehenden Mann in die Dorfkneipe einzukehren. Allerdings waren sie zu einer ungünstigen Zeit unterwegs, denn alle Tische waren belegt, so dass sie gezwungen waren an der Theke Platz zu nehmen.

Trip bestellte zwei Glühwein und danach noch eine Runde und noch eine weitere. Irgendwann erklangen aus den Boxen an den Wänden Weihnachtslieder, die sehr stimmungsvoll waren und einen geradezu verführten zu tanzen. Hoshi stand beschippst von ihrem Hocker auf und begann sich im Rhythmus zu bewegen, sehr zu Trips Gefallen. Er sah sie gerne so ausgelassen und beobachtete sie einige Zeit, bis er sich entschloss ebenfalls zu tanzen.

Es war schon so lange her, seit er zuletzt so viel Spaß hatte und er wünschte sich, dass der Abend niemals endete. Unvorstellbar, dass er einen solch amüsanten und stimmungsvollen Abend mit T’Pol verbringen würde. Er begann sich zu fragen, was er je an der Vulkanierin gefunden hatte und warum ihm nicht schon lange aufgefallen war, dass Hoshi die Richtige für ihn war. Genau so eine Frau brauchte er. Eine die ihre Meinung sagte, ohne dabei rücksichtslos zu sein. Eine, die humorvoll war und intelligent und schön. Obendrein war Hoshi eine sehr begabte Frau. Niemand den er je kennen gelernt hatte, besaß je die Gabe mehr als vierzig Sprachen fließend zu sprechen und einige andere wenigstens teilweise.

Ohne es zu beabsichtigen und auch ohne dass er selbst sich dessen bewusst war, blieb er plötzlich mitten auf der provisorischen Tanzfläche stehen und beobachtete Hoshi eingehend. Wie gebannt folgte er ihren Hüftschwüngen, ihrem süßen kleinen Hintern, der hin und her wog, zu sanft rockender Weihnachtsmusik. Eigentlich war er eher der Traditionalist, aber zu sehen wie Hoshi zu dieser Art Musik tanzte, ließ ihn sich zusehends damit anfreunden.

„Was starrst du mich so an?“

Ihre Stimme riss ihn augenblicklich aus seinen Gedanken. Er überlegte, was er ihr als Ausrede sagen konnte, entschied sich dann jedoch gegen eine Lüge und für die Wahrheit. „Du hast mich heute Abend völlig verzaubert, Hosh. Es ist, als sähe ich dich heute zum ersten Mal richtig, so wie du wirklich bist. Du bist nicht die zurückhaltende Linguistin, die ich kenne, sondern eine sehr ausgelassene, humorvolle Frau, die obendrein viel zu gut weiß, wie sie die Blicke der Männer auf sich lenken kann.“

Nie zuvor hatte er sie mit einem so warmen Blick angesehen, wie eben. Und ihr wurde augenscheinlich schwindelig. Sie konnte nicht sagen, ob es am Glühwein lag oder tatsächlich an seinem Blick, doch sie hielt abrupt inne. Auf wackligen Beinen trat sie näher an ihn heran und sah aus großen braunen Augen zu ihm auf. „Spiel nicht mit mir, Spaceboy.“

„Spaceboy?“ Er hob amüsiert die Brauen. „So hat mich noch niemand genannt, aber es gefällt mir, Hosh. Sag’ bloß niemand, dass du mich so nennst.“ Sie sah ihn schweigend an, hob lediglich die Brauen. „Ich spiele nicht mit dir. Ich will keine falschen Versprechen machen, aber da ist etwas zwischen uns und ich möchte herausfinden, *was* es ist.“ Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hinters Ohr. Hinter ein süßes kleines Ohr, wie er gedanklich notierte. „Hast du was dagegen, wenn ich dich küsse?“

„Was hier? Vor all den Menschen? Warum?“, sprudelte es nervös aus ihr heraus.

