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Es weihnachtet sehr

von Emony

Kapitel 1

Kira Nerys musste sich ein herzhaftes Gähnen verkneifen, als sie die Leiter hochstieg, darauf konzentriert die Balance zu halten, damit sie nicht stürzte. Unter ihr stand Jadzia Dax und hielt die Leiter fest. Als sie gerade noch in Reichweite der Trill war, reichte diese der Bajoranerin den großen goldfarbenen Stern. Nerys setzte ihn an die Spitze des Nadelbaums und kletterte die Leiter wieder herunter. Unten angekommen stellte sie sich neben Jadzia, die mit leuchtenden Augen zu ihrem Werk aufsah und sich anschließend auch im Quarks umschaute.

„Wir haben uns selbst übertroffen!“ Mit diesen Worten legte Jadzia Nerys einen Arm um die Schulter. „Oder was meinen Sie?“

„Ich hoffe, dass es dem Captain, dem Chief und dem Doktor gefallen wird. Wenn nicht, dann haben wir uns eine ganze Menge Arbeit umsonst gemacht.“

Nerys war wie üblich etwas zynisch, dafür war Jadzia fest davon überzeugt, dass sich die Mühe lohnen würde.

„Auf jeden Fall wird uns Quark die Hölle heiß machen“, fügte Nerys nach einiger Zeit hinzu. Sie wusste, dass der Ferengi aus der Haut fahren würde, wenn er am nächsten Tag sein Etablissement öffnen und es derart dekoriert vorfinden würde.

„Quark lassen Sie mal meine Sorge sein, Nerys. Er schuldet mir noch was, da ich ihn neulich dabei erwischte, wie das Tongospiel versucht hat zu seinen Gunsten zu manipulieren.“ Ein freches Grinsen zeigte sich auf Jadzias Gesicht und sie zwinkerte der Bajoranerin zu.

„Und was sagen wir den anderen? Odo wird auch nicht gefallen, was wir aus ‚seinem’ Promenadendeck gemacht haben.“ Kira Nerys verschränkte die Arme vor der Brust, nach wie vor skeptisch auf den Tannenbaum blickend.

„Tja, um Odo kümmern besser Sie sich.“ Ein geheimnisvoller Blick blitzte in den Augen der Trill auf.

„Warum ausgerechnet ich?“, wollte Nerys erstaunt wissen.

„Weil niemand unseren Sicherheitschef so beschwichtigen kann wie Sie. Ihr Einfluss auf ihn kann Ihnen doch unmöglich entgangen sein.“

Kira zog die Stirn kraus. „Jetzt wo Sie es sagen …“

„Jetzt aber nichts wie ins Bett. In drei Stunden fängt unser Dienst an“, sagte Jadzia und zog Nerys sachte am Arm hinter sich her, raus aus dem Quarks, Richtung Turbolift.

***

„Was beim großen Nagus …“ Quark stand der Mund offen, als er sein Etablissement betrat. Die Dekoration auf der Promenade hatte er mit einem lächelnden Kopfschütteln wahrgenommen, aber dass jemand in seine Bar eingebrochen war und diese ebenfalls mit diesen scheußlichen bunten Lichterketten, dem stachelnden Grünzeug, Kerzen und hässlichen bunten Glaskugeln dekoriert hatte, ging entschieden zu weit. Und als er dann auch noch den Baum entdeckte, der über und über mit Dekorationsmaterial versehen war und glitzerte, fiel er beinahe in Ohnmacht.

„Das sieht aber hübsch aus“, erklang eine ihm wohl vertraute, viel zu langsam sprechende Stimme, die zu einem Idioten gehörte, den er jetzt absolut nicht um sich gebrauchen konnte.

„Rom, was hast du mit meiner Bar gemacht!?“, fauchte Quark prompt seinen jüngeren Bruder an.

Dieser schüttelte langsam den Kopf. „Ich war das nicht.“

„Dann vielleicht dein nichtsnutziger Sohn!“ Quark schrie schon fast hysterisch. „Das wird mir sämtliche Kunden vertreiben!“

„Ich finde es nett“, wiederholte Rom seine Meinung zu der ganzen Sache und sah Quark nach, der fluchend die Bar verließ und in Richtung Odos Büro davon stob.

***

Odo hob nur die Hand an, als Quark ohne Erlaubnis einfach sein Büro betrat, doch davon ließ sich der Ferengi in seiner Wut nicht bremsen. Und auch nicht von der Tatsache, dass sich der Constable augenscheinlich mit Major Kira unterhielt.

„Ich muss formelle Beschwerde einreichen. Jemand ist in …“, platzte Quark heraus, um seinem Zorn endlich Luft zu machen.

Kira drehte sich zu ihm um und unterbrach den Ferengi-Bartender in seinem Redeschwall. „Das waren Jadzia und ich“, gestand sie direkt.

Quark blinzelte überrascht. „Aber WARUM?!“

„Heute ist Weihnachten. Und wir wollten den Menschen, die auf der Station leben, insbesondere unseren Freunden, eine kleine Freude bereiten.“

„Das ist ja unerhört!“ Quark machte keinen Hehl daraus, dass das für ihn noch längst keine Entschuldigung war, in seine Bar einzubrechen und überall diesen Firlefanz aufzuhängen.

