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We can't go back

von Emony

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„Persönliches Computer Logbuch; Kathryn Janeway, Sternzeit 49830,2 – Wir sind noch nicht sehr lange zurück auf der Voyager. Die Wochen, die ich mit Chakotay auf New Earth verbracht habe, waren wirklich wundervoll... doch jetzt gehen wir wieder unserer Arbeit nach. Ich habe befürchtet, dass dieser Tag kommen würde. Ich habe es kommen sehen und dennoch habe ich mich von meinen Gefühlen hinreißen lassen, auch wenn es gegen das Sternenflottenprotokoll verstieß. Seit einigen Tagen reden wir nicht mehr miteinander. Ich gebe die Befehle und er führt sie aus, das war es aber auch schon. Unsere Scherze oder persönlichen Gespräche sind verschwunden, als wären sie in ein Wurmloch geraten, das alles in sich verschlingt.“ Captain Janeway rieb sich müde mit beiden Händen das Gesicht und lehnte sich in ihre Couch zurück. Sie blickte aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehenden Sterne.

„Computer – letzten Logbuch Eintrag löschen...“ Sie beugte sich zu dem kleinen Tisch vor, und griff nach der Tasse Kaffee. Sie trank einige Schlucke und lehnte sich dann wieder in die Couch. Sie konnte es unmöglich im Logbuch vermerken, dass sie mit Chakotay ein privates Verhältnis eingegangen war. Niemand würde je davon erfahren dürfen.

Es war mitten in der Nacht und schon die zweite hintereinander in der Janeway keinen Schlaf fand. Immer wieder schalt sie sich selbst, dass sie sich nicht unter Kontrolle gehabt hatte und mit Chakotay intim geworden war. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Es durfte einfach keine Rolle spielen, was sie füreinander empfanden. Sie hätte es nicht dazu kommen lassen dürfen. Niemals!

Janeway stand auf, ging in ihr Schlafzimmer und zog sich hastig ihre Uniform über. Sie musste mit Chakotay reden – jetzt sofort. Sie mussten es hinter sich bringen, um ihre Arbeit wie gewohnt verrichten zu können. Und vor allem mussten sie darüber sprechen, um wieder ‚normal’ miteinander umgehen zu können.

Genau aus dem Grund, weshalb sie jetzt nicht mehr miteinander sprechen konnten, hatte sie eine Beziehung zu Chakotay immer vermeiden wollen. Sie hätte es einfach besser wissen sollen, dass diese Beziehung nicht gut gehen konnte, dass ihre gesamte Zusammenarbeit auf dem Schiff darunter leiden würde. Aber sie hatte dies auf New Earth nicht mehr bedacht, da sie niemals damit gerechnet hätte, dass Tuvok, entgegen ihrem Befehl, die Vidianer kontaktieren würde.

„Computer – Commander Chakotay lokalisieren“, befahl sie und setzte den Insignienkommunikator auf ihre Uniform.

„Commander Chakotay befindet sich in seinem Quartier“, antwortete der Computer.

‚Wo auch sonst?’, schoss es ihr durch den Kopf. Sie eilte aus ihrem Raum und lief den Korridor entlang, der um diese nächtliche Zeit beinahe wie ausgestorben war. Es begegnete ihr niemand auf ihrem Weg und so gelangte sie unbemerkt zu Chakotays Quartier.

Sie musste einige Male den Türmelder betätigen, bis sich die Tür mit einem leisen Zischen zur Seite schob und Chakotay verschlafen im Morgenmantel vor ihr stand. Er rieb sich die Augen, schnürte den Morgenmantel zu und bat sie herein.

„Wir müssen reden“, sagte Janeway knapp und trat mit ernster Miene in das Quartier.

„Ich dachte, das hätten wir hinter uns“, bemerkte Chakotay ein wenig sarkastisch. Das letzte Mal als sie ihm gesagt hatte, dass sie mit ihm reden wollte hatte er ihr seine Gefühle offen dargelegt. Und er wusste instinktiv, dass es dieses Mal nicht so gut für ihn laufen würde.

„Das kann so nicht weitergehen, Chakotay“, meinte Janeway. Bedauern schwang in ihrer Stimme.