Immer noch sah er sie aus warmen blauen Augen an, die plötzlich dunkler zu werden schienen. „Ja, hier. Vor all den Menschen. Weil ich nicht anders kann, als meinem Instinkt zu folgen. Weil ich nicht anders kann. Weil du mich dazu verführst, in dem du so bist wie du bist.“

Hoshi schluckte und nickte kaum sichtbar. Wie in Zeitlupe näherte sich Trip ihr. Nahm ihr Gesicht in seine Hände und verschloss ihre Lippen mit seinen. Das Schwindelgefühl in Hoshi wurde stärker und sie hielt sich an Trip fest. Er umarmte sie, hielt und stützte sie, während ihr Kuss inniger wurde. Ihr wurde heiß und kalt und alles in ihr schrie danach diesen Mann nie wieder gehen zu lassen, der ein viel besserer Küsser war, als sie es sich je erträumt hatte. Doch noch während sie diesen Gedanken hatte, löste sich Trip wieder von ihr, sah sie zunächst an und lächelte dann.

„Dein Lippenstift ist verschmiert“, sagte er und entfernte das sanfte Rot aus dem Winkel ihres Mundes, bis sie wieder so perfekt aussah, wie vor dem Kuss.

„Und du siehst mit Sicherheit nicht besser aus.“ Sie fand zurück zu ihrem Humor. Mit reibenden Bewegungen ihres Daumens entfernte sie den Lippenstift von seinem Mund, den sie unbeabsichtigt hinterlassen hatte. „Das war irgendwie… unerwartet.“

„Ich hab dich doch gefragt. Wie kann es da unerwartet sein?“

„Nach den letzten Monaten hab ich nicht geglaubt, dass so etwas je passieren würde.“

Er nickte und verzog den Mund dabei zu einer schmalen geraden. Er bereute es, dass er ihr so wehgetan hatte, auch wenn er es nicht mit Absicht tat. Es war vielleicht vorher bestimmt gewesen, dass er erst an der Vulkanierin hatte scheitern müssen, um schließlich zu Hoshi zu finden.

~ Kapitel 8 ~

Von sich selbst überrascht, wobei es nicht das erste Mal war, dass sie so schnell hier gelandet war, erwachte Hoshi am nächsten Morgen in Trips Armbeuge. Ihr Kopf lag auf seiner Brust, die sich langsam hob und senkte. Sie erinnerte sich an ihren Risa Urlaub und konnte noch immer nicht glauben, dass sie sich so schnell auf Ravis eingelassen hatte, egal wie charmant er gewesen war. Er war ihr im Grunde doch völlig fremd gewesen, ganz im Gegensatz zu Trip. Und sie hoffte inständig, dass sie diese Nacht mit Trip ebenso wenig bereute, wie die damalige mit Ravis.

Endlich war der Weihnachtsmorgen. Jedes Jahr aufs Neue konnte sie diesen Tag kaum erwarten. Sie freute sich auf das Abendessen mit ihren Eltern und darauf den Tag mit Trip zu verbringen. Sie sah auf die Uhr neben ihrem Bett. Es war gerade mal neun Uhr.

Vorsichtig schlüpfte sie aus dem Bett, zog sich einen Morgenmantel über und ging hinunter in die Küche. Dort bereitete sie ein Frühstück für zwei zu, das sie auf einem Tablett nach oben in ihr Schlafzimmer brachte. Ihre Mutter hatte sie nur wissend angelächelt und von ihrem Vater hatte sie sich einen missbilligenden Blick gefallen lassen müssen, den sie jedoch bewusst ignorierte. Sie war längst kein kleines Mädchen mehr, sondern eine sechsundzwanzig Jahre junge Frau. Und sie wusste was sie tat. Na ja, sie hoffte es zumindest.

Langsam und vorsichtig, um den Kaffee nicht zu verschütten, stellte sie das Tablett auf dem Nachtschränkchen neben dem Bett ab und setzte sich dicht neben Trip. Bedacht lehnte sie sich vor, so dass sie Trip mit einem sanften Kuss wecken konnte. Kaum, dass er aus dem Schlummerland zurück in die Wirklichkeit kam, in der er von Hoshi wach geküsst wurde, lächelte er zufrieden.

„Guten Morgen“, grüßte Hoshi und streichelte ihm die stoppelige Wange.

„Dir auch einen guten Morgen.“ Er rieb sich die Augen und setzte sich. „Wie spät ist es?“

„Kurz nach neun.“ Sie hob ihm eine der beiden Tassen entgegen. „Wie möchtest du deinen Kaffee haben?“

„Nur mit zwei Stück Zucker.“

Sie tat ihm zwei Stück Zucker in den Kaffee, rührte kurz um und nahm ihre eigene Tasse, um dort vier Stück Zucker und einen ordentlichen Schluck Milch einzurühren. Sie beide nahmen einige Schluck der koffeinhaltigen Essenz.

