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Loving her

von Emony

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Er stand vor Kathryns Quartier, unsicher was er hier eigentlich tat. Sie hatte ihn gebeten zu kommen. Ihm eine Nachricht auf sein Terminal im Büro geschickt, als er die Schichteinteilung für die kommende Woche erstellt hatte. Es ging immer von ihr aus. Sie spielten dieses bizarre Spiel nach ihren Regeln. Und manchmal war er sich nicht sicher, ob sie ihn ausnutzte, oder ob sie etwas empfand, wenn sie miteinander schliefen, so wie er. Er wusste es nicht, konnte sie dahingehend nicht einschätzen.

Nachdem sie die Nachricht von Mark erhalten hatte, dass er sich erneut verliebt hatte und vorhabe diese andere Frau zu heiraten, veränderte sie sich. Und er war sich nicht sicher, ob zum Guten oder zum Schlechten.

Sie führte das Schiff weiterhin mit der gleichen Professionalität wie immer, aber der Crew gegenüber, insbesondere ihm gegenüber, hatte sie ihr Verhalten geändert. Sie hatte ihn eines Nachts aus dem Schlaf gerissen, in dem sie unverhofft wie eine wahr gewordene Fantasie vor seiner Tür gestanden und um Einlass gebeten hatte. Und er wäre ein Idiot gewesen sie abzulehnen. Schon viel zu lange hatte er sich danach gesehnt, dass sie auf ihn zukam und sich ihm gegenüber öffnete.

Allerdings hatte sie sich anders als erwartet geöffnet. Er wusste nicht, ob sie etwas empfand, wenn sie sich liebten. Sicher, sie räkelte sich unter seinen zärtlichen Berührungen, stöhnte sinnlich, wenn er ihr einen Höhepunkt nach dem anderen verschaffte – aber sie erwiderte seine Küsse stets mit einer gewissen Zurückhaltung – so als wäre es… unangenehm, unangebracht, falsch.

Nur zögerlich betätigte er den Türmelder und fuhr sich gleich darauf mit derselben Hand durch das schwarze Haar und über das müde Gesicht. Was tat er hier? Er hätte gehen sollen, als er noch die Möglichkeit gehabt hatte. Er wusste, dass er ihr nicht widerstehen konnte, obgleich sie nicht gut für ihn war. Diese ganze – durfte er es überhaupt so nennen? – Beziehung war nicht gut. Nicht für ihn, nicht für Kathryn, für keinen.

„Ich dachte schon, du kommst gar nicht“, sagte sie als die Tür aufging und sie ihn in ihrem apricotfarbenen Nachthemd empfing, das leicht wie eine Feder auf ihrer Haut lag und sich ihren Formen anschmiegte.

Es war drei Uhr in der Nacht und er stand vor dem Quartier des Captains. Wusste, dass sie ihn gebeten hatte zu kommen, damit sie miteinander schlafen würden. So wie immer. So wie es sich in den vergangenen Wochen zur Routine entwickelt hatte. Und zum ersten Mal fühlte er sich unwohl bei dem Gedanken. Er fühlte sich benutzt, missbraucht.

Langsam betrat er ihr Quartier. Schritt für Schritt quälte er sich weiter, bis er das vertraute Zischen der Tür hörte, die sich hinter ihm schloss.

Sofort kam Kathryn auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. „Du hast mir gefehlt“, hauchte sie mit ihrer erotischsten Stimme.

„Wir haben praktisch den ganzen Tag auf der Brücke zusammen verbracht“, antwortete er etwas zynisch und wunderte sich darüber, dass er so mit ihr sprach. Dass er der Frau, der er so viel Respekt entgegen gebracht hatte, wie keiner anderen davor, mit einer solchen Leichtigkeit einen derartigen Satz als Antwort gab. Vor einigen Monaten hätte er dies für unmöglich gehalten. Aber das war damals, nun schien es angemessen.

„Was ist mit dir?“, fragte sie und wich einen Schritt zurück, musterte Chakotay eingehend. „Spielst du heute den Unnahbaren?“ Sie lächelte verführerisch und umrundete ihn einmal, ehe sie sich an ihn presste.

„Ich kann das nicht“, erwiderte Chakotay, schweren Herzens die Frau ablehnend, die er seit Jahren liebte und begehrte. Doch die Frau vor ihm hatte mit der Kathryn von damals, mit der er auf New Earth gewesen war, nichts mehr gemeinsam.

