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One Moment In Time

von Emony

Kapitel 1

Es kam ihm so seltsam vor, so unwirklich. Es erschien ihm wie ein Traum, den er längst aufgehört hatte zu träumen. Ein Traum, den er nicht mehr hatte träumen wollen, da er wusste, dass er sich niemals erfüllen würde. Und nun, nach all den Jahren des Hoffens und Sehnens, hielt er Jadzia Dax endlich in den Armen.

Sie zitterte jämmerlich. Er rieb ihren Arm, der nicht an seine Brust gelehnt war. Sie schmiegte sich auf der Suche nach Körperwärme noch enger an ihn, wodurch es Julian gelang den zarten Duft ihrer Haare einzuatmen. Er sog den Geruch tief in sich auf, wollte diesen Moment in sein Gedächtnis brennen, um ihn nie wieder zu vergessen.

Er hatte den Traum aufgeben jemals Jadzias Geliebter zu werden. Es spielte keine Rolle mehr für ihn, denn er war dankbar für die Freundschaft, die sich stattdessen zwischen ihnen entwickelt hatte und er genoss die Zeit, die sie im Replimat zusammen verbrachten, um gemeinsam zu essen oder einfach bei einer Tasse Raktajino zu plaudern.

Lieber war er ihr nur ein sehr guter Freund, als gar nicht zu ihrem Leben zu gehören.

Natürlich sah er in ihr immer noch die bildschöne Frau, die sie nun einmal war. Aber er musste sich nicht mehr selbst daran erinnern, in ihrer Gegenwart die Spucke zu schlucken, um nicht offensichtlich zu sabbern. In seinem ersten Jahr auf der Station war dies viel zu oft vorgekommen. Er war sich wie ein Idiot vorgekommen. Wie ein junger Idiot. Er war ihr sprichwörtlich nachgelaufen, hatte keine Gelegenheit verstreichen lassen, ihr seine Zuneigung zu zeigen.

Hätte er schon damals gewusst, was ihm erst jetzt offenbart worden war – nämlich, dass sie ihn lästig gefunden hatte, mit seiner Art ihr nachzulaufen – hätte er sie zappeln lassen. Er hätte nur seinen jugendlichen Charme eingesetzt, um ein wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Er hätte hier und da Blickkontakt hergestellt und den Rest ihr überlassen. Doch jetzt war es zu spät. Er hatte seine Chance vertan, die Möglichkeit in den Wind geschossen, dass Jadzia Dax sich je in ihn verlieben würde.

Auf eine – selbst für ihn – erschreckende Weise, nahm er dies mit Resignation zur Kenntnis.

Er hegte nach wie vor tiefe Gefühle für die attraktive Trill und er wusste insgeheim, dass er niemals mehr für eine andere Frau würde empfinden können, doch er wollte ihr nicht weiter nachjagen. Es genügte ihm einfach in ihrer Nähe zu sein, so wie jetzt. Für sie da zu sein, wenn sie jemanden brauchte – was nicht oft der Fall war. Er kannte keine Frau, die so gut für sich selbst sorgen konnte, wie Jadzia Dax.

Sachte lehnte er seinen Kopf gegen ihren. Entgegen ihrer Chance rechtzeitig gefunden und gerettet zu werden, hoffte er still weiter. Irgendwie glaubte er nicht daran, dass es ihr Schicksal war hier gemeinsam, jämmerlich zu erfrieren. Vielleicht war er zu optimistisch, aber er war noch lange nicht an dem Punkt, an dem er bereit war aufzugeben. Nicht wegen sich selbst, sondern wegen Dax. Für sie blieb er stark. Für sie behielt er seinen Optimismus bei und seine Hoffnung.


Julian führte den Tricorder über Dax, die in seinen Armen schlief. Ihre Isoboraminwerte sanken stetig. Sie würden nicht mehr sehr lange hier durchhalten. Nein, korrigierte er seine Gedanken, sie würde nicht mehr sehr lange durchhalten.

