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Verpasste Chancen

von Emony

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„Es ist deine Karriere, Trip… aber als ein Freund bitte ich dich zu bleiben“, sagte er verzweifelt, einen letzten Versuch wagend, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es an Bord der ENTEPRISE ohne Charles Tucker III weitergehen sollte. Und schon gar nicht konnte er sich vorstellen Trip nicht mehr täglich zu sehen, ihn um sich zu haben. Jon stand am Fenster in seinem Quartier und dachte an sein letztes Gespräch mit Trip zurück.

Seit ihrer Reise in die Delphic Ausdehnung hatte sich so vieles an Bord verändert. Diese Mission hatte sie alle sehr geprägt, doch ganz besonders Trip Tucker, den Chefingenieur der NX-01. Seine Schwester war bei dem Angriff der Xindi gestorben und seitdem hatte er seine jungenhafte Ausstrahlung verloren, die ihn besonders in Jonathan Archers Augen immer so liebenswert hatte erscheinen lassen.

Er kannte Trip seit etwas mehr als zehn Jahren und noch nie hatte er ihn so dermaßen unglücklich erlebt, wie in den vergangenen Monaten, seit sie den Kampf gegen die Xindi gewonnen und deren Waffe zur Zerstörung der Erde erfolgreich vernichtet hatten. Sie waren zurück nach Hause gekommen und wurden als Helden gefeiert. Doch waren sie das wirklich?

Sie sollten alle glücklich sein. Selbst Trip. Er war vor ihrer Heimkehr ausgeglichener gewesen. Und Jon hatte sich mehr als einmal gefragt, warum sein bester Freund, welchem er nicht einmal gesagt hatte, wie viel er ihm tatsächlich bedeutete, plötzlich so traurig wirkte.

War es wegen Erika Hernandez? Jon hatte die Beziehung schnell wieder beendet. Er hatte gewusst, dass er sich gar nicht erst hätte darauf einlassen sollen. Sie war seine Vergangenheit, Trip hätte seine Zukunft werden können. Hätte können! Nun war es zu spät! Trip hatte die ENTERPRISE verlassen, um von nun an auf der COLUMBIA zu dienen. Unter dem Kommando von Captain Erika Hernandez! War dies ein Zeichen? Oder einfach nur Ironie? Jonathan wusste es nicht. Alles was er wusste, war, dass der Schmerz in ihm stärker wurde, je länger er über jenes letzte Gespräch mit Trip nachdachte.

Er hatte als Captain versucht ihm die Versetzung auf die COLUMBIA auszureden, er hatte es als sein Freund versucht. Es hatte nichts gebracht. Vielleicht hätte er mehr Erfolgt gehabt, hätte er Trip von seinen Gefühlen erzählt. Wenn er ehrlich gewesen wäre, hätte er ihn vielleicht aufhalten können. Womöglich hatte Trip genau dies von ihm erwartet. Möglicherweise wollte der Südstaatler einfach nur, dass Jon ehrlich war. Und das hatte er nicht sein können.

Natürlich hatte er immer noch Kontakt zu Trip, aber es war nicht mehr so, dass er ihn mal eben kurz zu einem Abendessen einladen oder sich mit ihm ein Wasserpolospiel oder einen Film in seinem privaten Quartier, ansehen konnte. Es gab keine Chance mehr, Trip wirklich nahe zu kommen. So nahe, dass es endlich aufhören würde wehzutun. Er hatte seine Chance vertan.

„Ich kann nicht“, war Trips leise Antwort.

„In Ordnung.“ Mehr vermochte er nicht mehr zu sagen. Jon fürchtete, dass jedes weitere Wort ihn verraten würde und das durfte er nicht riskieren.

„Danke.“ Trip sah ihn aus leeren Augen an. Sie waren trüb, nicht mehr so strahlend, wie noch vor einigen Wochen. Selbst das Blau schien deutlich blasser geworden zu sein. Oder bildete Jon sich das nur ein.

„Wegtreten.“ Er schaffte es nicht ihm weiter in die Augen zu sehen, aber er blicke Trip nach, als dieser das Quartier verließ. Wer konnte schon sagen, wann er ihn das nächste Mal wieder sehen würde. Oder ob es überhaupt ein nächstes Mal geben würde.

Er hatte seine Chance verpasst, Trip zu sagen, dass er ihn liebte. Und etwas sagte ihm, dass er keine weitere Chance erhalten würde.

ENDE
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