„Nenn’ mir einen guten Grund warum wir das aufgeben sollten, das uns jetzt verbindet.“ Chakotay sah ihr mit ernster Miene in die Augen und hoffte, dass seine Stimme so fest geklungen hatte, wie er es wollte. Er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass sie ihre neugewonnene Beziehung zueinander aufgaben, nur weil es laut der Protokolle verboten war.

„Denkst du, mir bedeutet es nichts? Glaubst du, ich habe diese Zeit nicht ebenso wie du genossen?“, fragte Janeway etwas verletzt. Sie hatte gehofft, dass er es verstehen oder wenigstens einsehen würde, dass sie keine Zukunft hatten – nicht als ein Liebespaar.

„Ja, das denke ich. Seit Tagen gehst du mir aus dem Weg als hätten wir eine Todsünde begangen. Kathryn, wir sind noch mehr als 50.000 Lichtjahre von Zuhause entfernt...“, versuchte Chakotay es erneut.

Janeway setzte sich auf einen der Sessel und legte ihr Gesicht in ihre Hände. Sie hörte wie er sich ihr gegenüber auf die Couch setzte und sie konnte seinen bohrenden Blick deutlich spüren. Sie sah auf und schaute ihm in seine sonst so warmen, braunen Augen, die sie vorwurfsvoll anfunkelten.

„Warum sollte es nicht möglich sein da weiterzumachen, wo wir vor New Earth waren?“, fragte Janeway leise.

Er belächelte ihre Frage und schüttelte den Kopf ein wenig. „Wir haben unsere Gefühle offen ausgesprochen, Kathryn. Wir haben miteinander geschlafen... Das kann ich nicht einfach ignorieren und so tun als wäre da nichts. Ich kann meine Gefühle nicht wie du einfach ausschalten.“ Chakotay klang vorwurfsvoll und wie Janeway zugeben musste mit Recht.

Auch sie wollte nicht wirklich aufgeben, was sie miteinander hatten. Aber gleichzeitig war sie einfach zu korrekt und wollte die, ihr so wichtigen, Protokolle beachten.

„Ich kann meine Gefühle keineswegs einfach ausschalten. Was denkst du warum ich hier sitze, hm? Aber Chakotay, was wir hatten beeinflusst uns und wie ich feststellen musste nicht zum Besten. Wir sind beide unkonzentriert, schlecht gelaunt, unausgeschlafen und...“

„Du hast Angst, nicht wahr? Du willst nicht, dass die Crew denkt, dass ihr Captain eine Beziehung zu einem ihrer Untergebenen hat“, unterbrach Chakotay sie.

Janeway versuchte den Ärger hinunter zu schlucken und so zu tun als hätte sie diese Bemerkung ‚Untergebenen’ einfach nicht gehört. Sie betrachtete Chakotay nicht als Untergebenen und das wusste er ganz genau. Sonst wäre sie niemals so weit gegangen, mit ihm zu schlafen und ihm zu sagen, dass sie ihn liebte.

„Ich bin der Captain und muss ein Vorbild sein. Ich muss einen klaren Kopf behalten, verstehst du? Ich kann es mir nicht leisten meine Objektivität zu verlieren, wenn du auf einer Außenmission bist und ich tagelang nichts von dir höre - das zum Einen und zum Anderen – es verstößt gegen das Protokoll“, versuchte Janeway sich zu verteidigen.

Chakotay erhob sich wieder. „Das Protokoll – das heilige Protokoll der Sternenflotte! Soll ich dir mal was sagen? ... Ich habe es noch nie zuvor verflucht ein Sternenflotten Offizier zu sein, aber jetzt in diesem Augenblick...“ Er unterbrach sich selbst. Sein Blick fiel auf ihr Gesicht, das er so viele Male in seinen Händen gehalten und mit Küssen versehen hatte. Er wünschte sich wieder zurück zu dem Planten, um wieder neben ihr zu erwachen und als erstes am Morgen ihr wunderschönes Gesicht betrachten zu können.