„Ach hier sind Sie, Quark“, mischte sich plötzlich Jadzia ein, die gerade über das Promenadendeck gegangen war und das Trio belauscht hatte. „Ich komme gerade vom Replimat. Und die Leute dort waren allesamt sehr angetan von unserer Überraschung. Ich habe sie heute Abend zu einer Party im Quarks eingeladen und ihnen gesagt, dass Sie, mein lieber Quark, jedem ein Glas Eierpunsch ausgeben, sie danach aber selbst für ihren Verzehr aufkommen müssten.“

„Ich gebe NIEMANDEM etwas aus!“, schrie Quark außer sich. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht, Jadzia?“

„Nur die Ruhe, Quark.“ Sie legte dem Ferengi beide Hände auf die Schultern. „Das wird Ihren Umsatz heute verdreifachen, das garantiere ich Ihnen.“

Sofort wich Zorn der Neugierde. „Ich bin ganz Ohr“, sagte Quark.

Jadzia führte ihn aus dem Büro des Constables und zurück zu seiner Bar. Nerys und Odo blickten sich nur erleichtert an. Schließlich lächelte Nerys, denn Jadzia hatte Recht behalten. Odo hatte sich schnell besänftigen lassen und da sich Jadzia in diesem Moment um Quark kümmerte, brauchte sie sich um ihn keine Sorgen mehr zu machen. Blieb nur noch abzuwarten, was der Captain und die anderen zu der Überraschung sagen würden.

***

„Alter Mann, das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe. Seit drei Jahren bin ich immer mit Jake zu meinem Vater geflogen, aber dieses Jahr war es mir nicht möglich.“

„Ich weiß, Benjamin.“ Sie lächelte wissend und beobachtete, wie Captain Sisko sich begeistert auf der Station umsah, während er sich von ihr ins Quarks führen ließ.

„Und das haben Sie in nur einer Nacht fertig gebracht?“ Er konnte es kaum fassen. Das gesamte Promenadendeck war weihnachtlich geschmückt. Überall standen Weihnachtsmänner, Schneemänner, Schlitten und dergleichen herum. Lichterketten waren um Geländer gewickelt und es roch sogar wunderbar weihnachtlich nach Orangen und Zimt.

„Wie habt ihr das mit dem Duft gemacht?“, wollte er schließlich wissen.

„Ich habe das Umweltsystem ein wenig umprogrammiert, so dass es mit der recycelten Luft auch den Duft der ätherischen Öle verteilt.“

„Wenn das O’Brien rausfindet …“

„Ich denke, dass es ihm längst aufgefallen ist. Außerdem habe ich ihm eine kleine Nachricht hinterlassen, dass er es bitte für einen Tag belassen und mir nicht böse sein soll.“ Die Trill strahlte tiefe Zufriedenheit aus. Diesmal hatten sie und Kira sich wirklich selbst übertroffen.

Als sie im Quarks ankamen, herrschte dort bereits beste Stimmung. Quark hatte sich, nach einiger Überredungskunst von seitens Jadzia, die ihn nebenbei an das Tongospiel erinnert hatte, sogar dazu herabgelassen, irdische Weihnachtsmusik zu spielen.

Kira Nerys saß mit Odo und Julian Bashir an einem Tisch, während O’Brien mit seiner Frau Keiko und ihrer gemeinsamen Tochter Molly vor dem Weihnachtsbaum saß und Geschenke verteilte.

Jadzia hakte sich bei Benjamin ein und führte ihn zu ihren gemeinsamen Freunden, die sie bereits zu sich gewinkt hatten. Es war ihr erstes Weihnachtsfest, das sie alle gemeinsam an Bord der Station verbrachten und Jadzia war mehr als froh zu sehen, dass alle ihren Spaß hatten und sich wohlfühlten. Selbst Nerys und Odo schienen sich endlich zu entspannen und auch zu amüsieren, obwohl sie das Fest im Grunde ja nicht kannten. Lediglich Worf hatte sich nicht überreden lassen, diesen Abend auf DS9 zu verbringen. Der mürrische Klingone hatte angeblich anderweitige Verpflichtungen, die er nicht hatte verschieben können.

Die Trill versuchte sich nichts daraus zu machen, obwohl sie Worf vermisste. Sie hätte gerne versucht ihn zum singen zu überreden, da er eine wundervolle Stimme besaß. Allerdings versuchte sie sich davon nicht die Stimmung trüben zu lassen und stimmte schließlich in das Lied mit ein, das aus den Lautsprechern im Quarks hallte. Und nach nur wenigen Augenblicken fand sie sich umgeben von ihren Freunden und anderen, meist fremden Leuten, die allesamt in das Weihnachtslied ‚We wish you a merry christmas’ mit einfielen.

Lediglich Quark, der an der Bar stand und Gläser polierte, ließ sich nicht dafür begeistern.

„Fröhliche Weihnachten“, sagte Jadzia schließlich zu Benjamin.

„Ihnen auch fröhliche Weihnachten, alter Mann.“ Mit diesen Worten lehnte sich Sisko zu seinem Wissenschaftsoffizier und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er war keine Übertreibung gewesen als er ihr gesagt hatte, dass er nie ein schöneres Geschenk bekommen habe.


~ fin
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