Belustigt blickte sie ihm in die dunklen Augen. „Du weißt ebenso gut wie ich, dass das nicht wahr ist. Du kannst mir nicht widerstehen.“ Sie küsste sein Kinn, legte einen Zeigefinger auf seine vollen Lippen. „Du brauchst mich, wie ich dich brauche.“

„Nicht so. Nicht mehr“, kam es Kopf schüttelnd von ihm und es fiel ihm schwer ihr in die blauen Augen zu sehen. Er wich von ihr zurück. Brachte kalten, harten Abstand zwischen ihre Körper, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Sie stemmte die schlanken Hände in die Hüften, ihm einen enttäuschten und vorwurfsvollen Blick entgegen zu schleudern. Sie verstand die Welt nicht mehr. „Vor zwei Tagen hast du mich mit einer Leidenschaft genommen, wie nie zuvor und heute lehnst du mich ab? Woher der Sinneswandel?“

„Vielleicht bin ich zur Vernunft gekommen“, flüsterte er kaum hörbar, den Blick auf den Boden gerichtet, weil er es nicht länger ertrug sie anzusehen.

Einige Zeit verging, in der sie sich anschwiegen. Sekunden, Minuten – er konnte es nicht sagen.

„Warum?“, fragte sie schließlich mit erstickter Stimme.

Er hob den Blick und sah in ihre Augen. Etwas hatte sich darin verändert und es brauchte einige Zeit, bis er im Halbdunkel des Quartiers erkannte, dass sich in ihren Augen Tränen angesammelt hatten.

„Weil ich dich liebe.“

„Weil du mich liebst? Wie kannst du mich lieben und gleichzeitig derartig zurückweisen?“

„Du hast mich zuerst zurück gewiesen. Und du hast mich selbst wenn wir Sex hatten auf Abstand gehalten. Nicht auf deinen Körper bezogen, den hast du mir geschenkt, aber nicht deine Seele, nicht dein Herz“, sagte er leise und berührte mit Zeige- und Mittelfinger die Stelle auf ihrem Nachthemd unter der ihr Herz schlug. „Und letztlich wollte ich niemals etwas anderes, als einen Platz in deinem Herzen haben.“

„Dort hast du einen Platz, Chakotay.“

„Nicht so, wie ich mir das wünsche. Du würdest dich niemals so auf mich einlassen, wie ich es mir wünsche, wie ich – wie wir – es verdient hätten. Wäre dies nämlich der Fall, dann müsste ich mich nicht schon seit über drei Monaten nachts in dein Quartier schleichen, um mit dir zusammen zu sein. Du würdest keinen Hehl aus dem machen, was sich zwischen uns entwickelt hat und ganz bestimmt würdest du – mich zurückküssen. Mir zeigen, dass du ebenso empfindest, wie ich. Du kannst es nicht, weil du nicht dasselbe fühlst, Kathryn.“ Er machte eine kleine Pause, lies die Worte auf sie wirken. „Empfändest du auch nur den Hauch dessen für mich, was ich für dich empfinde – stünden wir nicht hier, diese Konversation führend.“

Ihre Blicke hielten aneinander fest, bis Kathryn schließlich die Lider senkte und tief durchatmete.

„Du möchtest mich lieben, aber du tust es nicht. Du wünschst dir, dass du meine Gefühle erwiderst, aber diese lassen sich nicht erzwingen.“ Wieder machte Chakotay eine kleine Pause, ehe er fortfuhr: „Ihr bin dir nicht böse. Dafür liebe ich dich zu sehr. Aber ich kann so auch nicht weitermachen. Lieber bin ich nur dein Freund, als das was ich jetzt bin, denn dann weiß ich wenigstens, dass alles zwischen uns echt und nicht gespielt ist.“

Wie von selbst trugen ihn seine Beine wieder zur Tür, vorbei an Kathryn, die wie gelähmt dastand und nicht wusste, was sie erwidern sollte. Und erst als er ihr Quartier verließ und das abbrach, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, wusste sie, was sie verloren hatte - jedoch zu spät.

Chakotay drehte sich zur geschlossenen Tür um und starrte auf das kühle Metall. Nahm stillen Abschied von der Möglichkeit, die ihnen beiden nicht vergönnt gewesen war. Nicht in diesem Leben zumindest. Und auch wenn ihn der Schmerz dieser Trennung beinahe umbrachte, so wusste er doch, dass es das Beste für sie gewesen war und für ihre Freundschaft, welche er versuchen wollte zu retten, bevor es dafür endgültig zu spät war.

Sie zu lieben hatte sich letztlich als schmerzvoller herausgestellt, als er es sich je vorgestellt hatte.

ENDE
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