„Wir können nicht mehr zurück, Kathryn. Diese Gefühle sind da – unwiderruflich und ich kann nichts dagegen tun. Ich habe deinen Duft eingeatmet, deine Haut geschmeckt – dich gefühlt. Ich kann dies nicht abschalten oder ignorieren. Ja, du hast Recht. Es wird meine Objektivität beeinflussen... so wie deine.“ Chakotay ging um den kleinen, gläsernen Tisch herum und vor ihr in die Knie. Zögernd streichelte er mit dem Daumen über ihre Wange. „Wenn du es möchtest, dann werde ich als dein Erster Offizier zurücktreten.“ Dies, so schien es Chakotay in diesem Augenblick, war die einzig logische Konsequenz, die er für sich daraus ziehen konnte, um eine fortlaufende Beziehung zu Kathryn aufrecht erhalten zu können. Er wollte sie nicht verlieren, um keinen Preis.

„Nein, das möchte ich nicht. Aber ich wünsche mir, dass wir unsere Zeit auf New Earth als eine gute Erinnerung behalten und...“, meinte sie mit erstickter Stimme, als sie seine warmen Hände fühlte. Tränen stiegen Janeway in die Augen, als er den Kopf schüttelte.

„In Erinnerung behalten können wir es. Aber wir können nicht zurück, Kathryn, dafür war es zu intensiv. Ich werde nie mehr derselbe Erste Offizier sein. Du hast mich... mein Leben verändert und das kann man nicht einfach löschen, wie einen Eintrag im Logbuch. Ich bin keine Maschine, sondern ein Mensch“, entgegnete Chakotay mit sanfter Stimme.

Janeway biss sich auf die Lippen und versuchte krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. Sie wusste, dass es wirklich nicht so einfach war diese Gefühle auszuschalten, aber sie mussten es versuchen.

„Wir müssen einen Weg finden“, meinte Janeway.

„Eine temporale Anomalie?“, versuchte Chakotay zu scherzen.

„Wir können es nicht mehr rückgängig machen und müssen entweder lernen damit umzugehen oder – oder ich muss das Schiff verlassen.“ Das schien ihm die zweite Möglichkeit zu sein, auch wenn sie ihm deutlich schwerer fiel als die Alternative seinen Posten aufzugeben.

Ihre Augen wurden plötzlich groß. „Das kommt nicht in Frage. Ich lasse dich nicht zurück. Du gehörst ebenso wie ich zu dieser Crew“, protestierte Janeway heftig. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Leib als sie für den Bruchteil einer Sekunde daran dachte, wie das Leben ohne Chakotay sein würde.

Im Grunde hatte der Erste Offizier gar keine andere Antwort von ihr erwartet. Er wusste, dass sie im Recht war. Sie beide würden lernen müssen damit umzugehen und ihre gemeinsame Zeit als eine schöne Erinnerung zurück behalten. Sie beide würden es mit der Zeit schaffen wieder objektiv zu sein. Das hoffte er zumindest.

Er nickte zustimmend. „Wir sollten schlafen gehen. Uns erwartet ein arbeitsreicher Tag und wir wollen doch beide nicht, dass Kim und Paris sich mit Spekulationen über uns den Mund fusselig reden.“ Ein kleines Lächeln umspielte seine Züge.

Auch auf Janeways Lippen formte sich ein Lächeln, wenn auch ein wehmütiges. Sie stand auf und ging zur Tür. Genau in diesem Moment fühlte sie Chakotays Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich zu ihm um und dann trafen seine Lippen auf die ihren. Für einen Augenblick versanken sie beide in diesem Kuss, denn sie wussten dass es ihr Letzter sein würde. Nach einem endlos erscheinenden, alles vergessen lassenden Kuss trennten sie sich voneinander und sahen sich schweigend an. Janeway trat schließlich so dicht an die Tür heran, dass sie aufging. Als sie den Korridor betreten hatte drehte sie sich noch einmal zu Chakotay um.

„Gute Nacht, Captain“, sagte Chakotay betreten. Er presste die Lippen aufeinander und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der mit diesem Abschied entstand.

„Gute Nacht, Commander“, erwiderte Janeway und ging ohne sich ein weiteres Mal umzublicken zurück zu ihrem Quartier.

Ein Zurück gab es nicht, aber sie würden ihr Bestes geben, um ihre Crew sicher nach Hause zu bringen. Gemeinsam, wie es ihre Pflicht war.

ENDE
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