TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Auf der Jagd

von Emony

1/1

Worf schob Zweige eines dicht beblätterten Buschwerks beiseite und hielt sie so lange fest, bis auch Jadzia daran vorbei geschlüpft war.

„Macht es dir Spaß?“, fragte er vorsichtig, sich dessen nicht sicher, dass Jadzia der Urlaub gefiel.

Nachdem er sich im vergangenen Jahr hatte überreden lassen nach Risa zu fliegen, um dort Urlaub zu machen, war es nur gerecht, dass er ihren zweiten Urlaub hatte aussuchen dürfen. Und obgleich Jadzia zu Beginn nicht allzu angetan wirkte, schien sie inzwischen wenigstens ein bisschen Freude an der Jagd zu finden.

„Es ist nicht unbedingt das, was ich unter einem Urlaub verstehe“, sagte sie ehrlich, „aber es hätte auch schlimmer kommen können. Immerhin haben wir schönes Wetter und ich wollte schon immer im Dschungel jagen gehen.“

„Das wolltest du nicht“, widersprach Worf ihr sofort. Er war jedoch dankbar für ihre kleine Lüge, an die sie wohl selbst mehr glauben wollte als er.

„Aber du wolltest es. Und ich freue mich einfach, dass wir ein wenig Zeit für uns haben.“ Es könnte das letzte Mal sein, dass sie auf diese Weise Zeit miteinander verbringen würden. Zurzeit herrschte eine Art Waffenstillstand zwischen dem Dominion und der Förderation. Beide Parteien leckten sich die Wunden und schmiedeten neue Angriffspläne. Es war sozusagen die Ruhe vor dem Sturm.

„Darüber freue ich mich auch“, erwiderte Worf ehrlich und schloss seine Frau in die starken Arme. Er sah ihr lange in die klaren blauen Augen und küsste sie schließlich leidenschaftlich.

Jadzia erwiderte den Kuss nur allzu gern. Schließlich war ein Jagdurlaub nicht sonderlich romantisch. Aber es entsprach Worfs Vorstellung von Erholung und sie wollte ihm diese Zeit gönnen. Der Krieg hatte sie sehr mitgenommen und auch verändert und hier, wo der Krieg in weiter Ferne schien, konnten sie beide einfach sie selbst sein.

Ein Rascheln, nicht weit von ihnen entfernt, erwecke sofort die Aufmerksamkeit des Klingonen. Mit einem kleinen Bedauern im Gesicht löste er sich von Jadzia, zückte seinen Tricorder und nickte zufrieden. „Er ist keine fünfzehn Meter von uns entfernt.“

Mit diesen Worten setzte Worf seine Jagd nach dem Tier fort und Jadzia folgte ihm dichtauf.

„Wirst du ihn töten, wenn du ihn gefunden hast?“, fragte die Trill leise, um das Tier nicht auf sie aufmerksam zu machen.

„Das ist der Sinn einer Jagd, meinst du nicht?“ Worf steckte den Tricorder wieder ein und zog stattdessen sein Bat’leth.

Jadzia fühlte sich unwohl bei dem Gedanken ein Tier des Spaßes wegen zu töten. Ein Tier, das ihnen nichts getan hatte. Worf jedoch schien seine morbide Freude bei dem Gedanken zu haben.

„Da ist er“, flüsterte Worf so leise, dass selbst die Trill Schwierigkeiten hatte ihn zu verstehen.

Sie schob einen Zweig beiseite und ging langsam in die Knie. Worf war unmittelbar neben ihr. Sie fühlte wie Adrenalin durch ihre Adern schoss und wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Das Tier vor ihnen war keine fünf Meter entfernt. Die Trill fragte sich, ob es sie nicht witterte. Soweit sie wusste hatten Tiger einen ausgeprägten Geruchssinn.

„Er ist wunderschön“, meinte Worf voller Erfurcht, noch immer flüsternd. *Sein Fell wird sich hervorragend an der Wand in meinem Quartier machen.*

Der Tiger hatte ein wunderschönes weißes Fell, dessen schwarze Streifen in der Sonne, die durch das Blätterdach des Dschungels fiel, glänzten. Im Maul trug er eine blutende, noch zappelnde Beute. Ein kleines Tier, das Jadzia nicht erkannte.

Worf richtete sich geräuschlos auf und sah auf seine Frau hinab, die wiederum unsicher zu ihm aufblickte. Mit dem Kopf nickte er in Richtung des wilden Tiers und hob das Bat’leth ein wenig an, um ihr zu signalisieren, dass sie nun angreifen würden.

Gerade als Worf aus dem Buschwerk springen und angreifen wollte, sah Jadzia wie der Tiger die eigene Beute vor drei Jungtiere warf. Instinktiv griff sie nach dem Arm ihres Mannes und hielt ihn zurück.

Worf warf ihr einen verständnislosen Blick zu und Jadzia nickte in Richtung der Jungtiere, die zögernd unter dem Schutz eines Blätterdaches hervorkamen.

„Er ist eine sie. Und sie ist Mutter“, sagte Jadzia leise.

„Und?“ Worf sah abwechselnd von den Tieren zu seiner Frau.

„Töte sie nicht. Ihre Jungen würden jämmerlich eingehen.“

„So ist das in der Natur. Nur der Stärkste überlebt.“ Worf war nicht willens sich von seinem Vorhaben abbringen zu lassen.

„NEIN!“, schrie Jadzia so laut, dass das Muttertier augenblicklich auf sie aufmerksam wurde und die Zähne fletschte, während es bedrohlich fauchte, um seinen Nachwuchs zu verteidigen.

Worf trat aus seinem Versteck und auf das Tier zu, das Bat’leth zur Abwehr bereithaltend. Er drehte die Waffe angeberisch in seinen Händen, als hätte er einen anderen Klingonen vor sich, dem er würde imponieren wollen.

Jadzia sah sich das Szenario noch einen Augenblick an, ehe sie eine Entscheidung fällte, die einen weiteren Streit mit Worf vom Zaun brechen würde. Sie war jedoch bereit diesen Streit auszufechten, um das Leben des Tigerweibchens und seiner Jungen zu verschonen.

Die Trill klopfte auf den Insignienkommunikator auf ihrer Uniform. „Rubicon, zwei zum beamen.“

Sie sah noch wie Worf sie fassungslos ansah, dann fühlte sie das Prickeln, als sich ihre Körper auflösten und sie an Bord des Shuttles gebeamt wurden.

Das Tigerweibchen sah noch einen Augenblick auf die Stelle, wo die beiden Eindringlinge gestanden hatten. Sie begriff nicht, wohin sie plötzlich verschwunden waren, aber sie zog die Krallen wieder ein und hörte auf zu fauchen. Dann wandte sie sich ihrem Nachwuchs zu, der sich bereits über die angeschleppte Beute hermachte.

ENDE
Rezensionen