Die Atemluft war ein zusätzliches Problem, das er ins Auge fassen musste. Sie wurde immer weniger. Er warf einen flüchtigen Blick auf das Chronometer des Tricorders. Seit etwas mehr als drei Stunden saßen sie bereits in dieser Kammer fest. Die Temperatur sank, ihre Luft ging aus und Dax Zustand wurde zusehends schlechter. Dennoch war Julian nicht bereit aufzugeben.

„Wenn wir hier rauskommen“, sagte er leise in Jadzias Haar, „werde ich mich erstmal beurlauben lassen.“

Sehr zu seiner Überraschung hob sie den Kopf an, um ihn ansehen zu können. Ihr Gesicht war blass, was die Flecken noch stärker hervorhob als sonst. Das Blau ihrer Augen schien ebenfalls verblasst, wirkte beinahe grau. „Wir sollten nach Risa gehen. Uns in die Sonne legen, Cocktails trinken und am Abend tanzen gehen.“ Sie zwang sich selbst zu einem Lächeln, das Julian erwiderte.

„Das klingt verlockend“, lächelte er. Sie hatte ja keine Ahnung, wie schön er die Vorstellung fand, tatsächlich in trauter Zweisamkeit mit ihr Urlaub auf Risa zu machen.

Jadzia legte ihren Kopf wieder auf seine Brust und er fuhr fort damit sanft ihren Arm zu reiben, um sie ein wenig warmzuhalten.

„Für wie lange reicht unsere Atemluft noch?“, wollte Jadzia, ganz die Wissenschaftlerin, nach einer kleinen Weile wissen.

Bashir blickte auf die Daten, die ihm der Tricorder anzeigte. „Eine Stunde, zwanzig Minuten und… fünf Sekunden.“

„Denkst du, dass sie uns rechtzeitig finden?“ Eine ungewohnte Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit.

„Unsere Chancen sind fünfzig zu fünfzig“, entgegnete er.

„Das ist nicht wahr, Julian. Hör’ auf mich zu schonen. Sag’ die Wahrheit.“

Er musste ein wenig lächeln. „Du hast recht. Ich hoffe einfach, dass sie uns finden.“

„Das hoffe ich auch“, erwiderte sie und er hörte deutlich, wie viel Kraft es sie kostete bei Bewusstsein zu bleiben. „Was, wenn sie nicht rechtzeitig kommen?“

„Dann geht ein alter Traum von mir in Erfüllung“, flüsterte Julian ihr liebevoll ins Haar.

„Und der wäre?“, fragte sie weiter, ohne den Kopf zu heben.

„In deinen Armen zu sterben.“

Jadzia stützte sich auf seiner Brust ab, um ihn erneut anzusehen. Er lächelte schüchtern, doch sie wusste, dass er seine Worte ernst gemeint hatte. „Es tut mir leid, Julian.“

Er war sich nicht sicher, worauf sie sich bezog und sah sie verwundert und fragend an.

„Dass ich die Gefühle, die du für mich hast, nicht erwidere. Ich wünschte, dass ich mehr empfinden würde.“ Sie legte ihm die linke Hand auf die Wange. Ihr war klar, dass er nur ihretwegen zurückgekommen war. Dass er ihretwegen hier mit ihr gefangen war. Eben weil er sie liebte.

Julian nahm die Kälte wahr. Trills hatten immer kühle Hände, aber Jadzias Hand war richtig eisig.

„Du bist ein so gut Mann und ein wunderbarer Freund“, fuhr sie fort.

„Es muss dir nicht leid tun, Jadzia. Man kann es sich eben nicht aussuchen, in wen man sich verliebt.“ Zärtlich küsste er sie auf die Stirn. „Du solltest sich ausruhen und deine Kräfte schonen.“

Jadzia legte ihren Kopf wieder zurück auf seine Brust. „Wir verbrauchen mehr Luft, wenn wir sprechen.“ Sie fühlte nur sein stummes Nicken. Langsam schloss sie die Augen. „Danke, dass du für mich da bist.“

„Jederzeit“, war seine kurze Antwort.

Julian lehnte seinen Kopf wieder gegen ihren und schloss ebenfalls die Augen. Er stellte sich vor, dass sie bald in Sicherheit sein würden und schlief, Jadzia fest in den Armen haltend, mit einem Lächeln auf den Lippen ein.


ENDE
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