„Ich habe mir überlegt, ob wir heute etwas Skifahren könnten?“

„Wenn du es mir beibringst?“ Er lächelte nonchalant.

„Gern“, erwiderte sie das Lächeln. „Croissant?“ Sie reichte ihm bereits eins.

„Danke.“ Eigentlich brauchte er zum Frühstück nur ein oder zwei Tassen Kaffee. Da sie sich jedoch solche Mühe mit dem Frühstück gemacht hatte, tat er ihr den Gefallen auch eine Kleinigkeit zu essen.

Amüsiert stellte er fest, wie viele Brötchen und Croissants Hoshi verspeiste. Sie schien erst nach zwei Brötchen und anderthalb Croissants satt zu sein.

Sie bemerkte seinen Blick. „Morgens soll man wie ein Kaiser frühstücken. Und das mache ich eben“, verteidigte sie ihren Appetit.

„Ich hab nichts gesagt. Für jemand mit solch einem Appetit hast du eine verdammt gute Figur“, sagte er und zog sie zu einem Kuss zu sich herab. Er streichelte sie am Rücken und war versucht sie von den lästigen Kleidungsstücken zu befreien.

Doch Hoshi hielt seine Hände gerade noch fest. „Nicht jetzt, Trip. Wir müssen duschen und uns rasch fertig machen, sonst stehen wir ewig Schlange, bis wir dir ein paar Skistiefel und Skier ausgeliehen haben.“

„Na schön“, gab er unfreiwillig klein bei. „Wir könnten allerdings auch zusammen duschen.“ Er wackelte mit den Brauen.

„Einverstanden.“ Damit zog sie ihn aus dem Bett und in ihr Badezimmer.

~ Kapitel 9 ~

Trip stellte sich als überraschend begabt heraus, was das Skifahren anging. Hoshi war beeindruckt, wie sicher er neben ihr den Berg hinabsauste ohne auch nur einmal zu stürzen. Sie hatte ihm lediglich die Grundbewegungen erklärt und was er im Falle eines Gleichgewichtverlustes machen solle.

Am Abend saßen sie gemeinsam mit Hoshis Eltern am festlich dekorierten und mit allerlei Köstlichkeiten gedeckten Tisch und genossen gemeinsam den Weihnachtsabend.

Trip musste sich keinem weiteren Verhör von seitens Hoshis Vater unterziehen und unterhielt sich stattdessen angeregt mit ihm über Alltägliches und weniger Alltägliches, während Hoshi zusammen mit ihrer Mutter Gelegenheit fand die Geschehnisse der vergangenen Monate in aller Ausführlichkeit auszutauschen.

„Das war ein schöner Tag“, sagte Trip, während er Hoshi die Bluse aufknöpfte.

Sie ging auf die Zehenspitzen und küsste ihn. „Das fand ich auch. All meine Erwartungen wurden übertroffen.“ Sie lächelte.

„Danke, dass du mich eingeladen hast, das Fest mit dir und deinen Eltern zu verbringen“, flüsterte er nahe ihrem Ohr und begann damit ihren Hals abwärts zu küssen.

„Nichts zu danken“, hauchte sie berauscht von seinen zärtlichen Küssen, die ihr kleine elektrische Stöße durch den Körper jagten und nichts als den Wunsch nach mehr hinterließen.

Dieses Weihnachtsfest war völlig anders verlaufen, als sie es sich vorgestellt hatte, doch es war weit besser als jedes Weihnachten bisher, denn zum ersten Mal war sie nicht allein. Und nicht nur sie verbrachte das Fest erstmals gemeinsam mit der Person, in die sie verliebt war, sondern auch Trip. Und so wurde es trotz anfänglicher Schwierigkeiten doch noch ein schöner Urlaub für sie beide. Und es sollte nicht ihr letzter sein.

~ END ~
So schnulzig hab ich schon länger nicht mehr geschrieben, aber irgendwie hab ich das noch so langer Zeit ohne auch nur eine schöne Trip/Hoshi Szene dringend gebraucht. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim lesen. Über eine Bewertung oder Feedback würde ich mich sehr freuen. Lasst es mich wissen, wenn ich allzu sehr übertrieben habe. *g* Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest im Kreis eurer Lieben. :)
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